König Drosselbart

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    Re: König Drosselbart

    Dagmar - 28.01.2006, 17:08

    König Drosselbart
    Es war einmal eine Königstochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so hochmütig und stolz, dass ihr kein Freier gut genug war. Eines Tages ließ der König ein großes Fest veranstalten und lud von nah und fern alle heiratsfähigen Männer des Adels ein.

    Sie wurden in eine Reihe gestellt, die Königstochter betrachtete sie einer nach dem anderen, doch an jedem hatte sie etwas auszusetzen. Der erste war ihr zu dick, der Zweite zu lang, der Dritte zu kurz, der Vierte zu blass, der Fünfte zu rothaarig und der Sechste nicht gerade genug. Alle wies sie ab und trieb dazu noch Spott mit ihnen.

    Besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig, dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war. „Ei“, rief sie aus und lachte, „sein Kinn sieht aus wie der Schnabel einer Drossel!“ Und weil der gute Mann auf dem spitzen Kinn auch noch ein Bärtchen trug, bekam er von nun an den Namen Drosselbart. Als der alte König aber merkte, dass seine Tochter nichts tat als über die Leute zu spotten und wieder alle Freier verschmähte, wurde er ganz zornig. Und er schwor, sie sollte den ersten Bettler zum Mann nehmen, der in sein Schloss käme.

    Ein paar Tage darauf sang ein Spielmann unter dem Fenster. Als der König den Gesang hörte, ließ er ihn ins Schloss führen. Da trat der Spielmann in seinen zerlumpten Kleidern herein und sang vor dem König und seiner Tochter. Als er fertig war und um eine milde Gabe bat, sprach der König: „Dein Gesang hat mir so gut gefallen, dass ich dir meine Tochter zur Frau geben will.“ Die Königstochter erschrak, aber der König sagte: „ Ich habe geschworen, dich dem ersten Bettelmann zu geben, und diesen Schwur will ich auch halten.“
    Es half kein Zetern und kein Klagen: Ein Pfarrer wurde geholt und sie musste sich gleich mit dem Spielmann trauen lassen. Als das geschehen war, sprach der König: „Nun schickt es sich nicht, dass du als ein Bettelweib noch länger in meinem Schloss bleibst. Du musst mit deinem Mann davonziehen.“

    Der Spielmann führte sie an der hand hinaus und zu Fuß musste sie mit ihm fortgehen. Als sie in einen großen grünen Wald kamen, fragte sie: „Wem gehört denn der schöne grüne Wald?“ „Der gehört dem König Drosselbart“, antwortete ihr Gemahl. „Hättest du ihn geheiratet, so wäre der Wald jetzt dein.“ „Ach, hätt ich ihn nur genommen“, seufzte da die Prinzessin.
    Darauf kamen sie über eine große bunte Wiese. Da frage sie wieder: „Wem gehört denn die schöne bunte Wiese?“ „Die gehört dem König Drosselbart“, war die Antwort. „Hättest Du ihn geheiratet, so wäre die Wiese jetzt dein.“ „Ach, hätt ich ihn nur genommen“, seufzte die Prinzessin.
    Dann kamen sie durch eine große reiche Stadt. Da fragte sie abermals: „Wem gehört die schöne reiche Stadt?“ Und erneut hieß es: „Die gehört dem König Drosselbart. Hättest du ihn geheiratet, so würde die Stadt jetzt dir gehören.“ „Ach, hätt ich ihn nur genommen“, seufzte die Prinzessin zum dritten Mal.

    „Es gefällt mir gar nicht“, sprach da der Spielmann, „dass du dir immer einen anderen zum Mann wünschst. Bin ich dir etwa nicht gut genug?“ Endlich kamen sie an ein ganz kleines Häuschen. Da sprach sie: „Ach Gott, was is das Haus so klein! Wem mag das elende, winzige Häuschen sein?“ Der Spielmann antwortete: „Das ist unser Haus, wo wir von nun an zusammen wohnen.“ Und sie musste sich bücken, damit sie durch die niedrige Tür hineinkam.

    „Wo sind die Diener“, fragte die Königstochter. „Was für Diener?“, antwortete der Spielmann. „Hier musst du selbst arbeiten ! Mach uns gleich ein Feuer an, setze Wasser auf und koche uns ein Essen!“ Die Königstochter aber konnte nichts davon und der Spielmann musste selbst mit Hand anlegen. Nach einem armseligen Essen legten sie sich zu Bett. Am Morgen trieb er sie schon ganz früh heraus, denn sie sollte lernen sich um den Haushalt zu kümmern. So lebten sie ein paar Tage mehr schlecht als recht, dann waren alle Vorräte aufgezehrt.

    Da sprach der Mann: „So geht es nicht länger. Wenn wir nicht bald etwas verdienen, müssen wir verhungern. Komm, du sollst Körbe flechten.“ Draußen schnitt er Weiden und brachte sie heim. Sie begann zu flechten, aber die harten Weiden stachen ihre zarten Hände wund. „Ich sehe das geht nicht“, sprach der Mann. „Spinn lieber, vielleicht kannst du das besser.“ Sie setzte sich ans Spinnrad, aber der harte Faden schnitt ihr bald in die weichen Finger, dass das Blut daran herunterlief. Zu keiner Hausarbeit schien sie zu taugen.

    Bald hatten sie nichts mehr als ein wenig Geschirr, das sollte sie auf dem Maekt vekaufen. Sie seufzte: „Ach, wenn mich die Leute vom Hof meines Vaters da sitzen sehen, wie werden sie mich verspotten!“ Aber es half nichts: Sie musste sich fügen, wenn sie nicht verhungern wollte.
    Als sie nun mit dem Geschirr an einer Ecke des Marktes saß, kam plötzlich ein betrunkener Husar dahergejagt und ritt mitten in die Töpfe hinein. Alles zersprang in tausend Scherben! Weinend lief sie heim zu ihrem Mann. Der sagte nur: „Wer ist auch so dumm sich mit Geschirr an eine Ecke zu setzen!“
    „Aber lass nur das Jammern“, fuhr er fort, „ich sehe, du bist zu keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Ich war inzwischen auf dem Schloss unseres Königs und man sucht dort eine Küchenmagd. Sie wollen dich nehmen und dir freies Essen zum Lohn geben.“
    So wurde die Königstochter eine Küchenmagd, musste dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit tun. Unter ihrem Rock band sie zwei Töpfchen fest und trug darin nach Haus, was von den Resten für sie übrig blieb. Davon ernährten sie sich nun.

    Eines Tages sollte die Hochzeit des Königssohns gefeiert werden. Die arme Magd wollte zusehen, schlich aus der Küche hinauf zum Festsaal und stellte sich an die Tür. Als nun die Lichter angezündet waren, die vielen schönen Gäste hereintraten und alles voller Pracht und Herrlichkeit glänzte, dachte sie traurig an ihr Schicksal. Sie verwünschte ihren Stolz, der sie so erniedrigt und in so große Armut gestützt hatte. Von den köstlichen Speisen, die da ein – und ausgetragen wurden, warfen ihr die Diener manchmal ein paar Brocken zu. Die sammelte sie in ihrem Töpfchen um sie heimzutragen.
    Auf einmal trat in festlicher Kleidung der Königsohn heran. Als er die schöne Magd an der Saaltür stehen sah, griff er sie schnell bei der Hand und wollte mit ihr tanzen. Aber sie weigerte sich und erschrak: Es war der König Drosselbart, den sie einst so spöttisch abgewiesen hatte! Ihr Sträuben half nichts, er zerrte sie in den Saal. Da riss das Band unter ihrem Rock, die Töpfe krachten auf den Boden und das Essen fiel heraus. Sofort verstummte die Musik, alle starrten sie an und lachten sie höhnisch aus. Sie schämte sich so sehr, dass sie am liebsten in der Erde versunken wäre.
    Sie eilte aus dem Saal und wollte fliehen, aber auf der Treppe wurde sie von König Drosselbart eingeholt. Er sprach: „Fürchte dich nicht: Ich bin der Spielmann, mit dem du in der elenden Hütte wohnst. Und der Husar, der dir das Geschirr zerbrach, war ich auch. Geliebt habe ich dich schon lange, doch deinen Stolz wollte ich dir noch austreiben, bevor du meine Königin wirst. Darum habe ich mich verstellt.“ Da weinte sie bitterlich und sagte: „Ich habe so großes Unrecht getan! Ich bin es gar nicht wert deine Frau zu sein.“
    Er aber sprach: „Tröste dich, die bösen Tage sind vorüber. Jetzt wollen wir endlich unsere Hochzeit feiern.“ So geschah es und sie lebten noch viele Jahre glücklich zusammen.



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