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Gesellschaft Schweiz - GSIW - Islamische Welt
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    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 17.11.2009, 19:55

    INTERVIEWS
    LEBEN & GLAUBEN
    http://www.catmedien.ch/

    Sakib Halilovic, unser Gespräch findet im Zentrum der bosnischen Muslime in Schlieren statt. Von aussen würde man hier Büros und Fabrikationshallen erwarten, aber nicht ein religiöses Zentrum und eine Moschee. Wäre da ein Minarett nicht sinnvoll?

    Ja, das ist ein Grund, wieso man überhaupt Minarette braucht: Dass man von aussen sieht, wo die Moschee ist. «Minarett» kommt vom arabischen Wort für Licht – man könnte es übersetzen mit «Leuchtturm». Aber zwingend ist das Minarett nicht. Beim Gemeinschaftsgebet spricht der Muezzin am Anfang den Gebetsruf. Früher stieg er dazu aufs Dach. Mit der Zeit sind die Städte gewachsen, und damit auch das Bedürfnis für weithin sichtbare Minarette. Das ist der einzige Grund – mit einem Symbol für Eroberung oder Beherrschung hat das nichts zu tun.

    Aber genau das soll der heutige türkische Ministerpräsident Erdogan einmal gesagt haben: Die Moscheen seien Kasernen, die Minarette Speerspitzen des Islam.

    Erdogan zitierte die Worte eines Dichters. Sie richteten sich ursprünglich gegen den Kemalismus mit seiner strikten Trennung von Staat und Religion in der Türkei. Viele empfanden das als Diktatur, nicht als Fortschritt, und litten darunter. Für uns bedeuten Moscheen mit Minaretten etwas ganz anderes, nämlich gesellschaftliche Verantwortung.

    Haben Sie Verständnis für Anwohner, die sich gegen Minarette wehren?
    Ich versuche es zu verstehen. Aber ich glaube, es geht um etwas ganz anderes. Ich glaube, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger haben Angst vor Verlust ihrer Identität, und die Initianten der Minarettinitiative nützen das aus. Die Schweiz liegt mitten zwischen drei grossen Nationen, und in der Schweiz leben viele Ausländer. Diese Ängste kann ich gut nachvollziehen. Aber unsere Mitbürger müssen wissen: Die Initianten nützen das aus. Ob wir Minarette haben oder nicht, die Muslime bleiben da.

    Das zentrale Gebot für Christen ist ein doppeltes, nämlich Gott zu lieben und den Mitmenschen. Gibt es auch ein zentrales Gebot für Muslime?

    Im Zentrum des Islam steht genauso das Verhältnis zu Gott und das Verhältnis zu den Menschen. Einer Überlieferung des Propheten zufolge sagt Gott seinem Diener am Jüngsten Tag: «Ich hatte Hunger, und du hast mich nicht ernährt. Ich hatte Durst, und du hast mir nicht zu trinken gegeben. Ich war krank, und du hast mich nicht besucht.» Der Diener fragt: «Wieso bist Du, o Gott der Welten, hungrig, durstig, und krank?» Allah erwidert erklärend: «Mein Diener XY war krank. Hättest du ihn besucht, hättest du mich bei ihm gefunden. Mein Diener XY war hungrig. Hättest du ihn ernährt, hätte ich dich dafür belohnt. Mein Diener XY war durstig. Hättest du ihm zu trinken gegeben, hätte ich dich dafür belohnt.»

    Das klingt fast wörtlich so, wie es in der Bibel Jesus sagt. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen der Bibel und dem Koran.

    Die Frage der Trinität trennt uns. Jesus ist für Muslime eine besondere Person. Es ist interessant, dass der Koran viel mehr über Jesus und Maria spricht als über Mohammed. Da haben wir viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel die Geburt Jesu: Wir glauben auch, dass er ohne Vater von der Jungfrau Maria geboren ist. Der Koran spricht ausführlich darüber, dass er viele Wunder tat. Der Hauptunterschied ist, dass Jesus für uns nicht Gottes Sohn ist. Er ist ein besonderer, ein ausgewählter Prophet.

    Und die Stellung der Frau? Immer wieder wird gesagt, die Frau sei im Islam nicht gleichberechtigt.

    Da müssen wir zwei Seiten unterscheiden. Als Theologe sage ich: Die Frau ist im Islam grundsätzlich absolut gleichberechtigt. Aber gesellschaftlich ist das manchmal etwas anders. Da ist es wichtig, aus welchem Blickwinkel ich die Sache betrachte. Auch im Westen sind Frauen noch nicht einmal hundert Jahre gleichberechtigt. Und dann ist die Situation in muslimischen Ländern sehr unterschiedlich. Die Stellung der Frau ist eine gesellschaftliche Frage, nicht eine rein religiöse. Wenn ich, wie kürzlich in der «Arena», einer SVP-Frau zuhöre, dann denke ich: Vor dreissig Jahren konnte sie als Frau überhaupt nicht wählen. Und neben mir sitzen Musliminnen, die dies schon vor vierzig, fünfzig Jahren konnten.

    Nihada Slomic, Sie sind eine junge Muslimin. Wie erleben denn Sie Ihre Stellung als Frau?

    (N.S.) Ich habe nie erlebt, dass ich als Frau benachteiligt worden wäre, nicht von meinen Eltern, nicht von den Menschen hier in diesem Zentrum. Und ich sehe auch keinen grossen Unterschied zwischen Mann und Frau – vor Gott sind wir alle gleich.

    Wie wirkt es auf Sie, dass für die Minarettinitiative mit einem Bild von einer verschleierten Frau geworben wird?

    (N.S.) Ich kann das gar nicht nachvollziehen. In der Schweiz habe ich noch nie eine Frau gesehen, die voll verschleiert war. Wir haben hier Religionsfreiheit, ich kann nicht verstehen, wieso ausgerechnet deswegen eine so grosse Angst entsteht.

    Herr Halilovic, das Kopftuch ist ebenso ein rotes Tuch wie das Minarett. Wie beurteilen Sie das?

    Wir sollten das Kopftuch nicht als eine rein islamische Frage betrachten, denn es wurde nicht vom Islam erfunden. Wir haben das Kopftuch geerbt von unseren älteren Brüdern und Schwestern, den Juden und den Christen. Überall auf der Welt gibt es noch heute viele Jüdinnen und Christinnen, die ein Kopftuch tragen. Das war bei uns in der Schweiz vor fünfzig Jahren auch noch der Fall. Heute trägt die Mehrheit der Musliminnen in der Schweiz kein Kopftuch. Das ist eine Tatsache – wir sprechen über ein, zwei Prozent. Da frage ich mich: Ist es möglich, dass diese paar hundert Frauen, die in der Schweiz ein Kopftuch tragen, für uns eine Bedrohung sind? Aber die Kernfrage ist für mich: Leben wir in einer freien Gesellschaft oder nicht? Wenn wir es tun, dann müssen wir auch den Frauen Freiheit lassen, die das Kopftuch tragen wollen.

    Man wirft dem Islam vor, dass er untrennbar mit Gewalt verbunden sei.

    Da muss ich wieder zuerst sagen: Was hat das mit uns zu tun, mit den Muslimen in der Schweiz? Neunzig Prozent der Muslime, die in der Schweiz leben, sind aus dem Balkan oder aus der Türkei. Von ihnen geht keine Gewalt aus. Und dann kommt noch etwas anderes hinzu: Wir haben in der Schweiz sehr säkularisierte Muslime – statt in die Moschee gehen sie lieber ins Einkaufszentrum.

    Aber es ist eine Tatsache, dass es islamisch motivierte Gewalt gibt.

    Der Islam verbietet jegliche Form von Gewalt. Aber wenn wir nur im Bereich der Religion suchen, dann sind wir am falschen Ort. Gewalt hat mit Politik zu tun, mit der Gesellschaft, mit der Geschichte. Ich habe Mühe, zu verstehen, warum man hier nur vom Islam redet. Die amerikanischen Generäle im Irak sind Christen. Sie verfügen über die modernste Armee der Welt. Und ich muss noch einmal sagen: Hier in der Schweiz haben wir kein Problem, die hiesigen Muslime sind nicht gewalttätig. Deswegen ist es für uns besonders unverständlich, dass man immer nur vom Islam spricht. Es gibt überhaupt nicht den Islam.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Undifferenzierte Verallgemeinerungen öffnen unliebsamer Spekulationen Tür und Tor und sollte daher vermieden werden. Der Islam lehnt nicht JEDE Gewalt ab. Eher trifft man die Wahrheit mit der Aussage: "Der Islam lehnt böswillige und unrechtmässige, terroristische Gewalt ab." Z.B. gebietet der Islam den Muslimen, die rechtmässige Schweizer Staatsgewalt nicht abzulehnen, sondern vollumfänglich anzuerkennen. DAS ist aus der verteufelten Scharia abgeleitetes ISLAMISCHES Rechtsverständnis!
    Es gibt islamische Länder, in denen Christen unterdrückt werden und der Glaubenswechsel vom Islam unter Todesstrafe steht.

    Das ist mir bekannt. Zunächst sprechen wir aber von einem ganz normalen Islam, den die Mehrheit der Muslime praktizieren – und das ist die absolute Mehrheit, über neunzig Prozent. Und das zweite: Im Koran gibt es keinen Zwang zur Religion. Für die Mehrheit der Muslime ist die Freiheit für alle heilig. Und für uns in der Schweiz ist klar: Wir leben in einer Demokratie, das bedeutet auch, dass jeder seine Religion ausüben und auch wechseln kann. Es stimmt, das ist nicht in allen Ländern so. Da braucht es Zeit und Geduld, denn dort ist noch immer Mittelalter.

    Frau Fehratovic, wie werden Sie als Muslimin akzeptiert?

    (E.F.) In der Regel gut. Ich rede viel über meine Religion, und ich zeige auch, dass ich Muslimin bin. Bis jetzt hatte ich in der Geschäftswelt nie ein Problem mit meiner Religion, man kann mit mir gut diskutieren. Nur ganz selten bin ich Menschen begegnet, die denken, dass wir doch irgendwie extrem oder gefährlich sein können. Aber das ist eine Minderheit. Dieses Jahr während des Ramadan hat mich jemand gezielt provoziert. Als ich meine Religion verteidigte, fand er, ich sei extrem, nur weil ich mich nicht davon abbringen lassen will.

    Herr Halilovic, ein letztes Wort zur Minarettinitiative?

    In den Minaretten befinden sich doch keine Terroristen! Für unsere Gesellschaft viel unberechenbarer sind Moscheen in Hinterhöfen, Kellern, Garagen usw. Wenn Sie eine Botschaft von mir möchten, ist es diese: Sichtbare Moscheen bedeuten Struktur. Wenn wir Muslime beständige Strukturen haben, so stärkt das unsere gesellschaftliche und demokratische Verantwortung.

    Nihada Slomic (19) ist in Bosnien geboren und seit 1992 in der Schweiz. Sie hat das KV abgeschlossen, arbeitet Teilzeit und studiert seit diesem Jahr an der Fachhochschule Brugg Betriebsökonomie.

    Elma Fehratovic (23) ist in Schlieren geboren. Sie ist Schweizerin und arbeitet als kaufmännische Angestellte in der Personalabteilung bei Ikea in Spreitenbach.

    Sakib Halilovic (43) ist vor 17 Jahren in die Schweiz gekommen. Er studierte an der Fakultät für islamische Wissenschaften in Sarajewo Theologie und ist heute Imam der bosnischen Gemeinschaft in Schlieren. Er ist Schweizer Bürger, verheiratet und hat fünf Söhne.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 17.11.2009, 20:32


    6 Antworten von Herrn Muhammad Hanel zur INTEGRATION an Frau CABERNAUD im Sommer 2009

    1. An was denken Sie als Österreicher, wenn sie lesen „EVP fordert Integration von Muslimen“?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Grundsätzlich ist die Forderung nach Integration einer spezifisch religiös orientierten, minderheitlichen Bevölkerungsschicht in eine religiös anders orientierte oder a-religiöse Bevölkerung eines bestimmten Gebiets zu begrüßen und berechtigt an beide Gruppen (die integrierende und die zu integrierende) zu richten. Dies umso mehr, wenn beide Gruppen legitimen Anspruch auf Aufenthalt in diesem Territorium glaubhaft zu machen vermögen und sich verpflichten, nach bestem Wissen und Gewissen miteinander und jede für sich, für sozialen Frieden, Wohlstand und Sicherheit einzutreten und zu wirken.

    2. Was bedeutet die Integration des Islams in der Schweiz, was die Integration von Muslimen in der Schweiz für Sie?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ein offenbar schwieriges Unterfangen.
    Gründe hierfür:
    Zu allererst ist den meisten, an diesem Prozess beteiligten Parteien, Organisationen oder Personen nicht übereinstimmend klar, was unter den hierbei verwendeten Begriffen und dem Prozess an sich, tatsächlich zu verstehen ist.
    Integration wird mit Assimilierung und Aufgabe der eigenen kulturellen, religiösen oder anderer Identität verwechselt oder vermischt.
    Islam als Religion wird nicht als lebendige göttliche und somit im Transzendenten verankerten Rechtleitung des Menschen hin zu einer möglichst ausgeglichenen (um nicht zu sagen „vollkommenen“) Persönlichkeit verstanden, deren Ausbildung für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Menschheit unumgänglich ist.
    Politik gilt vielen als „Religionsersatz“ – Religion gilt vielen als „Politikersatz“ und beide nehmen immer mehr absolutistische, polarisierende Züge an.
    Das Verhältnis von Geben und Nehmen, gerechter Austausches wird kaum verstanden (nicht zu sprechen vom typisch religiös (islamisch und christlich) gefärbten Verständnis, dass: „Geben seliger ist, denn Nehmen“).
    Christentum erlebt sich als „darwinistisches Produkt“ (man verzeihe mir diesen Ausdruck) historischer Entwicklung und dessen wahre Wurzeln in den/die Lehren des Messias, des wahrhaften Vertreters echten TATCHRISTENTUMS, werden kaum noch durch das „geweihte Wasser der Nächstenliebe“ getränkt.
    Anstelle des Göttlichen werden den Ersatzgöttern, den Götzen „Vermögen“ und „Macht“ gedient.
    Das Verhalten von Muslimen wird mit Islam gleichgesetzt – was einem Verständnis gleichkäme, die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki wären vom Himmel hoch kommende Gaben christlicher Nächstenliebe, gesegnet durch den heiligen Geist der in der Bergpredigt manifestiert wurde.
    Last but not least in aller Kürze – man spricht ganz tatsächlich und wörtlich nicht des Anderen Sprache und vermag sich daher dem Anderen gar nicht verständlich zu machen. Um Integration also zu wirklich zu MACHEN, bedarf es mächtiger Anstrengung ALLER Beteiligten, um reflexives Wissen und Verständnis des jeweiligen SELBSTverständnisses akzeptabel, also annehmbar zu machen.

    3. Welche Rolle spielt der interreligiöse Dialog für die Integration einerseits des Islams, andererseits der Muslime?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Bislang offenbar eine marginale, weil dieser elitär und/oder meist sehr unprofessionell oder manipulativ geführt wurde. Wir haben in Europa, also z.B. Österreich oder der Schweiz seit 40 Jahren interreligiösen Dialog – doch das Verhältnis zwischen Muslimen und Anderen im Gebiet hat sich massiv verschlechtert.

    4. Wie hängen für Sie die beiden Begriffe Integration und (öffentlich-rechtliche) Anerkennung zusammen?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ich formuliere: Öffentlich-rechtliche Anerkennung ist etwas, das primär nicht gefordert werden kann, sondern ist etwas, was verdient wird. Also zuerst „Integration durch Kooperation (über Partizipation)“ und die öffentlich rechtliche Anerkennung wird als politisches Ziel sekundär und ergibt sich als selbstverständliches „Nebenprodukt“.
    Öffentlich-rechtliche Anerkennung ist in keinster Weise ein Zeichen, Garant oder Katalysator für die Integration von etwas Fremdartigem oder feindlich Empfundenem. Menschliche, wertschätzende Anerkennung als wahrhafte Akzeptanz des FREMDEN als NÄCHSTEN ist weit kostbarer, als jegliches „Recht“, welches in großem Ausmass missgönnt wird.

    5. Wie sieht Ihre Vision der Organisation einer muslimischen Gemeinde in Basel aus?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Eine noch sehr verschwommene und undeutliche Vision. Die Nebel, welche eine klare Vision verhindern, wurden schon teilweise in der Antwort zur zweiten Frage und werden in der zur sechsten angesprochen.

    6. Kann und will eine „one umma“ für eine heterogene muslimische Mehrheit repräsentativ sein?

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Um diese Frage für Sie beantworten zu können, müssen wir uns zuerst klar darüber sein, was wir unter „one umma“ verstehen. Im besten und wörtlichen Sinne bedeutet dieser Ausdruck eine Gemeinschaft, die „das Gute anordnet und das Schlechte verbietet, die darüber hinaus das Gute in Ausgewogenheit auch TUT (nicht nur darüber selbstherrlich spricht oder mit einem Balken im Auge und/oder Brett vor dem Kopf den Splitter im Auge des Nächsten mit dem „Schwert“ herauszuoperieren gewillt ist) und deren Mitglieder sich einander zu Wahrheit, Aufrichtigkeit, Standhaftigkeit, Ausdauer, geziemender Duldsamkeit und Nachsicht verpflichten.
    Ja – solch eine „one umma“ KANN selbst für eine heterogene muslimische Mehrheit repräsentativ sein. Ich präge ein Bild: Diese Gemeinschaft gleicht dem „leichten“ Segel (Minderheit), welche des „schwere“ Boot (heterogene Mehrheit) in die gewünschte Richtung bringt. Die Frage ist: Existiert diese „one-umma“ bereits? Ich will solches nicht bestreiten, sondern im positiven Falle deren Bestärkung fördern, so ich dies kann.
    Ob eine solche „one umma“ repräsentativ für die Mehrheit sein WILL?
    Nun – hierbei sollten wir vielleicht WOLLEN und MÖGEN unterscheiden. Und wie immer das Verhältnis von „wollen“ und „mögen“ je nach Situation aussehen mag – ich denke „JA“ überwiegt in jedem Fall.
    Bedenken wir: Es ist nicht das WAS und oft auch nicht das WIE, welches uns trennt – es ist vielmehr das WER!
    König „ICH“ ist ein echter Despot und ihn zum politischen (siyasa) Diener seiner Untertanen zu machen ist … eine (R)EVOLUTION.
    Liebe und Vertrauen sind Energien, welche diese Bewegung in Schwung bringen und halten.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 20.11.2009, 23:06


    28. Dezember 2008, NZZ am Sonntag
    Scharia-Gerichte in der Schweiz?
    http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/scharia-gerichte_fuer_die_schweiz_1.1606772.html%3C/li%3E

    Freiburger Professor verlangt Sonderrecht für Muslime und andere
    Vor dem Gesetz sind alle gleich. Ein Freiburger Professor stellt diesen Grundsatz jetzt in Frage. Er verlangt Sonderrechte und eigene Gerichte für Ausländer. Muslime unterstützen diesen «Rechtspluralismus», Politiker sind entsetzt.
    Pascal Hollenstein

    Hanel hat folgendes geschrieben: Muhammad Michael Hanel (1. Januar 2009, 17:54)
    gibt hier die schriftliche Mitteilung von Farhad AFSHAR wieder, dem man eine Richtigstellung verweigert hat.

    Richtigstellung
    AFSHARs Ansicht wurde im Artikel verzerrt wiedergegeben. Ein übler Umstand für ALLE Beteiligte Richtig ist: Schariah Grundprinzip ist, islamisches Recht nur auf Moslems anzuwenden, somit darf es nicht auf Nichtmoslems angewandt werden. Rechtsbasis ist Legitimität. Das Völkerrecht zeigt klar, dass es heute nicht mehr möglich ist, wie in Kolonialzeiten ein einziges Rechtssystem zum Weltmaßstab zu machen, z.B. britisches Rechtsverständnis. Im Gegenteil, vertraglich entwickeltes Recht, auf Gleichwertigkeit der Kulturen beruhend, ist die vernünftige Alternative friedliche Beziehungen zwischen unterschiedlichen Gesellschaften zu gewährleisten. Kein Land ist heute völlig autonom, die Schweiz übernimmt z.B. ständig europäisches Recht, bei intensiven internat. Beziehungen mit nicht europäischen Kulturen ist die Berücksichtigung unterschiedlicher Rechtsauffassungen erforderlich, je früher man mit der Diskussion um diese Unterschiede beginnt, umso konstruktiver können Lösungen erarbeitet werden.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 18:10


    Interview für die WIENER Tageszeitung KURIER zur "Minarettinitiative"

    An
    Dr. Stefan Galoppi
    Ressortleiter
    KURIER-Auslandsredaktion
    +431/52100 2854
    stefan.galoppi@kurier.at


    Sehr geehrter Herr Galoppi

    Herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen als ehemaliger Medienreferent der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich gerne wie folgt beantworte.

    Darf Ihnen darüber hinaus sagen, dass wir, nicht nur die muslimische Gemeinschaft, sondern alle gesellschaftlich relevanten Kräfte in der Schweiz, welche der Meinung sind, dass diese Initiative abgelehnt werden sollte, uns in der Argumentation gegen diese leidige Initiative ziemlich einig sind.

    Diese Punkte mögen in aller Kürze wie folgt zusammengefasst sein:
    Zitat: Warum sollen die Schweizer Stimmbürger am kommenden Sonntag aus Ihrer Sicht dagegen stimmen?

    Weil die Annahme der Minarettverbotsinitiative:

    - die schweizerische Verfassung nachhaltig beschädigt, jahrhundertelange Bemühungen schweizerischer Rechtstraditionsentwicklung missachtet und somit umfassend, zukunftsverwehrendes Verhalten fördert.

    - den, gerade in der Schweiz mühsam errungenen Religionsfrieden stört, anstatt diesen weiter zu festigen.

    - aufgrund einer Stellvertreterdiskussion zustande käme, die nicht auf ein "gefährliches" Bauwerk, sondern diffamierend auf den "gefährlichen" Islam und diskriminierend auf die "gefährlichen" Muslime zielte – und somit ein auf Angst begründetes Verhältnis zwischen muslimischer Minderheit und Mehrheitsgesellschaft ausrichtet. Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

    - aufgrund der fälschlichen Vorgabe zustande käme, dass das Verbot eines Bauwerkes zur Lösung auch nur eines der angeblichen oder auch möglichen konkreten Missstände beizutragen vermöge.

    - mit der Lüge erfolgreich bliebe, dass Minarette ausschließlich gefährlichen politischen und Kirchtürme ausschließlich friedlichen religiösen Symbolcharakter hätten.

    - populistischer Wahlkampfstrategie in der Schweiz erneut zu neuem Wert & Ansehen verhilft und damit gesellschaftlich wirklich gefährlicher Manipulation Tür und Tor öffnet.

    - Integrationswillen und Integrationsbereitschaft, sowohl auf Seiten der Mehrheitsgesellschaft, wie auch auf Seiten der Muslime negativ beeinträchtigt.

    - Hardlinern, Scharfmachern und Separatisten auf beiden Seiten neuen Aufwind brächte.

    Was würde eine Zustimmung für das Verhältnis zwischen den Muslimen und der Mehrheitsbevöl-kerung bedeuten?

    Wenn diese unsägliche Initiative angenommen wird, dann nur sehr knapp, womit eine Teilung der Schweizer Bevölkerung in zwei gleich starke Parteien erreicht wäre.

    Da Muslime in der Schweiz die diabolische und gesellschaftszersetzende Wirkung der Strategie "divide et impera" sehr genau kennen, natürlich auch die Bemühungen der Initiativgegner sehr genau verfolgt, begleitet und auch unterstützt haben, werden sie ihre Bemühungen daran setzen müssen, der natürlichen Reaktion, sich aus dem gesellschaftspoli¬tischen Diskurs zurückziehen zu wollen, entschieden entgegenzutreten, um mit den stabilisierenden Kräfte in der Schweiz in der Zukunft noch besser zu kooperieren.

    Es wird also eine stärkere Einmischung der Muslime in das Tagesgeschehen erfolgen – was von den Initiativbefürwortern als Bestätigung ihrer unsinnigen Hypothese aufgenommen werden wird, dass die Islamisierung in der Schweiz auf dem Vormarsch ist. Aufgrund der intensiveren Sensibilisierung hin Hinblick auf den strategischen Missbrauch u.a. von Halbwahrheiten, Irreführung und Falschdarstellungen, wird aber immer mehr vernünftigen Schweizer Bürgern klar werden, dass hier keine Islamisierung, sondern bewusste und verantwortungsvolle Integration einer noch als fremd und gefährlich empfundenen Minderheitsgesellschaft geschieht.

    Anders gesagt, der mühsam errungene Religionsfriede im Land wird, so steht zu befürchten, durch vor allem primitive und destruktive Individuen, welche sich durch die Annahme der Initiative bestärkt und bestätigt fühlen, konkret bedroht werden.
    Dies bedeutet, dass die Spannungen zwischen muslimischer Bevölkerung und den Initiativbefürwortern vergrößert werden und es aller Wachsamkeit, Strenge, Einsicht und Besonnenheit bedarf, damit es zu keiner Eskalation kommt.
    Dies vorauszusagen, dafür muss man kein Prophet sein. Ich verweise auf Vorkommnisse aus Österreich. Auf die Moschee der Religionsgemeinde Linz, einer Gemeinde, der ich 12 Jahre vorstand, wurde z.B. ein, Gott sei Dank, folgenloser Brandanschlag verübt, auf die Moschee wurde geschossen, muslimische Gräberfelder wurden geschändet, … etc.

    Haben Sie eine genaue Zahl der Muslime in der Schweiz?

    Nein. Ich verweise Sie auf die Zahlen, die von der Regierung bei der letzten Volkszählung erhoben wurden. Man darf allerdings davon ausgehen, dass die Zahlen der Muslime in Österreich und in der Schweiz in etwa gleich sind.



    Mit besten Empfehlungen nach Österreich

    verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
    M. Muhammad Hanel
    Vizepräsident GSIW
    www.gsiw.ch

    Schweiz, 23.11.2009



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 18:21


    Interview zur Minarettinitiative für eine hollänidsche Journalismus Studentin

    Sehr geehrte Frau Viellehner

    Vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich mir wie folgt - schriftlich - zu beantworten erlaube.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben:
    1) Warum wird über diesen Sachverhalt abgestimmt?
    2) Aus welchen Gründen wird der Bau von Minaretten abgelehnt?

    Zu diesen beiden Fragen recherchieren Sie bitte die sehr informativen web-sites der Initiativ Befürworter.

    3) Welches Ergebnis erwarten Sie?
    Ich erhoffe und erwarte eine knappe Ablehnung der Initiative.

    4) Worum handelt es sich bei der Anti-Minarett-Initiative genau (welche Plakate, welche Ziele, etc.)?
    5) Warum spricht sich die SVP gegen Minaretten in der Schweiz aus?

    Zu diesen beiden Fragen siehe meine Antwort zu Ihren Fragen 1 & 2

    6) Wie stehen Sie zu der Rüge der UN bezüglich der Anti-Minarett-Initiative?

    Diese Rüge ist sachlich, also juristisch völlig begründet.
    Sie bezieht sich auf die Widersrpüchlichkeit der Initiativziele zum UNO-Pakt II.
    Die Religionsfreiheit ist (anders als in der EMKR) zu den notstandsfesten Garantien zu rechnen, welche nicht ausser Kraft gesetzt werden dürfen. Es gilt allerdings festzuhalten, dass die Entscheide des UNO Ausschusses völkerrechtlich nicht bindend sind.
    Bei der Annahme der Initiative befände sich die Schweiz in ständigem Widerspruch zum UNO-Pakt II. Eine nicht adäquate Position für eine Schweiz, welche sich der weltweiten Förderung der Menschenrechte verschrieben hat.

    7) Befürchten Sie, dass sich diese Initiative negativ auf die Integrationsbemühungen des Islams in die schweizerische Gesellschaft auswirkt?

    Selbstverständlich steht dies zu befürchten. Islam und Muslime werden als undifferenziert gefährlich und als Religion und Gläubige nicht nach Europa passend dargestellt. Religion und Gläubige werden diffamiert und diskriminiert. Keine positive Motivation zur Integration.

    Welche Konsequenzen erwarten Sie wegen des Referendums für die Verständigung zwischen den Religionen?

    Das Referendum wird das Verhältnis, die Verständigung zwischen den Religionen, resp. deren Vertretern in der Schweiz nicht negativ beeinträchtigen.
    Es hat sich im Vorfeld gezeigt, dass gerade von den Religionsgemeinschaften in der Schweiz ernorme Anstrengungen unternommen wurden, dieser verfassungsfeidlichen Initiative entgegenzutreten. Die Muslime respektieren dies hochachtungsvoll und würdigen dies durch verstärkte Kooperation mit diesen Gemeinschaften in Hinblick auf die Erhaltung gesellschaftlicher Stabilität und der Bestärkung des Religionsfriedens für alle Bewohner in der Schweiz.

    Um Ihnen noch einige Anregungen mitzugeben, schließe ich ein Interview bei, welches ich gerade für den Wiener Kurier gegeben habe.
    Wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei Ihrem Studium.

    mfG
    M. Muhammad Hanel
    Vizepräsident GSIW
    www.gsiw.ch
    www.islamheute.ch
    www.biogas-esu.com/esu.htm


    Zitat: ----- Original Message -----
    From: Kerstin Viellehner
    To: infos@gsiw.ch
    Sent: Monday, November 23, 2009 12:58 PM
    Subject: Bitte um Auskunft zum Thema "Anti-Minarett-Initiative"


    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich absolviere im Moment eine Journalistenausbildung in Utrecht (Niederlande), komme aber eigentlich aus Deutschland und studiere dort Kommunikationswissenschaft. Im Moment schreibe ich gerade einen Artikel über die Anti-Minarett-Initiative und kommenden Abstimmung über das Bauverbot von Minaretten in der Schweiz. Deswegen wollte ich Sie fragen, ob Sie mir zu diesem Thema einige Hintergrundinformationen geben können und ich Sie dafür in den nächsten Tagen telefonisch kontaktieren kann?

    Es ginge dabei in etwa um folgende Fragen:
    1) Warum wird über diesen Sachverhalt abgestimmt? Aus welchen Gründen wird der Bau von Minaretten abgelehnt? Welches Ergebnis erwarten Sie?

    3) Wie stehen Sie zu der Rüge der UN bezüglich der Anti-Minarett-Initiative?
    4) Befürchten Sie, dass sich diese Initiative negativ auf die Integrationsbemühungen des Islams in die schweizerische Gesellschaft auswirkt? Welche Konsequenzen erwarten Sie wegen des Referendums für die Verständigung zwischen den Religionen?

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Kerstin Viellehner

    Sehr geehrter Herr Hanel,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Nun war das Referendum ja höchstwahrscheinlich doch erfolgreich. Deswegen wollte ich Sie fragen, ob Sie mir dazu noch ein kurzes Statment gegeben könnten.
    1) Wie stehen Sie zu dem Ergebnis?
    2)Wie konnte es zu diesem Ergebnis bekommen? Warum sprechen sich so viele Schweizer für ein Bauverbot aus?
    3) Was bedeutet das nun für die Muslime in der Schweiz und das Verhältnis der Schweiz zur arabischen Welt?

    Vielen Dank im Voraus für Ihre erneute Antwort.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Kerstin Viellehner

    Sehr geehrte Frau Viellehner

    Sehen Sie bitte die Antworten in Ihrem Text

    mit freundlichen Grüßen

    M. Muhammad Hanel
    www.gsiw.ch
    www.islamheute.ch
    www.biogas-esu.com/esu.htm

    1) Wie stehen Sie zu dem Ergebnis?

    Hanel:
    Es ist eine herbe Enttäuschung, es macht traurig und betroffen. Vor allem ist es ein wirklich herber Schlag gegen die Identität und Integration junger, teilweise hier in der Schweiz geborenen und/oder aufgewachsenen Muslime, die sich nun tatsächlich zurückgewiesen und unwillkommen im Lande fühlen. Die Schweiz, das erste Land der Welt, welches das Minarettbauverbot in der Verfassung festschrieb!

    2)Wie konnte es zu diesem Ergebnis bekommen? Warum sprechen sich so viele Schweizer für ein Bauverbot aus?

    Hanel:
    Das Ergebnis kam zustande, weil die SVP mit enormen "Werbeaufwand" verstanden hat, diffuse Ängste vor dem Fremden, konkrete Ängste vor dem Islam und den Muslimen durch böse Beispiele aus dem globalen Ausland, durch die gebetsmühlenartige Wiederholung und Hinweisung auf marginale Vorkommnisse in der Schweiz, durch Halbwahrheiten, Verzerrungen, Falschdarstellungen, etc. - den Islam für Unkundige als echte Bedrohung darzustellen. Nicht zuletzt scheint auch die allgemeine Rezession eine Rolle gespielt zu haben.
    Weil es hier ja nicht wirklich um ein Bauverbot geht oder ging, sondern wie ja auch die Initianten wenigstens in den letzten Tagen selbst klipp und klar zum Ausdruck gebracht haben, darum, dem ISLAM, der sog. und angeblichen Islamisierung einen "direkt-demokratischen" Riegel vorzuschieben.
    Weiters ist das Ergebnis auch Ausdruck einer bestimmten Politikverdrossenheit der Schweizer, welche einer der Initianten (Schlür) in etwa so beschrieben hat: "Unsere Gesetze sind gut, aber sie werden nicht umgesetzt".
    Der Schweizer nimmt sich einfach auch das direkt-demokratische Recht, Gesetze die nicht "spielen" (nämlich das Baurecht - O Ton Schlür) wie die Mehrheit es will - eben über eine Volksinitiative zu überstimmen.

    3) Was bedeutet das nun für die Muslime in der Schweiz und das Verhältnis der Schweiz zur arabischen Welt?

    Hanel:
    Für die Muslime ist dies eine klare und schroffe Ablehnung und Brüskierung, welche sie betroffen und traurig stimmt.
    Muslime in der Schweiz werden sich aber dadurch nicht entmutigen lassen, für Gerechtigkeit und Frieden, für sozialpolitisches Wohlergehen für alle in der Schweiz lebenden Menschen zu arbeiten.
    Das Verhältnis der Schweiz zur arabischen Welt wird durch die "hohe Politik" bestimmt und ... wir werden sehen.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre erneute Antwort.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Kerstin Viellehner



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 18:45


    ERGÄNZUGNSFRAGE zu längeren INTERVIEFRAGEN

    ----- Original Message -----
    From: Rebecca Roser
    To: muhammed hanel
    Sent: Monday, November 23, 2009 5:17 PM
    Subject: Frage

    Guten Abend Muhammad Hanel

    Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.
    Eine Aussage, die mich interessiert, aber ich nicht weiss, was sie bedeutet ist folgende: "Ich wurde als Muslim geboren."

    Viele der befragten Muslime gaben dies als Antwort. Nun, was bedeutet dies? Heisst das, dass man so von früh an schon erzogen wurde oder ist da eine höhere Symbolik / Aussage dahinter, die sich zB. auch mit dem Koran belegen lässt?

    Liebe Grüsse
    Rebecca Roser

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben:
    Liebe Rebecca

    Dieser Aussage liegt folgende Ansicht zu Grunde:

    ISLAM: Ableitungen aus arab. Wurzelwort SLM: Ergebung, Friede, Hingabe unter den Willen Gottes.

    Dieses Prinzip der Ergebung trifft grundsätzlich auf die gesamte Schöpfung zu. Das heißt, daß alles Erschaffene grundsätzlich aus seinem Wesen heraus islamisch ist (nicht "mohammedanisch"!). Steine werden geformt, Flüsse fließen, Bäume wachsen und die Planeten rollen in ihrer Bahn, geradewegs nach dem Willen, nach dem Gesetz Gottes. Auch wir Menschen sind alle bis zu unserer Geburt islamisch, denn wir wurden bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich nach dem Willen des Schöpfers gebildet und alle menschliche Einflußnahme dabei ist nur sekundärer Natur. Nach unserer Geburt liegt es an unseren Eltern, in welchem religiösen System wir aufzuwachsen haben.

    Quelle: http://www.islamheute.ch/islam.html

    Mit freundlichen Grüßen



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 19:30


    INTERVIEW für eine STUDENTIN (2009)

    Sehr geehrte Frau Müller

    Ich sende Ihnen nun meine Antworten zu und verweise daneben auf einige weiterführende Links, wobei ich in den meisten Fällen die Artikel selbst geschrieben habe (oder sonst in einer Form daran mitgearbeitet habe) – also bekommen Sie ein sehr ausführliches Interview von mir.

    Ich schlage also vor, Sie arbeiten meine Antworten/Arbeiten/Hinweise durch und stellen eine Version zusammen, welche Ihren Ansprüchen in Bezug auf Umfang und Inhalt entspricht und senden mir dann eine Version davon zu. Ich werde diese Version dann bearbeiten und eine faktische "Interview-Version" verfassen.
    Hanel hat folgendes geschrieben: Dieser Vorschlag wurde leider nicht angenommen. Dies zu Kooperation.
    Sie können dann noch Ergänzungs- und Erhellungsfragen hinzufügen.
    Als letztes ist dann noch ein persönliches Gespräch (vielleicht auch telefonisch ("Skype")) möglich, um die Endfassung zu erstellen.

    Mit freundlichen Grüßen M.M.Hanel

    Interview

    1) Kurze Beschreibung des Islam (Grundelemente, Aufbau):
    Zitat: Das zentrale Element der islamischen Glaubenslehre nennt man Tauhid – die Lehre von der absoluten Ein- und Einzigkeit Gottes und der sich logisch daraus ergebenden freiwilligen Unterwerfung der bewusst denkenden Geschöpfe unter den Willen des Schöpfers. Aus dieser zentralen Lehre leiten sich zwei Hauptelemente für Praxis und Glaube ab. Zum einen die so genannten fünf Säulen des Islams und zum anderen die sechs Glaubensgrundsätze.

    Die fünf Säulen sind:
    Das Glaubensbekenntnis, das fünfmalige Beten am Tag, die Vermögensabgabe (Kommentar Hanel: Das Wort Almosen ist deshalb nicht angebracht, da es KEINE (freiwillig zu gebende) "milde Gabe" ist, sondern eine den Vermögenden verpflichtend gemachte Abgabe, auf welche bestimmte gesellschaftliche Gruppen ein ANRECHT haben. , das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka.

    Die sechs Glaubensgrundsätze beinhalten:
    Der Glaube an den einzigen Gott, an seine Engel, an seine Offenbarungen, an seine Gesandten, an das jüngste Gericht und das Leben nach dem Tod und zum Schluss noch der Glaube an göttliche Bestimmung und Schicksal.
    Verpflichtet sich jemand diesen Grundsätzen, ist er als gläubiger Muslim zu bezeichnen.(Kommentar Hanel: Muslim ist man SOFORT nach dem Aussprechen des Glaubensbekenntnisses – ohne Rücksicht auf die anderen Säulen …).
    http://www.islamheute.ch/islam.html

    2) Verschiedene Strömungen des Islam: Zitat:
    Zu Lebzeiten des Prophet Muhammads war der Islam noch eine einzige Glaubensgemeinschaft. Doch schon im Jahr 657 gab es die ersten Spaltungen in grundsätzlich zwei grössere Gruppen, die Sunniten und die Schiiten, und eine kleinere Gruppe die Kharijiten. Ab dem Jahr 700 gab es immer mehr kleinere Abspaltungen der beiden Hauptgruppen.
    Auch heute gibt es immer noch die beiden Hauptgruppen Sunniten und Schiiten. Es gibt allerdings auch noch zahlreiche weitere kleine Strömungen und Abspaltungen.http://www.islamheute.ch/kraemer.doc

    3) Der Qur'an (Aufbau, Inhalt):
    Zitat: Der Qur'an ist eines der beiden sichtbaren Elemente im Islam, die direkt mit Prophet Muhammad in konkreten Zusammenhang zu bringen sind. Das andere ist die Kaaba, die heilige Pilgerstätte der Muslime.
    Der Qur'an ist das wahre Wort Gottes, welches durch das Diktat Gottes über den Offenbarungsengel Gabriel an Prophet Muhammad, den Menschen, Gottes Diener, mitgeteilt wurde. Er existiert als "Urschrift" seit Ewigkeit bei Gott. Der Qur'an ist im Islam die einzige konkrete, objektiv handhabbare Verbindung zwischen Menschen und Gott.
    Er besteht aus 114 Abschnitten, den sogenannten Suren, welche bis auf die erste Sure nach den Vorgaben des Propheten mehr oder weniger der Länge nach angeordnet sind.

    In dem angegebenen Artikel habe ich die Aussage gefunden, dass der Islam die Bibel und die Thora als verfälscht empfindet. Ich finde das ein bisschen Extrem. Ist das wirklich so?
    Zitat: (Diese Auffassung wird ja nicht nur von Muslimen, sondern auch von textkritischen nichtmuslimischen Wissenschaftlern vertreten. Es gibt ja selbst innerhalb der christlichen Gruppen Texte, welche die einen als apokryph (wörtlich: "verborgen", inhaltlich allerdings als nicht glaubwürdig, also verfälscht angesehen werden) ansehen und andere wieder nicht (z.B. griechisch orthodox versus katholisch z.B.) Das ist also eine gängige und vernünftige Anschauung. Die Frage die man stellen muss ist, wie weit sind diese (absichtlichen und unabsichtlichen Änderungen) für eine Verfälschung der Lehre verantwortlich. Doch hier begeben wir uns nun in ein weites Feld des theologischen Disputs.
    http://www.google.ch/search?sourceid=navclient&hl=de&ie=UTF-8&rlz=1T4GGLL_deCH301CH302&q=Qur'an+Aufbau

    4) Welche wichtigen Feiertage gibt es im Islam:
    Zitat: Es gibt nur 2 offizielle Feiertage
    Das Opferfest – Eid ul-Adha (arab.), Kurban Bairam (türk.) wird bis zu 3 Tage lang gefeiert.
    Die Muslime gedenken Prophet Abraham, der bereit war, seinen Sohn Ismael auf Geheiss Gottes zu opfern. Dies ist der höchste Feiertag im Islam.
    Das Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats - Eid ul-Fitr (arab.) wird bis 4 Tage lang gefeiert.
    Im Monat Ramadan fasten alle gesunden, dazu fähigen und erwachsenen Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

    Darüber hinaus gibt es noch verschiedene wichtige Gedenktage:

    Die Nacht der Macht oder auch Nacht der Bestimmung genannt – Lailat ul-Qadr (arab.) Kadir Gecesi (türk.)
    In dieser Nacht hat der Erzengel Gabriel dem Propheten PLailat ul-Mirajrophet Muhammad zum ersten Mal Teile des Qur'ans offenbart.
    (arab.), Mi'rac Kandil (türk.)
    Die Nacht der Himmelfahrt ist eine der heiligen Nächte im Islam, der besondere Gedenktag der nächtlichen Himmelsreise des Propheten Muhammads von Mekka nach Jerusalem und von dort in die Himmel, wo er unter andern Abraham, Moses und Jesus (Friede sei auf ihnen allen) traf.
    Ashura – an diesem Tag gedenkt man unter den Sunniten der Erretung Moses und seines Volkes vor der Verfolgung Pharaos und seiner Heerscharen und der Errettung Noahs vor der Flut. Bei den Schiiten trauert man an diesem Tag wegen der Ermordung Huseins, einem Enkel des Propheten und anderer aus seiner Familie.
    Das islamisches Neujahr
    Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Exodus Prophet Muhammads nach Medina.
    Aufgrund der auf die Mondzyklen ausgerichteten Kalenderführung im Islam, haben diese Feier- und Gedenktage keinen festen Platz im gregorianischen Kalender.

    http://www.inforel.ch/975.html http://www.islam.de/2860.php

    5) Stellung der Frau:
    Zitat: Dem Qur'an und dem Vorbild des Propheten nach ist die Frau gegenüber dem Mann nichts Minderwertigeres. Mann und Frau sind als einander komplementär und gleichwertig aus dem ersten, von Gott erschaffen Wesen gebildet worden. Beide haben als eigenverantwortliche und selbstständige Individuen ihre Verantwortung gegenüber Gott (auch im Gottesdienst) wahrzunehmen.
    In der gesamten Geschichte des Monotheismus tauchen immer wieder starke Frauenfiguren auf, wie zum Beispiel die Frau des Pharaos, die das Leben von Moses rettete und ein gottergebenes Leben führte. Die Mutter Jesu, der gebenedeite Jungfrau Maria ist nicht nur eine ganze Sure im Qur'an gewidmet, sondern sie nimmt im Islam auch die höchste Stelle im Ansehen vor allen Frauen dieser Welt ein.
    Auch vor dem Strafgesetz sind Mann und Frau gleichgestellt. Bei gleichen Vergehen sind ihnen die gleichen Strafen auferlegt.
    Was die Ehe betrifft, so ist diese ein ziviler Vertrag der die Einwilligung beider zukünftiger Eheleute zur Voraussetzung hat. In diesem ist die Aussetzung eines gewissen, individuell zu vereinbarenden Betrags, die vom zukünftigen Ehemann zu bezahlende Mitgift, an die Frau (nicht an die Eltern) verpflichtend vorgeschrieben.
    Nach der Heirat führt die Frau ihren Namen weiter und ist alleinige Verfügungsberechtigte über ihr Eigentum und Vermögen. Dies alles sind seit 14 Jahrhunderten unmissverständliche Zeichen für die Eigenständigkeit und persönliche Freiheit der Frau. Dies belegt auch, dass sie nicht etwa in allem nur, vielleicht sogar als Eigentum, wie dies fälschlich oft geglaubt wird, dem Gatten zugehört.
    Zum Abschluss noch zur Frage inwieweit der Islam in der Realität verwirklicht ist. So darf auf die vielen muslimischen Familien hingewiesen werden, von denen wegen ihrer medienunwirksamen Unauffälligkeit die Presse keine Notiz nimmt. Sie leben in den islamischen Ländern oder auch mitten unter uns und sind täglich bemüht, ihren Islam als individuelle Persönlichkeiten bewusst zu leben.

    Ich habe schon von Fällen gehört bei denen Mädchen oder Frauen getötet wurden, weil sie zuvor vergewaltigt worden waren!
    Zitat: Unmenschliche Verbrechen, welche durch die Religion natürlich NICHT gerechtfertigt sind.
    http://www.islamheute.ch/Woman.htm
    http://www.islamheute.ch/frau.html
    http://al-sakina.de/inhalt/artikel/frau/frau.html

    6) Bedeutung der Moschee:
    Zitat: Die Moschee symbolisiert die Geschichte und als örtliches Zentrum der Lebensführung quasi die gesamte Lebensauffassung und Weltanschauung im Islam.
    Der Ursprung des Wortes Moschee stammt aus dem Arabischen und bedeutet "Ort der Niederwerfung". Die erste Mosche, der erste Tempel, welche für die Anbetung des Einen und Einzigen Gottes überhaupt errichtet wurde, war die Kaaba in Mekka. Man sagt, dass Adam der ursprüngliche Erbauer war. Auch heute noch ist sie ein Ort der Versammlung und Anbetung Allahs ("Allah" ist das, auch von arabischen sprechenden Christen gebrauchte Wort für "Gott"), es ist die Pilgerstätte der Wallfahrt für die Muslime. Die Moschee ist der Ort des persönlichen oder des gemeinschaftlichen Gebets.

    Die Zusammenkunft zum Freitagsgebet, als nicht nur spiritueller, sondern auch sozialer wöchentlicher Höhepunkt, findet immer in der Moschee statt.
    http://www.igmg.de/islam/newsdetails-islam/uber-die-bedeutung-der-moschee.html

    7) Besondere Bekleidung der Muslime:
    Zitat: Keine besonderen. Das Einzige wobei Muslime bei ihrer Bekleidung zu achten haben, ist der Anstand. Damit ist gemeint, dass der Intimbereich der Männer und Frauen bedeckt zu sein hat.
    Intimbereich bei Männern:
    Primäre Geschlechtsmerkmale und zusätzlich der Bereich bis zu den Knien, resp. bis zum Nabel.
    Intimbereich der Frauen:
    Primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale und zusätzlich der Bereich bis unter die Knie (bei exakter und strenger Auslegung bis zu den Knöcheln, bis zu den Handgelenken) und bis zur Halsgrube.

    Zusätzlich ist es für Männer schicklich den Kopf in der Öffentlichkeit bedeckt zu halten (vorzugsweise mit einem Turban).

    8) Die Aufgabe eines Imam:
    Zitat: Die eines Seelsorgers im umfassenden Sinne des Wortes. Mit dem Wort nafs (Seele) wird auch ganz allgemein der Mensch als solcher bezeichnet. Weiteres hat er für die Aufrechterhaltung und Pflege des religiösen Ritus, besonders des Gebets zu sorgen und religiöse Inhalte so darzustellen, dass diese dem Gläubigen eine Rechtleitung und Erleichterung im diesseitigen Leben und eine Führung zu einem glückseligen Dasein im Jenseits sind.

    9) Wie stellt der Islam der Tod dar / Wie geht der Islam damit um: Darstellung z.B. im Qur'an
    Zitat: Nach islamischem Glauben sind Geburt, Leben und Tod notwendige Stationen der reisenden Seelen von Gott, durch Gottes Schöpfung und wieder zu Gott zurück.
    Das Leben auf dieser Welt ist eine Prüfung, eine Zwischenstation, die der Mensch auf seinem Weg zu Gott bestehen muss. Das diesseitige Leben ist nur ein kurzer Augenblick und hält im Vergleich zum jenseitigen, ewigen Leben nur unbedeutendes, vergängliches Glück bereit.
    Aus diesem Grunde sollte kein Muslim den Tod fürchten, wenn er auf sein Leben als ein Gott gefällig geführtes zurückblickt. Auf ein Leben, welches er im Dienst an seinem Schöpfer in freudiger Dankbarkeit und Demut durchlebt hat.
    http://www.islamheute.ch/TodVortrag.htm

    10) Gibt es ein Leben nach dem Tod:
    Zitat: Ja

    11) Wie sieht dieser Zustand nach dem Tod aus:
    Zitat: Die Seele eines jeden Menschen verlässt seinen Körper im Augenblick des Todes und betritt ein sogenanntes Zwischenreich, in welchem sie von Engeln über ihren spirituellen Zustand befragt wird. In diesem Zwischenbereich verbleibt sie bis zum Jüngsten Gericht. Die Seele hört und sieht, aber sie kann nicht mit den Lebenden kommunizieren.

    12) Gibt es eine Wiedergeburt im Islam:
    Zitat: Ja, wenn man die so genannte Wiederauferstehung am Jüngsten Tag in einer neuen Körperlichkeit als solche bezeichnen will. Diese hat allerdings nichts mit einer Wiedergeburt in, z.B. hinduistischem Sinne gemein.

    13) Gibt es im Islam so etwas wie eine Sterbebegleitung (z.B. wenn jemand todkrank ist, dass es Menschen gibt die diese Person begleiten und die Familie betreut):
    Zitat: Geburt, Sterben und Tod werden von den Muslimen als natürlichem Lebenslauf der Menschen erlebt.
    Das Sterben als Einstieg in die Ewigkeit sollte nach islamischem Verständnis möglichst gut vorbereitet werden. Dies geschieht durch ein bewusstes, gottgefälliges Leben und ein bewusstes, gottgefälliges Sterben.
    Wegen der Wichtigkeit dieses Ereignisses verlangt die islamische Tradition, dass Muslime ihre Sterbenden in der Sterbephase fürsorglich begleiten. Das heisst, sie sollten ständig mit ihnen zusammen sein, um ihnen Beistand zu leisten und damit den Übergang leichter zu machen.
    Dafür sollten für den Sterbenden das bevorstehende, freudige Ereignis, das Zusammentreffen mit dem Schöpfer und die Vorbereitung darauf im Vordergrund stehen.
    Aufgabe der Angehörigen ist es, ihn dabei zu unterstützen, indem sie ihn zu Reue auffordern und ihn an die Wohltaten, die Gnade und die Barmherzigkeit Allahs, erinnern, damit der Mensch angesichts des Todes nicht die Hoffnung auf die Vergebung und Barmherzigkeit aufgibt. http://www.islamischebibliothek.ch/ders21.htm und http://www.islamheute.ch/TodVortrag.htm

    14) Wie sind die Bestattungsriten im Islam?
    Zitat: Da der Tod nicht das Ende bedeutet, sondern das Zusammentreffen mit dem Schöpfer, sind übertriebene und laute Trauerbekundungen verpönt.
    Üblich ist es den Angehörigen des Verstorbenen an den ersten drei Tagen nach dem Tod, Kondolenzbesuche abzustatten. Diese Leute trauern schweigend mit den Angehörigen und helfen ihnen im Haushalt und bei anderen Dingen.
    Nach dem Eintritt des Todes wird der Verstorbene entkleidet und es wird eine vollständige, rituelle Waschung durchgeführt. Nach der Waschung, die von einem Muslim des gleichen Geschlechts ausgeführt wird, wird der Verstorbene in weisse, parfümierte Tücher gewickelt, in denen er bestattet wird.
    Vor der Bestattung ist die Verrichtung des rituellen Totengebets religiöse Pflicht. Das Totengebet wird im Stehen vor der aufgebahrten Leiche verrichtet und dauert etwa zehn Minuten.
    Prinzipiell sollen die Gräber möglichst schlicht, unauffällig und dem Zweck entsprechend gestaltet sein.
    http://www.islamheute.ch/Bestattungsregeln.htm

    15) Warum sind Sie zum Islam übergetreten:
    Zitat: Weil es mein Prinzip war/ist, das, wovon man im Inneren überzeugt ist, auch im Aussen zu vertreten.
    M.M. Hanel war 21 Jahre alt als er, der streng katholisch erzogen worden war, das erste Mal mit dem Islam konfrontiert wurde. Daraufhin war es sein Ziel den Qur'an als absurd zu widerlegen. Doch es kam anders. Jedesmal wenn er einen vermeintlichen Fehler entdeckte, musste er einsehen, dass dieser nicht am Islam oder an den Aussagen des Qur'ans lag, sondern an seiner beschränkten Auffassungsgabe und seiner vorgefassten Meinung. Vier Jahre später machte er dann den nächsten Schritt. Er vollbrachte die erste Demutsbezeugung vor Gott.
    Der Islam spricht den Menschen in seiner natürlichen Komplexität als gesamtheitliches körperliches, emotionales und spirituelles Wesen an. Das hat ihn schlussendlich fasziniert.
    http://www.migrosmagazin.ch/index.cfm?rub=106&id=17042&issuedate=%7Bts%20%272006%2D09%2D04%2000%3A00%3A00%27%7D&issuename=200636MMd

    16) Was schätzen Sie besonders am Islam / was ist das wichtigste für Sie:
    Zitat: Es ist die NATÜRLICHE "Religion" alles Erschaffenen.
    Dass der Islam den ganzen Menschen (als psychophysische Einheit) betreut und ihm Rechtleitung zur Selbstentfaltung und Vollkommenheit bereitstellt.

    17) Was ist Ihre Aufgabe in der muslimischen Gemeinde: Zitat: Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Funktionär der staatlich anerkannten Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, wohl jene des Beraters. http://www.muslim-markt.de/interview/2005/hanel.htm
    Zur Zeit bin ich Vizepräsident von GSIW ( www.gsiw.ch ), Vereinsdelegierter bei VIOZ ( www.vioz.ch ) und arbeite auch mit Mitgliedern der Basler Muslim Kommission, der Muslimischen Gemeinde Basel( http://www.mgbasel.ch/ ) und anderen islamischen Verbänden.

    18) Gibt es etwas an der islamischen Religion, das Sie nicht so gut finden:
    Zitat: An der Religion an sich vermag ich nichts "schlecht" zu finden. An der Auslegung, Interpretation und Ausübung der Religion durch Menschen ist wohl einiges nicht nur schlecht, sondern sogar verdammenswert (was im Übrigen auf die Religionspraxis ALLER Religion mehr oder weniger zutrifft).

    19) Unterschied der Muslime in den christlichen Ländern zu den Muslimen in muslimischen Ländern:
    Zitat: Kein Unterschied was den Glauben als solchen betrifft - theoretisch.
    Muslime unterscheiden sich allerdings nicht weniger aufgrund ihres kulturelle, politischen und ethnischen Hintergrunds, wie auch die christlichen Menschen überall auf der Welt.
    In christlichen oder westlichen Ländern ist die soziale, verhältnismässige Zusammensetzung der Muslime eher "unterprivilegiert", was Ausbildung und sozialen Status betrifft (d.h. weniger Intellektuelle, Gelehrte und spirituelle Lehrer).

    20) Gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam) aus Ihrer Sicht:
    Zitat: Ja es gibt viel Gemeinsames, sind doch die drei so genannten "monotheistischen Religionen" Zweige des einen religösen Baums, der seine erste, reifende, allgemein sichtbare Knospung mit dem Proheten Abraham erlebte – allerdings gibt es auch viel Trennendes. Wobei das Gemeinsame eher in den sozialen, ethischen Normen zu finden ist (z.B. zw. Christentum und Islam) und das Trennende im theologischen Gottesverständnis (zw. Christentum und Islam). In Bezug auf das Judentum gibt es eher Gemeinsames im Gottesverständnis und eher Unterschiede in einzelnen, sozialen Vorschriften und Vorstellungen.

    21) Geschichte des Islams (kurze Beschreibung)
    Zitat: Die Entstehungsgeschichte des Islam als spirituelle Grundlage für eine organisierte Gemeinschaft, beginnt um das Jahr 571 herum, mit dem Propheten Prophet Muhammad. Mit 40 Jahren hatte er eine Vision, bei welchem ihm die ersten Teile des Qur'ans offenbart wurde, welche er auftragsgemäß als das wahre Wort Gottes zu verkünden hatte. In seinem Heimatort Mekka erwuchsen ihm daraus große Probleme, da die Leute ihm nicht nur nicht glauben wollten, sondern in seiner Lehre einen große Gefahr für ihre althergebrachten, größtenteils materialistisch geprägten Gepflogenheiten erkannten und so emigrierte er nach langen Jahren schwerster Demütigungen und Entbehrungen mit seinen Leuten nach dem heutigen Medina, damals Yathrib genannt. Dort begann, wenn man so will, die politische Zeit des Islam und auch die islamische Zeitrechnung nimmt hier ihren Anfang. So entstand etwas, was man heute einen islamischen Staat bezeichnen könnte. Im weiteren Verlauf kommt zur militärischen Konfrontation mit Mekka und 630 wird diese Stadt von Prophet Muhammad und seiner Gemeinschaft eingenommen.
    In den nächsten Jahren, in der so genannten Zeit der "rechtgeleiteten Kalifen" und in den Jahrzehnten danach, breitet sich der Islam über die gesamte arabische Halbinsel relativ schnell, in die eine Richtung bis zum Mittelmeer und in die andere bis zum Indischen Ozean und auch nach Afrika hin aus.
    Heute ist der Islam, nach dem Christentum, die zweitgrösste Weltreligion mit rund 1,4 Milliarden Anhängern in der ganzen Welt.
    http://islam.de/2879.php?q=Sira http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Islam

    22) Wie stehen Sie zu den fundamentalistischen Muslimen (Selbstmörder usw.)
    Zitat: Fundamentalismus und Selbstmordattentäter sind nicht in einen Topf zu werfen.
    Es bedarf einer sauberen Definition dieser Begriffe. Selbstmord ist eine schwere Sünde im Islam.
    Heute wird Islamismus (was immer das sein mag) mit Fundametalismus gleichgesetzt. Ein Fundametalist wird als Terrorist und Feind der Rechtsstaatlichkeit angesehen. Eine absurde Gleichsetzung. Gibt es im Islam doch niemanden, der am göttlichen Ursprung und der Unfehlbarkeit des Qur'ans zweifelt (dies sind die Definitionsmerkmale des Fundamentalismus). Aus dieser Sicht gesehen, wären somit alle gläubigen Muslime Fundamentalisten, also Terroristen.
    Das Wort Fundamentalismus wird aber im Islam schon lange verwendet und bezeichnet jene Gelehrten, die sich mit den ursprünglichen Quellen, den Fundamenten des islamischen Rechtes befassen.
    Man muss das Selbstverständnis der Muslime richtig verstehen. Erst dann vermag man sie als ordentliche Mitbürger in westliche Gesellschaften integrieren, so man dies überhaupt möchte, betrachtet man summa summarum die bisherigen Bemühungen in diese Richtung. Gleichermaßen müssen allerdings auch Muslime die den westlichen Staaten (besonders der ursprünglichen amerikanischen Verfassung nach George Washington) zugrunde liegenen Prinzipien richtig verstehen, um zu erkennen, dass diese im Prinzip ihrem eigenen rechtsstaatlichen Empfinden durchaus nicht fremd sind, um ihre Talente und Fähigkeiten gerne zugunsten der Wohlfahrt moderner Staaten zum Einsatz zu bringen.
    Der Wunsch nach einem perfekten islamischen Staat, den man so genannten islamischen Fundamentalisten zu hegen nachsagt, ist gleicherweise legitim, wie utopisch. Besagt doch die islamische Überlieferung nach Prophet Muhammad, dass erst mit dem Wiederkommen von Jesus Christus die Reform der Menschheit zu einer Gott wohlgefälligen Gemeinschaft gelingen kann, womit die Kompatibilität, resp. Komplementarität von wahrem Islam und wahrem Christentum zum Ausdruck gebracht ist.

    Auch wenn Selbstmord im Islam eine schwere Sünde ist, gibt es Menschen die sich und ihr Umfeld im Namen Allahs in die Luft sprengen. Wieso?
    Zitat: Nun – auch solche die sich Christen nennen, begehen die abscheulichsten Mord (Hutu, Tutsis z.B. um nur ein Beispiel zu nennen – oder Hitler – um ein zweites zu bemühen),
    Siehe dazu meine Arbeit: http://www.islamheute.ch/Islamismus.htm

    23) Waren Sie schon einmal als Pilger in Mekka, wenn ja, was sind Ihre Eindrücke davon:
    Zitat: Nein.

    Haben Sie in den nächsten Jahren vor es zu tun?
    Zitat: JA

    24) Ist der Islam eine Alltagsreligion (z.B. die Christen praktizieren ihre Religion vor allem am Sonntag, hingegen die Juden müssen auch im Alltag bestimmte religiöse Gesetze beachten):
    Zitat: Natürlich ist der Islam eine Alltagsreligion im wahren Sinn des Wortes. Sie ist alle Tage, alle Zeit präsent im Denken und Fühlen des Gläubigen.

    25) Denken Sie, dass die drei Götter dieser drei Religionen eigentlich ein und derselbe ist:
    Zitat: Es gibt nur einen Gott!
    Denkt man über das grundsätzliche Entspringen der drei monotheistischen Weltreligionen nach, so erkennt man, dass diese aus einer einzigen Quelle und deren Verbindung zueinander bestehen.
    Durch Moses erfuhren die Menschen, dass es nur einen einzigen Gott gibt und dass nichts Ihm gleichgestellt ist.
    Doch viele Menschen hatten diese Botschaft (Tauhid) noch nicht verstanden und so sandte Er Jesus auf die Erde, der nochmals das Gleiche verkündete.
    Gleichwohl es wieder wenige unter den Menschen gab, die ihre Widerspenstigkeit aufgaben und das Wort in sich aufnahmen und weiter trugen, so weit sie es eben vermochten. Doch der Mensch war schwach erschaffen. Und Gott – der Allerbarmer – Er wendete sich jenen zu die Ihn suchten und so sandte Er erneut Sein Wort an Seinen ergebenen Diener Prophet Muhammad und machte Ihn zu seinem Sprachrohr und Gesandten, das Wort in aller Frische zu verkünden.
    Aus dieser Sicht gesehen gibt es nur einen einzigen Gott. Siehe meinen Vortrag: http://www.islamheute.ch/dialog1.html

    Was denkt der Islam, oder Sie als Muslim, über das Judentum und das Christentum? Ist der Islam die einzige wahre monotheistische Religion?
    Zitat: Wie in meiner Einführung über den Islam festgehalten ist,
    ist der ISLAM die endgültige Scharf- und Richtigstellung der Religion, d.h. der Beziehung zwischen Schöpfer und Mensch.
    Die Lehre Mose war zur Zeit seiner Offenbarung "wahrer Islam" - die Lehre Christi war zur Zeit deren Verkündigung "wahrer Islam". Der Qur'an präsentiert seit vierzehnhundert Jahren den "wahren Islam".
    Heutige Juden, Christen und Muslime sind allesamt fehlbare Menschen und was immer sie praktizieren, darüber wird letztlich Gott befinden, ob sie Seine "wahre Religion" - den ISLAM = freiwillige und fügsame Hingabe unter die Herrschaft Gottes - zu ihren Lebzeiten ausübten oder nicht.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 23:25


    SCHLÜR'S DENKEN gibt zu DENKEN

    http://www.blick.ch/news/schweiz/schlueer-chat-das-protokoll-133776

    Nur vorausgeschickt.
    Wenn die Initiative angenommen wird - und Schlürs Argumente von den Wählern als stimmig angenommen werden, DANN meine liebe Schweiz, GUTE NACHT - in ihr hat man viel zu wenig nachgedacht.
    Das sind doch rein plakative, schlawotartige Antworten, welche mit Wissen, Logik und Verständnis gar wenig zu tun haben. Und mit einer positiven Vision, wie man einander aus prekären momentanen Umständen erlöst - eine christliche Einstellung - hat solches Denken auch nix zu tun.

    Man darf gespannt sein.

    Weiterlesen: http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-33-105.html#885



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.11.2009, 23:28


    Fragen einer spanischen Journalistin an VIOZ

    Zurich, 1.11.2009

    Dear Sir

    We thank you for your interest in our organisation. First we wish to emphasize that we don’t view ourselves as a conservative organisation as indicated in your mail. That another organisation view themselves as „progressive“, a view which we don’t share, doesn’t automatically make other organisations conservative. Furthermore, we understand the terms „progressive“, „liberal“,..etc. as primarily political.

    For VIOZ answering Mahmoud el-Guindi

    Original und deutsche Übersetzung weiterlesen:
    http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-33-90.html#866



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 24.11.2009, 13:40


    Semih Kutluca: «Die Anti-Minarett-Initiative hat auch ihr Gutes»
    Interview von Benjamin Wieland
    23.11.09

    Der Reinacher Semih Kutluca (34) kämpft in der «Weltwoche» und in der «Arena» des Schweizer Fernsehens gegen ein Minarettverbot. Das umstrittene Plakat der Initiativbefürworter jedoch hält er für legitim.
    http://www.google.com/url?sa=X&q=http://reinacherzeitung.ch/detail.cfm%3Fobjectid%3D030A76CD-1422-0CEF-B4DC0240B0E46099&ct=ga&cd=lz3WZTlDnyY&usg=AFQjCNGJ8kuOjyMigtaKXWuWeSUZlHTMCg



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 25.11.2009, 10:08


    In der Moschee steht ein Billardtisch
    http://bazonline.ch/schweiz/standard/In-der-Moschee-steht-ein-Billardtisch/story/12982262

    INTERVIEW:
    DAS ist, was ich mitgeteilt habe:

    „Nicht selten sind die Aufenthaltsräume verraucht; oder es steht ein Billardtisch und eine Dart-Zielscheibe drin“, so Hanel. Die arabische König-Faysal-Moschee in Basel, wo Muslime verkehren, welche ihre religiösen Gebote etwas ernster nehmen, gibt es leider nochzu wenig für die Schweizer Muslim-Community. Räumlichkeiten mit auf familiäre Bedürfnisse ausgerichteter Infrastruktur sind immer noch zu wenig vorhanden.

    DAS ist, was rausgekommen ist:
    «Nicht selten sind die Aufenthaltsräume verraucht, oder es stehen ein Billardtisch und eine Dart-Zielscheibe drin», so Hanel. Die arabische Variante unter den Basler Gebetsräumen – das König-Faysal-Zentrum – ist innerhalb der Schweizer Muslim-Community der Ausnahmefall. Hier würden Muslime verkehren, welche die religiösen Gebote ernster nehmen, so Hanel. Dass in den Räumen des Zentrums nicht geraucht werde, sei Ausdruck davon.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 26.11.2009, 09:50


    Yahya Hassan Bajwa: «Wir müssen miteinander reden»

    http://www.blick.ch/news/schweiz/politik/yahya-hassan-bajwa-134221

    CHAT im BILD



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 30.11.2009, 15:42



    Farhad AFSHAR: «Das Ergebnis ist der Schweiz unwürdig»
    Interview: Claudio Habicht; Aktualisiert am 29.11.2009

    http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Das-Ergebnis-ist-der-Schweiz-unwuerdig/story/23314932



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 01.12.2009, 19:10


    Dr. Hisham Maizar (FIDS) über das Minarettverbot und dessen Folgen

    "Sie haben auch gegen das eigene Land gestimmt"

    http://www.islamische-zeitung.de/?id=12703



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 01.12.2009, 22:12


    Hartmut Fähndrich: Islam ist genauso mannigfaltig wie Christentum

    Der Arabist Hartmut Fähndrich hat unzählige arabische Bücher ins Deutsche übersetzt und hält an der ETH Kurse zur Moderne im Islam. Er bedauert, dass der mittlere Osten meist nur über die Religion wahrgenommen wird. Nach den jüngsten Abstimmungsergebnissen steht für ihn fest: Die Schweiz ist noch nicht in der globalisierten Welt angekommen.

    http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/091201_Minarettinitiave_sch/index



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 02.12.2009, 01:03


    "Die Toleranz des Islams vermitteln"

    Der ägyptische Schriftsteller Alaa Al-Aswani sieht nach dem Minarett-Verbot in der Schweiz liberale Moslems gefordert. Sie müssten in Europa für ein anderes Islam-Bild werben.

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-11/minarette-debatte-muslime



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 02.12.2009, 14:49


    Ismail AMIN: "Die Schweizer Bevölkerung wurde irregeführt"

    Deutliches Ja als Ausdruck des Unbehagens.
    Eine klare Mehrheit in der Schweiz will keine Minarette im Land. Für Ismael Amin, Ex-Präsident der Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich, kam dieser Abstimmungsausgang völlig überraschend. Er spricht von einer aggressiven und irreführenden Kampagne.

    http://www.swissinfo.ch/ger/startseite.html?siteSect=105&ty=st&ref=fb&sid=11559437



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 02.12.2009, 14:57


    „Sonst droht das Verderben“
    Erstellt 11.03.07, 20:47h

    Der Ethnologe Abdellah Hammoudi äußert sich über das Zusammenleben der Kulturen. Eine Diskussion der Rechte der Muslime hält der Wissenschaftler von der Princeton University für unabdingbar.

    HAMMOUDI: Der so genannte „Clash of Cultures“ ist eine These, die von Gelehrten und Politikern entwickelt wurde, um ihr eigenes Volk zu kontrollieren. Sie dient der Legitimation einer gefährlichen Doktrin: der vom „präventiven Krieg“. Diese Theorie vom „Clash“ wird auch von einigen muslimischen Organisationen hochgehalten, die glauben, mit Terror ihr Programm durchsetzen zu können. Dies ist nicht die Position der großen Mehrzahl der Muslime.

    http://www.ksta.de/html/artikel/1173175226123.shtml



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 14.12.2009, 19:30


    Sind Ihnen Hassprediger in Basel bekannt?
    Muhammad HANEL für die Basellandschaftliche Zeitung Liestal per E-Mail

    Hier der Wortlaut:
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Der Weltwocheartikel ist ganz und gar nicht geeignet, die bitter nötige Objektivität in die aktuelle Islamdebatte zu bringen.

    Denn aufgrund dessen, dass seit 2 Jahren, so alt ist der Bericht - im Artikel keinerlei Fakten, Namen oder Tatsachen genannt werden, scheint es, dass dieser "Geheimbericht" eher wenig aussagekräftig ist und nichts Substantielles aufzubieten hat. Somit wäre es einsichtig, warum dieser Bericht nicht an die Öffentlichkeit kommt, um nicht Vermutungen und Spekulationen Tür und Tor zu öffnen - was nun leider durch das Sensationsblatt WW scheinbar doch mit Lust und Freude getan wurde.
    Andernfalls müsste nämlich die in diesem Falle offenbare Inaktivität des Staatsschutzes als grob fahrlässig bezeichnet werden.

    Es ist doch ganz im SINNE DER MUSLIME in der Schweiz hier keinerlei Zweideutigkeiten entstehen zu lassen und bei konkreter Beweislage, wenn es tatächlich inakzeptable, gesetzeswidrige Vorgänge in der einen oder anderen Moschee in der Schweiz geben sollte, das Vorgehen der Sicherheitsbehörden einzumahnen, anstatt sie alle durch vage Vermutungen sozusagen in "Sippenhaft" zu nehmen.

    Es ist bedauerlich, dass hier weder die Politik, noch die Behörden, noch die Medien eine Kommunikation miteinander aufgebaut haben, deren Deffizite nicht auf Kosten letztlich ALLER Muslime in der Schweiz aufgearbeitet werden müssen.

    Zu Ihrer persönlichen Frage.
    Nein, ich habe keinerlei Kenntnis von Tätigkeiten in Basler Moscheen, die unter "Hasspredigten" zu reihen wären.

    Vielmehr habe ich Kenntnisse von tätlichen Übergriffen auf muslimische Frauen, die als "Hasstaten" zu bezeichnen sind: http://www.islam.ch/typo3/index.php?id=83&tx_ttnews%5Btt_news%5D=472&tx_ttnews%5BbackPid%5D=77&cHash=f5dfe23ad0 oder

    Minarette in der Schweiz
    ZEIT ONLINE - ‎24.11.2009‎
    Vor der Moschee in Genf patrouilliert die Polizei. Kürzlich hat es einen Anschlag gegeben.

    Und von Rednern in der Schweiz, die den Titel "Hassprediger" möglicherweise ganz zu recht verdienten - und gegen deren Aktivitäten kein Aufschrei in den Medien zu vernehmen war. http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/das_minarett_als_teufelskanzel_1.3879664.html



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 31.12.2009, 11:40


    Hier noch die Fragen an Frau S.A.M.:

    Könnten Sie noch Angaben zu Ihrer Person machen?

    Zitat: Bismillah
    Zu meiner Person:

    Geboren als Christin (Vater CH, protestantisch, Mutter Österreicherin, katholisch) bin ich 1984, mit 24 Jahren zum Islam konvertiert. Anlass war mein Ex – Mann, ein Sudanese. Angefangen hatte meine Abwendung vom Christentum und ein Glaube an Gott als den EINEN aber schon als sehr junges Mädchen.
    Hatte mit meinem Ex – Mann 4 Kinder, 2 Söhne und 2 Töchter, beide Töchter sind verstorben. War viele Jahre lang Hausfrau, nachdem ich meine Ausbildung abgebrochen hatte und arbeite seit 10 Jahren in einem Pflegeheim auf einer Station für demente Menschen. Bin seit ca 12 Jahren „alleinerziehend“, mein jüngster Sohn ist 16.
    Ich habe mich immer sehr zum Religiösen hingezogen gefühlt, da es meiner Ansicht nach die einzige quasi „vollständige Weltanschauung“ ist, die alles mit einschliesst, was für uns von Bedeutung ist und durch die auch erst ein Sinn in unsere Existenz hier auf Erden und im Universum entsteht. Alles bekommt so den Platz, der ihm zusteht, zumindest können viel umfassendere „Rahmen“ und Erklärungen gefunden werden.

    1. Wie haben Sie nach dem Abstimmungsresultat "Gegen den Bau von Minaretten" reagiert?
    Zitat: Als ich über das Abstimmungsresultat hörte, war ich gerade in Mina, auf meiner Pilgerfahrt (Hajj). Es hat mich, trotz der Entfernung zu meiner Heimat und trotz anderer Themen, die dort im Vordergrund standen, traurig gemacht. Immerhin fühle ich mich als Europäerin. Bin hier geboren und auf dem „europäischen Mist“ (durchaus auch im positiven Sinn gemeint!) ist auch mein Islam gewachsen! Ich habe im Islam immer die Antwort auf alle Probleme der Menschen, auch im Westen gesehen, falls sie denn an Gott glauben und sich auf Religion überhaupt einlassen wollen. (Natürlich nur, WENN, denn gezwungen werden kann gerade in Sachen Religion sicher niemand. Sie ist wie die Liebe erst mal eine Sache des Herzens. „La ikraha fi Din“ heisst es auch im Qur’an: kein Zwang in Glaubenssachen.)
    Es macht mich traurig, dass sichtlich auch viele Menschen, eigentlich gleichgültig bis tolerant gegenüber Andersgläubigen wären, so einer perfiden „Hetze“ auf den Leim gegangen sind. Es macht mich traurig, dass es den Anschein hat, dass Werte, die in meiner Jugend noch durchaus Platz in der Gesellschaft hatten wie die Freiheit, zu glauben, was man will, zu bauen, was man will (im Rahmen der Bauordnung) zu singen was man will, nun zunehmend beschnitten werden. Dass Grundrechte (Menschenrechte!) beschnitten werden zugunsten einer Angstmache gegenüber uns Muslimen. Und das macht auch teilweise wütend, muss ich gestehen, sogar mich als ältere Frau, die eigentlich bestrebt ist, zu schlichten, zu beruhigen, auf beiden Seiten. Es macht mich traurig, weitgehend hilflos zusehen zu müssen, wie die Muslime, anstatt dass man den Nicht – Schweizern unter ihnen hilft, sich besser zurechtzufinden, auch zu „integrieren“, in die Ecke der “Bösen“ drängt, der ganz ANDEREN, die alles „falsch“ machen. Und so den Hass und die Wut auf ihrer Seite schürt. Denn die allermeisten der Muslime wollen eigentlich nichts anderes als Teil dieser Gesellschaft sein.

    2. Fühlen Sie sich als Muslimin persöndlich angegriffen?
    Zitat: Wie schon gesagt, ich bin schweizer Muslimin. Viele Vorwürfe, die pauschal an die Muslime gerichtet werden, betreffen mich deshalb nicht. (Muslime mit Migrationshintergrund haben natürlicherweise andere Probleme, oft solche, die vorwiegend mit eben diesem Hintergrund zu tun haben!) Obwohl ich weiss, dass manche der gängigen „Attacken“, wie die gegen die kopftuchtragenden Frauen, die „unterdrückt“ seien, auch gegen mich gerichtet sein sollen, trifft mich diese Unterstellung dennoch nicht, da ich ja weiss, dass ich nicht unterdrückt bin (gewiss nicht durch meine Religion) und dass ich wie ganz viele andere Musliminnen auch (auch geborene), mein Tuch sehr gerne und absolut freiwillig trage. Auch mache ich meine Gebete, wie die allermeisten der Muslime hier freiwillig, gehe freiwillig nicht unbedingt in ein öffentliches Schwimmbad, werde nicht zwangsverheiratet (mit bald 50 Jahren keine grosse Gefahr!) und hätte auch meine Töchter niemals zwangsverheiratet. Übrigens auch ihr Vater nicht, der grundsätzlich sehr streng und traditionell gläubig ist. (Das dürfte hier in der Schweiz sowieso nur in geringem Ausmass geschehen, da sich junge Menschen in der Regel für ihre Freiheiten sehr wehren!)Trotz alledem fühle ich mich natürlich in den Augen meiner schweizer („20 Minuten“ oder „Blick“ etc. lesenden) Mitbürger all dieser „Vergehen“ oder Fehlhaltungen verdächtigt. (Manch einer dachte zeitweise vielleicht, wenn ich mein Tuch mal besonders streng gebunden hatte, auch an eine Bombe im Gepäck?) Wenn ich die „islamische Zeitung“ in der S – Bahn lese, weiss ich genau, dass von den Mitpassagieren wohl nicht viele gute oder nur neutrale Gedanken damit verbunden werden. Die meisten glauben dann wohl, einiges über mich zu „wissen“, was bei Nachfrage sich wohl kaum bewahrheiten würde. (Das nennt man „Vorurteile“!) Ich bekomme vor allem oft (in Geschäften etc.) zu spüren, dass ich doch nicht ganz „dazugehöre“, man behandelt mich teilweise sichtlich unfreundlicher als einen „Schweizer“ oder auch sonstige Menschen, die nicht als Muslime erkennbar sind. Ich spüre dies ganz deutlich, wenn ich im Winter über dem Tuch manchmal eine Mütze anhabe. Dann bin ich „eine von ihnen“ („eine von uns“?!!). Ich geniesse dies zwischendurch absichtlich, es ist ein schönes Gefühl. (Wenn man älter wird, mag man nicht mehr immer gegen den Strom schwimmen...!)

    3. Wieso braucht es Minarette in der Schweiz?
    Zitat: Es braucht keine Minarette in der Schweiz! Die allermeisten der Muslime werden dieser Ansicht zustimmen. Wir brauchen andere Dinge dringender. Moscheen wohl, aber nicht unbedingt mit Minarett. Beim heutigen Stand der Dinge wäre es nichts als ein Schmuck. (Warum überhaupt diese Debatte losgetreten wurde, ist nicht ganz einsichtig, ebensowenig wie die über die Burkas. Wieviele davon sieht man? Welche Gefahr stellen sie dar?) Dennoch: was spricht GEGEN Minarette? In den allermeisten (derzeit allen, bis auf 3 glaube ich) muslimischen Ländern stehen über all die Jahrhunderte Kirchen und Synagogen! Auf einem grossen sudanesischen Markt wird dazu am Sonntag per Mikrofon zum Gebet in der Kirche aufgerufen. Die Sudanesen stören sich gewiss nicht daran! (Der Krieg ist ein politisches Instrument und findet vereinzelt im Süden statt.) Wo bleibt die viel propagierte und gelobte „Toleranz der westlichen Demokratie“ in diesem Fall??? Wollen wir wirklich hinter solch unserer Ansicht nach „rückständigen“ Ländern zurückbleiben was diese Toleranz betrifft oder ist sie langsam etwa nur noch für Teilbereiche des Lebens gemeint, wie z. B. das Sexualleben, nicht aber mehr das religiöse Leben mit allen Ausprägungen? Wie viel an Freiheit wollen wir noch opfern? Ist diese grosse Angst vor einer „Machtübernahme der Muslime“ begründet? Warum soll ein Minarett überhaupt ein Machtsymbol sein? Würden Minarette nicht eher die Vielfalt unserer Baulandschaft bereichern? Viele Gegenfragen.

    4. Nach eigenen Umfragen will man vor allem den Politischen Islam in der Schweiz nicht. Haben viele Schweizer ein falsches Bild vom Islam, da in den Medien meistens nur negative Schlagzeilen zu lesen sind?
    Zitat: Natürlich will man den politischen Islam in der Schweiz nicht. Was verstehen Sie unter „politischem Islam“? Hier in der Schweiz etablierte Scharia? Wie soll dies funktionieren und gab es überhaupt jemals Vorstösse in diese Richtung? Scharia bedeutet „der Weg zur Tränke“, besteht aus einem grossen Komplex von Geboten mit vielen Feinheiten. Durchführbar nicht einmal in heutigen „muslimischen Staaten“, da für so manches einfach die gebotenen Voraussetzungen fehlen. Dass hier in der Schweiz keine Hände abgehackt bezw. Steinigungen durchgeführt werden können, ist ganz klar in unserem Gesetz verankert, niemals würde sich so etwas in der Schweiz durchsetzen können (gewiss nicht, solange die Schweizer noch einige Kinder bekommen und nicht in Massen zum Islam konvertieren). Das wissen die Muslime wohl und ich glaube nicht, dass ernstzunehmende Glaubensgenossen solche Ansinnen in ihren Köpfen spinnen.

    5. Was sollte man zwischen der Schweiz und Muslimen klären? damit ein besseres zusammenleben in der Zukunft möglich ist.
    Zitat: Zu dieser Frage habe ich meines Erachtens schon manches erwähnt. Man sollte die Muslime, so wie das noch vor 20 Jahren spürbar war, erst mal einfach als Menschen wahrnehmen. Menschen, die gewisse eigene Gebräuche haben, Menschen, für die wie für Menschen anderer Glaubensrichtungen auch, Gott als Beginn und Ende aller Angelegenheiten und als Zentrum der Anbetung eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt, die aber auch sehr viele (nämlich überwiegend viele!) ganz gleiche Ziele und Interessen wie alle anderen Menschen auch (für die die Religion in ihrem Alltag weniger relevant ist) haben. Wir wollen gerne eine gesunde Umwelt, gesunde Nahrung, weniger „Stress“, wir hätten gerne Arbeit um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und um eine Beschäftigung zu haben, die uns zufriedenstellt, wir hätten gerne ein harmonisches Zuhause, einen lieben Ehepartner und anständige, gescheite, erfolgreiche und glückliche Kinder. Gerne hätten wir weniger Drogen auf den Strassen, weniger Gefahr für unsere Kinder, ein besseres Fernsehprogramm, das nicht nur zur Verdummung der Menschen nütze ist, gerne würden wir als Menschen wahrgenommen werden, welche Würde besitzen, die nicht nur als wahllos und masslos Konsumierende auf dieser Erde weilen, von Angst getrieben, dieses Wohlstands und unserer „Sicherheit“ beraubt zu werden… Wir möchten gerne MENSCH sein in einem möglichst umfassenden Sinn und anderen MENSCHEN – egal welcher Religion – begegnen.
    Wenn wir erst mal diese Gemeinsamkeiten betonen und erst DANN über möglicherweise störende Unterschiede reden würden, wenn wir auf ausländische Menschen und Muslime mit mehr Einfühlungsvermögen zugehen würden, sie grundsätzlich einmal willkommen heissen würden und erst bei Verstössen gegen unsere bestehende Rechtsordnung (möglichst effizient!) durchgreifen würden, dann könnten wir ganz bestimmt gerade mit den allermeisten praktizierenden Muslimen eine sehr gute gemeinsame Basis des Gesprächs und des Zusammenlebens finden. (Sie sehen, ich sage „wir“ sowohl als Repräsentantin der Schweizer als auch der Muslime!). Ich glaube nicht, dass es in Wirklichkeit ein ernsthaftes Problem sein sollte, die grosse Mehrheit der Muslime in der Schweiz und in Europa zu „integrieren“, wenn man dies wirklich will. Eher werden (grosse) Probleme (für uns ALLE!) geschaffen werden, wenn weiterhin diese Politik der Betonung der Gegensätze und der Anschwärzung bestimmter Volksgruppen und Minderheiten betrieben wird. Minderheiten, die aus unserer Gesellschaft nicht mehr zu eliminieren sind, auch wenn man alle „Ausländer rausschmeissen“ würde…..



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 16.03.2010, 18:00


    Die Frage um die es geht ist, was hat sich verändert seit der Minarett-Initiative?

    Pascal Lechler, Korrespondent ARD Hörfunk, Correspondant de la Radio Publique Allemande Palais des Nations Bureau C 217
    CH-1211 Genève 10
    Tel.: +41-22-734 04 19
    Mobil: +41 79 357 53 91
    Fax: +41-22-740 13 23

    befragt Muhammad Hanel:

    Hanel:
    Man ist als Muslim ganz allgemein definitv demotiviert, geneigter, sich vom Engagement für die Öffentlichkeit zurückzuziehen.
    "Säkulare Muslime" so etwas soll es ja geben, nutzen die Gunst der Stunde und wetteifern mit ihren Pendants, jenen Muslims, welche den "EINZIGEN wahren" Weg gefunden haben (der neu gegründete Zentralrat - der nun alle jungen und jung gebliebene Frustrierten unter deren einfach gestrickten, schwarz-weissen Banner zu vereinen weiss) ... also der Extremismus wurde gestärkt, die eher gemäßigte Mitte demotiviert. Man kann nur sagen BRAVO!

    Kritik wird nun lauter geäußert.
    Das bringt Vorteile mit sich (interne Kritik muss nun ernster genommen werden) - in der Kritik stehende Muslime, bemühen sich daher doch um etwas mehr Professionalität. Mal luege ob diese Bemühungen belohnt werden -
    wie auch Nachteile (die frechen Besserwisser auf muslimischer und nichtmuslimischer Seite bringen ihre haarigen Argumente und stopfen (oder versuchen es mit immer mehr Erfolg) damit ihrem Gegenüber das Maul ... echt zum Spucken ...

    Ein allgemeiner Anstieg des Aggressionsniveaus wird festgestellt.
    Man gibt einander (immer den anderen) die Schuld für das Debakel ... oder wird hochmütig, weil man sich auf dem besten (Schweizer), einzigen (Muslime) Weg weiss.

    Wie lebt es sich jetzt als Muslim in der Schweiz?

    Hanel
    Nicht mehr so gut wie vorher, denn nun ist es klar ... es ging ja nicht gegen die Muslime (Frank A. Meyer), sondern gegen den Islam. Wenn man gegen solchen Schwachsinn noch argumentieren muss, der von "höchster" medialer Ebene verzapft wird, muss man ja - will man nicht aggressiv werden - verzagen oder sich sehr zurückhalten und -nehmen.
    Und, wie schon gesagt - wenn man versucht den Mittelweg zu gehen (was ja dem Muslim religiöser Auftrag ist) so wird man von extrem rechts und links, starken Winden ausgesetzt ...

    Spüren Sie Feindseligkeiten?

    Hanel:
    Man hört von solchen - speziell gegen Kopftuch tragendende Frauen ... das ist aber eigentlich nichts Neues.
    Ich persönlich spüre schon deutlicher als vorher gezeigte Abneigung und Ablehnung aus Blicken und Gesten und Abwendungen. Nicht zu schlimm, aber doch spürbar und langsam Besorgnis erregend.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 22.03.2010, 10:21


    Interview von Susanne LEUENBERGER mit Muhammad HANEL

    - Was ist ein Muslim? Eine Muslima?
    Zitat: Sie sind Menschen, welche das Vorhandensein EINES Schöpfers als Wahrheit annehmen und sich selbst als dessen Geschöpfe erkennen und akzeptieren. In der Islamischen Religion und Lehre finden sie dieses Verhältnis zwischen dem EINEN ABSOLUTEN Schöpfer und den von diesem abhängigen Geschöpfen letztlich am einleuchtendsten definiert und deshalb übernehmen sie diese Lehre als wahr, die sich daraus ergebende Lebensweise als wahrhaftig wahr und bezeugen dies mit der Bekundung der Shahada, dem islamischen Glaubensbekenntnis.

    - Welche Wissens- und Handlungsformen machen einen Muslim/eine Muslima aus?
    Zitat: Man könnte sagen, das Wissen darum, dass das wesentliche Bewusstsein um die eigene Geschöpflichkeit am besten durch das islamische Gebet und das Gottesgedenken zum Ausdruck gebracht wird. Somit ist die umfänglich korrekte Verrichtung des islamischen Gebetes, nach der Sunna des Propheten Muhammad (sas), jene Handlungsausformung, welche einen Muslim/eine Muslima ausmacht. Zusätzlich ist zu bemerken, dass nach islamischem Verständnis ein Muslim erst dann ein(e) wahrhaft Gläubige(r) ist, wenn er/sie für seine(n) Bruder/Schwester (Nächsten) wünscht, was er/sie für sich selbst wünscht.

    - Worin liegt ihres Erachtens die Plausibilität/Attraktivität des Islam für Europäer (Schweizer, Österreicher etc.)?
    Zitat: Da der Antrieb, sich spirituell geprägten Konzepten zuzuwenden, womöglich der Suche nach eigener Ursprünglichkeit, Wahrheit und komplexer Wirklichkeit entspringt, scheint mir, dass eben die relativ einfache Verständlichkeit der islamischen Lehre, ihre Einsichtigkeit und die tatsächlich erfahrbare Überprüfbarkeit derselben, die Attraktivität des Islams für Europäer ausmacht. Darüber hinaus bietet er eine, als ideal empfundene und überschaubare Alternative zu anderen religiösen, säkularen oder wirtschaftlichen Systemen an.

    - In Schweizer Kontext wird "Islam" und "Islamizität", insbesondere im öffentlichen Raum als "Differenz" zum "Schweizerischen" gelesen und problematisiert. Der "Islam" und die "Muslime" müssen dann entweder "integriert" oder "ausgeschlossen", ins Unsichtbare verdrängt oder was auch immer werden. Inwiefern spielt ihres Erachtens das Element der symbolischen Differenz (diskursiv, aber auch sichtbar) eine Rolle für das Interesse einer Schweizerin/eines Schweizers am
    Islam?
    Da Interesse sowohl positiv, wie auch negativ besetzt ist, bedarf es hier einer differenzierenden Antwort. Gerade die Schweiz, die Schweizer haben zu sich selbst ein äußerst eigenwilliges Verhältnis. Einerseits bestehen sie auf einer Gesamt-Schweizer Identität und andererseits betonen sie vehement ihre kantonalen Selbstständigkeiten und Individualitäten. Dieses breit gespannte Selbstverständnis scheint auch ein Hauptgrund für das, sowohl positive, wie auch negative Interesse der Schweizer am Islam zu sein. Auch die Muslime und ihre Gemeinschaften bilden – dem kantonalen Selbstverständnis ähnlich – ganz und gar keine homogene Gesellschaft, sondern unterscheiden sich ich höchstem Maße. Indonesische Muslime, bosnische, arabische Muslime oder jene aus Gambia lassen sich kulturell und mitunter auch in ihrer praktischen Religionsauslebung nicht leicht unter einen Turban bringen. Andererseits ist aber die gemeinsame Religion und wird sie auch noch so unterschiedlich in der Praxis ausgelebt, doch ein gemeinsames, man könnte fast (durch das Bekenntnis der Schahada) sagen, EIDGENÖSSISCHES Band, welches sie gegenüber dem und den "Anderen" fest zusammenhält.

    Somit ist dem Schweizer, der sich mit bestimmten, oben angesprochenen Systemen nicht mehr zu identifizieren wünscht, der Islam schon in seiner gesellschaftlichen Ausformung in der Schweiz attraktiv. Für Schweizer, welche an ihrem Weltbild, aus welchen Gründen auch immer, unbedingt festzuhalten wünschen, tritt der Islam und die Muslime, ws. sogar auf unbewusster Ebene, als beinahe widerlich konkurrierendes "alter Ego" entgegen, welches es unbedingt zu verdrängen gilt.

    Wie gehen Sie selbst mit der "Differenz" um? Soll diese dekonstruiert werden, wenn ja, inwiefern?
    Zitat: Ich beginne diese Differenz langsam zu genießen. Die Differenz soll nicht dekonstruiert, sondern als POSITIVE Konkurrenz wahrgenommen und in gegenseitiger Hochachtung und Respekt gepflegt werden.

    Welche Formen von "Differenz" wären hingegen "sinnvoll"? (Beispielsweise ermöglichen
    islamische Wissens- und Handlungsordnungen auch eine Kritik an gängigen gesellschaftlichen Praktiken?)
    Zitat: Die Differenz ist, wie schon gesagt, nicht nur sinnvoll, sondern positiv betrachtet wünschenswert. Konkurrenz belebt das GUTE Geschäft. Nur Mafiosi bringen sich gegenseitig um.
    Somit ist es aus dem jeweiligen Selbstverständnis und Weltbild heraus durchaus wünschenswert, jeweilige systemische Fehler oder Unzulänglichkeiten einander darzustellen. Nicht nur in Firmen, nein auch in Gesellschaften und Kulturen gibt es so etwas wie "Betriebsblindheit".

    - Wie positionieren sie sich selbst als Muslim mit europäischem Hintergrund?
    Zitat: Mit Humor, Mut, bestimmter Exzentrik, Nachdruck und Vehemenz, zwischen Strenge und Liebe balancierend, von Zuneigung und Abneigung angezogen und abgestoßen, mit bestimmtem Wissen … mit den Worten Anderer: "zwischen allen Stühlen" … da braucht man Stehvermögen ;-)

    - Welche Erfahrungen der Fremdzuschreibungen und Einordnungen haben sie erlebt in verschiedenen sozialen Umfeldern? (Nicht-islamisches Umfeld, Familie, Freunde, Arbeitsplatz, Öffentlichkeit, aber auch islamisches Umfeld wie Familie, Vereine, islamische Öffentlichkeiten?)
    Zitat: Alle erdenklichen. Hier bevorzugte ich eine multiple-choice Fragestellung.

    - Gibt es einen europäischen Islam? Wie sehen sie die Kategorien "Islam" und "Kultur" ?
    Zitat: Dies ist natürlich eine Frage der Definition. Definieren Sie "europäischen Islam".

    - Welche rechtliche, politische, soziale Position sollen islamische Formen in der Schweiz zukünftig einnehmen?
    Zitat: Alle möglichen, im wahrsten Sinne des Wortes, solange sie weder Schweizer, noch islamischem Recht entgegenstehen.
    - Welche Aufgaben haben islamische Körperschaften und Vereine zu gewärtigen?
    Zitat: Genau die gleichen, wie andere religiöse Körperschaften und Vereine.

    - Gibt es spezifische Aufgaben der Konvertiten?
    Zitat: Ja natürlich. Sie sind in erster Linie Kultur-, Sprach- und Verständnisvermittler, "Puffer", "Verbinder" und "Katalysatoren".

    Falls Sie Interesse haben, würde ich auch sehr gerne ein biographisch-narratives Interview mit ihnen führen (ein solches zeichnet sich dadurch aus, dass der Interviewte ohne Fragebogen selbst
    eine Erzählung entwickelt, in der die Interviewende möglichst wenig eingreift. Damit soll der subjektiven Sicht- und Erlebensweise des Interviewten, seiner "Erfahrungsaufschichtung" möglichst Rechnung getragen werden).
    Zitat: Mal sehen. Sonst hier: http://www.muslim-markt.de/interview/2005/hanel.htm



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 28.04.2010, 20:30


    Beschneidung von Knaben

    From: "Claude Jaermann" <claude>
    To: <info>
    Sent: Monday, April 26, 2010 11:37 AM
    Subject: Beschneidung von Knaben

    Guten Tag

    Ich arbeite für das Magazin SPUREN an einem Artikel über die
    'Beschneidung von Knaben'. Da dies ein sehr heikles Thema ist und ich
    möglichst allen Ansprüchen gerecht werden möchte, suche ich auch
    möglichst viele Stimmen, die darüber kompetent Auskunft geben können. Im
    Artikel wird vor allem die Beschneidung aus nicht-medizinischen Gründen
    zur Sprache. Ich möchte vor allem auch darauf eingehen, wie sich die
    beiden in der Bundesverfassung stehenden Artikel 'Religionsfreiheit' und
    'Recht auf Unversehrtheit' diametral gegenüberstehen.
    Meine Frage an Sie als Dachorganisation von verschiedenen muslimischen
    Vereinen im Kanton Zürich lautet: Wie stellen Sie sich zur Beschneidung
    von Knaben? Und welcher Artikel der Bundesverfassung sollte Ihrer Meinung
    nach höher gewichtet werden?

    Ich danke Ihnen für die Beantwortung meiner Frage und stehe Ihnen bei
    Rückfragen gerne zur Verfügung.

    Herzlichen Gruss

    Claude Jaermann

    redaktion@spuren.ch
    www.spuren.ch


    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Claude Jaermann

    Anbei unsere Stellungnahme zu Ihrer Frage, die zur Veröffentlichung erst dann freigegeben ist, wenn Sie uns VOR der Drucklegung Ihres Artikels diesen vorlegen und danach unsere schriftliche Genehmigung zur Veröffentlichung erhalten haben. Eine diesbezügliche Zusage oder ev. Ablehnung sichere ich Ihnen innerhalb 3 Tage zu.
    Ich empfehle diesbezüglich die vollumfängliche, ungekürzte wortwörtliche Zitierung, wenigstens der letzten 3 Absätze.

    Mit freundlichen Grüßen
    Muhammad Hanel
    für das VIOZ online-Sekretariat

    Die Knabenbeschneidung ist ein biblisches, religiöses Gebot, welches auf den Stammvater der drei abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und
    Islam) zurückgeht und seit Jahrtausenden durchgeführt wird. Ein Gebot, welches für gläubige Juden als religiös verpflichtend, für gläubige Muslime
    als religiös höchst empfehlenswert gilt und für gläubige Christen heute allerdings keine besondere religöse praktische Bedeutung mehr hat.

    VIOZ sieht überhaupt keine Veranlassung, diese jahrtausend Jahre alte, wesentliche religöse Verbindlichkeit, welche von der Schweizer Verfassung geschützt wird, gegenüber einem anderen Verfassungsgut abzuwerten.

    Dies umso mehr, als die durch die Erfahrung bekannten umfänglichen Vorteile der Knabenbeschneidung alle möglichen bekannten Nachteile überwiegen.

    Als völlige Unzulässigkeit sich für ein gänzliches Verbot der Knabenbeschneidung auszusprechen, erachtete VIOZ die Tatsache, dass sich wahrscheinlich unsere streng gläubigen jüdischen Mitbürger dadurch gezwungen sähen, die Schweiz aus Glaubensgründen verlassen zu müssen.

    Zitat: On Wed, 9 Jun 2010 11:35:41 +0200, "M.M. Hanel" m.hanel@gmail.com> wrote:

    Sehr geehrter Her Jaermann

    Vor einiger Zeit haben wir Ihnen Ihre Anfrage beantwortet, aber seit dem
    nichts mehr von Ihnen gehört.
    Dürften wir den Grund für das Fallenlassens des Themas nach der eingänglichen Nachdrücklichkeit über dieses Thema berichten zu wollen
    erfahren?

    Vielen Dank für Ihre Antwort

    mfG M.Hanel

    Am 10. Juni 2010 11:24 schrieb Claude Jaermann <claude>:

    Sehr geehrter Herr Hanel

    Merci für Ihre Mail und Ihre Nachfrage. Wie ich Ihnen ja damals
    geschrieben habe, wollte ich möglichst viele Stimmen im Artikel haben.
    Leider waren es am Schluss 'zu viele' Meinungen und Stellungnahmen und der
    Platz im Heft reichte nicht aus, um alle publizieren zu können. Leider
    musste ich darum auf Ihre Aussage verzichten, was ich sehr schade fand ...
    Gerne werde ich Ihnen jedoch nach Drucklegung ein Heft zustellen, wenn Sie
    dies wünschen. Dafür bräuchte ich Ihre Postanschrift. Das Heft erscheint
    am 21. Juni 2010.

    Nochmals herzlichen Dank für Ihr Nachfragen.
    Mit herzlichem Gruss
    Claude Jaermann

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Jaermann

    Freut mich, dass Sie soviele Meinungen erhalten haben.
    Schade nur, dass die Stimme, welche für die Dachorganisation der Zürcher Vereine der Muslime (VIOZ) gesprochen hat, dabei keine Berücksichtigung fand - wo doch die Einstellungen aus vor allem nicht medizinischer Sicht gefragt waren.

    Danke noch für das Angebot einer Zusendung.
    Mir reicht es, wenn Sie mir den entsprechenden Link zum Artikel schickten.

    Vielen Dank
    mfG
    M.Hanel

    Hier der Link, zum letztlich erschienen Artikel: http://www.spuren.ch/comments/970_0_2_0_C/



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 20.05.2010, 14:29


    Interview von H.T. HATIPOGLU (VIOZ Präsident) mit der Limmmattaler Zeitung vom 20.5.2010

    - Was halten Sie davon, dass kurz nach der Abstimmung zum Minarettverbot nun die Debatte rund ums Burkaverbot in vollem Gang ist?
    Die Wogen der Minarettverbotsdebatte sind noch nicht geglättet. Dies ist wieder eine "Stellvertreterdebatte", welche der Gesellschaft gar nichts bringt, an den Realitäten vorbeiargumentiert, aber die vergiftete Atmosphäre zwischen der muslimischen Minderheit und der nicht-muslimischen Mehrheit noch mehr verschlechten wird. Bei der Minarettverbots-Debatte ging es ja eigentlich nicht um das Baustück "Minarett" (wie die Initianten auch zugegeben haben), sondern um etwas Konfuses, Unterstellungen, Verunglimpfungen und um Schüren von Aengsten in der Bevölkerung. Von den Problemen, welche die Initianten in der Debatte in die Diskussion warfen, wurden bis jetzt keine gelöst. Die Islamfeindlichkeit nahm aber stark zu. Diese erlebt die muslimische Minderheit tagtäglich.

    - Es gibt in der Schweiz ja offensichtlich nur sehr wenige Burkaträgerinnen- je nachdem, welchen Zahlen man Glauben schenkt, sind es wohl nur so zwischen 20 und 120 Frauen (teilen Sie diese Schätzung?)

    Ja, ich sehe oder kenne keine Burka-Trägerinnen in meinem Umfeld.

    Wieso glauben Sie, dass diese winzige Minderheit in der Schweiz nun wieder so eine hitzige Debatte ausgelöst hat?

    Man macht Stimmung. Man entfernt sich von der Ratio und spricht Emotionen an. Es ist nicht mehr möglich das "Problem" sachlich zu diskutieren, man wird irrational. Man erzeugt einen Sturm im Wasserglas, beschwört Probleme, wo keine sind. In den schwierigen Zeiten (Finanzkrise, politische Spannungen mit mehreren Ländern,…) wird, anstatt sich der wirklichen Probleme sachlich, unter Einbezug aller gesellschaftlich relevanten Kräfte zu widmen, auf plakative Weise, eher diffuse Aengste in der Bevölkerung geschürt und Feindbilder befestigt. Die Aufmerksamkeit der Bevölkerung wird somit auf eher auf den mit plastischen Farben an die Wand gemalten Teufel gelenkt, anstatt auf die Fehler der Regierenden.

    - Wie stehen Sie selber zu Frauen, die die Burka tragen?

    Die Burka ist eine Tradition in einigen Ländern (einer kleinen Minderheit unter den Musliminnen in der Welt). Aber, wenn eine Frau diese Bekleidung aus eigener Ueberzeugung, aus freiem Willen trägt, ist dies ihre persönliche Entscheidung, zu der man persönlich stehen kann wie immer man zu einer bestimmten Mode steht und liegt wohl in ihrem eigenen freiem Ermessen. Unter den Burka-Trägerinnen die "Fundamentalistinnen" zu sehen ist falsch. Können wir alle Burkaträgerinnen in Afghanistan zu Fundamentalisten erklären? Können wir alle Frauen mit kurzen Röcken in unserer Gesellschaft zu "Heidinnen" erklären? Gleicher Unsinn. Aus welchen Motivationen ein Kleidungsstück auch getragen wird - so ist es wohl jedenfalls ein untaugliches Mittel, eine eventuell tatsächliche unerträgliche Einstellung durch die Vereinnahmung der Symbolik an falschem Ort bekämpfen zu wollen. Darin liegt unsere Ablehnung des Burkaverbots in der Schweiz begründet.

    - Der Schrifsteller Charles Lewinksy, der sich vehement gegen das Minarettverbot stellte, meinte kürzlich, das Thema des Burkaverbots sei ihm "zu blöd", dass er sich überhaupt dazu äussern könne. Wie sehen Sie dies selber: Soll man sich in diese Stellvertreter-Debatte einbringen oder sie ignorieren?

    Wie Sie richtig sagen, ist dies eine Stellvertreter-Debatte und sich in eine solche einzubringen, kann ja nicht wirklich mit Erfolg belohnt werden können. Bei der Stellvertreter-Debatte "Minarettverbot" haben wir uns nach unseren Möglichkeiten positiv, konstruktiv, unaufgeregt und zurückhaltend in die Diskussionen eingebracht. Alle islamischen Dachverbände haben gemeinsam auch eine Pressekonferenz gegeben und unsere Stellungnahme offiziell bekannt gegeben. Auf vielen Homepages der islamischen Organisationen (u.a. www.vioz.ch ) haben wir unsere Meinung kommuniziert. Ich habe selbst an mehreren Podiumsdiskussionen mit den Inititanten teilgenommen oder in den Medien diskutiert. Am Ende hiess es, dass die Muslime zuwenig gemacht hätten. Was die Muslime auch tun, wird es ihnen offenbar immer wieder falsch ausgelegt!

    - Was würde Ihrer Ansicht nach ein Burkaverbot in der Schweiz auslösen?

    Wir stellen fest, dass viele Musliminnen und Muslime, insbesondere Jugendliche, nach der Minarettverbotsdebatte angefangen haben sich zurückzuziehen. Erst jetzt hat eine bewusste gesellschaftliche Abschottung stattgefunden, verbunden mit grosser Enttäuschung aufgrund der wirklich empfundenen und erlebten Ablehnung, Abgrenzung und Marginalisierung. Mit der Stellvertreter-Debatte "Burka-Verbot" wird der Islam und Muslime erneut, aus, an manch durchaus tatsächlich existierenden gesellschaftlichen und sozialen Problemen dennoch daneben zielenden Gründen angegriffen. Diese Angriffswelle, diese falsche Motivation und Intention richtet mehr Schaden an, als der Verbot selbst!

    - Anstatt mit einem Minarett- und Burkaverbot: Wie müssen wir die offensichtlichen Ängste der Schweizer vor dem Islam angehen?

    Was macht den Menschen Angst? Wir müssen diese Punkte konkret einen nach dem anderen aufnehmen, miteinander sprechen und gemeinsam für alle akzeptable Lösungen finden. Sind die Ängste denn überhaupt berechtigt? Falls ja, welche Massnahmen können wir gemeinsam umsetzen, um die wirklichen Ursachen, die Quellen dieser Aengste zum versiegen zu bringen. Falls nein, sind diese Ängste eher irrationaler Natur, können wir gemeinsam die Vorurteile und Falschwahrnehmungen durch ein wahrhaftiges und umfängliches Miteineinander entkräften, gegenseitigen Respekt etablieren und friedliches Zusammenleben umsetzen.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 30.10.2010, 23:23


    «Palästinakonflikt aus Optik des Islam.»
    Sehr geehrter Herr Hanel,

    mein Name ist F. H. und ich bin ein Fachmittelschüler der FMS Zürich Oerlikon. Grund meines Schreibens ist mein Mitschüler D. G., der mich wegen folgenden Gründen an Sie empfohlen hat:


    Zur Zeit schreibe ich an einer Semesterarbeit, dessen Gegenstand der Palästinakonflikt ist. Um mich präziser auszudrücken ist das Ziel meiner Arbeit, den Konflikt mit den Augen eines Muslimen einerseits, mit den Augen eines Juden andererseits, zu beleuchten. Hierfür bin ich unbedingt auf Gespräche mit Muslimen bzw. Juden angewiesen.

    Aus diesen Beweggründen wollte ich sie Fragen, ob Sie sich für ein Interview mit mir bereit erklären. Damit Sie wissen, um welche Fragen es sich handelt, habe ich Sie in einem Dokument angehängt -es gibt konkretere und wenigere konkrete Fragen.

    Falls Sie sich nicht in der Lage sähen, zu diesen Fragen Stellung zu nehmen, möchte ich Sie höflichst bitten, mich an eine geeignete Person weiterzuleiten.

    Es würde mich aufrichtig freuen, von Ihnen zu hören.
    Mit freundlichen Grüssen,
    F.Hiltebrand

    Hier die Fragen:

    Interviewfragen zur Thematik
    «Palästinakonflikt aus Optik des Islam.»

    1. Wie definieren Sie ihre islamische Identität in drei bis fünf Punkten?
    2. Was sagen die islamischen Schriften zum Zusammenleben mit Juden und zu den Juden selbst?
    3. Was sagen die islamischen Schriften zum Palästinakonflikt? Gibt es Prophetien?
    4. Gibt es Geschehnisse im Konflikt, die als Handlung Allahs bezeichnet werden können? Welche?
    5. Welche Auswirkungen hatte die Staatengründung auf die Identität und auf das Zusammenleben mit der anderen Religion?
    6. Weshalb gehört das Land Kanaan den muslimischen Arabern?
    7. Kommt die Sure 2, 194 im Palästinakonflikt zum Tragen?
    8. Kann der Konflikt Ihrer Meinung nach gelöst werden? Wie, oder weshalb nicht?
    9. Worin sehen Sie das Hauptproblem im Palästinakonflikt?


    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Der (ISRAEL-PALÄSTINA) Konflikt ist zur Zeit nicht zu lösen ... so nicht nur meine Einschätzung.

    Die Begründung hierfür ist meiner, für Sie kurz entworfenen Ansicht nach, dass der Mensch als "globale gesellschaftspolitische Gattung" (eine sehr eigenwillige Bezeichnung) noch nicht die Reife erlangt hat, die aller Religion zugrunde liegenden Metaziele konfliktfrei zu erkennen, allgemein verträglich zu definieren - resp. nicht das erforderliche, ausgereifte Verständnis entwickelt hat, vorliegende Definitionen gottwohlgefällig, konfliktfrei zu interpretieren und entsprechend umzusetzen.

    Leider steht sich der Mensch ganz allgemein und mehrheitlich immer noch selbst im Weg - hat sich selbst - und somit (den Willen) Gott(es) nicht erkannt.
    Wobei es nicht unerheblich erscheint, die GESETZE Gottes - vom WÜNSCHEN Gottes zu unterscheiden. Die ersteren als relativ, sozusagen "kalte, unpersönliche" Ursache und Wirkungszusammenhänge zu verstehen und das zweitere als die sozusagen "warme, individuelle", dem freien Willen anheimgestellte Entscheidung zu (selbstloser) - dem Schöpfer von Allem gewidmeten - LIEBE.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Unser Fachmittelschüler war so aufrichtig erfreut, meine Antwort zu lesen, dass er danach ganz vergaß, sich von mir zu verabschieden ... :wink:



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 30.10.2010, 23:36


    Anfrage eines Reporters der WELTWOCHE
    zu Scheich GOMAA's Angebot einen Gelehrtenrat in der Schweiz installieren zu helfen.

    Sehr geehrter Herr Afshar

    Gestern hatte ich die Gelegenheit, Sheikh Ali Gomaa, Grossmufti von Ägypten, kennen lernen zu dürfen und mit ihm ein Gespräch zu führen. Der Tagi hat heute auch über seinen Besuch in Rapperswil berichtet.

    Gomaa hat unter Anderem die Idee unterstützt eines Rates von islamischen Rechtsgelehrten für die Schweiz. Sheikh Gomaa sagte, er würde Hilfe anbieten bei der Gründung, doch die Initiative müsse aus der muslimischen Gemeinde in der Schweiz und nicht von aussen kommen.

    Der IZRS hat diesen Vorschlag ja schon vor einiger Zeit gemacht. Ich möchte Sie fragen, wie Sie zum Angebot von Grossmufti Gomaa stellen und ob Sie allenfalls auf Ihn zugehen würden. Zudem die grundsätzliche Frage, welche Autorität der Grossmufti für Sie hat bzw. Ihrer Meinung nach für die Schweizer Muslime haben soll.

    Ich bin gespannt auf Ihre Antwort!

    G.D.
    Reporter
    Weltwoche


    Farhad AFSHAR hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr G.

    Danke für Ihre Anfrage.
    Sheikh Ali Gomaa, Grossmufti von Ägypten, geniesst in seinem Land grosses Ansehen als konservativer Rechtsgelehrter. Wie Sie jedoch wissen, gibt es im Islam keine zentrale Institution der Heilsverwaltung, wie die Kirche im Christentum. Der Islam ist kulturell sehr differenziert und ethnisch heterogen, zum Gegenteil des Eindruckes den Ihr Blatt vermittelt. Die „Einheit in Differenz“ ist ein wichtiges islamisches Grundprinzip. Diese Einheit wird durch den Konsens gebildet, d.h. im Islam gibt es zeitgleich eine vielfältige kulturelle Orientierung.

    Betreffend Ihrer Frage zur rechtlichen Situation: Islamisches Recht darf nicht auf nicht islamische Gesellschaften angewendet werden.
    Die Muslime der Schweiz haben durch ihre Organisationen immer wieder erklärt, die schweizerische Verfassung und die Gesetze des Landes sind die verbindliche Rechtsordnung für die islamische Gemeinschaft.
    Die Position der KIOS und anderer Verbändes ist sehr klar, niemand erstrebt die Einführung eines Parallelrechtes, geschweige denn die Scharia.
    Im Gegenteil, die Muslime verlangen die Respektierung der Grundwerte der Verfassung, keine Ausgrenzungen, keine Sondergesetze, keine Diskriminierungen, aber auch keine Privilegierungen. Somit erübrigt sich auch ein „Rat der Rechtsgelehrten“.

    Die Muslime der Schweiz haben andere, konkrete Sorgen. Sie erleben eine zunehmende Islamphobie, die das tägliche Leben erschwert. Die Lösung der Probleme, wie z.B. fehlende Friedhöfe oder Ausbildung von Geistlichen, soll durch eine Intensivierung des Dialogs erarbeitet werden.

    Falls Sie mich zitieren möchten, bitte ich um die Zusendung des Zitates.

    Mit freundlichen Grüssen

    F. Afshar
    KIOS- Koordination Islamischer
    Organisationen Schweiz
    KIOS@bluewin.ch

    Ein Link zum Besuch Scheich Gomaa's http://www.zsz.ch/zszobersee/storys.cfm?vID=14437



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 18.11.2010, 09:24


    Erlaubt der Koran die Steinigung?
    17. November 2010
    http://www.faz.net/s/Rub5C2BFD49230B472BA96E0B2CF9FAB88C/Doc~E031D652433F34393A65C2C28EF053FFE~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Der Islam verlange bei Ehebruch die Steinigung, sagen viele Muslime. Das ist falsch. Denn eine kritische Interpretation des Korans zeigt, dass dieser sich gegen diese Hinrichtungsart verwehrt. Nach dem Urteil von Ayatollah Ghaemmaghani ist eine andere Deutung des Textes nicht möglich.

    Lesen, was drinsteht: der Koran verliert kein Wort über Steinigung

    Alle islamischen Koran-Interpreten und Gelehrten sind sich in der Methodologie der Koran-Auslegung darin einig: Wenn der Koran als erste authentische Quelle sich zu einem Tatbestand nicht geäußert oder nicht deutlich dazu Stellung bezogen hat, ist es die Aufgabe der „sunnat“ (Tradition) als zweite authentische Quelle, anhand von Überlieferungen eine Antwort auf offene Fragen zu liefern. Was in der Tradition dann als Überlieferung festgelegt worden ist, wird als gültig und bindend betrachtet.

    Die Tradition wird also neben dem Koran als eine wichtige und gültige Quelle angesehen. Es gibt aber zwischen beiden Quellen zwei große Unterschiede. Erstens ist die Tradition erst nach dem Koran von Bedeutung und kann niemals den Koran ersetzen. Damit darf die Tradition erst herangezogen werden, wenn es im Koran selbst zu einer Sache entweder keine Aussage gibt oder wenn die Sache interpretationsbedürftig erscheint.

    Macht der Überlieferung
    Der zweite große Unterschied zwischen Tradition und Koran ist: Nicht alle in den verschiedenen Überlieferungssammlungen stehenden Vorschriften werden von islamischen Interpreten und Gelehrten einstimmig als gültig und zuverlässig anerkannt. Viele dieser Überlieferungen entbehren einer Authentizität und historischen Echtheit. Man kann also nicht sicher sein, dass manche dieser Überlieferungen tatsächlich auf den Propheten Mohammad und Imame zurückgehen. Auch die gültigen Überlieferungen besitzen nicht alle den gleichen Echtheitsgrad. Diese Tatsache beeinflusst ihre Beweiskraft und Anwendung. Die Feststellung der Echtheit oder Unechtheit einer Überlieferung bedarf einer qualifizierten und methodisch einwandfreien Forschung. Auf diesem Gebiet sind deshalb zwei wissenschaftliche Disziplinen innerhalb der islamischen Wissenschaften entstanden.

    Hinzu kommt folgende Einschränkung: Nachdem die Echtheit einer Überlieferung aus historischer Sicht nachgewiesen ist und feststeht, dass diese Überlieferung ohne Zweifel auf den Propheten oder seine Gefährten zurückgeht, müssen wir ihren Sinn überprüfen und ihre Gültigkeit hinsichtlich ihres Aussagewertes einer wissenschaftlichen Überprüfung unterziehen. Es kommt vor, dass manche Überlieferungen sich aus der Sicht der geschichtlichen Echtheit als problemlos erweisen, aber im Hinblick auf ihren Sinn und Gehalt problematisch erscheinen, so dass wir uns nicht mit Sicherheit auf sie berufen können. Überlieferungen müssen mit der Vernunft übereinstimmen und dürfen nicht dem Sinn der geltenden Botschaften des Korans widersprechen. Viele der islamischen Gelehrten haben sich in ihren Forschungen dieser zwei Prinzipien bedient.

    Sünde ist nicht gleich Straftat

    Die Gesamtheit dieser Bemühungen zur Feststellung der Gültigkeit und Wertigkeit von in islamischen Texten vorhandenen Überlieferungen und die Versuche einer methodisch einwandfreien Interpretation des Korans und der Tradition wird „Idschtihad“ (selbständiger Rechtsfindungsprozess) genannt. „Idschtihad“ ist also die Summe aller Erkenntnismethoden, die zum Verstehen und Auslegen der islamischen Texte benötigt werden. Diese hängen aber mit der Weltanschauung und geistigen Persönlichkeit derjenigen zusammen, die eine Kompetenz zur Rechtsfindung besitzen. Die entsprechenden unterschiedlichen Lesarten und Interpretationen des islamischen Denkens bilden im Islam einen „innerreligiösen Pluralismus“.

    Ein einwandfreier Rechtsfindungsprozess zeigt, dass der Islam zwischen Sünde und Straftat unterscheidet. Unter Sünde versteht der Islam die persönlichen und privaten Verfehlungen eines Menschen in seiner eigenen Sphäre, ohne damit der Gesellschaft Schaden zuzufügen. Eine Straftat ist aber eine Handlung mit gesellschaftlichen Folgen und kann Mitmenschen schädigen. Deshalb erstellt die Gesellschaft auf demokratischer Basis ein Gesetz, das dafür eine Strafe vorsieht. Solange die Sünde nicht in eine Straftat einmündet, bleibt sie ohne diesseitige weltliche Bestrafung. Der Sünder hat durch seine Tat die Möglichkeit einer Bestrafung im Jenseits geschaffen und kann daher eine göttliche Strafe erfahren (ob Gott diese Bestrafung vornimmt oder nicht liegt allein in seiner Entscheidung).

    Sexuelle Handlungsverbote (wie Ehebruch) gehören zur Kategorie der Sünden beziehungsweise Hauptsünden und betreffen das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Die in islamischen Texten für diese Vergehen vorgesehenen Strafen sind keine individuellen Angelegenheiten, so dass jeder Muslim zu ihrer Vollstreckung verpflichtet wäre. Vielmehr betreffen sie die islamische Gemeinschaft als Ganze. Unter islamischer Gemeinschaft verstehen wir eine Gemeinschaft mit zwei Hauptmerkmalen: Die Gemeinschaft wird mehrheitlich von Muslimen gebildet, und die Mehrheit der Muslime hat in einem demokratischen Willensbildungsprozess aus freien Stücken einen Teil der „Scharia“ oder ihre Gesamtheit in die Gesetzgebung ihres Volkes aufgenommen.

    Ehebruch ist in Normalfall keine Straftat
    Es ist selbstverständlich, dass in einer demokratisch orientierten Gesellschaft die Gesetze aus verschiedenen Quellen abgeleitet werden können. Wenn diese demokratisch orientierte Gesellschaft eine islamische ist, könnte die Scharia eine Quelle der Gesetzgebung werden. Man kann auch andere Quellen (wie es in anderen Gesellschaften der Fall ist) zur Grundlage der Gesetzgebung machen.

    Ehebruch gehört zu jenen Sünden, die keine diesseitige Strafe nach sich ziehen, solange sie nicht zu einer Straftat werden. Bis sie zu einer Straftat wird, müssen sehr strenge Bedingungen erfüllt und Hürden überwunden werden. In diesem speziellen Fall sind die Voraussetzungen und Bedingungen derart hoch gesteckt, dass sie kaum zu realisieren sind. Daraus kann geschlossen werden, dass der Sinn dieser Bedingungen darin liegt, eine Bestrafung dieser Sünde auf dieser Welt auszuschließen und gleichzeitig die Verhinderung dieser Sünde anzustreben.

    Kein Wort über Steinigung
    Nach diesen etwas ausführlichen, aber wichtigen Vorbemerkungen möchte ich mich nun mit der Steinigung als Strafe befassen. Im Koran finden wir keine Bestätigung dieser Strafmethode. Wenn wir Gründe oder Anhaltspunkte dafür hätten, dass der Koran diese Strafe bejaht oder verneint hat, dann wäre es nicht mehr angebracht, uns der Überlieferung zuzuwenden. Nach Meinung vieler islamischen Gelehrten und Interpreten hat der Koran diese Thematik behandelt und eine Bestrafung durch Steinigung nicht akzeptiert.

    Im Alten Testament wird mindestens zehn Mal für mindestens sieben Sünden (darunter Unzucht) die Todesstrafe durch Steinigung genannt. In manchen anderen Fällen ist die Tötung durch Schwert erwähnt. Auch im Neuen Testament wird die Geschichte der beabsichtigten Steinigung einer Frau durch das Volk unter Anwesenheit von Jesus erzählt, was letztlich in die Befreiung der Frau durch Jesus endet. Außerdem zeigen historische Forschungen, dass es bei vielen Völkern die Sitte gab, als Ausdruck von Abneigung, Hass und Ablehnung eines Menschen ihn mit kleinen Steinen zu bewerfen. Wenn also diese Strafmethode vom Koran anerkannt worden wäre, dann sollte es erwartungsgemäß im Koran ausdrücklich erwähnt werden. Aber der Koran lässt dies nicht nur unerwähnt, sondern bezeichnet es in sechs Fällen alle als Bestrafung von wohltätigen und gläubigen Menschen sowie einiger Gesandten Gottes, wie beispielsweise Abraham, Noah und Moses, durch ihre Gegner. In allen Fällen wird diese Vorgehensweise als negative und ablehnungswürdige Tat bezeichnet.

    Hätte nach diesen Ausführungen der Koran für die Unzucht überhaupt keine Strafe genannt, könnte man daraus folgern, dass man auf Überlieferungen zurückgreifen soll. Dies ist aber nicht der Fall, denn der Koran hat ganz deutlich von einer Bestrafung der Unzucht gesprochen und sogar dafür eine gesetzliche Regelung vorgesehen. Warum wird aber nicht von Steinigung gesprochen? Warum soll ein Teil des Gesetzes erwähnt und ein anderer Teil unerwähnt bleiben, zumal diese Strafmethode bei den Religionen und im Gewohnheitsrecht der Menschen der damaligen Zeit als eine bekannte und anerkannte Sitte verbreitet war? Die Adressaten der koranischen Botschaft hätten erwartet, dass der Koran sich hinsichtlich der Anerkennung oder Ablehnung der Steinigung als Strafe äußert.

    An dieser Stelle sei erwähnt, dass unter allen islamischen Rechtsschulen Einigkeit darüber besteht, dass der in der vorliegenden Form existierende Korantext der Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammad entspricht, und zwar ohne jegliche Hinzufügung oder Streichung von Texten. Aus diesem Grund betrachten die Interpreten und Scharia-Gelehrten Überlieferungen als nicht gültig, wenn die Aussagen der Hadithe von einer Streichung von Korantexten ausgehen.

    Im Vers 2 der Sure „Nour“ (24) werden als Strafe für Unzucht einhundert Peitschenhiebe verordnet: „Eine Frau und ein Mann, die Unzucht begehen, geißelt jeden von ihnen mit einhundert Hieben“. Es gibt Meinungen, dass aus diesem Vers nicht eindeutig hervorgeht, ob diese Strafe für alle gilt und eine absolute Bestimmung darstellt. Da in der Überlieferung für Unzucht bei verheirateten Personen die Steinigung vorgeschrieben sei, könne davon abgeleitet werden, dass die Bestimmung in diesem Vers nur auf unverheiratete Personen zutreffe. Gegen diese Meinung sprechen aber andere Verse im Koran, welche einer solchen Argumentation widersprechen. So heißt es in einem Teil des Verses 25 der Sure „Nisa“ (4) im Hinblick auf Einschränkungen, die die Gesellschaft diesen Frauen auferlegt hat: „soll ihnen (nur) die Hälfte der Strafe zukommen, die ehrbaren Frauen zukommt“.

    Was wäre ein halber Tod?
    Nun stellt sich folgende Frage: Wenn wir annehmen, dass die Strafe für verheiratete Frauen die Steinigung sein soll, wie soll dann diese Strafe halbiert werden? Es ist eindeutig klar, dass jene Strafe, die im Koran deutlich genannt ist und halbiert werden kann, die Bestrafung durch einhundert Peitschenhiebe ist und nicht eine Steinigung. Dies wurde unmissverständlich im oben erwähnten 2. Vers der Sure „Nour“ (24) genannt. Ein weiterer wichtige Punkt, der diese These untermauert, ist der erste Vers dieser Sure. Hier wird in einer einzigartigen und einmaligen Weise (was in anderen Suren in dieser Form nicht vorkommt) diese Sure und deren Verse wie folgt beschrieben: „(Dies ist) eine Sure, die Wir (als Offenbarung) hinab gesandt und verpflichtend gemacht und in der Wir klare Zeichen hinab gesandt haben, auf dass ihr euch ermahnen lasst.“

    Die Verwendung der beiden Begriffe „Fardh“ (Verpflichtung, Bestimmung) und „Bayyin“ (klar, deutlich) bedeutet hier, dass im Folgenden etwas Unmissverständliches zum Ausdruck gebracht werden soll. In diesem ersten Vers wird also eine Anweisung an jene erteilt, die den zweiten Vers als „missverständlich und undeutlich“ betrachten und deshalb unbedingt die Heranziehung von Überlieferung fordern. Außerdem hat der zweite Vers einen besonderen grammatikalischen Bau. Jeder Satz in der arabischen Sprache, der dieser Form folgt, hat eine exklusive Bedeutung. Dieser Vers könnte wie andere normative Imperativsätze mit einem Verb anfangen, beginnt aber mit einem Substantiv. Eine solche Verschiebung bedeutet im Arabischen, dass der Sprecher die Absicht hat, dem Adressaten etwas Exklusives über den Sinn einer Aussage zum Ausdruck zu bringen.

    Aus all diesen genannten Gründen lässt sich schließen, dass die Steinigung aus koranischer Sicht nicht akzeptabel sein kann.

    Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghani ist Oberster Rechtsgelehrter. Er studierte islamische Theologie in Teheran, seit dem Jahr 2004 ist er als Imam tätig und Vorsitzender des islamischen Zentrums Hamburg.


    Zitat: Zum Interview mit Farhad AFSHAR:
    http://muslime.forumprofi.de/thema-anzeigen-interviews-farhad-afshar-t29.html#74



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 19.11.2010, 11:44


    REAKTIONEN auf obigen Artikel


    Bruder Hisham Maizar hat folgendes geschrieben: Lieber Bruder M.Hanel

    Assalamu allaikum wa Rahmatullahi wa Barakatoh

    Vielen herzlichen Dank für die Zustellung dieses wichtigen und aufschlussreichen Artikels. Es ist wichtig, dass der Artikel von möglichst vielen Muslimen gelesen wird.

    Salam
    hmaizar
    Bruder B. hat folgendes geschrieben: Lieber Muhammad und lieber Hisham
    Assalamo alaikum!

    Euch beiden ein grosses Dankeschön!

    Übrigens: Als wiedermal massenweise über die Steinigung geschrieben wurde,
    habe ich mich mit einem Leserbrief bei der AZ beschwert und gesagt, dass
    dies nichts mit dem Islam zu tun hat. Nach langem Schweigen hat sich dann
    die AZ doch gemeldet und eine Journalistin geschickt, die mit mir ein 1-2h
    Interview machte. Dieses Interview wurde nie publiziert!
    Scharz ist schwarz und weiss, weiss. Dass es Graustufen gibt, das ist schon
    zu schwer...


    Bruder I. hat folgendes geschrieben: Assalamu alaikum, lieber Bruder Muhammad

    Vielen Dank für das Weiterleiten des Artikels.

    Als nicht-Gelehrter und nicht-Interpret (neuer Begriff?) erlaube ich mir dennoch zu behaupten, dass dieser Artikel mehr Juristenfutter ist und aus aktuellem Anlass (der viel diskutierte Fall im Iran) politisch motiviert ist. Zudem ist der Artikel nicht ganz neutral. Gerechterweise müsste präzisiert werden, dass es um die Meinung von schiitischen Gelehrten geht usw. Dann hätte ich kein Problem damit. Wie anders kann man den Satz "...dass manche dieser Überlieferungen tatsächlich auf den Propheten Mohammad und Imame zurückgehen." verstehen?

    Und überhaupt, wenn Ehebruch keinen Schaden in der Gesellschaft anrichtet, dann heisse ich Johann, würde man in Österreich sagen. Ist Schaden nur eine materielle oder körperliche Beschädigung? Was ist mit der Seele des betrogenen Ehepartners und der Familie? Also bitte.

    Allah swt weiss es ganz genau. Möge er unser Wissen mehren!

    Wassalam
    I.
    Bruder E. hat folgendes geschrieben: s.a. lieber Bruder Hanel

    Danke viel Mal für deine Mails...

    Diesbezüglich hat letzte Woche ein sehr wichtiger Türkischer Gelehrte folgendes gesagt:

    Es gibt im Islam 3 Meinungen darüber (Fetwa)
    1. Steinigung gibt es und kann nicht verändert werden.

    2. Steiningung war bei der Sharia von Juden und Christen, und unsere Prophet hat dies auch nur in diesem Sinn gemacht und durchgeführt. Aber, Allah hat mit dem Koran es aufgehoben und dafür einen 100 Peitschenhiebe erlassen (M. Ebu Zehra ist bei dieser Meinung) => so gesehen gibt es nicht und wurde ersetzt.

    3. Steinigung für Verheiratet bzw. Verwitwete gibt es, aber dies ist keinen Muss. Die Verantwortlichen können je nach dem, es erlauben oder aufheben oder eben durchführen lassen (Insbesondere Kardavi und dieser Türkische Gelehrte (Hayrettin Karaman)

    Wassalam
    E.
    Schwester F. hat folgendes geschrieben: Assalamu allaikum Liebe Schwestern

    ..........Seit wann ist Sunnat so geschrieben für mich Sunna, denn Tradition ? Dann ist die pharaonische Beschneidung auch für alle Pflicht....?

    .....Seit wann ist die Steinigung NUR für verheiratete FRAUEN ? .....

    Ich möchte hierzu gerne die Meinung von Amir Zaidan hören ..... Ich bin nicht zufrieden wenn nur 1 Mann etwas sagt, da die Gelehrten nicht immer einer Meinung sind. ...kann jemand Schwester Karola oder Bruder Amir dies weiterleiten ............?

    Massalama
    F.
    Schwester S. hat folgendes geschrieben: As Salamu aleikum wa Rahmatullahi wa Barakatuhu

    Soweit ich es verstanden habe und auch korrekt wiedergeben kann, haben wir die Betrachtungsweise des schiitischen Gelehrten grundsätzlich genau so auch im Kurs von Amir Zaidan kennengelernt.

    @F.:
    1. der Gelehrte meint hier wohl mit "Tradition" durchgehend die PROPHETENTRADITION unseres Propheten das heisst die SUNNA!
    2. in der Ayat 25 /4 richtet Allah taala sein Wort explizit an die Männer, es geht darum, welche Frauen sie heiraten sollen und wie damit umgegangen werden soll, wenn eben diese Frauen "eine Abscheulichkeit" begehen. (Habe hier auch gestutzt...!)

    Wir haben allerdings - soweit ich mich genau erinnern mag - bei Bruder Amir Zaidan was die Steinigung betrifft gehört, dass der Vers der Steinigung (was der schiitische Gelehrte hier als inakzeptabel bezeichnet) nicht in den Qur'an aufgenommen wurde. Dass es solche Verse gäbe.
    Hier würden die Ansichten divergieren:

    Aus diesem Grund betrachten die Interpreten und Scharia-Gelehrten Überlieferungen als nicht gültig, wenn die Aussagen der Hadithe von einer Streichung von Korantexten ausgehen. (Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghani)

    Hingegen in dieser Hinsicht

    Ehebruch gehört zu jenen Sünden, die keine diesseitige Strafe nach sich ziehen, solange sie nicht zu einer Straftat werden. Bis sie zu einer Straftat wird, müssen sehr strenge Bedingungen erfüllt und Hürden überwunden werden. In diesem speziellen Fall sind die Voraussetzungen und Bedingungen derart hoch gesteckt, dass sie kaum zu realisieren sind (Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghani)

    sind die Ansichten der Ahlu Sunna wa Jamaa wohl vollkommen übereinstimmend mit der des Ayatollahs. Wir haben gehört, dass es VIER ZEUGEN braucht, welche den EIGENTLICHEN GESCHLECHTSAKT unmissverständlich gesehen haben, um dieses Urteil zur Anwendung kommen zu lassen. Auch, dass aus der Zeit der Abbassiden in etwa so viele vollstreckte Steinigungsurteile überliefert sind, wie in der kurzen Zeit der Regierung des Hauses Saud in Saudi Arabien. (Gibt zu denken!)

    Auch, dass die äusseren Umstände Bedingungen unterliegen, entspricht durchaus dem Idschtihad der Ahlu Sunna:

    Die in islamischen Texten für diese Vergehen vorgesehenen Strafen sind keine individuellen Angelegenheiten, so dass jeder Muslim zu ihrer Vollstreckung verpflichtet wäre. Vielmehr betreffen sie die islamische Gemeinschaft als Ganze. Unter islamischer Gemeinschaft verstehen wir eine Gemeinschaft mit zwei Hauptmerkmalen: Die Gemeinschaft wird mehrheitlich von Muslimen gebildet, und die Mehrheit der Muslime hat in einem demokratischen Willensbildungsprozes aus freien Stücken einen Teil der "Scharia" oder ihre Gesamtheit in die Gesetzgebung ihres Volkes aufgenommen (Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghani)

    Könnte man also alles in allem sagen, dass Ehebruch allgemein sehr wohl eine (Haupt- ) Sünde (was ja auf Lüge und üble Nachrede/Verleumdung auch zutrifft!) ist, die grundsätzlich zwischen dem Einzelnen und Allah bleibt.
    AUSSER es wird öffentlich - denn dann besteht in der Tat die grosse Gefahr einer Verrohung und Degeneration der Gesellschaft!) Und AUSSER der "Sünder" hält seine Sünde nicht aus, und WILL selbst dafür bestraft werden!!
    Und warum hätte unser geliebter Prophet solch eine gravierende Strafe wohl ausgeführt (ich nehme an, diese Überlieferungen sind gesichert, sahih). die er selbst verabscheute (er hat sich in einem Fall immer wieder abgewandt von dem Selbstdenunzianten - in einem anderen Fall hat er die Selbstdenunziantin mehrmals weggeschickt, bis sie ihr Kind entwöhnt hatte - und hat es nach erfolgter Steinigung harsch verboten, ihr übel nachzureden! "Ihre Reue reicht für 60 von euch...") - wenn er - Friede sei auf ihm! - diese Bestrafung nicht als göttliches Gesetz gesehen hätte - unter sorgfältig ausgewogenen Voraussetzungen?!

    Für mich bliebe u.a. auch die Frage:

    So heißt es in einem
    Teil des Verses 25 der Sure "Nisa" (4) im Hinblick auf Einschränkungen, die die Gesellschaft diesen Frauen auferlegt hat: "soll ihnen (nur) die Hälfte der Strafe zukommen, die ehrbaren Frauen zukommt".
    Was wäre ein halber Tod? (Ayatollah Ghaemmaghani)

    zumal es ja hier in der Tat um VERHEIRATETE Frauen geht?!

    Gerne leite ich eine Kopie dieser Mailsequenz an Bruder Amir Zaidan weiter und hoffe, er findet Zeit, sich dieser differenzierten Sache für uns Schweizer nochmals eingehender zu widmen.

    Djazakum Allahu khairan
    Salam aleikum wa Rahmatullahi
    S.
    Schwester F. hat folgendes geschrieben: Assalamu allaikum S.

    Ja du hast recht. Aber es ist nicht so einfach zusagen das eine Steinigung nicht zum Islam gehöhrt, ich glaube sie gehört zum Islam.

    Was sind absolute Traditionen, was wissen wir über die Steinigung in den früheren Religionen. Im alten Testament wissen wir das diese vorkommt, das neue Testament sind erneuerungen. Von Jesus wird geschrieben das er dies bei Maria Magdalena verhindert hatte, ob das so genau stimmt?

    @4 Zeugen ja das ist so, darum ist es ja so schwierig überhaupt eine Steinigung durchzuführen.Ausser man macht ein Geständnis. Ja darum ist es so schwierig diese Strafe überhaupt zu vollziehen.

    Der Prophet saws wissen wir das er nie an einer durchführung der Strafen dabei war, weil er diese gar nicht mochte.

    Aber er konnte sie nicht stoppen, weil wie du sagst dies als Göttliches Gesetz gesehen wurde. Oder ist!

    Also dan frage ich mich, der Prophet saws hat diese absolut nicht gemocht, doch er konnte das nicht verhindern, darum denke ich gehörte es zum Islam als Göttliches Gesetz.

    Bevor die Menschen jetzt anfangen zu behaupten dass die Steinigung nicht zum Islam gehöhrt, wäre ich froh um einen überblick von unserem Bruder Amir Zaidan. Den es ist ein heikles Thema.Massalama
    F.
    Schwester C. hat folgendes geschrieben: salam aleikum liebe schwestern

    bin ja gespannt was amir zaidan dazu erklärt...

    ich weiss nur, dass uns bruder reidegeld (sorry, weiss sein vorname nicht :-) ) im kurs erklärte, dass die steinigung an sich aus der zeit Noahs ist... Wie ich mich erinnere meinte er, dass die vorgehensweise durch steinigen oder erhängen vollbracht wurde und je nach zeitalter und ort verschieden sein kann..

    bin gespannt was bruder amir zaidan zu dem "halben Tod" etc. sagt...

    ich wünsche euch eine gute woche,

    masalama
    c.
    Bruder S. hat folgendes geschrieben: Salam bruder Handel

    Ganz herzlichen Dank für die Zustellung des ausführlichen Artikels über die Strafe des Ehebruches. Der Inhalt entspricht vollkommen unserer Meinung. Danke nochmals und alles Gute.

    Wassalam

    S.

    Bruder W. hat folgendes geschrieben: Lieber Bruder im Islam
    السلام عليكم ورحمة الله وبركاته

    Nach der Lobpreisung Allâhs und der Bitte um Segen und Heil für unseren Propheten, möchte ich dir folgendes zu bedenken geben:
    Wäre die richtige Fragestellung nicht, "Erlaubt der Islam die Steinigung"? Oder gehören die Verteiler dieses Artikels zu jenen, die nur den Qur'ân als Rechtsquelle anerkennen?

    Wie war die Praxis des gebenedeiten Propheten und der rechtgeleiteten Kalifen?
    Der unten stehende Artikel suggeriert, die Muslime wüssten seit 1400 nicht, was im Qur'ân steht und was nicht, bis jetzt einige wache Köpfe gekommen sind und den Irrtum festgestellt haben.... Ganz ähnlich hat übrigens Ahmad von Denffer bezüglich der Bedeutung des Wortes "Islam" argumentiert.

    Ich höre schon das Aufatmen vieler Geschwister: Ich hab's doch gewusst; unsere Religion sieht die Steinigung gar nicht vor. Es steht gar nichts davon im Qur'ân. Einmal den Qu'ân durchlesen, und schon ist man Faqîh?
    "Diejenigen unter euch, die die kühnsten Fatwas abgeben, sind auch im Feuer am kühnsten."

    Cok selam,
    W.

    Sendung auf SF vom 24.11.2010
    http://www.videoportal.sf.tv/video?id=144ca763-d439-40aa-a3f7-11597815818c



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 27.11.2010, 22:14


    Minarett vor dem Kopf
    http://bazonline.ch/schweiz/standard/Minarett-vor-dem-Kopf/story/22474703

    Saida Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschritttlichen Islam, ist ebenfalls besorgt. Aber aus anderen Gründen. Sie stellt fest, die Stimmung habe sich seit der Minarettabstimmung «aufgeheizt». Die Schweizer würden sich zwar vermehrt für den Islam interessieren. Wenige nur seien aber bereit, zuzuhören und zu differenzieren. «Diese hemmungslose Aggressivität habe ich vor der Abstimmung nicht erlebt. Das schürt Misstrauen und Unwohlsein bei den Muslimen.»

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Da hat sie endlich mal wirklich recht.
    Daher braucht es jede Stimme ... oder wird's sowieso immer schlimmer und schlimme'

    Keller-Messahli stellt auf beiden Seiten einen Mangel an Gelassenheit fest. Das habe man auch bei den Gesprächen gespürt, die Eveline Widmer-Schlumpf mit Muslimen führte. Die Muslime seien in der Defensive. «Sie reagieren viel schneller gereizt, sind politisierter und reagieren trotziger.» Bis Ende Jahr sollen die Gespräche wenigstens ein konkretes Resultat zeitigen: Die Muslime und der Bund wollen sich auf Grundsätze des Rechtsstaates einigen. Keller-Messahli dämpft aber die Erwartungen: «Es wird ein dickes Papier, aber es steht nichts Neues drin.»

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Nun - Muslime und der Bund wollen sich auf Grundzüge des Rechtsstaats einigen ... alleine DIESE Formulierung macht mich gereizt.
    Entweder benehmen sich Muslime - so wie alle anderen Staatsbürger auch, wenn sie nicht straffällig werden wollen oder sollen - 100% gemäß der Grundlage des Rechtsstaats - oder sie sollen mit dieser Formulierung eben ausgegrenzt, stigmatisiert werden. M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Keller-Messalih könnte wieder recht haben, wenn sie sagt - "dickes Papier - aber nix Neues".

    Ja warum dann ÜBERHAUPT ein Papier, Herrgott noch mal?

    Da ich nicht direkt in diese Gespräche mit einbezogen bin - kann ich HIER nur nochmals betonen.
    KEIN PAPIER
    KEINE SONDERBEHANDLUNG (weder als Rechte - noch als Verbindlichkeit, ausser im Rahmen allen Staatsbürgern zugänglichen oder zumutbaren, verhältnismäßigen Ausnahmeregelungen)sondern GESPRÄCHE (nicht Diskussionen), wie man unberechtigte Vorwürfe und begründete Defizite VERNÜNFTIG aus der Welt (sorry, der Schweiz) schaffen kann. So viel zur Schweizer Verarbeitung. Wie aber sieht das Image der Schweiz in den muslimischen Staaten aus? Die Minarett-Initiative habe keinen bleibenden Schaden angerichtet, meint Keller-Messahli. «Die Schweiz hat nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Der ist trotz der Minarett-Initiative absolut intakt.»

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Bin froh, dass sich die von mir schon vor 3 Jahren angemahnte Differenzierung der Wortwahl: "islamische Staaten" hin zu "muslimische Staaten" nun auf medialer (und ev. auch politischer) Ebene rumgesprochen und durchgesetzt hat.
    Denn was Muslime tun, muss noch LANGE nicht ISLAMISCH sein - gut, dass das endlich verstanden wurde.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 14.12.2010, 15:31


    11.12.2010 / Berlin/Brandenburg / Seite 13

    Der Hass kommt aus der Mitte der Gesellschaft
    Der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Wolfgang Benz warnt vor einer wachsenden Islamfeindschaft

    Der Historiker Wolfgang Benz leitet das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.
    Foto: ZfA

    ND: Auf ein islamisches Kulturzentrum wurde am Donnerstag in Berlin erneut ein Brandanschlag verübt. Zuvor wurde bereits an der Sehitlik- und an der Al Nur Moschee gezündelt. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den Taten und der Debatte über Muslime?

    Ja, natürlich sehe ich einen solchen Zusammenhang. Denn wenn in der Öffentlichkeit eine Debatte hochgekocht wird, in der sich Wortführer hasserfüllt gegenüber Muslimen äußern und mit schlichten Parolen Überfremdungsängste stimulieren, dann muss man nur noch abwarten, bis es soweit ist und bis der erste Brandsatz gegen eine islamische Einrichtung fliegt.

    Können wir von einer wachsenden Islamfeindschaft in der Mitte der Gesellschaft sprechen oder ist das ein Randproblem?

    Das ist bestimmt kein Randproblem. Das sieht man ja an den Verkaufszahlen und an der Akzeptanz des Buches des ehemaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin. Da ist ein Bedürfnis in der Mitte der Gesellschaft getroffen worden, das mit billigen Parolen bedient wird. Da wird Hass gesät und das sind die unmittelbaren Früchte.

    Sie haben in der Vergangenheit Islamophobie und Antisemitismus verglichen und wurden dafür stark kritisiert.

    Es gab von vielen seriösen Wissenschaftlern Zustimmung. Von unseriösen Menschen wurde ich hingegen mit einer Hass- und Schmutzkampagne überzogen. Kritik ist etwas anderes, Kritik meint Dialog, meint Diskussion.
    Ich bleibe aber bei diesem Vergleich. In beiden Fällen geht es darum, dass sich aus der Mehrheitsgesellschaft Hass gegen eine bestimmte Minderheit entwickelt. Im 19. Jahrhundert und auch im 20. Jahrhundert waren die Juden als Kollektiv das Objekt des Hasses. Die sogenannten Islamkritiker wollen jetzt ein Bild entwerfen, nachdem die Muslime weil sie Muslime sind, Bösewichte, unsere Feinde sind, die uns bedrohen. Es geht nicht um die Handlungen, um Charaktereigenschaften der Minderheit oder der Vertreter der Minderheit.

    Im späten 18. Jahrhundert begann die Talmud-Hetze. Das heißt, man hat Juden wegen des Talmud diffamiert. Derzeit steht Koran-Hetze von selbsternannten Experten in vollster Blüte.
    Sind das Nachwehen des 11. Septembers?

    Selbstverständlich.

    Andere machen die Wirtschaftskrise für das Feindbild Islam verantwortlich.

    Die Krise fördert Existenz- und Überfremdungsängste. Es braucht also einen Nährboden, das ist die ökonomische, die soziale Situation. Und man braucht einen Anlass, mit dem man die Gefährlichkeit der Minderheit darstellen kann, und das war der 11. September.

    Vor Kurzem wurde eine Studie veröffentlicht, die belegt dass Ressentiments gegenüber Muslimen in Deutschland im europäischen Vergleich weit oben rangieren. Haben Sie dafür eine Erklärung?

    Ich fürchte, Ressentiments sind hier tief verwurzelt. Das ist wirklich eine außerordentlich erstaunliche Tatsache, dass die sogenannte Islam-Kritik in diesem Lande so besonders rabiat und radikal tobt, als säße uns das Messer an der Kehle. In Frankreich und den Niederlanden ist man gelassener als bei uns. Das halte ich für ein sehr gefährliches Zeichen. Es ist auch ein Beleg dafür, dass wir uns, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, immer noch in einer Identitätskrise befinden. Denn immer, wenn es eine Identitätskrise gibt, schließt sich die Mehrheit zusammen und denunziert Minderheiten und macht die zu Sündenböcken.

    Gerade in Berlin gibt es viele Projekte, die Toleranz in der Gesellschaft stärken sollen. Was kann man noch tun?

    Man muss beharrlich weiterarbeiten, man muss Aufklärungsarbeit betreiben, die politische Bildung ist gefordert, die Schulen sind gefordert. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz und die Integrationsbeauftragten sind gefragt.

    Wir können nicht auf der einen Seite sagen, wir brauchen Ausländer bzw. Migranten, weil wir zu wenig Facharbeiter haben. Das ist ja im Augenblick wieder Gegenstand der Debatte. Und auf der anderen Seite werfen wir Migranten vor, ihr seid gefährlich, ihr seid alle Terroristen.

    Gegen diese Verallgemeinerung müssen wir kämpfen. Da spielen selbstverständlich auch die Medien eine große Rolle. Denn sie geben den Menschen, die von einer Islamisierung Europas reden, immer wieder eine Plattform.

    Fragen: Nissrine Messaoudi

    URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/186218.der-hass-kommt-aus-der-mitte-der-gesellschaft.html



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 06.01.2011, 09:54


    Auch der Islam ist eine Religion der Möglichkeiten
    Von Gudrun Krämer
    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2653357

    Der Beitrag ist die gekürzte und überarbeitete Version der Dankesrede von Gudrun Krämer zur Verleihung des Gerda-Henkel-Preises.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Kommentar: Gudrun Krämer fasst zusammen, was Muslime in den letzten Jahren an Selbstverständnis in deutscher Sprache entwickelt haben.

    Seit Thilo Sarrazins umstrittenen Thesen zum Thema „Migration“ steht der Islam in Deutschland unter Generalverdacht, eine zur Reform unfähige, sogar gefährliche Religion zu sein. Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer widerspricht entschieden.

    Die Beschäftigung mit dem Islam als Religion und Kultur und mit den durch den Islam in der einen oder anderen Weise „geprägten“ Gesellschaften wirft Fragen auf, die den Islamwissenschaftler grundsätzlich nicht zur Ruhe kommen lassen. Zumindest dann nicht, wenn er oder sie an ihrem Tun gelegentlich auch Zweifel hegt.

    FRAGE: Eine dieser Fragen betrifft das Transferproblem: die Übertragung des Ursprungszusammenhangs des Islam im frühen 7. Jahrhundert auf die jeweiligen Lebenszusammenhänge der Gläubigen heute. Dieses Problem teilt der Islam zwar mit den anderen monotheistischen Offenbarungsreligionen, allerdings trifft es auf ihn in zugespitzter Weise zu. Natürlich haben auch Juden und Christen ihre heiligen Schriften. Aber im Islam ist der Status des Koran doch ein besonderer: Er ist nach islamischer Lehre Wort für Wort Gottes Wort, in „klarer arabischer Sprache“ gehalten, von Menschen zwar niedergeschrieben, aber nicht von ihnen formuliert. Daraus folgt nun nicht, wie so häufig behauptet wird, dass der Koran nicht interpretiert werden könne oder dürfe.

    Das ist, mit Verlaub, manifester Unsinn: Jeder Text wird von seinen Rezipienten interpretiert, auch ein heiliger, und die Koran-Exegese zählt seit jeher zu den vornehmsten Feldern islamischer Wissenschaft.

    Muslime in der Moderne

    Die so genannte Prophetentradition (Sunna), die in einzelnen Berichten (Hadith) das Reden und Handeln des Propheten Muhammad übermittelt, verschärft das Transferproblem, denn Muhammad ist eine historische Gestalt, eingebettet in einen konkreten spätantiken arabischen Kontext. Wenn sein Reden und Handeln Muslimen auch in unserer eigenen Gegenwart als Rollenvorbild dienen soll, bedarf es erheblicher Anpassung. Anpassung entweder der Musliminnen und Muslime an das, was ihrer Überzeugung nach Muhammad in konkreten Situationen gesagt und getan hat. Oder Anpassung der Überlieferung an die Bedürfnisse und Erwartungen heutiger Musliminnen und Muslime. Ohne Interpretation geht weder das eine noch das andere.

    Wie soll man als Muslim in der Moderne leben? Ich nutze mit Bedacht das Wort „soll“, denn an dem „kann“ kann kein Zweifel bestehen. Die Frage steht nun schon seit mehr als einem Jahrhundert im Raum und hat ihre Aktualität, wie unsere eigene, bundesdeutsche Befindlichkeit zeigt, keineswegs verloren. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert beinhaltet islamische Reform immer auch die Auseinandersetzung mit dem Westen.

    Dass „der Westen“ hier als Chiffre für die technologisch und machtpolitisch überlegenen industriellen und postindustriellen Gesellschaften Europas und Nordamerikas steht, sei als bekannt vorausgesetzt. Dass islamische Reform auch den Islamismus hervorgebracht hat, in diesem aber nicht aufgeht, und dass Islamismus mehr ist als Jihad und Scharia und patriarchalische Unterdrückung, könnte an sich ebenfalls bekannt sein, ist es aber nicht, jedenfalls nicht allgemein.

    Tradition als Ressource

    Tatsächlich illustriert die islamische Reformbewegung einschließlich des politisch aktiven Islamismus geradezu mustergültig ein Phänomen, das unter dem Stichwort „Tradition als Ressource“ geführt wird. Ebenso mustergültig illustriert sie, was im Englischen so schön „entanglement“ heißt: ein Ineinander-verhakt-sein, „Verwicklung“, „Verwobenheit“ oder mit dem aktuellen Modewort „Verflechtung“. Die Beziehungsgeschichte, um die es hier geht, zählt nach meinem Empfinden zu den reizvollsten Feldern der Geschichts- und Kulturwissenschaft.

    Selbsthilfe und Gotteshilfe

    Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, am Beispiel einer der Gründerfiguren des modernen Islamismus – des ägyptischen Muslimbruders Hasan al-Banna (1906-49) – das komplizierte Zusammenspiel unterschiedlicher Bezüge zu studieren, die in seinen Entwurf des modernen Muslims einflossen. Den Hintergrund bildet die koloniale Situation in seiner Heimat Ägypten und weiten Teilen der islamischen Welt. Eine Lehrschrift für die Jugendorganisation der Muslimbrüder aus den späten 1930er-Jahren formuliert den Tugendkatalog, an dem sie sich orientieren sollten. Auffällig dabei war die Betonung der körperlichen und geistigen Disziplin und Selbstkontrolle nach dem Grundsatz des mens sana in corpore sano (ein gesunder Geist in einem gesunden Körper) und der Aufruf zum aktiven Einsatz für Nation und Gemeinschaft.

    Zur Begründung zitierte al-Banna den Koran, der an einer Stelle den Grundsatz des „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ andeutet. Er berief sich auf die frühen Muslime als Rollenvorbilder und verwies auf Leitideen und Praktiken des Sufismus, der islamischen Mystik, in der er selbst groß geworden war. Sufismus und Islamismus gelten weithin als unversöhnliches Gegensatzpaar. Das ist nicht ganz falsch, übersieht aber den Einfluss des Sufismus auf wichtige Varianten des Reformislam.

    Was allerdings ebenso auffällt wie die islamischen Bezüge, die al-Banna benennt, sind jene, die er nicht nennt, aber eindeutig aufgenommen hat. An erster Stelle stehen hier die angelsächsischen Vertreter des „Hilf dir selbst“ und der moralischen Vervollkommnungsbestrebungen. Sie wurden teils in arabischer Übersetzung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert nicht nur in christlichen Missionsschulen gelesen, vielmehr auch in muslimischen Kreisen. Ihren praktischen Niederschlag fanden sie auf dem Feld von Bildung und Erziehung (einschließlich Mädchenbildung), sozialer Fürsorge und zivilgesellschaftlichem Engagement, die gerade die islamischen Reformer nicht nur propagierten, sondern auch praktizierten.

    Die Verknüpfung unterschiedlicher Bezüge bei der Schaffung erkennbar moderner und zugleich als authentisch islamisch dargestellter Lebensentwürfe und Gesellschaftsmodelle muss jeden fesseln, der sich für die Beziehung zwischen religiös fundierten Werthaltungen, individueller Lebensführung, sozial vermittelten Einstellungen und gesellschaftlicher Ordnung interessiert.

    Gewechselt haben mit den gewandelten globalen Machtverhältnissen auch die Referenzen: An die Stelle der britischen Fürsprecher eines moralischen Verbesserungsstrebens sind vielfach amerikanische Propagandisten des Selbst-Managements getreten. Zu den interessantesten Themen gehören heute die Konzeptionen veränderter Gender-Rollen bis hin zu einem islamischen Feminismus oder auch einer Propagierung von Effizienz, von Leistung und Glücklichsein durch betont jugendlich auftretende islamische Prediger und Lebensberater.

    Das alles ist nicht Aufklärung. Islamische Reform bedeutet nur in seltenen Ausnahmen die radikale Infragestellung der Tradition samt einer historisch-kritischen Lektüre des Koran. Unterhalb dieser Schwelle aber eröffnet sie Perspektiven, als praktizierender, gläubiger Muslim in der Moderne nicht nur zu leben, sondern an ihr aktiv teilzunehmen, die zu beachten sich lohnt: Selbstbindung und Aktivierung, Disziplinierung und Individualisierung stehen oft genug in einem irritierenden Spannungsverhältnis nebeneinander.

    Das Engagement von Frauen in islamischen, ja selbst in islamistischen Vereinigungen verdeutlicht die Dynamik, die dabei entsteht. Sie kann emanzipierend wirken, muss es aber nicht unbedingt. Dieser Punkt ist beim Umgang mit dem Islam und den Muslimen so wichtig: Die islamische Tradition bietet wie jede andere Tradition ein Reservoir der unterschiedlichsten Möglichkeiten.

    Das ist kein Plädoyer für Apologetik und Schönfärberei. Eine kritische Betrachtung kann die Unduldsamkeit, nicht selten auch Gewalt gegenüber Andersdenkenden und Andersgläubigen nicht ausblenden, die an unterschiedlichen Orten im Namen des Islam legitimiert und geübt wird. Aber anders als radikale Islamisten und ebenso radikale Islamkritiker, die beide den Islam als unwandelbare und homogene Größe definieren, versteht sie diese Phänomene nicht als einzig mögliche Form, den Koran zu lesen und den Islam zu leben. Ebenso wenig tut sie andere Kräfte und Erscheinungen nicht als sekundär und irrelevant ab.

    Je länger man sich mit den aktuellen Debatten befasst, desto weniger fällt einem noch auf, wie schwer und lastend die Rede über den Islam geworden ist. Alles Leichte, Spielerische, Uneindeutige scheint sich zu verflüchtigen. Alles wird – und das spiegelt vielleicht eine spezifisch deutsche Form der öffentlichen Rede wider – zu einem Problem.

    Mit leichtem Herzen

    Auch das ist wiederum ein Problem, denn „leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen. Die nicht so sind, die straft das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht.“

    Es ist Hugo von Hofmannsthal, der „seine“ Feldmarschallin aus dem „Rosenkavalier“ so leicht und so fromm sein lässt. Kein muslimischer Autor, gewiss, und doch ließen sich aus der muslimischen Tradition mehr als genügend Beispiele finden, die für das Leichte, Spielerische, Uneindeutige stehen, das gleichfalls zum kulturellen Erbe der islamisch geprägten Gesellschaften zählt.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 11.01.2011, 22:52


    Minarett-Abstimmung und muslimisches Selbstverständnis

    Von Abdelhafidh Abdeleli, swissinfo.ch
    -------------------------------------------------------------------------------
    http://www.swissinfo.ch/ger/Specials/Die_Schweiz_und_die_Muslime/Im_Fokus/Minarett-Abstimmung_und_muslimisches_Selbstverstaendnis.html?cid=29204716

    Nach der Abstimmung über das Minarett-Verbot hat die Schweizer Regierung den Dialog mit der muslimischen Gemeinschaft verstärkt. swissinfo.ch hat die Islam-Wissenschaftlerin Amira Hafner-Al-Jabaji gefragt, was sich seit dem 29. November 2009 verändert hat.

    Hafner-Al-Jabaji, eine Schweizerin mit irakischen Wurzeln, ist am Dialog mit der Regierung beteiligt. Sie ist Präsidentin des Interreligiösen Think-Tanks, eines institutionell unabhängigen Zusammenschlusses von Frauen, dessen Ziel es ist, Religionsfreiheit zu schützen, religiösen Frieden zu fördern und Fundamentalismus jeglicher Art vorzubeugen.

    Im Gespräch mit swissinfo.ch erklärte Hafner-Al-Jabaji, die umstrittene Abstimmung habe den schon zuvor existierenden Bedarf für einen Dialog zwischen den Schweizer Behörden und der muslimischen Gemeinschaft akzentuiert.

    Einer der positiven Aspekte ein Jahr danach sei, dass sich die Gespräche von Sicherheitsfragen weg bewegt hätten zu Fragen über Integration und Partizipation der Muslime in der Schweizer Gesellschaft.

    swissinfo.ch.: Nach der Abstimmung zum Verbot von Minaretten hat die Schweizer Regierung den Dialog mit der muslimischen Gemeinschaft verstärkt. Welche Resultate sehen Sie nach einem Jahr?
    Amira Hafner-Al-Jabaji: Von muslimischer Seite her konnten wir klar machen, welche Themen uns beschäftigen, wo unsere Prioritäten liegen und was wir unter einem nachhaltig wirksamen Dialog verstehen. Es gibt viele verschiedene muslimische Organisationen, Themen und Prioritäten. Und bisher gab es keine wirklich nachhaltig wirkende Versammlung oder Gruppe, M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ich denke, dass hier mit "Gruppen" in erster Linie die Behörden gemeint sind. Die Muslime, verschiedene muslimische Gruppen waren, wenn auch nicht optimal koordiniert und untereinander organisiert, stets bereit, weiter zu arbeiten, Probleme zu lösen, etc. ... die bereit war, daran zu bleiben, weiter zu arbeiten, Probleme zu lösen, Projekte durchzuziehen usw.
    Der Dialog mit der Regierung hat dazu geführt, dass wir auch ein gemeinsames Verständnis unter uns Muslimen suchen und fördern müssen. Der innermuslimische Dialog ist für uns ebenfalls ein sehr wichtiger Schritt. M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Es ist leider soziologische Tatsache, dass der in einer best. Gemeinschaft organisierte Mensch, der eigentlich eine "beste Gemeinschaft" bilden sollte, diese Aufgabe sträflichst in der Umsetzung vernachlässigt und erst bei einsetzendem Druck von aussen, sich wieder auf diese erste Aufgabe besinnt ...

    swissinfo.ch: Können die Schweizer Muslime und Musliminnen diesen Dialog untereinander auch ohne Beteiligung der Regierung weiterführen?
    A.H-A-J.: Man muss sich klar sein, dass es zwei hauptsächliche Prioritäten gibt: Einerseits den Dialog mit der Regierung, denn es gibt nach der Minarett-Abstimmung Probleme, juristische Probleme, in der Gesellschaft.
    Andererseits müssen wir Muslime selber daran arbeiten, das Bild der Muslime, das Bild des Islam zu ändern. Muslime müssen aktiv werden, herausfinden, wie sie auf positive und konstruktive Weise kooperieren, sich integrieren und vermehrt an der Gesellschaft partizipieren können. Eine Aktivität macht die andere noch nicht unnötig. Wir müssen uns in beide Richtungen bewegen...
    Bisher war es immer so, dass die Schweizer Gesellschaft, die Schweizer oder kantonalen Regierungen die Agenda festlegten und die Muslime folgen mussten. Ich hoffe, in Zukunft werden Muslime öfter selber ihre Anliegen einbringen können.
    Um auf die Frage zurückzukommen, siehe die "soziologische" Erklärung oben.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Und, ohne Amira zu widersprechen, möchte ich im Minimalstil ergänzen, dass Muslime nicht nur ihre Anliegen öfter einbringen sollen, sondern - wie der Fragesteller impliziert - ihre Anliegen EIGENSTÄNDIG zu verwalten und zu organisieren.

    swissinfo.ch: Muslime in der Schweiz haben in verschiedenen Bereichen Probleme, bei der Arbeit, der beruflichen Ausbildung und anderem mehr. Wurde bei den Gesprächen mit der Regierung auch diskutiert, wie man diese Probleme angehen könnte?
    A.H-A-J.: Die Regierung hat verschiedene Bereiche definiert, in denen sie aktiv werden muss, und wir sprachen auch darüber, wie wir in diesen Bereichen aktiv werden können. Ein Bereich ist der Arbeitsmarkt und wie Muslime dafür besser ausgerüstet werden können. Ein weiterer Bereich dreht sich um die Frage, wie man mit den Medien umgehen soll. Und ein dritter Bereich ist das Thema Gesundheit.
    Jetzt müssen wir uns damit befassen, welche Projekte wir als Muslime, ohne Hilfe der Regierung, fördern können. Was den innermuslimischen Dialog angeht, würde ich sagen, dass wir noch ganz am Anfang stehen. Aber der Anfang ist immer der wichtigste Schritt. Und wir wollen wirklich Aktivitäten in der Gesellschaft M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: ich nehme an, hier ist die muslimische Gesellschaft in erster Linie gemeint. Positive Entwicklungen in der Schweizer Gesellschaft anzustossen, ist erst möglich, wenn die muslimische Gemeinschaft in der Lage ist, diese Änderungen nicht nur anzustossen, sondern nach dem ANSTOSS auch im "FELD" und in der eigenen Mannschaft, weiterzuspielen, um diesen spielerischen Vergleich zu verwenden: anstossen.
    Ich möchte dabei aber betonen, dass wir das nicht als Muslime für Muslime tun, sondern weil wir uns in erster Linie als Bürger und Bürgerinnen der Schweiz verstehen. Wir tun dies im Interesse der Gesellschaft als Ganzes. M.M.Hael hat folgendes geschrieben: Selbstverständlich! Doch, wie gesagt, das kann erst gelingen, wenn man selbst die faktische Herr/Frauschaft über die Projekte hält und im Rahmen der Spielregelen ein faires Spiel, zur Freude der FANS beider Mannschaften abliefert ... der Sport gibt einfach ein schönes metaphorisches Beispiel :wink:

    swissinfo.ch.: Was die Integration angeht, hat der Dialog dazu beigetragen, eine Übereinstimmung zum Konzept der Integration zu finden?
    A.H-A-J.: Auf Seite der Regierung geht es bei der Integration vor allem um die Sprache, und darum, für den Arbeitsmarkt gerüstet zu sein. Meiner Ansicht nach herrscht aber in der Schweizer Gesellschaft eine andere Ansicht vor, was integriert sein bedeutet, ein Bild, das sich stark vom rechtlichen Denken unterscheidet. Und diesen Graben gilt es zu überwinden.
    Integration kann nicht bedeuten, dass Muslime oder irgendwelche andere Gruppen sich assimilieren, ihren Glauben und ihre Lebensart aufgeben müssen. Ich denke, es ist uns gelungen, klar zu machen, dass wir damit, was in der hiesigen Gesellschaft allgemein als Integration verstanden wird, Schwierigkeiten haben. M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Das alte, leidige Problem, Assimilierung und Integration nicht auseinander halten zu wollen.
    Integriert wird VERSCHIEDENES in ein GEMEINSAMES Ganzes.
    Die Assimilierung duldet kein Verschiedenes und erachtet auf königlich-kaiserliche absolutistische Weise, sich selbst, als das EINZIG bewundernswert Akzeptable :roll: Komisch, dass die Schweizer nach der Habsburgererfahrung, die nun selbst nachspielen ... "Stockholmsyndrom" :? "Willi schau oba" ... damit meine ich aber nicht Kaiser Wilhelm, sondern den TELL :wink:

    swissinfo.ch.: Einige Frauen können wegen ihrem Kopftuch keiner Arbeit nachgehen, und die Regierung kann nichts tun, um hier zu helfen. Ist es eine Möglichkeit, Partner aus der Wirtschaft zur Teilnahme an diesem Dialog einzuladen?
    A.H-A-J.: Ja, absolut. Es ist aber auch nicht einfach allgemein so, dass Frauen, die ein Kopftuch tragen, nicht arbeiten können. Ich denke, die Regierung ist bereit, in diesem Bereich eine Vorbildrolle zu spielen. M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Da warten wir gespannt auf die Erfüllung dieser Erwartung ... Auch andere grosse Arbeitgeber in der Schweiz sind sich bewusst, dass ein Kopftuch zum Beispiel in einem Labor oder bei anderen Arbeiten kein Problem darstellt. Es geht mehr um den öffentlichen Bereich.
    Wir müssen das Bewusstsein dafür erhöhen, dass es kein Problem ist, wenn eine Frau in der Öffentlichkeit ein Kopftuch trägt. Das ist der nächste Schritt. Wir müssen den Menschen klar machen, dass die Kopftuch-Frage in einer Gesellschaft, die Bildung und wirtschaftliche Fitness propagiert, kein Thema sein sollte.

    swissinfo.ch.: Generell haben auch Medien in den vergangenen Jahren bei der Stigmatisierung der Muslime eine Rolle gespielt. Was kann die Regierung tun, um diese Situation zu ändern?
    A.H-A-J.: Die Pressefreiheit ist einer der Pfeiler der Demokratie M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: und Rechtsstaatlichkeit! . Und natürlich kann die Regierung nur sehr beschränkt eine Wirkung auf die Medien oder deren Inhalt haben. Was sie aber tun kann und wozu sie bereit ist, sind Bemühungen, unter Medienschaffenden das Bewusstsein für diese Fragen zu schärfen.
    Eine nationale Studie zeigte jüngst, dass Medienschaffende nur ungenügende Religionskenntnisse haben, vor allem was den Islam angeht. Es braucht also neue Schritte bei der Ausbildung von Journalisten in dem Bereich und dabei, wie sie über Themen berichten, die den Islam angehen. M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Nun, ich habe persönlich selbst an entsprechenden Medienkursen der ZHAW teilgenommen. Die Professoren leisten sehr gute Arbeit - doch die spätere Arbeit ihrer Absolventen, hängt in der momentanen Lage eher weniger von der Güte ihrer Ausbildung, denn von der allgemeinen politischen Lage ab ...
    Aber auch wir Muslime müssen uns vermehrt mit den Medien befassen als bisher. Wir müssen für Präsenz in den Medien sorgen, aktiv werden, uns einbringen und die realen Probleme bezeichnen.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Auch hier möchte ich eine gewisse Relativität nicht ausser Acht gesehen haben. Als 5% Minderheit kann man nicht von uns verlangen 20 x mehr und bessere Medienarbeit zu leisten, wie dies von und über die Mehrheitsgesellschaft erfolgt.
    Der Anteil der Muslime an der Öffentlichkeitsarbeit ist also eher, für POSITIVE SCHLAGZEILEN zu sorgen, als ein hippes "Islamisches Blatt" herauszugeben ... wenn auch ein solches zu erstellen, eine schöne und wichtige Arbeit wäre und ist ...
    Meiner Meinung geht es daher selbst bei der Medienarbeit der Muslime nicht darum, "die realen Probleme zu bezeichnen", sondern sie real und "medienattraktiv" zu lösen :idea:

    swissinfo.ch.: Abschliessend: Sind sie optimistisch, was den weiteren Dialog angeht?
    A.H-A-J.: Ich bin absolut optimistisch, denn ich sehe, dass unter den Muslimen, die an diesem Dialog teilnehmen, ein breites gegenseitiges Verständnis herrscht. Und das hilft uns, deutlich zu machen, wo unsere Prioritäten liegen.
    Zitat: ALHAMDULILLAH :D

    Abdelhafidh Abdeleli, swissinfo.ch
    (Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch) Zitat:



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 13.01.2011, 21:58


    STELLUNGNAHME MUSLIMSICHER VEREINE in der SCHWEIZ

    Guten Tag

    Hier gerne nochmals. Die Anfrage war an VIOZ gerichtet, kann aber natürlich auch aus Sicht der GSIW beantwortet werden.


    Die nächste Ausgabe der Zeitung “reformiert.”, die in den Kantonen Aargau, Bern, Graubünden und Zürich erscheint, geht unter anderem auf den Anschlag auf die koptische Kirche in Ägypten ein.

    Gerne möchten wir auch VIOZ um eine Stellungnahme zu den Fragen bitten, die Sie unten finden. Sämtliche verwendeten Aussagen werde ich Ihnen noch zum Gegenlesen schicken. Ich wäre einfach darauf angewiesen, dass Sie sich bis spätestens Freitag, 16 Uhr, entweder telefonisch oder per Mail zurückmelden. Sie erreichen mich morgen Donnerstag zwischen 9.15 und 10.30 Uhr unter 079 ... oder Freitag zwischen 9 und 17.30 Uhr auf 056 ... Es geht um folgendes:

    Ausgangslage:
    In Holland haben nach dem Anschlag auf die koptische Kirche die muslimischen Verbände “Nederlandse Moslim Raad”, “Raad Marokkanse Moskeen” und “Federale Islamistische Organisaties” den Terroranschlag öffentlich verurteilt und der koptischen Gemeinschaft in Holland angeboten, gewisse Einrichtungen in einem Akt der Solidarität zu bewachen. Auch riefen Sie andere Muslimische Organisationen dazu auf, sich öffentlich gegen den Anschlag auszusprechen. Dies, weil terroristische Organisationen wie al-Qaida argumentieren, im Namen des Islam zu handeln und so einen Schatten auf all jene werfen, die den Glauben nicht für kriegerische Akte instrumentalisieren. Auch in Deutschland zeigte man Solidarität: So nahm der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, am orthodoxen Weihnachtsgottesdienst der koptischen Gemeinde in Düsseldorf teil.
    Hat VIOZ in dieser Sache ebenfalls etwas unternommen, eine Stellungnahme veröffentlicht oder intern diskutiert, ob man etwas machen muss?
    VIOZ & GSIW hat folgendes geschrieben:
    Sehen Sie hier: http://www.vioz.ch/ die Verlautbarung auf der VIOZ homepage vom 1.1.2011.

    GSIW hat schon letztes Jahr dazu Stellung genommen, siehe hier: http://www.gsiw.ch/Beileid.pdf und hier: http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-220.html#1325 und ein Beileidsschreiben an die Koptische Gemeinde geschickt und dies im Rahmen einer Presseveröffentlichung bekannt gemacht.
    Von den Medien wurde dies aber letztes Jahr nicht aufgegriffen, auch gab es keine Antwort von der Koptischen Gemeinschaft siehe hier: http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-208.html#992 - allerdings entsprechende "Nachfragen" aus dem "Publikum".

    GSIW hat diesesmal, die Regel wieder befolgend - dazu keine Stellungnahme mehr abgegeben - die Einstellung in Bezug auf diese unmenschlichen, grauenhaften Taten, welche den Islam zur böswilligen, fratzenhaften Karikatur wahrhafter Religion verkommen lassen - hat sich allerdings nicht geändert.

    In der franz. Schweiz wird es eine Demonstration geben - (siehe hier: http://dl.dropbox.com/u/12921313/Vioz/11%2001%2005%20Appel%20%C3%A0%20manifester%20Pdf.pdf?dl=1 . Solch eine Maßnahme wurde auch für die Deutsch Schweiz besprochen - noch gab es keine positive Entscheidung darüber.
    Der Hauptgrund: Vorkommnisse im Ausland, seien dies solche gegen Muslime (z.B. Irak, usw.) oder gegen Andersgläubige (z.B. Ägypten, usw.) sollen keine primären Anlässe für die Muslime sein, in der Schweiz "auf die Strasse" zu gehen ... weder um sich für Dinge zu rechtfertigen, mit welchen Muslime in der Schweiz nichts zu tun haben, noch um sich über Gebühr in politische Angelegenheiten einzumischen, die sie nicht zu beeinflussen vermögen.
    (Ausnahmen kann es allerdings von Fall zu Fall geben.)

    Wenn ja: Bitte mailen Sie mir doch diese Stellungnahme/das Schreiben,
    VIOZ & GSIW hat folgendes geschrieben: siehe oben
    und beschreiben Sie mir, welche Diskussionen stattgefunden haben.
    VIOZ & GSIW hat folgendes geschrieben: siehe oben
    Wenn nein: Warum war dies kein Thema?

    Ist es aus Sicht von VIOZ notwendig, dass muslimische Organisationen Stellung zu solchen Anschlägen beziehen oder nicht?
    VIOZ & GSIW hat folgendes geschrieben: siehe oben

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Möchte Sie bitten, uns Ihren Artikel (wenigstens jene Stellen, welche durch unseren Beitrag entstanden sind) vor der Veröffentlichung zur Freigabe zuzustellen. Die Erfahrungen mit den Schweizer Medien, lassen uns keine andere Wahl.

    Sehr geehrter Herr Hanel

    Besten Dank für die Antworten. Nur noch eine Frage: Sehe ich das richtig, dass die Pressemitteilung zu den Anschlägen auf koptische Gemeinden damals an die Basler Zeitung ging? Das entnehme ich Ihrem Briefwechsel unter http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-208.html#992. Oder wurde sie auch an andere Medien verschickt? Das wäre dann alles.

    Freundliche Grüsse
    A.H.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrte Frau H.

    Ich forwarde Ihnen die Originalmail, die ich, wie ich gerade gesehen habe, nicht nur für GSIW, sondern offenbar auch für VIOZ an die Zeitungen geschickt habe - http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-208.html#992 und die eben völlig ignoriert wurde.

    mfG
    M. Muhammad Hanel

    Guten Abend Herr Hanel

    Ich möchte Ihnen mitteilen, dass wir nach meinen Recherchen beschlossen haben, doch keinen Artikel zum diesem Thema zu schreiben, da es keinen Sinn macht. Nun hoffe ich, dass ich Ihnen nicht zuviel von Ihrer Zeit geraubt habe, und ich danke Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft. Gerne werden wir wieder bei einem anderen Thema auf Sie zukommen.
    Würden Sie meine Redaktionsadresse bitte auf Ihren Medienverteiler nehmen?

    Ich entschuldige mich nochmals in aller Form für die Umstände.

    Freundliche Grüsse
    A.H.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ein sehr angenehmes Telefonat mit Frau H. ergab, dass für einen ordentlichen Bericht zum Thema, momentan und kurzfristig nicht genug Platz in der nächsten Ausgabe zu Verfügung steht ... isA ein andermal.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 17.01.2011, 00:12


    Fragen an die VIOZ
    zur Masterarbeit:
    „Muslim-spezifische Integrationspolitik in den Städten Zürich, Basel und Bern?“
    Lukas Schoch, Orientalisches Seminar der Universität Basel

    (1) Wie sieht der Kontakt mit der Integrationsförderung Zürich aus? VIOZ hat folgendes geschrieben: Wir haben regelmässigen, guten Kontakt zur Integrationsförderung der Stadt Zürich. Über das ZFR (Zürcher Forum der Religionen) halten wir regelmässig Sitzungen (sowohl die VIOZ als auch die Integrationsförderung haben Delegierte im ZFR).
    Falls nötig, haben wir auch ad-hoc Kontakte.
    (2) Wäre eine Muslim-spezifische Integrationspolitik wichtig?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Die Integrationspolitik sollte auch die Eigenheiten der Muslime mitberücksichtigen aber eine muslim-spezifische Integrationspolitik wäre nicht sehr angebracht. Die meisten Probleme der eingewanderten Muslime sind allgemeine „Integrationsprobleme“. Genauso sollten auch die spezifischen Bedürfnisse der eingewanderten orthodoxen Christen, Hinduisten, Sikhs und Buddhisten mitberücksichtigt werden. Die schweizerische Bevölkerung muss endlich einsehen, dass wir eine multireligiöse Gesellschaft haben, sowohl die Einheimischen als auch die Eingewanderten.
    Andere Probleme der Muslime (z.B. Grabfelder für die Muslime) sind keine „integrations-relevanten“ Probleme. Diese gelten auch für die gebürtigen Schweizer (z.B. Konvertiten).
    (3) Welche Integrationsmassnahmen werden in Zürich speziell für Muslime getroffen?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Zwei Aktivitäten möchte ich hier hervorheben, welche sowohl der muslimischen Minderheit als auch der Mehrheitsgesellschaft positive Signale senden.
    Jährlich werden die Imame und Leitungspersonen der islamischen Organisationen nach dem Fastenmonat Ramadan zu einem Empfang im Stadthaus eingeladen. Direkter Kontakt zum Stadtrat und zur Integrationsförderung, der Gedankenaustausch und die Erläuterung der wichtigsten Anliegen helfen uns, sowohl dem Staat, als auch den Muslimen.
    Während des Fastenmonats laden die islamischen Organisationen den Stadtrat und die verantwortlichen der Integrationsförderung zum Abendessen ein. Die Teilnahme an diesem Essen und die Gespräche werden sehr geschätzt.
    (4) Reichen diese Massnahmen Ihrer Meinung nach aus? Wird genügend unternommen?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Wir haben grundsätzliche Probleme in der Schweiz, welche gegen die Integration der Muslime wirken: Islamfeindliche Medienpräsenz und Angriffskampagnen der rechtspopulistischen Partei SVP gegen den Islam und Muslime. Gegen diese Probleme kann aber die Stadt Zürich auch nicht viel unternehmen.
    (5) Was könnte zusätzlich noch unternommen werden?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Viele private Unternehmen haben Angst von den negativen Kundenreaktionen und deswegen stellen sie keine Kopftuchträgerinnen ein. Die Verwaltung könnte einiges tun, was wieder positive Signale in die Gesellschaft sendet. Zum Beispiel: Anstellung von Musliminnen mit Kopftuch (die Qualifikation vorausgesetzt). Dadurch hätte die Bevölkerung die Chance, diese Musliminnen am Schalter oder anderswo zu erleben und ihre Einstellung gegen Kopftuchträgerinnen zu ändern. Danach könnte die Privatwirtschaft auch leichter solche Musliminnen anstellen (Kopftuchträgerinnen bekommen keine Lehrstellen oder Arbeitsstellen!). Dies würde einen grossen Beitrag zur Integration leisten.
    (6) Was können Sie als Dachverband unternehmen, um die Integration der Muslime zu verbessern?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Nach unseren Möglichkeiten organisieren wir unterschiedlichste Aktivitäten, z.B. interreligiöse Veranstaltungen, TOM (Tag der offenen Moscheen), wir empfehlen Musliminnen und Muslimen, sich in den lokalen Vereinen ihrer Gemeinden zu engagieren (Sportvereine, Frauenvereine,…), wir versuchen den Religionsunterricht in den Moscheen auf Deutsch einzuführen und die Predigte in den Moscheen auf Deutsch zu halten, Veranstaltungen mit den Parteien, Referate mit der Polizei (Brückenbauer Projekt), usw.
    (7) In den Medien und in der Öffentlichkeit werden den Muslimen immer wieder verstärkte Desintegration und Integrationsunwilligkeit vorgeworfen. Wie beurteilen Sie diesen Vorwurf?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Dieser Vorwurf ist ganz und gar ungerechtfertigt. Die Musliminnen und Muslime sind zum grössten Teil sehr gut integriert (was aber nicht heisst, dass kein Verbesserungspotential vorhanden ist). Eine Muslimin, die in Zürich geboren und aufgewachsen ist, perfekt „Züri-Dütsch“ spricht, eine gute Ausbildung hat, ist nicht deshalb desintegriert, weil sie halt ein Kopftuch trägt (in vielen Gemeinden wird dies als Grund zur Ablehnung der Einbürgerung vorgebracht).
    ( 8 ) Denken Sie, dass es Muslime gibt, die vermehrt Mühe haben, sich zu integrieren? Oder gewisse Gruppen von Muslimen? Z.B. abhängig von sozialem Status (Bildung/Einkommen), Alter, Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religiosität?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Die Integrationsfähigkeit der Musliminnen und Muslime hängt natürlich von all diesen Parametern ab. Wenn die Menschen Mühe haben, sich schnell zu integrieren (fehlende Sprachkenntnisse, niedriger Bildungsstand), werden sie dennoch die Integration vollziehen können, wenn sie gut genug betreuet werden und genügend Zeit und Chancen haben. Mit der zweiten und dritten Generation löst sich dieses Problem wahrscheinlich allerdings von selbst.
    (9) Wie und wo können sich diese Integrationsschwierigkeiten konkret zeigen?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Integrationsschwierigkeiten zeigen sich oft als Kommunikationsprobleme der Eltern mit der Lehrkörperschaft der Kinder, mit der Gemeindeverwaltung, mit den Nachbarn. Solche Probleme sind auch bei der Wohnungs- und Stellensuche festzustellen.
    (10) Was wünschen sich Muslime in Zürich von der Aufnahmegesellschaft (Bevölkerung in Zürich), um besser integriert zu sein und sich auch besser integriert zu fühlen?
    VIOZ hat folgendes geschrieben: Die Aufnahmegesellschaft sollte den Willen haben, die muslimische Minderheit zu integrieren (nicht zu assimilieren), indem sie diese einfach als Menschen mit anderem Glauben, dem Islam, respektieren, ihnen gestatten, dass sie ihre religiösen Bedürfnisse im Rahmen der garantierten Religionsfreiheit befriedigen, bzw. ihnen diesbezüglich keine Verbote auferlegen und Diskriminierungen unterlassen.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 18.01.2011, 20:08


    Keine Gelder mehr, bei Christen-Morden?
    http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/25226820

    Farhad AFSHAR:
    «Ich bedaure es, dass Darbellay seine politische Position missbraucht und über religiöse Minderheiten herzieht», so Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen. Die Aktion zeuge von «mangelnder Kenntnis über den Islam» und heize die islamophobe Stimmung in der Schweiz weiter an. Entsprechenden Ländern die Ent-wicklungshilfe zu streichen, findet Afshar «unmenschlich»: «Wenn wir Entwicklungshilfe an Bedingungen knüpfen, schaden wir den Ärmsten der Welt.»



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 07.02.2011, 11:28


    Mit rationalen Argumenten gegen die Islamfeindlichkeit
    Interview mit Gudrun Krämer

    Die renommierte Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer nimmt über die Grenzen ihres Fachs hinaus an den öffentlichen Islam-Debatten teil. Für ihre Arbeit wurde sie 2010 mit dem Internationalen Forschungspreis der Gerda Henkel Stiftung ausgezeichnet. Nader Alsarras sprach mit ihr am Rande einer Veranstaltung in Berlin.

    Prof. Krämer, über den Islam in Deutschland zu sprechen heißt meistens, und vor allem nach dem Buch von Thilo Sarrazin, über ein 'Problem' zu sprechen. Woran krankt Ihrer Meinung nach der Diskurs, wenn es um den Islam und Muslime in Deutschland geht?

    Gudrun Krämer: Sie sprechen das "Problem mit dem Problem" völlig zu Recht an. Die Wahrnehmung ist in erster Linie durch Problemfelder gekennzeichnet. Man könnte darüber sprechen, welche Künstler muslimischen Glaubens die deutsche Kunstszene bereichern. Man könnte über Unternehmerinnen und Unternehmer sprechen, die – ob nun betont oder nicht - Muslime sind und die deutsche Unternehmerszene dynamisieren. Man könnte über deutsche Staatsanwälte, Lehrer, Professorinnen muslimischen Glaubens sprechen, und deren Beitrag zur deutschen Wissenschaft und Kultur herausstellen. Das wird aber offenkundig nicht als spannend genug empfunden.

    Stattdessen geht es immer und immer wieder um dieselben Probleme, die sich letztlich auf ein Thema reduzieren lassen, nämlich das der Gewalt: Gewalt in der Familie, gegenüber Andersdenkende und Andersgläubige, sowohl in Deutschland und in den westlichen Gesellschaften als auch in der islamischen Welt.

    Dem kann man schon entgegentreten. Und ich denke, es gibt eine Strategie, die von Muslimen wie von Nichtmuslimen getragen werden muss. Sie sollte das Normale, das Nicht-Gewalttätige, sichtbar machen und zwar, ohne besonders zu betonen: "Schaut her, sie sind nicht gewalttätig", sondern in einer Form, die das muslimische Leben in Deutschland als Selbstverständlichkeit und damit als Normalität deutlich macht. Das ist nicht unbedingt schlagzeilenträchtig, aber es wäre aus meiner Sicht eine wirksame Strategie.

    WEITERLESEN:
    http://de.qantara.de/webcom/show_article.php?wc_c=469&wc_id=1316



    Re: INTERVIEWS

    Anonymous - 10.02.2011, 13:00


    MiGAZIN - http://www.migazin.de -

    “Wir stehen wieder bei null”

    Jeder dritte Deutschtürke mit Uniabschluss sieht seine Zukunft in der Türkei. Selbst die Schriftstellerin Hatice Akyün steht kurz vor dem Absprung. Gibt es ein Deutschland nach Sarrazin? Warum wird einem die Heimat plötzlich fremd? Und ab wann darf man resignieren? Ein Interview.

    MiGAZIN: Frau Akyün, man hört, Sie wollten auswandern. Das ist nicht Ihr Ernst, oder?
    Hatice Akyün: Meine Entscheidung habe ich noch nicht endgültig getroffen, aber es sind nicht mehr bloß Gedankenspiele. Ich mache mir ganz konkret Gedanken darüber.

    MiG: Warum?
    Akyün: Weil ich mich frage, ob es nicht woanders schöner ist. Die derzeitige Stimmung in diesem Land macht mir Angst. Ich habe eine Tochter, die wird jetzt vier. Ich möchte, dass sie in einem Land aufwächst, in dem sie akzeptiert ist. Ich möchte nicht, dass meine Tochter irgendwann aus der Schule nach Hause kommt und erzählt: Mama, die sagen, ich bin dumm, weil ich Türkin bin. Ich will nicht, dass sie das Gefühl bekommt, nicht zu diesem Land zu gehören.

    MiG: Kaum ein anderer deutscher Autor Ihrer Generation schreibt mit so viel Liebe über sein Land wie Sie. Woher kommt dieser plötzliche Bruch?
    Akyün: Weil man mir verbal ständig ins Gesicht schlägt. Jeden Tag. Wenn ich die Zeitung aufschlage oder den Fernseher anschalte, muss ich mir von irgendwelchen Politikern und Pseudowissenschaftlern anhören, warum Menschen wie ich nicht hierher gehören. Und da soll ich sagen: Hey, das ist doch mein geliebtes Land! Wissen Sie, was mir am meisten Sorgen macht? Dass es schon wieder ganz normal ist, von „Ausländern“ zu sprechen. Neulich wurde ich in einem Radiointerview vom Moderator als Ausländerin bezeichnet. Und das war gar keine Boshaftigkeit. Wir sind einfach mal 30 Jahre zurückgegangen.

    :
    :

    MiG: Aber wenn Leute wie Sie abwandern, macht das die Sache auch nicht besser.
    Akyün: Es ist auch keine leichte Entscheidung. Manchmal sage ich mir: Du hast als Person, die in der Öffentlichkeit steht, vielleicht die Chance, etwas geradezurücken, das Sprachrohr für viele im Land zu sein. Aber dann ist es immer wieder dasselbe, und wir stehen wieder bei null. Ich rede mir doch nur den Mund fusselig. Dazu kommt: Ich habe mich geändert, ich bin keine Rebellin mehr. Früher hätte ich mich hingestellt und gefragt: Wie können wir die Probleme gemeinsam lösen? Aber heute denke ich einfach nur: Ihr könnt mich alle mal. Ich muss ganz schnell weg hier.



    --------------------------------------------------------------------------------

    Ausgedruckt aus MiGAZIN: http://www.migazin.de

    vollständigen Artikel lesen unter:
    Artikel URL: http://www.migazin.de/2011/02/08/hatice_akyun-wir-stehen-wieder-bei-null/



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 14.05.2011, 19:31

    ISLAM und INTEGRATION
    FRAGEN an VIOZ zum Thema INTEGRATION
    9.5.2011
    über GSIW beantwortet

    Sehr geehrte Damen und Herren

    Ich bin ein Schüler der Kantonsschule Küsnacht und darf eine Arbeit über Migration schreiben.
    Mich interessiert dabei vorallem die Beziehung der Migranten zur Religion.
    Ich wollte nun Sie als Experten auf diesem Gebiet fragen, ob Sie Zeit mir ein paar Fragen zu beantworten?

    Ich würde mich sehr freuen von Ihnen zu hören!
    Mit freundlichen Grüssen
    B. M.

    Guten Tag Herr Hanel

    Ich danke Ihnen vielmal für Ihr Entgegenkommen!

    Hier die Fragen:

    1. Hier stellt sich natürlich als Erstes die Frage, ob der Glaube eher als eine Migrationsunterstützung oder als ein Hindernis fungiert.
    Was würden Sie allgemein darüber sagen?
    Diese Frage ist mir vorallem im Zusammenhang mit dem Eintreffen wichtig, also wenn die Migranten gerade neu in die Schweiz migrieren sind und wahrscheinlich noch keinerlei soziale Kontakte haben.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: In erster Linie ist jeder Glaube unabhängig von Migration – wenn man mal davon absieht, dass eigentlich jede Religion ein Wegwenden vom Diesseits und eine Hinwendung zum Jenseits, also ein Auswandern vom materiell überbestimmten Reich ins Reich des spirituell Geistigen darstellt und befürwortet.
    Der Glaube festigt das Selbstverständnis des Individuums und somit auch seine Position gegenüber seiner Umwelt, seinem sozialen Umfeld. Somit ist es nur verständlich, dass, wenn man sich in unbekanntes Gebiet begibt, welches nicht nur aufgrund der Fremdheit natürliche Unsicherheit erzeugt, sondern mitunter sogar feindschaftlich oder zumindest nicht mit angenehm empfundener menschlicher Zuneigung interagiert – man sich auf sicheres "Territorium" = der identitätsstiftende Bereich des spirituell, Religiösen zurückzieht.
    Somit ist nicht die Anzahl (keinerlei oder vielerlei) der sozialen Kontakte maßgebend, um der Religion überdurchschnittliche Bedeutung zu gewähren, sondern die Qualität der Kontakte, welche jene soziale Geborgenheit vermitteln, um ein lebenswertes Leben zu erleben.
    Daher steht es hier mit dem Glauben so wie mit allen Dingen – welche bekanntlich mindestens 2 Seiten haben. Was für den einen Nutzen birgt, eine Unterstützung – ist für den anderen ein störendes Hindernis.
    Glaube fungiert also nicht als Unterstützung ODER Hindernis – sondern SOWOHL als Unterstützung, WIE AUCH als Hindernis!
    Diese allgemeine Erkenntnis, ist also der erste Schritt für eine zu gelingende Kooperation zwischen jenen Parteien, welche am Migrations- und Integrationsprozess beteiligt sind.

    2. Bringen religiöse Bräuche oder Feste, wie zum Beispiel der Ramadan ein grosses Zugehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft mit sich?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ganz klar ist der religiöse Ritus ganz allgemein und somit religiöse Feste im speziellen die Gemeinschaft festigende Elemente – wobei allerdings Unterschiedlichkeiten in der Ausführung oder gar im Datum, einigende Wirkungen nicht nur aufzuheben, sondern ins Gegenteil zu verkehren vermögen. Ein weites Betätigungsfeld für die Feinde der Religion.

    3. Wie sieht die Identifikation durch die Religion aus, gibt es viele Migranten, die sich durch den moslemischen Glauben identifizieren und so einen Halt finden?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Siehe die grundsätzliche Antwort zu Ihrer ersten Frage. Und es mag noch angefügt werden: je feindseliger, je abstoßender sich das Umfeld gibt, umso mehr werden die internen, einander anziehenden Kräfte zu Wirksamkeit gedrängt.
    Ist die Religionszugehörigkeit wichtiger als das Nationalgefühl?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Nationalität oder politische Heimat ist für viele, wenn nicht sogar die meisten Menschen auf der Welt, auch für Muslime oft weit wichtiger, wie die verbindliche und verbindende übernationale Brüderlichkeit im Islam.

    4. Einerseits finden, durch ein Ort wie in Ihrem Fall die Moschee, die Migranten zu ihren Glaubensbrüdern bzw. Schwestern. Aber anderseits kann das ja auch wieder zu einer Isolation von den Schweizern führen.
    Wie sehen sie das?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ja – so kann das sein, wenn, wie oben schon erläutert, das soziale Umfeld außerhalb der spirituellen "Zufluchtsstätte" als kalt, unfreundlich, überheblich, ungerecht oder dergl. empfunden wird.
    Es muss aber nicht so sein, wenn – dieses empfundene Unwohlsein sich in "normales" menschliches Miteinander wandelt. Denn letztlich ist keine menschliche Gesellschaft "perfekt" – ob deren Mitglieder nun einer oder mehreren religiösen Gemeinschaften angehören. Der Schlüssel zum Verständnis ist das umfassende Verständnis von "Gelassenheit" und die verständnisvolle Umsetzung derselben. Das Schloss, welches das Tor zu solcher verträglichen, friedfertigen menschlichen Gesellschaft entweder öffnet oder verschlossen hält, kann "Sicherheit" genannt werden. Sicherheit in rechtlicher und sozialer Hinsicht.

    5. Werden gläubige Migranten von den Glaubensgemeinschaften aktiv finanziell unterstützt?
    Beim Moslemischen Glauben könnte zum Beispiel die Armensteuer dazu genutzt werden. Findet das statt?
    Wie sieht die persönliche Hilfeleistung (finanziell, materiell mit Essen, Unterstützung in der Arbeitswelt, Wohnmöglichkeit, u.s.w) unter den Mitgliedern aus?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Im Rahmen der engen Möglichkeiten werden Migranten unterstützt.
    Die islamische Vermögenssteuer oder Zakat wird hierzulande nicht eingehoben – es sei denn möglicherweise in ganz privatem Kreis.
    Die persönliche Hilfestellung ist im Wesentlichen auf Beratung hin ausgerichtet – was natürlich auch in Bezug auf Arbeitsstellen oder Unterkunft Auswirkungen haben kann.

    6. Führt das andere Gottesbild, dass ein Moslem, verglichen mit einem Schweizer, hat, zu Gesellschaftlichem Unverständnis oder Spannungen? Wenn ja zu welchen konkret?
    (Natürlich hat nicht jeder Schweizer das gleiche Gottesbild, aber wahrscheinlich doch ein anderes als ein Moslem)
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Mit Ihrer Relativierung im Klammersatz haben Sie ja klar gemacht, dass diese Frage nicht einfach so, allgemein gültig beantwortet werden kann.
    Dennoch eine kurze Antwort versuchend, möchte ich bemerken, dass primär nicht ein unterschiedliches Gottesverständnis die Menschen nicht miteinander auskommen lässt, sondern ganz andere, auf's Irdische hin ausgerichtete Begehrlichkeiten.

    7. Allgemein können Sie sich viele Situationen vorstellen, wo es mit Schweizern zu Spannungen kommen könnte durch die andere Mentalität, b.z.w. andere Religion?
    (Frauenbild, Moralvorstellung,..)
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ich kann mir vorstellen, dass JEDE Situation Anlass zu Spannungen zu geben vermag. Dies aber nicht deshalb, weil, grob gesagt, ur- christliche oder vernünftig-säkulare Vorstellungen mit wirklich islamischen Vorstellungen kollidieren, sondern weil sich die Mitglieder der genannten gesellschaftlichen Gruppen nicht nur oberflächlich mit den wahren Werten der eigenen Religion oder Verfassung auseinander gesetzt haben, sondern noch weit weniger mit der Religion und Verfassung der vermeintlichen Gegner.

    8. Im Koran wird ein Muslim dazu aufgefordert ein guter Bürger zu sein.
    Ich denke Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass sich ein aufrichtiger Moslem dem Koran verpflichtet fühlt.
    Nehmen wir an, es komme zu einem Konflikt zwischen staatlichen Gesetzgebung und dem Koran, welcher Sache ist Ihrer Ansicht nach nun ein Moslem verpflichtet?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Im Qur'an wird der Muslim aufgefordert, ein guter Mensch und somit Mitmensch, resp. Mitbürger zu sein, einer, welcher einsieht, dass er als Geschöpf dem Schöpfer untergeben ist und deshalb möglichst respektvoll mit aller Schöpfung umzugehen und möglichst friedfertig über diese Erde zu wandeln hat.
    Einer der wesentlichen Eigenschaften welcher ein Muslim zu entwickeln hat, ist die Gesetzes- und Vertragstreue zu freiwillig eingegangenem Bündnis.
    Die von Ihnen gestellte Frage ist eine, welche die Muslime nicht mehr oder weniger betrifft, als die Menschen anderer Religionen, Staatsbürgerschaften oder irgendwelcher Bündnispartnerschaften und muss daher von jedem Individuum für sich selbst und für eine bestimmt Situation beantwortet werden. Dies umso mehr, als jedenfalls die Muslime in der Schweiz über keine natürliche oder rechtliche Körperschaft verfügen, welche in ihrem Namen zu sprechen befugt wäre. Die Geschichte zeigt uns darüber hinaus, dass die Gläubigkeit an sich noch kein Volk, keine Gemeinschaft je abgehalten hat, die schlimmsten Kriege gegeneinander zu führen (europäische Religionskriege), noch grausamste Vernichtungskriege gegen andere Ethnien (Indianer, Juden) oder säkulare, christlich-jüdisch geprägte Gesellschaften gegeneinander (Weltkriege) oder muslimische Gesellschaften gegeneinander (Irak-Irankrieg).
    Der alte Konflikt, die alte Frage – wer denn nun der Herr der Welt wäre, der "Papst" oder der "Kaiser" wurde in der Geschichte schon mehrfach beantwortet … wurden diese Antworten je zur Kenntnis genommen und berücksichtigt?

    Mit keiner dieser Fragen, wollte ich Sie verletzen und ich entschuldige mich, wenn ich nicht die angemessenen Vormulierungen gefunden habe.

    Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit genommen haben.
    Mit freundlichen Grüssen
    B. M.



    Hier noch der Link zu einer Veranstaltung des "ZELT ABRAHAMS"
    Nationalität und Religion – Was bin ich zuerst: Moslem/Christ/Jude oder Schweizer/Deutscher/Türke, …?
    Do. 27. Mai 2010, Muttenz
    Verfasser der Zusammenfassung M. HANEL
    http://www.gsiw.ch/Nationalitaet_und_Religion.mht



    Die gleichen Fragen
    wurden auch noch durch den zweiten Imam eines muslimischen Vereins beantwortet

    1. Hier stellt sich natürlich als Erstes die Frage, ob der Glaube eher als eine igrationsunterstützung oder als ein Hindernis fungiert.
    Was würden Sie allgemein darüber sagen? Diese Frage ist mir vorallem im Zusammenhang mit dem Eintreffen wichtig, also wenn die Migranten gerade neu in die Schweiz migrieren sind und wahrscheinlich noch keinerlei soziale Kontakte haben. [/b]
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Das Thema ist sehr spannend, weil die Muslime zuerst nur Arbeitskraft in der Schweiz waren. Erst später wurden sie zu Migranten und als allerletzt Muslime. Es ist vor allem spannend, weil dies weitergeht, denn die Muslime werden immer mehr zu Schweizern. Wenn man die letzte Entwicklung betrachtet, kann man davon ausgehen, dass der Glaube kein Hindernis ist. In den Gemeinschaften werden oft Migrationsfragen aufgegriffen und es werden viele integrationsfördernde Aktivitäten geführt. Daher sehe ich es voll und ganz als Unterstützung. Die Gemeinschaft ist oft ein guter Ausgangspunkt und Ratgeber für die Migranten und Migrantinnen.

    2. Bringen religiöse Bräuche, wie zum Beispiel der Ramadan ein grosses Zugehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft mit sich?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Selbstverständlich. Wenn man in der Gemeinschaft unter hundert Menschen ist und alle befolgen den gleichen Ritus, entsteht ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedeutet aber nicht, dass man ein schlechterer Bürger sein muss.

    3. Wie sieht die Identifikation durch die Religion aus, gibt es viele Migranten, die sich durch den moslemischen Glauben identifizieren und so einen Halt finden?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Wie gesagt, wenn sich jemand als Muslim bezeichnet und sich durch die Religion identifiziert, bedeutet dies nicht, dass er oder sie ein schlechterer Bürger ist. Der Islam verlangt von den Gläubigen auch gute Bürger zu sein.

    4. Einerseits finden, durch ein Ort wie in Ihrem Fall die Moschee, die Migranten zu ihren Glaubensbrüdern bzw. Schwestern. Aber anderseits kann das ja auch wieder zu einer Isolation von den Schweizern führen.
    Wie sehen sie das?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Ich sehe das überhaupt nicht als eine Isolation, denn die „Migranten“ kommen einmal die Woche, oder auch wenn sie einmal am Tag in die Moschee kommen, halten sie sich nur für eine kurze Zeit dort auf. Die restliche Zeit sind sie mit ihren Nachbarn, Arbeitskollegen, Schulfreunden usw. zusammen. Daher, soll ein Moscheebesuch nicht gleich als eine Gettoisierung angesehen werden. Wenn man die Migranten, welche Ihre „Kultstätte“ besuchen, respektiert, dann kann man von der Integration sprechen. Wenn man dies aber nicht respektiert, oder gar verbieten möchte, dann ist die Rede von der Assimilation.

    5. Führt das andere Gottesbild, dass ein Moslem, verglichen z.B mit einem Christen b.z.w mit einem Schweizer, hat, zu Gesellschaftlichem Unverständnis oder Spannungen?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: In der Frage haben Sie ausgesagt, dass ein Christ gleich ein Schweizer ist. Ich bin ein Schweizer aber kein Christ. Eher solche Sachen führen zu Gesellschaftlichem Unverständnis und Spannungen, und nicht das Gottesbild im Christentum und Islam.

    6. Allgemein können Sie sich viele Situationen vorstellen, wo es mit Schweizern zu Spannungen kommen könnte durch die andere Mentalität, oder ist dies überhaupt kein Problem. (Ich bin mir völlig bewusst, dass nicht jeder Schweizer die gleiche Mentalität hat, diese Frage ist eher allgemein gemeint)
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Die unterschiedlichen Mentalitäten der Schweizer, ist das was die Schweiz seit Jahrhunderten ziert. Es liegt an den Bürgern ob sie daraus ein Problem machen wollen oder ob sie sich damit schmücken wollen.
    Es ist klar, dass es immer solche gibt, welche diese Vielfalt ausnutzen, aber ich möchte an die Vernunft glauben und der Überzeugung sein, dass alle zusammen leben können. Ob Migrant oder Schweizer. Ob Christ, Jude oder Muslim. Letztendlich sind alle Menschen.

    Ich wollte Sie mit keinem dieser Punkt angreifen oder gar verletzen und entschuldige mich, wenn ich keine angemesenen Vormulierungen gefunden habe.
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich habe keine Frage verletzend gefunden.

    7. Im Koran ist von einer freiwilligen Armensteuer die Rede. Meine Frage ist, ob in der Schweiz mit diese Mittel auch Migranten aktiv finanziel unterstützt werden?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Die Armensteuer geht hauptsächlich an die Arme der Drittweltländer. Bisher hatten wir nicht einen Fall, wo ein in der Schweiz lebender Muslim, sich als arm bezeichnet und auf eine solche Hilfe angewiesen ist.

    8. Bei Ihren Antworten haben Sie mehrfach vermerkt, dass ein Muslim dazu aufgefordert werde ein guter Bürger zu sein.
    Ich denke Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass sich ein aufrichtiger Moslem dem Koran verpflichtet fühlt. Nehmen wir an es komme zu einem Konflikt zwischen staatlichen Gesetzgebung und dem Koran, welcher Sache ist Ihrer Ansicht nach nun ein Moslem verpflichtet?
    Imam M. hat folgendes geschrieben: Dies ist nur eine theoretische Frage, darum möchte ich auf diese nicht näher eingehen. Wichtig ist, dass es keine Gesetzgebung im schweizerischen Rechtsystem gibt, welche im Konflikt mit dem Islam steht. z.B.: Islam verbietet das Trinken vom Alkohol. Das Gesetz sagt nicht, dass jeder Bürger trinken muss.
    Also, ich möchte noch Mals betonen, dass solche theoretischen Fragen nur zu langen Diskussionen und Streit führen, anstatt sich auf die Realität zu konzentrieren. Denn diese ist ganz anders.


    BEMERKUNGEN von Br. MARKUS

    - 'moslemischer Glauben'
    Zitat: 'moslemisch' ist die alt deutsche Form, die heutzutage eigentlich nicht mehr verwendet wird, da mit negativen Assoziationen verbunden.
    Dies zum Beispiel deshalb, da die Moslems Wien belagerten und dies damals auch oft anstelle von 'Muselmannen' verwendet wurde.
    Dennoch ist der Begriff per se sicher nicht böse gemeint, aber durch die zeitliche Zuordnung und die damaligen negativen Assoziierungen
    heutzutage despektierlich.
    'Muslimisch' sollte heutzutage jedem als gägniges adjektiv bekannt sein.

    - 'Glauben'
    Zitat: wird heute aus christlich-theologischer Sicht auf alle Religionen axiomatisch angewendet,
    da der christliche Glaube nur auf dem Dogma beruht (also nicht auch ratio und schon gar nicht auf wissenschaftlich annerkannten Quellen).
    (Konkret, die Bibel gilt bei den Refomierten heute al menschlich historisch Dokument,
    bei den Katholiken gilt primär das päpstliche Dekret, über der Bibel, siehe Zinsverbot, etc. ... aka Dogma der Rechtletung und Fehlbarkeit)
    Daher ist der Begriff 'Glaube' aus muslimischer Sicht ungeeignet (da christ-theologisch definiert) und widerspricht de facto dem koranischen Gebot
    zu Wissen und zu bezeugen, dass u.a. auch verhindert, dass Menschen die Religion nach ihrem 'Glauben' definieren
    also diesmal auch im Kant'schen Sinne (Ich glaube weil ich nicht weiss) abzulehnen ist.

    - 'Religionszugehörigkeit vs. Nationalgefühl'
    Zitat: Dieser Punkt kann nur in praktischen Fragestellungen beantwortet werden.
    Waren die heiligen, die für ihre Überzeugung starben Landesverräter oder war Winkelried unchristlich, weil er sich für sein Land opferte?
    Religion ist wie die Ethnie oder Hautfarbe etwas, was Teil des Menschen ist und als solches nur dann prioritär, wenn es per se die Unversertheit geht.
    Ebenso ist die Nationalität relativ, da die Loyalität z.B. ebenso relativiert wird, wenn man fragt ob die Kantonszugehörigkeit dann minderwertiger wäre?
    Eine Antwort muss also Kontextbezogen sein.
    Allgemein könnte man es auch so ausdrücken, wenn Menschenrechten, Respekt und Ratio nicht betroffen sind, sind dem Nationalgefühl keine Grenzen gesetzt.
    Dies deshalb, da der Islam sich zu diesen konkruent verhält, nicht ohne Zufall, da er diese umfasst und z.T. die Grundlage dafür war.
    Im Grunde geht es aber auch beiden Kriterien schliesslich um die Werte (persönliche und soziale), die es Abzuwägen geht, manche nennen dies Gewissen.

    - 'gegenüber Schweizern'
    Zitat: dies Bedarf am wenigsten Kommentar - Ja, für Migraten mag diese Abgrenzung stimmen, nicht aber im Grundsatz.
    Man darf zudem durchaus Fragen, wie 'Schweizer' definiert bzw. verstanden wird.
    Unser Land hat historisch 4 Landessprachen, Städter, Landbevölkerung, Süd- Nord entalität, historisch landwirtschaftlich bürgerlich aber heute global Players und Streetparade.
    Was ist also Schweizerisch?


    - 'Gottesbild'
    Zitat: Hier wäre vielleicht die Gegenfrage nach den Unterschieden sehr interessant.
    Nimmt das christliche Gottesbild, so liegen mehr Gemeinsamkeiten in diesem als Unterschiede (Trinität)
    Eschatologisch liegen die Eigenschaften Gottes u.a. deshalb sehr nahe, da diese (Eschtologie) im Islam als eigentliches Thema entstand.
    So ist z.B. durch Maimonides dies im Judentum erstmals thematisiert (ca. 12 Jhdt., er lernte es von Ibn Tufail)
    und dann kamen erst christliche 'Gottesbilder' im 13./14. Jhdt. in strukturierter Aufarbeitung.

    - 'Frauenbild' ...
    Zitat: eventuell wäre ein kleiner Hinweis, dass der Islam als einzige Weltreligion die Gleichwertigkeit der Frau beinhaltet
    (keine Erbsünde, kein Eigentum des Mannes, nicht unrein etc.)
    und sich daher ein Widerspruch dahin gehend äussert, diese gleichwertigkeit in der Schweiz zu fördern, da diese aus islamischer Sicht nachhinkt.
    Beispielsweise war in Pakistan, ein taat der sich der Sharia verpflichtet sieht,
    war eine vor Jahren eine Frau Ministerpräsidentin, als es in der Schweiz noch nicht mal eine Ministerin (Bundesrätin) gab.
    Oder, bis heute verdienen Frauen in 'Bundesbern' über 15% weniger als Männer in denselben Stellen.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 25.05.2011, 09:05


    INTERVIEW SCHÄR zum Thema ÖFFENTLICH RECHTLICHE ANERKENNUNG
    (Hanel in Basel und in Zürich für VIOZ)

    Gibt es diese Bestrebung nach öffentlich rechlicher Anerkennung der Muslime auch?
    Zitat: Diese Bestrebung der Muslime nach öffentlich rechtlicher Anerkennung gibt es mittel- bis langfristig natürlich auch in Zürich. Eine entsprechende Umsetzung ist aktuell allerdings weder vorgesehen noch geplant.
    Warum oder warum nicht?
    Zitat: Die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und u.a. des Aufbaus einer professionellen Verwaltungsstruktur. Zurzeit haben wir als Dachorganisation das von uns angestrebte Niveau noch nicht erreicht.
    Ein erster Versuch in Zürich im Jahre 2003 ist leider nicht gelungen. Wir von der VIOZ verfolgen die politische Situation ganz aufmerksam und bleiben mit den Behörden in Kontakt.
    Was könnten sich Muslime in der Schweiz von einer öffentlich-rechtlichen Anerkennung erhoffen?
    Zitat: Die Muslime werden dann als zweitgrösste Religionsgemeinschaft in der Schweiz anerkannt, sie und ihre religiöse Aktivitäten werden besser sichtbar und dies würde als Zeichen der Integration wahrgenommen.
    Die unbegründeten Ängste gegenüber den Muslimen in der Schweiz und ihrer Religion würden somit öffentlich reduziert.
    Die zweite und dritte Generation der Muslime sowie der Rest der Gesellschaft würden davon sozial enorm profitieren.
    Die öffetlich-rechtliche Anerkennung der Muslime würde das verständnisvolle und friedliche Zusammenleben unter der Bevölkerung in der Schweiz stark fördern.
    Öffentlich rechtliche Anerkennung ist zwar kein Garant dafür, für die Muslime und ihre Religion eine größere Akzeptanz unter der Bevölkerung zu erwirken - was nur durch eine bessere Zusammenarbeit bei und durch gemeinsame Beteiligung an der Lösung von öffentlichen Anliegen möglich wird - so wird doch durch diese Anerkennung die Kooperation mit den Behörden und anderen öffentlich relevanten Stellen auf ein besseres, da verbindlicheres Mass gehoben, wodurch alle Bewohner im Land profitieren sollten.
    Vor allem kann nicht nur auf die Bedürfnisse der Muslime aufgrund der engeren Vernetzung mit den behördlichen Stellen besser eingegangen, sondern auch die Anliegen der Schweizer Bevölkerung können in partnerschaftlicher, schweizerischer Konfliktlösungsmethodik auf allen politischen Ebenen besser berücksichtigt werden.
    Die Luzerner Zeitung berichtet, die Islamische Gemeinschaft könnte durch die Anerkennung als Teil der Landeskirche von den Muslimen eine Art Kirchensteuern erheben. Wäre das im Kanton Zürich genauso?
    Zitat: Diese Frage bedarf eine sorgfältige Diskussion unter Berücksichtigung der Islamischen Vorschriften (Zakah als dritte Säule der islamischen Religion) und die Erfahrung der anerkannten anderen religiösen Gemeinschaften.
    Die gesetzlichen Voraussetzungen wären wohl in etwa genauso. Wie, in welchem Ausmaß und ob überhaupt solch eine sogenannte Kirchensteuer eingehoben würde, ist von den muslimischen Vereinigungen und vom Dachverband noch nicht endgültig beraten und schon gar nicht entschieden worden.
    Was wären die Nachteile einer öffentlicht-rechtlichen Anerkennung? Für Institutionen/für Mitglieder?
    Zitat: Nachteile einer öffentlich-rechtlichen Anerkennung, sind - wie dies auch von der katholischen Kirche in etwa empfunden wird, dass eine gewisse Autonomie verloren geht und eventuell auch, dass im Laufe der Zeit eine gewisse Abhängigkeit der Gemeinschaft und vor allem der bezahlten Funktionäre zum Staat, zum Status Quo entstehen könnte, welche sich negativ auf die Eigenständigkeit und auf den Rückbezug der Führungsgremien auf die Bedürfnisse der Basis auswirken könnten.
    Bei einer grundsätzlich basisdemokratischen Ausrichtung sollten die zu erzielenden Vorteile die genannten möglichen Nachteile allerdings überwiegen.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 02.09.2011, 11:08


    AUTORITÄT im ISLAM


    Interview von Franziska HOFER, UNI Bern mit M.Muhammad HANEL
    http://www.gsiw.ch/Autoritaet_Interview.pdf



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 21.09.2011, 23:27


    Thema Islam im TOP TALK
    http://www.toponline.ch/area-2.medium-2.rub-24.art-163590.tce

    Schätzungen gehen davon aus, dass heute 440 000 Muslime in der Schweiz leben. Das entspricht einem Bevölkerungsan-teil von knapp sechs Prozent.

    Seit einigen Jahren wird in der Schweiz vermehrt über den Islam und den Umgang mit Muslimen diskutiert. Im Zuge der Minarett-Initiative hat sich die Diskussion verschärft. In den Medien wird von einem zunehmenden Unbehagen der Bevölkerung gegenüber dem Islam gesprochen.
    Markus Klinkner ist zum Islam konvertiert. Im TOP TALK am Montag, 19. September 2011 um 18.30 Uhr (mit stündlicher Wiederholung) gibt er einen Einblick in eine Religion, vor der Viele Angst haben.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 23.09.2011, 22:16


    Islam in der Schweiz - Thema "ABNEIGUNG gegen den ISLAM
    Interview von Hanel für VIOZ auf Anfrage von Frau Tanja W. Kantonsschule Örlikon gegeben.


    1. Man kann spüren, dass es in der Schweiz eine gewisse „ Abneigung „ gegen den Islam gibt. Wie erklären Sie sich diese?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Jedes Phänomen hat verschieden Ursachen. Emotionale Phänomene - dazu gehört Zu- und Abneigung für oder gegen etwas, wurzeln sowohl in tatsächlich vorhandenen Fakten und eingebildeten, eingeredeten Vorstellungen, resp. Vorurteilen.
    • Das Fremde wird mehr oder weniger bewusst - grundsätzlich abgelehnt.

    • Der Islam wird als "Fremdes" gepflegt … von den Medien, der Politik, den Nicht-Muslimen, ja, selbst auch von den Muslimen (d.h. korrekte Informationen sind schwer zu erhalten und werden gerne durch "Halbwahrheiten" ersetzt, Muslime ziehen sich aus dem Diskurs, dem Gemeinsamen zurück, kennen ihre Religion tlw. nur ungenügend, usw.).

    • Der Islam muss als "böses" Feindbild gegen das "gute" Bild von sich selbst in einer bipolar ausgerichteten Polit-Welt ("wer nicht für "MICH" ist, ist gegen "UnS") herhalten, wird von einer führenden Elite missbraucht, um von groben Missständen (ökologischer, ökonomischer, sozialer Natur) in der von ihnen kontrollierten Welt abzulenken.

    • Muslimische Gesellschaften sind aus verschiedenen Gründen (historischen, machtpolitischen, usw.) tatsächlich in manchen Belangen, vor allem aus technischer Warte betrachtet, "zurückgeblieben" … wer allerdings die Länder der Muslime persönlich bereist, erkennt im Allgemeinen, welch Segen dieses "Zurückgebliebensein" in nicht technischen und politischen Belangen meist ist (Gastfreundschaft, Eile mit Weile, sozialer Zusammenhalt, usw.).

    • Der Islam lehrt grundsätzlich die Freiheit des Menschen und seine einzige Abhängigkeit nur gegenüber dem Schöpfer des Universums und aller Welten – diese Einstellung ist JEDENFALLS weltlichen Machthabern ein schweres Hindernis in Bezug auf die Ausbreitung ihres Einflusses.

    • Die meisten hier im Westen lebenden Muslime haben bislang das in bestimmten sozialen Schichten vorherrschende Bildungsdefizit noch nicht aufgeholt und vermitteln dadurch auch ein völlig falsches Bild von Islam und Muslimen, wie es von der Religion gefordert und andernorts umgesetzt ist.

    • Dieser Mix aus realen Fakten, Halbwahrheiten, Fokussierung auf das Negative welches in allen Gesellschaften vorkommt, aber gezielt dem Islam und der muslimischen Gemeinschaft zugeschrieben wird, niedere politische Ziele, öffentliches Desinteresse Probleme pragmatisch zu lösen, Unwissenheit und wenig Motivation, sich aktiv um Wissen zu bemühen, menschliche Schwächen, übertriebener Eigennutz, gezielt umgesetzte Strategie einen Sündenbock für eigenes Versagen zu brauchen, (auch islamisch) inakzeptable Politik in muslimischen Ländern, usw. – all dies führt dazu, den Islam und die muslimische Minderheit im Land auszugrenzen und zu dämonisieren. Dass Muslime nicht erfreut und in allen Fällen weise darauf reagieren, lässt die Kluft zwischen den Gesellschaften noch weiter aufbrechen.
    2. Minarette, Beschneidung von Frauen und Kopftücher sind für viele Schweizer ein und dasselbe Thema. Muslime in der Schweiz haben ein offensichtliches Image-Problem. Wie wollen Sie dieses bekämpfen?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sie sagen es. In der Diskussion über Islam und Muslime wird alles Mögliche und Unbegreifliche durcheinander geworfen und undifferenziert, durch die Medienberichterstattung noch gefördert, stets zum Nachteil der Wahrheit, des Islams und der Muslime dargestellt.
    Diese geballte Desinformationskampagne erfolgreich zu bekämpfen ist für die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz alleine – vor allem erfolgreich - nur sehr schwer möglich. Weder hat sie die dazu erforderliche Infrastruktur, auch nicht die Zeit, die es diese zu erwirken bedarf, noch die personellen Ressourcen, um allen Anfeindungen auf professioneller und adäquater Ebene erfolgreich zu begegnen.
    Dennoch bemüht sich die muslimische Gemeinschaft all diese Fehldarstellungen zu korrigieren, wie z.B. durch das Argumentarium, welches vor der Minarettverbotsinitiative zusammengestellt wurde (Siehe: http://www.gsiw.ch/Argumentarium%20MinarettinitiativeFinal_2009-10-311.pdf )
    Allerdings, aus Gründen, die oben schon dargestellt wurden … dringen diese Darstellungen kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
    3. Wie könnte man die Beziehungen zwischen den Muslimen und den Schweizern verbessern?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: - Durch gegenseitiges Kennenlernen auf nachbarschaftlicher, zwischenmenschlicher Ebene.
    - Durch aufrichtige Zusammenarbeit an gemeinsamen Anliegen auf lokaler Ebene.
    - Durch das Ablegen des Wunsches, den "Anderen" zu beherrschen.
    - Durch Wahrhaftigkeit in der Bewältigung der uns allen gemeinsamen Lebensaufgaben.
    - Damit aufzuhören, des "Bruders Splitter" entfernen zu wollen, obgleich man durch das "Brett vor dem eigenen Kopf" und dem "Balken im eigenen Auge" dazu gar nicht in der Lage ist.
    - Durch das Besinnen und die Konzentration auf die allgemeinen menschlichen Werte, welche die Menschheit nur vereint zu verwirklichen und zu leben vermag.
    - Durch vereinten, vernünftigen Widerstand gegen das Böse, welches von allen Menschen ja ganz klar erkannt wird.
    4. Was halten Sie von den Kulturvereinen und Koranschulen, welche etwa in den 80er- Jahren gegründet wurden, damit die Muslime die religiösen Traditionen und die Sprache bewahren konnten? Sie solche Institutionen hilfreich, um sich im neuen Land zu integrieren?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Natürlich sind solche Institutionen hilfreich, sich im neuen Land zu integrieren. Integration bedeutet ja nicht die Aufgabe der eigenen Kultur und Lebenssicht. Sondern bedeutet, das als wertvoll empfundene Eigene, auf selbstbewusste, verständliche und geeignete Weise in die neue Lebenswelt einzubringen, zu integrieren.
    Wird Integration allerdings nicht "so" gesehen (egal von welcher der beiden, am Integrationsprozess beteiligten Seiten), sondern als Assimilierung (also, Aufgabe des Eigenen zugunsten des mehrheitlich Befürworteten), dann führt die Besinnung auf eigene Kultur, Religion und soziale Normen zur Abschottung und zu, für alle Mitglieder der Gesellschaft, allgemein unzuträglichen Ausformungen.
    5. „Ich finde, die Religion tötet den Kontakt zu anderen Menschen“. Dieses Zitat stammt von einem Moslem, welcher ich vor ein paar Wochen interviewt habe. Seines Erachtens sollten gar keine Religionen existieren und es werde nie Frieden auf Erden geben, solange es Religionen gibt. Was meinen Sie zu seiner Aussage? Was ist überhaupt der Sinn und Zweck einer Religion?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Nun – ein Moslem kann so etwas nicht wirklich meinen. Eine solche Aussage mag von einem Menschen kommen, der vielleicht als Moslem erzogen wurde, aber solche Erziehung nie verinnerlicht hat und nicht verstanden hat, dass der Islam angelegt ist, dem Menschen den Weg zu innerem und äußerem Frieden zu weisen. Diesen Weg allerdings frei und für alle begehbar zu halten … ist oft mit gewaltiger Anstrengung verbunden und er ist auch gegen mächtige, böswillige Widersacher zu verteidigen.
    Der Schluss, dass es keinen Frieden geben wird, solange es Religionen gibt, ist nicht anders denn einfältig zu nennen.
    Die letzten Kriege im 20. Jahrhundert, dem gewalttätigsten Jahrhundert innerhalb der bekannten Geschichtsschreibung, fanden nicht im Namen der Religionen statt, sondern wüteten zwischen politischen, a-religiösen Ideologien und Machtblöcken. Das gilt für die beiden Weltkriege, die stalinistischen und kommunistischen Gräuel in Russland und China, die menschenverachtenden Kriege der USA in Indochina, Vietnam … etc.
    Und letztlich ist es Sinn der Religion, dem Geschöpf den Weg zur Glückseligkeit dadurch zu weisen, das rechte, natürliche Verhältnis zu seinem Schöpfer im Diesseits und im Jenseits auf möglichst leichte Weise zu erkennen und zu finden.

    Minarettinitiative

    1. Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, welches seit 2009 Minarette verbietet. Wie gross war die Enttäuschung bei Ihnen?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr gross.
    2. Hat die islamische Gemeinde in der Schweiz genug getan, um ein Verbot zu verhindern?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ja natürlich! Eine bereits verhasste Minderheit hätte niemals, egal mit welchen Maßnahmen gegen die Kampagne erfolgreich antreten können. Vielmehr hat die Schweizer bürgerliche Bewegung zu wenig getan, die eigene Rechtssicherheit in der Schweiz zu verteidigen.
    3. Sind Sie rechtlich gegen das Minarett- Verbot vorgegangen?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Nein – ein rechtlich gültiger Volksentscheid kann und sollte in der Schweiz nur durch einen ebensolchen oder eine andere, durch das Volk getragene juristische Maßnahme rückgängig gemacht werden. Die Mehrheit dafür muss erst erreicht und gewonnen werden.
    4. Viele Schweizer befürchteten negative Konsequenzen für die Schweiz. Sind diese Ängste begründet?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Kommt darauf an, an welche negativen Konsequenzen man dabei denkt.
    5. Inwiefern machte sich die Schweiz mit diesem Entscheid zur Zielscheibe von radikalen Islamisten?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Bislang konnte man ja nicht feststellen, dass die Schweiz Zielscheibe radikaler Islamisten wurde, nicht wahr? Abgesehen von einer gewissen Radikalisierung auf verbaler Ebene, die allerdings weiterhin verstärkt polarisierend wirkt, fand eben keinerlei Radikalisierung statt.
    6. Denken Sie, dass die Anschläge auf das World Trade Center im Jahre 2001 die Abstimmungserbegnisse beeinflussten?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Selbstverständlich.
    7. Ich habe viele Berichte gelesen, in denen über die Initiative diskutiert wurde. Mir ist dabei aufgefallen, dass der Begriff „Schweizer Geschichte“ oder „SVP“ häufiger gefallen ist als „Minarett“ oder „Islam“. Daraus folge ich, dass es bei der Abstimmung in erster Linie gar nicht um den Islam ging, sondern über die Schweizer Politik. Was denken Sie darüber?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Wie oben schon dargestellt, eignet sich das hochstilisierte Feindbild "Islam" hervorragend, um lokale Politik zu machen. Das zeigt sich auch auf internationaler Ebene, auf welcher z.B. ein völkerrechtswidriger Krieg gegen den Irak geführt wurde – ein Akt, welcher mit anderen, die Rechtsstaatlichkeit auf internationaler Ebene abgeschafft hat und womit vom eigentlichen Feind, dem eigentlichen Problem abgelenkt wurde … Misswirtschaft und gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Untergang – und auch in der Schweiz, wo mit Marginalien ebenfalls von den wirklichen Problemen ablenkend, lautstarke, populistische Politik betrieben wird.
    8. Ist ein Minarett überhaupt notwendig? Es gibt in der Schweiz ja gar keinen Muezzin.
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Die Frage ist sehr eigenartig und verkürzend gestellt. Notwendig zum Überleben ist Brot und Wasser und eine Erdhöhle!
    Ist solches Leben Ausdruck angestrebter, menschenwürdiger Lebensqualität?
    In der Schweiz gibt es tausende Muezzins … doch sie üben ihre Profession in der Öffentlichkeit nicht aus!



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 25.09.2011, 21:10


    Interview für PU Arbeit - STRAFEN in der RELIGION
    für VIOZ gegeben.

    Was ist die Scharia und was hat sie für eine Bedeutung im Islam?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Unter Scharia kann das gesamte Normensystem des Islams verstanden werden.
    Wörtlich bedeutet SCHARIA: "Weg zur (lebensspendenden) Tränke". Womit also weniger, oder besser, nicht nur etwas Konkretes, sondern viel eher ein von Zeit und Umstände abhängiges Verfahren bezeichnet ist, welches zur Gebots- und Normenfindung führt und in erster Linie auf der letzten islamischen Offenbarung, dem Koran gründet.

    Etwas pointiert aber durchaus korrekt, hat es Hilal Sezgin einmal in etwa ausgedrückt:
    Unter Scharia wird fälschlicherweise im Allgemeinen "das islamische Gesetz" verstanden.
    Scharia ist aber vielmehr ein Oberbegriff für die religiösen und sozialen Verhaltensregeln (also den Rechtskörper, sozusagen die rechtliche Verfassung), die Gott dem Menschen auferlegt hat und setzt sich zusammen aus Koran, Überlieferung und Rechtsurteilen, differiert je nach Glaubensrichtung, Rechtsschule und Interpretation.
    Auf das Christentum übertragen, wäre die Scharia die Gesamtmenge aus den Zehn Geboten und den Enzykliken, den orthodoxen, katholischen und protestantischen Liturgien und Katechismen plus den regionalen Sitten, wie man beispielsweise einen Weihnachtsbaum zu schmücken hat.
    Welchen Einfluss hat sie auf das heutige Rechtssystem?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Scharia – als lebendiges System, um zu Normen- und normativer Rechtsfindung zu gelangen, stand und steht auch heute noch in Wechselbeziehung zu allen anderen Rechtssystemen – sie wirkt befruchtend (also lebensspendend, heilsbringend) und sie wird auch befruchtet – und zwar von anderen Verfahren und Systemen, welche von universell geltenden Gesetzmäßigkeiten bestimmt werden. Als Beispiel könnte die moderne, in manchen westlichen Ländern eingeführte Namensregelung zwischen Ehepartnern genannt werden. Im Islam galt z.B. immer schon, dass die Ehefrau ihren Familiennamen behielt und nicht den Familiennamen ihres Mannes übernahm. Auch das, ebenfalls noch nicht sehr lange im Westen gepflogene Vermögensrecht, nämlich das der Gütertrennung zwischen Ehepartner, ist seit 1400 Jahren islamischer Rechts- und Vertragsbestandteil.
    Was sind die Hadithen?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Die Ahadith (Pl.) sind die zweite verbindliche Quelle, aus welcher islamische Rechts- und Normenfindung ihre Substanz schöpft. Mit Hadith wird ein Bericht von einem oder mehreren Zeitgenossen des Propheten Muhammad (a.s.) bezeichnet, die einen Ausspruch, eine Gepflogenheit, eine Duldung oder eine Unterlassung überlieferten.
    Welche Vor-/ Nachteile sehen Sie in einer Gemeinsamkeit von Staat und Kirche?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Wenn der Vergleich von Staat und Kirche mit einem entsprechenden Vergleich von Geist (Transzendenz) und Körper (Immanenz) gestattet ist – so ergibt sich die Erkenntnis von Vor- und Nachteilen wie von selbst. Dazu ist allerdings anzumerken, dass es eine Kirche als solche im Islam und islamischen Gesellschaften nicht gibt und als Institution auch nicht vorgesehen ist. Vielmehr könnte hier das Verhältnis zwischen Politik und Religion untersucht werden.
    VORTEIL:
    Nur in gemeinsamer, einander ergänzender und komplementärer Ausrichtung dieser beider Komponenten kann das Ziel wahrhafter, harmonisch gestalteter Verwirklichung individueller und gesellschaftlicher menschlicher Lebensaufgabe erreicht werden.
    NACHTEIL:
    Zwei natürliche, aufeinander angewiesene Elemente treten allzu oft, werden sie dem unbeherrschten menschlichen Ego zum Gebrauch überlassen, anstatt miteinander zu harmonieren, als einander ausschließende Konkurrenten auf. Auf solche Art der Einseitigkeit überlassen, zerstören sie in ihren, einander aufreibenden Aktivitäten nicht nur die positiven Impulse und Werte ihrer selbst, sondern auch den gemeinsamen, diesseitigen Urgrund, welchen sie zu blühender Entfaltung zu bringen gedacht sind.
    Was gibt es für Strafen und wie werden sie begründet?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Grundsätzlich ist zwischen Strafen zu unterscheiden, welche erst im Jenseits und solchen, welche bereits im Diesseits zum Tragen kommen. Begründet werden die Strafen aus der Nennung in den und der Interpretation der oben - von Sezgin - genannten Quellen.
    Würden Sie es begrüssen wenn Muslime in der Schweiz zum Teil nach der Scharia gerichtet werden? (Begründung)
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Scharia als Gesamtphänomen betrachtet, beinhaltet nur zum geringen Teil die Gerichtsbarkeit an sich, also islamische Rechtsprechung, welche wiederum nur dann den Zweck aller Gerichtsbarkeit zu erfüllen vermag, nämlich Recht in Form von Urteilen zu sprechen und wahrhafte Gerechtigkeit unter den Menschen herrschen zu lassen, wenn die gesellschaftlich vorherrschenden Allgemeinbedingun¬gen gemäß islamischer Vorschreibung gestaltet sind. Somit ist nur teilweise Rechtsprechung nach einem System innerhalb eines anderen Rechtssystems immer problematisch.
    Da diese Frage auch ganz entscheidend die Frage der Souveränität im Staat tangiert, kann Ihre Frage an dieser Stelle nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden, sondern muss höchst differenziert betrachtet werden. Und nochmals: Scharia ist NICHT mit islamischem Strafrecht gleichzusetzen! Das Propagieren solch verkürzender und fälschlicher Darstellung sind mit die Hauptgründe, warum der Islam völlig missverstanden wird und auch als diabolisch empfundenes Feindbild wahrgenommen wird.

    Aber kurz auf den Punkt gebracht, kann vielleicht gesagt werden: islamische Gerichtsbarkeit in der Schweiz ausgeübt, kann nicht im Interesse des nicht islamischen Souveräns sein und alleine schon aus diesem Grunde - auch nicht im Interesse der muslimischen Staatsbürger im Land! Dies ist die eine Sache.

    Eine andere Sache ist die Umsetzung verschiedener Prinzipien, die in der Scharia festgelegt und begründet sind. Dazu gehören zum Beispiel die Möglichkeiten, gemäß Scharia die gottesdienstlichen Handlungen, wie z.B. das Gebet, das Fasten, etc. zu verrichten oder finanzielle Transaktionen gemäß den Normen der Scharia durchzuführen. Oben wurde schon u.a. auf das islamische Namensrecht verwiesen, welches gemäß Scharianormen auch in der Schweiz umgesetzt werden kann und auch nicht gegen geltendes Recht verstößt. Natürlich gibt es auch Bereiche, in welchen Muslime eine größere Berücksichtigung von Scharianormen wünschte. Zu nennen wäre hier z.B. die Produktion von, nach islamischen Normen unbedenklichen Fleischprodukten. Nach jüngsten Meldungen wären sogar Vertreter der SVP, welche ja nicht unbedingt als Befürworter der Scharia auftreten oder gesehen werden wollen, als unterstützende Kräfte zu gewinnen.
    Siehe: http://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/Halal-made-in-Switzerland/story/25931845
    Was hat der Koran für einen Einfluss?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Der Koran als absolut gesetztes Wort Gottes, als authentisch erachtete göttliche Offenbarung, ist die maßgebende Quelle und höchste Autorität in Hinblick auf islamische Normenfindung, Rechtsprechung und Gesetzgebung.
    Wie beurteilen Sie die Strafen?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Strafen sind im Islam das zuletzt - nach allem anderen, erfolglosem Versuch - zum Einsatz zu gelangende Regulativ, um individuellen und gesellschaftlichen Ruin und Untergang zu verhindern zu trachten.
    Sind die Strafen effizient?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Das hängt stets von der Weisheit der Richter, der Gerechtigkeit des angewandten Gesetzes, den sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen und der Menschlichkeit der Exekutive ab. Die besten Strafen scheinen jene zu sein, deren Androhung alleine vor dem Begehen der Straftat abhält.
    Warum unterscheiden sich die Strafen in muslimischen und christlichen Ländern sehr stark?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Wenn, dann weil in den angesprochenen beiden Gebieten es zum Teil unterschiedliche Rechtsquellen gibt, unterschiedliche sozialpolitische Bedingungen, unterschiedlich erlebte historische Erfahrung. An dieser Stelle mag aber vermerkt sein, dass vielleicht die meisten muslimischen Länder ihre Verfassung und somit auch die Rechtsprechung von westlichen Vorbildern übernommen haben.
    Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Anders herum gibt es die strengste aller Strafen, die Todesstrafe (oder die Folter von Verdächtigen, welche ohne Beweise, gegen alles modernes Recht gefangen gehalten werden) in "Gods Own Land" den christlichen USA ebenfalls auch heute. Das heißt ganz klar, dass es nicht ursprüngliche religiöse Gesetzgebung und/oder die Kraft der Legislative, sondern vielmehr die gesellschaftspolitische Ausrichtung der Exekutive ist, welche Recht und Strafen zu Unrecht und Unmenschlichkeit verkommen lassen.
    Sehen Sie Zusammenhänge zwischen der Bibel und dem Koran in Sachen Strafen? Wo sind die Unterschiede?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Die Strafen, welche in der Bibel verzeichnet sind weitaus strenger und martialischer als jene, welche im Koran erwähnt sind. Der Koran kann also als "entschärfte" alttestamentarische Version gesehen werden und andererseits als wieder "verschärfte" neutestamentarische Version. Hat es sich doch überdies gezeigt, dass weder die Nichtumsetzung der alttestamentarischen Strafen in jüdischen Gesellschaften, noch die ebenfalls in der Praxis nicht umgesetzte neutestamentarisch eingeforderte Vergebung, Nächstenliebe und Barmherzigkeit in namentlich christlichen Gesellschaften zu einer entsprechenden Läuterung im Umgang der menschlichen Gesellschaften miteinander geführt hat. Als Beleg für diese Behauptung, welche allem Schönreden entgegensteht, sei erwähnt, dass das 20. Jahrhundert (und das 21. scheint dem in nichts nachstehen zu wollen) das quantitativ grausamste Jahrhundert in seinen Gemetzel war und allem mittelalterlichen Denken entrissene Rechtsphilosophie diesen Grausamkeiten nichts wirklich entgegenzusetzen hatte. Andererseits darf gesagt werden, dass in mittelalterlichen islamischen Landen, z.B. die als grausam empfunden Strafe des Handabhackens über Jahrhunderte kaum jemals exekutiert wurde.
    Werden die Muslimen im westlichen Rechtssystem gerecht behandelt? Wenn nein wieso nicht?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Jedenfalls nicht ungerechter als in den meisten muslimischen Ländern – wiederum ein Beleg dafür, dass es nicht die Religion ist, welche zur Zeit über Recht und Unrecht auf der Welt bestimmt, sondern ganz andere Kräfte und Mächte.
    Gibt es Vor- und Nachteile gegenüber dem Schweizer Rechtssystem?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Das hängt immer vom Wissen, der Einsicht der beteiligten Menschen und der jeweils gepflogenen und gesellschaftlich akzeptierten Praxis ab.
    Was halten Sie von den Vorurteilen gegenüber dem Islam und seinen Strafen?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Was man von Vorurteilen eben halten muss.
    Wer sich bezüglich Islamisches Recht und Scharia kompetent weiterbilden und Vorurteile in (Er)kenntnis wandeln möchte, sei das jüngst erschienene, vorzügliche Buch von Mathias ROHE zur Pflichtlektüre empfohlen.
    DAS ISLAMISCHE RECHT: http://www.amazon.de/Das-islamische-Recht-Geschichte-Gegenwart/dp/3406579558

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    A.Z. hat folgendes geschrieben: Was ist die Scharia und was hat sie für eine Bedeutung im Islam?
    Die Scharia (asch-scharii’ah) bedeutet linguistisch „der Weg zur Wassertränke“.

    Fachspezifisch ist sie die Gesamtheit der Islamischen Gebote praxisbezogenen Inhaltes, wie die Gebote zum rituellen Gebet, zum rituellen Fasten, Ernährungsgebote, Bekleidungsgebote, die Moralwerte, usw.

    Der Islam besteht aus Scharia und ’Aqiidah (Iimaan-Inhalte wie die unerschütterbare Gewissheit an das Dasein des Schöpfers, an die Engel Gottes, an die Propheten und Gesandten Gottes, an die vom Schöpfer übermittelten Schriften, an den Jüngsten Tag und an das Vorauswissen und die Vorherbestimmung Gottes).

    Welchen Einfluss hat sie auf das heutige Rechtssystem?
    Die Scharia ist eine Hauptquelle zur Ableitung von Normen und Alltagsbestimmungen in allen islamischen Ländern.

    Was sind die Hadithen?
    Es sind die Tradierungen, welche die Aussagen und die Handlungen des Gesandten Muhammad (sallal-laahu 'alaihi wa sallam) beinhalten

    Welche Vor-/ Nachteile sehen Sie in einer Gemeinsamkeit von Staat und Kirche?
    Dies können wir nicht beantworten, da wir im Islam keine Kirche haben und diese Erfahrung nicht kennen. Aus der europäischen Geschichte wissen wir, dass es fast nur Nachteile gab.

    Was gibt es für Strafen und wie werden sie begründet?
    Frage ist unklar.

    Würden Sie es begrüssen, wenn Muslime in der Schweiz zum Teil nach der Scharia gerichtet werden? (Begründung)
    Frage ist unklar.

    Z. B. gehören die Ehe-, Scheidungs- und Erbschaftsmodalitäten zu den Scharii’ah-Geboten. Diese müssen nach der Scharii’ah sein. Bau von Moscheen, Beten und Fasten z. B. gehören zur Scharii’ah, ohne die kommt kein Islam zustande, usw.

    Was hat der Koran für einen Einfluss?
    Der Quraan ist die Seele des Islam und seine Hauptquelle in jeder Hinsicht.

    Wie beurteilen Sie die Strafen?
    Welche Strafen?

    Sind die Strafen effizient?
    Welche Strafen?

    Warum unterscheiden sich die Strafen in muslimischen und christlichen Ländern sehr stark?
    Frage unklar, was heißt islamische und christliche Länder? Welche Länder meint man?

    Sehen Sie Zusammenhänge zwischen der Bibel und dem Koran in Sachen Strafen? Wo sind die Unterschiede?
    Ja, fast alle Strafen, die im Quraan erwähnt sind, findet man in der Bibel. Die Bibel hat vielmehr härtere Strafen

    Beispiele sehen sie z. B. auf ( http://www.unmoralische.de/bibellex.htm ).

    Werden die Muslimen im westlichen Rechtssystem gerecht behandelt? Wenn nein wieso nicht?
    Prinzipiell ja, in Realität hat man mit Ausnahmen aufgrund von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit zu tun.

    Gibt es Vor- und Nachteile gegenüber dem Schweizer Rechtssystem?
    Frage unklar.

    Was halten Sie von den Vorurteilen gegenüber dem Islam und seinen Strafen?
    Die Diskussion verläuft im Westen negativ, da man wenig bzw. kaum vom Islam und von seinen Geboten weiß. Man definiert z. B. die Scharia als das Strafgesetz im Islam, was das Unwissen bzw. eine gewollte Desinformation belegt. Mehrsachlichkeit würde allen gut tun.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 15.10.2011, 21:08


    Interview für die Kantonale Fachstelle für Integrationsfragen, Neumühlequai 10, Postfach, 8090 Zürich

    Was tun die islamischen Organisationen im Kanton Zürich und der VIOZ im Bereich Integrationsförderung?

    Im Prinzip übernimmt VIOZ als private Vereinigung, welche ausschliesslich auf Spendengelder angewiesen ist, zum guten Teil Arbeiten, welche allgemein von der öffentlichen Hand getragen werden.

    Religionsbezogene Arbeit

    - Beratung der Behörden betreffend schulische Besonderheiten (Konsultationen, Analysen, Lösungen) / Gemeinden, Kanton
    - Beratung der Behörden betreffend Bestattungswesen (Konsultationen, Analysen, Lösungen) / Gemeinden
    - Beratung der Behörden betreffend Alterswohnen (Konsultationen, Analysen, Lösungen) / Gemeinden
    - Beratung der Behörden betreffend Militärdienst (Konsultationen, Analysen, Lösungen) / Bund
    - Seelsorgeleistungen (Krankenhäuser, Gefängnisse, “Blaulichtorganisationen”, Flughafen, Psychatrie, …) Koordination und Organisation von ingesamt über 40 ehrenamtlich wirkenden muslimischen Seelsorgern / Stadt und Kanton
    - Mitarbeit in interreligiösen Organen zur Konsensförderung (IRT, ZFR, IRAS, Lehrhaus, …) Stadt und Kanton
    - Ansprechpartner für die Oberstufen und Universität für Matur- und Dissertationsarbeiten, schulische Moscheebesuche bzw. Partner der ZH Schulen, um den Lehrplänen zu entsprechen / Gemeinden und Kanton
    - Mitarbeit bei der Konzeption des neuen Schulfaches "Religion und Kultur", bei der Erstellung des Fach-Inhaltes und bei der Entwicklung der Schulmaterial
    - Ansprechpartner für sämtliche ZH Behörden in muslimischen oder islamischen Belangen (Erhebungen, religiöse Stellungnahmen) / Gemeinden und Kanton
    - Ansprechpartner der politischen Links und Mitte Parteien / Kanton
    - Veranstaltungen / Diskussionsabende organisieren mit den Parteien (z.B. SP, FDP) über verschiedene gesellschaftspolitische Themen

    Allgemeine Gesellschaftsaufgaben (Unterstützung und Leistungen betreffend ZH Migration)

    - Beratungen für Migranten betreffend Deutschkursen (verschiedene Moscheen)
    - Durchführung von Deutschkursen in den Moscheen (verschiedene Moscheen)
    - Anlässe für Jugendliche zur Integration in die Gesellschaft / Stadt ZH und Kanton (Bsp. Ummah Day, VIOZ Jugendlager)
    - Unterstützung von Schweizern mit Migrantionshintergrund (meist Erwachsenenbildung, z.B,. 'wie wählt man', Verständniserklärung von Formularen etc.) / Gemeinden, Kanton
    - Kulturvermittlung für Migranten (z.B. Erklärungen zu hisigen Usancen, Prozessen und rechtsstaatlichen Strukturen) / Gemeinden Kanton
    - Konsensentwicklung zur Wahrung des inneren Friedens und Gegenbewegung zu extremen Entwicklungen / Gemeinden und Kanton


    Was könnten die islamischen Organisationen und die VIOZ im Bereich Integrationsförderung besser machen?

    VIOZ ist im Landesvergleich eine der offensten und strukturiertesten kantonalen Dachverbände mit direktem Kontakt zu den hisigen Moscheen und sehr guten Erfahrungen mit den öffentlichen Vertretern.

    Dennoch bedarf es einer Professionalisierung innerhalb der VIOZ, da die Aufgabenlast nach innen, wie nach aussen exponentiell wächst ohne, dass entsprechende Ressourcen erhöht werden können.

    VIOZ 'stemmt' heute die obigen Aufgaben als Laienorganisation mit einem jährlichen Budget von unter CHF 10'000!
    (und dies für eine 'Gemeinde', die in etwa 1/3 den grossen Landeskichen entspricht, zum grossen Teil aus Migranten besteht und in den meisten staatlichen Strukturen als neu/fremd erscheint. In erster Linie müsste VIOZ, um die Integrationsförderung besser, d.h. professioneller zu gestalten, ihren Zugang zu finanziellen und institutionellen Ressourcen verbessern.


    Inwiefern wären die islamischen Organisationen und die VIOZ froh um Unterstützung von aussen?

    - Da die Muslime im Kanton Zürich einen erheblichen Steuerbetrag an die Landeskirchen bezahlen, wären sie froh, wenn diese Beträge, wenn sie schon nicht direkt an die Muslime ausbezahlt werden können, wenigstens über konkrete, projektbezogene Subventionen dem Aufbau ihrer eigenen Strukturen zugesprochen werden. Momentan stehen den Muslimen und ihren Organisation nicht nur diese Beträge nicht zu Verfügung, noch werden mit diesen Geldern jene Maßnahmen gesetzt, welche die Muslime ihre Integrationsarbeit auf das erforderliche professionelle Niveau zu heben, um ihre Rolle als verantwortlicher und kompetenter, religiös ausgerichteter Partner in der Schweizer Gesellschaft auszufüllen.

    Desweiteren wären die Muslime auch über finanzielle und institutionelle staatliche Subvention über die Kulturförderung froh. Denn zweifellos ist es historische und gesellschaftliche Tatsache, dass auch die jeweilige Kulturen der Muslime, werden sie im entsprechenden, d.h. professionellen Rahmen gepflegt, jedenfalls eine Bereicherung für die Schweizer Bevölkerung. Kirchen können für die Organisation der alle Menschen bereichernden kulturellen Anlässe durch die entsprechenden, nicht unbeträchtlichen staatlichen finanziellen Dotierungen auf ihre, eben auch durch diese Gelder bezahlten administrativen Strukturen zurückgreifen. Die Integration der Muslime geschähe jedenfalls weit unproblematischer, d.h. gesellschaftspolitisch konfliktfreier, wären sie durch Zuweisung der entsprechenden, nicht staatlichen Mittel (die traditionell eben auch den Kirchen zukommen) in der Lage, ihre kulturelle Präsenz über professionelle Präsentation in der Öffentlichkeit darzustellen.

    - Froh wäre die VIOZ über grössere Akzeptanz als religionsbezogene Authorität (bzw. um Unterstützung bei der Unterbindung von Fremdbestimmung in islamischen Angelegenheiten oder bei der Vermeidung von willkürlichem Ausschluss- oder Beizug) in Fragen der Religion in den öffentlichen Gremien und Prozessen (bspw. bei Themen wie: ordentliche theologische Ausbildung für Imame, Seelsorger, Pädagogen und Theologen, Schulreglement, Religion und Kultur … ).
    … zu oft heisst es 'man habe einen Muslim beigezogen' oder 'man habe sich über den Islam informiert' - dies mit katastrophalen Folgen, da weder der beigezogene Muslim repräsentativ oder theologisch im klassischen Sinne als legitim zu gelten hat, noch die bezogene Information als, von der breiten klassischen Quellenlage aus gesehen, als umfänglich und/oder ausreichend korrekt dargestellt zu bezeichnen ist.
    - Froh wäre die VIOZ über Anpassungen kantonaler Strukturen in Bezug auf die muslimische Bevölkerung (beispielsweise gibt es bis dato keine Direktion, die sich der Seelsorge verpflichtet fühlt, obwohl diese als staatliche Aufgabe definiert ist).
    - Froh wäre die VIOZ über Unterstützung bei den Anliegen des allgemeinen Lebenszyklus (Menschenrechte) von der Geburt bis zum Tod für die knapp 10% muslimische Bevölkerung in Zürich
    (Gewährung der Rechtsgleichheit im Sinne von praktikablen und pragmatischen, jedoch nachhaltigen Lösungen. Hier ist nicht 'status quo de jure' sondern das 'unverzichtbare Erfordernis' gemeint, also bsw. Lösungen, die der heterogenen Verteilung der Muslime entsprechen und öffentliche Leistungen betreffen, die bereits heute bezahlt, aber praktisch unzugänglich sind, wie in Fragen der Grabfelder, Altersheime, Seelsorge, öffentliche Feste, ...)

    Letztlich wäre es aus muslimischer Sicht ein interessanter Ansatz, die Frage umzudrehen und zu formulieren: Wie weit, in welchem Ausmass darf/soll/muss VIOZ Bestandteil des “Aussen”sein?



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 24.10.2011, 22:53


    Interview mit Frau S.A.M. zur ORGANSPENDE im ISLAM

    1. - Meine Betreuerin hat mir mitgeteilt, dass Sie zum Islam konvertiert sind. Wie lange ist dies her und wie kam es, dass Sie sich dafür entschieden haben?

    Ich bin seit 27 Jahren Muslimin. Meine Konversion zum Islam kam aus tiefer innerer Überzeugung – einer Überzeugung, die schon in meiner Kindheit vorhanden war und die sich im Islam – und für mich einzig in ihm – aufs Beste entfalten kann. Der Glaube an ALLAH, Gott, als den Einen, Einzigen Schöpfer und Erhalter allen Lebens ist zentraler Inhalt sowie die menschliche Ausrichtung auf und Bezugnahme zu IHM in jeglicher Lebenslage und ohne „wenn“ und „aber“. Die Religion des Islam gibt uns eine klare, detaillierte Anleitung, um aus jeder Lebenssituation heraus diesen Weg finden und gehen zu können.

    2. - Gemäss einer offiziellen Erklärung akzeptiert auch der Islam die Möglichkeit der Organspende durch den Hirntod. Wie lautet die Begründung für das Einverständnis der islamischen Kirche in dieses moderne Konzept?

    Wenn der (mögliche) Nutzen den (möglichen) Schaden überwiegt, wird die Organtransplantation von einer Mehrheit der Gelehrten für den Fall einer Lebensrettung erlaubt. Eine „islamische Kirche“ kennen Muslime allerdings nicht.

    3. - Wie verträgt sich das Hirntodkonzept mit der islamischen Rechtsgrundlage? Was sind die Bestimmungen über die Organspende?

    Nach muslimischer Auffassung tritt der Tod dann ein, wenn die Seele den Körper verlässt. Der genaue Zeitpunkt, wann dies der Fall ist, kann unseres Wissens nicht klar bestimmt werden. Hirntod ist also nicht zwingend mit dem Tod gleichzusetzen. Der Körper einer toten Person muss grundsätzlich mit derselben Sorgfalt behandelt werden wie der einer lebenden und darf nicht verletzt werden. Dennoch sind viele Gelehrte der Ansicht, dass unter dem Aspekt der Lebensrettung Organspenden erlaubt sind. Letztlich ist jeder Fall nach sorgfältiger Berücksichtigung der Umstände und der religiösen Vorgaben individuell zu beurteilen und zu entscheiden!

    4. -Wie ist eine Zustimmung zur Organspende geregelt? Dürfen Angehörige für den Verstorbenen entscheiden?

    Allgemein gilt: Ja – die Angehörigen dürfen entscheiden. Allerdings nicht gegen den expliziten Willen des Verstorbenen, welchen dieser entweder mündlich zu seinen Lebzeiten oder über ein Testament zum Ausdruck brachte. Und im Übrigen gilt, wie schon erwähnt wurde, dass jeder Fall individuell, über die Beiziehung von Gelehrten beurteilt und entscheiden werden sollte.

    5.- Gibt es auch religiöse Regelungen bezüglich der Organspende?

    Von diesen sprechen wir doch. Im Islam ist es grundsätzlich so, dass der sozusagen "rein weltliche" und der "rein religiöse" Bereich nicht unabhängig voneinander existieren, sondern beide miteinander verwoben sind und als komplementäre, von einander abhängige und einander ergänzende Einheiten den ganzheitlichen Bereich menschlichen Lebens darstellen. Die Regelung der Organspende kann – nebst der Bezugnahme auf den heiligen Qur‘an selbstverständlich nur aus dieser Thematik verwandten Themenbereichen der Vergangenheit (Lebenszeit des Propheten, dessen „Sunna“, Gebrauch, für die Muslime massgebend ist) abgeleitet werden.

    6. - Wie steht die islamische Gesellschaft in der Schweiz zur Organspende? Gibt es viele muslimische Spender?

    Dazu gibt es keine repräsentative Studie oder Umfrage. Doch aus privaten Quellen und persönlicher Erfahrung uns bekannter und nahestehender Ärzte wissen wir, dass in der muslimischen Gesellschaft (Schweizer Gemeinschaft) durchaus Organspenden gegeben und auch angenommen werden.

    7. - Gibt es für den Muslimen/ die Muslima einen Unterschied zwischen Lebendspende und postmortaler Spende?

    Man muss auf jeden Fall in beiden Fällen das grundsätzliche Verbot der Verletzung des menschlichen Körpers, resp. der geziemenden Behandlung desselben - der für uns ein von Gott anvertrautes Gut bedeutet – beachten. In diesem Sinne darf man schon auch einiges an persönlichem Opfer auf sich nehmen, um Schaden von jemandem anderen abzuwenden. Allerdings kann beim lebenden Menschen der mögliche Schaden natürlich grösser sein – weshalb hier sehr vorsichtig abgewogen werden muss.

    8. - Besitzen Sie selbst einen Organspendeausweis?

    Ja.

    9. - In verschiedenen Büchern wird erwähnt, dass das Blut im Islam eine unreine Substanz darstellt. Was sind die damit verbundenen Probleme im Bezug auf die Organspende?

    Dazu sollte man wissen, dass drei Dinge aufgrund einer Aussage des Propheten grundsätzlich als unantastbar, als sozusagen "sakrosankt" gelten. "Das Eigentum, das Blut und die Ehre des Menschen". Das Blut ist also in erster Linie unantastbar und nicht schmutzig. Weiters sollte man wissen, dass im Islam – dies ist für den Gottesdienst, z.B. das Gebet relevant – es zwei Arten von Unreinheiten gibt. Die "tatsächliche" und die "rituelle". Die Bezeichnung des Blutes als unrein bezieht sich auf den rituellen Aspekt. (Dies ist auch ganz klar aus der Prophetentradition abzuleiten, aus welcher wir wissen, dass der Prophet keinerlei Scheu hatte, das Lager mit seinen menstruierenden Frauen zu teilen, dabei auch taktile Zärtlichkeiten auszutauschen, ohne aber den eigentlichen Geschlechtsverkehr zu vollziehen.)

    Als Verwehrtes genannt wird das Blut auch als Nahrungsmittel, wie Schweinefleisch oder Verendetes.

    In Bezug auf Organ- oder Blutspenden, das ergibt sich aus obigen Erklärungen, hat die rituelle Unreinheit des Blutes in keinerlei Hinsicht Relevanz.

    10. - Kennt der Islam eine Einheit von Körper und Geist, wie es im Christentum der Fall ist?

    Ja, siehe unten.

    11. - Kann man die Seele an ein bestimmtes Organ festmachen?

    Nein. Wenn man in dieser Hinsicht mitunter vom Herzen spricht, so wird im Islam damit das spirituelle Herz gemeint.

    12. - Was ist die Konzeption des Menschenbildes von Körper, Leib und Seele?

    Der Körper, die Seele und die sogenannte Lebenskraft sind eine Einheit. Nach gewissen Gelehrten wird z. B. auch die Pein im Grab als eine Pein beschrieben, die auch LEIBLICH ist (man denke an den sogenannten „Astralleib“ oder „spirituellen Körper“ von welchem mitunter die Rede ist), auch wenn der physische Körper bereits in der Verwesung begriffen ist.

    13. - Welche religiöse oder kulturelle Bedeutungen haften den inneren Organen an? Sind sie nur unbelebte Materie oder effektiv Teil der Person?

    Den einzelnen inneren Organen haften keinerlei religiöse oder kulturelle Bedeutungen an. Organe sind natürlich keineswegs unbelebte Materie, sie leben einerseits durch ihren Stoffwechsel, sind andererseits belebt durch die („spirituelle“) göttliche Lebenskraft. Letztlich aber IST der Mensch nicht sein Körper, sondern HAT, besitzt einen Körper.

    14. - Die Medizin beschränkt den Menschen gewissermassen auf seine Gehirnfunktionen, es wird gesagt, dass das Hirn Zentrum des menschlichen Handelns und Denkens ist. Wie stehen islamische Gelehrte zu dieser Position?

    Im Islam wird allgemein nicht das Hirn, sondern das Herz als Zentrum aller menschlichen Wahrnehmung bezeichnet, wobei, wie oben schon gesagt, hier das spirituelle Herz gemeint ist. Obwohl man natürlich auch im Islam das Hirn als Zentrum des Denkens und – in Kombination mit dem Impuls des Herzen - auch des Handelns sieht, nimmt es daher jedoch nicht die zentrale Stellung ein, die ihm die moderne Medizin u. U. zuschreiben möchte.

    15. - Gibt es Glaubenskonflikte mit der medizinischen Definition des Todes? Akzeptiert der Islam die Behauptung, dass ein Mensch bereits tot ist, wenn sein Gehirn nicht mehr funktioniert?

    Ja, es gibt Konflikte mit der medizinischen Definition des Todes; die Behauptung, dass ein Mensch tot ist, wenn er hirntot ist, ist islamisch nicht haltbar (und auch medizinisch umstritten!).

    16. - In der Medizin wird der Tod gleichgesetzt mit endgültigem Bewusstseinsverlust. Welche Bedeutung hat das Bewusstsein für die Integrität einer Person?

    Die Integrität einer Person muss im Islam unabhängig von ihrem Bewusstseinszustand gewahrt werden. Ist das Bewusstsein einer Person stark beeinträchtigt oder ist die Person bewusstlos, gar verstorben, sind die Muslime dazu verpflichtet, die Integrität des Betreffenden in seinem Sinn zu wahren.

    17. - Die verbleibenden körperlichen Funktionen, die an einem hirntoten Menschen beobachtet werden können sind gemäss Aussagen aus der Medizin rein biologisch begründbar, können jedoch keinesfalls als Leben gelten. Wie steht der Islam dazu?

    Der Islam sieht die Seele („Nafs“, den Sitz der Persönlichkeit und des Willens und „Ruh“, die geistige Substanz) als „Grundsubstanz“ des menschlichen Lebens. Den absolut exakten Zeitpunkt, wann sich diese (Ruh) aus dem Körper entfernt, kennen wir nicht. Rein organisches Leben, so könnte man wohl definieren, ist solange gegeben, wie der Organismus stoffwechselt und die Verwesung nicht am gesamten Körper (Stichwort "Leichenflecken") festzustellen ist.

    18. Wie wird der Sterbeprozess eines Menschen im Islam beschrieben?

    Der Todesengel kommt zum Menschen und entnimmt dem Körper der Person die Seele. Entweder entweicht diese dem Körper „wie in Tropfen“, wenn der betreffende Mensch im Einklang mit göttlichen Geboten – und somit seiner eigenen lichtvollen Natur - gelebt hat. Hat er sich gegen sich selbst versündigt, wird sie ihm unter Schmerzen entrungen. Ein Engel trägt sie sodann in einem entweder weissen oder schwarzen Tuch zu ihrem Herrn.

    Obwohl der Mensch im Sterbenszustand in einen Zustand der „Trunkenheit“ (Sakratul Mauti, Sure 50:19) gerät, sieht er, bevor die Seele den Körper verlässt, das, was vor ihm liegt deutlich vor sich.

    Welche Relationen hier zu den körperlichen Abläufen des Sterbens bestehen, wissen wir nicht.

    19. Reicht die Zeit zwischen Hirntoddiagnose und Explantation des Organs für die Seele, um sich endgültig vom Körper zu trennen?

    Dies ist umstritten.

    20.Wie sieht der Islam das Leben nach dem Tod?

    Nachdem der Mensch ins Grab gelegt wurde, wird er von bestimmten Engeln einer Befragung nach seinem Glauben unterzogen, die er wahrheitsgemäss beantworten wird. Bis zum Tag der Auferstehung befindet sich der Mensch im Grab in einer Art „Zwischenzustand“, dem „Barzakh“. Es gibt die „Strafe“ der „Prüfung“ im Grab“, während der der Mensch an seinen Verfehlungen leidet. Jeden Morgen und jeden Abend wird ihm sein Platz im Paradies oder in der Hölle vergegenwärtigt. Allerdings kann man für die Toten Bittgebete sprechen, die ihnen ihre Situation erleichtern und für sie aus dem Qur‘ an lesen. Solche Bittgebete können sogar bewirken, dass ihre Situation sich ganz zum Guten wendet.

    Am Tag der Auferstehung wird der Muslim in aller Regel der Abrechnung unterzogen, in der sein Glaube und seine Taten beurteilt werden. Sodann wird ihm „neues Leben“ verliehen, ein neuer Körper, mit dem er dann im Paradies oder in der Hölle weilt und mit dem der Mensch in Konsequenz seiner Einstellung im diesseitigen Leben entweder grosse Freude oder ebenso grosses Leid erfährt. Die Menschen in der Hölle werden als die beschrieben, die „ihre Seelen verloren haben“ (weil sie an ihrem wahren Lebenssinn vorbeigelebt haben). Die Wonnen des Paradieses oder die Qualen der Hölle werden im Islam ähnlich beschrieben wie im Christentum. „Doch niemand weiss, was an Augenweide für sie verborgen ist für ihre Taten“ (Sure 32:17)

    21- In verschiedenen Religionen existieren Rituale, um mit dem Tod besser umzugehen. Es werden beispielsweise Gottesdienste oder bestimmte Feiern abgehalten. Welche Rituale oder kulturellen Traditionen existieren im Islam?

    Die muslimischen Rituale sind einfach: Der Tote wird rituell gewaschen, parfümiert, auf bestimmte Art in Tücher gewickelt. Er soll nach Möglichkeit sogleich beerdigt werden, die Lage im Grab ist gegen Mekka gerichtet. Die Angehörigen beten das Totengebet, das aus zwei Gebetseinheiten besteht. Man ist gehalten, bei der Beerdigung gefasst zu sein, da unser Leben in dieser Welt ja nur eine „Etappe“ war, wir an eine Transformation, an ein „Danach“ fest glauben. Empfohlen ist auch, das Grab zu besuchen, da es uns „an den Tod erinnert“ und dort Gebete zu sprechen, aus dem heiligen Qur’an zu lesen. Das Grab soll einfach gehalten sein.

    Über die verschiedenen Traditionen ist mir nichts bekannt. Grundsätzlich halten sich Muslime aber daran, die Zeremonien sehr einfach zu halten.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 24.11.2011, 00:56


    Interviewfragen zum Thema Minarettverbot für VIOZ beantwortet

    Guten Tag Herr Hanel

    Vielen Dank für Ihre rasche Antwort.

    In unserer Arbeit beschäftigen wir uns hauptsächlich mit der Frage wie die Stimmung/Beziehung vor der Minarett-Initiative und dem 11. September 2001 der Schweizer Bevölkerung zum Islam und Minaretten war.
    Zudem möchten wir erfahren, wie der Stimmungsumbruch (welche der 11.09.01 und die Minarett-Initiative herbeigeführt hat) bei der Muslimischen Gemeinschaft aufgenommen wurde. Auch die heutige Situation möchten wir analysieren.

    Im Anhang sende wir Ihnen einen kleinen Fragebogen bezüglich der Minarett-Initiative.

    Bitte fühlen Sie sich frei zusätzliche Bemerkungen hinzuzufügen.

    Im Voraus möchten wir uns herzlich für Ihre Bemühungen bedanken.

    Mit freundlichen Grüssen

    A. G.
    A. M.
    S. K.

    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ich gebe Ihnen Antworten, welche ganz allgemein vom Vorstand der VIOZ mitgetragen werden. Dort, wo sich die Fragen auf Persönliches beziehen, können die Antworten bei einem mündlichen Interview natürlich unterschiedlich ausfallen.

    1. Wie schätzen Sie das Verhältnis von den Schweizer Bürgern zum Islam / den Minaretten vor dem 11. September 2001 ein? Wie würden Sie das heutige Verhältnis beschreiben?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Das Verhältnis der Schweizer Bürger zum Islam war vor dem 11. September 2001 noch von mehr echtem Interesse am "Anderen" geprägt. Das "Fremde" wurde noch viel mehr als bereichernde Herausforderung erachtet, über welches man in überwiegend positiver Aufnahmebereitschaft etwas zu wissen wünschte.

    Nach besagtem Datum – hat die globale mediale Aufmachung und Darstellung dieses Verbrechens (wer letztlich auch immer wirklich dahinter stehen mag) dazu geführt, in völliger Undifferenziertheit im Islam und den Muslimen (obgleich man weder vom einen, noch vom anderen besonders Authentisches wusste) auch hierzulande etwas wirklich Bedrohliches und Gefährliches wahrzunehmen. Seit 10 Jahren haben sämtliche Medien – Ausnahmen bestätigen nur die Regel – ihr Bestes gegeben, diesen Eindruck, der den Westen bedrohenden Gefährlichkeit des Islams und der Muslime zu bestärken und im Denken der Menschen zu verdichten. Eine sehr einleuchtende Darstellung der Gründe und Hintergründe, warum sich die Situation nun aufgrund welcher Maßnahmen des Westens in Hinblick auf die Beziehung zwischen Muslimen und dem Westen verschlechtert hat … (eine Darstellung, welche übrigens von allen Muslimen, mit welchen ich bislang darüber gesprochen habe, mitgetragen wird) … finden Sie in den Veröffentlichungen von Jürgen TODENHÖFER. http://www.iphpbb.com/board/viewtopic.php?nxu=43715060nx17898&p=598#598

    2. Was löste der Minarett-Streit / die Initiative bei Ihnen und in Ihrem Umfeld für Reaktionen aus?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Steigendes Unbehagen und Sorge in Bezug auf die Rechtssicherheit ganz allgemein und auf die Sicherheit der Muslime und deren Einrichtungen. Eine Sorge, die in den jüngsten Entwicklungen ihre Berechtigung fand.

    3. Kam das Abstimmungsresultat für Sie überraschend? Wie haben Sie und Ihr Umfeld darauf reagiert?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Ja, es kam doch überraschend, da wir mit einer knappen Ablehnung rechneten. Wir hatten die Wirksamkeit jahrelanger Agitation oder durchaus unprofessionellen Agierens auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen unterschätzt.
    Unsere Reaktionen, das sollte allgemein bekannt sein, waren von äußerster Zurückhaltung geprägt und auf Deeskalation hin ausgerichtet.


    4. Hat sich Ihr Alltag nach der Annahme der Minarett-Initiative in der Schweiz verändert? Wenn ja, inwiefern?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Mein persönlicher Alltag nicht wesentlich. Dennoch waren vermehrt verbale, mitunter auch physische Attacken, besonders auf weibliche Mitglieder unserer Gesellschaft auszuhalten, Schändungen von muslimischem Eigentum und die Hemmschwelle sich negativ über Islam und Muslime in der Öffentlichkeit, den Medien und auf der Strasse zu äussern, hat die muslimische Gemeinschaft zu erdulden. Dies ist belastend, verletzend und frustrierend und einer problemlosen Integration der Muslime im Land nicht zuträglich.

    5. Was löste die Initiative resp. der 11. September bei Ihnen aus?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Siehe die Antwort zu Frage 2. Der 11. Sept. löste tiefste Erschütterung aus und wird als Auslöser für all das schwere Unrecht angesehen, welches im Anschluss der Bevölkerung in verschiedenen muslimischen Ländern, z.B. dem Irak angetan wurde.

    6. Wie sieht ihr politischer Standpunkt aus?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Als muslimische Organisation, deren Aufgabe es ist, gesellschaftspolitisch akzeptable muslimische Strukturen aufzubauen, besetzen wir keinen politischen Standpunkt. Mein persönlicher politischer Standpunkt, resp. meine Orientierung ist jedenfalls nicht Partei-, sondern Sach- und Anliegen gebunden.

    7. Was hat das Minarettverbot ihrer Meinung nach verändert/bewirkt?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben:
    · die Rechtssicherheit im Land wurde geschwächt,

    · Islam und Muslime wurden noch stärker diabolisiert und vermehrt ungebildeter, bewusster und unbewusster Ignoranz und Aggression ausgeliefert,

    · Integrationsbemühungen erschwert,

    · Muslime mussten feststellen, dass ihre bisherigen, diesbezüglichen Bemühungen völlig vergeblich waren,

    · Interreligiöse Projekte werden zurecht in Frage gestellt,

    · Hetzlektüre und -propaganda wurde hoffähig gemacht,

    · auf wissenschaftlicher, universitärer Ebene wurden zwar vermehrt bessere Arbeiten publiziert, die allerdings keinerlei Effekt auf die Bevölkerung haben,

    · Muslime beschäftigen sich noch intensiver damit, wie sie ihre berechtigten Anliegen professioneller darstellen und zu Gehör bringen können, …

    8. Bekamen Sie die Einweihung der ersten Moschee in der Schweiz (Zürich) mit?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Jene Muslim, welche damals im Lande waren … natürlich.

    9. Woher kommen Sie (ursprünglich)?
    M.Hanel hat folgendes geschrieben: Österreich – doch die Mitglieder unserer Organisationen kommen aus Dutzenden von Ländern.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 24.11.2011, 11:51


    VIOZ INTERVIEW zur INTEGRATIONSARBEIT in ZÜRICH

    1. Wie sieht der Kontakt mit der Integrationsförderung Zürich aus?

    Wir pflegen gute Kontakte zur Integrationsförderung Zürich. Die Integrationsförderung ist in Zürich durch zwei Stellen vertreten, die Städtische und die Kantonale.
    Einerseits wird der Kontakt individuell von den Gemeinschaften gepflegt (z.B. Anfragen der Integrationsstelle ob eine Moscheegemeinden z.B. Deutschkurse anbieten kann);
    Andererseits ist der kantonale Dachverband der islamischen Organisationen (Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich - VIOZ) im stetigen Austausch mit den Integrationsstellen.
    Hierbei spielen das Zürcher Forum der Religionen sowie die IRAS COTIS eine wichtige Rolle, beides Gremien, in welche Delegierte der VIOZ entsendet sind.
    Andere kommunale, städtische oder kantonale Behörden (wie etwa AOZ) sind sporadisch in Kontakt mit den Moscheen oder der VIOZ.
    Auf politischer Ebene ist VIOZ zudem am "Runden Tisch" aktiv beteiligt.


    2. Wäre eine Muslim-spezifische Integrationspolitik wichtig?

    Ganz allgemein sollte die Integrationspolitik nicht Muslim-spezifisch sein, jedoch die spezifischen Anliegen der Muslime auch mitberücksichtigen. Die Problembereiche sind ähnlich, z.B. das Finden geeigneter Gebetsstätte: Orthodoxe Christen (russisch, serbisch, ägyptisch,..) haben Probleme, um geeignete Kirchen zu finden, die Muslime haben Schwierigkeiten, geeignete Moscheeräumlichkeiten zu finden. Wie kann diesen Minderheiten geholfen werden, ihre Gebesstätte zu finden? Wir sehen, dass die Fragen schliesslich für verschiedene Migrantengruppen die gleichen sind.

    Zusätzlich bemerkenswert ist, dass sämtliche in der Bundesverfassung erwähnten Grundrechte, ob Gleichberechtigung, ethnischer Rassismus oder Orientierung entsprechende Organe oder Gesetzgebungen haben - nur eines nicht, die in der Verfassung garantierte Kultus- und Religionsfreiheit.
    Verschiedene Studien belegen die Wichtigkeit einer Integrationspolitik im Sinne von gegebenen gesellschaftlichen Notwendigkeiten (z.B. NFP58, Studien zur Lager der muslimischen Bevölkerung der Universität Zürich, u.a.)
    Wichtig ist hierbei festzustellen, dass es sich nicht um Forderungen neuer Rechtsräume oder Ansprüche handelt, als vielmehr um die Gewährung bestehender Grundrechte, sowie die Erfüllung der als dem Staate zukommenden definierten Aufgaben.


    3. Welche Integrationsmassnahmen werden in Zürich speziell für Muslime getroffen?

    Die Integrationsförderungen unterstützen keine Religionsgemeinschaften oder kultische Handlungen bzw. Projekte und daher werden keine speziellen Integrationsmassnahmen für Muslime getroffen.

    Im Zusammenhang darf noch festgehalten werden, dass es im Besonderen nicht die Aufgabe der Religionsgesellschaften ist, neben ihrem kultischen Zweck, sich besonderer Integrationsförderung zu widmen, sondern primär ist dies eine staatliche bzw. eine Aufgabe der jeweiligen Arbeitgeber.


    4. Reichen diese Massnahmen Ihrer Meinung nach aus? Wird genügend unternommen?

    Die Ingerationsbemühungen im Kanton und in der Stadt Zürich sind beispielhaft. Muslime können ihre Anliegen melden, und falls möglich, werden von den Behörden auch Lösungsmöglichkeiten gesucht. Es gibt sicherlich Entwicklungspotential bei der Lösung bestehender Probleme. Der Regierungsrat Zürich hat vor 2 Jahren eine Universitätsstudie in Auftrag gegeben um die Situation der Muslime zu analysieren. Diese Studie hat gezeigt, dass die Muslime gut integriert sind, jedoch in einigen Bereichen sind Verbesserungen nötig, z.B. islamische Seelsorge in den Spitälern. Weitere Studien zeigen, dass muslimische Mädchen mit Kopftüchern keine Lehrstellen bekommen. Solche Problembereiche sollten konkret angegangen und Lösungen gefunden werden.


    5. Was könnte zusätzlich noch unternommen werden?

    Für jeden Problembereich könnte der Staat Lösungssignale senden und Zeichen setzen. In den Gemeinden könnten zum Beispiel Mädchen mit Kopftüchern angestellt werden (Lehre oder Festangestellte, die Befähigung ist natürlich Voraussetzung). Somit würde mit der Zeit die Diskriminierung der muslimischen Mädchen auch in der Privatwirtschaft abgebaut und zum Verschwinden gebracht werden.

    Eine spezielle Förderung für Muslime muss in zwei Bereiche unterschieden werden.
    Im einen Bereich wären die Muslime die Empfänger gezielter Unterstützung, im zweiten Bereich wäre die Gesellschaft Empfänger der Integrationsbemühungen.
    Dem ersten Bereich, auch dem Wohle der Gesamtgesellschaft förderlich, wäre zuzuordnen, die Grundstrukturen der islamischen Gemeinschaft zu unterstützen.
    Die fast zu 100% ehrenamtliche, von Laien erbrachte Leistung kann den Integrationserfordernissen, neben dem Aufbau und dem Betrieb der Kultusstätten, Verwaltung, Kommunikation, Ausbildung, Kulturpflege, etc. für fast 10% der Bevölkerung nicht genügen und auch nicht ausschließlich aus freiwillig erbrachten Leistungen der Moscheegänger bestritten werden.

    Hierbei gilt auch zu beachten, dass die islamische Gemeinschaft eine Minderheit ist, die auf keinerlei historisch gewachsene und daher stabile organisatorischen Grundstrukturen zurückgreifen kann und aufgrund der gegebenen Situation bislang noch mit einem unterdurchschnittlichem Ausbildungsniveau innerhalb der Gemeinschaft zu arbeiten hat.

    Demgegenüber stehen Herausforderungen, die um ein vielfaches grösser sind, als bei den anderen zahlenmässig relevanten Religionsgemeinschaften in der Schweiz.
    (z.B. müssen sich weder die Mitglieder Freikirchen, noch die Atheisten um Grabfelder sorgen …)

    Im zweiten Bereich sind jene Aufgaben umfasst, deren Bewältigung von Kirche und Staat geteilt werden und sich die entsprechenden historisch entwickelten Strukturen auf die Kooperation zwischen Staatskirchen und öffentlich rechtlichen, politischen und privaten Körperschaften auf Gemeinde- und kantonaler Ebene stützen.

    Z.B." kirchliche Staatsaufgaben" wie bspw. die Seelsorge sind so strukturiert, dass nicht anerkannte Gemeinschaften in allen relevanten Bereichen wie bspw. Ausbildung, Zugang/Zutritt zu Spitälern, Gefängnissen, Blaulicht etc. ungenügend berücksichtigt sind.
    Bei den kommunalen Staatsaufgaben ergeben sich weitere Arbeitsbereich den Lebenszyklus betreffend.
    Beispielsweise wären hier die Bereiche der Alters- und Krankenpflege, wie auch die Friedhofsproblematik zu nennen.
    Diese fehlende Basisinfrastruktur zwingt Muslime (ob Migrationshintergrund oder nicht) ihren Altersabend, sowie ihre letzte Ruhestätte in Drittstaaten zu suchen (also ca. 5-10% der Bevölkerung).
    Die angesprochenen historisch bedingten Strukturen bedürfen der sorgfältig aufeinander abgestimmten Öffnung, um ihre Funktion für die heutige Gesellschaft erfüllen zu können.


    6. Was können Sie als Verband unternehmen, um die Integration der Muslime zu verbessern?

    Wir versuchen ständig die Integration der Muslime zu unterstützen und voranzubringen. Unsere Aktivitäten sind sehr vielfältig; Wir sind in Kontakt mit der Erziehungsdirektion und übernehmen Vermittlerrolle in Konfliktfällen zwischen Lehrkörperschaft, Eltern und Schülerinnen und Schülern. Wir begleiten die Einführung des neuen Faches "Religion und Kultur" im Kanton Zürich; wir haben Delegierte in der "Expertenkommission" dieses Faches. Unsere Vertreter nehmen an vielen Gremien teil; z.B. Interreligiöser Runder Tisch des Kantons Zürich, GMS (Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz), IRAS-COTIS (Interreligiose Arbeitsgemeinschaft der Schweiz), Dialogplattform des Zürcher Regierungsrates, Dialogplattform des Justizministeriums, ZFR (Zürcher Forum der Religionen), Lehrhaus für Christentum, Judentum und Islam. Mit dieser Zusammenarbeit ist unser Dachverband auf verschiedenen Ebenen, religiös und sozialpolitisch vernetzt und überall, wo integrationsrelevante Themen aufkommen, wirken wir mit.


    7. In den Medien und in der Öffentlichkeit werden den Muslimen immer wieder verstärkte Integrationsunwilligkeit vorgeworfen. Was meinen Sie zu diesem Vorwurf?

    Dieser Vorwurf ist nicht haltbar. Einige Musliminnen und Muslime mögen immer noch gewisse Intergationsschwierigkeiten haben, jedoch die Mehrheit der Musliminnen und Muslime wollen sich integrieren, müssen jedoch im Alltag mit schweren Vorurteilen kämpfen. Im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern sind die Muslime in der Schweiz gut integriert, was wird auch von der Mehrheit der Behörden und Politikern so bestätigt wird.


    8. Denken Sie, dass es Muslime gibt, die vermehrt Mühe haben, sich zu integrieren?

    Einzelfälle kann niemand ausschliessen. Doch gerade in diesem Zusammenhang darf erneut daran erinnert werden, dass bestimmte Missstände oder gar Verbrechen, welche man in der Öffentlichkeit gerne mit den Muslimen in Verbindung bringt (Ehrenmord, Zwangsheirat, Drogenhandel, Diebstahl, Betrug, mangelhafte Bildung, etc.) eben gerade nicht durch islamische Religionstreue gerechtfertigt werden können. Hier sollten die staatlichen Integrationsbemühungen über entsprechende Kooperationsmassnahmen mit den islamischen Organisationen verstärkt werden.


    9. Wie können sich diese Integrationsschwierigkeiten konkret zeigen?

    Über eine immer intensiver werdende Abschottung von der Gesellschaft, zurückgezogen und "im eigenen Kreis" leben, Mühe haben in dieser Gesellschaft sich zurecht und ordentlichen Anschluss zu finden.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 27.11.2011, 11:34


    «Hütet euch vor Extremismus»

    Kreuzlingen – Kritiker werfen dem Islam vor, intolerant zu sein. Angeprangert werden mangelnde Gleichheit von Mann und Frau, Menschenrechtsverletzungen (Scharia) oder Unterdrückung von Andersgläubigen in vielen muslimischen Ländern. Imam Rehan Neziri gibt klare Antworten. - Clemens Pecher/Stefan Böker

    INTERVIEW mit Rehan NEZIRI, Imam der Albanisch-Islamischen Gemeinschaft Kreuzlingen.


    KreuzlingerZeitung: Sie gelten als liberal eingestellter Imam. Stört es Sie, immer wieder auf negative Phänomene des Islam wie Islamismus, Terrorismus und Integrationsunwilligkeit angesprochen zu werden?

    Hier weiterlesen: http://www.kreuzlinger-zeitung.ch/Huetet+euch+vor+Extremismus/518319/detail.htm



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 02.02.2012, 21:32


    INTERVIEW zur ORGANSPENDE im ISLAM
    von Larissa JÄGER, geführt mit Frau MOHAMED für VIOZ, schriftliche Mitarbeit M.M.Hanel.


    www.gsiw.ch/Matura_Organspende.pdf


    Larissa Jäger hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Hanel


    Wie versprochen schicke ich Ihnen hiermit den Teil meiner Maturarbeit über den Islam und Ausschnitte aus dem Interview mit Frau Mohamed.
    Es freut mich, dass Sie meine Arbeit online veröffentlichen wollen.


    Mit freundlichen Grüssen


    Larissa Jäger



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 10.02.2012, 19:49


    Interview für Vertiefungsarbeit
    für VIOZ gegeben

    Sehr geehrte Damen und Herren
    Assalam o Alaikum

    Wie vorhin telefonisch besprochen, reiche ich Ihnen einige Schriftliche Fragen:
    Ich besuche derzeit eine Schule in Stadt Zürich als Allgemeinbildung. Für Abschlussarbeiten muss ich eine Vertiefungsarbeit schreiben. Mein Thema lautet "Islam in der Schweiz".

    Daher möchte ich ein paar Fragen über Islam/Konvertierten/ Immigranten, stellen.
    Es wäre sehr nett von Ihnen wenn ich darf von Ihnen die Informationen habe. (nach Ihre schätzung)

    1. Wie viele Schweizer/ Personen sind in letzte Zeit, im 2 Jahren zum Islam Konvertiert.
    Darüber liegen uns keinerlei statistische Erhebungen oder nennenswerte Meldungen vor.

    2. Warum immigrieren Muslime in die CH.
    Für diese Frage sollten Sie die Einwanderungsbehörde kontaktieren, welche die von Migranten genannten Gründe dokumentieren. Aber ganz allgemein gesagt, sind es wohl politische, persönliche und/oder wirtschaftliche Gründe.

    3. Volk entscheid, das Minarettverbot, welche Schwierigkeiten macht Ihnen- war das Politisch oder Religiösich.
    Da dieser Entscheid zum grösseren Teil ein politischer Entscheid war, sind auch die dadurch verursachten Schwierigkeiten vor allem im sozialpolitischen Bereich zu bemerken.

    4. Wo entstehen Probleme und Missverständnisse im Alltag.
    Im Berufs- und Schulleben und teilweise auch im Alltag.

    5. Was tun Muslime um diese Probleme in CH zu lösen.
    Sie informieren über ihre Religion und die daraus entstehenden Verpflichtungen für Gläubige und stehen in Verbindung mit Behörden und muslimischen Vereinigungen, um Missverständnisse und Vorurteile auszuräumen und pragmatische Lösungen zu finden, die im Rahmen der Möglichkeiten für alle Beteiligten gutzuheissen sind.

    Was tun Schweizer dafür/dagegen.
    Entweder unterstützen sie die Bemühungen, die im ersten Teil der Beantwortung der 5ten Frage genannt wurden – oder sie arbeiten eben ignorant dagegen.

    Ich danke für Ihre Antwort und für Ihre Bemühungen im Voraus! JAZAK'ALLAH

    Freundliche Grüsse
    Wasslam
    Abdul S.


    Wa alaikum Salam wa Rahmatullah wa Barakatuh

    Mit besten Grüßen und Wünschen

    Muhammad Hanel
    für das VIOZ online-Sekretariat

    Abdul.S. hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Muhammad Hanel
    Assalam o Alaikum

    Vielen Dank für Ihre Bemühungen, sehr nett von Ihnen dass Sie für meine Fragen Beantwortet haben. werde dies sehr gerne nützen in meiner Vertiefungsarbeit.

    Freundlichen Grüsse
    Abdul S.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 14.02.2012, 23:23


    Interview für DIPLOMARBEIT zu "Islamic Banking"
    für VIOZ gegeben

    Sehr geehrte Damen und Herren

    Ich bin daran, eine Diplomarbeit zu schreiben über das Thema “Islamic Banking in der Schweiz“.

    Ich bin der Meinung, dass diese Art des Bankwesens in der Schweiz wahrscheinlich stark zunehmen wird, und dass unsere Banken sich diesem Trend anschliessen sollten. Um meine Überlegungen zu untermauern, müsste ich aber über entsprechende Daten und Informationen verfügen. Meine Gedankenlinie ist, dass die jüngere islamische Bevölkerung in der Schweiz im Verlaufe der Zeit eine immer bessere schulische Ausbildung erzielt und dadurch bessere professionelle Aussichten und eine bessere Einkommenssituation haben wird. Damit stellt sich dann die Frage, wie das zunehmende Vermögen angelegt werden soll.

    Meine Bitte um Information bezieht sich darum nur auf die Frage, welche Faktoren die Entwicklung des Islamic Banking in der Schweiz negativ oder positiv beeinflussen können:

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrte Frau S.

    Ihre Anfrage erlaube ich mir wie folgt zu beantworten.
    Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Diplomarbeit und hoffen, Sie mit unserem Beitrag ein wenig unterstützt zu haben.
    Mit besten Wünschen
    Muhammad Hanel
    für das VIOZ online-Sekretariat



    1. Hat die Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich eine spezifische Meinung oder Stellungnahme zum Thema Islamic Banking in der Schweiz?

    Zitat: Innerhalb der VIOZ gibt es unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Islamic Banking. Eine einheitliche Position zu formulieren ist bislang nicht vorgesehen.

    Diese Positionen reichen von:

    “Solange es keinen eigenständigen islamischen Wirtschaftskreislauf gibt, innerhalb dessen auch die GELDSCHÖPFUNG autark geregelt wird, kann von echtem Islamic Banking nicht die Rede sein” – über

    “Islamic Banking ist eine neue Strategie, um vor allem Muslime im Westen an das globale Kapitalismusnetz anzuschließen” bis

    “Islamic Banking ist ein hervorragendes Instrument, um islamische Werte auch global auf dem Gebiet der “politisch neutralen” Wirtschaft umzusetzen”...


    2. Sieht die Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich in den Umstrukturierungen im Arabischen Raum (Ägypten, Libyen...) einen möglichen Einfluss auf die gelebten Werte der Islamischen Bevölkerung in der Schweiz, und welche?

    Zitat: Selbstverständlich bleiben politische Entwicklungen im Ausland nicht gänzlich ohne Auswirkungen auf die Muslime im Inland, vor allem dann, wenn die persönlichen familiären und/oder politischen Bande zum Herkunftsland noch stark ausgeprägt sind.
    Welchen Einfluss das haben kann, hängt eben von der persönlichen Position des Einzelnen ab und/oder welcher politischen Richtung sich diese Person verpflichtet und verbunden fühlt.


    3. Wie stark sehen Sie den Einfluss der Islamischen Eltern und der islamischen Gesellschaft auf ihre Kinder in Bezug auf die traditionellen Lebenswerte des Islams und auf der anderen Seite den Einfluss des eher weltlichen Umfelds auf ihre Kinder in der Schweiz? Gibt es hier Erhebungen, einen Trend?

    Zitat: Auch hier muss die Antwort auf die individuelle Position der jeweiligen Eltern ausgerichtet sein. Erhebungen gibt es keine eigenen und der Trend weist auch hier auf ein Auseinanderdriften und die Betonung divergierender Standpunkte. Nämlich vergrößert sich die Kluft zwischen: “sich auf religiöse Identitäten rückzubesinnen” und die “Religiösität zugunsten einer stärker werdenden Säkularisierung aufzugeben”.


    4. In Bezug auf die Religionen wird oft unterschieden “Zugehörigkeit“, also offiziell der Religion angehörend aber nicht unbedingt die Religion aktiv zu leben und auf der anderen Seite “Praktizierend“, das heisst, dass die Religion im Alltag stark verankert ist oder zumindest eine gewisse Rolle spielt. Existieren irgendwelche Erhebungen in diese Richtung, vielleicht auch nur für eine Stadt oder Region? Wenn nicht, wie ist Ihre objektive Einschätzung?

    Zitat: Nein, uns sind keine offizielle Erhebungen bekannt. Ganz allgemein könnte geschätzt werden, dass sich ca. 15% der Muslime als “eher mehr als weniger praktizierend” positionieren könnten.


    5. Ein besseres Einkommen ist vor allem abhängig von der schulischen und professionellen Ausbildung. Gibt es dazu Erhebungen? Zum Beispiel % der Islamischen (jungen) Bevölkerung mit Universitätsabschluss (oder auch Maturitätsabschluss). Entwicklung über die letzten 10 Jahre?

    Zitat: Auch hierzu sind uns keine Erhebungen bekannt. Allgemein kann gesagt werden, dass der Anteil der muslimischen Jugendlichen stetig am Steigen ist und in etwa gleich ist dem Bevölkerungsdurchschnitt, wenn nicht langsam sogar etwas darüber liegt oder zumindest tendenziell dorthin zielt.


    6. Existieren Erhebungen oder Schätzungen über den Umfang und die Entwicklung der Investitionen in Sharia-konforme Finanzprodukte in der Schweiz und/oder die Anzahl der entsprechenden Anleger?

    Zitat: Für die Beantwortung dieser Frage wenden Sie sich bitte an die Bankinstitute.


    7. Können Sie sich vorstellen, dass vermehrt auch ausländische Investoren aus dem Islamischen Raum auf Schweizer Banken in Sharia-konforme Finanzprodukte investieren möchten, und warum?

    Zitat: Das ist durchaus vorstellbar. Die Gründe sind bestimmt mannigfaltig. Der Hauptgrund mag darin liegen, dass die Schweizer Banken – auch wenn diese momentan gewissen Turbulenzen ausgeliefert werden – als sicherer und stabiler angesehen werden, als jene in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit.


    Es ist mir bewusst, dass meine Fragestellung nicht unbedingt zu Ihrem Kernbereich zählt. Ich wäre Ihnen aber sehr dankbar für jede Information oder Meinung. Vielleicht können Sie mir ja auch andere Organisationen empfehlen oder Links aufzeigen, um meinen Wissenstand über dieses Thema zu erweitern.

    Zitat: Für die Frage Nr. 5 wenden Sie sich bitte an den “ www.freitagsclub.ch ”


    Ich möchte Ihnen vielmals für Ihre Bemühungen danken.
    Freundliche Grüsse
    T. S.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 16.02.2012, 17:43


    INTERVIEW zur MASTERARBEIT

    ISLAM - Anerkennung als Staatskirche

    From: Ö. G.
    Sent: Monday, January 30, 2012 10:34 PM
    To: info@vioz.ch
    Subject: Frage für meine Masterarbeit

    Guten Abend

    Ich wollte wissen, ob ich Ihnen eine Frage stellen könnte bezüglich der Anerkennung der islamischen Glaubensgemeinschaft als Staatskirche.

    Kurz zu meiner Person. Ich bin Jus-Studentin an der Universität Bern. Zur Zeit schreibe ich an meiner Masterarbeit zum Thema: Die Schweiz und der Minderheitenschutz: Die Perspektive der islamischen Gesellschaft.

    Ich bin momentan an den Punkt angelangt, wo ich die Anerkennung der muslimischen Glaubensgemeinschaft zur Staatskirche beschreibe. Seit März 2011 beobachte ich die Entwicklungen in diesem Thema. Ich fand aber keine aktuellen Informationen zu der Gründung der Glaubensgemeinschaft „UMMA Schweiz“, so wollte ich Sie fragen, ob Sie mir kurz erläutern könnten, wie weit es mit der Vereinigung der in der Schweiz lebenden Muslime voran- und weitergeht?

    Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Zeit dazu hätten mir so bald wie möglich eine Nachricht zu kommen zu lassen.

    Schon zum Voraus bedanke ich mich für Ihre Bemühungen.

    Mit freundlichen Grüssen

    Ö. G.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrte Frau G

    Tatsächlich gibt es zurzeit auch keine aktuellen Informationen zu diesem Thema.
    Natürlich ist die offizielle Anerkennung ein Thema, welches aber ganz grundsätzlich zuerst auf kantonalen Ebenen vorbereitet werden muss.
    Da ich selbst langjähriger Funktionär der IGGiÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) war, ist mir dieser Arbeitsbereich sehr vertraut.

    Bis es also in diesem Bereich zu erwähnenswerten Fortschritten kommt, muss offenbar noch viel Aufbauarbeit geleistet werden.
    Einige Informationen darüber finden Sie im GSIW Forum:
    http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-214-30.html#1237

    Mit besten Grüßen
    Muhammad Hanel
    für das VIOZ online-Sekretariat

    Zu erwähnen wäre noch - "StaatsKIRCHE und ISLAM" geht nicht wirklich zusammen! Angebrachter wäre: "Religionsgesellschaft" ... zumindest nach österreichischem Verständnis ... also ausländisch :wink:



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 16.02.2012, 17:57


    INTERVIEW für VIOZ über livenet

    Guten Tag Herr Hanel

    Die Moscheebaupläne des IZRS in Bern waren für mich Anlass, wieder einmal nachzusehen, wer die KIOS von Herrn Afshar bildet.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Guten Abend Herr Schmid

    Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Anfrage, die ich mir unten in Ihrem Text gleich zu beantworten erlaube.

    Eine Website der KIOS finde ich nicht gleich. Gibt es sie?
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Es gibt keine Website von KIOS.


    Auf http://www.bmk-online.ch/kios.html ist die VIOZ als Mitglied der KIOS aufgeführt.
    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Folgende kantonale Dachverbände unterstützen die KIOS: VIOZ, BMK und der Berner Dachverband UMMAH.

    Ist die VIOZ noch Mitglied der KIOS? Wenn nicht, wann haben Sie sich zurückgezogen? Auf Ihrer eigenen, sehr übersichtlichen Homepage listen Sie die KIOS unter http://vioz.ch/4748.html nicht auf.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Interne, innermuslimische Kooperationen sind auf der HP nicht angeführt.


    Eine andere Frage: Sie gehören offenbar auch nicht der FIDS von Hisham Maizar an. Wie stehen Sie zu seinen Plänen, einen nationalen Dachverband „Umma Schweiz“ zu gründen?

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: "UMMA Schweiz" ist ein gemeinsames Projekt von KIOS und FIDS. VIOZ unterstützt auch dieses Projekt.

    Er sagte, bis Anfang 2012 sollten alle Muslime des Landes die Vertreter in eine Versammlung wählen. Haben Sie zu diesen Plänen Stellung genommen?

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Es ist aus unserer Sicht noch zu früh, um zu diesen Plänen offiziell Stellung zu nehmen.

    Mit freundlichem Gruss
    Muhammad Hanel
    für das VIOZ online-Sekretariat am 19.1.2012

    Peter Schmid
    Redaktor livenet.ch
    NB

    Bitte grüssen Sie Herrn Hatipoglu von mir. Ich habe ihn an einer Veranstaltung der Evangelischen Allianz in Aarau getroffen und mit ihm gesprochen.

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Gerne leite ich Ihre freundlichen Grüße an Herrn Hatipoglu weiter.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 10.03.2012, 10:49


    WARUM BIN ICH ALS MUSLIM GEBOREN?

    Weil ich – wie jeder Mensch – als Muslim geboren wurde und mit dem Erwachen meiner intellektuellen Fähigkeiten, dem Gebrauch von vernünftiger Logik und auf der Suche nach wahren Antworten nach dem Sinn und Wesen unseres Daseins zur Überzeugung gelangte, dass der Islam die richtige Religion ist (die richtige Rückbindung meines relativen Seins an das absolute Sein). Sie befriedigt die Bedürfnisse meiner Seele, meines Gemüts und meines Verstandes und bringt – als Rechtleitung für die Geschöpfe Gottes – die vom Schöpfer in uns gelegten Fähigkeiten und Anlagen zur Entfaltung und Vervollkommnung - lässt mich meine Geschöpflichkeit in richtigem Verhältnis begreifen und erweckt die Tugenden der Dankbarkeit und Demut - nebst all jenen Eigenschaften, welche in reinster und vollkommenen Form nur dem Schöpfer alleine zukommen.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 10.03.2012, 11:03


    VERTIEFUNGSARBEIT RINGPARABEL
    Interview für VIOZ gegeben (M. HANEL)

    Hier der LINK zur kompletten, sehr gelungenen MATURAARBEIT:
    www.gsiw.ch/Ringparabel.pdf

    Ich schreibe eine Vertiefungsarbeit zum Thema "Die Ringparabel".
    Ich möchte untersuchen, wie der Grundgedanke von Lessing, alle Menschen gleich zu behandeln und als gleichwertig anzusehen, in der heutigen Zeit, rund 230 Jahre nach Veröffentlichung seines Buches, gelebt wird. Ich brauche dazu die Meinungen und Einschätzungen von Angehörigen der drei bei Lessing zitierten Weltreligionen. Ich bitte Sie um Ihre Mithilfe. Gerne bin ich bereit, Ihnen meine Arbeit nach Abschluss zuzustellen. Ich bitte um eine baldige Antwort.

    Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Hilfe!

    Freundliche Grüsse

    Yvonne B.


    1. Können Sie in kurzen Worten die Kernaussage ihrer Religion zusammenfassen?
    Der Auftrag an die Gläubigen, als solcher mögen folgende Worte verstanden werden, ist: "Bezeuge, dass es keinen Gott, keinen Schöpfer gibt als den Einen, Einzigen Gott, indem du in deiner bewusst erkannten Rolle als Sein Geschöpf - Seinem Gesetz, Seinem Gebot in Ergebenheit folgst – Barmherzigkeit und Gerechtigkeit übst im Reiche Seiner Schöpfung, welches Er dir zur getreuen Sachwaltung überließ, um den Weg zur Erfüllung, den Weg zu alle und alles Wesen umfassendem Frieden zu öffnen; und bezeuge in Wahrhaftigkeit, dass alle Gesandten, die im Auftrag dieses Ein und Einzigen, Unvergleichlichen Gottes in die Welt entsandt wurden und welche mit dem Erscheinen Muhammads, dem Siegel der Gesandten ihren krönenden Abschluss fanden, als schönste menschliche Beispiele für die Übermittlung von Gottes Rechtleitung auftraten, durch getreue Befolgung ihres vorbildhaften Betragens auf Erden.


    2. Gibt es in Ihrer Religion (ihrem Glauben) einen Auftrag zur Mission?
    Es gibt in unserer Religion den Auftrag, die Rechtleitung Gottes, Seine Botschaft bekannt zu machen, den Geist der Menschen in freies, bewusst erkennendes Vermögen aufbrechen zu lassen, sich dem, in alle Schöpfung eingeschrieben Gesetz und somit der Allmacht des Schöpfers aus wahrhaftiger Einsicht zu ergeben und sich Seiner Rechtleitung anzuvertrauen. Keine Erlaubnis gibt es in unserer Religion, einen Menschen unter Zwang, Gewalt, trickreiche Strategie oder irgendwelche Täuschung zum Eintritt in unsere Religion zu bewegen.


    3. Was passiert in Ihrer Religion mit Menschen, die einer anderen Religion angehören?
    Sie werden als Gottes Geschöpfe anerkannt, als mögliche Quelle neuer Erkenntnis erkannt und in gegenseitigem Respekt mögen wir jeder unsere eigene Religion leben … der Qur'an sagt dazu in knappen Worten in etwa: "Euch Euer Glaube, uns unser Glaube … und kein Zwang sei zum Glauben … und der Allmächtig, unser aller Schöpfer wird am Tage des Gerichts verkünden, worüber die Uneinigkeit bestand".

    Und der Auftrag an die Muslime lautet, mit den Angehörigen anderer Religionen um das Gute zu wetteifern.


    4. Wie begegnet Ihre Glaubensgemeinschaft der Tatsache, dass immer mehr Jugendliche in der Schweiz die Kirche/Synagoge/Moschee nicht mehr besuchen und sich der Religion als nicht mehr zugehörig zählen?
    Mit Bedauern, mit Bestürzung, mit der Suche nach den Ursachen und mit Bemühungen, der Religion wieder jene Vitalität zu verleihen, die es braucht, um den Menschen – ihr Alter dabei nicht berücksichtigend – Freude, Zufriedenheit und Erfüllung im diesseitigen Leben und Zuversicht in Hinblick auf das jenseitige Leben zu geben.


    Ich bitte Sie, für die Beantwortung der folgenden Fragen die Ringparabel im Anhang zu lesen. Lessing schrieb diesen, zu seiner Zeit sehr revolutionären Text vor 230 Jahren, weil sich zu dieser Zeit die Religionen im damaligen Deutschland sammelten, eine Durchmischung fand allerdings noch kaum statt.


    5. Denken Sie, dass sich diese Situation heutzutage verändert hat?
    Nein, ich glaube nicht, dass sich die Situation im Wesentlichen geändert hat.


    6. Inwiefern hat sich die Situation verändert/nicht verändert?
    Weil das Gros der Religionsanhänger sich immer noch wie die drei Brüder benehmen – und sich selbst in egozentrischem Dünkel über ihre Brüder stellen, ohne das dem Ringträger auferlegte Legat wahrhaftig auszuüben.


    7. Sehen Sie diesen Zustand/diese Entwicklung als positiv oder negativ und weshalb?
    Diese Entwicklung weist die Zeichen allgemeiner, selbstzerstörerischer Dekadenz und umfassenden Niedergangs auf und kann daher nicht als positiv angesehen werden. Diese Entwicklung war von den Propheten vorhergesehen worden und wird, so Gott will, durch das reformierende Wiedererscheinen des Christus und das Auftreten des Al-Mahdi beendet werden.


    8. Wie begegnet Ihre Religion dieser Situation?
    Durch den religiösen Auftrag an jedes Individuum, in gottesfürchtiger Eigenverantwortung sich der Schicksalswende zum Guten selbst anzunehmen und sich in der Bemühung anzustrengen, das Kommen des Jüngsten Tages anständig und würdig vorzubereiten.


    9. Was ist Ihre persönliche Meinung zur Ringparabel und deren Gedankengut?
    Die Parabel nimmt zu Recht zentralen Platz in moderner interreligiöser Begegnung ein und kann in ihrer Aussage als islamische oder wenigstens islamisch inspirierte Aussage erachtet werden – (siehe auch Frage 3, in welcher Gott, der Herr am Tag des Jüngsten Gerichts, der "Richter", die "Menschen-Brüder" aus allen unterschiedlichen Religionen darüber aufklären wird, worüber sie uneins und falscher Ansicht waren.)


    10. Ist Ihrer Meinung nach in der Ringparabel ein Kern Wahrheit enthalten Wenn ja, können Sie ihn mir beschreiben wenn nein, weshalb nicht?
    Natürlich. Diese Parabel ist eine meisterhafte, wenn auch wenig schmeichelhafte Beschreibung des Verhältnisses der Mitglieder der Religionsgesellschaften zueinander, der Beziehung des Vaters (als Symbol der Propheten – oder enger gezeichnet, sogar des Propheten Abrahams, welcher als "Stammvater" von Moses, Jesus und Muhammad, drei gesetzgeben­den Propheten, bezeichnet werden kann) und des Richters, diesmal als Symbol rationaler und empirischer Beobachtung gesellschaftlichen Betragens, welcher die end­gül­tige moralische Entscheidung darüber an die weisere, höhere Instanz, welche über die Zeit erhaben ist, delegiert. Auch in obigen Antworten wurde, wenn auch nur kurz, auf die dieser Parabel innewohnenden Wahrheit hingewiesen.


    11. Können Sie sich vorstellen, dass verschiedene Religionsgruppen untereinander leben, ohne dass die Glaubenszugehörigkeit zu einem Thema wird, die mit Wertungen verbunden ist?
    Nein, das kann ich mir unter gegebenen Umständen kaum vorstellen, da die Menschen ganz allgemein sich darin gefallen, über andere zu urteilen und es geradezu die Aufgabe ALLER Propheten war, gegen diese Untugend (ein Stichwort: "Splitter im Auge des Bruders …") zu predigen und anzutreten. Abschließend soll an dieser Stelle allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass jene Menschen, die sich KEINER Religion zugehörig fühlen, und sich der Gemeinschaft der "Vernünftigen" zuordnen, genau die gleiche Untugend gegenüber anderen Menschen pflegen.


    RINGPARAGBEL

    Die Ringparabel
    Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
    Der einen Ring von unschätzbarem Wert
    Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
    Opal, der hundert schöne Farben spielte,
    Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
    Und Menschen angenehm zu machen, wer
    In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
    Daß ihn der Mann in Osten darum nie
    Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
    Auf ewig ihn bei seinem Hause zu
    Erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
    Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
    Und setzte fest, daß dieser wiederum
    Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
    Der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
    Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
    Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde.
    So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
    Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
    Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
    Die alle drei er folglich gleich zu lieben
    Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
    Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
    Der dritte, – sowie jeder sich mit ihm
    Allein befand, und sein ergießend Herz
    Die andern zwei nicht teilten, – würdiger
    Des Ringes; den er denn auch einem jeden
    Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
    Das ging nun so, solang es ging. – Allein
    Es kam zum Sterben, und der gute Vater
    Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
    Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort
    Verlassen, so zu kränken. – Was zu tun? –
    Er sendet in geheim zu einem Künstler,
    Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
    Zwei andere bestellt, und weder Kosten
    Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
    Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
    Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
    Kann selbst der Vater seinen Musterring
    Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
    Er seine Söhne, jeden insbesondre;
    Gibt jedem insbesondre seinen Segen, –
    Und seinen Ring, – und stirbt.
    Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
    Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst
    Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
    Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
    Erweislich;
    Der Richter sprach: Wenn ihr mir nun den Vater
    Nicht bald zur Stelle schafft, so weis ich euch
    Von meinem Stuhle. Denkt ihr, daß ich Rätsel
    Zu lösen da bin? Oder harret ihr,
    Bis daß der rechte Ring den Mund eröffne? –
    Doch halt! Ich höre ja, der rechte Ring
    Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
    Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß
    Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden
    Doch das nicht können! – Nun; wen lieben zwei
    Von Euch am meisten? – Macht, sagt an! Ihr schweigt?
    Die Ringe wirken nur zurück? und nicht
    Nach außen? Jeder liebt sich selber nur
    Am meisten? – Oh, so seid ihr alle drei
    Betrogene Betrüger! Eure Ringe
    Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring
    Vermutlich ging verloren. Den Verlust
    Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
    Die drei für einen machen.
    Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr
    Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:
    Geht nur! – Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
    Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
    Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
    So glaube jeder sicher seinen Ring
    Den echten. – Möglich; daß der Vater nun
    Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
    In seinem Hause dulden willen! – Und gewiß;
    Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
    Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
    Um einen zu begünstigen. – Wohlan!
    Es eifre jeder seiner unbestochnen
    Von Vorurteilen freien Liebe nach!
    Es strebe von euch jeder um die Wette,
    Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
    Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
    Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
    Mit innigster Ergebenheit in Gott
    Zu Hilf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
    Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
    So lad ich über tausend tausend Jahre
    Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
    Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
    Als ich; und sprechen. Geht! – So sagte der
    Bescheidne Richter.


    Die ANTWORTEN aus der SICHT von Schwester S.A.M.

    1. Können Sie in kurzen Worte die Kernaussage ihrer Religion zusammenfassen?
    Der Glaube an den Einen Gott , der Schöpfer ALLER Dinge ist – und die Anleitung (Rechtleitung) um innerhalb dieser Schöpfung unserem eigentlichen und essentiellen Ziel am nächsten zu kommen. Ausserdem der Glaube an Seine Engel, Seine Gesandten, seine Offenbarungen, das Schicksal und die Wiederauferstehung/das jüngste Gericht.

    2. Gibt es in Ihrer Religion(ihrem Glauben) einen Auftrag zur Mission?
    Es gibt den Auftrag zur Bekanntmachung (dem „Aufruf“) – dieser sollte aber nicht alleine den einzelnen Menschen und seine innere Überzeugung ins Visier nehmen, vor allem nicht in aufdringlicher Weise, da im Islam die feste Auffassung verankert ist, dass jeder Mensch seinen eigenen ganz persönlichen inneren Weg und sein Schicksal hat. Die „Mission“ des Islam besteht auf jeden Fall auch darin, im ÄUSSEREN ideale Verhältnisse zu schaffen, damit Menschen jeden Glaubens sich darin entfalten können.

    3. Was passiert in Ihrer Religion mit Menschen, die einer anderen Religion angehören?
    Diese haben ihren Platz in jeder muslimischen Gesellschaft, dürfen ihre Religion ausüben, sind vom Militärdienst befreit, zahlen dafür eine bestimmte Steuer. (Sie sind sogar frei, zu essen/trinken, d.h. auch zu züchten, zu brauen was sie wollen, solange dies innerhalb ihrer eigenen Grenzen passiert…)

    4. Wie begegnet Ihre Glaubensgemeinschaft der Tatsache, dass immer mehr Jugendliche in der Schweiz die Kirche/Synagoge/Moschee nicht mehr besuchen und sich der Religion als nicht mehr zugehörig zählen?
    Es macht uns sehr traurig und wir sind dem gegenüber oft auch hilflos. Man spricht mit den Jungen, versucht, sie in die familiären (religiösen) Aktivitäten mit einzubeziehen, denkt an den Ausbau islamischer Begegnungsstätten für Jugendliche, arrangiert Treffen/Lager/Pfadi für die Jungen. Man sensibilisiert sie auch für die Tatsache, dass die Welt am Fehlen der eigentlichen islamischen Ordnung krankt – auf jeden Fall die muslimische – und dass man sich also – an erster Stelle im kleinen Rahmen und im Bereich des seelisch – geistigen, aber durchaus auch z. B. im wirtschaftlichen Bereich für die Wiederherstellung dieser islamischen Voraussetzungen mit aller Kraft einsetzen muss.


    Ich bitte Sie, für die Beantwortung der folgenden Fragen die Ringparabel im Anhang zu lesen. Lessing schrieb diesen, zu seiner Zeit sehr revolutionären Text vor 230 Jahren, weil sich zu dieser Zeit die Religionen im damaligen Deutschland sammelten, eine Durchmischung fand allerdings noch kaum statt.

    5. Denken Sie, dass sich diese Situation heutzutage verändert hat?
    Wahrscheinlich im Verhältnis zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften schon etwas. Besonders die christlichen Kirchen haben ihre - traditionell stark ablehnende - Haltung gegenüber den anderen Religionen modifiziert. Die Situation der Juden hat sich innerhalb der „christlichen“ Gesellschaft stark verbessert, während sie sich innerhalb der muslimischen - wie die ALLER Bürger dort - eher verschlechtert hat, war doch die muslimische Gesellschaft solange sie noch im Besitz ihre Souveränität war, immer tolerant gegenüber Andersgläubigen. Praktizierende Christen sind heutzutage – vielleicht auch aufgrund ihrer stark geschwächten Stellung im modernen Staat - in der Regel auch den Muslimen gegenüber offen und tolerant - bis auf die "Evangelikalen" oder ähnlich "fundamentalistisch" orientierten. Allerdings ist eine Verunglimpfung der Muslime und der Missbrauch des "Islam" als soziopolitischen "Sündenbock" zu beobachten, der diesmal eher nicht von christlichen Glaubensgemeinschaften ausgeht, jedoch Teil der Politik praktisch aller westlicher Länder geworden ist. Das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen hat durch den zionistischen Staat Israel - ein Konstrukt nicht orthodoxer, weltlich orientierter Juden und Nichtjuden - einen absoluten Tiefpunkt in seiner Geschichte erreicht.

    6. Inwiefern hat sich die Situation verändert/nicht verändert?
    Siehe oben.

    7. Sehen Sie diesen Zustand/diese Entwicklung als positiv oder negativ und weshalb?
    Auf den ersten Blick gewiss als negativ. Es hat sich an den Feindseligkeiten nichts geändert ausser dass sie unter anderen Vorzeichen stattfinden und der Menschlichkeit und Barmherzigkeit zwischen den Menschen immer mehr entbehren. Ein parallel dazu auf intellektueller, verbaler Ebene stattfindender Dialog (der wohl einiges an Öffnung beinhaltet - was jedoch auch in vergangenen Jahrhunderten zumindest zwischen den Gebildeteten und Gelehrten aller Religionen zustande kam!) kann über diese Fakten nicht hinwegtäuschen. Man kann jedoch hoffen, dass durch die grossen Wirren, die die Welt heute durchmacht, letztendlich so etwas wie eine Katharsis stattfindet, welche die Dinge sich ganz universell und klarer denn je zuvor wieder an ihren richtigen Platz rücken lässt. Gewiss wird dies aber nicht von heute auf morgen und nicht ohne noch gravierendere, furchterregendere Umwälzungen und Einschnitte in die Menschlichkeit auf der ganzen Welt passieren.

    8. Wie begegnet Ihre Religion dieser Situation?
    Meine Religion hätte in sich die Lösungen/Antworten auf unsere Situation klar enthalten. Ihre Vertreter, die Muslime allerdings begegnen der Situation mit fast nichts anderem als mit Hilflosigkeit und Inkompetenz.

    9. Was ist Ihre persönliche Meinung zur Ringparabel und deren Gedankengut?
    Die Ringparabel enthält Elemente, die sehr wohl Gedankengut aus dem Islam - welches ich natürlich persönlich verinnerlicht habe - bestätigt. Nämlich die Vorstellung, dass die Verschiedenheit der Religionen dazu dienen soll, dass sich ihre Vertreter in Aufrichtigkeit und liebender Hingabe an Gott zu übertreffen suchen. Es ist der Wille Gottes, dass die Menschen nicht "eine einheitliche Gemeinschaft" sind. Allerdings ist die Idee, dass ein "Vater" (unser Schöpfer, Gott?) aus "frommer Schwachheit" heraus drei gleiche „Ringe“ (Botschaften) anstelle von einem/r auf seine drei Söhne aufteilt, aus meiner Sicht und von meinem religiösen Verständnis her keinesfalls nachvollziehbar. Gott ist aus meiner sowie aus der Perspektive jedes Muslims EINER, der für alle Menschen EINEN klaren, geraden Weg, und EINE optimale Handlungsweise und in ihren Grundzügen gleiche Art der Annäherung an IHN gegeben hat - natürlich nicht ohne die ganze Vielfalt Seiner Schöpfung zu berücksichtigen. Jedoch ist es undenkbar, dass verschiedenen Wege nebeneinander den gleichen Wert, dieselbe Stellung haben. Auch die Ringparabel kann ja die Tatsache, dass in Wirklichkeit nur ein Ring echt ist, nicht “aus der Welt schaffen“ die anderen sind und bleiben „Fälschungen“…. entstanden aus SCHWÄCHE! Es gibt (gab)– zeitlich und örtlich verschoben – wohl Variationen in der religiösen Praxis - der wahre „Erbe“ des „Ringes“ kann aber immer nur EINER sein!

    10. Ist Ihrer Meinung nach in der Ringparabel ein Kern Wahrheit enthalten Wenn ja, können Sie ihn mir beschreiben wenn nein, weshalb nicht?
    Siehe oben

    11. Können Sie sich vorstellen, dass verschiedene Religionsgruppen untereinander leben, ohne dass die Glaubenszugehörigkeit zu einem Thema wird, die mit Wertungen verbunden ist?
    Menschen ordnen allen Dingen ihren Wert zu, tagein tagaus, unaufhörlich. Einzig die tiefe, selbstlose Liebe lässt jedem Ding sein Sein ohne Urteil. Auch Liebe jedoch gründet sich auf WERTSCHÄTZUNG! Es ist also meines Erachtens undenkbar, dass "Wertungen kein Thema mehr sind" - dies wäre nicht anders denn als stupide Gleichgültigkeit zu bezeichnen. Hingegen ist durchaus vorstellbar, dass gerade ÜBER die Haltung der Wertschätzung auch die Werte ANDERER respektiert werden. Allein durch die Verschiebung des WERTMASSSTABS aus dem Bereich des Inneren auch Moralisch – Ethischen, Spirituellen heraus ins Profane, Materielle – und das heisst in Richtung Nichtbeachtung innerer Werte – kann man gewiss kein qualitativ „besseres“ Zusammenleben der Menschen erreichen. Dieses kann durch liebevolle Wertschätzung (inklusive Wertung) gewiss eher erreicht werden als durch Gleichgültigkeit gegenüber wahren Werten bezw. unter dem Mantel von "Toleranz" daherkommender plumper IGNORANZ.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 12.03.2012, 13:10


    UMMA SCHWEIZ
    Interview von Monika DETTWILER mit Farhad AFSHAR für "Reformierte Presse" Ausgb. 9 März 2012


    Danke für Ihre Anfrage. Ich sende Ihnen nachfolgend einige Antworten zur Islamischen Glaubensgemeinde:


    1. Spannen FIDS und KIOS bei der Gründung der Dachorganisation Umma Schweiz zusammen?

    Seit Jahren erstrebt die KIOS - Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, die Bildung einer demokratisch organisierten und öffentlich-rechtlich verfassten Glaubensgemeinde. Wie Sie wissen ist die islamische Gemeinschaft der Schweiz ethnisch und kulturell sehr heterogen. Daher war der Meinungsbildungsprozess langsam und kompliziert. Es wurden in Bern, Zürich und Basel Informationsveranstaltungen mit den drei Landesorganisationen der Katholischen und Reformierten Kirche und der Jüdischen Gemeinschaft durchgeführt, an der die islamischen Kantonalverbände der KIOS und Vertreter des FIDS teilnahmen. Im Sommer 2011 haben die KIOS und der FIDS (Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz) eine gemeinsame Plattform geschaffen: "IBS - Islamischer Bund Schweiz", eine Arbeitsgemeinschaft der KIOS/FIDS. Beide Nationalverbände haben z.B: in einer gemeinsame Stellungnahme anlässlich der Demonstration des Zentralrates gegen Islamphobie auf dem Bundesplatz dargelegt, dass sie die Lösung des Problems im Dialog und nicht in der Provokation sehen. Zurzeit wird die gemeinsame Infrastruktur für IBS aufgebaut. KIOS und FIDS habe beschlossen die Umma Schweiz gemeinsam und mit Unterstützung der vielen Mitgliedsverein aufzubauen.


    2. Gehen FIDS und KIOS nach Gründung in Umma Schweiz auf? Werden sie als eigenständige FIDS und KIOS also aufgelöst?

    Ein Blick auf die komplexe Struktur des Islams in der Schweiz macht es klar. Wir haben ca. 300 islamische Vereinigungen in der Schweiz. die vorwiegend ethnisch kulturell gebildet sind. Diese Vereinigungen verfügen über ca. 180 Zentren mit Gebetsräumen und sind zusammengeschlossen in ca. 15 Kantonalverbanden, die multiethnisch organisiert sind. Die Kantonalverbände sind zusammengeschlossen in den zwei Nationlverbänden KIS/FIDS. Beide Nationalverbände sind Gründungsmitglieder des SCR-Schweizer Rates der Religionen. Die Nationalverbände haben eine gemeinsame Expertin im SCR und arbeiten intensiv zusammen.

    Diese komplexe und heterogene Struktur ist sicher nicht effizient, aber sie ist historisch bedingt durch die Einwanderung aus unterschiedlichen Herkunftsländern und entspricht einem notwendigen Erfordernis. Die ethnisch kulturellen Vereinigungen bewahren die vielfältigen und farbigen Traditionen des Islams und unterstützen ihre Mitglieder in ihre Kulturellen Identität. Sie leisten eine grosse Aufgabe, indem sie die Moslems in der Schweiz beheimaten und die Herkunftsidentität, die Sitten und Gebräuche bewahren und an die nächste Generation weitervermitteln, wie z.B. die Schweizervereine im Ausland. Somit ist es die Aufgabe der Nationalverbände die reiche und vielfältige Kultur der Vereinigungen durch innerislamische Zusammenarbeit zu fördern.

    Gleichzeitig stellen wir fest, dass der formelle Organisierungsgrad der Muslime nicht sehr hoch ist, schätzungsweise 17-20 %, je nach Wohnort. Alle islamischen Vereinigungen sind juristisch Vereine. Vereine vertreten die Interessen vorwiegend ihrer Mitglieder, sie habe kein allgemeines Mandat. Aussenstehende haben kein Wahl-und Stimmrecht. Somit ist es eine alltägliche Situation, dass einige wenige eine Moschee betreiben und eine grosse Last tragen aber sehr viele die Dienstleistungen der Mosche beanspruchen und keine direkt Verantwortung für die tägliche Arbeit übernehmen, wie Abhaltung der Gebets, Schulbesuche, Seelsorge, Spitalbesuche, Gefängnisbetreuung, Geburten, Heiraten und Todesfälle und Bestattungen, von Jugendarbeit und Religionsunterricht ganz zu schweigen.

    Organisatorisch heisst das: Die islamischen Vereinigungen, örtliche Vereine, Kantonalverbände und Nationalverbände, vertreten nur ihre Mitglieder, tragen aber eine grosse Last für alle Muslime, denn die islamischen Dienstleistungen er sind unentgeltlich und werden durch Spenden und freiwilligen Arbeitseinsatz erbracht. Die Nationalverbände vertreten islamische Interessen der Muslime aber haben nicht den Anspruch und auch kein Mandat die Muslime zu vertreten. Dazu ist eine Vereinsstruktur juristisch nicht sehr geeignet. Daher soll eine öffentlich-rechtlich verfasste und demokratisch gebildete Versammlung der Gläubigen geschaffen werden, in der alle Muslime, Frauen, Männer, Jugendliche und Senioren repräsentativ und paritätisch vertreten sind. Alle Muslime haben passives und aktives Stimm-und Wahlrecht, unberücksichtigt der ethnischen oder kulturellen Herkunft und des Geschlechtes. In jeder Gemeinde in der Muslime leben, soll es möglich sein delegierte für die Ebene der Gemeinde, des Kantons und des Bundes zu wählen. Es soll eine unabhängige Rekurs Instanz geschaffen werden und ebenso eine transparente Finanz-und Infrastruktur, die der Gemeinschaft ermöglicht ihre religiösen Anliegen zu leben. Derart gewählte Delegierten hätten durchaus ein repräsentatives Mandat im Namen aller Muslime zu sprechen, denn alle Muslime haben die Möglichkeit an den Wahlen teilzunehmen.

    Die Nationalverbände, die Kantonalverbände und die islamischen Vereinigungen stellen die kulturell autonome Vertretung der Gemeinschaft dar, sie sind vergleichbar - wenn man schon unerwünschte politische Vergleiche wie Parlament verwendet, die Regiionalität, die Stände. Die Umma Schweiz wäre die Repräsentanz in föderaler und nationaler Form, nach dem Motto: Ein Muslim, eine Muslima - eine Stimme. Beide Formen der Vertretung, die Vertretung der Islamischen Interessen und die Vertretung der Muslime der Schweiz sind erforderlich. Daher werden die Aufgaben der islamischen Organisationen neu gestaltet werden. Das Ziel ist die demokratische Meinungsbildung und transparente Organisation der Glaubensgemeinschaft um die öffentlich-rechtliche Anerkennung und die Gleichwertigkeit mit den Landeskirchen zu erreichen.

    3. Vertreter/innen welcher Muslimorganisationen sitzen in der Kommission, welche jetzt die Umma-Schweiz-Statuten erarbeitet? Können Sie auch die Namen der Experten nennen?

    Das Projekt wird durch die Arbeitsgemeinschaft der Nationalverbände organisiert. Es wird eine ausschliesslich fachspezifische Expertengruppe aus Staatsrechtlern und Kirchenrechtlern das Statut ausarbeiten, das die Eigenheiten der 26 kantonalen und der Bundesverfassung berücksichtigen sollte. Parallel soll eine Begleitgruppe aus Vertretern der kantonalverbände (Muslima und Muslim) die vielfältigen und unterschiedlichen Ansichten und Interessen in die Arbeit einbringen. Das vorläufige Statut wird allen uns bekannten islamischen Vereinigungen zur Vernehmlassung zugeschickt. Das Ergebnis wir überarbeitet und verabschiedet, alsdann kann die erste Testwahl in einer Gemeinde durchgeführt werden. Die Wahl wird durch die lokalen Vereine und den kantonalen Verband organisiert, denn nur diese verfügen über die nötige Infrastruktur, wie Räume, Personal und Mittel. Die Mitglieder Expertengruppe wünsch keine Veröffentlichung Ihrer Namen um ungestört von jeglicher Einflussnahme arbeiten zu können. Bei der Veröffentlichung des Statutes der Umma werden selbstverständlich alle Mitwirkenden und Autoren vorgestellt.

    4. Genau vor einem Jahr stand in allen (auch unserer) Zeitung/en, das Muslimeparlament werde Anfang 2012 gewählt. Weshalb gab es diese Verzögerung?

    Der Grund für die Verzögerung ist die komplizierte Materie, der Vergleich und die Berücksichtigung von 27 Verfassungen und die fehlende Ressourcen das Islams in der Schweiz. Alles beruht auf freiwilliger Beteiligung.

    5. (Der Islamische Zentralrat entpuppt sich in den Augen der Öffentlichkeit immer mehr als muslimische Sekte.) Frage: Ist der IZRK auch in die Gründung der Umma einbezogen? Wenn nein, weshalb nicht?
    Der Islamische Zentralrat hat ein autoritäres Sendungsbewusstsein, was die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gruppierungen nicht leicht macht. Er ist sehr stark politisch ausgerichtet, während die Nationalverbände eine föderative Struktur aufweisen. Unsere islamischen Vereinigungen sind arm, aber stolz unabhängig vom Ausland zu sein. Die Freiheit und Unabhängigkeit der Muslime der Schweiz ist uns wichtig. Die islamischen Vereine tragen die grosse Last der religiösen Infrastruktur, währen der Zentralrat von täglicher Gemeindearbeit entlastet, sich politisch in einer Weise betätigt, die uns als provokativ erscheint. Wir ziehen es vor Lösungen im Dialog zu erarbeiten, auch wenn dieser Weg langwierig ist. Der Zentralrat ist kein Mitglied unserer Organisationen, trotzdem sind die islamischen Vereinigungen zur Zusammenarbeit mit allen Muslimen bereit, wenn unterschiedliche Meinungen, Ansichten, Organisationen und die Gleichwertigkeit aller 5 Rechtsschulen anerkannt werden. Der Zentralrat kann sich ebenso an der Vernehmlassung beteiligen wie jede andere islamische Organisation oder Vereinigung. Alle Muslime der Schweiz sind eingeladen sich an der Meinungsbildung zu beteiligen.

    6. Die Eidg. Kommission gegen Rassismus (EKR) Hat im Oktober 2010 eine Veranstaltung mit muslimischen Gemeindevertretern zur Frage, ob die Schaffung einer muslimischen Dachorganisation für die Schweiz eine Option sei, veranstaltet. Gab das den Ausschlag für Ihre Planung der Umma Schweiz und des Muslimparlaments?

    Gespräche mit der ERK haben gezeigt, es war niemals die Absicht einen Dachverband für die Muslime zu bilden. Die ERK hat dankenswerterweise eine interessante Informationsveranstaltung durchgeführt. Wir haben dort das Projekt der Umma vorgestellt und auf die juristischen Nachteil eines zentralen Dachverbandes hingewiesen (siehe Punkt 2, Vereinsstruktur). Es ist nicht Aufgabe des säkularen Staates, der sich auf eine Verfassung stützt, die eine weitgehende Trennung von Kirche und Staat kennt und beansprucht religiös neutral zu sein, eine "Islamische Staatskirche" zu gründen. Dies kritische Ansicht wurde ja erst kürzlich in Bezug auf die Forderung der OECD bestätigt. Wir sind mit dem Bund der Meinung, es ist die Aufgabe jeder Religionsgemeinschaft, sich den eigenen Vorstellungen entsprechend, in innerer Autonomie und im Rahmen Verfassung, eigenständig und unabhängig zu organisieren.

    7. Die von der EKR angebotene zweite informelle Gesprächsrunde fand nicht statt? Weshalb?

    Die Frage sollte an die EKR gestellt werden. Die realen Ereignisse haben die geplante Wirklichkeit überholt.

    Ich stehe Ihnen gerne für Rückfragen zur Verfügung und wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit.

    Mit freundlichen Grüssen
    F. Afshar
    KIOS - Koordination Islamischer Organisationen Schweiz
    KIOS@bluewin.ch
    078 - 830 82 80

    Kopie: Verbandsekretariat der Kios.
    Hr. M.Hanel.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 17.04.2012, 21:38


    Neuer Präsident der Zürcher Muslime wünscht sich eine Zentralmoschee
    Von Michael Meier. Aktualisiert am 14.04.2012 124 Kommentare
    http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Neuer-Praesident-der-Zuercher-Muslime-wuenscht-sich-eine-Zentralmoschee/story/28852534

    Der Ägypter Mahmoud El Guindi präsidiert neu die Vereinigung Islamischer Organisationen in Zürich. Sein Fernziel ist, dass die Muslime öffentlich-rechtlich anerkannt und staatlich unterstützt werden

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Kommentar:

    Der TAGESANZEIGER bleibt sich TREU

    Vor ein, zwei Jahren hatte ich das Vergnügen mit VIOZ Präsident Hasan HATIPOGLU auf Einladung des damaligen Chefredakteurs - seinen Namen habe ich vergessen - die TA-Redaktion zu besuchen.
    Wir wollten uns wohl darüber unterhalten, warum die VIOZ an keiner medialen Kooperation mit dem "Tagi" mehr interessiert wäre.

    Tja, kurz gesagt - die VIOZ "hilft nicht gerne bei der Zubereitung des Kakaos, durch welchen sie gezogen wird."

    Man erinnert sich:
    Fatih DURSUN: ... http://www.iphpbb.com/board/ftopic-43715060nx17898-186.html#679
    und hier: http://www.islam.ch/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=148:mediale-hetzjagd-auf-fatih-dursun&catid=1:news&Itemid=4

    Man verprach "Besserung" ... doch ...

    und vor der Veröffentlichung obigen Artikels, sandte man ihn uns zur Freigabe zu.
    Der Titel lautete:

    Wir wollen uns nicht für unsere Religion entschuldigen müssen

    Und ich dachte: Mutige Aussage unseres Präsidenten Mahmoud EL-GUINDI - mutige Überschrift von Michael MEIER für eine schon eher etwas negativ gegen ALLE Religion und erst recht gegen den Islam eingestellte Gesellschaft.
    Der Text war im Weiteren grundsätzlich schon halbwegs in Ordnung.

    Doch womit überraschte uns Michael MEIER nächsten TAGES?
    (siehe Titel oben ...)

    Der Präsident wünscht sich eine Zentralmoschee (unausgesprochen mit hohem machtansprüchlichem Minarett - versteht sich) und vom Staat möchte er seine Muslime auch noch unterstützt sehen.
    (Auch wenn als Zitat offenbar korrekt, doch in (k)einen Zusammenhang gestellt gelesen - äusserst - gekonnt - manipulativ und tendenziös.

    Na BRAVO ... da braucht man als wohl medienerzogener Schweizer gar nicht mehr weiterlesen ...

    Machtansprüche stellen und noch unterstützt werden wollen ... na - Euch werden wir es schon zeigen ... (lest mal die LESERKOMMENTARE)

    DANKE, Michael MEIER für die erneute Lektion, was der Tagesanzeiger unter seriöser Berichterstattung versteht.

    VIOZ und mit ihr die Muslime, sind bereit zu LERNEN.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 26.04.2012, 14:52


    INTERVIEW zur ANTIMINARETTINITIATIVE
    für Emmanouil KIOULAFAS, Student PH Zürich
    Antworten: M.M.HANEL

    - Wie konnte das Minarett-Thema trotz weniger existenten Minarette in Ihren Augen eine solche Brisanz erreichen?

    Zitat: Das Minarett wurde verkuerzt als politisches Machtsymbol instrumentalisiert. Der momentane Diskurs zwischen "dem Islam und dem Westen" wird unterschwellig und auch ganz offen als Clash of the Civilisations gefuehrt. Definitives strategisches Ziel des Westens ist es, sich den Zugang zu den materiellen Ressourcen weltweit zu sichern, unter dem Vorwand, die "menschenverachtende Ideologie" des Islam mit der "segensreichen Ideologie" der Demokratie (vulgo New World Order) zu ersetzen. Weltweit wird dieses Konzept den "hauptberuflichen Konsumenten" als "best choice" und einzig "vernuenftiger" Weg in die Zukunft schmackhaft gemacht. Islam und Muslime stehen nach diesem Konzept also einer lebenswerten Zukunft entgegen und deren Einfluss muss unbedingt auf allen Ebenen, in allen Bereichen zurueck gedraengt werden. Einfaches Konzept ... einfache Strategie ...

    Ein zweiter, kaum wahrgenommener Grund gegen Islam und Muslime umfassend strategisch vorzugehen liegt darin, dass die reine islamische oekonomische Lehre ein tatsaechlicher Feind, des heute praktizierten "Raubtierkapitalismus" ist, der eine toedliche Exponentialfunktion systemintegriert (Zins und Zinseszins) hat.

    - Minarette werden im Wortlaut der Initiative als islamische Machtsymbole bezeichnet. Wie ist die Ansicht der VIOZ bezüglich Minarette in der Schweiz?

    Zitat: Dazu sehen Sie unser Argumentarium, hinter welchem auch die VIOZ steht
    http://www.gsiw.ch/Argumentarium%20MinarettinitiativeFinal_2009-10-311.pdf
    Auch im Interviewteil des GSIW FORUMS www.gsiw.ch werden Sie zum Thema fuendig:

    - Am 29. November 2009 wurde die Initiative mit 57.5% Ja-Stimmen angenommen. Das Minarett-Verbot verursachte weltweiten Aufruhr. Wie reagierten die islamischen Organisationen und der VIOZ auf diesen Volksentscheid?

    Zitat: Auch hier verweise ich Sie auf das Gsiw Forum unter dem Suchbegriff "Minarett ... Wie geht es weiter" etc.
    .Aber kurz gesagt ... Wir hatten eine knappe Ablehnung erwartet. Nun "segeln wir weiter" unter staerkerem Wind und haerter am Wind ...

    - Wie waren die Resonanzen aus den Herkunftsländern von Angehörigen der islamischen Gemeinschaft?

    Zitat: Ohne besonderen Auswirkungen auf die muslimischen Gemeinschaften hierzulande ... Wenn auch staerkere Tendenzen zur Abschottung und pointierterer Selbstidentifikation bemerkbar sind.

    - Ist der Ausgang der Minarettinitiative ein Statement der Schweizer Bevölkerung gegen den Islam in der Schweiz?

    Zitat: Kurz und praegnant: JA

    - Der neue Artikel 72 Abs. 3 der Bundesverfassung mit dem Wortlaut „Der Bau von Minaretten ist verboten.“ ist nun bereits seit über zwei Jahren in Kraft. Hat die Aktualität der Problematik auch für die VIOZ abgenommen oder hat das Thema für die islamische Vereinigung immer noch eine Aktualität?

    Zitat: Da fuer die VIOZ kein Minarettbau zur Debatte stand, NEIN.
    Da der Entscheid ein spuerbarer Entscheid gegen ISLAM & MUSLIME und gegen das Konzept des westlichen, modernen Rechtsstaates war, JA.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 07.05.2012, 18:12


    INTERVIEW mit VIOZ Präsident Mahmoud EL GUINDI
    mit LIFE Channel


    http://www.lifechannel.ch/artikel/16001.html

    und unsere Reaktion darauf:

    M.M.Hanel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Hoffmann

    Gerade aus dem Ausland zurückgekommen, höre ich gerade Ihr Interview mit Herrn Mahmoud El Guindi.

    Grundsätzlich – wie Ihre Fragen auch, haben wir die Arbeit schon als korrekt empfunden.

    Große Irritation hat allerdings die Ansage Ihrer Mitarbeiterin hervorgerufen, welche die VIOZ als islamistische Organisation “beworben” hat – wenn ich mich nun so ausdrücken darf.

    Auch wenn wir uns der Tatsache sehr bewusst sind, dass Medienmitarbeiter im Allgemeinen nur sehr wenig Kompetenz im Bereich der Religion aufzuweisen vermögen – halten wir diese Einführung für höchst bedenklich, jedenfalls für äußerst nachlässig oder gar manipulativ und der, von – so hoffe ich - beiden Seiten gewünschten nachhaltig guten Kooperation zwischen muslimischen Organisationen und den Schweizer Medien nicht sonderlich zuträglich.

    Und zu den vorherigen Sendungen erlaube ich mir anzumerken, dass, so islamisches Verständnis, sich Muslime das "Fasten nicht abgeschaut haben” (von wem denn?) sondern die Ein-Gott gläubigen Menschen - zu ihren Zeiten “die Muslime” ... heute als “Juden, Christen und Muslime – die Anhänger der abrahamistischen Religion(en)” bekannt, haben das Fasten originär als göttliche Vorschreibung befolgt und diese Vorschrift wurde weitertradiert und erhalten.
    http://www.lifechannel.ch/artikel/14200.html

    Und Minarette sind nicht per definitionem (ausschließlich) “Zeichen der Eroberung in einem neu eroberten Gebiet” ... auch wenn sie als solche durchaus AUCH errichtet wurden. http://www.lifechannel.ch/artikel/8210.html

    Verkürzungen tun niemandem gut – schon gar nicht, wenn das Anliegen sein soll, Verständnis für den Nächsten (den es ja als sich selbst zu lieben gilt ...) zu entwicklen.

    Sehen Sie zum Thema unser Argumentarium aus 2009 http://www.gsiw.ch/Argumentarium%20MinarettinitiativeFinal_2009-10-311.pdf

    Dies zu unseren Empfindungen zu Ihren Sendungen, die ich Ihnen nicht vorenthalten wollte.

    Mit freundlichen Grüßen
    Muhammad Hanel
    Pressesprecher VIOZ


    Live Channel hat folgendes geschrieben: Sehr geehrter Herr Hanel

    Wir bedanken uns für Ihre Rückmeldung an unseren Redaktor Georg Hoffmann.

    Wir bedauern sehr, dass in der Anmoderation der Sendung ein falscher Begriff verwendet wurde, der im Sprachgebrauch eine negative Bedeutung hat, und oft auch populistisch verwendet wird.

    Das war ein Moderationsfehler unserer Sprecherin, für den wir uns aufrichtig entschuldigen.

    Es war nie unsere Absicht, Ihre Organisation zu diskreditieren. Der gesetzte Titel bringt ja schon zum Ausdruck, dass ein engagiertes Bestreben abgebildet wird: „Vereinigung der Zürcher Muslime weiter auf Integrationskurs“.

    Wir werden selbstverständlich auf unserem Medienportal www.lifechannel.ch den Fehler korrigieren. Dort können die meisten Beiträge - wie Sie vielleicht wissen –auch nachträglich noch angehört werden.

    Das Team von Radio Life Channel ist bemüht, nach journalistischen Kriterien zu arbeiten und dabei Ereignisse, Entwicklungen und Themen sachgerecht abzubilden.

    Wir möchten uns nochmals für unseren „Versprecher“ entschuldigen und bedanken uns bei Ihnen für Ihre wertvolle Reaktion, die es uns erlaubt, den Fehler zu berichtigen.

    Freundliche Grüsse
    ERF Medien
    Heidi Pauli
    Kommunikation
    ERF Medien - www.erf.ch | www.lifechannel.ch | tv.erf.ch
    Witzbergstrasse 23 | CH-8330 Pfäffikon
    Tel.: +41 44 953 35 35 | Fax: +41 44 953 35 01 | E-Mail: heidi.pauli@erf.ch

    Für jene, welche sich in Medienarbeit einführen wollen, noch folgende Anmerkungen:

    Manchmal (sogar in den meisten Fällen) ist der Text gut ... doch die Überschrift diskreditierend.

    Manchmal die Überschrift gut und der Text schlecht.

    Selten erfüllen der Text und die Überschrift die Kriterien rechtschaffenen, objektiven Journalismus, wenn es um Fragen des Islams oder der Muslime geht.



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 29.05.2012, 10:29


    In Kürze sollte ein Interview des Landboten / Zch. Regionalzeitungen
    Winterthur mit Mahmoud El Guindi (Präsident VIOZ) erscheinen.

    Hier vorab die Fragen, welche uns schriftlich zugesandt und auch schriftlich beantwortet wurden. Wir sind gespannt ...

    1. Grosso mode geht es um die Verständigung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in der Schweiz und das Bestreben dazu. Es soll eine kritische Auseinandersetzung darüber sein, was Muslime besser machen könnten, wo aber auch die nichtmuslimische Bevölkerung Hand bieten soll und kann.

    2. Wissen die Nichtmuslime zu wenig über die Welt der Muslime (weil die Muslime nicht offensiv genug kommunizieren)? Oder wollen sie nichts über sie wissen (weil sie es sich auf diese Weise einfacher machen können)?

    3. Auch wäre interessant darüber zu sprechen, warum es bisher offenbar nicht gelungen ist, die muslimischen Interessengruppen zu bündeln. Wie kann man aber liberale Muslime und fundamentalistische, wie kann man ethnisch so verschiedene Gruppierungen mit einer Stimme sprechen lassen, wie hierzulande oft erwartet wird?

    4. Was hält Herr El Guindi vom Bestreben einer Umma nach schweizerisch-demokratischen Strukturen, welche Kios und Fids anstreben?

    5. Ausserdem möchte ich Herrn Guindi ein paar persönliche Fragen stellen: Wie hat er sich als junger Mann in der Schweiz zurecht gefunden? Welche Sitten hat er übernommen, von welchen grenzt er sich heute noch ab? Wovon konnte er profitieren? Wovon profitieren die Schweizer von ihm als Muslimen?

    6. Was will er als Präsident der VIOZ zugunsten der Muslime ändern oder verbessern, was bisher nicht gelungen ist? Mit welchen Mitteln will er zur besseren Verständigung mit Nichtmuslimen beitragen?


    Mit freundlichen Grüssen
    Karin Landolt
    Inland-Redaktorin
    HIER die Antworten, die wir von VIOZ schriftlich gegeben hatten.

    Es folgte dann noch ein mündliches, einstündiges Interview ... in die Veröffentlichung, die in den nächsten Tagen erfolgen soll (Mitte Juni 2012), wurde allerdings NICHTS von dieser schriftlichen Erklärung aufgenommen ... nur wARuM nur? Waren, sind die Antworten so armselig, derart UNANGEBRACHT?

    Grüezi Herr Hanel

    Besten Dank für Ihre Nachricht. Dann warte ich Herrn Guindis Terminbestätigung bzw. -vorschlag ab. Die Fragen kann ich Ihnen hier grob umreissen.


    1. Grosso mode geht es um die Verständigung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in der Schweiz und das Bestreben dazu. Es soll eine kritische Auseinandersetzung darüber sein, was Muslime besser machen könnten, wo aber auch die nichtmuslimische Bevölkerung Hand bieten soll und kann.

    Antwort:
    Ein relativ guter Ansatz, weil die Erfordernisse auf beiden Seiten evaluiert werden sollen.
    Einen kleinen Beigeschmack lässt die Formulierung allerdings insofern aufkommen, als die Muslime etwas "besser zu machen" haben und die Mehrheitsgesellschaft sozusagen, freundlicherweise oder negativ formuliert, mehr oder weniger herablassend dazu "Hand bieten" soll.


    2. Wissen die Nichtmuslime zu wenig über die Welt der Muslime (weil die Muslime nicht offensiv genug kommunizieren)? Oder wollen sie nichts über sie wissen (weil sie es sich auf diese Weise einfacher machen können)?

    Antwort:
    Zwei berechtigte Fragen nach Ursachen des offenbaren oder eventuell auch nur augenscheinlichen gegenseitigen Nichtverstehens zwischen zwei in der Schweiz lebenden Gesellschaftsgruppen.

    Ist doch eine klare, funktionierende Kommunikation eines der wesentlichen Elemente, welches für eine gute Kooperation innerhalb einer Gemeinschaft verantwortlich ist. Traurige Tatsache allerdings ist, dass die Zusammenarbeit in der Schweiz zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen sich zusehends verschlechtert – obgleich sie grosso modo die gleichen, wenn mitunter auch nicht die selben gesellschaftspolitischen Ziele anstreben. Nämlich in rechtlich garantierter Gleichberechtigung, ein möglichst ruhiges Leben in relativem Wohlstand zu führen, ihre allgemein verträglichen persönlichen, kulturellen, religiösen und privaten Neigungen in geschütztem Rechtsraum ungestört ausleben zu dürfen und für diese Annehmlichkeiten selbstverständlich auch ihren Anteil anerkannterweise beisteuern zu können.


    Kommunizieren Muslime nicht offensiv genug?

    Die Muslime haben ihre Kommunikationsaufgaben aus unserer Sicht mehr als ausreichend wahrgenommen. Dies wird aber nur einsichtig, wenn man die soziologisch relevanten Daten die Muslime betreffend berücksichtig. Sie sind eine Minderheit mit 4 Prozent. Haben durchschnittlich einen geringeren Bildungsstand, bislang noch keinerlei relevante gesellschaftspolitische Organisation, um ihren Äußerungen ein positives politisches Gewicht zu geben, keinerlei Zugang zu nennenswerten finanziellen Mitteln usw.
    Wenn man nun betrachtet, WAS die Muslime kommuniziert haben, so erscheint das für eine 4% Minderheit ohnehin schon ausreichend zu sein, um DAMIT einen konstruktiven Dialog zu führen.

    Nennen wir darunter die VIOZ Grundsatzerklärung oder die anderer Vereinigungen (z.B. VAM) die Argumentarien, von GSIW, VIOZ, VAM, FIDS und KIOS zur Minarettinitiative, den Schriftverkehr mit Politikern (z.B. GSIW) – die unzähligen Interviews die gegeben wurden, die Kooperation mit interreligiösen Gesellschaften (IRAS COTIS, die verschiedenen Runden Tische, interreligiöse Foren, Rat der Religionen) usw.

    Doch ist es Tatsache, dass all diese Bemühungen nicht gebührend – im wahrsten Sinne des Wortes – wahrgenommen werden. Sie werden ignoriert, weder ernst genommen, noch beschäftigt man sich kritisch mit diesem Kommunikationsangebot. (Siehe JAM Veranstaltung in Möhlin: Niemand wollte die Muslime kennenlernen Aargauer Zeitung)
    Nein, viel schlimmer werden die Äußerungen von Muslimen in den Medien meist benutzt, um sie zu verzerren und in einem, für Muslime nicht vorteilhaften Licht darzustellen (nehmen wir nur die beiden jüngsten Beispiele, in welche VIOZ beteiligt war (VIOZ, die "islamistische Organisation" bei Live Channel; "VIOZ Präsident wünscht Zentralmoschee" im TAZ).
    Daher die Tendenz, sich aus der öffentlichen Kommunikation etwas zurückzuziehen oder diese nur mehr unter wirklich kontrollierten und nachvollziehbar dokumentierten Bedingungen durchzuführen.

    Natürlich ist es für eine Mehrheitsgesellschaft, sei sie katholisch, evangelisch, atheistisch oder sonst wie geprägt, welche ihre kulturelle, politische oder religiöse Vormachtstellung mit anders ausgerichteten gesellschaftlichen Kräften zu teilen aufgerufen ist, kein leichtes oder gar gerne umgesetztes Unternehmen. Ja selbst die Sinnhaftigkeit eigener lieb gewonnener Muster ganz grundsätzlich in Frage zu stellen, wird meist zu reflexhaften Abwehrmechanismen führen. Aber erlauben gegenwärtige gesellschaftliche Verhältnisse in Ökologie, Ökonomie und Politik tatsächlich eine solche, auf dem Sand der Verweigerung gebaute Strategie?

    Daher ist unser Antwort auf Ihre Frage:
    Muslime sollen ihre Kommunikationsbemühungen weiter vervollkommnen, sie auf Klarheit, Eindeutigkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz hin ausrichten und die Nicht-Muslime, sollen endlich ernsthaft auf dieses Kommunikationsangebot eintreten und gemeinsam eine vernünftige, intellektuell und allgemein menschlich, natürlich auch juristisch akzeptable Form finden, mit welcher gemeinsame Anliegen unkompliziert verwirklicht werden können und unterschiedliche Anliegen ebenfalls möglichst unkompliziert als bereichernde Vielfalt angenommen und nicht als monokulturelle Feindseligkeit bekämpft werden.


    3. Auch wäre interessant darüber zu sprechen, warum es bisher offenbar nicht gelungen ist, die muslimischen Interessengruppen zu bündeln. Wie kann man aber liberale Muslime und fundamentalistische, wie kann man ethnisch so verschiedene Gruppierungen mit einer Stimme sprechen lassen, wie hierzulande oft erwartet wird?

    Zum ersten Teil Ihrer Frage nur kurz. Ausreichend einsichtig und einer Erklärung eigentlich nicht bedürftig sollte es sein, dass die in der Schweiz lebenden Muslime ja nicht aus einem islamischen Kalifat emigrierten, sondern aus der verschiedensten Herren Ländern in die Schweiz kamen. Diese Ursprungsländer der Muslime haben also kaum kulturelle, noch soziale, wirtschaftliche oder politische Gemeinsamkeiten. Vom gesellschaftspolitischen Standpunkt aus, gibt es also keinerlei Anlass, von einer "homogenen Gesellschaft" zu sprechen (Vergleich: katholische Italiener, orthodoxe Christen, …).
    Vom religiösen Standpunkt gesehen, könnte, ja sollte idealerweise der Islam als die einigende Kraft unter den Muslimen zur Geltung kommen. Doch – jetzt mal sehr konkret gesprochen: hat der gemeinsame CHRISTLICHE Glaube die Hutus und Tutsis oder der ISLAM die Iraner und Iraker denn davon abgehalten, einander nicht zu lieben!

    Ganz grundsätzlich ist es nicht Aufgabe einer Mehrheitsgesellschaft zu fordern, religiös unterschiedliche Auffassungen innerhalb einer anderen religiös definierten Gemeinschaft zu nivellieren. Solche Forderung oder Erwartung kann weder beitragen, die Unterschiede innerhalb der angesprochenen Gemeinschaft auszugleichen, noch das Verhältnis der unterschiedlich orientierten Gemeinschaft zur Mehrheitsgesellschaft verbessern.

    Woran die muslimische Gemeinschaft in der Schweiz allerdings arbeiten sollte, bereits arbeitet und in Zukunft auch weiter arbeiten wird – und VIOZ hat ihren Anteil an diesen Bemühungen – ist es, gemeinsame gesellschaftspolitische Positionen zu finden, die von möglichst allen Muslimen, Ausnahmen bestätigen die Regel, mitgetragen werden.
    Ein Beispiel ist die Position zur Koranverteilungsaktion der verschiedenen Organisationen.
    Grundsätzlich erlaubt und positiv … doch eine übertrieben wahrgenommene, offensive, ja mitunter aggressive, aufdringliche Art und Weise ist abzulehnen. Diese Position ist unserer Meinung zur absoluten Mehrheit unter den Muslimen fähig.
    Womit wir schon zu Ihrer nächsten Frage kommen.

    4. Was hält Herr El Guindi vom Bestreben einer Umma nach schweizerisch-demokratischen Strukturen, welche Kios und Fids anstreben?

    Die VIOZ unterstützt selbstverständlich das Bestreben, eine, auch nach schweizerisch-demokratischen Strukturen aufgebaute UMMA (muslimische Gemeinschaft) zu gründen, wie KIOS und FIDS dies zu organisieren bestrebt sind. Die VIOZ unterstützt dieses Vorhaben nicht nur, sondern hat auch einen Delegierten in der Arbeitsgruppe, welche FIDS und KIOS für dieses Vorhaben ins Leben gerufen hat.

    5. Ausserdem möchte ich Herrn Guindi ein paar persönliche Fragen stellen: Wie hat er sich als junger Mann in der Schweiz zurecht gefunden? Welche Sitten hat er übernommen, von welchen grenzt er sich heute noch ab? Wovon konnte er profitieren? Wovon profitieren die Schweizer von ihm als Muslimen?



    Ganz grundsätzlich erlaube ich mir an dieser Stelle klar zu sagen, dass die schweizerische Kultur in vielerlei Hinsicht von uns Muslimen sogar als "islamisch" zu bezeichnen ist, wie dies einmal von einem islamisch gelehrten Besucher aus der muslimischen Welt zum Ausdruck gebracht wurde: "In Europa gibt es VIEL Islam aber wenig Muslime …" All die Eigenschaften, die wir hier zu Lande schätzen: Verlässlichkeit, Strebsamkeit, Rechtssicherheit, soziale Sicherheit, Ehrlichkeit, kommunale und gesellschaftliche Ausrichtung auf individuelles und gesellschaftliches Wohlergehen usw. sind Prinzipien, welche von jedem islamisch geprägten Individuum, von jeder islamisch geprägten Gemeinschaft hochgehalten und umgesetzt werden müssen. Daher hätten die Muslime und Nicht-Muslime in unserem Land sehr wohl WIRKLICH gemeinsame sozialpolitisch umzusetzende Anliegen, so sie sich endlich als Partner mit unterschiedlichen Methoden und nicht als Widersacher mit entgegengesetzter Methodik begreifen lernten.
    Doch … wer weiß … vielleicht gibt es Grund zur Hoffnung?


    6. Was will er als Präsident der VIOZ zugunsten der Muslime ändern oder verbessern, was bisher nicht gelungen ist? Mit welchen Mitteln will er zur besseren Verständigung mit Nichtmuslimen beitragen?

    Wir von der VIOZ werden weiterhin unsere integrative Arbeit über vor allem interne, wie auch nach außen gerichtete transparente Kommunikation und Kooperation mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaften, wie auch den Vertretern der Mehrheitsgesellschaft fortsetzen. Denn es ist unsere Überzeugung, dass zuerst Konsens über die Begrifflichkeit jener Konzepte hergestellt sein muss, die wir gerne GEMEINSAM umgesetzt sehen möchten.
    Das Mittel, um diesen Konsens möglichst bald herzustellen, ist die deutliche und offenkundige Rede und Schrift und das Beharren auf deutlicher und verlässlicher Antwort – von all jeden, die sich angesprochen fühlen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Karin Landolt
    Inland-Redaktorin
    Der Landbote / Zch. Regionalzeitungen
    Winterthur



    Re: INTERVIEWS

    M.M.Hanel - 28.06.2012, 20:35


    HIER GEHT ES WEITER


    http://muslime.forumprofi.de/thema-anzeigen-interviews-gsiw-vioz-kios-bmk-...-t36-s60.html


    .



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