Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 1

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    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 1

    Der Bienen-Much - 05.09.2007, 18:02

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 1
    Dr. Gudrun Koeniger

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 1

    Eine zusammenfassende Darstellung der Experimente zur Erforschung des Paarungsverhaltens

    Herrn Prof. Dr. F. Ruttner zu seinem 75. Geburtstag am 15. 5. 1989 gewidmet

    Die Paarungsvorgänge zwischen Königin und Drohn gehören zu den wunderbarsten Begebenheiten im Insektenleben. In der Tat - wer als Nichtimker von Bienen spricht, der denkt an Blüten und den nimmermüden Fleiß, aber auch an diese eigenartige Hochzeit fern vom dunklen Stock im flutenden Sonnenlicht, bei der das Männchen sein Leben einbüßt und damit in augenfälliger Weise eines der Grundgesetze des Lebens, des „Stirb und Werde" in Erinnerung ruft. So eigenartig ist diese Hochzeit der Bienenkönig/n, so abweichend selbst von der ihrer nächsten Verwandtschaft, dass 300 Jahre Bienenforschung nicht ausreichten, um die sie umgebenden Geheimnisse restlos aufzuhellen. Mit dieser schönen Einleitung beginnt F. Ruttner gemeinsam mit seiner Frau Dr. Sophie Ruttner seinen ersten Artikel über das Paarungsverhalten der Königin, der 1954 gedruckt wurde. Die 50er Jahre stehen imkerlich gesehen im Zeichen allgemeiner Zuchtbestrebungen. Die Förderung der Carnica im Sinne einer Reinzucht lässt sich nur realisieren, wenn genaue Kenntnisse von der Paarung vorliegen. Das soll an zwei Beispielen gezeigt werden:

    1. Um sichere Belegstellen zu schaffen, musste man herausfinden, wie weit Drohnen und Königinnen fliegen. Aus dieser Paarungsdistanz erst lässt sich bestimmen, wie weit eine Belegstelle von unerwünschten Drohnenvölkern entfernt sein muss, damit sie ausreichend isoliert ist.

    2. Für die künstliche Besamung der Königin mit ausgewählten Drohnen wiederum war es nicht nur notwendig, den technischen Apparat zu konstruieren, man musste auch wissen, wie viel Sperma eine Königin braucht, um ausreichend besamt zu sein. Friedrich Ruttner hat zusammen mit seinem Bruder Hans Ruttner einen großen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit der Erforschung der Paarungsbiologie gewidmet. Seine Beiträge und Untersuchungsmethoden haben Grundlagen geschaffen, die auch heute noch die aktuelle Forschung beeinflussen. Dabei ist es F. Ruttner gelungen, auch die Imker zu begeistern und deren Interesse zu wecken. Ohne die Hilfe der Imker wären viele der bedeutenden Freilandversuche nicht möglich gewesen. Eine weitere Voraussetzung für die Experimente waren die zahlreichen Helfer. F. Ruttner hat es meisterhaft verstanden, seine Studenten für dieses spannende Forschungsgebiet zu gewinnen. Manche (so auch die Autorin) sind von diesem Thema bis heute nicht losgekommen.

    Der momentane Kenntnisstand wird im folgenden zusammenfassend dargestellt. Dazu werden nachstehende Fragen besprochen:
    1. Wann fliegen Drohnen und Königinnen zur Paarung aus?
    2. Wie oft paart sich eine Königin?
    3. Wo findet die Paarung statt?
    4. Wie weit fliegen Königinnen und Drohnen?
    5. Wie ist eine Mehrfachpaarung trotz Begattungszeichen möglich?
    6. Welche Rolle spielt das Begattungszeichen bei der Paarung?

    1. Wann fliegen Drohnen und Königinnen zur Paarung aus?
    Diese Frage ließ sich durch einfaches Beobachten am Flugloch, wie schon von A. Janscha 1771 beschrieben, beantworten. In unseren gemäßigten Klimazonen verlassen Königinnen und Drohnen nur an schönen Tagen (Sonne und Temperaturen über 20 Grad Celsius) ihr Volk. Sie fliegen während der wärmsten Tageszeit: zwischen 13 und 16 Uhr Ortszeit. Die Drohnen fliegen früher als die Königinnen und stellen ihre Flüge später ein. Im allgemeinen machen junge Königinnen und Drohnen zunächst kurze Orientierungsflüge von 2 bis 5 Minuten, die Paarungsflüge dagegen dauern 15 bis 30 Minuten. In den asiatischen Ländern gibt es 4 andere Arten der Honigbiene, die alle im gleichen Gebiet vorkommen können: die Zwerghonigbiene (Apis florea), die indische Honigbiene (A. cerana), die Riesenhonigbiene (A dorsata) und die Rote Biene von Sabah (A. koschewnikowi). Alle Königinnen haben den gleichen Sexuallockstoff. Aber es wird vermieden, dass die Königin der einen Art Drohnen der anderen Art anlockt - die Geschlechtstiere paaren sich zu unterschiedlichen Tageszeiten: In Sabah auf Borneo fliegen die Drohnen der ind. Honigbiene von 13.45 bis 15.30 Uhr, die der Roten Biene mehr als eine Stunde später. Die Drohnen der Riesenhonigbiene fliegen erst in der Abenddämmerung. Bei ihrer Rückkehr ist es bereits dunkel.

    2. Wie oft paart sich eine Königin?
    Bis 1944 wurde allgemein angenommen, dass sich eine Königin auf einem Hochzeitsflug nur mit einem Drohn paart. Ein sichtbares Zeichen dafür schien das große weiß- und orangefarbene Begattungszeichen zu sein, das die Stachelkammer der Königin vollkommen ausfüllt und die Vaginalöffnung verschließt (abb-1). 1944 veröffentlichte Roberts aus den USA, dass ein Teil seiner Versuchsköniginnen genetisch unterschiedliche Nachkommen hatten. Die einzige Erklärung war, dass sich die Königinnen mit mehr als einem Drohn gepaart hatten. War das Zufall, weil die Königinnen auf dem Hochzeitsflug nicht ausreichend begattet wurden, so dass sie noch ein zweites Mal ausfliegen mussten? Oder werden Königinnen immer von mehreren Drohnen begattet? Diese Frage untersuchte F. Ruttner als erster systematisch. Zusammen mit H. Ruttner, R. Jordan und M. Alber wurden 1954 Versuche auf der italienischen Insel Vulcano durchgeführt, auf der nur die Versuchsbienen vorhanden waren. Königinnen und Drohnen zweier erbreiner Rassen, die sich farblich unterscheiden ließen, durften nach einem festgelegten Schema an unterschiedlichen Tagen fliegen und wurden genau beobachtet.

    An den Farbschlägen der Nachkommen erkannten sie, mit welchen Drohnen sich die Königinnen gepaart hatten. Mit diesen Versuchen konnte F. Ruttner zweifelsfrei nachweisen, dass sich Königinnen normalerweise mit mehreren Drohnen paaren. Die Töchter (Arbeiterinnen) mehrerer Drohnen treten gleichzeitig im Volk auf. Diese Ergebnisse veröffentlichte er 1955 im österreichischen „Bienenvater". Die Beobachtung, dass bei den meisten Königinnen das Zahlenverhältnis der Arbeiterinnen mit unterschiedlichen Vätern während der Bienensaison gleich bleibt, dass also alle Väter gleichzeitig und gleichmäßig an der Zusammensetzung des Volkes beteiligt sind, geriet aber in Vergessenheit. Gerade kürzlich wurde dieser Befund in Deutschland und den USA wiederentdeckt, als durch künstliche Besamung mit 4 genetisch verschiedenen Drohnen die Durchmischung des Spermas in der Samenblase der Königin nachgewiesen wurde. Die Mehrfachpaarung der Königin wurde durch Arbeiten aus den USA, der UdSSR und Polen bestätigt. Dabei wurden andere Techniken angewendet. Die Menge des Spermas in den Eileitern der Königinnen wurde direkt nach dem Hochzeitsflug gemessen. Es entsprach der Menge von 5-8 Drohnen. Heute ist sicher, dass Königinnen im allgemeinen 1-3 Hochzeitsflüge unternehmen und sich pro Flug mit 5-10 Drohnen paaren.

    Quellverweis: Dr. Gudrun Koeniger Institut für Bienenkunde (Polytechnische Gesellschaft) Fachbereich Biologie der Uni. Frankfurt/M. / Die Biene 7/1989

    Fortsetzung folgt!

    -----------------------------------------------------------------

    Grüß dich Josef, hallo zusammen,
    das ist der 1. von 3 Teilen eines hochinteressanten Beitrages, den ich anlässlich einer Vereinsversammlung unseres Imkervereins gehalten habe. Er stieß bei unseren Mitgliedern auf ein großes Echo und ich hoffe, dass es hier im Forum auch zu einer regen Diskussion führen könnte.

    PS. Quellverweis: Die Biene 7/1989 und Autor: Dr. Gudrun Koeniger sollte so eigentlich in Ordnung gehen. So hoffe ich, dass du und ich keinen Ärger bekommen.

    Beste Grüße

    Dieter



    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 1

    drohne - 06.09.2007, 11:59


    @ Der Bienen-Much

    Toller Eintrag Dieter, dafür gibts natürlich keinen Ärger, sondern ein dickes Lob! :n48:

    Zitat: Zitat der Bienen-Much
    ich hoffe, dass es hier im Forum auch zu einer regen Diskussion führen könnte.

    Na dann wir ich sogleich damit anfangen. :D

    Zitat: Zitat der Bienen-Much
    1. Um sichere Belegstellen zu schaffen, musste man herausfinden, wie weit Drohnen und Königinnen fliegen. Aus dieser Paarungsdistanz erst lässt sich bestimmen, wie weit eine Belegstelle von unerwünschten Drohnenvölkern entfernt sein muss, damit sie ausreichend isoliert ist.

    Wir wissen konkret, wann und ab welcher Temperatur die jungen Königinnen zur Paarung ausfliegen, allerdings gibts widersprüchliche Aussagen mit der Entfernung. Hier gibt es eine Bandbreite von 4 - 10, mitunter sogar noch bedeutend mehr Kilometern.

    Weiß jemand konkret, ab wann eine Landbelegstelle als sicher gegen den Zuflug von unerwünschten fremden Drohnen gilt?


    Weiters: vermutlich kann diese Frage nicht geklärt werden, aber warum hat sich die Natur mit dem Hochzeitsflug der jungen Königinnen einen Fauxpas sondergleichen geleistet. Fauxpas deshalb, denn wenn die junge Dame aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr zurückkommt, ist das Volk rettungslos verloren. Meiner Meinung nach wäre doch eine Paarung im Stock oder von mir aus in unmittelbarer Nähe des Standortes doch wesentlich sinnvoller. Hier könnten sich doch auch die tollsten und besten Burschen messen um anschließend zum Zug zu kommen.

    Wenn aber dennoch ein Hochzeitsflug stattfinden muss, warum dürfen nicht mehrere junge Mamis im Stock verbleiben und diese fliegen dann zu unterschiedlichen Zeiten aus. Wenn dann tatsächlich mehrere begattet wären, könnten sich diese oder die Bienen doch selbst die optimalste Mutti aussuchen.

    Fragen über Fragen also.



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