Was ist eigentlich links(radikal)

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    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 27.02.2007, 21:36

    Was ist eigentlich links(radikal)
    Fangen wir doch mal ne Diskussion über dieses Thema an: Worin äussert sich eine linke Einstellung, Theorie & Praxis? Wo fängt Linksradikalismus an? Was sind die geschichtlichen Entstehungen, Erfahrungen und heutige Perspektiven? Alles Fragen, auf die es natürlich viele Antworten geben kann...schaun wir mal, was da so kommt....



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    Anonymous - 02.03.2007, 11:32


    gute frage... fang du lieber mal an. ich schreib was wenn ich mehr zeit und nerven dazu habe. :)



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    torax - 02.03.2007, 11:52


    Also vorerst: Das ich eine linke/linksradikale Einstellung habe ist für mich als Arbeiter eigentlich logisch, selbstverständlich bzw. "natürlich". Ein andere Einstellung zu haben fände ich schlicht skurril oder masochistisch. Ebenso dubios fände ich es wenn ein Großkapitalist für die sozialistische Weltrevolution eintritt.

    Jedenfalls bedeuted linksradikal für mich: Gegen Sexismus, Kapitalismus, Antisemitismus, Homophobie, Rassismus usw. zu sein. Sich zu überlegen wie mensch sich vor und nach dem Kapitalismus organisiert.
    Wichtig ist es im Auge zu behalten, daß die bürgerlich-demokratische Marktwirtschaft nicht das Schlimmste ist, was es auf der Welt gibt, und deswegen auch entschieden gegen Faschismus, religiösen Fundamentalismus, etc aufzutreten. Schlimmer gehts immer.

    Ich bin auch der Meinung das die Menscheit noch nicht reif für die anarchistische Weltrevolution ist, deswegen ist es auch nicht mein primäres Betätigungsfeld die ständig zu propagieren, vielmehr beschäftige ich mich in erster Linie mit entwicklungspolitischen Dingen, etwa bin ich bei WADI aktiv (www.wadinet.at)



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 04.03.2007, 15:55


    torax hat folgendes geschrieben:
    Wichtig ist es im Auge zu behalten, daß die bürgerlich-demokratische Marktwirtschaft nicht das Schlimmste ist, was es auf der Welt gibt, und deswegen auch entschieden gegen Faschismus, religiösen Fundamentalismus, etc aufzutreten. Schlimmer gehts immer.

    Ich bin auch der Meinung das die Menscheit noch nicht reif für die anarchistische Weltrevolution ist, deswegen ist es auch nicht mein primäres Betätigungsfeld die ständig zu propagieren, vielmehr beschäftige ich mich in erster Linie mit entwicklungspolitischen Dingen, etwa bin ich bei WADI aktiv (www.wadinet.at)

    Dass Linke gegen Faschismus und Religion in jeglicher Form sind, ist für mich ziemlich klar. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass die parlamentarisch-bürgerliche Marktwirtschaft halt kein universales Modell ist, sondern stark abhängig vom Klassenkompromiss, und der ist halt nicht global durchsetzbar. In der Peripherie, der sog. "3.Welt" lässt sich sowas kaum installieren bzw. ist dort die eigentliche Funktion der "Demokratie" klarer erkennbar, also der Ausschluss der breiten Masse von den Entscheidungen. Daran sind bisher auch alle entwicklungspolitischen Projekte gescheitert. Und die historische Rolle des Faschismus war die Zerschlagung oder Integration der ArbeiterInnenbewegung und die Aufrechterhaltung des Kapitalismus, kann also nicht der "Demokratie" einfach so gegenübergestellt werden.

    Dass die Menschheit nicht "reif" ist für eine soziale Revolution, halte ich für Blödsinn. Da müsstes du erstmal erklären, was "Reife" für dich ausmacht und wie du dorthin gelangen möchtest. Fakt ist, dass das Bewusstsein der breiten Masse immer wieder mal revolutionärer, mal konservativer war, abhängig von der gesamtgesellschaftlichen Situation; also gabs und gibts immer wieder unruhige Situationen, in denen sich sehr schnell revolutionäres Bewusstsein entwickelt.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    torax - 05.03.2007, 12:53


    Tja, "reif für die Revolution" is tatsächlich mißverständlich. Ich trau den Menschen schon jetzt auch zu, sich zusammenzurotten und Regierungen zu stürzen - das ist meines Erachtens wahrscheinlich auch der leichteste Teil einer jeden Revolution. Aber beim "danach" krieg ich Bauchweh - eine Revolution zu verteidigen ohne so zu werden wie die, die mensch eigentlich bekämpft hat, ist eben noch niemanden gelungen. (drum samma jo Anarchisten, oda?)

    Und zur Demokratie: Interessanter als die Kreuzlmacherei finde ich an einer Demokratie die Presse- Meinungs- und Versammlungsfreiheit, den Rechtsstaat usw. Das kann natürlich auch in armen Ländern funktionieren und gibts auch tatsächlich z. B. in Indien, einigen afrikanischen und asiatischen sowie fast allen südamerikanischen Ländern, natürlich nicht überall uneingeschränkt und ohne Schwierigkeiten. Tatsächlich hat sich die Anzahl bürgerlich-demokratisch regierter Länder sehr stark gesteigert in den letzten Jahren, auch unter Berücksichtigung das sich die Anzahl an Staaten überhaupt stark gesteigert hat (was ich andrerseits für eins der großen Übel unserer Zeit halte, daß jeder Depp schon seinen eigenen Staat haben will).



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 06.03.2007, 21:49


    Hm, das mit der "Reife" überzeugt mich gar ned; das hört sich für mich nach so einem Fortschrittsdenken an, wie es bei vielen Ideologien der Fall ist, die die Revolution auf später verschieben wollen bzw. gar nicht wollen (mir ist dabei klar, dass "die Revo" sowieso grad nicht auf der Tagesordnung steht :D )
    Gedanken entwickeln sich halt nicht einfach im luftleeren Raum, sondern stehen in Beziehung mit gesellschaftlichen Ereignissen und Möglichkeiten - also meist mit Krisen im Bestehenden....sonst ließe sich ja auch nicht erklären, warum nach dem 1. Weltkrieg die Chancen und Bedingungen für radikale Umwälzung bei weitem grösser waren (und auch das Bewusstsein der Leute) als sie heut grad sind (und kommt mir jetzt bitte nicht mit dem Schlagwort "Verelendungstheorie");
    Dass dabei noch keine Umwälzung langfristig erfolgreich war, wissen wir wohl alle, sonst würds ja keinen Sinn machen, AktivistIn zu sein; das liegt meiner Meinung aber nicht am Bewusstsein, sondern an der Stärke der Reaktion und allgemein der Fähigkeit des Kapitalismus, antagonistische Strömungen auf die eine oder andere Art (Integration oder Repression) zu neutralisieren...

    Ok, und jetzt zur Demokratie: Klar werden uns mehr Rechte gewährt als in einer Monarchie oder in einem faschistischen Staat, aber jedes gegebene Recht geht einher mit der Einschränkung genau jenes Rechts, um weiterhin den Ausschluss der breiten Masse von den (grundlegenden) Entscheidungen zu sichern...da brauchst nur mal die amerikanischen Verfassungsgeber ansehen, deren grösste Sorge war, dass die breiten Massen über das Wahlrecht die Stabilität des Systems stören könnten (das haben Madison und Co auch ganz klar so gesagt), also werden immer Mechanismen existieren, die unsere Handlungsmöglichkeiten je nach Grad der Auseinandersetzungen einschränken oder eliminieren wollen...
    Und das liegt eben nicht am Unterschied von Verfassungsnorm und -form (also halt ichs auch für sinnlos, "wahrhafte" politische Demokratie zu fordern, die ist so wahrhaft, wie sie jetzt ist).
    Und deine Beispiele kann ich hier gut hernehmen: Meinungsfreiheit...kein Problem, alle können sagen, was sie denken - solange niemand (oder besser: nicht zu viele) vom Wort zur Tat schreitet...
    Versammlungs- und Organisationsfreiheit...auch hier gilt, solange es sich nicht zu störend auswirkt, gibts kein Problem
    Pressefreiheit...ach komm, die Rolle von Massenmedien zur Aufrechterhaltung des Bestehenden und zur Manipulation der Bevölkerung sind ziemlich augenscheinlich, abgesehen davon, dass sie in den Händen weniger sind, und der Dichand oder die MediaPrint AG sind glaub ich nicht an sozialer Revolution interessiert...natürlich kann jede/r auch ein eigenes Fanzine machen, nur fehlen uns halt die Mittel, damit wir wirklich Leute damit erreichen könnten (was ned heisst, dass es nicht trotzdem Sinn macht)...und bei Fernsehen und Radio will ich gar ned weitermachen...

    Insgesamt hängts eben immer mit der Schärfe des Klassenkampfs zusammen, inwieweit wir unsere Rechte ausüben können, in ruhigen Zeiten haben die Herrschenden nicht viel zu befürchten, deshalb können sie die Leine ruhig ein bisschen lockerer lassen, aber auch in Demokratien werden Menschen erschossen, gefoltert, eingesperrt, etc. wenns brenzlig wird (bzw. ists bei ImmigrantInnen sowieso übliche Praxis)
    So, ich muss jetzt zum Fussball :lol:



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    torax - 07.03.2007, 21:09


    Ja, das ist ja nix neues: Für die meisten west/mitteleuropäischen Lineksradikalen sind die "bürgerlichen Freiheiten" etwas Lächerliches, ja Unnötiges. Ich hab ziemlich viel mit Menschen aus den arabischen bzw. (post-)"realsozialistischen" Diktaturen zu tun, die haben da etwas andere Ansichten. Aber was solls, manche Dinge schätzt mensch wohl erst wenn er sie nicht mehr hat. Und das der Staat jederzeit die Möglichkeit hätte, dieses und jenes an Freiheiten zurückzunehmen oder abzuschaffen oder Leute zu foltern oder einen Massenmord zu veranstalten ist eh klar - aber es besteht eben ein gewisser Unterschied ob etwas getan werden könnte oder etwas wirklich getan wird.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 08.03.2007, 10:40


    Ja, ich bin halt ein west-/mitteleuropäischer Linksradikaler, und sehe es daher nicht als eine Aufgabe der Linken hier, die bürgerlichen Freiheiten zu verteidigen oder zu erweitern; vielmehr sollte mensch sich über deren eigentliche Funktion klar werden...dass sie hingegen "unnötig" sind, legst du mir in den Mund, ich hab mich glaub ich halbwegs klar zu deren Funktion ausgedrückt...
    Und dass ich sie mal schätze, wenn sie nicht mehr bestehen, ist halt ne ziemlich komische Aussage; wie stellst du dir das denn vor, rutschen wir über Nacht in den Faschismus?
    Im Übrigen hab ich auch Kontakt mit Linksradikalen aus den ex-staatskapitalistischen Ländern, und die sehen es auch nicht als ihre Aufgabe, einen bürgerlich-demokratischen Staat zu verteidigen, eben weil sie Linksradikale sind...



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    torax - 08.03.2007, 11:24


    macho iberico hat folgendes geschrieben: Ja, ich bin halt ein west-/mitteleuropäischer Linksradikaler, und sehe es daher nicht als eine Aufgabe der Linken hier, die bürgerlichen Freiheiten zu verteidigen oder zu erweitern; vielmehr sollte mensch sich über deren eigentliche Funktion klar werden...dass sie hingegen "unnötig" sind, legst du mir in den Mund, ich hab mich glaub ich halbwegs klar zu deren Funktion ausgedrückt...
    Und dass ich sie mal schätze, wenn sie nicht mehr bestehen, ist halt ne ziemlich komische Aussage; wie stellst du dir das denn vor, rutschen wir über Nacht in den Faschismus?
    Im Übrigen hab ich auch Kontakt mit Linksradikalen aus den ex-staatskapitalistischen Ländern, und die sehen es auch nicht als ihre Aufgabe, einen bürgerlich-demokratischen Staat zu verteidigen, eben weil sie Linksradikale sind...

    Öh, liest du eigentlich die postings bevor du drauf antwortest? :evil3:
    Dich persönlich habe ich nämlich überhaupt nirgends erwähnt. Und selbstverständlich würde ich als Linksradikaler bürgerlich-demokratische Freiheiten verteidigen, wenn sie hierzulande in Gefahr sind, bzw. versuche ich mich für deren Einführung in andren Ländern einzusetzen.
    Im Übrigen haben sich osteuropäische Linsradikale in Zeiten der Diktatur durchaus, um nicht zu sagen in erster Linie für bürgerliche Freiheiten engagiert, wobei die heutige Generation (also die unter 30jährigen) sie wohl schon wieder gewöhnt ist und nun auch nicht mehr schätzt - bzw. jetzt überhaupt erst die Möglichkeit hat sich für weiter gehende Ziele einzusetzen.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 08.03.2007, 15:37


    Ehm, ja ich les schon die Postings, bevor ich sie beantworte...dass ich ein west-mitteleuropäischer Linksradikaler bin, war nicht sarkastisch gemeint, sondern ist einfach so :D
    Bei den "unnötigen Freiheiten" hab ich mich halt angesprochen gefühlt...

    Und ja, ich WÜRDE auch die bürgerlichen Freiheiten verteidigen, wenn sie in Gefahr wären und sich nichts besseres aus der Situation machen ließe...aber ich sehe es eben nicht als eigentliche Aufgabe und glaube, dass Linksradikale wichtigere Dinge zu machen hätten - hier und anderswo...



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 08.03.2007, 22:11


    Ok, um wieder zum Linksradikalismus zurückzukommen, fang ich mal mit einem kurzen geschichtlichen Abriss an und welche Strömungen so zu Beginn darunter fielen:

    Linksradikalismus ist meiner Meinung nach eine Strömung innerhalb der ArbeiterInnenbewegung, wo natürlich der Anarchismus den Beginn markiert, allerdings erst mit dem Kollektivismus Bakunins und (mehr noch) dem Anarcho-Kommunismus Kropotkins; Proudhon fällt für mich nicht darunter, da er wohl den Staat abschaffen wollte, allerdings den sich entwickelnden Kapitalismus zu wenig durchschaute, sein Konzept von zinnslosem Kredit und "Volksbanken" war eben nicht radikal im eigentlichen Sinne...
    Auch der sich entwickelnde Anarchosyndikalismus fällt klarerweise darunter, wobei für dieser für mich keine eigene Ideengeschichte hat, sondern v.a. die Praxis des Anarchokommunismus darstellt...
    Später kommen dann auch die holländischen und deutschen RätekommunistInnen dazu, auf die sich das Pamphlet Lenins "Der Linksradikalismus - Die Kinderkrankheit im Kommunismus" bezieht. Nebenbei bemerkt hatte Lenin anfangs gute Beziehungen zu den RätekommunistInnen, seine kleine Polemik schrieb er erst, nachdem sie ihn kritisierten (verletzter Stolz oder so? :lol: )

    Gemein ist allen diesen Konzepten der Angriff auf Kapital UND Staat, somit die völlige Umwälzung der bürgerlichen Gesellschaft und der Neuaufbau nach basisdemokratischen Prinzipien, die sich bereits in der Organisation vor der Revolution ausdrücken (ArbeiterInnenräte, Entscheidungen von unten nach oben, Ablehnung von Representation, Ablehnung der bürgerlichen Demokratie und der Beteiligung an ihr...)
    Rassismus und Sexismus sind etwas komplexere Themen, sie wurden zwar theoretisch als Spaltungsmittel der herrschenden Klasse aufgefasst, allerdings waren halt doch noch viele Rollenbilder in den Köpfen vieler Genossen (und auch Genossinnen), ist halt auch im Zusammenhang mit der Zeit und den darin enthaltenen Ideen zu sehen...viel Stoff für Diskussion...
    So, das mal zur Entstehung bis zum 2.WK...



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 08.03.2007, 22:13


    Ok, um wieder zum Linksradikalismus zurückzukommen, fang ich mal mit einem kurzen geschichtlichen Abriss an und welche Strömungen so zu Beginn darunter fielen:

    Linksradikalismus ist meiner Meinung nach eine Strömung innerhalb der ArbeiterInnenbewegung, wo natürlich der Anarchismus den Beginn markiert, allerdings erst mit dem Kollektivismus Bakunins und (mehr noch) dem Anarcho-Kommunismus Kropotkins; Proudhon fällt für mich nicht darunter, da er wohl den Staat abschaffen wollte, allerdings den sich entwickelnden Kapitalismus zu wenig durchschaute, sein Konzept von zinnslosem Kredit und "Volksbanken" war eben nicht radikal im eigentlichen Sinne...
    Auch der sich entwickelnde Anarchosyndikalismus fällt klarerweise darunter, wobei dieser für mich keine eigene Ideengeschichte hat, sondern v.a. die Praxis des Anarchokommunismus darstellt...
    Später kommen dann auch die holländischen und deutschen RätekommunistInnen dazu, auf die sich das Pamphlet Lenins "Der Linksradikalismus - Die Kinderkrankheit im Kommunismus" bezieht. Nebenbei bemerkt hatte Lenin anfangs gute Beziehungen zu den RätekommunistInnen, seine kleine Polemik schrieb er erst, nachdem sie ihn kritisierten (verletzter Stolz oder so? :lol: )

    Gemein ist allen diesen Konzepten der Angriff auf Kapital UND Staat, somit die völlige Umwälzung der bürgerlichen Gesellschaft und der Neuaufbau nach basisdemokratischen Prinzipien, die sich bereits in der Organisation vor der Revolution ausdrücken (ArbeiterInnenräte, Entscheidungen von unten nach oben, Ablehnung von Representation, Ablehnung der bürgerlichen Demokratie und der Beteiligung an ihr...)
    Rassismus und Sexismus sind etwas komplexere Themen, sie wurden zwar theoretisch als Spaltungsmittel der herrschenden Klasse aufgefasst, allerdings waren halt doch noch viele Rollenbilder in den Köpfen vieler Genossen (und auch Genossinnen), ist halt auch im Zusammenhang mit der Zeit und den darin enthaltenen Ideen zu sehen...viel Stoff für Diskussion...
    So, das mal (ziemlich kurz) zur Entstehung bis zum 2.WK...



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 09.03.2007, 14:21


    Hab hier noch ein Zitat von Wilhelm Weitling zum Thema "Reife für die Revolution" gefunden, einem der bedeutendsten Sozialrevolutionäre des 19. Jahrhunderts, neben Bakunin und Blanqui...
    Das Zitat stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo eben auch ziemlich dieselbe Diskussion geführt wurde, und richtet sich sowohl gegen den antirevolutionären Standpunkt der Führungsgruppe des Londoner Bundes der Gerechten, die die allgemeine Aufklärung der Massen als einzigen Maßstab für den Kommunismus sahen (also ähnlich wie torax), als auch gegen Marx, der die Entwicklung der Produktivkräfte als Voraussetzung sah:

    "Dem Hungernden von Aufklärung zu predigen ist Unsinn. Vor allem also muß den Darbenden die Befriedigung ihrer Bedürfnisse werden, und darum müssen wir damit anfangen, dem Proletarier den Respekt vor dem Eigentum auszutreiben, ihn gegen das Geldwesen revolutionär machen, ihm einprägen, dass er kein Verbrecher ist, wenn er aus Notdurft eher stiehlt als bettelt (...) Ich meine, alle sind reif für den Kommunismus, selbst die Verbrecher (...) Die Menschheit ist notwendig immer reif oder sie wird es nie. Die Phrase der Nichtreife bedeutet ein ewiges Verschieben von heute auf morgen (...) Und so stirbt eine Generation nach der anderen ab." (Zit. Der Bund der Kommunisten, Bd. 1; aus: Autonomie NF Nr. 14, S. 135)

    Wollte das Zitat nur anbringen, um zu zeigen, dass diese Diskussion schon sehr alt ist, weniger wegen der Aktualität des Zitats oder meiner Vorliebe für die Weitlingsche Gesellschaftskonzeption, die ziemlich autoritär ist...



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    Anonymous - 13.03.2007, 13:53


    finde das zitat nicht schlecht. glaube auch das probleme wie sexismus, rassismus usw. nur im im revolutionären kampf selbst beseitigt werden können. wenn auch nicht zur gänze. zB wenn ein homophober sieht das ein schwuler genauso für die seine und seine eigene freiheit kämpft bringt das glaube ich mehr, als ihn aufzuklären.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    macho iberico - 20.03.2007, 01:12


    Eine gute Darstellung der linksradikalen Theorie und deren kritische Punkte, sowie deren Weiterentwicklung durch OperaistInnen und SituationistInnen, den veränderten Umständen im weiterentwickelten Kapitalismus geschuldet, findet sich hier von Gerhard Hanloser:

    http://labandavaga.antifa.net/article.php3?id_article=56

    oder in seiner Broschüre "Kritik des Kapitals"



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    breakout - 19.04.2007, 19:29


    VivaStPauli hat folgendes geschrieben: aber nur antirassismus und antifaschismus ist mir zu wenig. die antifa-arbeit sollten gefälligst die bürgerlichen machen, ich habe keine lust mich mein ganzes leben mit faschoidioten rumzuplagen, sondern mal mit direkten aktionen gegen die bosse zu beginnen - aber dazu braucht mensch, wie unser macho schon geschrieben hat, mal eine gut organisierte anarchistische struktur.

    ist mir auch zu wenig, auch mir geht das braune gesocks auf die nerven. ich finds halt nur etwas leichtsinnig, die antifa-arbeit den "bürgerlichen", wer auch immer das sein soll, zuzuschieben. defacto heisst das in der regel, das gar keine antifa-arbeit passiert. erst dann, wenn die faschos so zahlreich und so präsent sind, dass sie dem otto-normal-verbraucher schon auf die zehen steigen (so wie in ostdeutschland etwa) passiert mal was - und oder wenn sie gewalttätig in erscheinung treten. ich find antifa einen wichtigen teil linker politik, genauso wie staatskritik und anderes, hängt ja eh alles zusammen. ich bin - was anarchistische strukturen in österreich betrifft - auch eher pessimistisch.

    VivaStPauli hat folgendes geschrieben: ich finde die bürgerlichen sollten sich ihr scheiss system selbst von den faschos schützen und nicht wir.

    ich mache antifa-arbeit nicht, um irgendein system zu schützen, sondern um auf die strasse gehen zu können, ohne dass mir ständig braunes gesindel über den weg läuft, und auch - weil rassismus und faschismus - wie torax ja schon richtig geschrieben hat, einen keil zwischen die menschen treibt. sogar manche trotzkistische splittergruppe hat trotz vor kurzem noch anders lautender einstellungen mittlerweile begriffen, dass über antifa-arbeit einiges zu holen ist. welchem zweck in diesem falle die antifaschistische aktivität dient, wäre eh hinterfragenswert :-# :-k



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    Anonymous - 19.04.2007, 20:28


    das war auch nicht so gemeint. ich finds natürlich gut das du dich da so reinhängst, und ich weiss auch das du es nicht machst um unseren rechtsstaat zu schützen. wäre ja auch pervers.

    nach meine logik wär es halt nicht die aufgabe einer revolutionären gruppe faschos vors gericht zu bringen, sondern die unserer exekutive.

    mich interessiert antikapitalimus halt mehr als antifa und deshalb will ich mit anderen leuten die es interessiert in wels, oder zumindest in oberösterreich wenn zu wenig interesse besteht, eine anarchosyndikalistische gruppe gründen. glaube aber schon das es im laden genug leute gibt, welche mensch dafür begeistern könnte.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    breakout - 19.04.2007, 21:32


    VivaStPauli hat folgendes geschrieben: das war auch nicht so gemeint. ich finds natürlich gut das du dich da so reinhängst, und ich weiss auch das du es nicht machst um unseren rechtsstaat zu schützen. wäre ja auch pervers.

    nach meine logik wär es halt nicht die aufgabe einer revolutionären gruppe faschos vors gericht zu bringen, sondern die unserer exekutive.

    mich interessiert antikapitalimus halt mehr als antifa und deshalb will ich mit anderen leuten die es interessiert in wels, oder zumindest in oberösterreich wenn zu wenig interesse besteht, eine anarchosyndikalistische gruppe gründen. glaube aber schon das es im laden genug leute gibt, welche mensch dafür begeistern könnte.

    hab das eh nicht als persönliche kritik aufgefasst, wollte nur mal meinen standpunkt darstellen, weil mensch das ja immer wieder hört, also dieses "die bürgerlichen sollen die antifa-arbeit machen". ich würds gut finden, wenn es eine anarchosyndikalistische gruppe oder ähnliches in oberösterreich geben würde, im bereich job/arbeit/arbeitslosigkeit/ams-repression und co. wär da sicher ne menge zu machen...


    ich denk mir halt es ist auch zu wenig, der exekutive die aufgabe zu geben, die faschos vor gericht zu zerren. wie wir ja alle wissen, wird diese eh erst aktiv, wenn ihr hundertmal in den arsch getreten wird. insofern ist insbesondere antifaschistische "aufklärungs-" also presse- und öffentlichkeitsarbeit meiner meinung nach sehr wichtig.


    ich bin zwar für eine rigorose anwendung des verbotsgesetzes, denk mir aber auch, dass strafen für nazis wenig bringen. besser wär wohl geschichtsunterricht oder ähnliches (gibts da eh ein paar pilotprojekte).



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    SHARP87 - 22.08.2007, 15:31


    VivaStPauli hat folgendes geschrieben: das war auch nicht so gemeint. ich finds natürlich gut das du dich da so reinhängst, und ich weiss auch das du es nicht machst um unseren rechtsstaat zu schützen. wäre ja auch pervers.

    nach meine logik wär es halt nicht die aufgabe einer revolutionären gruppe faschos vors gericht zu bringen, sondern die unserer exekutive.

    mich interessiert antikapitalimus halt mehr als antifa und deshalb will ich mit anderen leuten die es interessiert in wels, oder zumindest in oberösterreich wenn zu wenig interesse besteht, eine anarchosyndikalistische gruppe gründen. glaube aber schon das es im laden genug leute gibt, welche mensch dafür begeistern könnte.


    Ich weis nicht was der sinn dahinter sein soll Faschos vors Gericht zu bringen. Wenn jemand fest auf seiner meinung beharrt kann das Ihm kein Staatsanwalt od Richter ausreden.

    Bei Faschos gibts meiner meinung nach sowieso nur ein Mittel:

    Draufhaun und kill kill kill :twisted:



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    breakout - 23.08.2007, 12:55


    VivaStPauli hat folgendes geschrieben:
    nach meine logik wär es halt nicht die aufgabe einer revolutionären gruppe faschos vors gericht zu bringen, sondern die unserer exekutive.



    das seh ich noch als kleinen widerspruch, wenn du das wirklich wortwörtlich so gemeint hast, ich seh die exekutive bestimmt nicht als "meine" oder "unsere" und das machst du als anarchist ja wohl auch nicht. es ist falsch, sich auf die kiwarei oder sonstige staatliche behörden zu verlassen, was antifaschismus betrifft und alles andere auch.

    SHARP87 hat folgendes geschrieben:

    Ich weis nicht was der sinn dahinter sein soll Faschos vors Gericht zu bringen. Wenn jemand fest auf seiner meinung beharrt kann das Ihm kein Staatsanwalt od Richter ausreden.

    Bei Faschos gibts meiner meinung nach sowieso nur ein Mittel:

    Draufhaun und kill kill kill :twisted:

    das kann man als in österreich lebender antifa leicht sagen. erzähl das bitte mal antifas, anarchos und anderen linken in russland, wo heuer schon über 30 leute von nazis ermordet worden sind. ich finds sehr sinnvoll, dass diese leute vor gericht kommen und auch wenn sie keine körperverletzung, mord etc. begangen haben. klar kann man niemandem seine meinung durch urteile und strafen ausreden, nur wird sich die betreffende person das nächste mal zweimal überlegen, ob sie nen hitlergruss macht, jemanden zusammenschlägt etc. und das Zitat: Draufhaun und kill kill kill kann unter bestimmten umständen der richtige weg sein, aber bestimmt nicht generell. ne faust im gesicht tut nem fascho bestimmt weniger weh als ne verurteilung wegen ns-wiederbetätigung.



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    Anonymous - 23.08.2007, 16:21


    oida voda, nach 4 monat gfreits mi jetzt nima do weiterdiskutieren. is eich fad?

    nur ganz kurz: halte antifa eh für notwendig, weil der staat eh am rechten aug blind ist. wenn das nicht so wäre, könnten wir uns ausschließlich wichtigeren und interessanteren dingen widmen. und das wär doch cool, oder?



    Re: Was ist eigentlich links(radikal)

    T.H. - 25.08.2007, 13:01


    Hier ein Text von Robert Eiter zum Thema:

    Verbotsgesetz

    Ist eh schon etwas älter, und daher allen bekannt, aber sehr treffend, wie ich finde.

    Es gibt eben keine uneingeschränkte Meinungsfreiheit, weil man wegen u.a. Nötigung usw. auch belangt werden kann. Und wer die rechte Hand zum Hitlergruß hebt usw., der bejaht eben auch den ideologisch legimitierten Massenmord der Nazis. Etwa auch das Auslöschen von "Nutzlosen Mitessern" und "Ballastexistenzen" im Schloss Hartheim.

    Ich finde, es stellt schon auch eine Form der Nötigung (auch gegenüber andere Minderheiten wie Juden, AusländerInnen usw.) dar, sich als Nazi zu deklarieren.

    Im Institut Hartheim sind sich viele BewohnerInnen dessen bewußt, dass sie in der NS-Zeit ermordet worden wären. Darüber wird sehr wohl gesprochen, und nichts unter den Teppich gekehrt. Und ich möchte nicht wissen, wie diese Leute auf Menschen reagieren, die sich als Nazis deklarieren. Für mich ist das eben eine Form der gefährlichen Drohung, und daher empfinde ich kein Mitleid mit Menschen, die wegen des Verbotsgesetztes verurteilt wurden.



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