Outsider Art

Disput
Verfügbare Informationen zu "Outsider Art"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: ABAS
  • Forum: Disput
  • Forenbeschreibung: Diskussionsplattform für Kultur und Politik
  • aus dem Unterforum: Bildende Kunst/Architektur
  • Antworten: 4
  • Forum gestartet am: Mittwoch 14.02.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Outsider Art
  • Letzte Antwort: vor 13 Jahren, 6 Monaten, 3 Tagen, 2 Stunden, 14 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Outsider Art"

    Re: Outsider Art

    ABAS - 27.10.2010, 09:46

    Outsider Art


    http://www.outsider-bildwelten.de/

    Zitat: Outsider Art

    Die Bezeichnung „Outsider Art“ wurde 1972 vom englischen Kunsthistoriker Roger Cardinal als angelsächsisches Equivalent für den von Jean Dubuffet verwendeten Begriff „Art brut“ eingeführt. Outsider Art (Außenseiterkunst) ist weder eine Kunstrichtung noch ein Stilbegriff. Sie ist deshalb alles andere als eine homogene, in sich geschlossene Einheit. Ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie außerhalb des etablierten Kunstbetriebs, jenseits der Kunstgeschichte– und Tradition sowie unabhängig von Strömungen und Moden der Kunst stattfindet.
    Die Urheber dieser Kunst sind Menschen, die extremen seelischen Belastungen ausgesetzt waren oder ungewöhnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. Sie sind zum größten Teil von der Gesellschaft ausgeschlossen, ausgegrenzt und an den Rand gedrängt: Psychiatrie-Erfahrene, Menschen mit intellektueller Behinderung, Grenzgänger, gesellschaftlich unangepasste, randständige Menschen in selbst gewählter oder ungewollter Isolation, Sonderlinge, Gefängnisinsassen und Autodidakten mit künstlerischem Potential. Die Außenseiter unterscheiden sich hinsichtlich ihres persönlichen Hintergrundes und der sozialen Herkunft weit voneinander, leben zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Orten, verwenden unterschiedlicher Materialien und Ausdrucksmittel. Eines verbindet sie jedoch alle:

    Sie schaffen ihre Kunst, geleitet von einem drängenden Wunsch, gänzlich aus einer inneren Notwendigkeit, aus einem tief empfundenen Gestaltungs- und Ausdrucksbedürfnis heraus, ganz allein für sich, ohne Vorbilder und nicht in erster Linie um der Anerkennung anderer willen, so zu sagen mit dem Rücken zum Publikum.
    Anders als die Berufskünstler, arbeiten sie, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, ohne jemals eine wirkliche künstlerische Ausbildung genossen zu haben, abseits vom kommerziellen Kunstbetrieb und frei von jeglichem Anpassungsdruck und unabhängig von wechselnden Moden der Kunst. Die meisten von Ihnen sehen ihre eigenen Arbeiten nicht als Kunstwerk und sich selbst nicht als Künstler. Sie haben nicht die Absicht, Künstler werden zu wollen, sie leben die Kunst. Sie bilden keine Gruppe, gehören nicht zu einem Stil, oder einer Schule.

    Zitat: Pressebericht über die Sammlung Demirel:

    Entstanden aus einer inneren Notwendigkeit
    Westfalenpost vom 28.08.2010

    Es ist sehr bunt. Aber nicht nur. Die Bilder sind oft gegenständlich. Aber nicht immer. Manches wirkt ungelenk und kindlich. Aber anderes kühn in der Konstruktion und filigran in der Ausführung. Gibt es denn gar keine Gemeinsamkeiten in der Kunstsammlung von Turhan Demirel? Der Wuppertaler Neurochirurg zitiert den Maler und Kunstphilosophen Jean Dubuffet(1901-1985): „Es gibt ebenso wenig eine Kunst der Verrückten wie eine Kunst der Magenoder Kniekranken.“ Turhan Demirel sammelt Kunst, die man heute nicht mehr die der Verrücktennennt. „Art Brut“, rohe Kunst, war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung, später setzte sich „Outsider Art“, Außenseiterkunst durch. Letzteren Begriff benutzt Demirel. Und er versteht darunter Kunst von Menschen, die extremen seelischen Belastungen ausgesetzt waren, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden: Psychiatrie-Erfahrene, Menschen mit intellektueller Behinderung, Gefängnisinsassen. Also doch Verrückte? So ging es zu Beginn des 20. Jahrunderts los: Psychiater ließen
    Klinik-Insassen malen, um die Resultate zu Diagnosen nutzen zu können. Aber dann entwickelte sich das weiter. Der Schweizer Patient Adolf Wölfli wurde in den 20er Jahren ein regelrechter Star, Max Ernst, Paul Klee oder Oskar Schlemmer ließen sich anregen. Aber von was genau? Und warum, wenn es doch gar keinen gemeinsamen Kunststil gibt?

    Die Antwort auf diese Frage ist für Demirel ganz offensichtlich: „Schauen Sie sich doch nur um“, sagt er und zeigt auf die Wände in seinem Haus. 45 Bilder hängen da, 450 besitzt er insgesamt, was ihn zu einem der bedeutendsten Sammler in Deutschland macht. Vieles steckt in Mappen, anderes ist schräg gegenüber im Haus seines Sohnes gelagert. Aber der Platz wird knapp. Eine feste Bleibe für die Sammlung wäre schön. Das ist ein Traum von Turhan Demirel. Ausstellungen dagegen bestückt er bundesweit mehrmals im Jahr. Man kennt seinen Namen. Zuletzt waren Leihgaben aus Wuppertal, wo Demirel seit bald 40 Jahren lebt, auch in Ankara zu sehen. Aber der Besucher soll ja jetzt auf seine Wände schauen. Und weil er, siehe oben, eben keine richtige Gemeinsamkeit entdecken kann, schaut er von den Bildern wieder fragend auf den Sammler zurück. Und der erklärt, was ihn seit 17 Jahren, als er diese Kunst zufällig entdeckte, so fasziniert: „Alle Bilder sind authentisch, zeigen Phantasie und Ausdruckskraft. Sie sind alle aus innerer Notwendigkeit entstanden, aus einem tief empfundenen
    Gestaltungsbedürfnis heraus,ohne auf die Anerkennung anderer zu zielen.“ Und genau das alles vermisst er häufig bei der professionellen Kunst. „Das ist auch Kunst“ war Demirels überraschte erste Empfindung bei der Begegnung mit den Außenseiter-Werken. Und die zweite, nach längerer Beschäftigung und viel Lektüre: „Diese Künstler werden zu Unrecht marginalisiertund ausgegrenzt.“ Um das zu ändern, setzt er seine Sammlung ein, verfasst Aufsätze und hat die Webseite www.outsiderbildwelten.de eingerichtet. Und manchmal kauft er, um notleidende Künstler finanziell zu unterstützen. Das persönliche Kennenlernen ist ihm wichtig. Ansonsten erwirbt er die Bilder bei Ausstellungen in Belgien, Holland, der Schweiz und Österreich („Deutschland ist noch etwas zurück.“) oder bei Online-Auktionen. „Seit den 80er Jahren hat sich ein Nischenmarkt entwickelt“, erzählt Demirel. Vor allem in den USA gibt es spezialisierte Galerien, die bedeutendste Messe findet in New York
    statt. Und die Preise? „Von 100 Euro bis 300 000 Euro.“ Aber fehlt diesen Künstler nicht auch etwas? Die Kenntnis der Kunstgeschichte? Gründliche Reflektion der Themen und Motive? „Die Außenseiter beschäftigen sich nicht mit Theorie“, sagt Demirel, „aber sie leben nicht außerhalb der Zeit. Sie werden indirekt beeinflusst.Undsie reflektieren auf ihre eigene Art.“ Wobei er eine klare Grenze zu Sonntagsmalern und volkstümlichen Motiven zieht: „Das ist keine Kunst. Die muss von innen kommen. “Und zwar nicht aus einem kranken Inneren. „Es gibt so wenig kranke Kunst wie gesunde Kunst“, erklärt Demirel. „Wenn ein Kranker Kunst schafft, ist das geradezu ein Beweis dafür, dass seine Seele einen gesunden Kern hat.“ Überhaupt seien Ideen von Genie und Wahnsinn doch völlig veraltet, meint der Neurochirurg, der sich für Psychiatrie zwar interessiert, aber beruflich nichts mit ihr zu tun hat. Und er hat eine Statistik parat, nach der der Prozentsatz der Künstler unter den Geisteskranken genau dem der Normalbevölkerung entspricht. Turhan Demirel möchte Lobbyarbeit leisten für die Kunst der Außenseiter. Er möchte, dass sie ihren Platz in den Museen findet. Weil Kunst von Öffentlichkeit lebt. Weil ein Werk dadurch Bedeutung gewinnt, dass es von vielen Menschen gesehen wird. Er hofft auch, dass damit Vorurteile abgebaut werden gegenüber Menschen am Rande
    der Gesellschaft. Aber es geht um die Kunst. Soziale Belange sollen den Blick nicht trüben: „Jedes Bild muss überzeugen. Es darf keinen Behindertenbonus geben.“ Den kritischen Beobachter überzeugt vielleicht nicht jedes einzelne Bild. Aber schon ein kleiner Blick in Demirels große Sammlung trifft auf so viel Überraschungen und Erfindungsreichtum, auf Detailbesessenheit und ungewöhnliche Ideen, dass man den Mann, der Raum, Geld und Zeit den Außenseitern widmet, schon verstehen kann.

    Von Harald Ries



    Re: Outsider Art

    ABAS - 27.10.2010, 09:48

    Re: Outsider Art
    Neben der Sammlung Demirel hier eine Übersicht zu
    internationalen Museen die Outsider Werke ausstellen:


    http://www.outsider-bildwelten.de/artlinks/



    Re: Outsider Art

    ABAS - 27.10.2010, 09:58

    IOEMA Collection


    http://www.outsiderart.info/



    Re: Outsider Art

    ABAS - 27.10.2010, 10:03

    Was ist Outsider Art ?
    Zitat: Was ist Outsider Art?

    Erfindungsreichtum, ungebrochene Phantasie: Schöpfung aus dem inneren Erleben und ihre unkonventionelle Bildsprache kennzeichnen die Werke von Outsider-Künstlern. Als geistig oder psychisch behinderte Menschen leben sie am Rande der Gesellschaft und schaffen abseits der kulturellen Öffentlichkeit Kunstwerke von großer Eindringlichkeit und Überzeugungskraft. Bilder, die in erster Linie als Dokumente eines ungeahnt reichen geistigen Lebens verstanden werden müssen. Outsider sind akademisch ungeschulte, quasi semi-professionell tätige Künstler. Sie bilden eine eigenständige künstlerische Szene, sofern sie sich, unberührt von den Tendenzen jeweils zeitgenössischer Kunstentwicklung­, eine besondere Ursprünglichkeit des Bilderschaffens bewahrt haben.


    Debatte
    Das künstlerische Schaffen von Menschen mit geistiger Behinderung weist bereits eine lange Tradition auf. Kontinuität und Wandel dieser Kunst und ihrer Rezeption werden durch den international gebräuchlich gewordenen Begriff der "Outsider Art" beleuchtet. Diese Wortschöpfung schreibt ihrem Werk eine besondere Stellung im Kontext der bildenden Kunst zu, die sich einerseits aus den sozialen Entstehungsbedingungen und den damit verbundenen spezifischen Erfahrungen herleitet. Andererseits betont der Terminus aber auch die kulturelle Marginalität der Künstler. Obgleich sie durch ihre Kunst einen beträchtlichen Einfluss auf die bildnerischen Ausdruckweisen und Entwicklungen von der Moderne bis heute ausgeübt haben, sind sie in der kulturellen Wahrnehmung buchstäblich Außenseiter geblieben.


    Geschichte
    Euphorie löste die Entdeckung dieser spontanen Kunstwerke zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bei den führenden Künstlern der europäischen Avantgarde aus. Ihre Identifikation mit den meist in Anstalten oder in völliger Abgeschiedenheit arbeitenden Kollegen war ebenso stark wie die Inspiration, die von der unverbildeten Kreativität ihrer Arbeit ausging. In den Bildern (und Schriften) von Insassen psychiatrischer Kliniken, die seit Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Veröffentlichungen publiziert worden waren, feierten sie die "reine Erfindungsgabe", "die Wunder des Künstlergeistes, die aus den Tiefen jenseits alles Gedanklich-Überlegten heraufdämmern" (Alfred Kubin). Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, vor allem die Surrealisten um Max Ernst und André Breton identifizierten sich radikal mit der Schaffensweise und den Bildwelten dieser kulturellen Außenseiter, die einen völlig neuen Blick auf die Welt und die Gründe der menschlichen Seele eröffneten.

    Mit der theoretischen Begründung dieser "außerkulturellen Kunst" (Art Brut), insbesondere mit seiner umfangreichen Sammeltätigkeit ist der französische Künstler und Kunsttheoretiker Jean Dubuffet seit Mitte der 40-er Jahre zu ihrem Patron und Wegweiser geworden. Sein lebenslanges argumentatives Eintreten für die künstlerische Relevanz der Außenseiter hat deren Wahrnehmung bis heute bestimmt. Unter dem Namen "Art Brut" und später "Outsider Art" (Roger Cardinal, UK) hat sie so auf die Entwicklung der Kunst seit der klassischen Moderne einen unschätzbaren Einfluß ausgeübt. Eine mittlerweile über hundertjährige Tradition außergewöhnlicher Bildschöpfung, die durch museale und private Sammlungen auch im deutschsprachigen Raum belegt wird.


    Aktuelle Situation
    Vor einem relativ stark veränderten soziologischen wie auch medizinischen Hintergrund ist die Entwicklung dieser künstlerischen Szene heute zu sehen. War Outsider Art lange Zeit noch der Geheimtipp unter Künstlern, Sammlern und Liebhabern geblieben, wird ihre Entstehung zunehmend durch Behinderteneinrichtungen und psychiatrische Kliniken begünstigt. Betreute Ateliergemeinschaften, Kunstwerkstätten oder auch der Kunsttherapie nahestehende Angebote fördern die Kunst ihrer Klienten und bilden Orte kreativer Ausstrahlung in ganz Europa, die an die Tradition der Outsider anknüpfen. Hervorragende Beispiele für die zeitgenössische Arbeit von geistig behinderten Künstlern und deren Förderung bieten die Ateliers aus neun Ländern Europas, deren Künstler im Rahmen des EUWARD im Haus der Kunst nun präsentiert werden.
    Außenseiterkunst findet gegenwärtig eine so große öffentliche Beachtung wie kaum jemals zuvor. Gleichwohl entzieht sich das Werk der Outsider-Künstler, ihre schöpferische Existenz, zumeist auch heute noch den gängigen Wertvorstellungen der etablierten Kultur. Der künstleri­sche Anspruch ihrer Arbeit bedeutet nichts weniger als eine Erschütterung des überkommenen kulturellen Selbstverständnisses.

    Text: Klaus Mecherlein, Kurator euward


    http://www.euward.de/index.html



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Disput

    Strafrecht in der VR China und Infos zum Todesstrafenkatalog - gepostet von ABAS am Dienstag 12.10.2010
    Schriftsteller und Kunstsammler Buchheim gestorben - gepostet von umananda am Freitag 23.02.2007
    Visuelle Kommunikation / interessante Websites und Blogs - gepostet von ABAS am Samstag 09.10.2010
    ISRAEL in Diskussionsforen - gepostet von Senator74 am Samstag 02.10.2010



    Ähnliche Beiträge wie "Outsider Art"

    Frage - Mobra69 (Freitag 03.09.2004)
    Frage an den Wing - gobi (Dienstag 30.05.2006)
    Bisquitrolle - Frage dazu - Kerstin (Montag 06.08.2007)
    Frage&Antwort - Mod (Donnerstag 16.06.2005)
    Frage: - Vani (Montag 05.11.2007)
    noch ne frage :D - Mogi (Sonntag 13.05.2007)
    frage - Atem (Sonntag 29.04.2007)
    Frage - MaYa (Montag 11.12.2006)
    Frage Antwortspiel - mcdenis (Dienstag 27.03.2007)
    Und noch die letzte Frage zu den Tunieren: Uhrzeit???? - Sparhawk (Sonntag 07.08.2005)