Info-Block April von WL Gerhard Mohr

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    Re: Info-Block April von WL Gerhard Mohr

    Astacus - 10.04.2008, 08:02

    Info-Block April von WL Gerhard Mohr
    Info-Block April
    Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene
    WL Gerhard Mohr, Landeszuchtwart Vorarlberg, A-6952 Hittisau, Bolgenach 248
    Tel:0699/10855137 E-Mail: gerhard.mohr@vol.at

    Liebe Imker/innen!

    Wenn Natur und Bienen sich so weiterentwickeln, wie ich es zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Monatsbetrachtungen (Ende Februar) erlebe, dann bahnt sich ein ausgesprochen “frühes” Jahr an. Trotzdem möchte ich den April schildern, wie ich ihn im Durchschnitt der Jahre erlebe.

    April - ein oft wechselhafter Monat

    Im Erstfrühling ist es ganz normal, dass sich wärmere Tage mit sehr kalten abwechseln. Kälteeinbrüche mit Frosttagen und Schnee, aber auch warme Föhnperioden mit schönem Flugwetter sind nichts ungewöhnliches. Wenn zumindest einige Flugstunden pro Woche für die Bienen möglich sind, geht die Entwicklung gesunder Bienenvölker im April ungestört vor sich. An regnerischen Tagen genügt schon eine niederschlagsfreie halbe Stunde um die Mittagszeit, um das nötige Wasser aufzutanken, das für die Bereitung des Brutfutters notwendig ist. Ein paar Stunden Pollenflug in der Woche reichen aus, um den Bedarf an Eiweiß zu decken. Von der Kohlehydratseite her sind die Bienen aber gerade bei Schlechtwetter immer noch auf das Winterfutter angewiesen. Es darf um diese Zeit nicht an den nötigen Reserven fehlen. Die meisten Völker verhungern nicht im Winter, sondern während der Wetterrückschläge im Frühjahr! Das Bitterste daran: Es sind immer die am besten entwickelten Völker, die als erstes verhungern. Darum gilt als oberstes Gebot: Futtervorrat nie unter 5 kg gehen lassen!


    Text: Biene auf Hauszwetschke. Mit dem Aufblühen der Steinobstpflanzen beginnt das große Blühen. Bei einigermaßen warmem Wetter liefern sie neben Pollen auch ausgiebig Nektar und der Bautrieb erwacht.

    Einengen als Förderungsmaßnahme?

    Anfang April besetzen Bienenvölker meist noch nicht den ganzen Raum. Die Frühjahrsdepression ist gerade überwunden und sie beginnen zuerst langsam, dann immer schneller zu wachsen. Ein normal starkes Volk hat um diese Zeit ca. 10 000 Bienen und 5000 bis 8000 Brutzellen. Das entspricht etwa handflächengroßen Brutnestern auf vier bis sechs Waben verteilt. Das Erhalten der Bruttemperatur von 34,5° C in kalten Nächten kostet die Bienen viel Energie. In imkerlichen Diskussionen wird daher oft das Entfernen von unbesetzten Waben und Einengen der Völker empfohlen. Ich habe das Einengen viele Jahre lang praktiziert. Als Schied habe ich eine ca. 5 cm starke Styrofoam-Platte eingehängt. Mit dem Wachstum der Völker wurden die Waben nach und nach wieder zurückgegeben. Bald aber habe ich gemerkt, dass nicht eingeengte Völker sich ebenso gut entwickelten. Seit ich um die Isolationswirkung von Waben weiß, praktiziere ich diese Maßnahme überhaupt nicht mehr. Das Entfernen und schrittweise Zurückgeben der Waben erfordert mehrere Eingriffe und bedeutet unnötige Arbeit. Ein Problem ist auch, dass man den Bienen mit dem Einengen oft wichtige Futterreserven entnimmt!
    Manche Imker engen ihre Völker zwar durch ein schmales Schied ein, lagern die unbesetzten Futterwaben aber außerhalb des Schiedes, wo das Futter von den Bienen nach Bedarf in den Brutbereich umgetragen wird. Diese „Pressing“-Methode, die besonders im Dadant-Magazin zur Anwendung kommt, soll dazu dienen, das Brutnest kompakt zu halten, damit später kein Honig im Brutraum abgelagert wird. Jedenfalls erleichtert das Einengen bei Dadantbruträumen die Bauerneuerung, denn so können die leergetragenen alten Futterwaben durch Mittelwände ersetzt werden. Mit der Flachzarge sind solche Maßnahmen nicht nötig.


    Text: Auf der Dadantwabe entstehen große Brutflächen. Untersuchungen zeigen aber, dass Völker auf niedrigeren Rähmchen gleich viel Brut anlegen und die gleiche Stärke erreichen.

    Holzbeuten oder isolierte Beuten?

    Ein ähnlich kontroverses Thema wie das Einengen ist die Frage, ob sich Bienen in isolierten oder nicht isolierten Beuten schneller entwickeln.
    Völker in isolierten Beuten (z.B. Styropor) dehnen ihre Brut, wenn sie die Zargen besetzen, meist bis an die Randwabe aus, während diese in Holzbeuten als “Wärmepuffer” unbebrütet bleibt. Dafür können Völker in Holzbeuten bei sonnigem Wetter die Wärmestrahlung besser nützen. Man sieht dies daran, dass sie nach kalten Nächten bei Sonnenschein früher fliegen und mehr Flugbienen rekrutieren als Völker in isolierten Beuten. Welches von beidem den größeren Nutzen hat, lässt sich schwer beurteilen. Unter meinen Imkerfreunden kenne ich Imker mit Holzbeuten ebenso wie mit Kunststoffbeuten, deren Völker sich gut entwickeln. Aus ökologischen Gründen gebe ich der Holzbeute den Vorzug.

    Erwachen des Bautriebs

    Etwa um die Zeit der Kirschblüte, manchmal auch schon etwas früher, erwacht in den Völkern der Bautrieb. Als erste Baugelegenheit bekommen sie einen Drohnenrahmen, der je nach Bedarf gegen eine volle Futterwabe oder eine Leerwabe ausgetauscht wird. Herrschen warme Temperaturen vor, so verbinde ich diese Arbeit mit einer Frühjahrsrevision, bei der Volksstärke, Brutstand, Futtervorrat, Sanftmut und Wabenruhe notiert werden. Als Baurahmen verwende ich einfach ein Leerrähmchen, das entweder auf Position zwei oder neun seitlich an das Brutnest gehängt wird. Nach ca. 10 – 14 Tagen kommt ein zweiter Baurahmen dazu. Die Königin wird von den frisch gebauten Drohnenzellen magisch angezogen und bestiftet sie sofort. Dadurch entwickelt sich das Brutnest schön in die Breite und das Zentrum der Brut bleibt im zweiten Raum.
    Vielfach wird das regelmäßige Ausschneiden der Drohnenbrut als “natürliche” Varroabekämpfung empfohlen. Wenn dies in richtigen Zeitabständen (immer nach Verdeckelung der Brut) gemacht wird, können 40 bis 50% der Milben beseitigt werden. Trotzdem verzichte ich auf diese Maßnahme. Jedes Jahr schneide ich zum Test einzelne verdeckelte Drohnenrahmen aus, entdeckle sie und stelle fest ... dass fast keine Varroamilben vorhanden sind. Warum soll ich denn meinen Völkern dieses unnatürliche Abtöten der Drohnenbrut und mir die viele Arbeit antun? Aber Vorsicht: Wenn man auf diese Maßnahme verzichtet muss man sicher sein, dass kein Varroadruck vorhanden ist.


    Text: In der natürlichen Vermehrungszeit pflegen intakte Völker eine entsprechende Menge Drohnenbrut. Gut entwickelte Völker bekommen zwei Flachrähmchen als Drohnenwaben.


    Text: Die Löwenzahnblüte weckt die „Triebe“ im Bienenvolk: Bruttrieb, Sammeltrieb und Bautrieb erreichen einen ersten Höhepunkt.

    Erste Erweiterung

    Mitte April bebrütet ein normal starkes Volk ca. 15 000 Brutzellen. Zentrale Waben sind dann beidseitig auf drei Viertel ihrer Fläche bebrütet. Bis Ende April ist das Brutnest weiter angewachsen und zählt etwa 25 000 Brutzellen.
    Jeden Tag schlüpfen Bienen, mehr als alters- oder krankheitsbedingt abgehen. Die Bienen brauchen mehr Platz als die Brut. Ein Wochenzuwachs von 7000 bis 10 000 Jungbienen füllt leicht sechs bis acht Wabengassen. Da kann es einem Bienenvolk rasch (zu) eng werden. In der Regel ist deshalb bei guten Völkern um die Zeit der Löwenzahnblüte die erste Erweiterung fällig.
    Nachmittags oder abends nach Einstellung des Flugbetriebes wird die Volksstärke überprüft. Dabei genügt ein Blick von oben unter die Folie, die den Bienensitz abdeckt, und ein zweiter in den Unterboden. Wenn "oben" alle Wabengassen mit Bienen gefüllt sind und "unten" das Volk über mindestens 5 Wabengassen hinweg durchhängt, ist die Erweiterung notwendig.

    Aufsetzen



    Zur Erweiterung wird die entsprechende Zarge vorbereitet. In die Mitte der Zarge kommen etwa vier ausgebaute Kernwaben (am besten honigfeuchte, unbebrütete Jungfernwaben) und rechts und links davon Mittelwände als „Bauerwartungsland“. Das Aufsetzen selbst ist in weniger als einer Minute erledigt und kann auch bei schlechtem Wetter durchgeführt werden. Es werden einfach der Deckel und die Folie abgehoben und die vorbereitete Zarge auf das zweite Magazin gestellt. Wenn man will, kann man über dem zweiten Raum ein Absperrgitter einlegen. Ich verzichte auf das Absperrgitter und lasse die Bienen auch die Kernwaben im dritten Raum bebrüten. Dadurch kann sich die Brut zu einer schönen Kugel ausdehnen. Im untersten Magazin bleiben ein paar leere „Pufferwaben“, die vorübergehend starken Nektar- und Polleneintrag aufnehmen und so dem Schwarmtrieb vorbeugen.


    Text: Mit der dritten Flachzarge ist bereits der erste Honigraum aufgesetzt. Bei gutem Trachtwetter zeigt die Stockwaage ansprechende Zunahmen und man riecht schon aus einiger Entfernung vom Bienenstand den intensiven Honigduft des Löwenzahns.

    In manchen Jahren kann es vorkommen, dass das Wetter zur Zeit der Löwenzahnblüte sehr kalt, aber sonnig ist. Die Nachtfröste und das Ausbleiben des Nektars führen dazu, dass die Ammenbienen an Pollenvölle (Verstopfung) leiden. Man findet dann Jungbienen häufchenweise mit aufgedunsenem Hinterleib an den Fluglöchern oder im Gras sitzen. Drückt man den Hinterleib einer solchen Biene, tritt eine feste Wurst aus orangefarbenem Löwenzahnpollen aus, der aus Wassermangel nicht verdaut werden kann. Eine Fütterung von 1-2 Litern dünnflüssigem Zuckerwasser hilft, diesen Zustand zu beheben. Dem Zuckerwasser gebe ich meist etwas Zitronensaft bei und schaue, dass es möglichst warm in die Völker kommt.

    Wanderung

    Gegen Ende April oder Anfang Mai endet im Rheintal die kurze Blütezeit von Löwenzahn und Obst. Für mich ist das der Zeitpunkt, mit den Wandervölkern in ca. 1000 m Seehöhe zu siedeln, um die Blütezeit zu “verlängern”. Diese Wanderung sichert auch in Frühjahren mit durchwachsenem Wetter eine regelmäßige Blütenhonigernte.
    Die kurze Wanderung über etwa 25 km bedeutet für mich kein großes Problem, wenn die Verordnung über die Bekämpfung der Pflanzenkrankheit Feuerbrand nicht besondere Maßnahmen erfordert. Diese Verordnung hat bei uns in Vorarlberg schon viele Jahre Gültigkeit. Da mittlerweile auch die anderen Bundesländer Österreichs vom Feuerbrand betroffen sind, möchte ich von meinen Erfahrungen berichten.
    In der Feuerbrand-Verordnung ist festgehalten, dass die Wanderung mit Bienenvölkern von einem Feuerbrandgebiet in ein feuerbrandfreies Gebiet oder in eine Schutzzone nur dann möglich ist, wenn eine 48-stündige Quarantäne der Völker eingehalten wird, da die Feuerbrandbakterien während dieser Zeit im Bienenvolk absterben.

    Feuerbrand und Quarantäne

    Anfangs habe ich als Funktionär des Vorarlberger Imkerverbandes die Feuerbrand-Verordnung in dem Glauben unterstützt, den Obstbauern und der Natur dadurch einen Dienst zu erweisen. Die Bienen nehmen unter den Insekten zweifellos eine zentrale Stellung in der Bestäubung und damit auch in der Verbreitung des Feuerbrandes ein. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass große Infektionsschübe nicht vom Insektenflug, sondern vom Wetter abhängen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind). Wind und Wetter lassen sich nicht in einer Verordnung regeln!
    Durch die Feuerbrand-Verordnung herrschte in großen Teilen der Bevölkerung die Meinung vor, Bienen seien die Hauptverbreiter. Es hat Jahre gedauert, bis dieses negative “Image” beseitigt werden konnte. Die Rolle der Biene könnte sich aber komplett umdrehen, wenn Versuche zur Verbreitung von Gegenspielern gegen den Feuerbrand durch Bienenvölker durchschlagenden Erfolg zeigen.
    Die angeführte Quarantäne habe ich zwei mal durchgeführt. Dabei wurden die Völker im “stockdunklen” Keller bei etwa +8° Celsius eingesperrt und durch den offenen Gitterboden zwei mal am Tag mit Wasser besprüht. Im ersten Jahr (Quarantäne während Schlechtwetterphase) überstanden meine Bienenvölker diese Maßnahme ohne Schaden und entwickelten sich normal weiter. Im darauffolgenden Jahr (Quarantäne während Schönwetterphase) zeigten sich jedoch Stresssymptome. Gerade die gesündesten und am besten entwickelten Völker hatten schon wenige Tage nach der Quarantäne Kalkbrut. Ob die Ursache dafür die größere Aktivität der Bienen bei Schönwetter oder die zu warme Kellertemperatur (+8°C) war, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls weiß ich, dass ich meinen Bienen diese “Tierquälerei” nicht mehr antue. Betroffenen Imkern empfehle ich, wenn möglich auf die Wanderung zu verzichten, oder die Völker zuerst auf über 1400 m Seehöhe zu verbringen und erst 48 Stunden später auf dem eigentlichen Wanderplatz aufzustellen, was einen erheblichen Mehraufwand bedeutet.
    Derzeit schaut es bei uns in Vorarlberg danach aus, dass die Verordnung kaum mehr Einschränkungen für Imker bringt, da mittlerweile fast alle Gemeinden des Landes Feuerbrandgebiete sind.

    Abschließend möchte ich mich bei Ihnen für die vielen positiven, diskussionsanregenden und vereinzelt auch kritischen Rückmeldungen bedanken. Sie zeigen mir, dass meine Beiträge von Ihnen gelesen werden. Besonders zum Thema Beutenbau (Holz oder Kunststoff, Falzlosigkeit) und Flachzargenbetrieb habe ich bis zum Schreiben dieser Zeilen eine Menge interessanter Gespräche oder E-Mail-Kontakte gehabt.

    Ihr Monatsbetrachter



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