Travincial

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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 29.08.2025, 14:07 Titel: +~Ariks Frostreich~+ |
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Die eisigen Hallen lagen still. Kein Laut war zu hören, nur das ferne Knacken der Mauern, wenn sich uraltes Eis dehnte. Im Kinderzimmer aber herrschte eine andere Welt: Glitzernde Regenbögen wanderten über die glatten Wände, das Mobile aus Eiskristallen klimperte leise im Luftzug, und in der Wiege ruhte Taynara, friedlich, klein und vollkommen.
Der Schneewächter stand davor. Breit, hoch, unbeweglich wie eine Statue – und doch bebte in ihm eine kindliche Freude, die er kaum zu fassen wusste. Seine blauen Augen leuchteten, als er sich hinabbeugte.
"Da bist du also …" Seine Stimme war dumpf, tief, ehrfürchtig. "So winzig. So weich. Und doch... so... vollkommen." Er beugte sich tief über sie, seine mächtigen Arme eng an den Körper gedrückt, als fürchte er, schon der Hauch seiner Bewegung könnte sie verletzen. "Sieh dich nur an! Deine Fingerchen … winzig. Deine Nase … noch kleiner. Und das alles, dass bist du … das ist … alles, wofür ich existiere.“ Er starrte sie minutenlang einfach nur an, fast wie ein Kind, das sein erstes Spielzeug bestaunt. Jede Regung ihres Brustkorbes, jedes Zucken ihres winzigen Händchens ließ ihn lächeln. "Du bist mein Zweck. Meine Bestimmung. Der Grund, für den ich geschaffen wurde. Taynara.", ließ er sich ihren Namen auf der eisigen Zunge zergehen.
Dann schielte er an sich herunter, runzelte die Stirn. "Ich habe noch keinen Namen", flüsterte er verschwörerisch. "Der Meister sagt, du sollst ihn mir geben, wenn du groß bist. Aber … vielleicht könnte ich dir bei der Auswahl helfen? Ein Wächter ohne Namen – lächerlich!"
Er blickte sich um. "Hm … Kiste? Stark, praktisch! … Nein. Viel zu eckig.“ Sein Blick wanderte zum Fell auf dem Boden. "Flauschi? Niedlich … zu niedlich. Dann denkt jeder, ich sei ein Haustier.“
Er tappte durch den Raum. "Stuhl? Zu langweilig. Decke? Zu flatterig. Löffel …?" Er hielt inne, legte den Kopf schief. "Löffel klingt … irgendwie heroisch, oder? … Nein! Nein, völlig lächerlich!“ Er lachte so laut und tief, dass das Mobile über der Wiege klirrte.
Gerade wollte er weitermachen, da öffnete Taynara die Augen. Sekunden später begann sie zu wimmern – erst leise, dann laut.
Der Schneewächter erstarrte. Dann wirbelte er herum. "Alarm! Eindringling?! Angreifer?!" Mit langen Schritten riss er Schränke auf, sah unter den Sessel, durchsuchte die Truhen, selbst das Mobile hielt er hoch, als könne es den Feind verbergen. Doch da war nichts. Nur das kleine Mädchen, das immer lauter weinte.
Er wandte sich ihr wieder zu, völlig verwirrt. "Was ist das?!“ Seine Stimme bebte. "Gehst du … kaputt? Oh nein. Oh nein, oh nein, oh nein!“ Panisch blickte er sich um und schlug hilflos die Arme über dem Kopf zusammen. "Nicht kaputtgehen! Oh nein, ohr nein... Mein Meister wird mich zerbrechen, wenn du kaputt bist!", rief er aus.
"Still!", befahl er Taynara, welche nur lauter schrie. "Ähm … sei leise...", fuhr er etwas behutsamer, wenn auch nicht weniger verzweifelt fort. "Äh … warte! Ich hab’s!"
Er hob sie vorsichtig hoch, drehte sie unsicher in den Händen. "Wo ist der Ausschalter? … Du musst doch … still sein können! Hier ist keine Bedrohung! Du brauchst keinen Alarmschlagen! Hier ist niemand... außer ich. Und ich beschütze dich doch!" Ratlos und enttäuscht, keinen Knopf gefunden zu haben, mit der er die Lautstärke regulieren konnte, legte er sie wieder zurück in die Wiege.
Verzweifelt und völlig überfordert mit der Situation suchte er das Zimmer ab - denn vielleicht hatte er doch eine Bedrohung übersehen- bis sein Blick auf eine Truhe fiel. Darin lag ein dicker Band, frostig eingebunden: Elternratgeber – Für den Alltag mit Sterblichen und Göttlichen Kindern. (xD)
"Ah! Deine Bedienungsanleitung, Taynara. Ich mach dich wieder ganz!", verkündete er stolz. Mit seinen klobigen Händen schlug er die Seiten auf, überflog die ersten Abschnitte.
"-Wenn das Baby schreit, prüfen Sie zuerst: Hat es Hunger?- … Hunger? Oh …Oh! Oh nein … ich habe nichts zu essen! Oder …?" Hastig begann er die Schränke zu durchsuchen, fand kleine Fläschchen, die Arik bereitgestellt hatte. "Ja! Nahrung! Milch! Ich schaffe das!", rief er sich selbst Mut zu, wie ein Krieger, der in die Schlacht ziehen würde. Mit äußerster Vorsicht versuchte er, das Baby hochzuheben, hielt es dabei allerdings so steif, dass er aussah wie ein Soldat mit zerbrechlicher Fracht. Während er die Flasche anbot, drehte Taynara fast empört den Kopf zur Seite und schrie weiter. Erneut legte er sie zurück auf ihre Decke in die Wiege aus Schnee.
"Nicht Hunger … hm … Nächster Punkt: -Hat es eine volle Windel?- … Windel?“ Er runzelte die Stirn. "Was ist eine …" Er sah auf die Wiege hinab, beäugte Taynara prüfend, ehe ihn ein seltsamer Verdacht beschlich: "Oh … Oh nein … Oh bitte nicht!“ Vorsichtig, fast wie ein Dieb, hob die Decke, blickte nach – und erstarrte. Seine Augen weiteten sich, er stolperte zurück, hielt sich die Nase zu.
"OHHH! Das... das ist … das ist Krieg!“ stöhnte er und wedelte mit den Armen. "Es stinkt! Es lebt! Oh, warum, Meister, warum hast du DAS verschwiegen?! Sie ist so klein und schon so stinkig!"
Doch mit entschlossenem Brummen machte er sich ans Werk. Ungelenk nestelte er mit den Windeln, wickelte sie erst wie eine Rüstung um Taynaras Bein, dann quer über ihren Bauch, schließlich falsch herum. "So viele Bänder! Wer erfindet sowas?!"
Mehrfach seufzte er, fluchte, knurrte, stolperte – wickelte sie verkehrt herum, dann wieder richtig, bis es ihm irgendwann halbwegs gelang. Verschwitzt – obwohl er gar keinen Schweiß hatte – setzte er sie zurück in die Wiege. "Das … war schlimmer als ein Drachenkampf …“ Er fiel beinahe in den Stuhl, atmete schwer. Taynara gurrte zufrieden und der Wächter hatte einen Augenblick des Durchatmens, doch kurz darauf - nebor sich Erleichterung in ihm festsetzen konnte- begann sie wieder zu quengeln. "Was jetzt? Was will sie noch?" Er blätterte nervös im Buch.. "-Vielleicht will das Kind kuscheln … oder spielen.- Kuscheln?! Ich? Aber … ich bin kalt … ich bin …ein Wächter! Wächter Kuscheln nicht!", er schüttelte abwehrend den Kopf: "Spielen? Mit mir? Ich … ich kann … Oh, bei der Eisscholle! Warum bist du nur so laut?!", er warf Taynara einen mürrischen Blick zu und hielt sich die Ohren mit den Händen zu. Dann entschied er: "Spielen also!", brummte er tief: "Das kann ich versuchen!“
Er hob die Hände, und kleine Schneeflocken stiegen auf. Unsicher formte er einen drolligen Schneemann, der mit den Armen wackelte. Dann einen Hasen aus Eis, der über die Decke hoppelte. Schließlich ein funkelndes Sternbild, das über ihr aufleuchtete. Taynara verstummte. Ihre Augen wurden groß, sie verfolgte jedes Glitzern, jede Figur. Dann … ein Lachen. Ein glucksender, heller Ton, so klein und rein, dass der Schneewächter innehielt wie von einem Blitz getroffen.
"Was war das?", stellte er sich selbst die Frage und sah Taynara mit großen Augen an, als würde er sich eine Antwort erhoffen "Du … du lachst … wegen mir?" flüsterte er, ungläubig. Seine Augen leuchteten heller, während er sie mit seiner Magie noch ein paar funkelnde Blumen sehen ließ. Sie jauchzte, gluckste, griff mit den winzigen Händen nach den tanzenden Kristallen.
Langsam, fast ängstlich, nahm er sie wieder hoch. Zu seiner Überraschung tastete sich ihr kleines Händchen über seine eisige Haut, und dann kuschelte sie sich ein. Ein leises, zufriedenes Seufzen entrang sich ihr, während sie ihr Gesicht an seine Brust drückte. Der Schneebeschützer erstarrte, unfähig zu glauben, was sich gerade vor ihm abspielte. Dann begann er leise zu lachen, dumpf und warm. "Das ist also Kuscheln?!" Der Wächter stand da, das Kind im Arm, unfähig, dieses Gefühl in Worte zu fassen. Schließlich murmelte er dumpf, sanft: "So anstrengend... so verwirrend... aber ich bin froh, dass du nicht kaputt gegangen bist."
Er setzte sich neben die Wiege, das Baby fest an sich gedrückt, während draußen der Frostwind heulte. Dann griff er instinktiv zum Fläschchen, hielt es Taynara an die winzigen Lippen und sofort begann sie zu trinken. Mit einer kindlichen neugierig beobachtete er sie einige Zeit dabei. Doch schließlich zog er sich Mithilfe seiner Eismagie den Elternratgeber heran, so dass es vor ihm in der Luft schwebte, getragen durch Schneeflocken die von einem unsichtbaren Wind oben gehalten wurden.
So laß er laut daraus vor, um sich die Bedienungsanleitung von Taynara einzuprägen. Und während er so da saß, das kleine Bündel Leben in seinem Arm, sich selbst aus dem Buch vor laß und in einem sanften Takt hin und her wippte, bemerkte er nicht, wie das kleine Mädchen müde die Augen schloss und sanft und zufrieden an seiner Brust einschlief...
Draußen tobten die eisigen Stürme, doch er, der tollpatschige, mächtige Wächter mit dem kleinen Kind im Arm, hockte hier und las im Buch. Er war kein Monster, kein Krieger, sondern ein naiver, überforderter, aber liebender Beschützer, für den es nur einen Lebenszweck gab: alles zu tun, damit es Taynara gut ging und sie am Leben blieb... _________________
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Verfasst am: 29.08.2025, 14:07 Titel: Anzeige |
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Aria

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 14.07.2010 Beiträge: 605
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Verfasst am: 29.08.2025, 23:11 Titel: |
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Als Arik sprach, reglos und voller Kälte, lag kein Laut in den Hallen außer seiner Stimme. Der Mond selbst blieb still, doch in der Tiefe ihrer Augen geschah etwas. Ihre zarten Züge blieben makellos und unnahbar, ganz die Göttin, die sein sollte. Aber sie sah ihn. Nicht so, wie die anderen ihn sahen - nicht als den Gott des Eises, kalt und unerschütterlich - sondern wie ein Spiegel, der sein Innerstes zurück warf. In seinem Blick lag ein Schmerz, der ihn von innen zerfraß. Ein Schmerz, der aufflammte, als er sie erblickte und für einen Atemzug glaubte, er sehe dort jemand anderes. Ein Schmerz, der sich sofort wieder in Kälte verwandelte, als er erkannte, dass sie es nicht war. Der Mond nahm es wahr, ohne dass sie es verstand, so klar, als hätte sein Herz einen Abdruck in ihr hinterlassen. Sie spürte die Bitterkeit, die sich wie eine Schicht Frost über seine Worte legte und zugleich die unerschütterliche Entschlossenheit, seine Tochter zu schützen.
Und doch spiegelte sie sein Innerstes zurück, als wäre er selbst das Licht, das in ihr widerhallte. Ihre Augen schimmerten, eines hell wie die Leere des Himmels, das andere dunkel wie der Grund der Nacht und darin lag das, was er fühlte. Sie ließ ihn sich selbst sehen, wie er war: zerrissen zwischen Liebe und Verlust, erfüllt von einer Stärke, die in Wahrheit aus seiner Schwäche geboren war. Etwas begann in ihr zu vibrierten, kaum greifbar, ein Flüstern, das nicht zu ihr gehörte und doch von ihr ausging. Es war das Bewusstsein, dass dieser Gott etwas in sich trug, das die anderen nicht hatten…
Für einen Atemzug schien es, als ruhe der Blick des Mondes allein auf ihn. Kein Urteil, keine Wärme, keine Liebe. Nur ein stilles Erkennen, auch wenn sie nicht wusste, was das zu bedeuten hatte.
Dann war es vorbei. Ihre Züge wurden wieder zur Maske, neutral, wie aus Licht geformt. Doch in ihren Augen, unsichtbar für die anderen, blieb etwas zurück, das nicht verstand.
“Dann behalte das Kind im Auge, Eisgott, wenn du glaubst, du könntest sie halten. Sie soll die deine sein. Sie ist weder Mond noch Eis. Ob sie dich bindet oder bricht. Ob sie von mir angezogen oder abgestoßen wird ….das wird nicht dein Wille entscheiden. Genauso wenig, ob heute das Leben oder der Tod beschlossen wird.”
Santanas Hand, die eben noch den schwarzen Stein ihres Thrones zerkratzt hatte, verharrte, während der Griff ihrer Schwester Sitara ruhig auf ihrer Schulter lag. Sanft, aber bestimmt, wie ein Flüstern, das den Sturm in ihr nicht bannte, aber bündelte.
“Genug“, sprach der Tod schließlich, deutlich ruhiger als zuvor, dennoch klang er wie ein Schlag, schlicht und endgültig. Beinahe so, als hätten die beiden Schwestern ein Gespräch geführt, ohne dass die anderen Teil von diesem gewesen wären.
“Wir sind hier, um zu richten.“ Ihr Kopf hob sich leicht, die schwarze Binde über ihren Augen glänzte matt im Licht des Mondes. “Es wird eine Entscheidung geben. Hier und jetzt.”
Ihre Worte waren kurz, hart, messerscharf wie Grabsteine. Keine Reden, keine Rechtfertigungen, nur die Forderung nach einem Urteil.
Sie richtete sich höher auf, so dass ihr Schatten über die Halle fiel. “Wir stimmen ab. Über das Kind. Über seine Daseinsberechtigung.“
Ein leises Schnauben, fast ein Lachen, löste sich von Naheenas Lippen. Ihre Arme verschränkten sich und wo ihre Fingerspitzen die Haut berührten, leuchteten grünliche Linien auf wie Adern einer Pflanze.
“Natürlich… richten wir.“ Ihre Stimme klang leicht, aber in ihr lag eine Schärfe, die den Tod selbst zu kratzen vermochte. “Als würdest du darüber Urteilen wollen, ob wir einen Zweig zerbrechen.”
Sie ging einen Schritt vor und für einen Herzschlag schien selbst der tote Steinboden unter ihrem Fuß zu atmen. Ein Hauch von Moosgeruch breitete sich aus, wie ein heimliches Lächeln, das die Dunkelheit verhöhnte.
“Aber gut, Santana. Wenn es ein Urteil sein muss, dann weißt du meine Stimme längst.“ Ihr Blick wanderte über die Anwesenden und in ihren Augen funkelte ein spöttischer Ernst. “Dieses Kind gehört den Wurzeln, nicht deinem Schlaf. Und ich werde nicht zulassen, dass du sie einfach ausreißt, bevor sie überhaupt wachsen konnte.“
Während Naheenas Worte noch wie kleine Funken in der Luft hingen, war Sitara wieder von einem Bein auf das andere getreten. Ihre Präsenz war stiller, schwerer und dennoch von einer Klarheit, die kaum weniger kraftvoll wirkte.
“Du willst also wirklich richten, Schwester?" Ihre Stimme klang leise, beinahe traurig, als trüge jedes Wort das Gewicht all der Leben, die je gewesen waren. Sie legte die Hand fester auf Santanas Schulter und ihr Blick, ruhig und voller Sanftheit, richtete sich auf die Versammlung.
“Du kennst meine Antwort.” Ihre Augen senkten sich für einen Moment, fast als spräche sie mehr zu Santana allein als zu den anderen Göttern. “Wenn wir über ein Kind richten müssen, dann richte ich für das Leben. Denn es gehört dem Leben, solange es atmet. Du kannst ihr den Schlaf bringen, Schwester, aber nicht das Recht, sie nie erwachen zu lassen. Das ist nicht dein Urteil. Und es wird niemals dein Urteil sein dürfen, über einen möglichen Gott.“ _________________
dea della luna
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'Twas grace that taught my heart to fear
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'Tis grace that brought me safe thus far
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and heart shall fail
and mortal life shall cease
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When we've been there ten thousand years
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 29.08.2025, 23:32 Titel: |
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Noch ehe Sitara ganz verstummt war, erklang ein kehliges Knurren, dumpf und grollend, das wie Brandung durch die Halle rollte. Funken stoben auf, Flammen leckten aus Nuriels Schultern, und seine Stimme zerschnitt die angespannte Stille wie ein Schwert aus Glut. "Dann lasst mich es tun!“ donnerte er, die Fäuste geballt, das Haar ein flackerndes Lodern. "Wenn ihr euch weigert, den Mut aufzubringen, wenn ihr in euren Wurzeln und Spiegeln Zuflucht sucht, dann überlasst es mir! Ich werde dieses Kind finden und es mit meinen eigenen Händen verbrennen, bevor es Wurzeln schlägt, die selbst die Erde nicht mehr zerreißen kann." Sein Blick, heiß wie geschmolzenes Erz, schnellte zwischen Santana und Arik hin und her. "Und wenn es, wie ihr sagt, mehr ist… wenn es wie ein Phönix aus der Asche aufersteht, dann sei es so. Dann mag es ihr gehören." Er deutete mit einer zornigen Handbewegung auf Santana, seine Stimme tiefer, fast beschwörend. "Dann wird der Tod es vollenden. Dann wird sie das letzte Leben löschen, das ihr so verzweifelt schützen wollt. Doch solange ich hier stehe, dulde ich nicht, dass das Feuer des Winters unkontrolliert wächst."
Die Flammen um ihn tobten, loderten höher – doch Arik rührte sich nicht.
Seine verschränkten Arme verharrten fest an seiner Brust, die weißen Augen wie gefrorene Spiegel auf Nuriel gerichtet. Die Kälte um ihn schien sogar Nuriels Hitze zu verschlucken, als senke sich der Frost dichter über die Halle. Ein Atemzug, ein Herzschlag – dann sprach er, und sein Wort war härter als Eis:
"Nein.“
Mehr nicht. Kein Aufbäumen, keine Drohung, kein Aufspielen – nur dieses eine Wort, schwer wie ein Stein, der in die Tiefe sinkt. Er ließ es verhallen, bis selbst das Knacken des schmelzenden Eises an seinen Füßen verklang. Dann, ohne den Blick von Nuriel abzuwenden, fügte er hinzu, leise und unnachgiebig: "Mein Kind lebt."
Das Eis unter seinen Stiefeln knackte, Frost breitete sich neu über den Boden, als wollte die Welt selbst auf seine Worte reagieren. Keine Begründung, keine Bitte. Nur eine Tatsache, die nicht verhandelbar war.
Und während Nuriel bebend vor Zorn dastand, das Feuer in ihm ein Kampf gegen den Frost, blieb Arik reglos, unbewegt, wie der unbeugsame Kern des Winters selbst.
Sein Urteil war gesprochen. _________________
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Aria

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 14.07.2010 Beiträge: 605
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Verfasst am: 30.08.2025, 00:13 Titel: |
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Der Mond bewegte sich kaum, wie ein Standbild aus Licht. Ihre Stimme, als sie erklang, war leise und unnahbar. Ihr Blick, dieser seltsame Spiegel aus hell und dunkel, ruhte reglos auf den Anwesenden, als sie sich von Arik unwillkürlich abgewendet hatte. Sie schien jeden von ihnen spiegeln zu wollen, ohne jedoch ihre Wahrheit aufzuzeigen. “Es ist nicht an mir, eine Entscheidung zu fällen. Der Mond urteilt nicht. Ich bin weder Schutz noch Strafe.“
Einen Atemzug lang schien sie fast weich, doch sofort glitt dieses Licht wieder zurück in die Neutralität.
“Ich werde sehen, was in ihr liegt. Mehr nicht.“
Dann sprach er, seine Stimme klang rau wie die See selbst.
“Das Meer löscht Feuer. Es bricht Stein. Es verschlingt das, was Wurzeln schlagen will. Und doch… trägt es Leben, nährt es, trägt es bis zu den fernsten Küsten.“
Sein Blick wanderte über die Halle, blieb weder auf Arik noch auf Nuriel, noch auf dem Tod selbst oder sonst jemanden haften. “Ein Kind ist wie eine Welle. Keiner von uns bestimmt, ob sie sich bricht, wächst oder versandet. Sie trägt, was sie tragen soll.“
Ein leichtes, fast bitteres Lächeln spielte um seine Lippen. “Also soll sie leben.“
Die Halle schwieg, nur das Tropfen von Wasser war zu hören, das sich unter seinen Füßen gebildet hatte. _________________
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 30.08.2025, 00:27 Titel: |
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Das Tropfen hallte nach wie Schläge in der Stille, die sich über die Halle legte. Wasser und Eis, Glut und Schatten – alles stand einander gegenüber, ohne dass jemand das Schweigen brechen wollte.
Nuriel atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg, und noch immer tanzten Funken in der Luft. Doch selbst er wagte es nicht, gegen die ruhige Welle des Meeresgottes aufzubegehren. Seine Fäuste blieben geballt, doch das Feuer um seine Schultern zischte schwächer, flackerte, als mangle es ihm für einen Atemzug an Atem.
Arik hingegen rührte sich nicht.
Seine Gestalt stand unbeweglich, die Arme fest vor der Brust verschränkt, der Blick weiß und kalt. Kein Schimmer von Überraschung in seinen Zügen, als das Meer gesprochen hatte. Nur eine Bestätigung dessen, was er längst selbst beschlossen hatte: Das Kind würde leben.
Seine Stimme kam tief, gedämpft, ohne Pathos – und dennoch füllte sie die Halle, wie Frost, der über Stein kriecht: "Dann ist es beschlossen.“
Kein Blick zu Nuriel, kein Dank an den Gott des Meeres. Kein Laut mehr, als nötig. Doch in der unerschütterlichen Ruhe seiner Worte lag das Gewicht, das ihn von allen anderen unterschied: die Gewissheit, dass er nicht bitten musste. Er hatte bereits entschieden. Das Eis an seinen Füßen knackte, zog feine Linien über den schwarzen Boden, während die Hallen des Todes still blieben. Kein Wind, kein Laut – nur Kälte, die sich festsetzte, als wäre Ariks Wille bereits zu einem Teil der Wirklichkeit geworden. Er wandte seinen Blick schließlich über die anwesenden Gottheiten, kalt und schwer, als würde er allein mit seinem Blick jeden von Ihnen das Gewicht eines tonnenschweren Gletschers aufbürden.
Die Göttin des Mondes überflog er dabei deutlich schneller, bevor sein Blick an Santana hängen blieb. Er hätte Triumphieren können, hätte ihr sagen können, wie sinnlos dieses Treffen gewesen war oder wie falsch ihre Ansichten waren - aber er tat es nicht.
"Wenn ihr mich jetzt entschuldigt.", auch wenn er Santana ansah, schien er mit den anderen Göttern zu sprechen. "Ich habe noch andere Dinge zu tun."
Er neigte leicht den Kopf, beinahe in einer respektvollen Geste an Santana. Ein letzter, kurzer Seitenblick auf die Mondgöttin, die seiner Schwester so ähnlich sah und deren Anwesenheit er nur schwerlichst in dieser Gestalt ertragen konnte, dann zog sich das Eis zurück. Und mit diesem auch Arik... _________________
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Naheena

Anmeldungsdatum: 09.04.2015 Beiträge: 41
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Verfasst am: 30.08.2025, 09:04 Titel: |
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Die wütende Hitze des Feuergottes loderte in ihren grünen Augen. Die Narben auf ihren Armen brannten wie Feuer, wie eine Erinnerung, die in ihr wachgerufen wurde, als diese Hitze über die kalten Flure des Todes fegte. Ihre Wurzeln waren stark und gleichzeitig verwundbar in Anbetracht dieses Infernos, welches er auslösen könnte. Feuer sowie Eis - die zwei Elemente, die ihr und ihren Kindern den meisten Schaden zugefügt hatten. Jeder auf seine eigene Weise. So waren sie schon öfter gegeneinander gekracht, während sie dazwischen gestanden hatte. Ein Wandel, der so schleichend gekommen, aber wahrscheinlich auch genauso unausweichlich gewesen war, in Anbetracht ihrer Unsterblichkeit und Verschiedenheit.
Selbst wenn es damals ein anderer Gott des Eises gewesen war, der vor ihr gestanden hatte.
“Wir werden alle ein wachsames Auge auf deine Tochter haben, Eisgott”, wusste Naheena, selbst wenn sie klar und deutlich gesagt hatte, dass sie für das Leben dieses einzigartigen Kindes gestimmt hatte, “sie wird nicht frei davon sein und sie wird es gewiss nicht einfach haben.” Sie schmunzelte beinahe, als würde sie sich einen Scherz erlauben in ihrer doch erhabenen Ruhe, während ein kleiner Samen in ihrer saftigen Erde keimte.
“Urteile können sich ändern und das Leben wandelt sich ständig.”
Als die Stimmen verklangen und in der schweren Stille, die folgte, war nur noch das leise Knirschen von Santanas Fingern zu hören, wie sie sich aus den Furchen ihres Thrones lösten. Kein Schrei, kein Beben erfüllte die Halle, nur ein kühler Atem, der wie ein Hauch aus den Tiefen des Grabes entwich. Langsam hob sie den Kopf, die schwarze Binde über ihren Augen schimmerte matt im Licht, das noch immer vom Mond und Feuer in die Halle floss. Doch anders als zuvor bebte ihr Körper nicht mehr vor Zorn. Ihre Stimme war tiefer, beinahe gefasst.
“So soll es sein.“
Ihre Worte hallten, schlicht und endgültig und doch lag etwas Drohendes darunter, nicht in der Lautstärke, sondern in der Gewissheit. Ihr Blick, unsichtbar und doch spürbar, ruhte auf allen, als wollte sie jeden einzelnen in die Pflicht nehmen. Noch immer war ihr Hass deutlich zu erkennen, doch Sitara, die ihre Schulter berührte, schien ein Gegenpol zu sein.
“Aber vergesst nicht, wenn dieses Kind je mehr wird, als es sein darf, dann werde ich da sein. Ich werde kommen und dann wird es keine Versammlung mehr geben.“
Ein leises Zucken ging durch die Halle, als die Schatten sich dichter um ihren Thron legten, fast als hätten sie ihr Schweigen bestätigt. Dann senkte sie den Kopf, die Hände gefaltet wie eine Richterin, die das Urteil akzeptiert und doch bereit war, beim ersten Anzeichen des Bruchs zuzuschlagen.
Naheena hob eine Braue, ein Schmunzeln, das zugleich spöttisch und erleichtert war, huschte über ihre Lippen.
“Dann wird es so ein,“ murmelte sie, halb zu sich selbst, halb in die Stille hinein. Ihre Stimme war hell, fast verspielt wie der Wind, der durch die Blätter wehte und dennoch trug sie Gewicht, das den Worten des Todes nicht wich.
“Ein Leben, das weitergehen darf und ein Tod, der verspricht, wachsam zu sein. Klingt für mich wie die Balance, die wir alle predigen, oder?“ Sie ließ den Blick über die Halle wandern, ihre Augen blitzten kurz in Richtung Nuriel, dann zu Arik, ehe sie wieder bei Santana landeten.
“Und der Rest wird sich zeigen.” _________________
Naheena
Spirit of Forest
Mensch!
Ich bin die Wärme deines Heimes
in kalten Winternächten,
der schirmende Schatten,
wann des Sommers Sonne brennt.
Ich bin der Dachstuhl deines Hauses
das Brett deines Tisches.
Ich bin das Bett, in dem du schläfst.
Ich bin das Holz,
aus dem du deine Schiffe baust.
Ich bin der Stiel deiner Haue,
die Türe deiner Hütte.
Ich bin das Holz deiner Wiege
und deines Sarges.
Ich bin das Brot der Güte,
die Blume der Schönheit.
Erhöre mein Gebet:
zerstöre mich nicht!
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 30.08.2025, 09:41 Titel: |
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Arik hatte jedes Wort gehört, jede Regung der anderen Götter mit bekommen und doch hatte er nichts darauf gesagt und auch nicht reagiert. Es war aus seiner Sicht absolut nicht nötig, dass sie noch einmal ihre Warnungen aussprachen, denn er wusste es. Er hatte es von Anfang an gewusst. Ein Urteil, dass sie fällten, war lediglich für den Augenblick geschaffen. Sicher war Taynara nicht und selbst ohne ihre Warnungen, hätte er sich nicht in falscher Sicherheit geglaubt. So war er, ohne ein weiteres Wort, schließlich verschwunden.
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Die frostigen Hallen erzitterten, als Arik zurückkehrte. Lautlos trat er in das Kinderzimmer, und das Leuchten seiner Augen fiel auf das Bild vor ihm:
Der Schneewächter hockte mit einem großen, blauen Buch vor der Wiege, Taynara schlief in seinen Armen, an seine Brust geschmiegt.
Der Wächter fuhr zusammen, sprang fast schuldbewusst auf, das Buch fiel polternd zu Boden. "Meister!“ rief er hastig. "Ich … ich habe sie beschützt! Kein Feind, kein Schatten, kein Krümel Eis durfte ihr zu nahekommen. Sie ist sicher, Meister! Ganz sicher!“
Arik musterte das Bündel in den Armen des Wächters, dann den Wächter selbst. Sein Blick war ruhig, kühl, aber er nickte kaum merklich. "Das sehe ich.“
Das Eiswesen strahlte, fast wie ein Kind, das gelobt worden war. Doch nach einem Moment des Schweigens räusperte er sich unbeholfen. "Ähm … Meister? Darf ich fragen … wie war das Treffen? Haben sie … entschieden?"
Ariks Stimme war wie ein Schneesturm: leise, aber unerbittlich. "Sie darf leben. Vorerst. Aber sie ist nicht in Sicherheit."
Die blauen Augen des Wächters wurden groß. "Leben …? Sie darf leben! Das heißt … ich darf weiter auf sie aufpassen!“ Er lachte tief, voller Erleichterung. "Oh, Meister, das ist herrlich! Ich dachte schon, ich hätte vielleicht … keine Aufgabe mehr.“
Arik ging zur Wiege, nahm Taynara an sich. "Ich bringe sie zurück in die Welt. Du bleibst hier."
Der Wächter erstarrte. "Bleiben? Aber … Meister … was soll ich denn tun, wenn sie nicht hier ist? Ich … ich habe keinen Sinn, wenn ich nicht bei ihr bin. Ich bin für ihren Schutz geschaffen, sonst nichts.“
Seine Stimme wurde dumpf und traurig. "Bitte, sagt mir … dass es nicht lange dauern wird. Dass ihr bald zurück kommt...!"
Arik schwieg, hob dann die Hand. Zwischen seinen Fingern bildeten sich zwei Ketten aus reinem Eis, jede mit einem glitzernden Kristall, in dessen Innerem ein goldenes Haar Taynaras eingeschlossen war.
"Das sind ihre Haare,“ erklärte Arik kühl. "In diesem Kristall liegt ein Band zwischen euch. Eine Kette für sie …" Er legte den Anhänger um den Hals des Kindes. "… und eine für dich."
Ungläubig nahm der Wächter die Kette entgegen. "Für … mich?“ Seine Stimme bebte, als er sie umlegte. Das blaue Licht seiner Augen flackerte heller.
"Solange du ihn trägst,“ fuhr Arik fort, "wirst du spüren, wenn sie in Gefahr ist. Du kannst dieses Reich verlassen, wenn sie dich ruft. Oder wenn ich es befehle. So wirst du sie beschützen, auch wenn ich nicht bei ihr sein kann."
Der Wächter starrte auf das Schmuckstück, als hielte er ein göttliches Geschenk. "Das heißt … ich werde sie niemals verlieren? Egal, wo sie ist?"
"Genau das.“
Das Eiswesen lachte, dumpf und voller kindlicher Freude. "Dann schwöre ich es! Niemand wird ihr je etwas antun, nicht solange ich da bin. Meister, das verspreche ich!“
Arik musterte ihn lange. "Dann warte. Bis wir zurückkehren."
Das Licht in den Augen des Wächters flackerte kurz. "Warten …“ murmelte er. "Aber Meister … ohne sie ist es … leer. Still. Ich … bin nichts ohne sie.“
"Du wirst warten,“ wiederholte Arik, unbeirrt.
Der Wächter senkte den Kopf, nickte langsam. "Ja, Meister. Ich werde warten. Aber … bitte … kommt bald zurück.“
Arik schwieg, zog Taynara fester an sich und wandte sich ab. Der Frostwind begleitete ihn, als er das Reich verließ.
Der Wächter blieb zurück, die Kette um den Hals, seine riesigen Hände fest darum geschlossen. Ein rohes, unbeholfenes Lächeln breitete sich über sein grobes Gesicht aus. "Ich werde dich nie verlieren, kleine Taynara,“ murmelte er, während draußen das Eis sang. "Nie.“ _________________
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 01.09.2025, 11:13 Titel: |
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Die Kinderkammer lag still. Das frostige Licht, das durch die kristallenen Wände brach, warf lange Schatten über die Wiege, die nun leer stand. Kein Glucksen, kein Wimmern, kein winziges Händchen, das nach den Sternen des Mobiles griff. Nur Stille.
Der Schneewächter hockte davor. Breit, schwer, unbeholfen. Seine Hände lagen auf den Knien, die blauen Augen starrten auf die Wiege.
Er erinnerte sich. An die Monate vor ihrer Geburt. Damals hatte er einfach nur dagestanden. Ein Klotz aus Eis, dumpf, ohne Regung, ohne Gedanken. Stunden, Tage, Wochen, Monate – sie waren wie eine einzige, graue Masse an ihm vorbeigeflossen. Er hatte nicht gezählt, nicht empfunden, nur gewartet. Wie eine Statue in der Ecke. Stumm, leer, zwecklos.
Aber dann … kam sie. Und seitdem war es anders.
Er spürte es jetzt, in dieser Stille. Sein Inneres vibrierte, als sei dort ein kleines Licht entfacht worden, das nicht mehr verlöschen wollte. Er war nicht länger nur ein Wächter – er war ihr Wächter. Er lebte, weil sie da war.
Und nun war sie fort.
"Es ist so … still …“ murmelte er dumpf, seine Stimme hallte von den Wänden wider. "Viel zu still. Früher hat es mich nicht gestört … früher war ich … nichts. Aber jetzt … jetzt ist sie nicht hier.“
Er erhob sich schwerfällig, stapfte durch das Zimmer. "Ein Name … vielleicht sollte ich mir doch selbst einen Namen geben? Hm … Schrank … nein, hatten wir schon. Löffel … auch nicht. Besen?“ Er hielt inne, blickte in seine riesigen Hände. „Nein. Ein Besen kehrt nur. Ich … beschütze.“
Er schnaubte, verzog das grobe Gesicht zu einem Lächeln. "Am Ende hast du wohl recht, Meister. Nur sie darf mir einen Namen geben. Sie ist klüger. Viel klüger.“
Ein Moment des Schweigens folgte, dann stampfte er entschlossen auf. "Aber bis dahin … muss ich mich vorbereiten! Wenn sie wiederkommt, werde ich nicht untätig herumsitzen. Nein! Ich werde …“ – er blickte sich um – "… alles sauber machen!“
Mit einem knorrigen Grinsen band er sich eine improvisierte Schürze um, die er aus einem alten Fell zusammengeknotet hatte. Er schnappte sich einen Eiszapfen wie einen Besenstiel und begann, durch das Zimmer zu fegen. Dabei wirbelte er mehr Schnee auf, als er entfernte.
"Staub! Fort mit dir!“ rief er, während die Flocken sich wieder auf die Möbel legten. "Sie soll es schön haben, wenn sie zurückkommt!“
Er kippte beinahe die Truhe mit den Kinderbüchern um, fing sie in letzter Sekunde und wankte wie ein schwankender Turm durch den Raum. "Alles in Ordnung! Alles unter Kontrolle! Niemand bricht hier ein – außer … Staub!“ Schließlich ließ er sich vor der Truhe nieder und zog eines der Bücher heraus. "Wenn sie wieder weint, werde ich vorbereitet sein …“ Er blätterte mühsam, die Seiten knackten unter seinen großen Fingern. "Ein Froschkönig … hm … klingt verdächtig. Vielleicht ein Spion?“ Er nickte ernst. "Ich werde ihn beobachten.“ Er begann, die Geschichte laut vorzulesen, seine tiefe Stimme donnerte durch den Raum. Doch nach ein paar Sätzen unterbrach er sich. "Nein, das reicht nicht. Ich muss es … spielen! Damit sie lacht!“ Er erhob sich, stapfte zur Mitte des Zimmers. Mit seiner Magie formte er einen kleinen Frosch aus Eis, der mit einem "Plopp“ auf den Boden hüpfte. Dann versuchte er, mit hoher, quietschender Stimme zu sprechen: "Quak! Ich bin der Froschkönig!“
Es klang so absurd, dass er selbst erschrocken innehielt. "Oh nein … das war schrecklich!“ Er lachte dumpf. "Aber sie wird lachen, ich weiß es!“
Er stapfte weiter, stellte sich nun aufrecht hin, hob eine imaginäre Krone über seinen Kopf. "Und jetzt … der König!“ Er donnerte mit seiner tiefen Stimme, ließ dabei Eiskristalle wie Funken von seinen Händen sprühen. "Ich … bin … der Herrscher!“ Die Funken sprangen gegen den Schrank, ließen ihn beinahe kippen. "Uff! Fast hätte ich ihn besiegt … äh, umgestoßen.“ Er lachte wieder, schüttelte den Kopf und sammelte die Eisscherben auf.
Am Ende setzte er sich schwerfällig auf den Stuhl, hielt das Buch fest an sich gedrückt. "Ja … ich werde die Geschichten alle lernen. Alle. Damit du nie weinen musst, Taynara.“
Er seufzte, sein Blick fiel zurück auf die leere Wiege. "Aber bis dahin … werde ich warten. Und aufräumen. Und üben. Und … ja … vielleicht brauche ich doch einen besseren Namen als … Löffel.“
Mit einem dumpfen Lachen band er sich die Fellschürze enger und begann, den nächsten Schrank auszuräumen – fest entschlossen, sich auf den Tag vorzubereiten, an dem sie wieder zurückkehren würde.
Die Hallen des Eispalastes lagen immernoch still. Nur das ferne Knacken uralter Mauern erfüllte die Leere mit ihrem kalten Lied. Einst war diese Stille das Einzige gewesen, was der Schneewächter kannte. Monate über Monate hatte er in einer Ecke des Zimmers gestanden – reglos, gefühllos, dumpf. Keine Gedanken, keine Wünsche, kein Herzschlag. Nur Warten. Warten auf die Aufgabe, für die er geschaffen worden war. Jetzt gingen die Tage träge und schwer vorüber. Jeder Tag, kam ihm wie ein endloses Wirr warr vor und die Sekunden zogen sich, wie Minuten, Nein - wie Stunden. Das endlose Warten, war er allmählich Leid. Die Geschichten aus den Kinderbüchern kannte er nahezu auswendig und dennoch trieb ihn nur der eine Gedanke an: Wenn Taynara zurückkommt, dann soll sie es hier schöner haben.
Und so begann er – voller Eifer, aber ohne jede Ahnung – das Reich umzubauen.
Zuerst nahm er sich die langen Hallen vor. Mit klobigen Händen stampfte er kleine Eissockel in den Boden, darauf ließ er durch seine Magie lustige Figuren wachsen: Schneehäschen mit übergroßen Ohren, kugelige Pinguine mit glänzenden Eisaugen, sogar ein Drache, der aber so schief geraten war, dass er mehr wie ein buckliges Kamel aussah.
"Perfekt!“ nickte der Wächter zufrieden. "Sie wird lachen!“
Dann widmete er sich den Treppen. "Zu gefährlich! Viel zu steil!“ brummte er. Mit einem gewaltigen Schlag seiner Faust ließ er die Stufen verschwinden und verwandelte sie in … Rutschen aus blankem Eis. Er selbst rutschte probeweise hinunter, krachte am Ende gegen eine Wand und lachte dumpf: "Großartig! Nur ein bisschen … aua. Aber für sie ...", er ließ vor der Wand einen großen Haufen mit Pulverschnee erscheinen, der die Rutschbahn sanft beenden würde, "...genau richtig!“
Im großen Saal errichtete er eine "Spielwiese“. Aus den Frostblumen auf den Stühlen ließ er bunte, glitzernde Blüten wachsen, die bei jeder Berührung kleine Schneeflockenfontänen versprühten. Er baute Türme aus Schnee, stapelte sie zu wackligen Burgen, die sofort wieder in sich zusammenfielen. "Das ist Training!“ rief er begeistert. "Wenn sie größer ist, kann sie hier Festungen bauen – genau wie ich!“
Doch dann hielt er inne, runzelte die Stirn und murmelte: "Aber … das ist alles … noch nicht sicher genug.“ Also begann er, "Kinderschutzmaßnahmen“ einzubauen. Jede spitze Eiskante umhüllte er mit dicken Schneepolstern. Türen, die sich sonst lautlos öffneten, blockierte er mit Eiszapfen, die er wie Riegel quer davor fror. "Damit kein Fremder hereinkommt!“ erklärte er stolz zu einem leeren Gang. Schließlich kehrte er in Taynaras Zimmer zurück.
"Das Wichtigste,“ murmelte er. Mit aufgeregtem Brummen baute er neben der Wiege kleine Wächterfiguren aus Eis – jede mit einem ernsten Gesicht, jede in einer strammen Pose. "Meine Brüder! Ihr werdet mit mir über sie wachen!“ Doch nach einem Moment stutzte er. "Hm … sie sehen zu streng aus. Wenn sie Angst bekommt?“ Also drückte er ihnen runde Knopfaugen ins Gesicht und formte ihnen Karottennasen. Das Ergebnis: eine Armee von drolligen Schneemännern, die in Reih und Glied vor der Wiege standen. Der Wächter verschränkte die Arme und nickte zufrieden. "Unbesiegbar! Jetzt werden wir auch deine Träume bewachen können."
In seiner Einsamkeit las er weiter Kinderbücher, übte Geschichten vor dem Heer der Schneemänner und trug dabei jedes Mal seine Fellschürze. Er stapfte im Kreis, hielt theatralische Reden und wedelte wild mit den Armen, während seine Stimme zwischen donnerndem König und quakendem Frosch schwankte.
"Und dann, tapferer Prinz! Sagte die Prinzessin … Quak! … oh nein, falsche Stelle!“ Sein Publikum aus stummen Schneemännern starrte ihn unbewegt an, doch er nickte stolz. "Sie lieben es. Ganz sicher.“
Als er nach getaner „Arbeit“ vor der Wiege kniete, seufzte er leise. "Taynara … wenn du zurückkommst, wirst du lachen. Alles wird sicher sein. Alles wird schön sein. Ich verspreche es.“
Und so saß der tollpatschige Wächter, Schürze umgebunden, die Kette mit Taynaras Haar an seiner Brust, mitten in einem chaotisch verwandelten Palast, der nun eher wie ein übergroßer Spielplatz wirkte und wartete. Er wartete und hoffte. So lange, bis er sich den nächsten Unfug ausdenken würde, um es für seine Schutzbefohlene schöner, sicherer und lustiger zu machen, wenn sie zurückkehren würde... _________________
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Taynara

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 03.09.2025 Beiträge: 66
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Verfasst am: 04.09.2025, 16:42 Titel: |
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Der Weg durch die verschneite Welt des Eisgottes war still, wie immer. Doch die Stille war nicht leer - sie vibrierte, getragen von den Schritten eines Kindes, das sie füllte wie ein ganzes Orchester.
Taynara war kaum zu halten, als sie gemeinsam mit ihrem Vater wieder zurückgekehrt war. Zusammen hatten sie wieder ein Abenteuer - für sie ganz am Ende der Welt - erlebt. Fast sofort, als sie angekommen waren, hatte sie sich von seiner Hand gerissen und war losgestürmt. Für sie war es immer wie ein geheimnisvoller Zauber, wenn er einfach mit ihr von Ort zu Ort sprang, auch wenn sie fest davon überzeugt war, dass sie das eigentlich tat, da sie die Heldin in ihren eigenen Geschichten war. Der Stock in ihrer Hand war längst nicht mehr bloß ein Stück Holz, das sie draußen gefunden hatte. Nein, er war ein Schwert, ein Banner, manchmal sogar ein Zauberstab. Sie hielt ihn hoch über dem Kopf, drehte sich auf den Zehenspitzen, stolperte kurz und fing sich mit einem Lachen, das heller klang als jedes Echo.
“Und dann … dann kam der Drache!“, rief sie, mit ausladender Geste, während sie durch den Schnee stapfte, den ihre Schritte aufwirbelten. Ihre blonden Haare, wild vom Toben, flatterten im Rhythmus ihrer Bewegungen, glänzten im kalten Licht wie goldene Funken. “Aber ich … ich war schon bereit!“
Mit einem Schwung rammte sie den Stock in die Schneedecke, so fest, dass er fast umknickte und tat dabei, als würde die ganze Schneedecke unter ihrem Schlag beben.
Sie sprang zurück, duckte sich tief, ihre Augen blitzten - blau wie das Eis um sie herum, aber voller Wärme und Feuer zugleich.
“Der König hat gesagt, ich bin seine Heldin!“, rief sie und zog eine Grimasse, die dem Ritter aus einer Sage alle Ehre gemacht hätte. Für einen Moment hielt sie inne, zog den Stock an ihre Brust, als wäre er ein heiliges Schwert und flüsterte ehrfürchtig: “Sein Leben lag in meinen Händen.“
Doch gleich darauf brach sie in ein Lachen aus, rannte zwei Schritte, wirbelte herum, ließ den Stock kreisen und rief: “Aber der Drache war schlau! Er hatte sich verkleidet, so wie der Mann in der Stadt mit der roten Mütze!“ Ihre Bewegungen wurden wilder, ungestümer. Sie stolperte über einen kleinen Schneehügel, fiel, rollte sich lachend ab und sprang sofort wieder auf die Füße, als sei nichts geschehen.
Ihre Wangen waren gerötet von der Kälte, doch ihr Blick war hell und weit offen, als würde sie mehr sehen als nur Eis und Schnee. Sie sah Burgen, Helden, Flammen und Feinde und sich selbst mittendrin, nicht als Zuschauerin, sondern als Retterin.
Der Stock in ihrer Hand war ihr Zeichen, ihr Schwert, ihre Fahne. Und jeder Schritt, den sie tat, war ein Kapitel ihrer eigenen Geschichte, die sich mit den alten Sagen, die sie gehört hatte, vermischte.
Sie war nicht einfach ein Kind, das spielte. Sie war die Heldin in ihrer eigenen Welt, genau in diesem Augenblick und das Eis selbst schien für einen Moment mitzuspielen, glitzerte, als stünde es im Bann ihrer Fantasie. _________________
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Der Eismond
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 04.09.2025, 17:47 Titel: |
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Arik stand am Rand, die Arme locker vor der Brust verschränkt.
Seine weißen Augen folgten jeder Bewegung des Kindes, ohne dass sich in seinem Gesicht auch nur ein Muskel regte. Für andere hätte er wie eine Statue wirken können – unbewegt, kalt, ohne Anteilnahme. Doch innerlich sah er mehr, als bloß ein Kind, das mit einem Stock durch den Schnee stürmte.
Er sah, wie aus ihren Gesten Geschichten wuchsen, wie aus ihrem Lachen Welten entstanden. Und er wusste: genau das war es, was sie beschützen musste – nicht ihr Körper allein, sondern dieses Licht.
"Deine Heldin, Meister“, erklang neben ihm die tiefe, etwas rau klingende Stimme von Schnee. Der Frostgolem hatte sich zu ihm gesellt, seine riesigen Hände ineinander verschränkt, die blauen Augen unablässig auf Taynara geheftet. "Sie kämpft tapfer gegen Feinde, die wir nicht sehen können. Aber sie glaubt daran, und das reicht.“
Arik antwortete zunächst nicht. Ein Hauch von Frost entwich seinem Atem, als er leise sprach: "Sie braucht diese Kämpfe. Die Welt wird ihr echte bringen, früher als mir lieb ist.“
Schnee nickte heftig, ein Schauer von Schnee rieselte von seinen Schultern. "Dann bin ich da. Ich habe gewartet, so lange. Endlich hat meine Bestimmung ein Gesicht, eine Stimme, ein Lachen.“ Seine Worte klangen beinahe feierlich, doch auch ein wenig unbeholfen. "Manchmal denke ich, Meister, vielleicht ist es ihr Spiel, das mich lebendig macht. Als hätte sie mich mehr erschaffen als Ihr.“
Ariks Blick glitt kurz zu ihm, kühl, prüfend – doch er widersprach nicht. Stattdessen wandte er sich wieder Taynara zu, die mit erhobenem Stock einen unsichtbaren Drachen niederstreckte. "Du wirst sie schützen, wenn ich nicht hier bin“, sagte er tonlos. Keine Drohung, kein Befehl – eher wie eine unumstößliche Wahrheit.
"Unter allen Umständen, Meister.“ Schnees Stimme vibrierte, ein Anflug von Stolz darin. "Wenn der Drache echt wird, werde ich ihn zerreißen.“
Arik schwieg, nur ein kaum merkliches Nicken. Dann ließ er den Blick auf Taynara ruhen, die mit roten Wangen und strahlenden Augen ihre eigenen Sagen weiterschrieb. Für sie war alles möglich. Für ihn war es Pflicht, dafür zu sorgen, dass es so blieb.
Schnee löste sich schwerfällig von Ariks Seite, doch in seinen unbeholfenen Bewegungen lag eine merkwürdige Sanftheit. Jeder Schritt ließ Schnee aufwirbeln, und während er auf Taynara zutrat, flackerte ein bläuliches Glimmen in seinen eisigen Händen auf.
"Heldin!“ rief er mit seiner tiefen, kehlig hallenden Stimme, die doch so kindlich-ernst klang. "Der Drache war nur der Anfang. Eine ganze Schar von Schattenwesen ist in Dein Reich eingedrungen.“
Er kniete nieder, schlug die riesigen Hände in den Schnee, und sofort begannen sich Formen aus dem weißen Boden zu erheben: kleine, unförmige Kreaturen, halb Wolf, halb Rauch, mit leeren Augenhöhlen aus Eis. Sie fauchten und scharrten, als wären sie lebendig – doch ihr Atem war nichts als Frost.
"Sie wollen das Schwert der Monde rauben, damit kein Stern mehr über unsere Welt wachen kann“, fuhr Schnee fort, seine Stimme vibrierte beinahe vor Begeisterung. "Aber du bist da, die Auserwählte. Nur du kannst sie zurückstoßen. Nur du kannst das Licht der Sterne bewahren.“
Die Kreaturen stellten sich in einem Kreis um Taynara auf, nicht feindselig genug, um ihr Angst zu machen, aber doch wild und fremd. Schnees Magie hielt sie in Bewegung – sie sprangen hin und her, stießen kleine Rauchwolken aus, knurrten wie Tiere aus einem Traum.
Taynara stand mitten darin, den Stock wie ein Schwert erhoben, als er ihr diese Geschichte schenkte, und für einen Atemzug wirkte sie tatsächlich wie die Heldin, die er ausgerufen hatte. Schnee richtete sich auf, die Stimme nun donnernd wie ein Erzähler am Ende einer alten Sage:
"Heldin Taynara, Tochter von Eis und Mond! Verteidige unser Reich! Jeder Schlag, den du führst, bannt einen Schatten, der niemals wiederkehren darf.“ Mit einem stampfenden Schritt ließ er den Boden unter ihr beben, und die Schattenwesen stürzten sich – spielerisch und doch beeindruckend – auf das kleine Mädchen.
Von fern beobachtete Arik das Schauspiel. Sein Gesicht blieb unbewegt, aber ein kaum wahrnehmbarer Hauch von Frost glitt von ihm fort, als hätte sich seine innere Anspannung gelockert. Schnee tat mehr, als er je vorgesehen hatte – er formte nicht nur ein Wächterwesen. Er schenkte seiner Tochter Geschichten, die sie lebendig machte. Und Arik ließ es zu. _________________
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Taynara

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 03.09.2025 Beiträge: 66
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Verfasst am: 04.09.2025, 18:42 Titel: |
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Taynara stand mitten in dem Kreis, der Stock wie ein Schwert fest in ihren Händen, die Wangen glühend vor Kälte und Aufregung. Für sie war das kein Spiel mehr - das war ein echter Kampf, einer, der in ihren Adern vibrierte wie das Herz einer Heldin.
“Kommt nur!“, rief sie todesmutig wie sie war, ihre Stimme hell und entschlossen, so ernst, dass es fast lächerlich hätte wirken können, wäre sie nicht so voller Feuer gewesen. Sie stürmte vor, schlug mit dem Stock gegen die erste Rauchgestalt, die Schnee für sie erschaffen hatte. Das Ding zerplatzte in einem Wirbel aus Frost und Nebel und Taynara stieß einen Jubelschrei aus. “Ha! Habt ihr das gesehen? Ihr habt keine Chance gegen mich!“
Sie wirbelte herum, sprang auf den nächsten Schatten zu, rollte sich über den gefrorenen Boden ab, so ungestüm, dass ihr Stock ihr fast entglitt. Doch sie fing ihn wieder, zog ihn triumphierend hoch in die Luft und tat so, als sei das genau so geplant gewesen. Ihr Lachen hallte durch die kalte Ebene, ein heller Klang, der die Schattenwesen fast kleiner wirken ließ.
“Das Schwert der Monde gehört mir!“, rief sie, die blauen Augen funkelnd wie Eis im Sonnenlicht. Sie stieß den Stock in die Brust eines weiteren Gegners, der zischend auseinanderfiel. Dann rannte sie drei Schritte zurück, stemmte die Hände in die Hüften und zog eine finstere Grimasse, die sie sich von ihrem Papa angeschaut hatte, wenn er besonders streng wirken wollte. “Ihr denkt, ihr seid stark? Ich bin Taynara, Tochter des Eises und des Mondes! Ich beschütze die Sterne!“
Sie hob den Stock erneut, hielt ihn wie ein Banner hoch über den Kopf. Der Wind erfasste ihre blonden Haare, die zerzaust um ihr Gesicht flatterten und für einen Atemzug sah sie wirklich aus wie eine kleine Kriegerin, die gegen ganze Heerscharen kämpfte.
Dann sprang sie wieder los, sich niemals eine Pause gönnend, lachte laut, während sie die Schattenwesen eine nach der anderen ‘niederschlug’ und rief dabei tapfer: “Schneeeeee! Ich brauch Verstärkung! Die Armee ist zu groß!“
Sie hielt kurz inne, sah zu ihm hoch, erwartungsvoll, die Wangen rot und die Augen weit offen, als wäre sie mitten in einer uralten Schlacht und doch war da dieses kleine Funkeln in ihrem Blick, das verriet, dass sie wusste: Dies alles war ein Spiel. Aber eines, das ihr die Welt bedeutete. _________________
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 04.09.2025, 19:09 Titel: |
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Schnee fuhr bei ihrem Ruf sofort zusammen, als hätte jemand einen Befehl gegeben, auf den er seit einer Ewigkeit gewartet hatte. Seine eisblauen Augen leuchteten heller, und mit einer schwerfälligen Geste hob er beide Arme. "Helden rufen nicht vergebens!“ donnerte er, und erneut drängte sich Frost aus seinen Händen in den Boden. Vor Taynara erhob sich ein neuer Gegner – doppelt so groß wie die Schatten davor, mit einer Krone aus Eisstacheln und Armen, die wie gefrorene Klauen wirkten. Schnee schlug sich mit der Faust auf die Brust, dass der Frost nur so aufsprang. "Das ist ihr Anführer! Stürz dich ins Herz der Finsternis, kleine Kriegerin, und ich halte dir den Rücken frei!“
Die restlichen Schattenwesen begannen wild zu fauchen und wirbelten um das Mädchen herum, als wollten sie ihre Entschlossenheit prüfen. Schnee stapfte mitten hinein, seine massigen Arme ausbreitend, und schrie mit einem ungeschlachten Brüllen, das so klang, als würde ein Eisberg bersten: "Keiner rührt die Tochter des Eises und des Mondes an!“ Seine Bewegungen waren plump, unbeholfen – aber in seinen Worten lag eine Inbrunst, die selbst Arik nicht überhören konnte.
Arik selbst stand abseits, die Arme vor der Brust verschränkt, reglos wie der Winter selbst. Doch sein Blick ruhte auf der tobenden Szene, und hinter seiner Kälte flackerte etwas kaum Sichtbares. Taynara, schreiend und lachend, voller Feuer, während Schnee mit todernstem Tonfall von Armeen, Anführern und Schwertsagen sprach – es war eine Absurdität. Und doch … war es das, was er wollte. "Sie braucht keine Verstärkung, Wächter,“ murmelte er leise, und sein Atem zeichnete Frost in die Luft. "Sie könnte die Welt allein niederstrecken, wenn sie nur glaubt, dass sie es kann.“
Schnee, der ihn gehört hatte, senkte den Kopf leicht, während er die Arme gegen zwei der Schatten rammte und sie in Splittern zerfallen ließ. "Und ich werde dafür sorgen, Meister,“ grollte er ernst, "dass sie niemals aufhört, daran zu glauben.“
Arik schwieg darauf, aber der frostige Glanz in seinen Augen schimmerte wärmer, als er es zugeben würde. Seine Tochter kämpfte ihre Schlachten – und Schnee machte sie wahr. _________________
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Taynara

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 03.09.2025 Beiträge: 66
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Verfasst am: 04.09.2025, 23:18 Titel: |
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Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln, als Taynara die Augen auf den Anführer richtete. Er war riesig - ein Turm aus Eis und Schatten, Krallen wie Schwerter, eine Krone wie ein gefrorener Berg. Für einen Moment stockte ihr Atem. Aber nur für einen. Dann ballte sie die Fäuste fester um ihren Stock, spürte, wie ihre Finger brannten und rief so laut sie konnte: “Ich bin Taynara, Tochter von Eis und Mond und ich fürchte euch nicht!“
Mit einem Schrei, der aus der Tiefe ihres kleinen Körpers kam, stürmte sie los. Der Wind zerrte an ihren Haaren, ihr Herz donnerte wie Trommeln in ihrem Ohr. Der Schatten hob seine Klauen, ein unheimliches Fauchen rollte durch die Stille, doch Taynara duckte sich, rollte über den Schnee und sprang wieder hoch. Ihr Stock blitzte im kalten Licht, als wäre er wirklich aus Stahl geschmiedet. Sie wirbelte, rammte die Spitze gegen das Knie des Ungeheuers. Es knackte, der Anführer schwankte, ließ ein donnerndes Heulen hören. “Ha! Hab ich dich, du Feigling!“, schrie sie, ohne nachzudenken, nur aus purer Freude. Sie sprang noch einmal, kletterte fast an dem zitternden Schenkel hinauf und mit beiden Händen packte sie den Stock, als sei er das größte Schwert der Welt.
“Für die Sterne!“, rief sie und mit einem wütenden Schlag rammte sie das Holz mitten in die Brust des Anführers. Für einen Atemzug geschah nichts. Dann brach er auseinander, platzte in tausend Splitter aus Frost und Rauch, die wie Funken in die Höhe stoben. Es war, als hätte sie wirklich einen König besiegt, als wäre der Himmel selbst ihr Zeuge gewesen.
Taynara stand da, den Stock über dem Kopf, die Wangen feuerrot, das Lachen wild in ihrer Kehle. “Ich hab’s geschafft! Ich hab’s geschafft!“, jubelte sie, drehte sich im Kreis, bis ihr fast schwindlig wurde. Die kleineren Schatten fielen zurück, zerplatzten einer nach dem anderen, bis nur noch glitzernde Eisstücke im Schnee lagen. Voller Stolz strahlte sie ihren Vater an, der wie immer etwas abseits stand. Doch sie war ohnehin der Ansicht, dass Schnee und sie ihn beschützen mussten.
“Das Reich ist gerettet!“, rief sie und mit einem letzten, triumphierenden Aufschrei ließ sie den Stock sinken. Ihr ganzer Körper vibrierte noch von der Schlacht, das Herz hämmerte so stark, dass sie lachen musste. Ihre Wangen brannten, ihre Haare klebten wirr an der Stirn, aber ihre Augen funkelten wie zwei kleine Monde. Trotzdem blieb sie aufmerksam, riss den Stock erneut hoch, als wolle sie alle verbliebenen Schatten herausfordern. Doch da war nichts mehr, nur das leise Knirschen des Schnees unter ihren Füßen, die kalte, klare Luft und das Nachglühen ihrer Fantasie.
Sie drehte sich, sah Schnee mitten zwischen den Resten der Schatten stehen, riesig, mächtig und doch mit diesem eigenartigen, unbeholfenen Stolz in seinen Bewegungen. In ihren Augen war er der größte aller Helden. “Wir haben’s geschafft!“, rief sie, ihre Stimme hell, voller Glanz und ohne zu überlegen stürmte sie auf ihn zu.
Sie sprang, so hoch sie konnte und warf sich einfach gegen seine breite Brust. Der Stock polterte in den Schnee auf dem Boden, völlig vergessen, während sie ihre dünnen Arme so weit wie möglich um ihn schlang. “Du bist der allerbeste Gefährte, den man haben kann!“, rief sie lachend, die Wangen an seinen frostigen Körper gedrückt, der sich für sie nicht kalt, sondern vertraut anfühlte. “Niemand besiegt uns, nicht heute, nicht morgen, niemals!“
Ihre Beine baumelten, ihr Atem ging schwer vom Toben, doch in ihrem Herz war sie eine Siegerin. Nicht nur, weil sie die Schatten vertrieben hatte, sondern weil sie wusste: sie war nie allein. Schnee war da. Immer. Und im Hintergrund stand ihr Papa, der immer ein Auge auf sie hatte.
Und mit einem tiefen, glückseligen Seufzen ließ sie sich in seinen Armen hängen, das Lachen noch auf den Lippen, bis ihr Kopf sich schwer an seine Schulter lehnte. “Wir haben die Welt gerettet“, murmelte sie, halb spielerisch, halb ernst und schloss für einen Moment die Augen, ganz sicher, dass es stimmte. “Mein Schnee … mein …”, sie lächelte und ihr Lachen war deutlich ruhiger als zuvor noch, so als wolle sie etwas sagen, dem sie mehr Bedeutung geben wollte, auch wenn sie noch nicht genau wusste, was es eigentlich war, “...du bist mehr als Schnee…”, wusste das kleine Mädchen, das nun wieder so viel reifer wirkte als sie eigentlich war, vor allem im direkten Kontrast zu ihrem wilden Spiel zuvor. Sie schmiegte die Stirn gegen seine Schulter, spürte, wie kleine Kristalle unter ihrem Atem schmolzen, und flüsterte halblaut, nur für ihn: “Denn du bist nicht nur Schnee…“
Sie hielt inne, als müsse sie in sich hineinhorchen, nach dem richtigen Wort suchen, das groß genug war, ihn zu fassen und doch weich genug, dass er nur ihnen beiden gehörte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen, schiefen Grinsen, so wie sie es manchmal tat, wenn sie sich selbst überraschte.
“Snöpi.“
Das Wort kam wie ein Seufzer, ein kleines, helles Geschenk, das sie ihm in die Brust legte. Ein Name, geboren aus ihrem Herz, verspielt und kindlich und doch voller Ernst. Denn für sie war er nicht bloß Schnee. Er war der Held, der Gefährte, der Teil ihrer Geschichten und Träume.
Sie kicherte, als sie es noch einmal flüsterte, diesmal fester, als wolle sie es einprägen:
“Mein Snöpi.“
In diesem Moment war sie nicht mehr die Heldin, die gerade Armeen besiegt hatte. Sie war einfach nur Taynara, ein kleines Mädchen, das wusste, dass sie ihren Helden gefunden hatte. Und dass er nun für sie immer mehr war als nur Schnee. _________________
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Arik

Anmeldungsdatum: 16.07.2010 Beiträge: 674
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Verfasst am: 04.09.2025, 23:57 Titel: |
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"Ja, das Reich ist gerettet."
Arik hatte alles mit Angesehen, war der Szene mit den Augen gefolgt, während der Rest seines Körpers genauso ruhig dastand, wie ein zugefrorrener See. Und jetzt, nur für den Hauch eines Augenblicks, zuckte sein Mundwinkel. Ganz klein, kaum merklich und doch war die Regung da gewesen. Stolz? Möglich. Ein Lächeln? Vielleicht.
Schnee stand reglos da, während sie sich gegen seine Brust warf. Ihre Arme waren kaum lang genug, um ihn wirklich zu umfassen, doch er spürte sie, stärker als jeden Schlag, den er je einstecken könnte. Seine Augen – groß, hell und aus purem Eis – flackerten, als hätte sich darin ein neues Licht entzündet. "Snö…pi?“ wiederholte er langsam, fast ungelenk, als müsse er das fremde, winzige Wort erst in seiner Kehle drehen, ehe er es sprechen konnte. Die Stimme, rau wie krachender Frost, vibrierte so tief, dass es im Boden unter ihnen widerhallte. "Ein… neuer Name?“
Er legte die massige Hand vorsichtig, fast unbeholfen, an ihren Rücken, als fürchte er, sie könnte zerspringen wie Glas. "Du gibst mlr einen neuen Namen?!“ Er schwieg kurz, die Eisaugen starrten in die weiße Ferne, als könne er den Gedanken nicht fassen. Dann senkte er den Kopf, seine Stirn fast gegen ihr flatterndes Haar gedrückt.
"Aber du… du hast mir doch schon einen gegeben.“ Ein Zittern durchlief seinen Körper, als ob selbst die Magie, die ihn formte, unter dieser Wahrheit erbebte. "Snöpi…“, wiederholte er diesmal fester, und in seiner Stimme lag etwas, das Arik wohl kaum je von ihm gehört hatte: ein Schimmer von Freude. Seine Brust vibrierte, tief, wie das Grollen eines Eisberges, der sich bewegt, es machte den Anschein, als würde er lachen. "Dann bin ich nicht nur Schnee. Ich bin Snöpi. Dein Snöpi. Für immer.“
Behutsam, als sei sie sein größter Schatz, hob er sie höher an seine Brust, hielt sie fester, sicherer, so als schwor er es vor der ganzen Welt. Sein Blick wanderte kurz zu Arik, und mit ungewohnter Kühnheit – naiv, aber ehrlich – sagte er:
"Meister… sie hat mich mehr erschaffen als Ihr. Ich diene ihr, weil sie mich benannt hat. Aber ich diene Euch, weil Ihr mich gemacht habt. Beides ist wahr. Beides bin ich. Snöpi der Wächter!"
Er senkte den Kopf wieder zu dem kleinen Mädchen, das noch immer an seiner Schulter lag, und flüsterte beinahe ehrfürchtig: "Und wenn sie sagt, wir haben die Welt gerettet… dann glaube ich es. Denn sie ist meine Heldin. Und ich… ihr Snöpi.“
Arik hatte das Ganze schweigend beobachtet. Seine Arme lagen verschränkt, sein Blick war unbewegt wie immer – ein schimmerndes Weiß, das nichts preisgab. Und doch war da dieser Augenblick, als der Name über Taynaras Lippen kam und das stumme Ding, das er einst erschaffen hatte, plötzlich vibrierte wie ein lebendiges Wesen.
Seine Kiefer mahlten, kaum merklich. Er hätte Snöpi jederzeit mit einer einzigen Bewegung wieder zu bloßem Schnee machen können. Ein Gedanke, der wie Frost an seinem Bewusstsein nagte. Doch er tat es nicht. Stattdessen stand er da, die Stille zwischen ihnen schärfer als jedes Schwert. Ein Moment des Schweigens, nur das Knacken von Eis irgendwo in der Ferne. Dann sprach er langsam, als koste ihn jedes Wort Überwindung: "Wenn sie dich Snöpi nennt, dann bist du es. Aber vergiss nicht, was du bist. Wächter. Nicht Vater. Nicht Bruder. Du wirst nie mehr sein als das, was ich aus dir gemacht habe.“
Er wandte den Blick wieder ab, in die weiße Ferne seines Reiches. Doch in seinen Augen lag etwas Unruhiges, das nicht zu seiner Stimme passte. Ein Gedanke, den er nicht aussprach: Dass dieses Ding aus Eis und Frost nun etwas trug, das selbst er – der Gott des Winters – nicht hatte erschaffen können. Etwas, das nur von Taynara kam.
Ein kaum hörbares Schnauben entwich ihm, ehe er den Kopf leicht neigte. "Snöpi“, wiederholte er leise, als müsse er prüfen, wie es auf seiner Zunge klang. Dann schwieg er wieder, reglos wie der Winter selbst – und doch tiefer bewegt, als er je zugeben würde.
Dann setzte sich Arik plötzlich in Newegung. Die Eissplitter, die zuvor noch im Schnee gelegen hatten, wanderten sich zu eben jenem Pulverschnee.
"Wir gehen rein.", verkündete er schließlich und mit einer knappen Handbewegung öffneten sich die großen Eistore des Palastes vor Ihnen. Viel zu groß, viel zu prunkvoll, als dass es wirklich Ariks Geschmack entsprungen wäre. "Pack neue Sachen in deinen Ruclsack, Tay. Wir gehen später noch zum Rudel." _________________
I tried to forget you
I tried to love you
But I hurt you all the time
I can't forget you
I’m afraid to touch you
And I always see you cry
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Taynara

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 03.09.2025 Beiträge: 66
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Verfasst am: 05.09.2025, 09:08 Titel: |
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Taynara hob den Kopf von Snöpis Schulter, als ihr Vater das Wort ergriff. Seine Stimme war wie immer kühl, ein Stück Wahrheit, das keinen Widerspruch duldete. Doch in ihr begann es sofort zu rumoren. Sie presste die Lippen zusammen, die Stirn legte sich in kleine Falten. Einen Herzschlag lang sah sie zu ihm hinüber, die blauen Augen groß, fragend, dann wandte sie den Blick bewusst wieder ab. Ganz so, wie sie es bei ihm selbst gelernt hatte. Wenn er nicht hören wollte, tat er es eben nicht. Und wenn er nicht sprach, schwieg er. Genau das tat sie jetzt auch. Schweigend, kühl und gleichzeitig trotzig.
Sie schmiegte sich enger an Snöpi, als wollte sie ihn vor den Worten ihres Vaters verstecken. Nie im Leben würde sie zulassen, dass Papa ihn zu weniger machte, als er war. Er war mehr als Schnee, er war Snöpi, ihr Held, ihr Freund und in ihrem Herzen war das eine Wahrheit, die niemand ihr nehmen konnte.
Doch als Arik die Tore seines Palastes öffnete und verkündete, sie sollten ihre Sachen packen, da zuckte ihr ganzer Körper vor Empörung. “Aber Papa!“, rief sie, die Wangen schon wieder feuerrot. “Wir sind doch gerade erst wieder da! Ich wollte Snöpi alles erzählen! Von der Stadt, von dem Mann mit der roten Mütze, von den Lichtern! Er muss doch wissen, wie der Drache aussah, und… und…“ Ihre Stimme überschlug sich fast, die Worte stolperten übereinander.
Dann fiel sie zurück in ein Schnauben, schmollend, die Unterlippe vorgeschoben, als sei die Welt gegen sie. “Immer müssen wir gehen, wenn’s gerade schön ist.“ Ihr kleiner Fuß stampfte in den Schnee, so trotzig, dass sie fast selbst darüber lachen musste, aber stattdessen blieb sie ernst.
Doch im selben Atemzug blitzte ein anderes Gefühl in ihr auf, so schnell, dass es sie selbst verwirrte. Oma Lynn. Das Rudel. Das Lachen von Sano, die Geschichten von Sam, die warme Hand von Lilian. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer und plötzlich war da ein Strahlen in ihren Augen, das sie kaum zurückhalten konnte. “Aber… Oma…“, murmelte sie, halb gegen Snöpis Brust gedrückt.
Die Gefühle schwappten in ihr hin und her wie Wellen. Sie schniefte, als wolle sie gleich weinen, dann kicherte sie leise, weil sie sich schon wieder auf die Umarmung ihrer Oma freute. Noch ein Schniefen, dann wieder ein breites Grinsen, als sie sich aus Snöpis Armen wand, um nach ihrem Rucksack zu schauen, den sie einfach achtlos neben ihrem Vater fallen gelassen hatte, nachdem sie sich von seiner Seite gerissen hatte.
“Na gut“, rief sie schließlich theatralisch, als hätte sie gerade das Schicksal entschieden, “aber nur, weil Oma sonst traurig wäre, wenn ich nicht komme!“ Sie warf den Kopf zurück, ihre blonden Haare flatterten und sie versuchte, ganz erwachsen zu wirken. Doch im nächsten Moment tappte sie wieder näher zu Snöpi, warf sich gegen sein Bein und flüsterte so leise, dass nur er es hörte: “Aber keine Sorge, Snöpi. Ich erzähl dir alles, wenn wir wieder hier sind. Jede Geschichte.“
Mit diesem Versprechen in ihrer Brust und einem Gesicht, das in einem Atemzug schmollte und strahlte, folgte sie ihrem Vater in die Hallen - ganz Taynara, ein kleines Chaos aus Frost, Gefühl und ganz viel Herz. _________________
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🌙❄️ TAYNARA ❄️🌙
Der Eismond
"Aus Eis geboren,
vom Mond umhüllt"
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