Grass und die SS

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    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 15.08.2006, 20:14

    Grass und die SS
    Vor kurzem hat sich Günter Grass dazu bekannt, dass er kurz vor Kriegsende noch bei der SS war. Wie bewertet ihr das? Man hatte oft gar nicht die Wahl. Die Einheit, in der mein Vater war, wurde kurz vor Kriegsende noch der Waffen-SS zugeschlagen, ohne dass mein Vater eine Wahl gehabt hätte. Wie es genau bei Grass gekommen ist, das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass das jetzt groß aufgebauscht wird. Klar adelt es einen nicht, bei der SS gewesen zu sein, aber gegen Kriegsende ging alles durcheinander. Im übrigen hat Grass ja auch durch sein Werk bewiesen, dass er alles andere als ein Nazi ist, ich nenne nur mal die "Blechtrommel".



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 15.08.2006, 23:22


    Mich kratzt das nicht. Da war also einer vor 60 Jahren mit 17 in der SS. Die Frage ist doch nicht, in welcher Einheit er war, sondern was er dort getan hat. Ich vermute mal nicht viel. Versucht zu überleben.
    Was seine Einheit getan hat bevor er dort war kann man ihm wohl kaum vorwerfen.
    Die ganze Diskussion ist also mal wieder eine sehr scheinheilige. Vor allem wenn man bedenkt, was für Karrieren manche richtige Nazis in der BRD der 50er und 60er Jahre gemacht haben. zB bis zum Bundeskanzler (Kiesinger) Das hat kaum jemanden gestört damals. Glaube kaum, daß die BILD damals Herrn Kiesinger deswegen angegriffen hat.

    Durch die Blechtrommel hat Grass m.E. allerdings nur bewiesen, daß er über eine kranke Phantasie verfügt. Ein krudes Machwerk voller überflüssiger Ekel-Szenen.



    Re: Grass und die SS

    Bloody-Mad-Looney - 16.08.2006, 08:40


    ich stimme recon zu (außer dem letzten satz! *g*)...



    Re: Grass und die SS

    AW - 16.08.2006, 08:46


    Grundsätzlich stimme ich auch überein, aber er hätte sich wesentlich früher zu seiner SS-Vergangenheit bekennen müssen.



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 16.08.2006, 09:33


    Dann hätte er aber als Schriftsteller kein Bein an den Boden gekriegt, weil die Öffentlichkeit nicht differenziert. Für die ist alles eins, ein 17-Jähriger der nur versucht hat zu überleben wird dann so angesehen als ob er persönlich in Auschwitz 2 das Gas eingefüllt hätte!



    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 16.08.2006, 20:02


    @ ReCon: Dem ersten Teil deiner Aussage im obersten Post von dir stimme ich zu. Das ist ganz klar, er hat nur versucht, zu überleben. Im übrigen hat er ja bisher nicht gesagt, wie das genau zugegangen ist, dass er zur SS gekommen ist.

    Aber dem zweiten Teil wegen der Blechtrommel kann ich nicht zustimmen. Nach dem, was Grass da geschrieben hat, leidet Oskar Matzerath klarerweise unter einer Psychose, und da die Geschichte von seiner Warte aus erzählt wird (wenn auch nicht in der Ich-Form), kommt da auch einiges sehr seltsam rüber. Jedenfalls, als er da in der Kirche ist und sich für Jesus hält, das ist ganz klar ein schizophrener Schub (da werden mir die Freud-Studentinnen aus Wien sicher zustimmen). Was ich nicht gelungen finde an der Sache, ist, dass Grass die Psychose jemandem anschreibt, der minderwüchsig ist. Das geht etwas in das Klischee, dass jemand, der körperlich "nicht normal" ist, auf den trifft das auch geistig zu.

    Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen; die Materie ist ja nicht einfach.



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 17.08.2006, 09:29


    Warum sollte man denn Bücher lesen, die sich nur in der Phantasie von jemand abspielen? Da kann doch dann alles passieren und das macht das ganze irgendwie total dämlich.
    Von dem Buch hab ich zwar nur eine längere Inhaltsangabe gelesen, aber der Film hat mir schon gereicht. In beiden kommen Szenen vor wo es einem zum Kotzen zumute ist, die auch nichts zur Handlung beitragen.
    Außerdem gibt es im ganzen Film nicht einen einzigen auch nur halbwegs sympathischen Charakter.



    Re: Grass und die SS

    Waldhexchen - 17.08.2006, 23:18

    Re: Grass und die SS
    Josef D. hat folgendes geschrieben: Man hatte oft gar nicht die Wahl.

    Falsch. Bis auf Leute, die einfach bösartig waren, hatte KEINER eine Wahl, nie! Fressen oder gefressen werden, der SS beitreten oder eingebuchtet werden (oder schlimmeres). Keiner hätte anders gehandelt!



    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 18.08.2006, 15:52


    Das hab ich doch gesagt, dass man nicht die Wahl hatte.

    Also, eine Inhaltsangabe und der Film reichen nicht aus, um die Blechtrommel wirklich zu kennen. Da muss man schon das Buch gelesen haben, so wie ich. Und das ist ja der Witz daran, dass ALLES passieren kann.



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 18.08.2006, 20:56


    Wieso Witz? Wenn ALLES passieren kann, hat das Buch doch keinen Sinn...



    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 18.08.2006, 22:52


    Kann nicht in jedem Buch ALLES passieren? Der Phantasie eines Autors sind doch keine Grenzen gesetzt!



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 19.08.2006, 16:39


    In einem Buch, das bei der Realität bleibt, kann nicht alles passieren. Und selbst bei HG, das es mit der Realität nicht immer so genau nimmt, wird zB nicht Walter plötzlich ihre Flügel ausbreiten und davonfliegen (auch wenn das gar nicht das schlechteste wäre)



    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 22.08.2006, 17:39


    Na ja, sie kommt halt nicht an nen Red Bull ran... :D

    Bücher sind aber keine reale Welt, auch HG ist keine Reale Welt, sondern sozusagen ein Märchen. Aber wenn du es nur so realtiätsnah willst, dann schaust du dir sicher auch kein Star Trek oder Babylon 5 an.



    Re: Grass und die SS

    ReCon242 - 22.08.2006, 22:05


    Aber sicher schau ich die. Da ist es aber auch was anderes....



    Re: Grass und die SS

    Josef D. - 28.08.2006, 22:53


    So viel anders ist das nicht. Beides ist eine von Menschen geschaffene Fantasiewelt.



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