Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

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    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    Der Bienen-Much - 12.09.2007, 21:41

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3
    Dr. Gudrun Koeniger

    Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    Eine zusammenfassende Darstellung der Experimente zur Erforschung des Paarungsverhaltens

    Herrn Prof. Dr. F. Ruttner zu seinem 75. Geburtstag am 15. 5. 1989 gewidmet


    5. Wie ist eine Mehrfachpaarung trotz des Begattungszeichens möglich?
    Wie anfangs erwähnt, verschließt das Begattungszeichen den Hinterleib der Königin vollständig. Trotzdem wird die Königin auf einem Flug mehrfach begattet. In der Literatur kann man drei Erklärungen finden: Nicht jeder Drohn hinterlässt ein Begattungszeichen. Die Königin entfernt das Begattungszeichen selbst, wenn sie sich weiter paaren will; oder der Drohn entfernt es während der Paarung. Eine eindeutige Klärung gelang erst 1981 mit einer komplizierten Methode, die von F. Ruttner, obwohl mittlerweile im Ruhestand, unterstützt und mit Interesse verfolgt wurde. Eine lebende jungfräuliche Königin wird an einen dünnen Draht geklebt und in 10 m Höhe an einer waagerechten Metallstange befestigt. Diese kann sich um einen Mast drehen, so dass die Königin quasi (gleichsam) fährt, - dadurch kann der Flug imitiert (nachgemacht) werden. Auf dem Mast ist außerdem eine Filmkamera angebracht, die immer auf die Königin gerichtet ist. Per Fernauslöser kann die Kamera bedient und die Drohnen, die die Königin verfolgen und begatten, können so gefilmt werden (abb-3 - 5).

    Die Auswertung des Films ergab folgendes:
    a) Jeder Drohn hinterlässt nach der Paarung ein Begattungszeichen.
    b) Der nachfolgende Drohn kann seinen Begattungsschlauch unterhalb des Begattungszeichens einführen. Im Verlauf der Paarung zieht er das Begattungszeichens seines Vorgängers heraus. Es haftet am Haarfeld des Begattungsorgans (abb-6).

    6. Bedeutung des Begattungszeichens bei der Paarung
    Das Begattungszeichen (BegZ) ist kompliziert gebaut. Es besteht hauptsächlich aus weißem Schleim, der schnell erhärtet, aus Chitinplatten und einem orangefarbenen klebrigen Belag. Nach Injizierung (Einspritzung) des Spermas (Samens) in die Eileiter wird es in die Stachelkammer übertragen. Seine Herstellung erfordert eine hohe Stoffwechselleistung vom Drohn. Sein Gewicht beträgt ein Vielfaches des Spermas und muss während des Paarungsfluges vom Drohn getragen werden. Welche Bedeutung hat das BegZ während des Paarungsvorganges? Früher war die Erklärung sehr einfach: der Drohn lässt es sich „viel kosten", um seine alleinige Vaterschaft zu sichern. Nach dem Beweis der Mehrfachpaarung trifft dies aber nicht zu! Zur Zeit werden zwei Bedeutungen diskutiert.

    1. Zur Ausstülpung muss der Drohn sein Blut in das Begattungsorgan hineinpumpen. Dadurch wird er während des Vorgangs der Ausstülpung gelähmt (abb-5) und zwar noch vor der Übertragung des Spermas in die Eileiter. Durch den Schleim innerhalb des Begattungsorgans und die klebrigen Hörnchen wird die Verbindung zwischen Königin und Drohn aufrechterhalten. Sie ist so fest, dass das Begattungsorgan wie ein Kork in der Flasche sitzt. Bei dem Versuch, ein solches Paar gewaltsam voneinander zu trennen, wurde der Hinterleib der Königin zerrissen.

    Durch aktive Bewegungen der Königin bei der natürlichen Paarung aber wird die Ausstülpung des Begattungsorgans vollendet und die Trennung ohne Verletzung vollzogen. Dabei wird zunächst das Sperma übertragen, danach das BegZ. Demnach könnte das BegZ der Festigung der Verhängung des Paares in freiem Flug dienen.

    2. Da die Königin ihre Stachelkammer nach Übertragung des BegZ nicht mehr schließen kann, ist ihr Hinterleib durch den leuchtend weißen Schleim und das orangefarbene Sekret deutlich sichtbar markiert. Wenn man Drohnen gleichzeitig eine Königinnenattrappe mit BegZ und eine ohne BegZ zur Wahl bietet, bevorzugen Drohnen die Attrappe mit BegZ. Nach diesem Ergebnis kann man das BegZ als Orientierungshilfe für die nachfolgenden Drohnen deuten. Beim Flug lässt die Königin eine Duftwolke des Sexuallockstoffes hinter sich. Die Drohnen verfolgen sie im dichten Schwärm und befinden sich innerhalb dieser Duftwolke. Dabei beobachteten wir immer wieder, dass Drohnen fixierte Königinnen plötzlich verlassen und statt dessen einen Drohn verfolgen und zu greifen suchen. Eine Königin, die durch das BegZ markiert ist, unterscheidet sich optisch deutlich von den anderen Drohnen, so daß Verwechselungen seltener werden.

    Bei den meisten Tieren ist bekannt, dass die Männchen um die Weibchen konkurrieren. Dies gilt auch für die Drohnen, die die Königin verfolgen, der schnellste und geschickteste kann die Königin greifen und begatten. Aber nach seinem Tode gibt er den nachfolgenden Drohnen eine Orientierungshilfe. Für die Weitergabe seines Erbgutes ist es wichtig, dass „seine" Königin von ausreichend Drohnen gepaart wird, damit sie ein starkes Volk aufbauen und viele Schwärme erzeugen kann. So kann man das BegZ als eine „Zusammenarbeit über den Tod hinaus" deuten.

    Neue technische Möglichkeiten!
    In den letzten 5 Jahren ist das Interesse am Paarungsverhalten, besonders in den USA, wieder gestiegen. Die afrikanisierten Bienen haben sich bereits bis nach Mexiko verbreitet und stehen damit vor den Grenzen der USA. Die amerikanischen Imker und Wissenschaftler suchen nach Methoden, den „afrikanisierten Genfluss" unter Kontrolle zu bringen. Strategien für kontrollierte Paarungen und Zuchtprogramme werden gefordert. Den Wissenschaftlern werden große Finanzhilfen gewährt. Mit modernster Technik sollen die Vorgänge auf den Flugbahnen und am Sammelplatz verfolgt werden. So werden z.B. winzige sonnenbetriebene Sender an Drohnen oder Königinnen befestigt, damit sie auf dem Radarschirm beobachtet werden können. Das sind zum ersten Mal Bedingungen, unter denen freifliegende Königinnen und Drohnen beobachtet werden können. Auf die Ergebnisse dieser Versuche können wir alle gespannt sein! Denn auch heute gilt der anfangs angeführte Satz von F. Ruttner: Mehr als 300 Jahre Bienenforschung haben nicht ausgereicht, um das Geheimnis des Hochzeitsfluges restlos aufzuhellen.



    abb-4: Der Drohn führt sein Begattungsorgan in die Königin ein



    abb-5: Der Drohn kippt gelähmt nach hinten weg. In diesem Stadium ist die Übertragung des Spermas noch nicht erfolgt. Durch aktive Bewegungen der Königin wird das Begattungsorgan vollständig ausgestülpt und der Drohn fällt tot zu Boden


    abb-6-a: / abb-6-b: Königin und Drohn im letzten Stadium der Paarung.
    Oben: In diesem Stadium wird das Begattungszeichen in die Königin übertragen.


    Unten: Der nächste Drohn hat das Begattungszeichen seines Vorgängers entfernt. Es klebt am Haarfeld. Sein Begattungszeichen wird übertragen

    Quellverweis: Die Biene 7/1989

    Dr. Gudrun Koeniger Institut für Bienenkunde (Polytechnische Gesellschaft) Fachbereich Biologie der Uni. Frankfurt/M.


    ---------------------------------- Schluss -----------------------------



    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    drohne - 12.09.2007, 22:59


    Wunderbare Beiträge Dieter, meinen herzlichsten Dank dafür!

    Da zu später Stunde, werden wir die einzelnen Detail bitte bei Gelegenheit besprechen. Was mich aber persönlich besonders interessierte, ist der Flugradius bei den Königinnen und den Drohnen. Dies ist nämlich bei der Königinnenzucht von eminenter Bedeutung.


    Anmerkung: was ich nicht verstehe, :n169: der Beitrag Teil 2 wurde mir nicht gemeldet? Nun muss ich wohl auf der Hut sein ob dies öfters passiert. Allenfalls wird der Forenentwickler zurate gezogen.

    LG Josef



    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    Sybill - 13.09.2007, 13:13


    Hallo Dieter,

    sehr interessante Information hast Du hier zu diesem Thema zusammengetragen. Ich glaube, durch die umfangreichen Fakten muß ich mich noch einige Male durchlesen !

    Letzte Woche am Markt hatte ich zum Thema Begattungszeichen eine lustige Begebenheit. Zufällig hatte ich mir das Buch Phänomen Honigbiene ( Rezession folgt nächste Woche) vor einigen Tagen angeschaft und zwecks kurzen Lesen hatte ich es einfach mit. Samstags abends, beim 6. Met mit Freunden, kam natürlich- wie meist- das Gespräch auf die Bienchen und Blümchen und wie das den eigentlich geht. Da wir schon ziemlich angeheitert waren, zeigte ich Ihnen einige Bilder aus dem Buch, wie zB. die Köngin das Phallusorgan in den Stock trägt. Den Mädels hat das Bild gefallen, aber die Jungs sind wieder ein paar Meter zurückgerutscht und ich hatte wieder genug Platz.
    Man kann in der Hinsicht nur froh sein wenn man dach Mensch geworden ist und nicht eine der Hochzeitsdrohen.
    Und Fotos von diesem Ereignis werde ich sofort bei solchen Märkten mitnehmen, einfach nur um mir zu späterer Stunde ein wenig Platz zu schaffen :lol:



    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    Der Bienen-Much - 15.09.2007, 16:08


    Zitat: Den Mädels hat das Bild gefallen, aber die Jungs sind wieder ein paar Meter zurückgerutscht und ich hatte wieder genug Platz.

    Mein Gott Sybill, du machst aber auch Sachen. Es ist ja verständlich, schon der Gedanke daran lässt uns Männer den eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Habt ihr dann zu guter letzt noch einen draufgesetzt – Drohnen werden zum Herbst vor der Tür gesetzt?

    Beste Grüße

    Dieter



    Re: Hochzeitsflug der Königinnen und Drohnen – Teil 3

    Sybill - 15.09.2007, 19:24


    Hallo Bienen-Much,

    nein, in diesem Fall nicht, der erste Teil der männlichen Wahrheit hat ja schon ausgereicht ;-) Aber wenn´s gar nicht mehr geht - dann erzähle ich die Story schon fertig ( besonders mein Mann muß sich das regelmäßig daheim anhören ) :P



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