Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis

Sozialismus - Online Forum
Verfügbare Informationen zu "Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Anonymous
  • Forum: Sozialismus - Online Forum
  • Forenbeschreibung: Forum zur politischen Diskussion
  • aus dem Unterforum: Politik allgemein
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Sonntag 24.07.2005
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis
  • Letzte Antwort: vor 18 Jahren, 1 Monat, 23 Tagen, 11 Stunden, 16 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis"

    Re: Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis

    Anonymous - 04.03.2006, 10:51

    Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis
    Sozialistische Transition: Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanischen Revolution

    1. Schwerpunkt des Diskurses: ¿Wird die Revolution überleben?
    Am 17. November hält der cubanische Präsident in der Universität von Havanna eine Rede, die ein transzendentale Debatte über die Zukunft eröffnet. Der universale Kontext des Diskurses ist die weltweite Debatte über die aktuelle Phase des Übergangs zum Sozialismus und die Rolle Cubas innerhalb dieses Prozesses. Aber der Schwerpunkt der Reflektionen des Comandante wird von zwei Fragen bestimmt: 1) “Glaubt Ihr oder glaubt ihr nicht, dass der revolutionäre, sozialistische Prozess Cubas umkehrbar ist?” 2) “Welche Ideen oder welcher Grad des Bewußtseins wäre in der Lage die Umkehr eines revolutionären Prozesses unmöglich zu machen?”

    2. Logischer Status des Diskurses und die Legitimität, sich an der Debatte zu beteiligen.

    Fidels Rede wurde vom cubanischen Staatsrat mit dem folgendem Vorwort veröffentlicht: “Kontrolliert und überarbeitet vom Autor selbst, mit absolutem Respekt vor der Integrität der im Text ausgedrückten Ideen.” Der Präsident selbst verweist auf die außerordentliche Vorsicht, mit der diese Rede verfasst wurde. “Es ist nicht so, als hätte ich improvisiert. Ich habe sehr viel über diese Daten nachgedacht und ich habe sie alle in meinem Kopf und ich wäge hier ab und dort ab: das sage ich, das lieber nicht, denn es gibt einen Feind, der versucht, alles im Sinne von Frustrationen und für Verwechslungen zu nutzen. ... Ich hatte soviele Dinge im Kopf und musste Erinnerungen von gestern und neue Ideen von heute sortieren. Dabei musste ich vorsichtig sein, um keine Dinge zu sagen, die ich nicht sagen sollte und Dinge zu sagen, die gesagt werden müssen.”
    Wir haben es hier also nicht mit einer ad hoc-Rede zu tun, sondern vis-a-vis mit einem Diskurs in dem jedes Wort durch die theoretische, politische und moralische Autorität des Comandante gestützt wird. Es handelt sich fast um so etwas wie die Einleitung zu einem zweiten “Die Geschichte wird mich freisprechen” (1953), in seinem Ursprung vielleicht vergleichbar mit Hugo Chávez Rede über die bolivarische Transition, “Die 10 objektiven Strategien für den Großen Sprung nach vorn”, vom November 2004.
    Der Comandante hat nicht ausdrücklich die öffentliche Meinung dazu aufgerufen, den Text zu kommentieren, aber es ist offensichtlich, dass die Veröffentlichung im Internet eine Debatte breiten Ausmaßes hervorruft und eine Gemeinschaft von Diskuttanten, die mit voller Legitimität über dieses Thema sprechen.

    3. Diagnose: “Dieses Land kann sich selbst zerstören”

    “Liebe Studenten, die Frage, die ich vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrungen aufwerfe lautet: Kann ein revolutionärer Prozess umkehrbar sein oder nicht?” Welche Ideen oder welcher Grad des Bewußtseins würde die Umkehr eines revolutonären Prozesses unmöglich machen? Wenn die ersten, die Veteranen, verschwinden und die neuen Generationen von Führenden übernehmen, was sollen diese tun und wie sollen sie es tun? Wenn schon wir Zeugen so vieler Fehler waren, von denen wir nicht einmal merkten, dass wir sie begangen hatten.
    Das sind Dinge, über die man nachdenkt. Beschäftige dich mit der Geschichte, was hier und dort passiert ist, denke nach über das, was heute passiert ist und morgen passieren wird, wohin die Prozesse jedes einzelnen Landes führen, wohin unserer führt, wie er vorankommen wird und welche Rolle Cuba in diesem Prozess spielen wird.
    “¿Sind Revolutionen dazu bestimmt, irgendwann zusammenzubrechen oder sind es die Menschen, die dafür sorgen, dass Revolutionen fallen. Können die Menschen verhindern, kann eine Gesellschaft verhindern, dass eine Revolution zusammenbricht oder können sie es nicht? Ich könnte eine ganz konkrete, spontante Frage hinzufügen: Glaubt Ihr, dass dieser revolutionäre , sozialistische Prozess zusammenbrechen kann oder nicht?” (Ausrufe von: “Nein!”) Habt Ihr darüber einmal nachgedacht? Habt Ihr darüber wirklich einmal profund nachgedacht?”
    Dieses Land kann sich selbst zerstören; diese Revolution kann sich zerstören; wer sie nicht zerstören kann, dass sind sie; aber wir, wir können sie zerstören, und es wäre unsere Schuld.
    ¡Auf dass es niemals eine Sowjetunion hier gibt, und keine zerbrochenen, aufgeteilten sozialistischen Lager! Auf dass niemals das Imperium geheime Gefängnisse hier haben möge um fortschrittliche Männer und Frauen aus dem Rest des Kontinentes zu foltern, der sich heute mit Entschiedenheit zur zweiten und definitiven Unabhängigkeit erhoben hat!”

    4. Das selbstzerstörerische Potential der cubanischen Revolution

    Das selbstzerstörerische Potential des cubanischen Projektes kann man nach den Worten und Daten des Präsidenten in drei Kategorien unterteilen: 1. der subjektive Faktor, 2. die Defizite in der Leitung des Prozesses, 3. der objektive technologisch-politische Faktor.

    4.1 Die Kommentare im Bezug auf die subjektiven Faktoren sind hart und beinhalten eine breite Anzahl von Parametern, darunter: a) eine unerbittliche Kritik an die cubanischen Wirtschaftswissenschaftler, “kein Wirtschaftsexperte dieses Landes hat sich anscheinend Gedanken darüber gemacht, was das Festhalten an Investitionen in die Zuckerproduktion bedeutet b) ”glaubt nicht, dass die Leiter unserer Unternehmen Disziplin hätten,” c) Korruption, Diebstahl und Ineffizienz in weiten Bereichen der Wirtschaft, unter anderem in der Bauwirtschaft, bei den Tankstellen und Raffinerien, beim Zucker, den Devisen und im Energiesektor: wir könnten beim Energiekonsum des Landes 1,5 Milliarden Dollar sparen, das ist die Hälfte der Gesamtausgaben. “Und was tut das Land mit diesen 1,5 Milliarden?” Ich würde sagen: ein Teil wird gestohlen, ein anderer Teil verschwendet und der Rest aus dem Fenster geworfen.”

    4.2 Zu den Problemen in Führung und Leitung zählt Fidel die folgenden: a) der Mechanismus Kritik-Autokritik bringt nicht die erhofften Ergebnisse; b) ein Problem systemischer Hierarchie:” die zentralstaatliche Administration muss mit keinem Minister verhandeln, sie erteilt den Ministern Befehle”; Dogmatismus und Schematismus wie beim Bau des Kraftwerkes “Guiteras”; d) das Unwissen darüber, wie die Menschen leben und e) “unter all den Fehlern, die wir alle begangen haben war der entscheidende zu glauben, dass jemand Ahnung vom Sozialismus hatte und dass jemand wisse, wie man den Sozialismus aufbaut”.

    4.3 Zu diesen Schwierigkeiten kommt der technologische Rückstand sowohl in den Produktionsanlagen als auch beim Transport und eine Diversität bei haltbaren Produkten, die unabdingbar ist
    “In vielen Bereichen, zum Beispiel bei den Tankstellen, gab es eine allgemeine Unordnung ...mit Verlusten von bis zu 200 Millionen Dollar.... Wenn man Ihnen die Geschichte all der Tankstellen in der Hauptstadt erzählt, wären Sie überrascht. Es gibt mehr als doppelt so viele wie nötig sind, das ist ein riesiges Chaos. Jedes Ministerium, das Lust dazu hatte, hat seine eigene Tankstelle aufgebaut und verteilt hier und dort. In den Provinzparlamenten ist das Chaos ein universilles Desaster.” Diese Zustände haben zum Aufkommen von “Sozialschmarotzern, Königen, Zaren, Kaisern und Neureichen” geführt, die die durch die Bedingungen der Sonderperiode entstandenen Ungleichheiten ausnutzen.

    5. Die neue Gesellschaft und die Wege, die dort hinführen

    Vor dieser Situation muss das Land den Übergang schaffen, von einem “Land der Idioten zu einem Land, das alle hinter sich lässt.” Unsere Gesellschaft wird wahrhaftig eine “völlig neue Gesellschaft” sein, aber es wird niemals eine Konsumgesellschaft sein, sondern eine Gesellschaft des Wissens, der Kultur und der außergewöhnlichsten menschlichen Entwicklung, die man sich vorstellen kann ..... “ Um die Zukunft zu erobern, ist die Alternative eine antagonistische und dramatische: “Entweder wir schaffen es, diese Probleme radikal auszumerzen oder wir werden untergehen.” Die Mittel zum Sieg liegen in der Ethik, der fortschrittlichen Technologie, der Professionalisierung, der Bildung des “Humankapitals” (sic), der Verbesserung der Lebensqualität, der Schwächungdes Dollars, und der Jugend als Vorreiter im Kampf gegen die schlechten Gewohnheiten.

    6. Inkognita der Transition

    Fidel hat die neue Institutionalität, die die sozialistsiche Zukunft des Landes retten soll, noch nicht benannt, was es unmöglich macht, über die beiden Strukturen zu diskutieren, die unvermeidbar mittelfristig bestimmen werden, wohin die Revolution führt, a) die Wirtschaftsform, die in Cuba vorherrschen wird, ob sich diese beispielsweise an staatlichen Preisen und Eigentum orientiert oder an Werten und sozialem Eigentum, b) welche Form der partizipativen Demokratie es geben wird, sagen wir mal über die leninistische Superstruktur hinaus. Dennoch können wir auch in Abwesenheit dieser für eine strategische Debatte wichtigen Elemente einige interessante Reflektionen anbringen.

    6.1 Die von Fidel genannten Zahlen im Bezug auf Diebstahl, Korruption und Schwarzmarktgeschäfte lassen darauf schließen, dass es sich hier um ein Massenphänomen handelt und wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung daran beteiligt ist oder war. Wenn wir berücksichtigen, dass einer Großteil der Bevölkerung in der Revolution und durch die Revolution erzogen wurde, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder war die Erziehung auf dem Gebiet der Ethik nicht effizient genug oder sie hat vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Lebensbedingungen nur bei einer Minderheit eine dauerhafte ethische Grundhaltung bewirkt. Letzteres kommt der Wahrheit wahrscheinlich am nächsten.

    6.2Die “Politik der Korrektur von Fehlern” wurde zur Zeit Gorbachovs eingeführt. Warum hat es diese Politik nicht geschafft, die hier genannten negativen Auswirkungen zu unterbinden?

    6.3Ist die Wissensgesellschaft eine Alternative zur Konsumgesellschaft? Wäre folgende Hypothese korrekt: Je größer das Wissen, desto geringer der Konsumwunsch?

    6.4 Fidel fragt: warum haben wir nach dem Zusammenbruch der UdSSR nicht gesehen, dass unsere Zuckerproduktion nicht aufrecht erhalten werden konnte? Und warum haben dies die zahlreichen Wirtschaftswissenschaftler, die wir in Cuba haben, nicht gesehen? Wo liegt die Antwort auf diese Frage?

    6.5 “Der Mensch wird als Egoist geboren, weil die Natur ihm die Instinkte vermacht. .... die Erziehung ist es, die die Tugenden festlegt”, lautet der Diskurs. Aber bis zu welchem Grad und unter welchen Bedingungen? Die empirische Beweisführung scheint darauf hinzudeuten, dass die Idee des homo novus nur für Massen in Transitionsphasen oder Ausnahmezuständen gültig ist. Für dauerhafte Zustände kann sie nur für eine Minorität die Gültigkeit behalten, vielleicht 10 – 15 % der Bevölkerung eines Landes. Das hängt damit zusammen, dass eine Gesellschaft keine fragmentierte Realität ist, sondern aus unendlich vielen und komplexen dynamischen Systemen besteht, die sich weder organisieren lassen noch sich selbst in ihrer gesamten Bandbreite organisieren, um den neoplatonischen Fantasien der homines novi von San Augustin gerecht zu werden (hierauf werde ich im nächsten Absatz noch einmal zurückkommen).

    6.6 “Unser größter Fehler war es zu glauben, dass jemand etwas über den Sozialismus wußte” sagt der Comandante. Wenn es keine authentischen Lehren über den Aufbau des Sozialismus gab, welche exisiteren dann heute? Und welche Art von Gesellschaft ist aus dieser Situation enstanden?

    6.7 “Glaubt bloß nicht, dass die Direktoren unserer Unternehmen diszipliniert sind”, sagt Fidel. Wenn das so ist, wer wählt diese Direktoren aus?

    6.8 Ich habe die herausragenden Errungenschaften der Revolution nicht genannt, wie den erfolgreichen Widerstand gegen die Imperialismen, die nationale und internationalel Würde, das Gesundheitswesen, das Bildungswesen, der Sport und die Wissenschaft. Und dies aus folgendem Grund: a) sie werden von allen ehrlichen Menschen auf dieser Welt anerkannt. b) es wäre überflüssig, denn sie sind das tägliche Brot der Übergewichtigen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass diese enormen Erfolge nicht ausreichen, um die cubanische Revolution unumkehrbar zu machen. Warum? Weil es sie auch in der Sowjetuntion und in der DDR gegeben hat, unter institutionalisierten sozio-ökonomisch-politischen Rahmenbedingungen, wie sie im wesentlichen auch in Cuba bestehen. Und dennoch haben all diese Errungenschaften den Zusammenbruch des Systems nicht verhindern können.

    7. Der Schlüssel zur Verhinderung einer Involution der Bourgousie

    Kuba hat den unschätzbaren historischen Vorteil, die Gründe für das Scheitern der sozialistischen Transition in der DDR unter Honecker, der UdSSR unter Gorbachov und Chinas unter Mao untersuchen zu können. Das Modell und seine Probleme waren ähnlich, ebenso die Absicht, sie zu überwinden. In der wissenschaftlichen Analyse dieser drei historischen Erfahrungen liegt der Schlüssel für den Triumpf Cubas ---- und der gesamten Menschheit.

    Anmerkung: Heinz Dieterich, 10.12.05, Übersetzung: Frank Schwitalla

    Artigel aus www.Puk.de



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Sozialismus - Online Forum

    ALEXANDER SINOWJEW: „Gorbatschow ist ein Verräter, im genaue - gepostet von Anonymous am Freitag 22.06.2007
    23.19.05 Wahlen - gepostet von comandante am Freitag 21.10.2005



    Ähnliche Beiträge wie "Fidel spricht über die Möglichkeit des Verlustes der kubanis"

    Auch ne Möglichkeit - Bonsai (Dienstag 21.02.2006)
    FIDEL CASTRO LEGT SEIN AMT NIEDER! - hoernchen (Dienstag 01.08.2006)
    Keine Möglichkeit zum Kolonisieren also kein Ressi-Mangel - HolgerLatte (Donnerstag 04.11.2004)
    Möglichkeit auf Meistertitel - C-Jugend Meister (Freitag 04.05.2007)
    Kontaktanzeigen als einzige Möglichkeit? - Quastenflosser (Sonntag 11.11.2007)
    Möglichkeit der Energievernichtung - [SF]Half-Borg (Mittwoch 16.03.2005)
    Who is Fidel Castro? A Singer! - Martin Bodenwinkler (Sonntag 15.04.2007)
    Fidel Castro "Aber dieses Land kann sich selbst zerstör - Anonymous (Freitag 21.07.2006)
    Die Möglichkeit zu antworten - Narzissa (Sonntag 05.11.2006)
    Was Kommt nach Fidel Castro? - Anonymous (Dienstag 01.08.2006)