Am Haken

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    Re: Am Haken

    Albis Otison - 08.09.2007, 18:41

    Am Haken
    Aus dem alten Forum:

    Martje

    08.08.2007 17:13: Am Haken


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    Nervös drehte Martje den schweren Schlüssel zwischen den Handflächen hin und her.
    Auf was bei Mani hatte sie sich da eingelassen? Wieder einmal hatte sie sich von ihrer Vorwitzigkeit hinreißen lassen, hatte zuviele Forderungen gestellt und war prompt auf die Nase gefallen.
    Was sollte auch sonst passieren, wenn eine kleine Schreibkraft mit dem Hauptkontor verhandelt? Dabei hätte sie es besser wissen müssen. Hatte sie nicht tagelang beobachten können, mit welcher Raffinesse Jannis van Wal selbst den abgebrühtesten Vertragspartnern Zugeständnisse und Vorteile abluchsen konnte?
    Die schweißnassen Finger zitterten, klirrend schlug der Schlüssel auf den Steinen auf.
    Schnell wischte sich die junge Skriptorin die Hände am Rock und bückte sich, um ihn wieder aufzuheben.

    Dann packte sie ihn fester und stieg langsam die wackeligen Stufen zum Lagereingang hinauf.
    Hinter ihr ging das Leben im Daubenweg seinen normalen Gang. Kleine Fuhrwagen holperten über das Kopfsteinpflaster und Kaufleute, Kinder und Hausfrauen riefen sich Grüße, die neuesten Neuigkeiten oder Beschimpfungen zu. Martjes Ohren aber schienen wie mit Watte ausgestopft, nur gedämpft nahm sie das Treiben in der engen Strasse hinter sich wahr. In die Aufregung mischte sich mehr als nur ein kleines bißchen Neugier. Schließlich würden viele ihre rechte Hand dafür opfern, um zu wissen, was genau es denn mit dem geheimnisvollen Lagerhaus auf sich hatte, das Haupskriptorin Friede Overschlag ihren raschen Aufstieg, aber auch die grauen Haare beschert hatte.

    Bei dem Gedanken daran zupfte sie an ihren eigenen noch dunklen Flechten, die wie immer unter dem schwarzen breitkrempigen Hut hervorlugten und dachte an den dicken Packen Listen, der in ihrer Tasche steckte und den sie erst heute morgen vom Hauptkontor Jannis van Wal erhalten hatte. Der Blick in seinen Augen hatte ihr gar nicht gefallen, prüfend aber auch ein wenig zögernd, als ob er sich fragte, ob sie der Aufgabe, die er ihr stellte gewachsen war. Nun ja, es gab nur einen Weg, das herauszufinden, nicht wahr?
    Sie tat den letzten Schritt, drehte den Schlüssel in dem schweren eisernen Schloß und stieß langsam die Tür auf...

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    Das steht so nicht in der ADa!!!

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    Trutzhaven-NSC

    09.08.2007 11:14: RE: Am Haken


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    Schwüle Dunkelheit drückte sich Martje Ketelsen entgegen. Die Finsternis brachte den Geruch von Würzigem, Fauligem und Altem mit sich. Selbst für diese Jahreszeit war es im Speicher definitiv zu warm, empfand die junge Skriptorin, als sie eintrat und versuchte, das wenige einfallende Licht zur Orientierung zu nutzen.

    "Reinkommen, Tür schließen!" zischte es, und die Eindringlichkeit der Worte wurde untermalt vom Klacken einer just entsicherten Armbrust. Martje Ketelsen ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und stand für einen Augenblick in völliger Dunkelheit, bis ein schmaler Lichtstrahl aus einer Abblendlaterne auf ihr Gesicht fiel.

    Erinnerungen an die Erlebnisse auf dem fernen Kontinent Mythodea wurden in ihr wach, als der Mann aus der Dunkelheit auf sie zutrat. Augenscheinlich war er in seinen Zwanzigern, aber das Gesicht war bleich und ausgezehrt und die Augen lagen tief in den Höhlen. Er wirkte, wie gerade aus den Horden der Untoten hervorgetreten, unsicherer Schritt, zerzaustes Haar, die mitgenommene Kleidung in Unordnung. Dennoch erkannte Martje Ketelsen -als waschechte orkenender Deern- einen Mauergrafen, wenn sie einen sah.

    "Jorgis Ibsen, Mauergraf", wisperte der Mann. "Dieser Speicher ist versiegelt."

    Der schmale Strahl der Abblendlaterne tastete prüfend an Martje Ketelsen entlang: "Nur der Hauptkontor Jannis van Wal oder ein eventuell irgendwann einmal von ihm eingesetzter neuer Kontorsleiter hat hier Zutritt." Nun leuchtete der Mauergraf der Skriptorin direkt ins Gesicht "Für Ersteren siehst Du zu gut, für Letzteren zu jung aus, wer bist Du?"

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    Editiert am 09.08.2007 13:16:10 von Trutzhaven-NSC

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    Martje

    10.08.2007 18:11: RE: Am Haken


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    Martje drückte sich an das rauhe Holz der Tür hinter ihr und beäugte den Mann mißtrauisch.
    “Skriptorin Martje Ketelsen” sagte sie dann langsam, ohne die Augen von der Armbrust zu nehmen.
    “Der werte Hauptkontor Jannis van Wal hat mich mit der Verwaltung dieses Speichers beauftragt. Wenn ich dir zu jung bin, Mauergraf Ibsen, dann würde ich vorschlagen, du trägst deine Beschwerde direkt bei ihm vor.”
    Die Augen fest auf den Mann vor ihr gerichtet, griff sie langsam, sehr langsam in ihre Tasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. Sie streckte die Hand aus: “Dies ist meine Anweisung, unterschrieben vom Hauptkontor persönlich.”
    Dann musterte sie das totenähnliche Gesicht vor ihr. Die Listen in ihrer Tasche schienen ihr mit einem Mal schwerer zu wiegen, nicht etwa nur das Papier oder die feine Schicht Tinte darauf, sondern das Gewicht dessen, was sie bedeuteten, was sie wirklich bedeuteten. Sie unterdrückte ein Schaudern.
    “Sag, Mauergraf Ibsen, wie lange bist du schon hier?”

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    Das steht so nicht in der ADa!!!

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    Trutzhaven-NSC

    12.08.2007 15:29: RE: Am Haken


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    “Der hochwerte Hauptkontor spricht schon lange nicht mehr mit mir,“ lachte der Mauergraf trocken:“...und ich lege auch keinen gesteigerten Wert auf ein Gespräch.“ Er ließ den schmalen Schein der Laterne über die Urkunde zucken, die Martje vorwies, und brummte “Dein Papier scheint in Ordnung ... Kontorsleiterin ... kommt mit mir, ich zeige dir deine Schreibstube“

    Die Tür zu dem großen, holzgefassten Raum, war geborsten und hing schief in den Angeln. Aber die Schreibstube selbst schien, soweit Martje es im Dämmerlicht erkennen konnte, in tadellosem Zustand zu sein. Hunderte von Laden und Fächern bedeckten drei der Wände, an der vierten waren drei große Fenster, deren Läden aber das Licht der Abendsonne draußen hielten. Mittig stand ein mächtiger Schreibtisch, auf dem Jorgis Ibsen nun seine Laterne abstellte. Als der deren Blenden aufklappte, erhellte der Schein der Funzel den ganzen Raum, Martje glaubte, von oben -von den Böden- ein protestierendes Rascheln und ein unwilliges Scharren zu vernehmen.

    “Wir waren drei: Der Korporal, mein Kamerad Goenge und ich.“ wisperte der Mauergraf: “Wir wurden am Sigmarsabend hergerufen, als gerade einige Packer unter Anweisung zweier junger Kontore eine hysterische Frau abführten, die sich hier wohl verschanzt hatte.“ Jorgis Ibsen trat zu einer improvisierten Bettstatt in einer Ecke und begann etwas, wobei es sich um seine Habseligkeiten handeln mochte, einzusammeln: “Es erging der Befehl, dass wir diesen Speicher zu siegeln und zu bewachen hatten. Den Korporal erwischte es als ersten. Vier Nächte ertrugen wir das Schaben und Schnauben von den Böden, dann stürmte er mit entsicherter Waffe die Treppe hinauf. Goenge und ich blieben im Hauptraum. Dann hörten wir, wie die Hakenluke unter dem straßenwärtigen Dachfirst geöffnet wurde und anschließend etwas draußen auf's Pflaster schlug. “

    Der Mauergraf schien seinen Kram zusammenzupacken, Martje Ketelsen begann die Schubladen des Schreibtisches nach Leuchtmitteln zu durchsuchen und versuchte beiläufig zu klingen “Und weiter?“

    “Da lag der Korporal mit verrenkten Gliedern, seine Armbrust in Händen und einem Bolzen in der Milz. Hatte wohl versucht, sich mit der eigenen Waffe zu erschießen, aber das funktioniert nur, wenn man den Schaft irgendwo ordentlich gegendrückt.“ Jorgis Ibsen sah auf “Der Rückstoß, Martje Ketelsen, verstehst Du?“

    Mehr um den Mauergrafen anzutreiben, weniger aufgrund eines Verständnisses, winkte die Skriptorin mit der soeben aus einer Schublade gezogenen, armdicken Kerze und Jorgis Ibsen fuhr fort “Der Hauptkontor kam von da an fast alle zwei Wochen vorbei, trug Obst, Brote und Getränke aus den Böden herab, und kam anderntags wieder und schleppte Dinge wieder die Treppe hinauf. Uns gab er allerdings davon nichts, wir wurden von den Packern versorgt, die alle paar Tage Proviant draußen ablegen ... herein durfte keiner....heraus durfte keiner“.

    Die Skriptorin stellte die Kerze auf der Schreibunterlage des Tisches ab und setzte sich in den großen, welfischhautbezogenen Sessel “Aber dein Kamerad, der ist doch herausgekommen?“

    “Eines Nachts im May wachte ich auf, als ich Goenge im Hauptraum flüstern hörte. Da ich meinte, er habe Einbrecher gestellt, hatte ich meine Armbrust dabei, als ich ihn an der Treppe, die zu den Böden führt, erwischte.“ Martje wühlte in ihrem Gürtel nach Zündzeug, als der Mauergraf sich plötzlich umwandte, und die Armbrust hob “Er war bereits in der Ausbildung schneller als ich, aber ich hatte immer das bessere Auge. Seine Leiche reichte ich einem vorbeifahrenden Fleetenewer durchs Fenster, da ich ... nun allein ... den Posten nicht mehr verlassen konnte. Das verstehst du doch, nicht wahr, Martje Ketelsen?“

    Martje war erstarrt, linkerhand ein Zündholz, rechterhand die Zunderreibe und vor ihr der Mauergraf -der nicht ganz klar zu sein schien- mit geladener Armbrust: “Aber natürlich, vollkommen, Jorgis Ibsen!“, log Martje, fügte hinzu “Gut gemacht.“ und entzündete die Kerze.

    Die Anspannung schien von dem Mauergrafen abzufallen und er legte die Armbrust auf den Schreibtisch “Lasse ich dir da. Ist nur ein Bolzen, aber der wird reichen. Manche sagen, in's Herz ist sicherer, andere schwören, in'n Kopf ginge schneller.“ Jorgis Ibsen nahm die Laterne vom Tisch, schob die Blenden wieder vor und bückte sich nach seinen Sachen.“Deine Entscheidung. Hauptsache, du drückst den Schaft feste gegen die Wand Der Rückstoß, Martje Ketelsen, verstehst Du?“

    Der Mauergraf trat in den zersplitterten Türrahmen, und wandte sich noch einmal zu der jungen Skriptorin um, die, vom unsteten Kerzenschein erleuchtet, in dem übergroßen Sessel saß “Wäre es das, hochwerte Kontorsleiterin?“



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    Editiert am 12.08.2007 18:46:48 von Trutzhaven-NSC

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    Martje

    13.08.2007 17:45: RE: Am Haken


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    “Das...wars denke ich. Danke Jorgis Ibsen.” Martje blickte dem jungen Mauergrafen hinterher. Kurz zeichnete sich noch seine Silhouette vor der geöffneten Tür ab, dann schlug sie mit einem lauten Krachen hinter ihm zu und der Raum versank wieder im Dämmerlicht. Martje blickte von der Tür auf die Kerze, die auf dem Tisch stand vor sich hin flackerte – dann sank ihr Kopf nach vorne auf die gekreuzten Arme.
    Lange Zeit verharrte sie so und in der Stille der Stube konnte man nur leise einen nicht enden wollenden Strom von Flüchen hören, die unter dem schwarzen Hut hervordrangen. Erst ein lautes Pochen von oben ließ sie den Kopf wieder heben. Die Kerze flackerte erneut und die Augen der Skriptorin weiteten sich kurz panisch. Sie kramte mit hektischen Bewegungen nach weiteren Kerzen und zündete diese an.
    Erst als der Raum im Licht unzähliger Kerzen erstrahlte, zog sie aus ihrer Tasche einen Stapel beschriebenes Papier und breitete die Blätter auf dem Tisch aus. Grübelnd starrte sie auf die Dokumente hinab. Sie ordnete sie paarweise an, legte je zwei Seiten nebeneinander und schien sie zu vergleichen. Dann stand sie auf und suchte in den Fächern, welche die Wand bedeckten, bis sie eine Feder und ein Tintenfass gefunden hatte. Sie tauchte die Feder ein und begann Notizen an den Rand der Listen zu schreiben. Im Schein der Kerzen betrachtete sie ihre Schrift und runzelte die Stirn. Die rötlichbraunen Buchstaben schienen sich im unsteten Licht zu bewegen. Als sie das kleine Glas anhob und gegen das Licht hielt, schwappte die Tinte nur träge hin und her. “Seltsame Rezeptur” murmelte sie, stellte das Glas wieder ab und beugte sich erneut über die Papiere. Wieder schien sie Geräusche zu hören, als ob etwas über den Boden über ihr schleifen würde. “Jetzt reichts!” Das Gesicht der jungen Frau verzog sich zornig. “Ich kann mich hier doch nicht jetzt schon vergraulen lassen!” Sie stand auf, schanppte sich eine Kerze und ging mit schnellen Schritten zur Tür. Kurz drehte sie sich um und ihre Augen verweilte auf der Armbrust, die immer noch auf dem Tisch lag. Dann stieß sie einen weiteren Fluch aus, wandte den Blick ab und eilte auf die Treppe zu, die auf die Böden führte. Kurz sah man noch den flackernden Lichtschein nach oben wandern, dann verschwand er in der tiefen Dunkelheit.

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    Das steht so nicht in der ADa!!!

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    Martje

    13.08.2007 17:47: RE: Am Haken


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    Zwei Stunden später wurde die Tür des Speichers so heftig aufgestossen, daß ein paar Passanten, die die letzten Sonnenstunden des Tages noch für Besorgungen nutzten, verwundert die Köpfe hoben und die junge Frau anstarrten, die im Türrahmen stand, eine Hand an die Brust gepresst, in der anderen eine geladene Armbrust. “Alles klar, min Deern?” rief ihr einer hinauf. Martje schluckte und richtete sich auf. “Alles bestens, danke!” rief sie hinab. Sie nahm den Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür des Speichers sorgfältig ab. Dann legte sie die Linke auf das wackelige Geländer und stieg langsam die Treppe hinab. Dabei sah sie sich mehrfach zur Tür um und erst als sie das Pflaster der Strasse unter ihren Füssen spürte, stieß sie einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus, sicherte die Armbrust und lief mit schnellen Schritten die Strasse hinab. Zurück blieb der große Speicher, von dem soviele Bewohner des Daubenweges behaupteten, in ihm spuke es – und ein blutiger Handabdruck auf dem Geländer.

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    Am Haken - gepostet von albisotison am Samstag 08.09.2007



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