Hexenkessel (8)

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    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:18

    Hexenkessel (8)
    Hey, na dann will ich meine erste FF auch mal hier einstellen :D

    Diese FF fängt so an, dass man zunächst nicht annimmt, dass sie etwas mit HP zu tun haben könnte. Zudem geht es hier nicht in besonderem Maße um Harry selbst, es ist eher eine kleine Romanze, die keinen Anspruch auf Logik erhebt. Was nicht heißen soll, dass nicht auch Story drum rum ist! :wink: Es wird düster und wie ich hoffe auch spannend.
    Zudem kommen Ideen vor, die auch andere FF Autoren bereits vor mir hatten, so konnte ich es beispielsweise nicht lassen, Remus eine Musical taugliche Singstimme zu geben, wie auch schon The Jedi Wizard Hobbit in Echoes in Eternity. Von ihr habe ich auch Remus’ zyklische Abhängigkeit von den Mondphasen übernommen, sage also hier ganz klar, dass diese Idee von ihr und nicht von mir stammt. Ansonsten ist es schon mein eigenes Ding, die HP Figuren gehören natürlich alle JKR.
    Die FF ist in der „Ich“ Form aus zwei Perspektiven geschrieben, ist aber keine Author Fic.




    Hexenkessel



    ~1~


    Anna

    Finster war es und außerdem eiskalt, als ich an diesem Winterabend meinen Arbeitsplatz verließ und in mein Auto steigen wollte. Ich fluchte leise, als ich feststellte, dass das Türschloss vereist war und ich das Enteisungsspray natürlich innen im Wagen hatte liegen lassen... „Typisch Frau!“ schimpfte ich halblaut vor mich hin und mein Atem kondensierte zu kleinen Wölkchen, während ich mit klammen Fingern in den Taschen meiner Winterjacke nach einem Feuerzeug suchte.

    Zehn Minuten und eine Brandblase am linken Zeigefinger später hatte ich es schließlich geschafft und stieg ziemlich steif gefroren in meinen Wagen. Ich startete und mein Blick fiel auf den Heizungsregler, der noch auf der höchsten Stufe stand.

    „Mach, dass das warm wird...“ murmelte ich, noch immer Wölkchen atmend, und fuhr los.

    Auf der Landstrasse hatte ich all den Ärger schon hinter mir gelassen- der Wagen war nun angenehm warm, ich hörte Musik und in einer Viertelstunde würde ich zu Hause sein, einen heißen Tee trinken und die Füße auf die Couch legen... Herrliche Aussichten, zumal ich morgen einen Tag frei hatte.

    Unterbrochen wurden meine Gedanken dann durch ein stottern des Motors und ich schaffte es gerade noch, den Wagen auf den schmalen, schotterigen Seitenstreifen zu lenken, wobei ich seitlich leicht wegrutschte und fast gegen einen der Bäume dort gefahren wäre, ehe das Auto gar keinen Mucks mehr von sich gab...

    „Na ganz toll!“ Genervt schlug ich mit der Faust auf’s Lenkrad, bevor ich versuchte, wieder zu starten- lohnt es sich zu erwähnen, dass es vollkommen zwecklos war?
    Kurz dachte ich an mein Handy, was ich morgens zum aufladen ans Netz gehängt hatte...

    Murrend stieg ich aus. Es passte mir zwar gar nicht, die Wärme des Wagens zu verlassen, aber was sollte ich machen? Die Kält würde sowieso sehr bald unbarmherzig ins Innere kriechen und ich musste wenigstens versuchen, jemanden anzuhalten, obwohl ich nicht viel Hoffung hatte, dass jemand kam. Diese Straße wurde einfach kaum befahren. Und selbst wenn jemand kam- es war so dunkel hier, dass man mich wahrscheinlich übersehen würde. Ich dachte an die Taschenlampe, die ich im Kofferraum hatte und ging hin, um sie zu holen.

    Ah, da war sie ja... Ich schaltete sie ein- jedenfalls wollte ich das. „So eine gottverdammte SCH****!“ fluchte ich laut. Die Batterien waren offensichtlich überlagert und die Taschenlampe ging nicht an. Bis nach Hause waren es noch etwas über 15 km- bis ich zu Fuß dort war wäre ich wahrscheinlich erfroren...

    Ein lauter Knall ließ mich zusammenfahren. Bis auf mein Geschimpfe hatte hier absolute Stille geherrscht und hektisch sah ich mich um.
    Nach einem Schuss hatte es sich nicht angehört, aber wie wollte ich das beurteilen, schließlich kannte ich Schüsse nur aus dem Fernsehen und das Geräusch von Platzpatronen...

    Ich starrte in die Dunkelheit und die kahlen Bäume und deren nur durch fahles Mondlicht beleuchteten Äste kamen mir plötzlich sehr viel bedrohlicher vor als noch ein paar Minuten zuvor.

    Mein Herz raste, als ich jetzt etwas weiter von mir weg das Unterholz knacken hörte. Meine Hände krampften sich um die Taschenlampe, die ich noch immer in der Hand hatte und auf einmal war ich froh, dass ich sie nicht aus meinem ersten Impuls heraus wütend in die Büsche geschleudert hatte.

    Ich bewegte mich nicht- was immer oder wer immer das war würde meine Schritte ebenso hören, wie ich seine, also drückte ich mich mit dem Rücken gegen mein Auto, um wenigstens die Situation im Auge behalten zu können.

    Das Knacken wurde lauter und aus dem Gebüsch stolperte eine ziemlich große und, wenn ich es auf die Entfernung und in diesen Lichtverhältnissen richtig erkannte, männliche Person, die offensichtlich um Orientierung bemüht zu sein schien. Noch hatte er mich nicht entdeckt und ich verlagerte leicht mein Gewicht, um besser flüchten zu können, wenn ich es für notwendig halten würde. Dabei zerbrach ein trockener Zweig unter meinem Schuh, allerdings so leise, dass ich selbst das Geräusch kaum wahrnahm. Die Gestalt, gute 10 Meter von mir entfernt, erstarrte jedoch augenblicklich und griff sich mit einer fließenden Bewegung ins Innere eines langen Mantels und wandte sich in meine Richtung.

    Oh mein Gott dachte ich jetzt kannst du nicht mal mehr weglaufen, der ist bewaffnet...

    Panisch sah ich, wie er mit großen, jedoch nicht eiligen Schritten auf mich zukam.
    Kurz vor mir blieb er schließlich stehen und seine gespannt wirkende Körperhaltung entspannte sich wieder. Er nahm die Hand aus seinem Mantel- vielleicht war die Bezeichnung Umhang auch passender für dieses Kleidungsstück- und zwar zu meiner großen Erleichterung ohne eine Waffe gezogen zu haben.

    Ich bekam, ziemlich unüblich für mich, kein Wort heraus und sah ihn nur an.
    Seltsamerweise kam er mir irgendwie vertraut vor, obwohl ich mir sicher war, ihn nie zuvor gesehen zu haben. Entschuldigend hob er die Hände in die Höhe und lächelte mich an.
    „Ich wollte Sie nicht erschrecken...“


    Remus

    Die Eule, die mich morgens zu einer ganz und gar unchristlichen Zeit weckte, musste wohl schon eine ganze Zeit lang an mein Fenster geklopft haben, denn sie hackte mir vorwurfsvoll in die Finger, als ich ihr den Brief vom Bein binden wollte.
    „Hey, lass das... Ich bin eben kein begeisterter Frühaufsteher...“ murmelte ich verschlafen und fachte mit einem Schlenker meines Zauberstabes ein Feuer im Kamin an, so dass sie sich wenigstens aufwärmen konnte, bevor sie zurückflog.

    Ich setzte mich ebenfalls in die Nähe des Feuers und ließ mich in meinen alten, aber dafür umso bequemeren Ledersessel sinken, dessen Polster mit einem leichten „Pffft“ unter meinem Gewicht nachgab.

    Der Brief war von Albus und er bat mich, ihn noch heute so zeitig wie möglich im GMP12 zu treffen. Mein Blick huschte zur Uhr, die auf dem Kaminsims stand- es war 5:40 Uhr. Ich gähnte und rieb mir mit der Hand durch den Nacken, ehe ich mich langsam erhob, die nun wieder aufgewärmte Eule zurück in die eiskalte Morgenluft schickte und mir schnell einen Kaffee kochte, den ich trank, ehe ich mir eine heiße Dusche gönnte und mich auf den Weg machte.

    ~ * ~

    Im Haus begrüßte mich das übliche Gezeter von Mrs. Black, welches die anderen auf diese Art über meine Ankunft informieren würde noch ehe ich es konnte. Aus der Küche hörte ich eine vertraute Stimme rufen „Halt die Klappe, Mum! Remus, wir sind hier...“

    Ich ging durch den düsteren Flur und betrat die Küche, die dank Molly mittlerweile der gemütlichste und wohnlichste Raum überhaupt in diesem Haus war.
    Am Tisch saßen Sirius, Albus und Severus. Ich setzte mich auf den noch freien Stuhl, nachdem ich alle begrüßt hatte und sah in die Runde.
    Sirius hatte einen großen Becher Kaffee vor sich stehen, Albus eine Tasse dampfenden Kakao, den ein mit knallbunten Kügelchen bestreutes Sahnehäubchen zierte und Severus- wie üblich- nichts, da er sich schlichtweg weigerte, in diesem Haus etwas zu sich zu nehmen.
    Sirius, der wusste, dass ich morgens ohne Kaffee nur schwer in die Gänge kam, schüttete mit ebenfalls einen Becher voll.

    Snapes Lippen kräuselten sich, als er spöttisch sagte „Ein Becher Wolfsbanntrank wäre wohl besser, oder Lupin? Es sind nur noch 3 Tage- ich hoffe, du hast ihn regelmäßig genommen?“

    Ich sah, wie Albus ihm einen tadelnden Blick zuwarf und Sirius rot anlief, aber ich antwortete ihm betont freundlich „Sicher, Severus, allerdings bevorzuge ich, ihn abends zu mir zu nehmen, da der Geschmack einfach zu scheußlich ist, um ihn den ganzen Tag im Mund zu haben und wenn ich schlafe fällt mir das üblicherweise nicht so auf.“

    Snape verzog nur das Gesicht, sagte aber nichts mehr. Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee und sah Albus an. „Du wolltest mich sprechen?“

    „Ja.“ Albus legte seine großen, schmalen Hände gegeneinander und erwiderte meinen Blick. „Es gibt Hinweise auf den Verbleib von Pettigrew und nun gilt es, diesen Hinweisen nachzugehen. Sirius will ich nicht schicken, da er zu emotional und unüberlegt handeln könnte-“ Von Sirius kam ein missbilligender Zischlaut, den Albus überhörte „und Severus kann ich momentan nicht abziehen, da vermehrt Todesser Treffen stattfinden. Ich weiß, dass der Zeitpunkt nicht der Günstigste ist, aber alle anderen Ordensmitglieder haben bereits Aufträge, so dass wir nicht bis nach Vollmond warten können. Außerdem kennst du Peter...“

    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. „Natürlich kann ich das machen, allerdings... Sollte ich ihn bis Freitag Abend nicht gefunden haben brauche ich einen sicheren Ort- wenigstens so, dass mich niemand sehen kann...“

    „Ist kein schöner Anblick, nicht wahr?“ sagte Snape mit einem Funkeln in den Augen. „Selbst mit Wolfsbann...“

    „Halt die Schnauze, Snape!“ fuhr Sirius ihn mit nur mühsam unterdrückter Wut an. Albus hob die Hände und sorgte so für Ruhe.

    „Dafür ist gesorgt- du solltest am Ort bleiben, deswegen habe ich in einer Muggel Pension ein Zimmer für dich gemietet. Der Ort ist sehr klein und zudem äußerst, nun ja, nennen wir es verschlafen und außer dir wohnt z.Z. niemand in der Pension. Die Besitzer sind recht alt und außerdem schwerhörig, wie ich festgestellt habe.“

    „Dann hören sie ihn wenigstens nicht, wenn er meint, den Mond anheulen zu müssen,“ warf Snape gehässig ein. Noch bevor Sirius, hitzköpfig wie er war, aufspringen konnte sagte Albus „Das reicht jetzt, Severus!“ Es lag etwas Stählernes in seiner sonst so warmen Stimme und ich wusste, dass selbst Severus Snape es nun nicht noch einmal wagen würde, etwas in der Richtung zu sagen.

    „Wo genau muss ich hin?“ fragte ich und tat, als habe ich die vorangegangenen Beleidigungen nicht gehört. Snape zog eine Karte aus seinem schwarzen Umhang und breitete sie aus. Er deutete mit seinem Zauberstab auf das eingezeichnete Dorf. „Da musst du hin. Wenn du apparierst am besten hier.“ Er ließ den Stab über das Pergament gleiten und zeigte auf einen Punkt außerhalb. „Da gibt es nur eine selten befahrene Landstraße, an der du dich dann bis zum Dorf orientieren kannst. Links und rechts davon sind nur Felder, dahinter ist ein Wald außerdem stehen da Bäume am Straßenrand, niemand wird sehen oder hören, wenn du ankommst. Allerdings solltest du warten, bis es dunkel ist.

    Ich nickte. „Was genau gab es an Hinweisen bis jetzt?“ fragte ich, an Albus gewandt. „Severus wird dich informieren, ich muss jetzt zurück in die Schule. Viel Glück, Remus und halte mich auf dem Laufenden. Ich habe Sirius’ Zweiwegespiegel, er wird dir nachher den anderen geben.“ Albus lächelte uns an und verschwand. Sirius starrte auf den leeren Stuhl. „Möchte wissen, wie er das macht, ohne dabei zu apparieren...“ murmelte er, nicht ohne ein gewisses bisschen Neid und Bewunderung in der Stimme.

    Severus gab mir eilig die Informationen, die er ausspioniert hatte und verließ dann ebenfalls beinahe fluchtartig das Haus- allerdings durch die Tür...

    „Viel länger hätte ich Schniefelus hier auch nicht ertragen!“ knurrte Sirius und machte sich daran, einen weiteren Kaffee in der bauchigen Porzellankanne aufzuschütten, wobei er über Kreachers Nutzlosigkeit schimpfte.

    „Sei doch froh, dass du ihn nicht siehst,“ sagte ich grinsend „außerdem ist der Kaffee, den er kocht, einfach abartig!“

    „Alleine dafür sollte ich ihn köpfen, ja...“ sagte Sirius und setzte sich wieder an den Tisch, auf dessen blankpolierter Holzplatte mittlerweile die Strahlen der Wintersonne tanzten.

    Ich sah in sein Gesicht und nahm einmal mehr die Sorgenfalten wahr, die sich in sein gutaussehendes Gesicht gegraben hatten. „Wenn er dort ist werde ich ihn finden!“ sagte ich fest und sah ihn an. „Das weiß ich...“ antwortete er „Und Albus hat ja recht, wenn er sagt, ich würde zu emotional handeln, denn wenn ich ihn kriegen würde...“ Er beendet seinen Satz nicht, aber der mörderische Ausdruck in seinem Gesicht sagte alles.

    ~ * ~

    Es war bereits komplett dunkel, als ich mir die Karte noch mal ansah, die Severus dagelassen hatte. Ich konzentrierte mich auf den Punkt und apparierte. Ich kam auf einem Feld an und rings um mich gab es nichts, außer die von Severus beschriebenen Bäume, hinter denen die Landstraße liegen musste. Es war verdammt kalt hier und ich ging eilig auf die Böschung zu.
    Das Unterholz knackte unter meinen Füßen, als ich das Gesträuch verließ und die Straße vor mir hatte. Tatsächlich schien es hier sehr einsam zu sein. Ich sah mich um und dachte daran, mir die Richtung per Zauberstab anzeigen zu lassen, als ich etwas knacken hörte- ein Zweig, der unter dem Gewicht von jemandem zerbrochen war. Meine Wolfssinne waren so kurz vor Vollmond in höchster Bereitschaft und obwohl es ein sehr leises Geräusch gewesen sein musste hallte es wie dröhnend in meinen Ohren wider.

    Reflexartig griff ich in die Innenseite meines Umhangs und drehte mich zur Quelle des Geräusches um. Da stand jemand und langsam ging ich auf diese Person zu.

    Schließlich erkannte ich eine junge Frau, die mich offenbar zu Tode geängstigt anstarrte. Ihre Hände hatte sie um einen schwarzen Gegenstand gekrampft, allerdings konnte ich nicht sagen, was es war, nur, dass es auf mich harmlos wirkte. Ihre großen blauen Augen sahen mich an wie ein Kaninchen die Schlange und eine dunkle Locke war ihr ins Gesicht gefallen. Ich konnte ihr Herz hören, es schlug laut und ziemlich schnell. Sie tat mir wirklich leid... Ich hob entschuldigend die Hände und sprach sie an.



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:19


    ~2~


    Anna

    Die Stimme war angenehm tief, warm und freundlich, als sich dieser Fremde bei mir entschuldigte. Ich schluckte und langsam erwachte ich aus meiner Erstarrung. „Sie... Sie haben mich fast zu Tode erschreckt, wissen Sie das? Was um alles in der Welt haben Sie denn im stockfinstren auf dem Feld zu suchen gehabt und was war das für ein Knall eben?!“

    Wunderbar... Erst bekommst du kein Wort heraus und jetzt meckerst du ihn an- dabei hast du keine Ahnung, ob das nicht vielleicht ein entflohener Psychopath oder etwas in der Richtung ist...

    Wieder lächelte er leicht und sagte ruhig „Gegenfrage: Was macht eine junge Frau wie Sie um diese Zeit mutterseelen alleine und noch dazu in bitterer Kälte auf einer gottverlassenen Landstraße?“

    „Ich...“ Ich deutete auf meinen treulosen Wagen. „Mir ist das Auto ausgegangen und ich kam nicht weiter.“ Warum sagte ich ihm das? Jetzt wusste er auch noch, dass ich vermutlich allein war und nicht weg kam!

    „Vielleicht kann ich helfen? Wenn Sie mir sagen, wo der Defekt am ehesten liegt?!“ bot er an.

    Ich zuckte die Schultern. „Ich schätze, es ist die Batterie oder der Motor...“ Die Aussicht, mit seiner Hilfe hier weg zu kommen war einfach zu verlockend und ehrlich gesagt sah er auch nicht aus, als habe er vor, mich umzubringen. „Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mal nachsehen könnten- wenn möglich würde ich diese Gegend nämlich ziemlich gerne eintauschen gegen etwas Wärmeres...“ Ich öffnete die Motorhaube und setzte mich in den Wagen, falls er einen Startversuch brauchen würde. Ich konnte nicht sehen, was er tat, da die Motorhaube mir die Sicht versperrte, aber hören, dass er etwas flüsterte, was ich nicht verstand.

    „Versuchen Sie es mal...“ rief er und ich drehte den Schlüssel im Zündschloss. Der Wagen lief. Ich jubelte, legte den Leerlauf ein und zog die Handbremse an, damit ich aussteigen konnte ohne den Motor wieder aus zu machen.

    „Wie haben Sie das so schnell hinbekommen?“ Er grinste mit einem jungenhaften Funkeln in den Augen und sagte „Ich bin ein Zauberer...“ Ich lachte und sagte „Oder ein verdammt guter Automechaniker. Vielen Dank.“ Ich überlegte kurz. „Haben Sie ein Auto hier?“

    „Wenn Sie ein solches Gefährt hier meinen-“ er deutete auf meinen Wagen „dann ist die Antwort nein. Wie weit ist es noch bis zum nächsten Ort?“

    Ich sah ihn an. „Noch gut 15 km- wollen Sie etwa dorthin laufen?“ Seine Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, als ich ihm die Entfernung genannt hatte.

    Zugegeben, was ich jetzt tat widersprach allem, was ich normalerweise für gut und richtig hielt, aber er hatte mir ja auch geholfen... „Kann ich Sie mitnehmen? Ich wohne dort...“

    „Ich schätze, das geht schneller als zu Fuß...“ überlegte er.

    „Worauf Sie wetten können- außerdem auch noch wärmer, wenn der Motor erst mal wieder auf Temperatur ist...“

    Das schien ihn zu überzeugen und langsam ging er um das Auto, öffnete die Beifahrertür und setzte sich. Ich schnallte mich an, trat die Kupplung und löste die Handbremse, bevor ich den ersten Gang einlegte. „Wollen Sie sich nicht anschnallen?“ „Ich- oh, ja...“ Umständlich hantierte er mit dem Gurt herum und belustigt sah ich zu, wie er mit dem Schließmechanismus kämpfte, ehe der Gurt einschnappte.

    Ich fuhr los und stellte mit einer fast schon automatischen Handbewegung den CD Player ein, da ich im Grunde nie „tonlos“ mit dem Auto unterwegs war. Ich konnte gar nicht ohne. Nach Feierabend hörte ich meist andere Musik wie die, mit der ich beruflich zu tun hatte- singen und das Musical waren mein Leben, aber ab und zu musste es mal etwas anderes sein, so wie jetzt. Ich sang den Text nur im Kopf mit und schaute auf die Straße, die kalt und dunkel vor mir lag.

    Zunächst fiel mir nichts auf, aber bei der 2. Hälfte des Liedes...

    ...Ich riech den Angstschweiss immer noch
    Klebt an den Fingerspitzen
    Ich fühl das Tier hinter meinem Gesicht
    Mit einem Grinsen sitzen

    Jetzt macht es sich
    Zum Sprung bereit
    Jetzt will es dich lauf schnell weg
    Denn noch bleibt etwas Zeit
    Nein dir wird doch nichts passieren
    Bleib nur hier lass mich kurz deine Haare berühren

    Es tobt ein Krieg in mir - ich kämpf mit aller Macht
    Es tobt ein Krieg in mir - ich schlag die letzte Schlacht
    Es tobt ein Krieg in mir - ich wehr mich wie von Sinnen
    Ein Krieg in mir - ich weiß ich KANN nicht gewinnen
    Es tobt ein Krieg... in mir

    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mein Beifahrer sich zu versteifen schien und bei einem etwas genaueren Blick, den ich riskierte, konnte ich sehen, dass seine Hände sich zu Fäusten geballt hatten und seine Kiefer fest aufeinandergepresst waren. Das Lied war jetzt eh gerade zu Ende und ich nahm die CD heraus und wechselte sie gegen eine andere.

    „Nicht jedermanns Richtung...“ sagte ich nur und fragte mich, warum er so auf den Text reagiert hatte, so schrecklich war er doch nun wirklich nicht- es wurde nicht mal direkt ausgesprochen, um was es sich eigentlich handelte.

    „Glauben Sie an Werwölfe?“ fragte er unvermittelt. Aha dachte ich richtige Interpretation mein Herr... Ich bin beeindruckt...

    „Woher wollen Sie wissen, ob es in dem Lied um Werwölfe geht, das wird nie direkt erwähnt.“

    Er zog die Augenbrauen hoch. „Nein, wird es nicht, aber es ist ziemlich offensichtlich, oder? Wie heißt das Lied?“

    Ich grinste etwas schräg. „Lykantrophie...“

    „1:0 für mich,“ sagte er trocken. „Und? Glauben Sie dran?“

    Ich dachte einen Moment lang nach.


    Remus

    Erst fuhr sie mich an, dass ich ihr einen Schrecken eingejagt hätte und wo ich überhaupt herkäme, doch an ihrem Gesicht konnte ich sehen, dass sie sich, kurz nachdem sie es gesagt hatte, am liebsten in die Zunge gebissen hätte.

    Ich beschloss, mit einer Gegenfrage zu antworten und sie berichtete mir, dass ihr Auto sie im Stich gelassen habe. Ich überlegte einen Moment und bot ihr dann Hilfe an- ich konnte sie ja schlecht hier sitzen lassen und außerdem kannte sie sich vielleicht aus und konnte mir etwas genauer sagen, wo ich hin musste, da die Angaben auf Severus’ Karte nicht gerade detailiert waren.

    Die junge Frau vor mir, die ein gutes Stück kleiner war wie ich, schob sich die widerspenstige Locke aus dem Gesicht und erzählte etwas von Motor und Batterie, ehe sie einen Deckel öffnete und fragte, ob sie sich ins Auto setzen solle, um bei Bedarf starten zu können.
    Sehr gut, dachte ich so ist die Sicht versperrt und sie sieht nicht, was ich tue.

    „Ja, setzen Sie sich rein, ich schau’ mir das mal an,“ sagte ich und blickte in das verwirrende Innenleben des Wagens. Ich zog meinen Zauberstab, richtete ihn auf die Stahleingeweide und murmelte „Reparo!“ Wenn der Schaden nicht zu kompliziert wäre würde das vermutlich genügen.

    Ich forderte sie zu einem Startversuch auf und tatsächlich hörte man kurz darauf ein gleichmäßiges Brummen, was sie jubeln ließ. Sie hatte eine ziemlich melodische Stimme, wie ich feststellte, kam aus dem laufenden Wagen und wollte wissen, wie ich das in der kurzen Zeit geschafft hatte. Ich musste grinsen und entschied mich für die Wahrheit, wohlwissend, dass sie das für einen Scherz halten würde.

    Sie fragte mich noch, ob ich ein Auto hier hätte, was ich verneinte. Ich fragte sie nach der Entfernung zu meinem Zielort und dachte kurz und grimmig an Snape, als sie es mir sagte. Hat wohl gehofft, dass ich auf dem Weg dahin erfriere...

    Sie schien kurz mit sich zu kämpfen und fragte mich dann, ob sie mich mitnehmen könnte, da sie in den Ort wohnen würde. Ich dachte an Peter, der sich vermutlich dort aufhielt und dass sie etwas von ihm wissen könnte, da der Ort sehr klein war, also beschloss ich, ihr Angebot anzunehmen- noch dazu mit der Aussicht, dass mir nicht in Kürze sämtliche Gliedmaßen abfrieren würden.

    Ich stieg also ein und auf ihre Aufforderung hin nestelte ich mir diese seltsame Schnalle um die Brust- den Sicherheitsgurt, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte... Es schien sich bei dem Ding irgendwie um eine Selbstverständlichkeit zu handeln.

    Sie setzte den Wagen in Bewegung und drückte einen Knopf, woraufhin Musik im Auto erklang. Die Melodie war ziemlich vielversprechend, wenn auch nicht gerade die Richtung, die ich sonst hörte, allerdings erstarrte ich, als ich dem Text länger zuhörte.

    Mein Gott, wusste sie nicht, dass sie gerade direkt neben einem saß?! Nein, natürlich wusste sie das nicht und für sie waren Menschen wie ich eh nur ein Mythos, eine unwirkliche Gestalt... Deswegen konnte sie sich auch nicht im Entferntesten ausmalen, was dieser Text in mir auslöste... Wenn ich gewollt hätte, hätte ich das Blut in ihren Adern rauschen hören können- aber ich wollte nicht und ich kam dagegen an, es doch zu wollen- nicht zuletzt wegen des WBT. Ohne ihn konnte ich es nicht verhindern und ein paar Tage vorher begann ich den Blutdurst zu spüren, den ich hasste und verabscheute!

    Sie schien mein Unbehagen bemerkt zu haben, denn nach dem Lied wechselte sie ohne Umschweife die Musik, wobei sie eine kurze Bemerkung darüber machte und sagte, sie hätte daran denken sollen, dass das nicht unbedingt jedermanns Geschmack traf.

    Ich wollte es nicht, aber die Frage, ob sie an Werwölfe glaubte rutschte mir dann einfach so heraus. Sie wirkte ziemlich erstaunt, weil das in dem Lied nie direkt erwähnt wurde- schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich Recht gehabt hatte.

    Sie schwieg einen Moment und sagte dann „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die nur glauben, was sie sehen.“ Ihr Blick wanderte kurz von der Straße hoch in den sternklaren Himmel, zum fast vollen Mond. „Was ich wohl weiß, ist, dass ich am Freitag keinem würde begegnen wollen...“ Sie lachte leise und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

    Ich war verblüfft, weil sie sich offensichtlich recht gut bzw. sehr genau wusste, wann Vollmond war, fragte aber nicht weiter nach. Es interessierte mich, aber ich wollte lieber nicht nachfragen, jedenfalls nicht jetzt. Nicht jetzt? schaltete sich mein Verstand ein Wann dann, du wirst sie wohl nicht wieder sehen. Seltsamerweise bedauerte ich das...

    Sie schien nun ebenfalls wie ich selbst in Gedanken versunken zu sein und sang ein Lied mit, das ich nicht kannte, aber auf Anhieb mochte- auch den Text.

    Ihre Stimme war voll und klar und sie schien sich beim singen in sich selbst zu verlieren- so wie ich, als ich ihr zuhörte. Mein Kopf wurde so herrlich frei, als habe ich alle schweren Gedanken in einem Denkarium abgelegt.

    Wolken hatten sich wie ein gnädiger Paravent vor den Mond geschoben und in der Ferne erkannte ich winzige Lichter. Ich nahm an, dass die Fahrt bald zu Ende sein würde... Draußen hatte es nun zu schneien begonnen und selbst während der Fahrt konnte ich erkennen, wie der hart gefrorene Boden beachtlich schnell von einer feinen, weißen Schneedecke eingehüllt wurde.

    Das Lied war zu Ende und sie schien ihm noch kurz nachzulauschen, bis sie unvermittelt fragte „Wo genau müssen Sie hin?“

    Ich nannte ihr die Adresse und sie nickte. „Gut, ich setze Sie dort ab.“ Sie lachte kurz und sagte dann „Genau genommen setze ich mich selbst auch dort ab, da wohne ich nämlich.“

    Ich war erstaunt. „In der Pension?“ Albus hatte doch gesagt, dass sich außer mir und den Wirtsleuten niemand dort aufhalten würde...

    „Nein, im Haus daneben.“

    „Singen Sie zu Hause auch?“ fragte ich „Dann lasse ich mein Fenster auf...“ Innerlich konnte ich nur fassungslos den Kopf über mich schütteln- so was sagte ich doch sonst nicht!

    Sie grinste. „Dauernd- würde also mit der Zeit etwas frostig werden.“

    Wir passierten das Ortseingansschild und sie verringerte etwas die Geschwindigkeit. Ich grinste zurück und sagte „Es würde sich aber lohnen.“ Was machst du denn da, das klingt ja wie eine billige Anmache!

    Noch ehe sie etwas dazu sagen konnte wechselte ich schleunigst das Thema. „Sind eigentlich noch viele, ähm, Touristen hier um diese Jahreszeit?“

    „Nein, nicht mehr um diese Zeit. Die Pension ist nur im Sommer wirklich ausgelastet und ein paar Nachbarn bieten dann auch noch Bed and Breakfast an. Wissen Sie, der Ort ist winzig, jeder kennt jeden- nicht besonders reizvoll für Touristen, außer zum wandern im Sommer eben. Jetzt sind hier nur zwei, die ich nicht kenne, aber die sehen nicht wie Touristen aus...“ Sie schüttelte sich leicht „Düstere Gestalten, ich gehe ihnen wenn irgend möglich aus dem Weg und ich bin nicht die Einzige... Ich selbst würde diese Ruhe allerdings um nichts in der Welt mit Londons Hektik eintauschen wollen, auch wenn es praktischer wäre, dort zu leben.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort „Und man liefe nicht Gefahr, auf dem Weg nach Hause zu Eis zu erstarren.“

    Ihre Worte hatten mich aufhorchen lassen. Zwei Fremde, die sie als ‚düstere Gestalten’ bezeichnet hatte, denen man besser aus dem Weg ging... Todesser? Und war einer von ihnen vielleicht Peter?

    Sie hielt an und zog den Schlüssel aus dem Schloss. „So, da wären wir.“

    Verdammt! Ich musste mehr wissen!

    Ich versuchte, die Schnalle um meine Brust wieder los zu werden und fand gerade noch, bevor es anfing peinlich zu werden, heraus, dass man drücken musste. Fieberhaft überlegte ich beim aussteigen, wie ich nachfragen konnte, ohne dabei zu auffällig zu wirken. Der eisige Wind trieb mir Schneeflocken ins Gesicht und ich wünschte mir in diesem Moment, ein bisschen mehr wie Sirius zu sein, der sie mit seinem unwiderstehlichen Charme sofort um den Finger gewickelt und sich kurzerhand mit ihr verabredet hätte. Aber ich war nicht Sirius und am Wochenende war ich sowieso ausgeschaltet...

    Ich sah, wie sie abschloss und dicke, weiche Schneeflocken sich in ihren langen dunklen Locken verfingen.

    „Vielen Dank für’s mitnehmen,“ sagte ich höflich und sah in ihre beeindruckend blauen Augen.



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:20


    ~3~


    Anna

    „Ich habe Ihnen zu danken,“ erwiderte ich. „Ohne Sie hätte ich wahrscheinlich mittlerweile eine Kerntemperatur von minus 12 Grad.“

    Er sah mir in die Augen und seine nahmen mich gefangen. In diesem Moment wusste ich, dass ich ihn wiedersehen wollte. Schalt dein Hirn ein, Mädel! Er ist ein vollkommen Fremder, der aus dem Nichts aufgetaucht ist, der möglicherweise eine Waffe bei sich trägt und du kennst nicht mal seinen Namen!

    Er selbst schien etwas unschlüssig zu sein. Ich sah ihn noch immer an. „Haben Sie gar kein Gepäck dabei?“ fragte ich erstaunt.

    „Äh, doch, das... wurde vorausgeschickt,“ gab er mir zur Antwort. Er lächelte mich warm an. „Gehen Sie besser rein, sonst erfrieren Sie doch noch.“

    „Oh... apropos erfrieren...“ Ich hatte meinen Entschluss gefasst und nestelte in meiner Manteltasche herum, bis ich gefunden hatte, wonach ich suchte. „Haben Sie zufällig in den nächsten Tagen in London zu tun?“

    „Möglich,“ sagte er langsam. „Warum?“

    „Na ja, ich will ebenfalls nicht, dass Sie erfrieren und wenn Sie mich wirklich noch mal singen hören wollen, dann würde ich Ihnen eine Karte für’s Musical geben- dann müssten Sie Ihr Fenster nicht auflassen...“

    Er sah überrascht, aber durchaus erfreut und nicht abgeneigt aus. Er neigte kurz den Kopf und sagte dann „Es wäre mir eine Freude. Ich hätte mir denken können, dass sie professionell singen...“ Er sah mich interessiert an. „In welchem Stück singen Sie?“

    „Tanz der Vampire,“ antwortete ich. „Die Rolle von Sarah.“

    Er zog anerkennend die Augenbrauen hoch. „Eine der Hauptrollen also.“

    „Sie kennen das Stück?“ fragte ich nach. Er nickte. „Allerdings nur die Lieder, ich habe es nie gesehen. Ich bin nicht allzu oft im London der Mu... Nun, ich meine, ich bin eher geschäftlich in London unterwegs, da bleibt meist keine Zeit für kulturelle Dinge- leider.“

    Flüchtig fragte ich mich, warum er auf den Text eben im Auto so komisch reagiert hatte, aber Lieder, in denen es um Vampire ging offensichtlich kannte und ihnen nicht abgeneigt zu sein schien. Vielleicht irrte ich mich auch und es war doch nur die Musik gewesen- Musical war schließlich eine ganz andere Richtung.

    Ich unterbrach meine Gedanken, gab im also die Karte und sagte „Die Aufführung ist am Mittwoch, für das Wochenende habe ich leider keine Karte mehr...“

    „Oh, das macht nichts, vielen Dank,“ sagte er, fast erleichtert, wie ich fand, nahm die Karte und gab mir die Hand. Ich sah ihn erschrocken an, als er plötzlich zurück zuckte.

    „Was...?!“ setzte ich an. „Ah, es ist nichts, ich hatte mir nur vor kurzem die Hand gebrochen, ist wohl noch nicht ganz wieder in Ordnung, tut mir Leid...“

    „Kein Grund, sich zu entschuldigen,“ sagte ich. „Auf Wiedersehen.“ Schon seltsam... dachte ich. Im Auto hatte ich gesehen, wie er seine Hände zu Fäusten geballt hatte, als ihm der Text des Liedes zu schaffen gemacht hatte jetzt das? Ich hatte zwar einen festen Händedruck, aber kaum hatte seine Hand meine berührt reagierte er, als habe er einen Stromstoß bekommen.

    „Auf Wiedersehen- und danke für die Karte.“

    „Gerne. Oh, mein Name ist übrigens Anna. Anna McGregor."

    "Remus Lupin," stellte er sich vor.

    Innerlich musste ich grinsen. Okay, er ist immer noch ein Fremder, aber immerhin kennst du jetzt seinen Namen...

    Ich drehte mich um und stapfte durch die nun gut 2 cm hohe Schneedecke zu meinem Haus.


    Remus

    Ich sah ihr noch einen Moment lang nach und beobachtete, wie sie den Schnee aus ihren langen, dunklen Locken schüttelte, ehe ich die Pension betrat. Das Haus war warm und strahlte Behaglichkeit aus. An einem Tresen aus dunklem, poliertem Eichenholz stand eine alte Dame mit einem schlohweißen Haarknoten. Sie trug ein geblümtes Kittelkleid über ihrer Kleidung und lächelte mich herzlich an.

    „Guten Abend,“ begrüßte sich mich. „Sie müssen Mr. Lupin sein.“

    „Ja,“ bestätigte ich und nickte.

    „Willkommen in unserem Haus. Ich bin Mrs. Lexington,“ stellte sie sich vor und kam um den Tresen herum. „Sie sehen ziemlich unterkühlt aus, nur gut, dass mein Mann den Kamin in Ihrem Zimmer schon angemacht hat- wissen Sie, das ist ein altes Haus und wir halten nicht viel von Heizungen, ich hoffe, das stört Sie nicht?!“

    „Nicht im Geringsten,“ lächelte ich und dachte daran, dass in der Welt, in der ich zu Hause war niemand mit Heizungen heizte und Kamine zusätzlich noch andere Funktionen hatten...

    „Haben Sie Hunger?“ wollte sie wissen. Jetzt, wo sie es erwähnte... Ich fühlte mich hier sofort wohl. „Ja, ich bin tatsächlich hungrig,“ antwortete ich.

    „Kommen Sie, junger Mann, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, dort können Sie dann Ihren Mantel zum trocknen aufhängen und dann bekommen Sie ein ordentliches Abendbrot von mir. Sprechen Sie nur etwas lauter, bitte, mein Mann und ich hören nicht mehr so gut...“ Sie wieselte so flink vor mir die knarrende Holztreppe hoch, dass man, mal abgesehen davon, dass sie schlecht hörte, nicht meinen sollte, dass sie schon ein so hohes Alter hatte.

    Der Flur oben war recht lang und links und rechts gingen je drei Zimmer ab. Mrs. Lexington öffnete die erste Zimmertür auf der linken Seite und ließ mich eintreten.

    „Sie haben Glück, dass sie unser einziger Gast sind- dieses Zimmer ist das einzige mit eigenem Badezimmer, das ist immer als erstes weg,“ sagte sie stolz. „Wenn Sie in die Küche kommen wollen gehen Sie die Treppe wieder herunter, rechts herum, geradeaus und dann die 2. Tür rechts. Oder möchten Sie lieber allein essen, dann bringe ich Ihnen etwas hinauf?“

    „Ich komme gern in die Küche,“ antwortete ich laut, damit sie mich hören konnte und lächelte sie an. Erstens war mir nach ein bisschen Gesellschaft zumute und zweitens würde ich es auf gar keinen Fall zulassen, dass die alte Dame mir etwas hinterher trug...

    Sie nickte mir freundlich zu, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

    Ich sah mich um. Das Feuer prasselte im Kamin und strahlte eine behagliche Wärme aus. Das bequem aussehende Holzbett war aus dunklem Eichenholz, mit Schnitzereien verziert und Kissen und Decke, mit cremefarbener Bettwäsche auf der sich grüne Efeublätter rankten, waren der Jahreszeit angemessen warm und dick.

    Links von mir befand sich eine schmale Tür, wohl die zum Badezimmer. Ich war sehr froh, dass ich nicht über den Flur musste und mein Blick wanderte automatisch zum Fenster, doch da es immer noch schneite konnte ich meinen verhassten Feind, den Mond, nicht sehen.

    Ich zog meinen Umhang aus, der jetzt relativ feucht war vom geschmolzenen Schnee, leerte die Taschen, in denen sich mein geschrumpftes Gepäck befand und hängte ihn in der Nähe des Kamins auf.

    Die Karte, die sie mir gegeben hatte, war ebenfalls noch ein meiner Tasche gewesen und ich legte sie auf den Tisch. Moment, was was das? Ich nahm sie noch einmal und las genauer- es war eine VIP Karte, was hieß, dass es ein ziemlich guter Platz sein würde, den ich bekommen würde. Ich stellte fest, dass es mich freute, sie wieder zu sehen und das nicht nur, weil ich sie noch einmal singen hören würde... Langsam ließ ich die Karte sinken und legte sie wieder auf den Tisch, die angenehmen Gedanken an diesen Abend wurden von Schmerz verdrängt.

    Meine rechte Hand brannte ziemlich. Ich schaute mir die Handinnenfläche an und sah einen feuerroten Streifen- sie hatte zwei Silberringe getragen... Verfluchte Allergie! dachte ich grimmig. So kurz vor Vollmond reagierte ich ganz besonders heftig darauf.

    Ich seufzte leise und machte mich dann auf den Weg in die Küche.



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:22


    ~4~




    Anna

    Ich schloss die Haustür auf, schüttelte mir noch rasch den Schnee aus den Haaren und trat ein. Im ersten Moment kam es mir warm vor, doch das täuschte, weil es draußen so kalt gewesen war. Ich drehte die Heizung im Wohnzimmer höher, hängte meinen feucht kalten Mantel im Flur an den Garderobenhaken und ging in die Küche, um mir Teewasser aufzusetzen.

    Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, doch lieber den Kamin im Wohnzimmer anzumachen, entschied mich dann aber dagegen- es dauerte zu lange, ehe er wirklich richtig in Gang kam und da ich sowieso schon so müde war würde es sich nicht lohnen. Nach einer gemütlichen Stunde vor dem Fernseher, eingewickelt in meine Wolldecke und mit einer schönen Kanne Tee neben mir würde ich ins Bett gehen und am nächsten Morgen lange ausschlafen.

    Das Wasser brodelte und vorsichtig goss ich es über die losen Teeblätter. Sofort entstieg ihnen ein aromatischer Duft, der meine Sinne nun vollends auf Feierabend einstellten. Der Tee war eine Spezialmischung meiner Großmutter, allerdings hatte sie mir nie verraten, was alles darin enthalten war... Sie hatte sich nach dem Tod meiner Eltern um mich gekümmert und immer ein ganz besonderes Auge auf mich gehabt. Nach meiner Ausbildung hatte sie sich etwas zurückgezogen und war in ein anderes Haus hier im Ort gezogen, um mir ein selbstständigeres Leben zu ermöglichen, aber ich sah sie nach wie vor oft. Ich nahm mir vor, morgen bei ihr vorbei zu schauen.

    Schnell goss ich jetzt den Tee durch ein Sieb, da ich die Zieh Zeit schon fast überschritten hatte. Ich setzte die Kanne auf das Tablett, auf dem bereits meine Tasse und der Zuckertopf standen und trug alles ins Wohnzimmer.

    Ich machte es mir gemütlich und blieb beim zappen an einem Krimi hängen, der noch nicht sehr lange lief. Es war spannend, aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren, meine Gedanken schweiften immer wieder ab.

    Noch immer hatte ich den Knall in den Ohren, den ich gehört hatte, bevor dieser Fremde- Remus, ich nannte ihn in Gedanken einfach beim Vornamen, es war so viel einfacher und so gewohnt aus der Theater- und Musical Branche- aufgetaucht war. Ich lauschte dem Geräusch in meiner Erinnerung nach... Es hatte sich wirklich nicht wie ein Schuss angehört, eher so, als habe ein Flugzeug die Schallmauer durchbrochen, wenn auch nicht ganz so laut.

    Weit und breit war da nichts, bis auf die einsame Landstraße, links und rechts Bäume, dahinter Felder und hinter den Feldern war ein Moorgebiet. Wie war er dorthin gekommen? Und von wo? Ohne Auto? Außerdem kannte er sich nicht aus, durch das Moor konnte er im Dunkeln also auch nicht gelaufen sein. Ich fing an, an Außerirdische zu denken und an ‚Beam mich runter, Scotty’, bis ich nur noch den Kopf schütteln konnte und leise vor mich hin murmelte „Selbst deine Phantasie sollte Grenzen haben, Anna...“

    Ich merkte, wie Müdigkeit mir die Glieder hoch kroch und meine Augenlider bleischwer wurden. Irgendwie fühlte ich mich seltsam. Ich dachte noch daran, das Tablett in die Küche zu bringen, um schnellstmöglich ins Bett zu kommen, doch ich schaffte es nicht mehr. Ich war plötzlich wie benebelt, mein Kopf schwirrte und ich sank in einen unruhigen Schlaf voller schwarzer Schatten und rot glühender Punkte, die mich anzusehen schienen.


    Remus

    Ich hatte gut gegessen und mich sehr gut mit dem alten Ehepaar unterhalten, auch wenn ich durchgehend laut hatte sprechen müssen, damit sie alles verstanden.

    Mr. Lexington war ebenso freundlich wie seine Frau und ich hatte außerdem den Eindruck, als seinen beide froh, jemanden im Haus zu haben- erleichtert hätte man es auch nennen können. Ich merkte ziemlich schnell, dass ihre Freundlichkeit echt, ihre Sorglosigkeit jedoch gespielt war. Hier lag etwas in der Luft, das spürte ich genau, aber mir war auch klar, dass ich das nicht am ersten Abend herausfinden würde.

    Jetzt war ich in meinem Zimmer und wickelte behutsam den Zweiwegespiegel aus, um Albus meinen Eindruck, dass an den Gerüchten durchaus etwas dran sein könnte, mitzuteilen. Ich klappte ihn auf und sagte klar: „Albus Dumbledore.“ Der Nebel im Spiegel wirbelte kurz auf und Albus’ Gesicht erschien.

    „Guten Abend, Remus. Hast du alles gut gefunden?“ fragte er mich. „Nun... sagen wir, die Karte, die Severus mir dagelassen hat war nicht das, was ich präzise nennen würde, aber jetzt bin ich ja da.“

    Albus runzelte kurz die Stirn. „Vielleicht sollte ich ihn zur Nachhilfe bei Professor Vektor schicken, dann ist die nächste vielleicht besser,“ sagte er mit einem Augenzwinkern und ich stellte mir gerade Severus’ Gesicht vor, wenn Dumbledore ihn zur Nachhilfe schickte... Ich grinste. „Schaden würde es nicht...“

    „Was denkst du, Remus?“ kam Albus wieder zum Punkt zurück. „Wie wirkt diese Gegend? Könnte sie als Unterschlupf dienen?“

    Ich nickte. „Ja, das könnte sie. Und zudem liegt hier irgendetwas in der Luft- ich weiß nicht, was es ist, aber es macht mich unruhig. Also nicht die Unruhe, die ich um diese Zeit des Monats sowieso immer spüre, es ist anders... Und ich habe von ‚düsteren Gestalten’ gehört, denen die Leute aus dem Weg gehen. Fremde, vor denen man sich in Acht nimmt... Albus, ich bin hier auch fremd, aber ich habe bisher keine Ablehnung zu spüren bekommen, eher im Gegenteil.“ Ich berichtete ihm davon, dass besonders die Wirtsleute froh über eine weitere Person in ihrem Haus zu sein schienen.

    Albus wirkte recht nachdenklich, ehe er darauf antwortete. „Remus, wenn du dich morgen umsiehst, dann achte darauf, dass niemand dich sieht und versuch’ herauszufinden, was die Leute untereinander reden. Ich kann zu diesem Zeitpunkt noch nichts weiter dazu sagen, nur, dass ich Grund zu der Annahme habe, dass hinter dieser Sache noch weitaus mehr steckt wie der bloße Aufenthaltsort von Peter und möglicherweise noch ein paar anderen Todessern.“

    Ich sah ihn fragend an. „Kannst du ungefähr abschätzen, wann du mir mehr sagen kannst?“

    „Leider noch nicht... Ich habe heute eine Nachricht von einer alten Bekannten bekommen, die mich vielleicht weiter bringt, wenn ich mit ihr gesprochen habe- ich warte noch auf ihre Eule. Und ich suche noch nach einem bestimmten Buch. Das Problem dabei ist, dass es dauernd den Standort wechselt oder sich unsichtbar macht. Meistens versteckt es sich in meinem Büro, doch bis jetzt habe ich es noch nicht gefunden. Nur... selbst wenn ich es finde, weiß ich nicht, ob ich es auch lesen kann- aber genug davon, um mehr sagen zu können muss ich wirklich erst meiner Bekannten sprechen,“ sagte der alte Schulleiter bedauernd.

    Mir war die Sorge in seiner Stimme nicht entgangen- was auch immer er für eine Nachricht bekommen hatte, er nahm sie anscheinend sehr ernst.

    „Ich verstehe... Ich werde mich morgen gründlich umsehen und mich dann wieder melden,“ gab ich ihm zu verstehen.

    „Noch etwas, Remus...“ sagte Albus langsam. „Achte auf Schwingungen. Fühl- oder hörbare, die uns normalerweise entgehen. Ich weiß, dass du es nicht gern hörst, aber du wirst jetzt- mit bestimmten Sinnen- weitaus besser dazu in der Lage sein als jeder andere von uns...“ Er sah mich über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an.

    Ich zog es vor, nichts dazu zu sagen, einfach, weil ich nichts nützliches oder gar vorteilhaftes in diesen Gegebenheiten sehen wollte und nickte knapp, ehe ich den Spiegel langsam wieder zuklappte.

    Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis sich seine Vermutungen und Annahmen bestätigen würden- oder auch nicht. Morgen würde ich also ein bisschen im Trüben fischen und hoffen, dass etwas dabei war, was ihm vielleicht weiterhelfen konnte.

    Im Haus war es sehr ruhig und ich nahm an, dass die beiden alten Herrschaften schon zu Bett gegangen waren. Ich lauschte in die Stille. Ich hörte das knistern der Flammen im Kamin, hier und da ein knarren von Holz, sonst konnte ich nichts wahrnehmen. Jedenfalls nichts, was ich ungewöhnlich gefunden hätte. Was wohl noch da war, war diese Unruhe, die ich nicht näher einordnen konnte.

    Ich dachte an das Buch, von dem Albus gesprochen hatte. Ein Buch was sich versteckte und von dem er nicht wusste, ob es ihm überhaupt seinen Inhalt preisgeben würde...

    Draußen hatte es aufgehört zu schneien und alles wirkte ruhig und friedlich. Ich hatte das Licht gelöscht und einzig die verglimmenden Holzscheite gaben noch ein schwach orangenes Leuchten von sich.

    Ich ging zu Bett und schlief auch ziemlich direkt ein. Irgendwann wachte ich auf, ich hatte keine Ahnung, wie spät es war- dem Himmel nach musste es früher Morgen sein. Es war noch sehr dunkel und ich rieb mir die Schläfen. Ich hatte einen Alptraum gehabt, aber das war nichts ungewöhnliches, das hatte ich oft kurz vor Vollmond. Seufzend stand ich auf, um einen Schluck Wasser zu trinken. Ich füllte mir ein Glas aus dem Krug, der auf dem Tisch stand und stellte mich ans Fenster, während ich trank- leicht schräg daneben besser gesagt, so dass ich die Straße sehen konnte, man mich jedoch nicht sehen würde, wenn man zufällig hinauf sah.

    Eine ganze Weile stand ich dort und wollte gerade ins Bett gehen, als mir ein seltsames Flackern ins Auge fiel. Ich sah genauer hin- es war ein auf merkwürdige Weise transparent wirkendes, grünliches Licht, was sich wie eine Kuppel formierte und ein Ziel zu haben schien, ehe es wieder stärker flackerte. Sekunden später war es weg. Es war, als sei es nie da gewesen und kam auch nicht wieder. Dann vernahm ich etwas, was sich anhörte, als sei jemand zu Boden gefallen, dann ein murmeln, aber was die Stimme sagte konnte ich nicht verstehen- die Fenster waren zu und die Mauern sehr dick. War das nebenan gewesen?



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:23


    ~5~


    Anna

    Kopfschmerzen... Rasende, unsägliche Kopfschmerzen... Ich wachte völlig benommen auf und es dauerte etwas, bis ich verschwommen meine dunkle Umgebung registrierte und feststellte, dass ich zu Hause war. Ich lag eingerollt neben dem Sofa- war ich heruntergefallen? Alles tat mir weh, die Kopfschmerzen waren jedoch am schlimmsten.

    Was war passiert? Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass ich plötzlich schrecklich müde geworden war und an schwarze Umrisse und irgendetwas rotes... Mir war übel und meine Zähne schlugen heftig aufeinander, ich fror und wusste nicht, was ich zuerst tun sollte. Langsam und vorsichtig versuchte ich mich hochzuziehen, doch ich gab es bald auf, da mir der Kopf zu platzen drohte- jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass er das täte...

    Meine Armbanduhr lag auf dem Wohnzimmertisch und die Leuchtziffern sagten mir, dass es 4:47 Uhr war. Leise murmelte ich vor mich hin, das Ganze war mir absolut unverständlich. Ich hatte noch nie zu Kopfschmerzen geneigt... Ich zerrte mir die Wolldecke über und blieb dann regungslos liegen. Irgendwo klopfte es, wahrscheinlich in meinem Kopf, ich wusste es nicht, ich konnte nicht mal klar denken.

    Es wurde bereits hell, als die Schmerzen endlich nachließen und ich mich langsam in eine sitzende Position bringen konnte. Mein Mund war wie ausgetrocknet und mit zitternden Händen griff ich nach meiner Tasse, in der sich noch kalter Kräutertee befand, den ich gierig trank. Seltsamerweise schien das zu helfen, denn kurze Zeit später ging es mir bereits so gut, dass ich aufstehen konnte, um ins Bad zu gehen.

    Ich stand lange vor dem Waschbecken und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht- ich fror noch immer, aber das kalte Wasser tat seine Wirkung und mein Kopf war wieder so klar, dass ich mich unter die heiße Dusche stellen konnte, um mich aufzuwärmen.

    Mit einem flauschigen Handtuch trocknete ich mich ab, wickelte mich nur in meinen Morgenmantel und ging dann zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich abermals auf der Couch einrollte und wieder einschlief.

    Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen und wie lange es schon geklingelt hatte, als ich endlich mitbekam, dass jemand vor der Tür stand. Mühsam hob ich den Kopf und lauschte in den Flur.

    „Anna? Anna, Liebes, bist du zu Hause?“ Es war meine Großmutter und sie schien sich Sorgen zu machen, jedenfalls klang ihre Stimme so.

    „Ich bin hier...“ krächzte ich und stand langsam auf, um in den Flur zu schlurfen und ihr die Tür zu öffnen.

    Ihr Gesicht war schockiert, als sie mich sah. „Kind, was ist denn passiert? Du siehst entsetzlich aus!“

    „Danke...“ murmelte ich und ließ sie eintreten.

    Sie sah mich scharf an und die Sorge in ihrer Stimme war jetzt unüberhörbar. „Ich möchte, dass du mir genau erzählst, was mit dir passiert ist, Anna...“ Sie nahm mich am Arm und brachte mich zurück ins Wohnzimmer, wo sie mich vorsichtig auf dem Sofa absetzte.

    „Warte, ich koche dir einen Tee und dann erzählst du mir, was los war...“ Ehe ich noch irgendwelche Einwände erheben konnte war sie in der Küche verschwunden. Ich seufzte und lehnte mich zurück, schloss die Augen und versuchte, mich an alles zu erinnern.

    Kurze Zeit später kam sie mit einem großen Becher Tee zurück, den sie mir reichte. „Hier, trink das, danach wird es dir besser gehen...“ Ich nahm den Becher und trank vorsichtig einige Schlucke von dem heißen Tee. Wärme durchströmte mich und außerdem hatte sie Recht- es ging mir jetzt wirklich viel besser!

    Sie wartete noch einen Moment, dann sah sie mich an. „Und?“

    Ich erzählte ihr, dass ich eigentlich fernsehen wollte, mich aber dann plötzlich seltsam fühlte und in einen seltsamen Schlaf gefallen war. „Ich konnte nichts sehen, außer Schatten und rote Punkte und als ich aufwachte lag ich mit rasenden Kopfschmerzen neben dem Sofa...“


    „Was für ein Gefühl hattest du? War es eher wie ein Alptraum oder war es... anders?“
    Wie meinte sie das denn nun schon wieder? Anders? Aber sie hatte Recht...

    „Nein, kein Alptraum, ich hatte das Gefühl, als wolle jemand...“ ich zögerte, denn das hörte sich einfach seltsam an „... in meinen Geist eindringen... Ich hab’ mich gewehrt, ich wollte nicht, dass jemand in meinen Kopf sieht und ich glaube, ich habe das auch gesagt... Aber ich weiß es wirklich nicht mehr genau... Das hört sich verrückt an, oder?!“

    „Nein... tut es nicht...“ Ich hatte meine Großmutter noch nie mit einem derartig besorgten Gesicht gesehen. „Anna, ich will, dass du heute im Haus bleibst, hörst du? Ich hätte es dir früher sagen müssen... Jetzt ist es vielleicht zu spät... Ich muss jetzt weg und mit jemandem reden...“

    „WAS bitte hättest du mir schon früher sagen müssen, von was redest du denn da?“ Ich war nun vollkommen verwirrt. „Und warum soll ich im Haus bleiben?!“

    Sie sah mich eindringlich an. „Ich verspreche dir, dass ich es dir erkläre, aber nicht jetzt. Bleibst du im Haus?“

    „Von mir aus...“ brummelte ich „Wann willst du mir das erklären?! Ich muss morgen wieder nach London, das weißt du.“

    „Meld’ dich krank.“ Sie unterbrach meinen Protest mit einer Handbewegung. „Nur für morgen, am Freitag kannst du singen. Morgen ist nur Probe, bitte bleib’ hier, es ist wichtig! Vertrau’ mir.“

    Wie stellte sie sich das vor? Mich einfach krank melden?! Ich hatte mich noch nie krank gemeldet. Aber so empört ich über diese Aussicht auch war- ich kannte sie... Sie würde mich nicht einfach so darum bitten. Etwas machte ihr Angst und ich sah ihre Sorge um mich in ihrem Gesicht. Zudem verschwieg sie mir etwas und ich wollte wissen, was es war!

    Ich senkte den Kopf und gab mich geschlagen. „Okay, aber am Freitag bin ich in London, egal was passiert!“

    Sie nickte erleichtert. „Gut... Bis dahin habe ich alles geklärt und kann es dir mehr sagen... Ich muss mich jetzt auf den Weg machen. Ich seh’ heute Abend noch einmal nach dir.“

    „Ja... Nimm bitte deinen Schlüssel, falls ich schlafen sollte...“ rief ich ihr noch hinterher. Sie nickte und schloss dann die Haustür hinter sich. Ich fragte mich, wo sie so dringend hin musste und was um Himmels willen sie mir schon eher hätte sagen müssen...

    Langsam und widerstrebend griff ich zum Telefon und rief im Musical Theater an, um mich für morgen krank zu melden. Es war nicht weiter schwierig, da meine Stimme noch immer leicht kratzig klang und so konnte ich sagen, dass ich meine Stimme lieber morgen noch schonen wollte, um am Freitag wieder wie immer singen zu können. Ich sollte eine Stunde eher als üblich dort sein, um vorher zu testen, ob es wirklich ging, ansonsten war es kein Problem. Das erleichterte mich und ich überlegte, was ich jetzt tun könnte, wenn ich schon nicht raus konnte...

    Ich fühlte mich nach dem Tee wieder wie neu, stellte die Fenster auf Kipp um die stickige Luft durch frische zu ersetzen und setzte mich entschlossen ans Klavier.


    Remus

    Ich machte mir Gedanken wegen des Lichts und wegen der Geräusche von nebenan- mein Gefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmte, also zog ich mich an und ging nach draußen, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.

    Im Haus nebenan war alles dunkel, nur das Flackern in einem der unteren Fenster sagte mir, dass dort ein Fernseher laufen musste, was ich ungewöhnlich fand, da mir die junge Frau- Anna, wie ich mir ins Gedächtnis rief- recht müde gewesen zu sein schien am Abend zuvor. Da sie die Vorhänge zugezogen hatte konnte ich nichts sehen und auch hörte ich jetzt kein murmeln mehr. Ich ging zur Tür und klopfte ein paar Mal an, doch innen rührte sich nichts. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf mein Gehör. Ich hörte die Stimmen, die aus dem Fernseher kamen und- ja, es war eindeutig ein Atemgeräusch. Gut, vielleicht war sie nur vor dem Fernseher eingeschlafen... Ich beschloss, die Sache zunächst auf sich beruhen zu lassen und ging wieder in die Pension zurück.

    Es war kurz nach 5 Uhr morgens, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken, also ging ich in das kleine Badezimmer, was meinem Zimmer angeschlossen war, duschte und setzte mich danach an den Kamin, den ich zuvor wieder angemacht hatte- allerdings per Zauberei, das war einfach bequemer als auf die Muggelart.

    Angenehme Wärme strahlte mir entgegen als ich aus dem Bad kam und ich sah ungeduldig auf die Uhr... Ich wollte mit Albus sprechen, doch vor 7 Uhr am Morgen wollte ich ihn nicht stören, so dass ich mir das Buch vom Nachttisch nahm, welches ich mir mitgebracht hatte und anfing zu lesen.

    ~ * ~

    Die Zeit war doch schneller vergangen als ich dachte und als ich mein Buch zuklappte war es viertel nach sieben. Außerdem waren mittlerweile auch die beiden Lexingtons wach, denn ich hörte Schritte im Haus und der schwache Duft von Kaffee stieg mir in die Nase.

    Ich legte das Buch zurück auf den Nachttisch und holte den Zweiwegespiegel hervor. Albus würde mittlerweile wach sein, er schlief nie nach 7 Uhr morgens.

    Wieder wirbelte Nebel auf, nachdem ich den Namen gesprochen hatte und es dauerte nur Sekunden, bis ich Albus Gesicht sehen konnte. Er wirkte besorgter als noch gestern abend- hatte er etwas herausgefunden?

    „Guten Morgen, ich melde mich etwas früher als geplant...“ begrüßte ich ihn.

    „Guten Morgen, Remus, was ist in der Nacht geschehen?“ So, wie er das sagte schien er bereits zu wissen, dass überhaupt etwas passiert war, was mich wunderte.

    Ich berichtete ihm von dem unwirklichen grünen Licht, von der wachsenden Unruhe und dass ich zunächst gedacht hatte, dass die Geräusche von nebenan damit zusammenhingen, nach Überprüfung jedoch davon ausging, dass nur jemand vor dem Fernseher eingeschlafen war.

    Albus seufzte. „Dein erster Gedanke war richtig, Remus- es hatte etwas mit dem Haus nebenan zu tun. Dort wohnt eine junge Frau und ich möchte, dass du deine Aufmerksamkeit zunächst mal auf sie lenkst statt auf das, was in dem Dorf passiert...“

    Was mir nicht allzu schwer fallen dürfte...

    „Was ist mit ihr?“ fragte ich so neutral wie möglich.

    „Sie ist in Gefahr- ein Schlüssel, den Voldemort sich zunutze machen will..“

    „Albus, was will Voldemort mit einem Muggel? Sie ist keine Hexe, dessen bin ich mir sicher- ich habe sie gestern schon getroffen, als ich auf das Feld appariert bin. Sie war mit dem Auto liegen geblieben und wenn sie eine Hexe gewesen wäre hätte sie sich selbst helfen können statt beinahe zu erfrieren...“

    „Sie hat keine Ahnung, dass sie eine ist- zudem gibt es da noch eine Besonderheit, weswegen sie auch nie einen Brief für Hogwarts bekam. Mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen. Ich erwarte jeden Moment ihre Großmutter und dann, so schätze ich, werde ich ihr einen Besuch abstatten müssen, um einiges zu erklären. Bleib’ in der Nähe, besser wäre es noch, wenn du hingehen würdest. Du kannst ihr sagen, dass Agatha Iphigenie Hollstone dich schickt- das ist ihre Großmutter und ihren zweiten Namen kennen nur ihre engsten Vertrauten, was heißt, dass sie dir das glauben wird.“

    Von diesen Neuigkeiten war ich nun wirklich ziemlich überrascht- und ich wollte wissen, was genau dahinter steckte. Das Licht in der Nacht hatte ein Ziel gehabt, ja... War dieses Ziel Anna gewesen? Und warum sie? Was hatte Voldemort herausgefunden und was wusste ihre Großmutter, die anscheinend die Sache aufklären konnte. Ich war schon so in Gedanken und Fragestellungen versunken, dass ich zusammenzuckte, als Albus noch etwas sagte.

    „Nimm den Spiegel mit, Remus, ich melde mich so bald wie möglich wieder.“

    „Wie viel kann ich ihr sagen? Sie wird, selbst wenn ich im Auftrag ihrer Großmutter komme, Fragen haben...“

    „Sag’ ihr nur, dass sie die Erklärung dafür bekommen wird. Von mir und Agatha. Und dass du selbst momentan nicht viel mehr weißt, du brauchst also nicht einmal lügen...“

    „Gut...“ Ich nickte kurz und klappte den Spiegel wieder zu.

    Nebenan hörte ich, dass sie offensichtlich wach war, denn sie spielte Klavier, ich konnte am Klang hören, dass es ein Instrument war, was gespielt wurde, denn die Klänge hatten keinerlei elektronischen Schwingungen, die sie begleiten würden, wenn die Musik aus einem Radio gekommen wäre.

    Nun, dann werde ich mich wohl zum Frühstück einladen müssen...

    Ich ging nach unten in die Küche, wo mich das strahlende Gesicht von Mrs. Lexington begrüßte. „Guten Morgen, ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?“

    „Oh, ja, habe ich, danke...“ Den Teil der Nacht ohne Alpträume und seltsame Lichter wenigstens... dachte ich bei mir.

    „Kaffee?“ Sie hielt mir eine Tasse hin, die sie gerade eingeschenkt hatte und ich nahm sie dankend an und trank sie, so schnell es die Temperatur zuließ, im stehen.

    „Wollen Sie sich nicht setzen?“ Eigentlich wollte ich ziemlich rasch weg, weil ich nicht einschätzen konnte, wie nötig ein persönlicher Schutz sein würde, andererseits war es eine absolut unhöfliche Zeit, bei jemandem zu klingeln, den man kaum kannte... Ich entschied mich jedoch dafür, unhöflich zu sein, ganz einfach, weil ich nicht wusste, was noch kam.

    „Nein, ich muss noch etwas erledigen, was sich nicht aufschieben lässt, vielen Dank.“

    Die alte Dame schien etwas enttäuscht darüber, dass ich ihr Frühstück verschmähte, nickte jedoch verständnisvoll. „Sie haben sicher geschäftlich hier zu tun, ich verstehe.“

    Ich nickte und trank den letzten Schluck ihres wirklich hervorragenden Kaffees, ehe ich ihr die Tasse zurück reichte und mich verabschiedete. Schnell holte ich meinen Umhang von oben, steckte den Spiegel ein und verließ das Haus.



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:24


    ~6~


    Anna

    Ich unterbrach mein Klavierspiel, als ich die Türglocke hörte- wer um alles in der Welt würde an einem Samstag Morgen so früh klingeln? Meine Oma konnte es nicht sein, denn ich hatte sie gebeten, ihren Schlüssel zu benutzen und wichtige Post erwartete ich eigentlich auch nicht... Ich erinnerte mich an die Warnung meiner Großmutter, ja im Haus zu bleiben und an ihre Sorge... Sollte ich nun öffnen oder nicht? Dass ich zu Hause war konnte ich nicht verbergen, schließlich hatte ich bis vor ein paar Sekunden noch Klavier gespielt...

    „Ach was, du bekommst eine Paranoia...“ murmelte ich vor mich hin, stand entschlossen auf und ging in den Flur, um die Tür zu öffnen. Ich hielt inne, überlegte noch einen Moment und ging dann doch hin, allerdings machte ich sie zunächst nur einen Spalt breit auf, um sie nötigenfalls schnell wieder zuschlagen zu können.

    Überrascht stellte ich fest, dass es der große, gutaussehende Mann von gestern war- Remus Lupin. Er sah etwas betreten aus, als er sich für die frühe Störung entschuldigte „Es tut mir Leid, Sie so früh stören zu müssen, aber Sie sind in Gefahr und Ihre Großmutter Agatha Iphigenie Hollstone schickt mich, um auf Sie aufzupassen...“

    Ich starrte ihn an und öffnete die Tür nun ganz. Den zweiten Namen meiner Großmutter kannten außer ihr selbst nur noch meine Mutter und ich- und meine Mutter war tot...

    „Woher... Kommen Sie herein.“ Ich trat zur Seite und ließ ihn eintreten- was war er, ein Undercover Agent oder so etwas?! Er würde mir einige Fragen beantworten müssen...

    Ich bemerkte, dass er von einem Fuß auf den anderen trat und etwas nervös zu sein schien und sah ihn fragend an. Er schien sehr bemüht, nicht an mir herunter zu blicken und meinte nur „Ich weiß, dass Sie wahrscheinlich so früh keinen Besuch erwartet haben, aber vielleicht... sollten Sie sich, ähm... etwas Wärmeres anziehen?!“

    Siedendheiß fiel mir ein, dass ich immer noch nichts wie meinen Bademantel trug und ein kurzer Blick nach unten genügte, um festzustellen, dass er oben doch recht weit offen stand. Er sah, dass ich die Situation recht schnell erfasst hatte und konnte sich nun ein kleines, ganz besonderes Grinsen nicht verkneifen „Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, aber ich dachte, ich schlage es besser mal vor...“

    „Oh, vielen Dank, Sie sind ein wahrer Gentleman...“ Ich musste lachen und entschuldigte mich kurz, um nach oben zu gehen. Auf der Treppe drehte ich mich noch einmal kurz um.
    „Gehen Sie doch einfach rechts herum, da ist die Küche, und nehmen sich einen Kaffee- wenn Sie welchen mögen. Und dann, mein Herr, hätte ich gerne ein paar Antworten von Ihnen.“

    „Ja, das habe ich befürchtet...“ sagte er seufzend und trottete in Richtung Küche. „Und Kaffe klingt großartig...“ hörte ich ihn noch, ehe ich meinen Weg nach oben fortsetzte.

    Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir eine Blue Jeans, einen dem Wetter angepassten Pullover und ein paar dicke Wollsocken aus dem Schrank- ich hasste es, im Haus mit Schuhen herum zu laufen- und zog mich an. Meine Haare ließ ich, wie sie waren, die Locken kringelten sich sowieso wie sie wollten, also schüttelte ich sie nur kurz auf und ging wieder nach unten, in die Küche.

    Ich nahm mir ebenfalls eine Tasse Kaffee und setzte mich ihm gegenüber. „So, Mr. Lupin, jetzt würde ich doch gerne wissen, woher Sie den zweiten Namen meiner Großmutter kennen...“

    Er verzog das Gesicht. „Nennen Sie mich Remus, bitte...“ „Wenn Sie mich Anna nennen und aufhören, mich zu siezen... Also, woher?“

    Er sah mich gequält an und ich merkte, dass er die Wahrheit sagte, als er sprach. „Ich kann dir nicht viel dazu sagen, ich bitte dich nur, mir zu vertrauen- es ist wichtig, dass du das tust, da es... Leute gibt, die dir schaden wollen... Du wirst noch eine bessere Erklärung bekommen, nur kann ich sie dir leider nicht geben.“

    Ich sah ihn lange an. „Für wen arbeitest du?“ Er antwortete ohne zögern „Es ist eine Art Geheimorganisation...“ Ich dachte nach. Er konnte mir nicht mehr sagen- aber wer konnte es dann? Und was hatte meine Großmutter mit all dem zu tun? Ich seufzte. „Also schön... Und jetzt? Ich meine, was habe ich zu erwarten? Werden hier Gestalten auftauchen, die mich entführen wollen oder auf was muss ich mich einrichten? Und vor allen Dingen: warum??? Ich weiß von nichts, was für irgendwelche Verbrecher nützlich sein könnte!“

    Er schien zu überlegen, ehe er vorsichtig sagte „Nein, du weißt nichts- noch nicht- aber vielleicht wissen die etwas, was dir bis jetzt verborgen blieb...“

    Ich stützte die Ellbogen auf den Küchentisch und fuhr mit den Fingern durch meine Haare, etwas, was ich immer tat, wenn ich nachdachte. Mir fiel einfach nichts dazu ein. Er legte den Kopf schräg und sah mich an- es schien ihm aufrichtig leid zu tun, mir nichts anderes sagen zu können.

    Mir fiel auf, wie blass er wirkte und fragte mich, ob er schon gefrühstückt hatte... Ich ließ die Hände wieder sinken und fragte ich danach. Er grinste „Nein, warum? Sehe ich so verhungert aus?“ „Nicht verhungert, aber blass...“ Er wirkte nun wieder ernster. „Oh, das hat nichts zu bedeuten...“ Ich stand auf und öffnete den Küchenschrank. „Mhhm, ich kann dir leider nur Cornflakes anbieten... Außer Cornflakes, Milch und Joghurt hab’ ich selten was im Haus- wird mir immer schlecht, wenn ich unterwegs bin...“

    Er lachte wieder- mit dieser tiefen, warmen Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte- warum hatte der Kerl bloß so eine Wirkung auf mich?! „Ich nehme gerne ein paar Cornflakes, danke.“ Ich nickte, stellte den Karton und die Milch auf den Tisch, holte die tiefen, dunkelblauen Müslischalen aus dem Schrank, von denen ich genau zwei besaß und fragte mich innerlich grinsend, wann ich zuletzt die zweite gebraucht hatte...

    Da saß ich nun, einträchtig mit ihm frühstückend, und fragte mich andauernd Warum ich? Und was hat Oma damit zu tun? Wovor hatte sie Angst? Was wollen die von mir?

    Ich ließ meine noch halbvolle Schüssel stehen und wanderte unruhig in der Küche auf und ab- ich musste etwas tun, egal was und wenn ich schon nicht draußen an die Luft konnte, um mich zu bewegen...

    Zunächst bemerkte ich nicht, dass er seine Schale ebenfalls beiseite geschoben hatte und mich ansah. Leise sagte er „Ich kann mir vorstellen, dass dir die Ungewissheit zu schaffen macht, Anna... Aber es bringt nichts, wenn du dich jetzt verrückt machst.“

    Er hatte ja Recht- aber was sollte ich denn sonst tun? Singen? Warum eigentlich nicht, wenn ich sang vergaß ich alles um mich herum... Ich kämpfte mit mir- ich wollte nicht, dass es so aussah, als würde ich ihm ein Privatkonzert aufdrängen wollen, aber noch während ich darüber nachdachte sagte er „Warum lenkst du dich nicht mit Arbeit ab? Deine Arbeit ist Musik und... ich würde... nun, ich könnte zuhören und dir sagen, wenn du einen Ton nicht triffst.“

    „Ah, der Herr möchte gerne den Kritiker spielen.“ Ich lachte du sagte dann „Okay- willst du mitsingen? Dann kann ich mehr Lieder üben und außerdem kann ich dir dann sagen, wann du die Töne nicht triffst- was denkst du, wie oft wird das sein?“

    Er wehrte entsetzt ab „Um Himmels willen...“ Ich grinste und ging in Richtung Wohnzimmer, wo ich eine Orchester CD hatte, die mir zu Übungszwecken diente. „Komm schon, ich denke, ich soll mich ablenken...“ Er folgte mir nur widerstrebend, aber er kam tatsächlich mit.

    „Kennst du die Texte von Tanz der Vampire?“ „Nicht... alle auswendig...“ sagte er unsicher, während er bei der Tür stehen blieb. „Willst du nicht doch lieber alleine singen? Ich glaube nicht, dass ich-“ Ich unterbrach ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung „Ich erwarte keine Professionalität- aber es würde mir das singen wirklich erleichtern... Was ist mit Totale Finsternis, da hättest du nicht so viel Text?“

    Er war noch eine Spur blasser geworden, gab sich aber schließlich geschlagen, obwohl er immer noch im Türrahmen stand. Ich legte die CD ein und die Musik begann...


    Anna und Remus

    Anna konzentrierte sich auf die Melodie, auf den Text und auf das Lied, als sie zu singen begann.

    Manchmal in der Nacht
    fühl ich mich einsam und traurig
    doch ich weiß nicht was mir fehlt...

    Sie sang das „Sei bereit“ der Ahnen mit, da niemand sonst die Stellen hätte übernehmen können, sie tauchte wie auch auf der Bühne ganz in ihre Rolle ein, ihre Stimme war gefühlvoll und klar.

    Manchmal in der Nacht
    hab ich fantastische Träume
    aber wenn ich aufwach’ quält mich die Angst.

    Remus stand noch immer im Türrahmen und sah fasziniert, wie sie auch ihrem Gesicht diesen Ausdruck verlieh, als sie es sang.

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht
    lieg ich im Dunklen und warte
    doch worauf ich warte ist mir nicht klar...

    Nein, es war ihr nicht klar und zum ersten Mal, als sie dieses Lied sang wusste Anna, dass sie meinte, was sie sang- was war es?!

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht
    spür ich die unwiderstehliche Versuchung
    einer dunklen Gefahr...

    Remus stimmte mit ein:

    Sei bereit Sternkind...

    Anna wandte sich ihm zu, sah aber durch ihn hindurch.

    Ich hör eine Stimme die mich ruft...

    Remus sang:

    Sei bereit Sternkind...

    Wie in Trance fuhr sie fort

    Ich kann eine Stimme hörn...

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht fühl ich die Macht eines Zaubers der mich
    unsichtbar berührt...

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht bin ich so hilflos und wünsch mir es käm einer
    der mich führt und beschützt...

    Das klang so hilflos, das Remus automatisch einen Schritt auf sie zu machte.

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht
    kann ich es nicht mehr erwarten
    ich will endlich eine Frau sein und frei...

    Sei bereit...

    Manchmal in der Nacht
    möcht ich Verbotenes erleben
    und die Folgen sind mir ganz einerlei...

    Remus musste schlucken- er stand nun nah bei ihr, als er mit volltönender Stimme wiederholte

    Sei bereit Sternkind...

    Anna schien noch immer durch ihn hindurchzublicken, obwohl sie sich seiner Nähe plötzlich bewusster wurde, als das je bei einem Kollegen auf der Bühne geschehen war- er zog sie magisch an und nie hätte sie gedacht, dass er so singen konnte, wie er es tat- seine Stimme konnte absolut mithalten mit denen einiger Sänger, die sie kannte- sie hüllte sie ein und zog sie mit. Sie sah sich suchend um und sang

    Ich hör eine Stimme die mich ruft...

    Wieder erklang seine Stimme, diesmal noch dichter

    Sei bereit Sternkind...

    Laut sang sie

    Ich spür eine Sehnsucht die mich sucht...

    Remus sang leidenschaftlich, verführerisch- so wie es die Rolle und der Text verlangten, auch er schien jegliche Bedenken abgelegt zu haben- er sang die Rolle nicht nur, er spielte sie- nein, er fühlte sie...

    Sich verliern heißt sich befrei'n
    du wirst dich in mir erkennen
    was du erträumst wird Wahrheit sein
    nichts und niemand kann uns trennen
    Tauch mit mir in die Dunkelheit ein
    zwischen Abgrund und Schein
    verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit
    ich hüll dich ein in meinen Schatten
    und trag dich weit
    du bist das Wunder
    das mit der Wirklichkeit versöhnt

    Anna hob die Arme, winkelte die Ellbogen an und ballte ihre Hände zu Fäusten als sie sang

    Mein Herz ist Dynamit,
    dass einen Funken ersehnt

    Sie sahen einander an und sangen

    Ich bin zum Leben erwacht
    die Ewigkeit beginnt heut Nacht
    die Ewigkeit beginnt heut Nacht

    Leiser und fast verzweifelt war es nun wieder Anna’s Text

    Ich hab mich gesehnt danach mein Herz zu verlier'n
    jetzt verlier' ich fast den Verstand
    Totale Finsternis
    ein Meer von Gefühl und kein Land

    Einmal dachte ich bricht Liebe den Bann
    jetzt zerbricht sie gleich meine Welt

    Totale Finsternis
    ich falle und nichts was mich hält

    Sei bereit...

    Machmal in der Nacht
    denk ich ich sollte lieber flieh'n vor dir
    solang ich es noch kann

    Remus sah, wie sie den Blick abwandte und mit einem Anflug von Bitterkeit dachte er, dass sie eigentlich Recht hatte... Das sollte sie...

    Sei bereit...

    Sie sah ihn wieder an und ihre Stimme war fest und entschlossen

    Doch rufst du dann nach mir
    bin ich bereit dir blind zu folgen
    selbst zur Hölle würd ich fahren mit dir

    Sei bereit

    Manchmal in der Nacht
    gäb' ich mein Leben her für einen Augenblick
    in dem ich ganz dir gehör'

    Remus wollte einen Schritt zurückgehen, doch er konnte nicht, ihre Stimme hielt ihn gefangen. Er spürte, dass ihn der Text zu beeinflussen begann, ob er wollte oder nicht...

    Sei bereit

    Manchmal in der Nacht
    möcht ich so sein wie du mich haben willst
    und wenn ich mich selber zerstör'...

    Oh Merlin, lass dieses Lied bald zu Ende sein...

    Sei bereit Sternkind...

    Ich hör eine Stimme die mich ruft...

    Sei bereit Sternkind...

    Ich spür eine Sehnsucht die mich sucht...

    Sie standen sich gegenüber, diesmal wieder im Duett:

    Sich verliern heißt sich befrei'n
    du wirst dich in mir erkennen
    was du erträumst wird Wahrheit sein
    nichts und niemand kann uns trennen
    Tauch mit mir in die Dunkelheit ein
    zwischen Abgrund und Schein
    verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit
    ich hüll dich ein in meinen Schatten
    und trag dich weit
    du bist das Wunder
    das mit der Wirklichkeit versöhnt

    Remus setzte aus und Anna sang allein,

    Mein Herz ist Dynamit,
    dass einen Funken ersehnt

    ehe sie wieder zusammen sangen:

    Ich bin zum Leben erwacht
    die Ewigkeit beginnt heut Nacht
    die Ewigkeit beginnt heut Nacht

    Anna’s Stimme wurde traurig

    Ich hab mich gesehnt danach mein Herz zu verliern
    Jetzt verlier ich fast den Verstand
    Totale Finsternis
    Ein Meer von Gefühl und kein Land

    Einmal dachte ich bricht Liebe den Bann

    Leise sang Remus

    Jetzt zerbricht sie gleich deine Welt

    Remus stand dicht vor ihr und hielt sie an den Schultern fest, bis Anna zum Schluss ansetzte:

    Totale Finsternis
    Wir fallen und nichts was uns hält
    Totale Finsternis
    Ein Meer von Gefühl und kein Land
    Totale Finsternis
    Ich glaub ich verlier den Verstaaaaaaand

    Remus näherte sich ihrem Hals und breitete einen imaginären Mantel aus. Die Wärme, die ihr Hals ausstrahlte raubte ihm fast den Verstand und es kostete ihn einiges, denselben zu behalten- er hatte gewusst, dass die Idee keine gute gewesen war... Er ließ sie abrupt los, als der letzte Ton verklungen war und Anna starrte ihn an. „Und jetzt sag’ mir nicht noch mal, du hast das Stück noch nie gesehen...“


    Remus

    Das Klavierspiel brach ab, nachdem ich geklingelt hatte, danach tat sich erst einmal gar nichts. Ich hörte leise Schritte, die kurz vor der Tür stoppten, ehe ich ein paar weitere Schritte hörte und die Tür ein Stückchen geöffnet wurde. Sie sah mich überrascht an und ich entschuldigte mich für die Störung- sagte ihr aber auch, in wessen Auftrag ich da war- sie schien bei der Nennung des Namens ziemlich fassungslos zu sein, anscheinend hatte Albus Recht gehabt...

    Die Tür wurde nun ganz geöffnet, sie trat zur Seite und machte den Weg frei, als sie mich herein bat.

    Ich trat ein und schloss die schwere Holztür hinter mir. Sie trug anscheinend nur ihren Bademantel, der am Kragen mehr Einblick bot, als ich haben sollte und nicht nur aus Gründen der Höflichkeit machte ich sie so dezent, wie es mir möglich war, darauf aufmerksam, denn sie hatte es anscheinend nicht bemerkt...

    Obwohl sie recht locker damit umging, lachte und einen Kommentar dazu machte sah ich, wie sich ihre Wangen leicht verfärbten, was ihr wirklich gut stand... Höchstwahrscheinlich deswegen konnte ich mir mein altes Rumtreiber Grinsen und eine weitere Bemerkung nicht verkneifen, für die ich mich hätte treten können... Der verdammte Vollmond beeinflusste mich sehr in dieser Richtung und ließ mein sonst recht kontrolliertes Selbst aus dem Ruder laufen und zudem war sie wirklich... Hör auf damit! rief ich mich selbst zur Ordnung.

    Ich seufzte, als sie mir ankündigte, Antworten auf ihre Fragen haben zu wollen, ehe sie nach oben ging, um sich etwas anderes anzuziehen- allein die Aussicht, dass ich, wie sie sagte, in der Küche Kaffee finden würde konnte mich für den Moment trösten...

    Es dauerte nicht lang, ehe sie zurück war, sich ihre Tasse mit Kaffee füllte und sich mir gegenüber an den Tisch setzte- sie wollte wissen, woher ich den Namen wusste und hatte noch andere Fragen, die ich ihr nicht beantworten konnte- was ihr zu sagen in der Lage war, sagte ich ihr und an ihren Augen, die mich eingehend ansahen, konnte ich sehen, dass sie mir glaubte.

    Langsam merkte ich, dass ich Hunger hatte, ehe jedoch mein Magen knurren konnte war ihr bereits aufgefallen, dass ich blass war- wie immer kurz bevor... und sie fragte mich, ob ich schon etwas gegessen hätte. Wenn sie den wahren Grund kennen würde, warum ich so aussehe würde sie nicht mehr so seelenruhig da sitzen dachte ich und sagte nur, dass diese Blässe nichts zu bedeuten hätte- das war gelogen, aber sagen konnte ich es ihr schließlich auch nicht, also was sollte ich machen?

    Sie inspizierte ihre Vorräte, die sich auf ein paar Dinge beschränkten und ich erwischte mich dabei, erfreut festzustellen, dass diese paar Dinge darauf schließen ließen, dass sie ganz offensichtlich eher selten Besuch zum Frühstück hatte Verdammt noch mal, verrenn dich in nichts, das ist absolut... Es war nicht nur ihre äußere Attraktivität, die mich anzog und auch nicht nur der Einfluss des Mondes um diese Zeit- aber selbst vor mir selbst konnte und wollte ich das nicht wirklich zugeben.

    Schweigend aßen wir Cornflakes und sie schien in Gedanken versunken zu sein. Kurze Zeit später ließ sie den Rest stehen und begann hin- und her zu laufen. Ich wollte nicht, dass sie sich den Kopf zerbrechen musste, bis ich etwas von Albus hörte und schlug ihr Ablenkung vor- singen. Das konnte sie schließlich phantastisch... Ich machte eine scherzhafte Bemerkung darüber, dass ich ihr schon sagen würde, wenn sie den Ton nicht treffen würde und sie gab mir grinsend contra, indem sie vorschlug, dass ich mitsingen sollte, was ich entsetzt ablehnte- ich sang zwar gerne, aber nur unter der Dusche- das sagte ich allerdings nicht!

    Doch sie war Feuer und Flamme und ihr Eifer rührte mich irgendwie, besonders, weil ich sah, dass sie sich nun wirklich darauf konzentrierte und die trüben Gedanken verbannt zu sein schienen... Widerstrebend folgte ich ihr, blieb aber im Türrahmen stehen- sie wollte ein Lied aus Tanz der Vampire singen. Ja, ich kannte die Lieder, aber sie singen war noch einmal etwas ganz anderes, denn ich wusste, dass ich mich die Texte zu bestimmten Zeiten mehr beeinflussten, als gut war...

    Ich ließ mich dennoch breit schlagen und merkte während des Singens schnell, dass ich es besser gelassen hätte- jetzt war es zu spät.

    Nachdem das Lied zu Ende war ging ich schnell einen kleinen Schritt zurück- sie sah vollkommen überrascht aus- sie war anscheinend davon überzeugt, dass ich doch bereits eine Aufführung gesehen haben musste- Und sie sah genauso verwirrt aus, wie ich...

    Der Zweiwegespiegel in meiner Tasche piepte und froh über diese Unterbrechung der Spannung, die in der Luft lag, holte ich ihn heraus...



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:26


    ~7~


    Anna

    Himmel, er hatte einfach phantastisch gesungen und in all meiner Bühnenerfahrung war mir so etwas bisher noch nicht passiert... Ich wusste nicht, was ich denken oder fühlen sollte, als es in seiner Tasche piepte- ich dachte zunächst, es sei ein Handy gewesen, bis er es herauszog. Es sah aus wie eine antike Puderdose, golden, schwer und mit seltsamen Symbolen auf der Rückseite. Hätte es etwas moderner ausgesehen hätte er Captain Kirk sein können, als er sagte „Ich höre, Albus...“

    Eine andere Stimme sagte „Du musst sie mitbringen, Remus- wir gehen davon aus, dass nur sie das Buch lesen kann- und die Informationen, die Severus mir gerade gebracht hat reichen alleine nicht aus. Ich kann auch hier alles erklären. Ihre Großmutter ist ebenfalls noch hier. Ich schicke euch einen Portschlüssel, dann brauchst du keine Umwege zu machen.“

    Buch? Was für ein Buch? Warum sollte nur ich das lesen können? Und WAS um alles in der Welt war ein Portschlüssel???

    „Ich frage sie...“ Er sah mich über das Ding in seiner Hand hinweg ernst an. „Konntest du alles hören?“

    Ich nickte nur, völlig betäubt von all dem. Was kam als nächstes? Kleine grüne Männchen, die mich zur Begrüßung mit einem Regentanz begrüßen würden? „Wo-hin?“ wollte ich nur wissen.

    „Nach Hogwarts...“ Er wandte sich wieder der merkwürdigen Puderdose zu „In Ordnung, Albus, wir warten auf den Schlüssel...“

    Er klappte das Teil zu und steckte es sorgfältig wieder in seine Tasche zurück. Ich stand einfach nur da und rührte mich nicht. Ich verstand nicht, was hier passierte. Remus stand da und sah mich an. Er schien zu zögern, doch dann machte er einen Schritt auf mich zu und legte einen Arm um meine Schulter, neigte den Kopf und sagte leise „Du brauchst keine Angst zu haben, dir wird nichts passieren... Nicht solange...“ Er brach ab und wiederholte mit fester Stimme „Dir wird nichts passieren.“

    Und ich glaubte ihm das. Über dem Wohnzimmertisch flackerte plötzlich die Luft und es erschien eine Vase darauf. „Oh Gott, ich fange schon an zu halluzinieren...“ flüsterte ich und starrte sie an.

    „Nein, tust du nicht- das ist nur der Portschlüssel...“ sagte er und ließ mich langsam wieder los. „Ach so, na dann...“ sagte ich mit leicht zittriger Stimme und wusste nun gar nicht mehr, was ich davon halten sollte.

    „Es wird nur ein bisschen ziehen, sonst nichts.“ Er nahm meine linke Hand in seine und legte sie auf die Vase. Um mich herum wirbelte es und ich fühlte ein heftiges, aber nicht schmerzhaftes ziehen um den Bauchnabel herum. Sekunden später war es vorbei und ich fand mich in einem großen, seltsamen Raum wieder, in dem ein großer Schreibtisch stand, hinter dem ein sehr alter, gütig aussehender Mann saß. Sein Bart ging ihm fast bis zum Gürtel und seine Haare waren nicht weniger lang. Er hatte ein paar funkelnde blaue Augen, die mich über eine Halbmondbrille hinweg freundlich ansahen. Neben ihm stand... meine Großmutter, die mich verlegen anlächelte und der Mann erhob sich langsam und kam um seinen Schreibtisch herum.

    Er trug ein seltsames Gewand aus fließendem Stoff in einem dunklen lila und eine nicht minder wunderliche Mütze, doch das alles wirkte an ihm weder lächerlich noch kostümiert...

    Für einen Mann, der doch recht betagt zu sein schien hatte er einen federnden Gang, den man fast schwungvoll nennen konnte. Auch seiner Stimme merkte man das Alter nicht an, als er mir die Hand reichte und sagte „Willkommen in Hogwarts, Anna, der Schule für Hexerei und Zauberei. Mein Name ist Albus Dumbledore, Direktor dieser Schule- die Dame dort-“ er sah zu meiner Großmutter „brauche ich dir ja nicht mehr vorzustellen...“

    Schule für was?! Ich sah ihn nur an und sagte zunächst einmal nichts. Es fiel mir schon schwer genug, all die Eindrücke zu verarbeiten, die um mich herum waren. Die Bilder an den Wänden... bewegten sich, aber außer mir schienen das alle Anwesenden für ziemlich normal zu halten- auch meine Oma, die direkt neben einem laut schnarchenden Gemälde stand.

    Ich räusperte mich. „Ich denke, ich brauche ein paar... Erklärungen... Was mache ich hier? Was soll das heißen, Schule für Hexerei und Zauberei? Und was bitteschön...“ ich sah meine Großmutter an „machst du hier?“

    Albus Dumbledore hob beschwichtigend seine Hand und deutete auf einen der knuddeligen roten Sessel vor dem Kamin. „Vielleicht setzt du dich erst einmal- du siehst ja noch blasser aus wie Remus-“ dieser schoss ihm einen giftigen Blick zu „ich werde alles erklären.“

    Ja, setzen war gut, ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen und vor allem wollte ich endlich wissen, was hier eigentlich los war. Als ich mich in Bewegung setzte fiel mir auf, dass meine Hand noch immer mit Remus’ verschränkt war- sie hatte mir Halt gegeben, ohne dass ich mir dessen bewusst gewesen war. Langsam ließ er mich los, auch ihm schien es erst jetzt aufgefallen zu sein und seine Wangen wirkten etwas weniger blass jetzt.

    Alle anderen setzen sich ebenfalls, Albus Dumbledore saß mittig, rechts daneben Remus, links meine Oma und neben Remus war ich.

    „Nun, Anna“ hob der alte Mann an „es ist nicht leicht, dass alles in ein paar Sätzen zu erklären, aber ich will versuchen, es zu tun. Das Dorf, in dem du lebst, wurde auf den Trümmern eines uralten Steinkreises erbaut- das Haus deiner Eltern steht genau über dem alten Hauptenergiezentrum, in dem in längst vergangenen Zeiten heute uns nicht mehr bekannte Rituale durchgeführt wurden. Du wurdest genau 13 Jahre vor dem Fall eines mächtigen schwarzen Zauberers in einer Vollmondnacht in genau diesem Haus geboren. Der Mond in jener Nacht war rot- es war Blutmond. Du wirst bemerkt haben, dass dir die Mondphasen im Blut liegen- wie anderen Menschen der Orientierungssinn- und dies hat seinen Grund- du bist eine Mondhexe, Anna, von denen es nur alle 10.000- 12.000 Jahre genau eine gibt. Die letzte, von der ich weiß, ist Rowena Ravenclaw, einer der Gründerinnen von Hogwarts. Deine Großmutter hatte es geahnt, es aber nie erwähnt... Nun hat jener Zauberer, der vor 14 Jahren fiel und seitdem versucht, seine Macht wieder zu erlangen, genau das herausgefunden und will sich deiner von dir noch nicht entdeckten Macht bemächtigen, um wieder zu dem zu werden, was er einst war...“

    Ich saß dort mit offenem Mund und musste erst einmal sortieren, was er da sagte. Ich war eine Hexe? Hexen waren für mich eher Gestalten aus Märchen, die Lebkuchenhäuser bauten und damit kleine Kinder anlockten, die sich im Wald verlaufen hatten...

    „Anna, es tut mir Leid, dass ich es dir nie gesagt habe, aber ich habe es deinen Eltern versprochen, ehe sie... ehe sie starben...“ sagte meine Großmutter mit Tränen in den Augen.

    „Sie... waren auch... Ich meine... sie...“ Sie schüttelte den Kopf und sah zu Boden. „Dein Vater nicht, er war ein Muggel- so nennen wir nicht magische Menschen- aber er wusste, dass deine Mutter eine war... Und ich.“

    In meinen Kopf wirbelte es und meine Hände waren eiskalt. Ich starrte sie an. „Du... bist eine Hexe?“

    Sie nickte nur und erwiderte meinen Blick, bis Albus Dumbledore sich wieder einschaltete „Alle in diesem Raum sind es... Hexen und Zauberer. Normalerweise hättest du an deinem 11. Geburtstag einen Brief von dieser Schule bekommen, um hier zu lernen, doch das war nicht möglich, da die Macht von Mondhexen erst später, dafür aber auch weitaus mächtiger, ans Licht kommt- so wie bei dir jetzt.“

    „Aber,“ unterbrach ich ihn „das kann nicht sein, ich kann nichts Besonderes!“

    Er sah mich über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an. „Ach nein? Hast du es denn je versucht? Du bräuchtest nicht einmal einen Zauberstab dafür, der deine Energie bündelt, denn Mondhexen brauchen meist nur zu denken, was sie wollen- wenn sie sich nur darauf konzentrieren benötigen sie nicht einmal den passenden Zauberspruch dafür- das macht sie so mächtig und genau diese Macht braucht Voldemort für seine Zwecke.“

    Ich wusste nicht, wer dieser Voldemort war, aber ich sah, dass meine Großmutter bei der Nennung dieses Namens zusammenzuckte und ihn pikiert ansah.

    „Was... hat er denn vor? Ich meine...“ Ich war gerade nicht in der Lage, einen einzigen zusammenhängenden Satz zu sprechen und sah in die Runde.

    „Er wird Sie töten,“ erklang eine Stimme von der Tür her. Ich fuhr herum und sah einen schwarz gekleideten Mann mit ebenfalls schwarzen Haaren, die ihm bis zum Kinn reichten.

    Er kam näher und nickte dem Direktor knapp zu. Seine dunklen Augen fixierten mich, als er sich mir wieder zuwandte „Er wird Sie am Freitag, in der Vollmond Nacht, in einem alten Opferritual von seinen Anhängern töten lassen- doch vorher wird er sie foltern- er muss Ihnen Schmerz zufügen, unsäglichen, unerträglichen Schmerz, da Ihr Blut, mit dem er einen kaum noch bekannten Zauber in ein Pentagramm schreiben wird-“

    „Das reicht jetzt, Severus!!!“ kam es laut von Remus, der aufgestanden war und sich vor ihn stellte.

    „Ich sage ihr nur, auf was sie sich einstellen muss, Lupin,“ kam es gefährlich leise von dem anderen Mann „damit ihr klar ist, wie wichtig es ist, sich nicht erwischen zu lassen...“

    Mir war übel. So detailliert hätte ich es nun wirklich nicht wissen müssen...

    „Da wäre noch etwas...“ sagte Albus nun und ich dachte nur Oh Gott, was denn jetzt noch?! Er legte ein großes Buch auf den Tisch. „Das hier... Das Buch wird Antworten darauf haben, wie du dich schützen kannst- und das musst du, denn Voldemort wird dich verfolgen- allerdings kann ich es nicht lesen. Ich gehe aber davon aus, dass es dir möglich sein wird.“
    Ich sah auf das Buch auf dem Tisch, stand auf, nahm es vorsichtig in die Hand und schlug es auf. Es war leer. Ich sah ihn an. „Nein, tut mir Leid, aber ich sehe auch nur leere Seiten.“

    „Die Ringe, Anna... Seit wann hast du die?“ fragte Albus, als er mein Gesicht sah. „Immer schon... ich weiß es nicht...“ antwortete ich ihm und starrte auf meine rechte Hand.

    Er nickte leicht. „Leg’ deine rechte Hand auf den Buchdeckel, ehe du es öffnest...“ Ich tat, was er gesagt hatte und das Buch erglühte, ehe es sich von selbst aufschlug- diesmal konnte ich darin lesen...

    Laut las ich „Die Mondhexe besitzt die Macht, ewiges Leben zu verleihen, doch tut sie dies nie freiwillig, da es gegen ihre Natur ist. Will sich ihrer jemand bemächtigen hat sie dagegen keine Chance, wenn bei Vollmond- wo die Macht dieser Hexe auf ihrem Höhepunkt ist und nur so für schwarze Magie genutzt werden kann- bestimmte Rituale und Zauber angewandt werden. Die einzige Möglichkeit der Mondhexe, diese Zauber und Rituale wirkungslos zu machen ist, ihren Feinden in der Nacht des Angriffes auf sie einen...“ Ich hielt inne und murmelte „Was?!“ ehe ich stockend weiterlas „Werwolf entgegenzusetzen...“


    Remus

    Ich sah Albus’ Gesicht ihm Spiegel und hörte mir an, was er sagte. Ein kurzer Blick auf Anna genügte, um mir zu sagen, dass sie sich fragte, was ich da tat... Ich sollte sie nach Hogwarts bringen. Sie hatte es gehört und war bereit, mit mir zu gehen. Ich erkannte, dass sie ängstlich war, auch wenn sie das tapfer zu verstecken versuchte.

    Sie stand da so bewegungslos und ich konnte einfach nicht anders... Ich ging zu ihr und legte einen Arm um sie, um sie zu trösten. Ich wollte nicht, dass sie Angst hatte und versprach ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsste und dass ihr nichts geschehen würde... Ihr würde auch nicht passieren, nicht, solange ich da war, aber das konnte ich ihr so nicht sagen, denn ich wusste nicht mal, warum ich das dachte.

    Der Portschlüssel, eine Vase, tauchte auf dem Wohnzimmertisch auf und da sie noch nie einen gesehen hatte, bzw. nicht, wie einer einfach aus dem Nichts erschien, glaubte sie, sie hätte Wahnvorstellungen... Ich erklärte ihr, dass dies der Schlüssel sei und was passieren würde, damit sie sich nicht erschreckte und nahm ihre Hand in meine, ehe ich die Vase berührte.

    Wenige Augenblicke später standen wir in Albus Büro, wo noch eine Frau stand, die ich nicht kannte- ich vermutete, dass es sich bei ihr um Anna’s Großmutter handeln musste, was sich als richtig erwies...

    Albus sprach kurz mit Anna und bat dann sie und uns, in der Kaminecke Platz zu nehmen, wo er ihr erklärte, was sie war... Ich war selbst schockiert, als ich es erfuhr... Das wäre das Letzte gewesen, mit dem ich gerechnet hätte, besonders, weil es seit Jahrtausenden keine Mondhexe mehr gegeben hatte.

    Anna war sehr blass- niemand hatte ihr gesagt, dass sie magische Familienmitglieder hatte. Auch ihre Großmutter, die selbst eine Hexe war, hatte nur eine leise Ahnung gehabt, dass Anna sein könnte, was sie wirklich war- und Voldemort wollte sie für seine Zwecke benutzen- alleine die Vorstellung machte mich krank! Dafür musste er etwas über Mondhexen wissen, was wir nicht wussten...

    Sie schluckte und vorsichtig fragte sie, was er vorhaben könnte. In diesem Moment betrat Snape den Raum und sagte ihr in seiner üblichen Art direkt ins Gesicht, dass der dunkle Lord sie töten würde. Als er anfing, in grausame Details zu gehen reichte es mir und ich stoppte ihn nach einem einzigen Blick in Anna’s Gesicht. Er war so klug, danach den Mund zu halten.

    Albus legte nun ein Buch auf den Tisch, ich schätzte, es war das, von dem er gesprochen hatte. Er sagte, dass er es nicht lesen könne, aber glaubte, dass sie es konnte... Zunächst einmal schien es, als sei es auch für sie eine Ansammlung von leeren Blättern, doch dann sagte Albus ihr, sie solle ihre Hand darauf legen, da ihre Ringe seiner Meinung nach etwas damit zu tun hatten... Die Silberringe, an denen ich mich am Tag unserer ersten Begegnung so heftig verbrannt hatte. War das gewesen, weil sie nicht nur aus Silber waren, sondern noch eine besondere, den Mond betreffende Bedeutung hatten?

    Die Ringe waren der Schlüssel und das Buch in ihrer Hand schlug sich nun von allein auf einer bestimmten Seite auf. Sie begann, laut daraus vorzulesen. Plötzlich hielt sie inne und murmelte etwas, ehe sie weiterlas. Alles Blut wich aus meinem Gesicht, als ich hörte, was sie nun sagte. Ihren Feinden einen Werwolf entgegensetzen? Wie soll das funktionieren? Ein Werwolf wird sie alle töten! Das ist seine... meine Natur, wenn ich...

    Anna klappte das Buch zu und sah Albus an „Wo um alles in der Welt soll ich einen Werwolf herbekommen? Und außerdem... ich meine, ich... glaube jetzt noch viel mehr wie vorher, dass es wohl welche geben wird, aber... sie... töten bei Vollmond alles, was menschlich ist, oder?“

    Ich starrte auf den Boden und fixierte ihn- ich konnte sie jetzt nicht ansehen. Snape schnarrte „Oh, manchmal ist man ihnen näher, als man glaubt...“ Anna sah ihn an „Was meinen Sie damit?“

    Ich wusste, dass ich keine Chance hatte...

    „Weil ich einer bin, Anna...“ Ich sah ihr in die Augen und sie schluckte, als sie meinen Blick erwiderte. „Oh...“ sagte sie leise, wandte den Blick aber nicht ab. „Stimmt es, dass du... an Vollmond t-töten musst?“ Ich war nicht auf eine so direkte Frage gefasst gewesen, doch ich versuchte, so gut wie möglich zu antworten. „Ja, das müsste ich, aber es gibt einen Zaubertrank, der bewirkt, dass ich das nicht tue, wenn der Mond voll ist- bevor es ihn gab konnte man nichts dagegen tun, außer... sich einzusperren, um niemandem zu schaden.“ Ich sah die unausgesprochene Frage in ihren Augen „Ich habe nie jemanden getötet, Anna.“ Ihre blauen Augen verschmolzen wieder mit meinen, als sie leise sagte „Das hatte ich auch nicht geglaubt... Du bist ein guter Mensch.“

    Sie kannte unsere Welt nicht- und keine Vorurteile und den Hass einiger auf Menschen wie mich. Dafür war ich dankbar. Dafür, und dass sie mich weiter ohne Angst ansah, denn das hätte ich nicht ertragen...

    Albus unterbrach die kurzzeitige Stille. „Remus, du musst den Trank absetzen, noch heute. Und du musst bei Anna im Haus bleiben. Du musst in ihrer unmittelbaren Nähe bleiben, und zwar die ganze Zeit.“

    Mein Kopf wirbelte herum „Bist du wahnsinnig? Du weiß, was geschieht wenn ich...“ Ich brach ab. War er jetzt komplett durchgedreht? Ich konnte ohne den WBT nichts kontrollieren, gar nichts! Ich würde nicht nur die Todesser umbringen, die am Freitag zuschlagen wollten, sondern auch Anna!

    „Nein, ist er nicht...“ Anna hatte wieder das Buch in der Hand und las „Werwölfe sind für Mondhexen harmlos, sie sind in der Lage, sie zu leiten. Werwölfe und Mondhexe zusammen bilden eine nicht zu schlagende Macht, sie sind nebeneinander an Vollmond eine Mauer gegen das Ritual des ewigen Lebens. Ist dieses einmal gebrochen, so kann es kein zweites Mal versucht werden. Der Werwolf wird im Beisein der Mondhexe weiter für jeden Menschen gefährlich sein außer für sie selbst, aber er kann nicht angreifen, wenn sie es ihm nicht erlaubt...“

    Ich wusste nicht, wie ich mit dieser Information umgehen sollte- was ich aber sehr wohl wusste war, wie ich an Vollmond war, wenn ich keinen WBT genommen hatte... Ich konnte mir deswegen kaum vorstellen, dass mich irgend jemand von irgend etwas abhalten konnte- und sie wusste noch nicht, wie sie ihre Macht nutzen sollte.

    „Albus, das geht nicht... Anna weiß noch nicht, wie sie ihre Kräfte einsetzen kann, was, wenn sie es nicht schafft? Und außerdem...“ Gut, sie hatte es locker weggesteckt, dass ich war, was ich war- aber hatte sie jemals einen gesehen? Nein! Mir graute bei der Vorstellung, dass sie später in mir vielleicht nur noch das Monster, zu dem ich mutieren würde, sehen konnte...

    „Außerdem was, Lupin?“ meldete sich Snape zu Wort „Angst davor, dass sie dich als gut 2 Meter großes, zähnefletschendes, widerliches Tier mit gierigen gelben Augen sehen wird?“

    Jetzt hatte er endgültig übertrieben, doch ehe ich ihn mir schnappen konnte war Anna aufgesprungen. Sie war zornrot im Gesicht und schrie ihn an „WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN!“ Ihre Augen schossen Blitze und Snape wurde von einer unsichtbaren Macht gegen die gut 3 m entfernte Wand geschleudert, wo er benommen liegen blieb.

    „Soviel zu ‚Sie weiß nicht, wie sie ihre Macht einsetzen soll...’ " sagte Albus lässig nach einem kurzen Blick auf Snape, der sich nur mühsam wieder aufrappelte und wandte sich dann wieder an mich. „Wirst du ihr helfen?“

    Ich starrte noch immer Anna an, die über sich selbst erschrocken zu sein schien. Mein Blick wanderte zu Snape und wieder zu Anna, ehe ich Albus ansah. „Ja, das werde ich...“



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 20.12.2004, 00:28


    ~8~


    Anna

    Nein, das hatte ich nicht erwartet... Weil ich einer bin... Jetzt wurde mir auch klar, warum er so seltsam auf das Lied im Auto reagiert hatte... Natürlich... Darum hatte er auch sofort gewusst, worum es ging... Ich sah in seine grauen Augen, die mich ruhig ansahen- hätte ich jetzt Angst haben sollen? Ich spürte keine. Ich wollte wissen, ob das wenige, was ich über Werwölfe wusste, der Wahrheit entsprach und er antwortete mir sehr offen darauf- obwohl es ihm offensichtlich nicht leicht fiel, darüber zu reden...

    Der Direktor- Albus- wollte, dass er den Trank absetzte, der ihn harmlos machte an Vollmond und er war vehement dagegen. Ich hatte noch immer das Buch vor mir und die Zeilen brannten sich sofort ein... Er war nicht gefährlich... Nicht für... mich...

    Ich las die Textstelle vor, doch sie schien ihn noch nicht wirklich zu überzeugen- er hatte Angst- Angst jemandem zu schaden, mir zu schaden, da er der Meinung war, ich könnte die Macht, die ich haben sollte nicht einsetzen- und da war noch etwas anderes, was ich zunächst nicht deuten konnte.

    Die dunklen Augen des in schwarz gekleideten Zauberers funkelten hämisch und er machte eine sehr abfällige Bemerkung über die Verwandlung, die er würde durchmachen müssen.

    Ich hasste es, wenn Menschen anderen gegenüber verletzend waren und die Art, in der dies gerade geschehen war, versetzte mich in unbändige Wut- auch Remus, der sonst die Ruhe in Person schien, schien wütend zu sein. Ich sprang auf und schrie ihn an und ehe ich mich versah wurde er rückwärts geschleudert und landete an der gegenüberliegenden Wand.

    Ich war schockiert- war ich das gewesen? Ja, ich war es gewesen... Wo war das plötzlich hergekommen? Ich fühlte, wie mich etwas durchströmte, was ich nie zuvor gespürt hatte, es war wie eine pulsierende Energie- als ob eine Kraft aktiviert worden war, die immer schon da gewesen, aber nie von mir bemerkt worden war... Ich schien innerlich zu glühen und auch, nachdem ich mich beruhigt hatte blieb ein Funke in meinem Körper, den ich spüren konnte- und ich wusste auch, dass er nie wieder erlöschen wurde- er war einfach da und blieb dort.

    Remus’ anfängliche Zweifel schienen nun zerstreut zu sein und er wollte mir helfen- mir war klar, dass er das auch vorher schon gewollte hatte, aber nun war er überzeugt, das Richtige zu tun.

    „Ihr solltet jetzt zurückkehren,“ durchbrach Albus Dumbledores Stimme nun meine Gedanken. „Sie werden dich sicherlich beobachten und ich möchte nicht, dass sie mitbekommen, dass du nicht da bist. Remus, du musst dich im Hintergrund halten- wenn Anna das Haus verlässt, dann folge ihr so, dass man dich nicht sieht.“ Ich sah, wie er nickte, er schien zu wissen, wie man das anstellte. „Ihr könnt für den Rückweg wieder die Vase benutzen. Um das Zimmer in der Pension kümmere ich mich.“ Die besagte Vase stand auf dem wuchtigen Schreibtisch dieses Ehrfurcht gebietenden Mannes.

    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Mann, von dem ich nur den Vornamen kannte, da er es selbst nicht für nötig gehalten hatte, sich vorzustellen, mich mit zu Schlitzen verengten Augen ansah. Ich drehte mich langsam um und mein Blick war kühl, als ich ihm in die Augen sah. Ich starrte ihn an, so wie er mich, bis ich eine leise Stimme hörte „Wir müssen jetzt gehen...“ Ich wandte mich langsam ab und in einer seltsam steifen Drehung und mit wehendem Umhang verließ der unangenehme Zeitgenosse den Raum.

    „Severus Snape,“ flüsterte mir Remus zu „Zaubertranklehrer an dieser Schule... Er ist... nun sagen wir, er ist nicht ganz einfach...“

    „Sehr diplomatisch...“ murmelte ich und fragte mich, was für eine Funktion der seltsame Severus Snape sonst noch hatte, da man ihm trotz seiner alles anderen als höflichen Art zu vertrauen schien.

    Ich sah fragend zu meiner Großmutter. „Kommst du auch mit?“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das geht nicht...“ Überrascht sah ich sie an „Warum nicht?“ „Nun... Albus fürchtet, man könnte mich als Druckmittel gegen dich einsetzen, wenn sie doch noch herausbekommen sollten, dass du Bescheid weißt jetzt- und ich stimme ihm hier absolut zu, es wäre möglich. Deswegen werde ich zunächst im Schloss bleiben.“ Sie kam zu mir und nahm mich einmal fest in den Arm. „Es tut mir Leid, dass du all das auf diese Art und Weise erfahren musstest...“ Ich erwiderte ihre Umarmung.

    „Das macht nichts... Du hast es ja selbst nicht wirklich gewusst... Ich glaube... nein, das war in Ordnung. Und wenigstens,“ ich zwinkerte ihr zu „weiß ich jetzt, warum mir deine Tees immer so gut geholfen haben...“ Sie lächelte mich an und nickte dann. „Ja, für Kräuter hatte ich immer schon eine besondere Begabung... Geht jetzt, es wird Zeit!“

    Ich nickte und verabschiedete mich auch von dem gütigen alten Mann. „Mr. Dumbledore...“ Er schüttelte leicht den Kopf. “Albus genügt vollkommen, meine Liebe.” Ich setzte neu an. „Albus... falls... nun, falls ich versagen sollte... etwas nicht klappt, wie es sollte... gibt es eine Möglichkeit für mich, ihnen trotzdem einen Strich durch die Rechnung zu machen?!“

    „Vertrau’ nur auf dich, Anna. Auf deinen Verstand und auf dein Herz- das ist alles, was du beachten musst.“ Der Blick in seine kornblumenblauen Augen gaben mir das letzte bisschen Zuversicht, was ich noch gebraucht hatte. „Gut...“ sagte ich nur und ging zum Schreibtisch und damit zu der zierlichen Vase, die mich und auch Remus zurück nach Hause bringen sollte. „Bereit?“ fragte er. Ich nickte und zeitgleich berührten wir das Gefäß. Ich sah wieder einen bunten Strudel und spürte das ziehen, ehe ich mich in meiner gewohnten Umgebung wiederfand.

    „Seltsame Art zu reisen...“ sagte ich nur „Aber ich muss zugeben, dass es sehr schnell geht...“
    Remus grinste mich an „Apparieren geht noch schneller, aber es ist nicht möglich auf dem Schlossgelände, da es besonders gesichert ist.“

    „Appa... was?“

    „Erinnerst du dich an den Knall, den du gehört hast, kurz bevor ich sozusagen aus dem Nichts aufgetaucht bin?“ Ich nickte langsam- darüber hatte ich mir ja schon so einige Gedanken gemacht... „Nun, da bin ich appariert. Man konzentriert sich anhand des Gedächtnisses oder einer Karte auf den Ort, an den man möchte und taucht dann dort auf- das dauert nur eine Sekunde- wenn man wieder verschwindet disappariert man.“

    Jetzt wurde mir so einiges klar... „Also praktisch wie beamen, ja?“ Er lachte. „Gut, dass ich so viele Muggel Filme und Serien gesehen habe- ja, so ähnlich ist es schon...“

    Ich überlegte. „Kann ich das auch?“ Er schien nachzudenken, ehe er mir eine Antwort darauf gab. „Das weiß ich nicht- wenn ich Albus richtig verstanden habe, dann solltest du es können. Allerdings ist es nicht ganz ungefährlich und ein bisschen Hintergrundwissen wäre gut... Außerdem ist es nicht ratsam, das an Orten auszuprobieren, wo man von Muggeln gesehen werden kann... Dann sollte man Magie sowieso nur im Notfall anwenden.“

    Das war einleuchtend. „Ich denke, dann wird mir heute sicher nicht langweilig werden... Ich habe viele Fragen... Jetzt werde ich allerdings noch einkaufen gehen müssen.“

    Er nickte und zog etwas aus seinem Gürtel, was aussah wie- nein, es sah nicht nur so aus, es war anscheinend ein Zauberstab.

    „Wofür brauchst du den?“ fragte ich und erinnerte mich vage an die Worte von Albus, der sagte, ich bräuchte nicht einmal einen Zauberstab, um meine Magie zu bündeln. Er grinste, legte ihn an seine Brust und murmelte etwas. Danach war er verschwunden. „Dafür,“ kam es aus dem Nichts. „Nur die wenigsten Hexen und Zauberer besitzen die Gabe, ohne Zauberstab zu zaubern.“

    Schon wieder tauchten Hunderte von Fragen in meinem Kopf auf, doch ich beschloss, sie später zu stellen. „Also dann,“ sagte ich, ging in den Flur, wo ich meinen Mantel anzog und verließ mit meinem unsichtbaren Begleiter das Haus.

    ~*~

    Im Supermarkt fiel mir ein kleiner, leicht untersetzter Mann auf, der immer da zu sein schien, wo auch ich gerade war. Er war dunkel gekleidet und hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, aber es war einer der Fremden, denen ich sonst lieber aus dem Weg ging. Ich tat so, als würde ich nicht bemerken, dass er hinter mir her schlich, packte weiter meine Waren in den Korb, wechselte an der Kasse wie immer ein paar freundliche Worte mit Rosy, der Kassiererin und machte mich dann wieder auf den Heimweg.

    Zu Hause angekommen teilte ich dem nun wieder sichtbaren Remus meine Beobachtung mit. Er nickte nur und sein Gesicht zeigte Abscheu, als er sagte „Ich habe ihn gesehen... Und erkannt- es ist einer von ihnen und noch dazu... ein ganz spezieller Freund von mir. Wir hatten vermutet, dass er sich hier aufhält.“

    Sein Ton war alles andere als freundlich und hatte einen gefährlichen Unterton angenommen, als er das sagte. „Ähm... du kennst ihn wohl schon länger, wie?“ fragte ich vorsichtig nach.

    „Ja... leider... Seit 25 Jahren, um genau zu sein. In der Schule waren wir Freunde- bis er ein Überläufer wurde und zwei seiner besten Freunde verriet, die durch ihn zu Tode kamen. Für diesen Mord wurde ein anderer Freund 13 Jahre lang in Askaban eingesperrt und ist bis heute nicht rehabilitiert...“ Er schien aus einer Art Trance zu erwachen und sah mich mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen an- so als sei er sich nicht sicher, warum er mir das gerade erzählt hatte.

    Mich interessierten all diese Hintergründe- was war „die dunkle Seite“, was hatte es genau mit diesem... Voldemort auf sich, der versuchte, seine anscheinend geschwächte Macht mit allen Mitteln wieder zu erlangen... Aber ich wollte auch nicht, dass er mir etwas erzählte, was er eigentlich nicht wirklich erzählen wollte, also überließ ich es ihm... „Weißt du,“ sagte ich langsam „ich möchte gerne mehr wissen, aber erzähl’ mir nur, was du erzählen kannst und willst. Möchtest du einen Tee mittrinken?“ wechselte ich dann das Thema, um ihn nicht zu einer Antwort darauf zu nötigen. Er sah mich an, und sein intensiver Blick machte mich fast verlegen. „Ja, ich trinke gerne einen Tee mit...“ sagte er dann und ließ sich langsam auf einen Küchenstuhl sinken.


    Remus

    Anna verabschiedete sich von ihrer Großmutter und von Albus. Sie hatte das Kinn tapfer nach oben gereckt, als sie ihn fragte, ob es für sie eine andere Möglichkeit gäbe, die Pläne Voldemorts zu durchkreuzen, falls etwas nicht so lief, wie es sollte. Flüchtig dachte ich, dass sie sicher auch nach Gryffindor gekommen wäre, wenn sie hier zur Schule gegangen wäre...

    Wir benutzten den Portschlüssel auch für den Rückweg und standen wieder am Ausgangsort, Annas Wohnzimmer, und sie wunderte sich über diese Art des Reisens. Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihr auch kurz das apparieren zu erklären, nicht zuletzt, weil sie sich so erschrocken hatte, als ich ihr das erste Mal begegnet war. Sie zog einen doch recht passenden Vergleich aus einer Muggel Fernsehserie, die auch ich kannte und lag damit gar nicht so schlecht, was ich ihr auch sagte.

    Anna wollte wissen, ob sie auch apparieren könnte- ich war mir nicht sicher. Apparieren war heikel, wenn man sich damit nicht auskannte, ich war der Meinung, dass sie erst Hintergrundwissen brauchte, an dem sie auch ziemlich interessiert zu sein schien.

    Vorher aber fiel ihr ein, dass sie noch einkaufen musste und ich benutzte einen Desillusionierungszauber, um ihr folgen zu können, ohne, dass es jemandem auffallen würde. Wir kamen kurz auf das zaubern mit und ohne Zauberstab zu sprechen und brachen dann auf.

    Ich bemerkte ihn noch eher als sie... Ich sah ihn und erkannte ihn sofort wieder- es war die miese, kleine, verräterische Ratte in ihrer menschlichen Gestalt- Pettigrew! Kurze Zeit später bemerkte sie ebenfalls, dass er ihr folgte, da er das nicht besonders geschickt und auf seine übliche, plumpe Art tat, aber sie ließ es sich, nachdem sie es mitbekommen hatte, nicht mehr anmerken und dieser Trottel dachte mit Sicherheit, dass er alles perfekt meisterte... Es fiel mir schwer, ihn mir nicht sofort zu greifen, aber ich wusste, dass es alles zerstören würde und ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass Sirius alleine schon aus diesem Grund nicht die geeignete Person für diesen Job gewesen wäre- er hätte nach all den Jahren in Askaban, die er ihm zu verdanken hatte, mit Sicherheit die Beherrschung verloren.

    Nach dem Einkauf kehrten wir zurück und Pettigrew verschwand kurz vor Annas Haus um eine Ecke.

    Im Haus sagte sie mir, dass er ihr aufgefallen war und ich brauchte Platz, um ein Stück von meinem Hass auf ihn zu entladen- ich erzählte, ohne groß darüber nachzudenken, dass er schuld am Tod von zwei Freunden war und schuld an der Inhaftierung eines Unschuldigen... Askaban... Sie konnte sich nichts darunter vorstellen und vielleicht war das auch besser so... Sie sah mich an und mir wurde klar, dass ich ihr gerade etwas erzählt hatte, was ich sonst nicht so einfach erzählt hätte. Warum hatte ich das getan? Und bereute ich es? Ich gab mir selbst die Antwort, nachdem sie darauf geantwortet hatte- in ihrer Antwort hatte sie mir eine Ausweichmöglichkeit gelassen und das hatte sie absichtlich getan... Nein, ich bereute es nicht... Ich setzte mich schwerfällig auf einen der Küchenstühle und sah ihr beim zubereiten des Tees zu. Irgendwie wirkten ihre sicheren Handgriffe beruhigend auf mich und der Duft des Tees tat dann sein übriges.

    „Was ist das für eine Sorte?“ fragte ich. Einige der Kräuter erkannte ich am Duft, aber nicht alle, weswegen ich schätzte, dass es eine Mischung ihrer Großmutter war.

    „Es ist einer von Oma...“ bestätigte sie meine Vermutungen „Frag mich nicht, was alles drin ist, aber auf mich wirkt er beruhigend und entspannend, ich glaube, das brauche ich heute, nach all dem, was ich erfahren habe...“

    Verständlich dachte ich und außerdem würde mir so etwas auch gut tun- ich war aufgewühlt wegen Peter, ich wollte ihn kriegen und damit endlich die Unschuld meines besten Freundes beweisen, den es fertig machte, eingesperrt in einem Haus zu sitzen, was er hasste und ich war außerdem leicht panisch wegen des kommenden Vollmonds... Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie mich... in diesem Zustand sah und wie ich reagieren würde...

    Einzig und allein in unserer Schulzeit hatten James und Sirius es geschafft, mich in ihren Animagi Gestalten halbwegs in Schach zu halten, wenn wir auf den Schlossgründen unterwegs gewesen waren... Heute dachte ich mit Schrecken daran, was alles hätte passieren können- was beinahe einmal passiert war...

    Gedankenverloren starrte ich auf die Porzellankanne, in der noch die Teeblätter und verschiedenen Kräuter zogen. Anna holte zwei Tassen aus dem Küchenschrank und stellte sie auf den Tisch, ehe sie schließlich die festen Bestandteile durch ein Sieb abgoss und den Tee in die Tassen schenkte. Sie setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber und auch sie schien ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Unausgesprochene Fragen standen in ihrem Gesicht und sie schien zu überlegen, welche davon sie stellen konnte und welche nicht. Erzähl’ mir nur, was du erzählen kannst und willst hatte sie gesagt und als ich sie ansah wusste ich, dass ich ihr alles würde erzählen können- und ich wollte es auch. Sie würde mich am Freitag in einem Zustand erleben, den ich sonst versteckte und niemals jemanden freiwillig hatte sehen lassen bis auf James, Sirius und... ja, auch Peter. Es fiel mir sehr schwer, daran überhaupt nur zu denken, allerdings würden es ihr Informationen darüber vielleicht leichter machen- und mir auch.

    Ich trank vorsichtig etwas von dem heißen Tee und sagte „Frag, was immer du mich fragen willst, ich werde die dir beantworten.“

    Sie schien zu zögern, doch dann fragte sie „Du hast eben gesagt, du kennst den Mann, der mir gefolgt ist und dass er früher ein Freund von dir war, ehe er... überlief und zum Verräter wurde an anderen gemeinsamen Freunden. Was ist geschehen? Wie lange nach der Schulzeit ist das passiert? Wie hngt das überhaupt alles zusammen?“

    Ich holte tief Luft und begann zu erzählen. Ich erzählte ihr, dass ich mit 5 Jahren gebissen worden war, dass ich nur dem Zufall mein Leben zu verdanken hatte, wie ich seitdem mit der Lykantrophie lebte, wie James, Sirius und ich uns das erste Mal im Zug nach Hogwarts trafen, wie kurz nach der Einteilung in die Häuser Peter dazukam und seitdem mit dazugehörte, wie sie herausgefunden hatten, was ich war und wie sie sich nicht von mir abwandten, sondern für mich ohne Hilfe einen sehr komplizierten Zauber erlernten und mich so an Vollmond begleiten konnten. Ich erzählte von Hogwarts, dass es mir Albus Dumbledore überhaupt erst möglich gemacht hatte, trotz meines Zustandes die Schule zu besuchen, von Lily und James, von Sirius und von Peter, von Voldemort und seiner zunehmenden Macht in dieser Zeit, von den Todessern, die sich um ihn scharten und der Angst, die umging und so groß war, dass es ein Großteil der Hexen und Zauberer bis heute nicht wagte, seinen Namen auszusprechen. Ich sprach von der Gefahr, in der sich Lily und James befanden, von Harry, ihrem kleinen Sohn, und davon, dass Albus ihnen riet, den Fidelius Zauber über sie auszusprechen. Ich erklärte, was ein Geheimniswahrer war und wie es dazu kam, dass James und Lily Peter statt Sirius wählten und warum niemand davon wusste, so dass wir Sirius Black 13 Jahre lang die Verantwortung für ihren Tod gaben und auch heute nur eine Handvoll Leute von seiner Unschuld wussten, von Askaban und den Dementoren- wie wichtig es deswegen war, Peter zu bekommen und vor allem, wie wichtig es war, dass Voldemort nicht wieder zu seiner alten Macht kam, die Harry Potter ihm durch das Opfer seiner Mutter damals geraubt hatte.

    Der zweite Teil fiel mir noch schwerer, denn ich erzählte außerdem, wie ich mich, abhängig von Stand des Mondes veränderte, dass es mir in meiner Welt aufgrund verschiedener Gesetzte kaum möglich war, eine Arbeit zu finden, vom Misstrauen, welches die Leute Menschen wie mir entgegenbrachten und dass ich deswegen recht abgeschottet lebte, um möglichst nicht aufzufallen. Ich sagte ihr, dass es nicht eine kürzlich gebrochene Hand gewesen war, die mir Schmerzen bereitet hatte an dem Abend, an dem ich mich von ihr verabschiedet hatte, sondern dass es eine Kontaktallergie auf das Silber ihrer Ringe war... Ich sprach so offen wie nie zuvor über die schmerzhaften Verwandlungen, die schlimmer waren, wenn ich keinen WBT nahm, den es erst seit einigen Jahren gab, mir aber zusätzliche Sicherheit gaben, da ich wusste, dass ich dann niemanden verletzen würde...

    Es war bereits dunkel geworden und Anna hörte mir die ganze Zeit über aufmerksam zu. Widerstrebend erzählte ich auch von den Träumen, die ich kurz vor Vollmond hatte- in denen ich, selbst wenn ich den Trank nahm, von Blut träumte und vom Wunsch zu töten... Ich hasste diese Träume, hasste mich dann selbst und nach solchen Nächten war ich meist den ganzen Tag über nicht besonders gut gelaunt... Ich wusste, dass er es war, der dann die Kontrolle übernahm und ich konnte es nicht ausstehen, die Kontrolle zu verlieren- besonders nicht an ihn... Einmal im Monat aber nahm er sie mir und es gab nichts, gar nichts, was ich dagegen tun konnte, außer die Symptome etwas zu mildern.

    Ihre Hand- die unberingte- zitterte nicht, als sie sie über meine legte, mir mit diesen klaren Augen, die in dem düster gewordenen Raum tiefblau wirkten, in meine sah und sagte „Ich werde dich nicht fürchten.“ Ihre Stimme war fest und sicher und wurde beschwörend, als sie mich bat „Fürchte du dich nicht vor dir selbst!“ Leise fuhr sie fort „Du warst ein Kind, Remus, kein Halbwüchsiger, der es hätte besser wissen können- mach dich nicht dafür verantwortlich...“

    Ihr Küchentisch war schmal, ich spürte die Wärme ihrer Hand auf meiner und sie war mir so nah... Ich konnte nicht anders, ich zog sie zu mir heran und küsste sie- und sie erwiderte den Kuss.


    Fortsetzung folgt...



    Re: Hexenkessel (8)

    Anonymous - 12.01.2005, 19:21


    Hi!
    Hast du eine beta-leserin?
    Ich bitte dich wenn du keine hast such dir eine.
    Es waren nur ein parr fehler aber für einen erfahrenen schreiber sehr wichtig.
    Falls du keine hast biete ich mich dir an.
    bitte antworte per pn oder hier!

    Lyndz



    Re: Hexenkessel (8)

    Bloodmoonlady - 13.01.2005, 07:57


    Hi Lyndz,

    danke für dein Angebot, aber die paar Tippfehler kann man glaub' ich zählen, da ich sicher in Orthographie und Grammatik bin (bis auf eine leichte "wie" und "als" Schwäche), von daher brauch' ich keinen. Allerdings geh' ich die Story dann noch mal durch, auf der Suche nach Tippfehlern, die sich eingeschlichen haben :wink:



    Re: Hexenkessel (8)

    LadyDragon - 14.01.2005, 17:55


    Hi Bloodmoonlady!
    Ich glaube, es war beim Harrypotterbuch Forum, dort habe ich deine FF schon einmal gelesen, und ich kann nur noch einmal sagen, dass ich sie einfach toll finde!
    Super, dass die Perspektive (Anna/Remus) häufig wechselt, so bleibt es abwechslungsreich und man weiß auch meistens, was der jeweils andere gerade gedacht hat.
    Und echt süß, wie sich die beiden langsam näher kommen. Endlich haben sie sich geküsst (da hab ich ja schon die ganze Zeit drauf gewartet :wink: ) :!: :!:
    :blume:
    Liebe Grüße, LadyDragon
    :wave:



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