Heilig-/Seligsprechung - was ist das?

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    Re: Heilig-/Seligsprechung - was ist das?

    lenbach - 05.10.2004, 00:11

    Heilig-/Seligsprechung - was ist das?
    hier ein allumfassender bericht--> <center> :arrow: ANDREAS RESCH
    HEILIGSPRECHUNGSVERFAHREN UND WUNDERHEILUNG</center>

    hier die bündige :arrow: kurzdefinition:

    "Das Verfahren zur Seligsprechung
    Die Seligsprechung gilt in der katholischen Kirche als Vorstufe zur Heiligsprechung. Dabei ist jeweils ein genaues Verfahren zu beachten, das im Kanonischen Recht, dem Rechtsbuch der katholischen Kirche, festgehalten ist. Selig gesprochen werden können Menschen, die ein besonders vorbildhaftes Leben geführt haben. Bei dem langwierigen Prozess geht es um die Prüfung der Lebensführung des oder der selig zu Sprechenden. Es wird aber auch untersucht, ob der Person zugeschriebene Wunder nachzuweisen sind.

    Nach einer wiederum entsprechend gründlichen Prüfung kann der Papst dann einen Seligen oder eine Selige auch heilig sprechen. Kriterien sind beispielsweise Martyrien und Wunder. Im Prozess der Heiligsprechung (Kanonisation) tauschen ein "Advocatus Dei" und ein "Advocatus Diaboli" die Argumente und Gegenargumente einer Heiligsprechung aus. Mit einer oder einem Heiligen kann um Fürsprache bei Gott gebetet werden, während eine Seligsprechung nur eine regionale Verehrung zulässt.

    Letztmalig war das seit dem 16. Jahrhundert gültige Verfahren der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 überarbeitet worden."


    und hier schwelgt religion.orf.at:

    :arrow: Der lange Weg zur "Ehre der Altäre"

    "Der offiziellen Selig- oder Heiligsprechung durch den Papst geht ein kompliziertes, im Kirchenrecht genau festgelegtes Verfahren voraus, das mitunter Jahrhunderte dauern kann.

    Eines der kürzesten Verfahren war jenes von Franz von Assisi: Er wurde bereits zwei Jahren nach seinem Tod 1226 heilig gesprochen. Diesen "Rekord" kann nicht einmal mehr Mutter Teresa von Kalkutta (gestorben 1997) übertreffen, deren Seligsprechungsprozess ebenfalls mit bewundernswerter Geschwindigkeit voranschreitet.

    Rasche Heiligsprechung des "Opus Dei"-Gründers
    Besonders lange dauerte es bis zur Heiligsprechung der "Jungfrau von Orleans", Jeanne d’Arc: 1431 hingerichtet wurde sie erst 1920 heiliggesprochen. "Opus Dei"-Gründer Josefmaria Escriva wird 27 Jahre nach seinem Tod 1975 "zur Ehre der Altäre erhoben – die "Causa Escrivar" ist damit eher zu den raschen Heiligsprechungen zu zählen.

    Keinen Unterschied zwischen "selig" und "heilig"
    Eine wichtige Begriffsklärung zu Beginn: Zwischen "selig" und "heilig" gibt es keinen qualitativen Unterschied. In beiden Fällen geht die Kirche davon aus, dass der oder die Verstorbene der "ewigen Herrlichkeit teilhaftig" ist. Das heißt: Heilige sind – mit Sicherheit im Himmel. Der einzige Unterschied zwischen Seligen und Heiligen ist ein ganz irdischer: Selige haben nur regionale Bedeutung – sie werden nur in einzelnen Diözesen oder einzelnen Gemeinschaften verehrt. Heilige haben hingegen weltweite Bedeutung für die Gesamtkirche.

    Märtyrer als die "Ur"-Heiligen
    Begonnen hat die Heiligenverehrung mit den ersten Märtyrern der Urkirche. Ihr Andenken als "Blutzeugen" des Glaubens wurde hochgehalten – auch weil ihnen eine besondere Verbindung zu Gott im jenseits nachgesagt wurde. An der Stelle ihres Martyriums wurden Kirchen errichtet. Das berühmteste Beispiel: Der Petersdom in Rom wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit an jener Stelle errichtet, an der Petrus – mit dem Kopf nach unten – gekreuzigt worden war.

    Erste Heiligsprechung 993
    Die Heiligsprechungen erfolgte also immer durch das Volk. Heilig war, wer als Heiliger verehrt wurde. Die erste formelle Heiligsprechung erfolgte am 29. Jänner 993, als Papst Johannes XV. einen gewissen Ulrich von Augsburg zur Ehre der Altäre erhob. Ein geordnetes Verfahren gibt es erst seit 1588.

    Heiligmäßiges Leben
    Im ersten Schritt des Seligsprechungsprozesses wird das Leben des Verstorbenen durchleuchtet. So noch vorhanden werden auch persönliche Freunde, Bekannte und Familienmitglieder gehört. Böse Zungen behaupten, so manches Verfahren sei erst nach dem Tod des letzten Zeitzeugen so richtig in Gang gekommen.

    "Weit verbreitete Verehrung durch das gläubige Volk"
    Danach wird im "de non cultu"-Verfahren die – theologisch betrachtet – wichtigste Voraussetzung für eine Seligsprechung überprüft: die "weit verbreitete Verehrung durch das gläubige Volk". Damit soll verhindert, dass kleine, aber einflussreiche Lobbys gewisse Verfahren aus politischen Gründen vorantreiben. Das soll trotzdem bereits vorgekommen sein.

    Heroischer Tugendgrad
    Im Anschluss wird eine ausführliche Biografie, die sogenannte "positio", nach Rom weitergeleitet, die den heiligmäßigen Lebenswandel des Kandidaten nachweisen soll. Die zuständige Kongregation im Vatikan stellt dabei hohe Ansprüche: Beim Kaiserjäger Jakob Kern musste beispielsweise nachgewiesen werden, dass er während seines Fronteinsatzes keinen Menschen getötet hatte. Erst dann wurde ihm der "heroische Tugendgrad" – bzw. das Beiwort "venerabilis" – als erste Vorstufe zur "Ehre der Altäre" attestiert.

    Himmlisches Zeichen
    Danach warten die zuständigen kirchlichen Behörden auf ein "himmlisches Zeichen": ein Wunder – und zwar ein medizinisches! – muss auf Fürsprache des Verstorbenen nachgewiesen werden. Auch hier gelten strenge Kriterien: Die Krankheit muss nach dem jeweiligen Stand der Medizin unheilbar gewesen sein, die Heilung muss plötzlich und medizinisch nicht erklärbar sein. Da der katholische Wunderbegriff auch eine "dauerhafte" Heilung verlangt, kann es wieder zu jahrzehntelangen Verzögerungen kommen.

    Märtyrer brauchen keine Wunder
    Damit ist der Weg zur Seligsprechung abgeschlossen. Für die Heiligsprechung ist dann – neben der weltweiten Bedeutung – noch ein zweites Wunder erforderlich. Für Märtyrer gelten hingegen andere Regeln: Sie brauchen keine Wunder für die Heiligsprechung. Allerdings ist es auch nicht immer einfach nachweisbar, ob ein gewaltsamer Tod ein Martyrium im Sinne des Glaubens gewesen ist.

    Terminschwierigkeiten
    Bei der Festsetzung des Termins für die Seligsprechung ergeben sich dann mitunter weitere Probleme. So manches "einfache Ordensmitglied" soll schon jahrelang auf die Seligsprechung gewartet haben – bis auch das Verfahren für den Ordensgründer endlich abgeschlossen werden konnte.

    Statuen, Bilder und Kirchen
    In der Praxis haben Selig- und Heiligsprechungen die gleichen Konsequenzen: Es wird ein Gedenktag im liturgischen Kalender festgelegt (meist der Todestag – also der "himmlische Geburtstag"). Statuen und Bilder dürfen dann offiziell mit einem "Heiligenschein" versehen und verehrt werden. Kirchen und Kapellen dürfen offiziell nach dem Verstorbenen benannt werden.

    Patronate und Zuständigkeiten
    Von den Gläubigen werden Heilige vor allem als "Fürsprecher" angenommen. Manche Heilige haben bestimmte "Zuständigkeiten": Der Heilige Blasius wird beispielsweise bei Halskrankheiten angerufen, der Heilige Urban ist Patron der Weinbauern, viele Gläubige tragen ständig eine kleine Statue des Heiligen Antonius von Padua in der Geldbörse. Der Vatikan bestimmt auch hochoffiziell "Patrone" für bestimmte Bereiche: So ist die Heilige Klara für das Fernsehen zuständig, der Heilige Franz von Sales gilt als "Medienpatron" insgesamt. Ein "Internet-Heiliger" wird noch gesucht.

    Heilige, die nie gelebt haben
    Die genaue Zahl der Heiligen und Seligen lässt sich nicht erfassen. Im Heiligenkalender finden sich noch urkirchliche Heilige wie Christoph, Nikolaus oder Cäcilie – die nie ein offizielles Verfahren durchlaufen haben, bei denen sogar fraglich ist, ob sie jemals gelebt haben. Viele zeitweilig populäre Heilige sind in Vergessenheit geraten. Auch Personen aus dem Alten Testament finden sich im Heiligenkalender – wie beispielsweise Adam und Eva am 24. Dezember.

    Neuer Rekord
    Und es kommen immer neue hinzu. Johannes Paul II. hat in dieser Hinsicht alle Rekorde gebrochen. Bis Mai 2001 hat er 1.235 Menschen selig und 477 heilig gesprochen. Das sind mehr als in den 400 Jahren davor zusammengenommen."



    Re: Heilig-/Seligsprechung - was ist das?

    lenbach - 05.10.2004, 00:49


    ..das mußte ich jetzt wissen - nach kaiser karls gestriger seligsprechung-->

    der standard berichtet:

    02. Oktober 2004
    16:26



    Kaiser Karl I., "ehrwürdiger Diener Gottes".

    Ein Wunder macht den Kaiser selig
    Am 3. Oktober wird Kaiser Karl I. in Rom selig gesprochen - Kritiker sprechen von einem feierlichen Akt "am Rande des Lächerlichen"

    Von Peter Mayr und Walter Müller


    St. Pöltens Bischof Kurt Krenn sieht sich als Präsident der "Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden" am Ziel: "Kaiser Karl wird selig gesprochen, weil er seine Entscheidungen immer mit Blick auf Gott getroffen hat und in aller Not an Gott nie irre wurde." Schon seit ihrer Gründung 1925 kämpft die "Gebetsliga", dieses Sammelbecken für Monarchisten und Traditionalisten, verbissen darum, dass dem Diener Gottes, Karl, bald die Ehre der Altäre zuteil werde.

    Am 3. Oktober ist es nun soweit. An diesem ersten Sonntag des Monats wird Papst Johannes Paul II. den letzten österreichischen Kaiser, Karl I., auf dem Petersplatz vor rund 10.000 Pilgern selig sprechen. Vielleicht ohne Bischof Krenn, der wegen der Skandale in seiner Diözese und seiner möglichen Abberufung zu Hause bleiben könnte.

    Für die Historikerin Maria Habacher sind es vordringlich "zeitgeschichtliche Aspekte" des Lebens des letzten Kaisers, die im Seligsprechungsverfahren aufgearbeitet worden seien. Karl I. habe 1916 - nach dem Tod seines Großonkels Kaiser Franz Joseph - "den Thron bestiegen und seinem Volk mit Gerechtigkeit und Liebe gedient", unterstrich der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Kurienkardinal Jose Saraiva Martins die soziale Facette in Karls Politik, die andererseits vor allem durch seine Rolle beim Giftgaseinsatz in der Isonzoschlacht schwer in Misskredit geriet.

    Für den Politologen Anton Pelinka liegt der historische Fall klar: "Natürlich hat er die Kriegspolitik - einschließlich der neuen Vernichtungstechniken - mitgemacht. Er war kein besonderer Finsterling, aber auch keine positive Leitfigur." Kaisersohn Otto Habsburg antwortet auf Kritik, es sei "längst erwiesen, dass der Giftgaseinsatz vom deutschen Infanteriegeneral Otto von Below befehligt wurde."

    Der lange Weg

    Der lange Weg zur Seligsprechung Karls, der sich bis zuletzt geweigert hatte, abzudanken, begann schon ein Jahr nach seinem Tod. Der christlich-soziale Nationalratspräsident Wilhelm Miklas - später von 1928-1938 Bundespräsident der Ersten Republik - bat den Wiener Kardinalerzbischof Friedrich Gustav Piffl, mit der Einleitung eines Verfahrens zu beginnen. Es dauerte aber bis 1949 ehe das Procedere unter Kardinal Theodor Innitzer gestartet wurde. Es wurden Materialien gesammelt, Zeugen befragt. Der Aufwand war enorm: Allein die Aussagen der Gattin von Kaiser Karl, Zita, sollen sich auf rund 1000 Seiten belaufen. Es meldeten sich 654 Zeugen.

    Voraussetzung für die Seligsprechung ist der Märtyrertod oder ein Wunder. Da der 34-jährige Kaiser 1922 an einer Lungenentzündung im Exil auf Madeira starb, kam der Märtyrertod nicht infrage. Es wurde ihm ein Wunder zuteil. Im Jahr 1960 soll er posthum eine Ordensschwester, die ihn anrief, von ihren Krampfadern befreit haben.

    Während hochrangige Kirchenvertreter und eine Politikerdelegation unter der Führung von Nationalratspräsident Andreas Khol an der Spitze zur Feier nach Rom reisen wird, spricht der Politologe Pelinka von einer "am Rande des Lächerlichen angesiedelte Seligsprechung. Allein schon das Wunder: die Krampfadern einer brasilianischen Nonne. Wenn es wenigstens die Gesundung krebskranker Kinder in den Elendsquartieren Kalkuttas gewesen wäre." Die Seligsprechung gehe "offenbar auf eine kleine, aber starke Lobby im Vatikan zurück".

    Pelinka: "Ich sehe das Ganze als einen eher atypischen Rückfall in eine Welt von gestern, in der Angehörige herrschender Häuser einen privilegierten Zugang zu den Päpsten hatten. Franz Jägerstätter, das wäre ein interessanter österreichischer Heiliger. Kaiser Karls Seligsprechung unterstreicht nur die Schwierigkeiten der Kirche, den Puls der Zeit richtig zu erfassen." (DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.9.2004)



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