Fler Interview zu Trendsetter

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    Re: Fler Interview zu Trendsetter

    Kiduk - 26.07.2006, 12:25

    Fler Interview zu Trendsetter
    Deutschland im Sommer 2006: Dank der Fußball-WM versinkt das ganze Land in einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer. Fast könnte man meinen, der Berliner Rapper Fler wäre mit seinem vor Jahresfrist erschienenen und von einer äußerst umstrittenen Kampagne begleiteten Album „Neue Deutsche Welle" in der Tat seiner Zeit voraus gewesen, ein Trendsetter also. Und auch wenn dieser Bezug freilich etwas übertrieben ist, so hört sein nun veröffentlichtes zweites Album auf genau jenen Namen: „Trendsetter". Statt auf Provokation setzt Fler dieses Mal eindeutig auf Persönlichkeit. Auf den bis auf wenige Ausnahmen von Desue produzierten Beats präsentiert Fler sich variabler, persönlicher und hörbar entspannter als auf seinem Debüt – ein Eindruck, den er auch im Interview Anfang Juni unterstrich. Den einen oder anderen Seitenhiebe gegen unliebsame Konkurrenten wollte oder konnte er sich dennoch nicht ganz verkneifen. Papa hat das Wort.


    Wie siehst du die teilweise sehr ablehnenden Reaktionen auf dein erstes Solo-Album „Neue Deutsche Welle" im Nachhinein? Hattest du damit gerechnet?

    Natürlich hätten wir am Anfang nicht gedacht, dass das so große Kreise zieht. Ich hätte nicht gedacht, dass plötzlich jeder über mich schreibt, auch Zeitungen wie „Focus" und „Spiegel", also Medien, wo du als HipHopper normalerweise gar nicht hinkommst. Andererseits war das auch Teil des Plans. Wir wollten schocken, wir wollten auch etwas verändern. Leider wurde die Message von „NDW 2005" aber oft bewusst falsch interpretiert. Obwohl eigentlich jeder wissen musste, dass ich kein Nazi bin.

    Dem Erfolg von „Neue Deutsche Welle" hat das aber letztlich keinen Abbruch getan.

    Nein, was den Erfolg, die Verkaufszahlen angeht, bin ich sehr zufrieden. Außerdem habe ich viel dazu gelernt. Ich glaube, es gibt in Deutschland keinen Künstler, der mit seinem ersten Album so viel gelernt hat wie ich.

    Was hast du denn gelernt?

    Na, wie man mit den Journalisten umgeht, wie man mit dem ganzen Mediending umgeht. Es ist die Aufgabe eines Künstlers oder eines Labels, das unter Kontrolle zu halten. Ich mache generell keine Interviews mehr über Politik. Erstens interessiert mich das nicht und zweitens ist es nicht meine Welt. Ich habe keine Ahnung davon und will auch gar nichts damit zu tun haben. Wenn es anders wäre, wäre ich ja Politiker und dann würde ich auch Geld dafür verlangen (grinst). Ich will nur ein Rapper oder Musiker sein. Aber im Endeffekt waren die Reaktion auf das erste Album gar nicht das Problem, sondern vielmehr die Frage, wie ich an das zweite herangehe. Ich wollte ja nicht auf ewig als der Nazi-Rapper gelten. Insofern war es gut, dass ich mir mit „Neue Deutsche Welle" eine Grundlage geschaffen habe. Jetzt kann ich anfangen, die Sau rauszulassen und nur noch HipHop zu machen. Ich kann jetzt Tracks mit Muhabbet machen, weil ich die „Neue Deutsche Welle" gemacht habe. Ich weiß, wer ich bin, ich habe den Leuten präsentiert, wer ich bin. Ich habe nie irgendeine Scheiße gerappt. Es gibt ja Rapper, die seit sieben Alben rappen, dass sie gut rappen können. Ich dagegen hatte gleich bei meinem ersten Album ein Thema.

    Die ganzen Kontroversen waren also letztlich doch hilfreich.

    Sehr. Wenn man das Persönliche mal weglässt, wenn man Profi ist – und ich bin mittlerweile Profi geworden – dann kann man nur sagen: Bombe. Besser kann’s gar nicht laufen.

    Das heißt aber auch im Umkehrschluss, persönlich hat dich das alles schon getroffen.

    Natürlich. Wenn man die persönliche Seite nimmt, war ich einfach extrem sauer auf diese ganzen Journalisten. Frag mal die Leute hier! Diesen Typen von „Polylux" habe ich in Prenzlauer Berg getroffen und ihm auf offener Straße eine Backpfeife gegeben, weil die bei „Polylux" irgendeine Scheiße über mich gesendet haben. Die Leuten wollten es ja auch nicht anders, die wollten einen Nazi haben. Die ganze Sache ist nicht eskaliert, weil ich so bin, wie ich bin, sondern weil Deutschland so ist, wie es ist. Ich meine, jetzt, ein Jahr später, ist die WM und alle hängen eine deutsche Fahne aus dem Fenster, wofür sie mich noch vor einem Jahr ausgemeckert haben. Ich glaube, ich war ein Jahr zu früh mit der „Neuen Deutschen Welle".

    Wie sehr hat es dich geärgert, dass selbst ein Szeneorgan wie die „Juice" dich boykottiert hat?

    Ach, man kann von den deutschen Medien und im deutschen HipHop eben keine Eigeninitiative erwarten. Es entspricht nicht der deutschen Mentalität, sich in der Öffentlichkeit für andere einzusetzen, wenn es schwer ist. Zu einer Sache Stellung zu beziehen und damit Rückrat zu beweisen, ist tabu. Die „Juice" hätte damals sagen sollen: Fler ist HipHop, wir sind HipHop, wir wollen die Leute wenigstens aufklären. Die hätten das Thema doch öffentlich diskutieren können. So haben sie gesagt: Wir finden es zwar nicht gut, was er da macht, nehmen aber trotzdem 2.000 Euro für die Werbung, die er geschaltet hat.

    Mit all diesen Erfahrungen durch die Wirkungsgeschichte deines ersten Album, wie bist du dann schließlich an "Trendsetter" herangegangen?

    Ich habe sehr allergisch reagiert - auch wenn es hier intern besprochen wurde – wenn es darum ging, wieder irgendetwas aufzuziehen. Ich wollte eine Platte machen, auf der es wirklich nur um mich geht.

    Ging es bei „Neue Deutsche Welle" nicht um dich?

    Doch, klar. Aber da ging es tatsächlich auch darum, den Leuten ein Produkt zu liefern. Bei „Trendsetter" bin ich selbst das Produkt. Man muss natürlich abwarten, wie die Platte sich verkauft, aber wenn sich das Album auch 100.000 mal verkauft, kann ich sagen: Das ist nur, weil ich so bin, wie ich bin. Ich habe auf „Trendsetter" das HipHop-Ding wieder extrem durchgezogen. Es ist in Deutschland ja zur Zeit schwer angesagt zu sagen „Fick Rap!" oder „Ich war nie ein Rapper!". Aber das ist doch Blödsinn, der Trend geht doch immer mehr in Richtung HipHop! HipHop ist so groß wie noch nie in Deutschland – und in der Welt sowieso. Ich habe das wieder extrem zum Thema gemacht, weil es auch wirklich das ist, was in mir drin ist. Ich habe jahrelang gesprüht, meine Chefs sind Breaker, Sprüher und Rapper. Es muss mal wieder jemand kommen, der das alles fresh macht. Aber wenn ich mir die ganzen Videos ansehe, sehe ich nur Schwarz-Weiß und alle rappen über Ghetto und dass alles voll kacke ist. Es weiß doch jeder, dass es so ist. Ich habe ja auch viele Songs darüber gemacht, wie Ghetto alles ist. Das habe ich aber vor fünf Jahren schon gemacht. Bei „CarloCokxxxNutten" habe ich schon die Scheiße gerappt, die die heute immer noch rappen.

    Hat deine positivere Grundstimmung auch damit zu tun, dass deine persönliche Situation sich spürbar verbessert hat?

    Ja, genau. Absolut. Ich würde ja niemals etwas rappen, was ich nicht bin. Damals war ich Ghetto, also habe ich gerappt, wie Ghetto ich bin. Heute geht’s mir gut, also rappe ich auch darüber, wie gut es mir geht. Bei „Trendsetter" soll es wirklich vor allem um HipHop gehen. Deshalb wollte ich Breaker in meinem Video, die Southside Rocker, Scotty und seine ganzen Leute habe ich mit reingenommen. Und mir ist auch dieses ganze Materielle wichtig. Wenn du Erfolg hast, dann kannst du dir gewisse Sachen leisten. Und natürlich ist es auch etwas Schönes, das zu repräsentieren. In Deutschland wird das aber auch wieder als verwerflich angesehen. Da bist du gleich ein Angeber oder ein Prolet.

    „Trendsetter" ist also eher persönlich gehalten. War das dein Konzept?

    Das Konzept von „Trendsetter" ist, ich mache mein Ding wie kein anderer. Egal, was die alle labern. Ich mache Tracks mit Muhabbet, zu dem die deutschen und die türkischen Mädchen tanzen können, ich mache meinen Ghetto-Scheiß, ich mache meinen, äh, Nazi-Scheiß (lacht). Ich mache alles, was ich will. Es gibt Tracks, auf denen ich angebe und Tracks, auf denen ich über meine Familie rappe und persönlich werde. Es ist alles auf dem Album. Ich mache einfach mein Ding und mir ist es mittlerweile egal, was die Leute schreiben. Noch kein Rapper wurde in der Presse so zerrissen wie Sido und ich. Deswegen können wir auch auf alles einen Scheiß geben.

    Ist der Titel demnach so zu verstehen, dass du mit deiner Herangehensweise einen neuen Trend setzen willst?

    Das kann man auf vieles beziehen. Natürlich wissen die Leute, welche Trends wir als Label gesetzt haben. Wenn es um die Videos geht, einfach, wenn es um das ganze Business geht. Wir SIND das Business. Zehn andere Rapper wären gar nicht bei Majorlabels gesignt, wenn wir nicht da wären und den Leuten nicht zeigen würden, wie man es machen muss. Majorlabels hätten ohne uns keinen Anhaltspunkt, an dem sie sich orientieren können. Die sehen an Aggroberlin, dass es läuft und wie es läuft. Darum hängen sie alle an unserem Arsch und machen uns nach. Wir haben Geschichte geschrieben. Auch dafür steht das Album.

    Deine Raptechnik hat sich meiner Meinung nach deutlich verbessert, wenn man sie mit der zu deinen Anfangszeiten vergleicht. Wie siehst du selbst deine diesbezügliche Entwicklung?

    Ich wollte nie so ein krasser Flexer sein. Das fand ich immer albern. Wenn ich andere Rapper gesehen habe, die sich einen abrappen und man versteht kein Wort, hatte ich dazu nie einen Bezug. Ich kannte keinen Rapper in Amerika, der so gerappt hat. Wenn Busta schnell rappt, versteht man jedes Wort. Und er hat trotzdem gute Lines, er ist witzig, er entertaint die Leute. Das macht einen perfekten Rapper aus. Egal, ob du Eminem nimmst, ob du 50 Cent nimmst oder ob du Busta Rhymes nimmst, diese Rapper haben die große Masse nicht deshalb erreicht, weil sie Skills haben, sondern weil sie den Leuten etwas erzählt haben.

    Inhalt geht dir also vor Technik?

    Es ist wichtig, dass du das rappst, was du bist. Wenn du wirklich eine starke Persönlichkeit hast, wenn du wirklich ein cooler Typ bist, kannst du den Leuten etwas erzählen und sie hören dir zu. Es gibt tausend Rapper wie Sentence, die Skills haben, aber die den Leuten nichts erzählen. Die rappen dann irgendetwas von 6XL-T-Shirts, von irgendwelchen Autos, die sie nicht haben und von irgendwelchem Geld, das sie nicht haben. Dieser Schwachsinn hat für mich nichts mehr mit HipHop zu tun. Wenn jeder Rapper so rappt, geht es ja nur noch um Blödsinn.

    Du willst jetzt aber nicht die Oldschool-Realness-Fahne hochhalten, oder?

    Nee, ganz im Gegenteil. Die ganzen Ökorapper erzählen den Leuten ja auch immer nur dasselbe: Geld ist nicht alles, verkauf nicht deinen Arsch, sei nicht kommerziell. Genau das haben wir bei Aggro nebenbei immer befolgt, wir sind ja independent. Ich habe niemals meinen Arsch an irgendjemanden verkauft. Ich habe mich von ganz unten bis ganz oben hochgearbeitet. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Die Skills, die ich mir inzwischen angeeignet habe, kommen einfach durch die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich hatte auch bei „CarloCokxxNutten" und „Neue Deutsche Welle" schon Skills, aber sie haben sich halt verändert.

    Man kann sagen, du bist variabler geworden, oder?

    Variabler, genau. Es gibt gewisse Lieder, bei denen ich mehr Wert auf Technik lege. Zum Beispiel beim Dissen. Mann, wenn ich jemanden disse, dann muss ich ihm ein paar Backpfeifen geben, mit krassen Lines, ich muss krasse Sachen sagen! Und ich muss die Sätze so schnell runterrattern, als ob ich jemanden anschreie. Da lasse ich richtig die Luft raus. Wenn ich dagegen einen Track wie „Vater Morgana" mache, ist das scheißegal. Da will ich den Leuten nicht zeigen, wie gut ich rappe, sondern ich will ihnen erzählen, welche Probleme ich in meiner Kindheit mit meinen Eltern hatte. Klar, wenn man nebenbei auch noch merkt, was für krasse Skills ich habe, ist es auch in Ordnung. Aber im Endeffekt geht mir das dann krass am Arsch vorbei.

    Machte diese Bandbreite deiner Meinung nach einen guten Rapper aus?

    Ja. Ein guter Rapper hat Thementracks, gute Battletracks, gute Skills. Der nimmt alles mit. Samy ist für mich so einer. Der kann einfach alles machen, was er will. Das macht dann auch die Erfahrung aus, glaube ich.

    Ich höre jetzt schon böse Leute sagen: Fler rappt besser als früher, also hat er wahrscheinlich einen neuen Ghostwriter.

    Ja, meinst du? Nee, einen Ghostwriter hatte ich noch nie. Mal eine geile Line von einem Kumpel nehmen – sowas habe ich auch schon gemacht. Oder ich habe anderen geile Lines gegeben. Aber fremde Texte zu rappen und dann die Leute mit deinen Skills zu beeindrucken, ist für mich unmöglich. Ich sage dir ganz ehrlich: Ich habe noch nie in meinem Leben einen Track herausgebracht, den ich nicht selbst geschrieben habe. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man so etwas machen kann. Ich könnte niemals einen Text rappen, den ich nicht selbst geschrieben habe, denn du musst ja wissen, wie du flowst, wo du die Pausen machst, wie du die Wörter betonst. Geht gar nicht. Bei Leuten wie Bushido, wo jeder gemerkt hat, Eko oder Sentence schreiben ihm was, hat man sogar gehört, wie er auf einmal nicht mehr den Takt gefunden hat. Da habe ich mir an den Kopf gefasst und mich gefragt, wie man so etwas rausbringen kann. Wie kann man Sachen rappen, die man selber gar nicht fühlt? Im Endeffekt sind das dann genau die Rapper, die belangloses Zeug rappen. Wenn du eh nur belanglose Scheiße rappst, kannst du alles rappen. Aber persönliche Sachen wie bei „Vater Morgana" oder auch „Meine Homies" erzähle ich den Leuten, weil ich die gelebt habe. Und das kann keiner für mich schreiben.

    Wie hoch sind deine Erwartungen an „Trendsetter"?

    Ich will wieder 100.000 verkaufen, so wie „Neue Deutsche Welle". Gold muss schon drin sein. Das Album ist in der Hinsicht auch ein Experiment, ich bin gespannt, ob das auch nur mit HipHop funktioniert. Ohne Kampagne, ohne Skandale, ohne Image. Wirklich nur ich.

    Was sagt dir dein Gefühl? Glaubst du, es klappt?

    Ja, ich habe ein sehr gutes Gefühl. Aus der HipHop-Szene bekomme ich zurzeit echt gute Resonanzen. Olli Banjo hat meine Sachen gehört und fand die geil, Samy hat meine Sachen gehört und fand die geil. Ich bin echt gespannt, wie erfolgreich die zweite Maxi mit Muhabbet wird, die ja doch sehr kommerziell ausgerichtet ist. Bei den HipHop-Fans kommt die nicht so gut an, wie ich im Internet feststelle. Das soll halt auch wirklich der Mainstream-Move werden. Mal sehen, hoffentlich wird der Track auch tatsächlich im Club gespielt.

    Warum gibt es auf der ersten Single „Papa ist zurück" eigentlich noch mal einen Seitenhieb gegen Eko, obwohl du den im Interview mit der „Juice" bereits für nicht mehr existent erklärt hast?

    Es ging mir gar nicht darum, Eko noch mal zu dissen. Es war einfach nur so: Mit „Neue Deutsche Welle" lief es echt gut und Eko ist wirklich nicht der Einzige, den ich gefickt habe. Der Track war einfach eine Chronik des letzten Jahres: Ich habe ein bisschen Geld verdient, ein paar Typen gefickt und jetzt bin ich wieder da. Dass Eko dann gleich wieder ausrastet und einen Track macht, hat mich ein bisschen geärgert, denn damit hatte er wieder einen Grund, sich an mir hochzuziehen.

    Du meinst, es hilft „Trendsetter" nicht auch ein bisschen, wenn er dich disst?

    Nee. Letztes Jahr war das noch anders. Als Bushido und Eko mich gedisst haben, war es gute Promo für mich, weil auch die Medien bei diesem Thema extrem gut mitgegangen sind. Aber dieses Jahr bin ich nicht mehr auf dem Level von Eko. Er verkauft mit seinem Mixtape 2.000 Stück. Und ich verkaufe allein mit meiner Maxi 80.000. Diese Promo habe ich nicht mehr nötig, ich will sie auch gar nicht.

    Darum hast du wohl auch nicht selbst geantwortet, sondern G-Hot rangelassen.

    Ja. Bis zu einem gewissen Punkt ist es ein Battle, bis zu einem gewissen Punkt ist es auch noch Promo für beide. Aber irgendwann ist es nur noch gut für eine Partei, nämlich die unbekanntere. Aber es einfach ignorieren, so Klugscheißermäßig: Ich stehe jetzt über den Dingen, das wollte ich auch nicht. Also dachte ich mir: Mann, ich habe ein paar Kumpels um mich herum, die haben noch nicht so viel Erfolg wie ich. Die können sich dann mit so Leuten wie Eko ein bisschen herumschlagen. Das ist ein gutes Training für die und außerdem bringt es ihnen Aufmerksamkeit. G-Hot hat auch richtig Bock drauf, der würde sich gerade mit jedem anlegen. Bei mir geht es vor allem darum, Erfolg zu haben, Platten zu verkaufen, gute Laune zu haben und gute Musik zu machen. Ich habe es nicht mehr nötig, mich mit den ganzen Scheiß-Idioten auf der Straße rumzustreiten.

    Zum Beispiel mit denen von Shok Muzik?
    Zu denen habe ich nie einen Bezug gehabt.

    Ich meine, weil die doch jetzt einen Disstrack aufgenommen haben.

    Echt? Gegen wen?

    Gegen so ziemlich alle, aber hauptsächlich gegen Aggroberlin.
    Echt, ja? Den habe ich noch gar nicht gehört. Naja, Shok Muzik haben es ja lange probiert, aber dass es bei denen irgendwie nichts bringt, hat man ja letztes Jahr gesehen. Man hat halt lange darauf gewartet, dass Shok Muzik etwas erreicht und das ist für die wohl sowas wie der letzte Strohhalm, die letzte Möglichkeit, Promo zu bekommen.

    Hast du denn vor, darauf zu antworten?

    Nee, nee. Niemals. Wir haben denen doch immer Respekt gegeben für das, was sie machen. Aber gut, wenn die jetzt glauben, sie sind mehr Gangster, sollen die glauben, sie sind mehr Gangster. Ist mir doch egal. Ich will mich gar nicht mit Leuten darüber streiten, wer jetzt mehr Gangster ist. Ich bin nicht der Stärkste, aber für viele reicht es aus. Wenn ich mich mit jedem anlegen würde, der mich gerade disst, wäre ich ja nur noch am battlen. Das kann’s ja nicht sein. Es ist schönes Wetter in Berlin, alles ist cool. Jeder, dem es gerade schlecht geht, muss halt dissen. Ist ja normal. So war das schon immer. Die Leute, die hungrig sind, müssen rumschreien. Toi, toi, toi für diese Leute, dass sie es schaffen.

    Noch mal zu Eko: Er hat mir in einem Interview erzählt, ihr hättet an Sylvester telefoniert. Bestätigst du das?

    Ja. An Neujahr, um genau zu sein.

    Habt ihr euch nur ein frohes Neues gewünscht oder war das Businesstalk?

    Businesstalk kann ich mit Eko nicht machen, weil Eko kein Business macht (lacht). Nee, es war einfach zufällig. Ich saß im Restaurant und der Typ neben mir hatte plötzlich Eko am Hörer. Als ich das mitbekommen habe, habe ich das Telefon genommen und gesagt ‚Yo, Eko, wie geht’s dir? Frohes neues Jahr!’ Das war eine höfliche Geste von mir, Eko hätte sich sowas niemals getraut. Da kannste mal sehen, wie krass der Junge mir am Arsch vorbei geht: Ich wünsche ihm ein frohes neues Jahr und disse ihn am nächsten Tag. Das ist mir scheißegal (grinst). Ich finde das ja alles schon langsam krankhaft. Was führen diese Leute für ein Leben? Die ganze Zeit nur Stress und andere Leute dissen. Und immer versuchen, etwas zu sein, was sie nicht sind. Ich weiß, Eko ist eigentlich ein netter Kerl. Ich glaube sogar, er ist ein guter Mensch. Aber dieses ganze Rapgeschäft ist ihm echt zu Kopf gestiegen.

    Und was hat dein Erfolg in diesem Geschäft, jetzt mal abgesehen vom Kontostand, bei dir verändert?

    Ich denke, ich bin reifer geworden. Früher hatte ich so eine Anti-Haltung. Ich wollte mit keinem etwas zu tun haben, ich habe gesagt, nur Aggroberlin ist cool und alle anderen können mich am Arsch lecken. Mittlerweile haben wir das gar nicht mehr nötig. Wir haben es so laut in die Welt hinaus gebrüllt, dass es jeder weiß. Aggroberlin ist das Label Nummer Eins, wir sind hart, wir sind Gangster und dies, das. Inzwischen denke ich mir einfach: Solange mir einer nichts tut, warum soll ich unfreundlich zu ihm sein? Das ist gerade meine Einstellung. Ich bin zu jedem nett, bis er mir zeigt, dass er es nicht wert ist. Ich habe mir für mein nächstes Album auch vorgenommen, den Leuten nicht mehr diesen Einblick zu gewähren. Wenn du Fler ab jetzt siehst, wirst du ihn mehr lachen sehen. Wer sind diese Leute, in dieser Medienwelt oder draußen die Fans, dass sie jeden Tag an meinem Gesicht erkennen können, wie es mir gerade geht?

    Du findest also, dass du zuviel von dir preisgegeben hast?

    Ja, ich denke manchmal, dass ich zu emotional gewesen bin. Mittlerweile habe ich dazu gelernt: Immer lachen. Immer gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich habe gemerkt, die Leute kaufen das, was gerade angesagt ist. Jetzt bin ich gerade angesagt, also muss ich alles mitnehmen, was geht. Und diese ganzen Diskussionen über meine Musik und meine Person und dies, das – all das ist im Endeffekt gut. Es gibt keine schlechte Publicity. Wenn Leute mich hassen, ist es etwas Gutes für mich.

    Du siehst also alles mit mehr Abstand.

    Genau, und deswegen ist alles cool.

    In deiner Sprüherzeit, die ja auch legendär ist, hast du stets unter deinem Rapnamen, also Fler gemalt. War das nun Naivität deinerseits oder war es dir einfach scheißegal?

    War mir scheißegal (grinst). Zu „Ansage 4"-Zeiten habe ich noch regelmäßig Trains gemalt. Ich wollte einfach immer meinen Namen pushen. Die Leute sollten über mich reden, ich wollte immer im Gespräch bleiben. Als es mit dem Fame im Rapbusiness anfing, wollte ich mich aber immer mehr von dieser Sprüherszene entfernen. Es gab noch eine letzte Aktion, die ich machen wollte: Mit coolen Leuten einen Train malen, und alles für die DVD „True 2 the Game" mit einer Kamera filmen. Wir hatten auch alles schön geplant und waren voll am Malen, nur leider hatte mich die Polizei schon seit einer Woche beobachtet. Aber ich habe noch Glück gehabt, es gab nur eine Geldstrafe um die 3.000 Euro.

    Bezahlst du wahrscheinlich aus der Portokasse.

    Ja (grinst). Aber es ist trotzdem ärgerlich. 3.000 Euro kann ich auch für etwas besseres ausgeben. Der Grund, warum die gerade mich haben wollten, war gar nicht, dass ich der Übervandalist war und einen krassen Sachschaden verursacht hatte, sondern die Soko schnappt sich in erster Linie Typen, von denen sie glauben, dass die eine Vorbildfunktion in der Szene haben. Ein Typ, den keiner kennt, der zwar alles zerstört hat, aber nur mit Toyscheiß, ist denen nicht so wichtig wie einer, der nur einmal im Monat losgeht, aber einen krassen Namen hat. Die schnappen lieber den, der mehr Fame hat, weil sich das in der Szene schneller rumspricht. Zur Abschreckung. Und da waren sie bei mir genau richtig. Unter den 15 Beamten, die an der Festnahme beteiligt waren, war der Gründer der ersten Graffiti-Soko in Deutschland. Der meinte zu mir: Ich habe dich lange gesucht. Man hat gesehen, dass sie sich echt gefreut haben.

    Die haben eine Kiste Bier aufgemacht?

    So in etwa. Ich dachte mir: Optik. So bin ich also, ja? So ein Gangster (grinst)?

    In letzter Zeit hast du öfter mit Leuten aus dem BC-Umfeld zusammengearbeitet, Frauenarzt, Hengzt, Bogy. Willst du die damit hochziehen oder eher deine Verbundenheit mit ihnen demonstrieren?

    Hochziehen wäre das falsche Wort, denn für meine Begriffe sind die über mir. Die waren vor mir da und haben den Berliner Untergrundrap krass beeinflusst und geprägt. Zu behaupten, ich ziehe diese Leute hoch, wäre arrogant. Ich will damit sagen, ich habe zwar mehr kommerziellen Erfolg als BC, aber nur aus dem Grund, dass die nie die Möglichkeit dazu hatten, weil Deutschland noch nicht so weit war. Wenn Deutschland rapmäßig so weit wäre wie Amerika, wären diese Leute alle schon vor mir Stars gewesen. Aber das gab’s halt nicht, weil Deutschland auf Fanta 4 steht, oder Fettes Brot, diese Wichser. Das ist eine Respektbekundung denen gegenüber. Ich wollte den Leuten zeigen, dass Frauenarzt und Bogy für mich wie NWA in Berlin sind. Wenn ich was mit denen mache, ist es in erster Linie eine Ehre für mich.

    Aber es hilft ihnen natürlich auch.

    Klar. Die sind ja auch dankbar. Ich will nur sichergehen, dass man versteht, wie das gemeint war. Mittlerweile ist es ja auch für uns businessmäßig gut, weil wir auf diesem kommerziellen Weg sehr erfolgreich sind. Frauenarzt hat dafür im Untergrund sehr viel Einfluss. Also helfen wir denen in der Bravo und die uns im Untergrund.

    Eine in Berlin recht seltene Eintracht.

    Naja, ich würde es mir sogar noch mehr wünschen. Ich würde mir auch wünschen, dass Shok Muzik klarkommt. Oder Optik, wobei die nicht mehr so richtig Berlin sind. Denn wir allein, Aggroberlin, können auch nicht bestehen. Ohne Frauenarzt, Bassboxxx, Shok Muzik oder Bushido wären wir nach einem Jahr weg. Denn nur Konkurrenz belebt das Geschäft. Und darum geht es ja letztlich: Um Business.

    Du machst auch bei dieser Kampagne gegen Jugendgewalt in der Bravo mit. Die Medien haben sich ja gerade mächtig auf dieses Thema gestürzt. Als jemand, der in Berlin aufgewachsen und zur Schule gegangen ist: Meinst du, dass es heute wirklich schlimmer ist als damals?

    Nö, die Zustände waren schon immer so. Jetzt ist es eben gerade cool, darüber zu berichten. Mich wundert es nur, dass es so lange gedauert hat, bis diese Leute mal erkennen, wie es hier abläuft. Vor fünf Jahren habe ich auch schon darüber gerappt, da wollte es mir keiner glauben. Auch bei „Nach eigenen Regeln" hatte ich schon dieses Thema. Bei Viva musste ich mich damals dafür rechtfertigen, warum ich so übertreiben würde.

    Und woher kommt die Motivation, bei so einer Kampagne mitzumachen?

    Weil es ja etwas cooles ist. Es ist ja wirklich so, dass viele Kinder unsere Musik falsch verstehen. Oder eigentlich eher die Eltern. Dass Gewalt keine Lösung und scheiße ist, muss man eigentlich gar nicht mehr sagen. Es ist bloß so krank, dass irgendwelche Leute denken, unsere Musik würde die Leute dazu aufrufen, Gewalttaten zu verüben. Ich bin ja selbst eines dieser Kinder. Die versuchen immer, die Tatsachen zu verdrehen. Ich bin niemand, der diese Kinder schlecht beeinflusst, sondern jemand, den seine Jugend selber geprägt hat. Und in meiner Musik verarbeite ich das eben.

    Und gibst den Kids noch ein positives Beispiel, was man trotzdem aus sich machen kann.

    Das außerdem. Ich zeige diesen Leuten: Kuck mal, du kannst auch etwas aus deinem Leben machen, wenn du kein Abitur hast. Mich ärgert es, wenn Leute mir den schwarzen Peter zuschieben wollen. Für die Politiker wird es langsam gefährlich, die merken gerade: Scheiße, die Jugend dreht immer mehr durch, also suchen wir uns einen Sündenbock. Wenn ich in die Schulen gehen werde, was ich auf jeden Fall vorhabe, werde ich den Kindern auch nicht sagen: Macht euren Abschluss und alles wird toll in eurem Leben. So ein Blödsinn! Ich kann denen nur sagen, wenn ihr euren Abschluss habt, ist das wenigstens etwas. Vielleicht hilft’s euch mal, mir hat’s allerdings nie geholfen. Aber wenn ihr wirklich drauf scheißen wollt, dann müsst ihr euren eigenen Plan haben. Dann rennt auch nicht zum Arbeits- oder Sozialamt. Man kann auf jeden Fall nicht den Kindern die Schuld geben. In erster Linie bräuchten die Schulen mehr Pädagogen und mehr Lehrer.

    Und man müsste mehr Geld reinstecken.

    Müsste man, genau. Stattdessen wird alles gekürzt und die Jugendfreizeitheime werden geschlossen. Legale Sprühflächen werden dichtgemacht. Die Schulen sehen sowieso aus wie Dreck, auf der Toilette möchte man sich nicht mal die Hände waschen. Und am Ende sind wir Rapper dann Schuld.

    Zum Abschluss: Interessierst du dich für Fußball?

    Ich habe mich noch nie für Fußball interessiert, aber es ist gerade schön, wenn man durch die Stadt fährt, man sieht die ganzen verschiedenen Kulturen...(unterbricht sich) na ja, das hört sich jetzt ein bisschen scheiße an, aber es ist wirklich so. Alle sind gut drauf. Außer den Deutschen, die ziehen natürlich eine Fresse.

    Kein Wunder, bei der Abwehr.

    Ja (lacht). Ich würde mir wünschen, dass Oliver Kahn spielt. Wenn ich Fußballspieler wäre, wäre ich wie Kahn, deswegen. Der ist ein cooler Typ. Kahn hat eine starke Persönlichkeit und sagt immer das, was er denkt. Außerdem ist er sehr impulsiv. Der ist wie Fler!

    Bist du also der Oliver Kahn des deutschen Rap?

    Auf jeden Fall! Das ist gut.

    Dumm nur, dass Kahn jetzt die Nummer zwei ist...

    (Fröhlich:) Egal.

    Und wer gewinnt die WM?

    Deutschland natürlich. Ich bin die Neue Deutsche Welle, ich MUSS sagen, dass wir Weltmeister werden. Ich glaube auch, es tut den Deutschen gut, dass die WM hier stattfindet. So können wir der ganzen Welt zeigen, dass es hier kaum Nazis gibt und Adolf Hitler tatsächlich nicht mehr an der Regierung ist. Da können die Deutschen endlich mal ihre Komplexe ablegen und der Welt zeigen, dass sie gastfreundlich sind.
    [/b]



    Re: Fler Interview zu Trendsetter

    Kral Tshudo - 27.07.2006, 14:08


    Sehr. Wenn man das Persönliche mal weglässt, wenn man Profi ist – und ich bin mittlerweile Profi geworden – dann kann man nur sagen: Bombe. Besser kann’s gar nicht laufen.


    so ein spast :boom:



    Re: Fler Interview zu Trendsetter

    Kiduk - 27.07.2006, 14:17


    Kral Tshudo wrote: Sehr. Wenn man das Persönliche mal weglässt, wenn man Profi ist – und ich bin mittlerweile Profi geworden – dann kann man nur sagen: Bombe. Besser kann’s gar nicht laufen.


    so ein spast :boom:

    hat aber recht...der darf sich profi nennen.... wer am release date 60 000 Platten verkauft...



    Re: Fler Interview zu Trendsetter

    Kral Tshudo - 27.07.2006, 16:54


    [b]Bist du also der Oliver Kahn des deutschen Rap?

    Auf jeden Fall! Das ist gut.

    Dumm nur, dass Kahn jetzt die Nummer zwei ist...

    (Fröhlich:) Egal. [/b]

    is auch geil.



    Re: Fler Interview zu Trendsetter

    Kiduk - 27.07.2006, 22:45


    naja, papa bushdio steht ja davor^^

    spass am rande



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