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Re: Epilepsie und Depression
Dirk - 22.06.2007, 21:36Epilepsie und Depression
Hallo
Seit meinem 9. Lebensjahr hab ich Epilepsie. Über 20 Jahre konnte ich das Geheimnis für mich bewahren. Weil während meiner Jugendzeit alle an Rauschgift glaubten wenn ich nach einem Anfall halb weggetreten war oder an Schlägereien wegen meiner Verletzungen wenn ich wieder mal aus dem Bett gefallen bin war ich angesehen oder wie man heute sagen würde cool.
Seit einem Jahr ist die Diagnose offiziell. Viele halten mich deshalb für dumm weil ich mich schlecht konzentrieren kann da ich ein Problem mit meinem Kurzzeitgedächtnis nach einer Serie von GM-Anfällen hab. Oft wird man als Alzheimer hingestellt. Viele verhalten sich auch anders mir gegenüber. Mit Freunden, oft einfache Handwerker, Arbeiter oder Fahrer, kann man vernünftig reden. Sie akzeptieren mich trotzdem so wie früher. Problematisch sind gewisse Arbeitskollegen vor allem weil ich wegen der Epi keine Nachtdienste machen kann. Zeitweise grenzt das schon an Mobbing. Als Epi ausgegrenzt. Dabei könnte man doch gerade von Leuten mit medizinischer Ausbildung Toleranz erwarten. Sie schauen zwar auf Arbeiter herunter und fühlen sich als etwas besseres doch mit der Putzfrau kann man viel vernünftiger reden als mit denen. Strahlenschutzbeauftragter bin ich nur deshalb geblieben weil sich von denen keiner ausgeht und sie haben Schiß vor der Kontrolle des behördlichen Prüfers. Ich hab schon überlegt diese Funktion niederzulegen wenn die alles besser wissen, dann können sie sehen wie sie mit den Physikern der BH fertig werden.
Langsam aber sicher werd ich depressiv. Oft treten Situationen auf die ich vorher nicht kannte. Zyklen von Hoch und Tiefs. Während der Tiefphase hab ich ganz komische bizarre Träume die sehr lebhaft sein können das ich zwischen Wirklichkeit und Traum schwer unterscheiden kann. Immer wieder Angstzustände vor allem nachts. Einmal abends war ich in den Flußauen draußen wo ich früher oft mit Kollegen Grillfete machte. Nächtelang waren wir dort unten, ich übernachtete oft da, nie wars ein Problem. Diesmal hatte ich bei Einbruch der Dunkelheit unerklärliche Angstzustände und Halluzinationen. Ich rannte nach Hause, völlig desorientiert. Während der Hochphase dann kommen oft Halluzinationen hauptsächlich nachts. Ich bin völlig unkontrolliert, es ist so eine Art Anfall. Meist lauf ich dann auch orientierungslos und verwirrt in der Gegend rum. Ich weiß das ich wach bin aber steuern kann ich das nicht. Zwischen den Zyklen gehts dann wieder ganz normal. Ich hab mehrere solcher Hoch-Tiefzyklen im Jahr. Was es ist und woher es kommt weiß ich nicht, untersucht wurd ich deshalb nie. Während der Tiefphase kommen dann die Depressionen, die dann beim übergehen in die Hochphase verschwinden. Dieses "Etwas" läßt sich nicht definieren, ich weiß nur eines, es ist unheimlich, so was wie ein böser Geist der in der Nacht kommt. Die Halluzinationen kommen vor allem in der Nacht, tagsüber merkt man so gut wie nichts. Wehren kann ich mich dagegen nicht da es keine erkennbare Wurzel gibt, was es ist und woher es kommt.
Die Epi als solche wär nicht so ein Problem wenn nur die Mitmenschen nicht wären. Nur diese komische zweite Anfallsart und die Depressionen sind schwer zu bekämpfen. Ich weiß nicht mehr was ich damit machen soll, es wird immer schwieriger das "Ding" zu kaschieren. So ein Zyklus kann bedenkliche Ausmaße annehmen. Da kommen in der Nacht noch ganz andere Kracher daher als die Epianfälle. Die Schlafstörung ist mindestens so alt wie die Epilepsie, hat wahrscheinlich die gleiche Ursache. Bei der Epi sagten die Ärzte es wär so was wie ein Pränatalschaden. Nur das mit dem Schlafen wird immer schlimmer, die Zyklen ausgeprägter und häufiger. Vor allem in den letzten 2 Jahren hat es bedenkliche Ausmaße angenommen, vor allem auch deshalb seitdem das mit der Herzerkrankung passiert ist. Noch versuche ich es zu bekämpfen und mich zu wehren, viel Widerstandskraft hab ich aber nicht mehr.
Grüße Dirk
Re: Epilepsie und Depression
wuschelnora - 27.06.2007, 20:24
Hallo Dirk,
ich kann nur von mir berichten - ich hab auch Depression als Begleiterkrankung zur Epilepsie bekommen. Es ist sicherlich nicht einfach, aber es gibt gute Medikamente, die Dir helfen können, damit besser zurecht zu kommen.
Versuch Dich nicht in Deine Angst zu steigern, bzw. das Dich die Angst vor der Angst beherrscht. Ich weiß, dass klingt komisch und auch nicht sonderlich leicht. Versuch es!! Wenn es Dir hilft, lass ruhig alles hier raus - ich hör Dir zu. Auch wenn ich zzt. viel Streß habe, versuch ich Dir so gut ich kann zu helfen.
Du schaffst das!!
Was sagt Dein Neurologe? Nimmst Du schon Medis?
LG;Nora
Re: Epilepsie und Depression
Dirk - 04.07.2007, 00:02
Hallo
Bis auf die Antiepileptika hab ich noch keine Medikamente. Psychopharmaka und ähnliches hab ich bis jetzt verweigert. Während der Nacht und durch die Schlafanfälle die auftreten kann ich wohl nur noch mit Gitttern schlafen. Die meisten Verletzungen bis jetzt sind glimpflich ausgegangen. Mal Rippenbrüche und einmal eine gestauchte Hüfte das wahren bis jetzt die schlimmsten Verletzungen. Die paar Epianfälle wären gar nicht das Problem, die hab ich im Griff. Doch diese unheimliche Schlafstörung mit samt den Stimmungsschwankungen, bizarren Träumen, Halluzinationen und sonstigen Symptomen läßt sich nicht kontrollieren. Ursache unbekannt. Angefangen hat das unmittelbar nach der Herz-OP. Schlafstörungen sind in unserer Familie häufig doch sowas hat keiner, auch ich kenne das von früher her nicht.
Früher war ich fast schon so was wie ein Feldherr, bei virtuellen Ritter spielen hab ich starke Gegner zerlegt. Auch im realen Leben hatte ich mir ein großes Imperium aufgebaut. Meine Gang war berüchtigt, Angst kannte ich nicht. Davon ist nicht viel übrig geblieben. Schon bei Einbruch der Dunkelheit kommen Angstzustände, in der Nacht dann die großen Kracher, völlig unbeherrschbar. Angst vor der Nacht, eigentlich nur was für Babys und Kleinkinder, nicht für erwachsene Männer.
Grüße Dirk
Re: Epilepsie und Depression
Mirjam - 27.04.2008, 22:01
Dirk hat folgendes geschrieben: Schon bei Einbruch der Dunkelheit kommen Angstzustände, in der Nacht dann die großen Kracher, völlig unbeherrschbar. Angst vor der Nacht, eigentlich nur was für Babys und Kleinkinder, nicht für erwachsene Männer.
Hallo Dirk!
Ich weiß zwar nicht, ob du hier noch liest, denn dein Eintrag ist ja schon "ne Weile" her. Aber das was du über Angstzustände etc. berichtest ist ein ganz typisches Symptom für Depressionen. Du solltest (falls du das inzwischen nicht schon getan hast) unbedingt mit (d)einem Neurologen darüber sprechen!!! Du musst das nicht aushalten!
LG Mirjam
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