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Arcanus

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 17.01.2010 Beiträge: 84 Wohnort: Heimatlos
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Verfasst am: 18.06.2011, 14:30 Titel: |
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Nach einer Weile kam der Begleiter des Sarazenen zurück in die Taverne und setzte sich zu ihm. Cyprian beobachtete ihn ganz genau. Sein Äußeres erinnerte maßgeblich an einen Bettler oder die unauffällige Kleidung eines dreckigen Diebes, der nicht erkannt werden wollte: schmutzig und ziemlich abgerissen. Sein Gesicht war von der Sonne und schweren Wettereinflüssen gezeichnet, wie das eines südländischen Bauerns. Doch wie sollte ein Bettler, ein Kleinkrimineller oder ein Bauer in solche Gesellschaft kommen. Mauren und Türken sah man nicht innerhalb der Grenzen des Kontinents, da sie erklärte Feinde aller europäischen Reiche waren. Die Mauren waren die Bedroher Spaniens und Südfrankreichs, die Türken standen bereits vor dem Heiligen Reich und das restliche muselmanische Pack bedrängte das Gelobte Land. Ihr Glaube war eine Blasphemie gegen den Gott des Christentums, da sie die Wahrheit verdrehten und sich selbst als die Auserwählten bezeichneten. Sie behaupteten Christus sei weder gestorben noch auferstanden und ordneten ihn als einen zweitklassigen Propheten unter Mohammed ein. Sie erklärten den Sohn Gottes zu einem fehlbaren Menschen.
Schon diese ganzen Umstände, die für den gemeinen Menschen nicht unbedingt offenlagen (sie beschrieben sie etwas mystischer), machte einen solchen Sarazenen zu einem sonderbaren Begleiter für einen Europäer. Wo sollten sie sich getroffen haben? Doch höchst wahrscheinlich in irgendeinem Krieg als Feinde. Eine starke, schicksalsträchtige Geschichte musste diese beiden Männer verbunden haben, damit sie nun miteinander reisten. Welche Abenteuer hatten sie wohl schon in ihrem jeweiligen Leben und gemeinsam bestanden?
Sie machten beide einen sehr starken und wehrhaften Eindruck. Ob bewaffnet oder nicht, auf diese Männer konnte man sich verlassen, wenn es zu einem Kampf kam.
Nun kam das Essen für die beiden und auch der Mönch bekam seinen Honigwein vom Wirt gebracht. Da geschah etwas, dass den Mönch aufmerken lies. Er stellte seinen Krug ab, verließ seinen Platz und das Schwert, dass immer noch ander Wand lehnte und ging zu den Fremden hinüber.
"Verzeiht meine werten Herren! Darf ich mich setzen?"
Er wartete die Antwort nicht ab, sondern nahm sofort gegenüber von dem Europäer platz.
"Ein Frommer Mann! Ihr seid ein willkommener Gast an diesem heidnischen Ort! Ich sah, wie ihr für die Gaben unseres Schöpfers danktet! Das erste Zeichen gelebten Glaubens, das ich sehe, seit ich in diesem Dorf bin."
Die Worte waren Zeichen aufrichtiger Freude Cyprians zum einen, aber zum anderen hoffte er durch sie eine gewisse vertrauensvolle Athmosphäre zu erreichen. Selbst den Sarazenen bedachte er mit einem freundlichen Blick, auch wenn er sich eher an den Europäer hielt. _________________ Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis und hassten das Licht, denn ihre Werke waren böse. (nach Joh. 3,19f) |
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Verfasst am: 18.06.2011, 14:30 Titel: Anzeige |
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JesusFreak

Anmeldungsdatum: 16.06.2009 Beiträge: 162
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Verfasst am: 18.06.2011, 18:14 Titel: |
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Andrej bereute es fast das er so schnell in die Schankstube zurückgekehrt war, stieg ihm doch der seltsame Geruch der Schenke, eine Mischung aus Alkohol, fauligem Holz und Schweiz, nun um so heftiger in die Nase. Grade noch rechtzeitig zog er den Kopf ein, um nicht gegen einen niedrigen Deckenbalken zu stoßen, der scheinbar aus dem Nichts heraus in seine Laufrichtung gesprungen war und setzte sich zu Sahid, der sein Erscheinen mit einem verschlagenen Grinsen quittierte.
„Das ging aber schnell“, meinte er und sein strahlend weißes Grinsen bekam dabei eine anzügliche Note. „Nach so vielen Monaten, hast du es wohl gar nicht abwarten können, mit einer Frau im Heu zu verschwinden, was?!“
Zischend zog der Maure plötzlich die Luft zwischen den Zähnen ein und sein Lächeln verschwand, schlagartig. Zeitgleich erklang unter dem Tisch, an dem sich die beiden Reisenden niedergelassen hatten, ein dumpfes Geräusch.
Andrej war nicht vollkommen in der Lage seine Genugtuung darüber verbergen zu können, wie gut er seinen Tritt gegen das Schienbein seines Freundes gesetzt hatte. Trotzdem versuchte er eine unschuldige Mine auf sein Gesicht zu zaubern.
„Sagtest du etwas?“ Erkundigte sich der ehemalige Templer mit gespieltem Erstaunen in der Stimme. Bevor Sahid jedoch etwas erwidern konnte, war der Wirt herbeigeeilt und servierte das Essen. Dies schien den Mauren zu besänftigen. Zumindest vorerst.
Andrej verschränkte kurz die Hände ineinander, murmelte ein kurzes Dankgebet und begann zu essen, während sich Sahid unmittelbar über die Speisen hermachte und nun, mit einem Stück Brot in der Hand, jagt auf die wenigen Fleischstücke machte, die ihre Suppe beinhaltete. Das Erscheinen des Mönchs, den um einen solchen schien es sich anhand der Kleidung und des Haarschnittes zu handeln, überraschte Andrej. Weder hatte er den Mann wahrgenommen, als er den Schankraum betreten hatte, noch hatte er seine Schritte gehört. Irritiert über die Worte des Mannes und über die Selbstverständlichkeit, mit der er sich zu ihnen gesellte, dauerte es einige Herzschläge, bis der Kreuzfahrer etwas erwiderte. Der Sarazene hielt den Mund, doch die Blicke die er dem Neuankömmling zuwarf, sprachen Bände.
„Danke für die freundlichen Worte, Pater“, sagte Andrej schließlich. Gleichzeitig wunderte er sich, das es einen Priester in dieses kleine Dorf am Rande von Nirgendwo verschlagen hatte. Er hatte zwar die kleine Kapelle in der Dorfmitte gesehen, jedoch auf Grund ihres heruntergekommen Zustandes geglaubt, das sich zur Zeit kein Geistlicher darum kümmern würde. Scheinbar hatte er sich geirrt. Um Zeit zu schinden, nahm er einen großen Schluck aus seinem Krug und musterte unauffällig, um nicht zu unhöflich zu wirken, den Mönch, konnte ihn allerdings nicht recht einordnen. Er war vielen Gottesmännern begegnet und meist hatte es sich dabei um radikale und fanatische Kirchengesellen gehandelt, die die Lehren Jesu auf ihre ganz eigene Weise interpretierten. Die wenigen anständigen Kleriker, konnte er dabei an einer Hand abzählen.
„Verzeiht, ihr wart...?“ Setzte Andrej das Gespräch fragend fort.
„Ein Pfaffe“, grollte Sahid leise, was dazu führte, das sein Bein zum zweiten mal Bekanntschaft mit Andrejs Fuß machte. _________________ ""Alles in Ordnung?" "Selbstverständlich, ich mache immer einen Salto rückwärts, wenn ich vom Pferd steigen will." "Zumindest hast du dir nicht die Zunge verrenkt" |
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Arcanus

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 17.01.2010 Beiträge: 84 Wohnort: Heimatlos
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Verfasst am: 19.06.2011, 08:47 Titel: |
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"Ich bin ein Mönch auf Wanderschaft. Zur Zeit betreue ich die kleine, heruntergekommene Kapelle in diesem Ort - umsonst!"
fügte er noch hinzu und sein Blick wurde ernster. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf, um die Verurteilung, die in seinem Kopf über diesen Ort losbrach zu vertreiben. Die ganze Wahrheit über seinen Aufenthalt hier und darüber, was er vor hatte, konnte er den Fremden zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
"Mein Name ist Cyprian. Ich bin benannt nach dem heiligen Kirchenvater Cyprian von Karthago - einem feurigen Lehrer und tapferen Märtyrer. Ich selbst hingegen bin von solch Heil und Segen weit entfernt."
Er bekreuzigte sich rasch und senkte den Blick. Sein eigenes Leben hatte eher ein tragisches und verdammtes Schicksal. Würde er andere rechtschaffene Männer da mit hineinziehen können? Er brauchte Unterstützung, auf die er sich verlassen konnte und es war von entscheidender Wichtigkeit, dass seine Fahrt gelang - für die Kirche, für die gesammte Christenheit, vielleicht sogar für die ganze Menschheit auf dem Kontinent.
"Doch nun zu euch: Was verschlägt zwei streitbare Männer, wie ihr es seid, in diese gottverlassene Gegend? Noch dazu von solcher Herkunft?"
Er deutete mit dem Kopf hinüber zu dem Mauren. In diesen Worten lag keinerlei Abschätzigkeit - mehr echtes Interesse. Cyprian hoffte etwas über die Vergangenheit und den Weg der Männer zu erfahren um dann entscheiden zu können, ob er sie einweihen und um Hilfe bitten könnte. _________________ Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis und hassten das Licht, denn ihre Werke waren böse. (nach Joh. 3,19f) |
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JesusFreak

Anmeldungsdatum: 16.06.2009 Beiträge: 162
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Verfasst am: 28.06.2011, 15:11 Titel: |
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Sahid schnaufte, murmelte etwas unverständliches und machte sich wieder über das Essen her. Offenbar hatte er nicht die Absicht, sich mit dem Kirchenmann zu unterhalten. Andrej quittierte dies mit einer hochgezogenen Augenbraue, sagte jedoch nichts dazu. Er wusste wenig über die Vergangenheit des Mauren, doch inzwischen hatte selbst der ehemalige Templer bemerkt, das christliche Würdenträger nicht die Art von Personen waren, in dessen Gesellschaft sich der Sarazene gerne aufhielt und ein Blick in Sahids Augen signalisierte ihm, das die deutlich zu erkennen Abneigung leicht in offene Feinschaft ausarten konnte. Andrej unternahm daher keinen Versuch seinen Weggefährten in das Gespräch mit einzubeziehen.
„Wir sind Söldner“, erklärte er dem Mönch und deutete dabei auf Sahid dann auf sich selbst. „Ich und mein Freund hier, sind neu in diesem Landstrich und ich muss zu unserer Schande gestehen, das wir uns wohl etwas verirrt haben. Wir waren eigentlich auf der Straße nach Bremen, haben uns dann allerdings leichtfertig eine Abkürzung aufschwatzen lassen.“
Das entsprach zumindest teilweise der Wahrheit. Mit einem verkniffenen Lächeln zuckte Andrej mit den Schultern. „Man sollte eben nicht viel auf das Gerede eines staufischen Händlers geben.“
Besagten Kaufmann waren sie wirklich vor einigen Tagen begegnet, allerdings hatte sie ihn nicht nach einer Abkürzung, sondern nach einer orientalischen anmutenden Frau mit auffälligen schwarzen Haaren gefragt die vielleicht kürzlich seinen Weg gekreuzt hatte. Als der Händler bejaht und ihnen sogar eine ungefähre Richtung gewiesen hatte, waren Sahid und Andrej umgehend von der befestigten Straße abgewichen und ins sächsische Hinterland gereist. Bis hier her, nach Weihbach. _________________ ""Alles in Ordnung?" "Selbstverständlich, ich mache immer einen Salto rückwärts, wenn ich vom Pferd steigen will." "Zumindest hast du dir nicht die Zunge verrenkt" |
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Arcanus

Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 17.01.2010 Beiträge: 84 Wohnort: Heimatlos
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Verfasst am: 18.01.2012, 10:58 Titel: |
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Die Worte seines Gegenübers, obwohl sie nicht zwingend diese Intention gehabt haben mussten, hatten auf Cyprian eine ermutigende Wirkung. Er war nun nichtmehr alleine hier. Hier waren gottesfürchtige Männer, die ehrbar genug schienen, dass man sich ihnen anvertrauen konnte. Also los! Was hielt ihn davon ab, die Karten auf den Tisch zu legen und sie zu bitten sich seiner Sache anzuschließen?
Die beiden hatten eigentlich bereits ein Ziel. Waren sie unter Umständen bereit ihres aufzugeben für eine größere Sache? Cyprian beschloss noch nicht mit der ganzen Wahrheit aufzuwahrten, aber den beiden einen Anreiz zu geben, ihn zu unterstützen. Ein guter Christ, und als einen solchen schätzte er Andrej ein, hatte die Pflicht zu helfen, wenn andere in Not waren. "Ich möchte offen zu Euch sprechen!" Bei diesen Worten beugte er sich etwas mit dem Oberkörper nach vorne und warf zwei kurze Blicke zu beiden Seiten. Dann fuhr er mit etwas gedämpfter Stimme fort: "Ihr habt vielleicht bereits die Burg bemerkt, die die kleine Ortschaft in Schatten taucht?! Ihr Herr ist ein böser Mensch. Er raubt, tötet und vergewaltigt zügellos alles, was ihm in den Weg kommt. Ich kann Euch nicht anheuern, denn ich habe nicht viel Gold anzubieten. Ich bitte nur darum, dass Ihr mir helft. Er hält viele Unschuldige gefangen!" Hier machte der Mönch vorerst eine Pause. Als er aber sah, dass sich das Interesse seiner Hoffnungsträger in Grenzen hielt setzte er alles auf eine Karte und fügte noch hastig hinzu: "Unter ihnen ist auch eine Frau Eures Blutes!" Er blickte in die Augen des Sarazenen.
Es stimmte: Vor ein paar Tagen hatte der Geistliche beobachtet, wie eine südländische Frau von den Schergen des Tyrannen gefesselt in die Burg gebracht wurde. Ihre genaue Herkunft konnte er allerdings nicht wissen Er dachte nur, dass dies vielleicht auch den Gefährten des Christen motivieren würde. Er brauchte dirngend Hilfe bei seinem Vorhaben. Auch wenn es dabei nicht direkt um die Befreiung von Unschuldigen ging. _________________ Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis und hassten das Licht, denn ihre Werke waren böse. (nach Joh. 3,19f) |
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