PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

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    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Carlo64 - 04.11.2007, 11:58

    PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?
    Hallo Leute,

    gerade mein Alter (Jahrgang 64) motiviert mich zu folgender Frage:

    Wie wäre das, wenn man einen Partner mit Kindern kennenlernt?

    Ich sehe da zwei Probleme. Einmal muss man ja lernen, mit einer Beziehung und dem Partner selbst umzugehen. Erschwerend kommt nun hinzu, dass man sich irgendwie auch mit den Kindern des Partners auseinandersetzen muss. Dabei unterstelle ich, dass der Partner an einer engeren Beziehung interessiert ist und nicht nur an einer Wochenendgeschichte zum Ausgehen für ein paar Stunden. Da ich weder jüngere Geschwister habe, noch Erfahrungen im Umgang mit Kindern in meinem Bekanntenkreis gemacht habe, stelle ich mir das schwer vor.

    Wie seht ihr das?



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    p1nky - 04.11.2007, 12:50


    Hallo Carlo!

    Ich kenne das nur von Internet-Partnerbörsen, wo ich schon mal mit Frauen geschrieben habe, die älter als ich waren und Kinder hatten. Das mit den Kindern seh ich gar nicht mal so problematisch, ich denke ich würde mit einem Kind gut zurecht kommen - teilweise seh ich mich ja selbst als solches...
    Alerdings hab ich mmer Bedenken, solche Frauen könnten extreme Ansprüche an Beziehungserfahrenheit & Reife haben...

    Und ganz ehrlich hab ich schon den Wunsch da einiges Versäumte nachzuholen und nicht gleich eine Beziehung in einer Vaterrolle zu beginnen.



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Riemann - 04.11.2007, 13:01


    Ich seh' das ähnlich, und darum wäre ein Kind für mich auch ein starker Hinderungsgrund - warum zwei Probleme aufhalsen, wenn ich doch schon an meinem Frauenproblem genug zu kauen habe?

    Die Sache mit den Ansprüchen an Reife und Verantwortung, die p1nky schon erwähnt hat, kommt noch dazu. Ich will erstmal Erfahrungen mit Beziehungen sammeln, wie man sie üblicherweise als Teen oder Twen hat.



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Ganta - 04.11.2007, 19:08


    Vorneweg: während ich dies schrieb habe ich ein paar Ideen, die schon länger in meinem Hinterkopf sind, während des Schreibens genauer entwickelt. Deswegen entschuldige ich die wirklich große Länge, öftere Wiederholungen und die evtl. off-topic Abschweifung!!!

    ------------------------

    Hallo Carlo64!

    Ich bin da anderer Ansicht. Persönlich habe ich keine Erfahrung mit Partnerin+Kind gemacht, nur in der Form, dass meine erste Freundin Kindergärtnerin ist.

    Die Kleinfamilie kriegst Du natürlich nur als Gesamtpaket. Jetzt zwischen Frau und Kindern trennen zu wollen wird wahrscheinlich beziehungstechnisch in die Hose gehen.

    Trotzdem wundere ich mich ein kleinbisschen, das sehr sehr viele ABs Frauen mit Kinderen gleich im voraus ausschliessen. Oder anders ausgedrückt: diskriminieren. Diskriminierung bedeuted: Ungleichbehandlung ohne einen rechtfertigenden sachlichen Grund. Die Argumentation, man würde gleich als Vaterersatz ausgenützt werden finde ich unsachlich. Ich kenne alleinerziehende Mütter, die sehr gut ohne Versorger zurechtkommen. Sollen diese deshalb trotzdem auf eine Partnerschaft verzichten?

    Irgendwie finde ich diese Ungleichbehandlung nicht sonderlich toll: einerseits soll der Partner oder die Gesellschaft Rücksicht auf den AB nehmen, andererseits machen es sich die ABs in Bezug der Partnervorstellungen etwas einfach. Umgekehrt gibt es auch viele Männer, geschieden mit Kind, und in einem bestimmten Lebensabschnitt haben auch suchende Frauen mit diesem Thema zu tun. Die "gebrauchten" Männer sind dann wahrscheinlich sogar in der Mehrzahl. Kinder zu haben ist Teil der gesellschaftlichen Realität, deswegen sollte man nicht die Augen davor verschliessen.

    Zurück zu Dir, Carlo. Gibt es da einen konkreten Anlaß? Und wenn ja, wie alt sind denn die Kinder? Da es wie gesagt die Frau nur als Paket gibt wäre für mich die entscheidende Frage: wie sympathisch sind mir die Kinder, und wie sympathisch finden sie mich? Stimmt der Punkt wird vieles einfacher. Stimmt er nicht muß einem die Frau schon sehr wichtig sein, um richtig "Arbeit" in die Kinder zu stecken.

    Zunächst gibt es eh eine mehr oder wenig lange Kennenlernphase. Da wird man kaum Kindererziehung betreiben. Man wird eher in die "Onkel auf Besuch" Rolle schlüpfen. Kleine Kinder werden in der Hinsicht einfacher sein als pubertierende Teens.

    Eine Frage: was stellt ihr euch konkret unter "Beziehungserfahrung" vor? Diesen Punkt will ich wirklich mal hinterfragen, weil er immer wieder auftaucht, und immer sehr schwammig. Das hört sich so an, als ob alle anderen Normalos vorher eine Ausbildung oder Prüfung gemacht hätten. Ein "Elternführerschein", wie manche ihn fordern. Die Wahreheit ist, dass viele, oder vielleicht sogar die meisten gar nicht wissen, wie man eine Beziehung führen soll! Es wird einfach gemacht, und es läuft dann mehr oder wenig recht und schlecht.

    Warum werden diese ganzen Beziehungsratgeber und Beziehungstherapeuten gebraucht? Weil es der Rest auch nicht besser weiß! Wenn es sie überhaupt interessiert. Was soll es im Bereich der Beziehungserfahrung geben, dass sich einem nicht mit gesundem Menschenverstand erschliesst?

    Das Argument, man müsse wahnsinnig qualifiziert sein, um gewissen Ansprüchen überhaupt zu genügen ist ein Mythos. Viele glauben man müsse den perfekten Lebenslauf vorweisen können, um sich auf eine Führungsposition im oberen Management eines internationalen Konzern zu bewerben. Dabei geht es höchstens um eine Stelle im mittleren Bereich. Die typische Perfektionsfalle: man will im voraus alle Probleme beseite räumen um sich ihnen nicht stellen zu müssen, anstatt mit seinen Aufgaben zu wachsen.

    Viele ABs meinen mit "Beziehungserfahrung" wahrscheinlich dieses notwendige learning-by-doing Element. Weil alles andere steht in Büchern: vor meiner ersten Beziehung habe ich schon Eheratgeber durchgeackert. Damit war ich der Mehrheit schon voraus. Die praktischen Probleme des Beziehungsalltags stellen nicht das eigentliche Hinderniss dar, falls man nicht auf den Kopf gefallen ist und zwei linke Hände hat.

    Sprich: linkisches Verhalten ist nicht eine Frage der (Beziehungs)Erfahrung, sondern eine Frage der Person, und wie sie sich unter Stress verhält. Weil das finde ich den eigentlichen Punkt: wie geht man mit seinen eigenen Gefühlen um? Weil man wird vielen Gefühlen ausgesetzt, die man aushalten muß. Daran muß man sich gewöhnen, bis es normal geworden ist. Das ist in meinen Augen "Beziehungserfahrung": die Fähigkeit Beziehungsstress auszuhalten. Wie kann man Stress besser aushalten? Man kennt Lösungsmöglichkeiten und hat auch Vertrauen in die eigene Fähigkeit Probleme zu lösen. Ähnlich wie bei der Berufserfahrung: man ist schon mit soviel konfontiert worden, dass einen nicht mehr viel überraschen kann.

    Viele der Lösungsmöglichkeiten kann man sich wie gesagt anlesen. Auch bei diesem Thema, da gibt es wahrscheinlich spezielle Literatur dazu. Jetzt muss man auch Vertrauen in sich selbst haben, dass man diese Probleme lösen kann, oder zumindest aushält, wenn sie auf einen zukommen. Man kann sie, wie in anderen Lebensbereichen nicht vorhersagen. Würde man sich irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, was passieren könnte, würde man draufgehen. Man braucht eine Art blindes Vertrauen in einen selbst, dass man mit unvorhergesehenen fertig wird.

    Deshalb bringt es nichts alle Möglichkeiten zu erörtern was passieren könnte. Hier bei der AB-Problematik: was in einer Beziehung passieren könnte. Jetzt speziell: was mit den Kindern passieren könnte. Man könnte sich hunderte einzelne Problemfälle ausmalen und sie präventiv vorwegnehmen wollen: es wird doch immer etwas passieren.

    Es ist doch ähnlich wie beim Projektmanagement: Jeder weiß, es gibt kein Projekt irgendwelcher Art, daß von vorne bis hinten glattläuft. Irgendwas passiert immer. Gute Projektführer kalkulieren unvorhergesehenes möglichst ein, indem sie zB. Zeitpuffer einplanen. Hätten sie kein blindes Vertrauen in sich, auch mit nicht einplanbarem fertig zu werden könnten sie keine Nacht ruhig schlafen.

    Oder wie Susan Jeffers es sinngemäß sagt: Angst ist der Ausdruck der Vorstellung "Ich werde nicht damit fertig!"

    Ihr habt also konkret in dieser Situation Frau+Kind die Vorstellung: Es gibt also diese Situation, und falls was passiert werde ich emotional nicht damit fertig werden. Also gehe ich dem vorher aus dem Weg bis ich die praktische Erfahrung gemacht habe, nicht jedesmal ausflippen zu müssen.

    "Ausflippen" werdet ihr aber von Zeit zu Zeit praktisch gesehen immer! Anderen passiert das auch, die werden ebenso mit unverhergesehnem emotionalen Stress konfrontiert. Die Frage ist: wie gehe ich damit um, was traue ich mir zu?

    Beziehungserfahrung ist in meinen Augen wie bei Berufserfahrung das blinde Selbstvertrauen in sich, mit unvorhergesehenem fertig zu werden (auch wenn ich mich hundertmal wiederhole finde ich diese genaue Definition wichtig. Ich sollte es für den ABTreff fast nochmal seperat zusammenfassen - der Gedankengang scheint mir bisher noch nicht dagewesen zu sein). Zumindest in einem bestimmten Rahmen.

    Woher kommt dieses Vertrauen? Es entwickelt sich! Man hat schon solche und solche Situationen bewältigt und weiß oder glaubt zu wissen: beim nächsten mal wird es wieder klappen. Zum Beispiel ist es durch Studien belegt dass jemand, der mit seiner Firma zum ersten mal pleite geht mehr Stress erlebt als jemand, dem dies zum dritten mal passiert. Weil zweiter eben die praktische Erfahrung gemacht hat, dass er nach der Pleite wieder auf die Beine kommt. Wie man so schön sagt: er glaubt an sich!

    Was schliessen wir daraus? ABs trauen sich zuwenig zu. Das dürfte offensichtlich sein, da wird mir keiner widersprechen. Warum trauen sie sich zuwenig zu? Weil sie nicht stressresistent genug sind. Weil sie glauben oder die praktische Erfahrung gemacht haben, mit emot. Stress nicht fertig zu werden. Was passiert wenn man glaubt mit einer Situation nicht fertig zu werden? Man bekommt Angst davor. Was passiert bei Angst? Man traut es sich erst rechtn nicht zu. So schliesst sich die Abwärtsspirale.

    Um zum Thema zurückzukommen: Carlos Frage sollte man in meinen Augen umformulieren. Nicht: "welche konkreten Probleme habe ich zu erwarten, und wie kann ich diese im Vorfeld lösen?" Sondern: "Solle ich es mir zutrauen?"

    Wenn die Frage kommt, ob man sich etwas zutrauen soll erwägt man meisten die Pros und Kontras. Was im besten Fall passieren kann, was im schlechtesten. Soll ich mir zutrauen mich selbständig zu machen? Was kann im besten Fall passieren, was im schlechtesten? Was benötige ich, damit aus dem schlechtesten kein katastrophaler Fall wird, zB. eine lebenslange Schuldenfalle.

    Was kann Dir, Carlo, also im besten und schlechtesten Falle passieren? Um es überspitzt zu formulieren: deine körperliches Leben ist höchstwahrscheinlich nicht in Gefahr. Finanzielle Risiken hast du selbst in der Hand. Andere Verbindlichkeiten hast du ebenso selbst in der Hand. Du kannst zB. entscheiden, ob du heiraten willst oder nicht. Etc. Also die praktischen Gesichtspunkten spielen hier auch wieder eine sehr untergeordnete Rolle.

    Was konkret passieren kann, und ich glaube das geht allen ABs so, sind die emotionallen Risiken. Diese sind aufgrund praktischer Erfahrungen durchaus "real", oft in Form von Angst vor der Angst. Das sind Aussagen wie: "Wenn ich einen Korb bekomme/ enttäuscht werde wirft mich das für X Jahre zurück". Dann sind wir wieder bei der Stressresistenz. Hätte man hingegen den Glauben "Sollte die Sache mit Frau+Kind nicht hinkommen werde ich das schon aushalten" wäre das Risiko sehr viel geringer. Man würde einfach ausprobieren. Und das tun die Normalos letztendlich auch: sie probieren es einfach.

    Die Frage an Carlo (und alle anderen) ist also: welche Szenarien spielen sich bei Dir im Kopf ab bei der Vorstellung, sich auf eine Frau mit Kind einzulassen. Bisher waren die Antworten der anderen: Ich werde den Ansprüchen nicht gerecht werden. Ich würde in eine Vaterrolle gedrängt. Was würde in deiner Vorstellung die Konsequenz dieses (Horror)Szenarios sein? Meine Interpretation: Ich würde es furchtbar finden eine Niederlage einzustecken. Ich würde in eine Situation kommen, in denen ich die Anforderungen an mich nicht meistern oder kontrollieren kann ("Vaterrolle").

    Was wäre die emotionalle Konsequenz? Für ABs viel größer als für Normalos, weil sie eben mehr Angst davor haben. Man hat ein gewissen Zutrauen in sich, Situationen bis zu einer gewissen Grenze wegstecken zu können. Normalos können meist solche "schlimmsten Fälle" meist wegstecken. Sie kennen ihre Grenze, oder glauben diese zu kennen. Die Frage ob man es selber zB. aushalten könnte an Krebs zu erkranken würden die allermeisten mit Nein beantworten. Dort sehen sie (in diesem extremen Fall) für sich die Grenze: mit vielem werde ich fertig, aber Krebs wäre für mich zuviel!

    Das Angstlevel für ABs vor Beziehungsstress liegt dort oben, wo bei Normalos etwa "Autounfall" angesiedelt ist: Wenn sowas schlimmes passiert werde ich nicht damit fertig!

    Was passiert aber, wenn der schlimme Fall tatsächlich Eintritt, die sogenannte Krise? Wenn man an Krebs erkrankt, in einem Autounfall schwer verletzt wird. Oder subjektiv gleichwertiges? Manche werden mit so etwas fertig, andere nicht. Manche wachsen in ihrer Krise, lernen dazu, werden damit fertig. Andere stürzen ab. In der Forschung ist man sich bei weitem noch nicht einig, was diese Krisenresistenz ausmacht (Resilienz), und warum der eine mit schweren Krisen klarkommt und der andere nicht. Es ist nicht vorhersagbar, und es ist wahrscheinlich nicht trainierbar.

    Emotionale, subjektive Gefahren sind aber im Endeffekt genauso real wie andere auch. Wenn jetzt Carlo also weiß oder glaubt daß eine Frau mit Kind ihn überfordern würde, dann ist dem so. Das lässt sich nicht wegreden oder wegdenken. In meinen Augen hilft dann am besten an der eigenen Einstellung zu arbeiten: die Situation so zu beleuchten, dass der Dramatik die Luft herausgelassen wird. Dass man realen Gefahren von eingebildeten unterscheidet und sich immer wider fragt: "Was kann im schlimmsten Fall wirklich passieren? Und wie schlimm wird es wirklich letztendlich sein?"

    Für ABs dürfte die schlimmste Konsequenz sein: ein emotionaller Absturz bis hin zum Nervenzusammenbruch. Zieht man dies in Erwägung sollte man sich Gedanken darum machen, wie man diesen mehr oder weniger großen Zusammenbruch abfedern könnte. Gibt es da praktische Lösungen wäre die Konsequenz nicht mehr so schlimm, folglich würde man sich mehr zutrauen, mehr auf das Risiko zugehen.

    Weil egal wie wir es drehen und wenden werden, diese oder andere Szenarien besprechen: Risiko steckt immer drin. Man kommt nur darum herum, indem man es ganz vermeidet, und das ist auf lange Sicht vielleicht das grösste Risiko! In quasi allen Ex-AB Geschichten gibt es dieses Element: "Ich bin an diesem oder jenen Punkt über meinen Schatten gesprungen". Ein Risiko wurde eingegangen. Der Zirkel wurde durchbrochen. Der frühere AB hat sich etwas zugetraut.

    Die Ent-ABisierung ist also möglich falls man Wege findet mit möglichem Scheitern emotional fertig zu werden. Viele versuchen dieses Scheitern so gering wie möglich zu halten, fahren einen Kuschelkurs in der heimlichen Hoffnung jemand möge sie erreten. Der kurz gesagt die Arbeit für sie übernimmt. Nach meiner Ansicht ist dabei zuviel Wunschdenken dabei, um realistisch zu sein.

    Meine Antwort für Carlo ist also: mache für dich persönlich eine "Gefahrenanalyse". Stelle nicht in den Vordergrund, wie du mögliche Probleme im voraus ausräumen kannst, weil Du ohnehin mit Problemen konfrontiert wirst. Frage dich eher, wie du "mit Erfolg scheitern" kannst. Nicht: "Was könnte passieren?", sondern: "Was mache ich, wenn was passiert, weil passieren wird es ohnehin?!"

    Sehe das ganze als eine Aufgabe, die das Leben zu einem gegebenen Zeitpunkt an dich stellt. Und Du brauchst das Zutrauen, es dann bewältigen zu können, oder zumindest aushalten zu können. Carlo, du sagst, dass Du dir diese Aufgabe schwer vorstellst. Die Antwort kann nur sein: Du wirst es zum gegebenen Zeitpunkt lernen. Weil eine andere Behauptung würde nur Aussagen: Ich scheitere sowieso. Damit kann nichts gelingen.

    Die andere, vielleicht wesentlichere Frage ist: willst Du es selber, oder hält dich deine Angst davor ab? Allgemein glaube ich, dass viele Angst vor ihrer Courage haben und schieben ersteres vor, reden sich die Trauben sauer. So zB. mit der "Vaterrolle": will man das tatsächlich nicht, oder flüstert einem die Angst dabei ins Ohr? Bleibt man dabei sachlich, oder schwappen die Gefühle hoch? Daran sieht man, "wer" das sagen (Ich oder die Angst) in diesem Fall hat. Wenn Du es willst, dann mach es auch. Irgendwann mußt Du über deinen Schatten springen. Du musst nur dafür sorgen, bei einem Scheitern nicht zu sehr abzustürzen. Alles andere kommt dann zum gegebenen Zeitpunkt.



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Ganta - 04.11.2007, 19:51


    Eine Anmerkung: Ich habe einen großen Teil dieses Textes im ABTreff nochmal gepostet, weil ich meinen Gedankengang für nicht ganz unwichtig halte. Nur habe ich diesmal darauf verzichtet auf das Loveshyness-Forum zu verweisen, weil hier auch die Idee "entstanden" ist.

    Der Grund: Einmal habe ich bereits einen für mich wichtigen, eigenen Text aus dem LoveShyness-Forum im ABTreff "recycelt". Dieser wurde kommentarlos sofort gelöscht. Meine Vermutung: man will jegliche "Schleichwerbung" verhindern, weil ich dieses Forum hier erwähnte. Mir wurden zwar schon so manche Texte gelöscht, aber zumindest immer mit Begründung. Das finde ich schade.

    Deshalb, falls ihr im ABTreff mitdiskutieren wollt: Ein Hinweis auf dieses Forum könnte zu einer Löschung eurer Antwort führen, oder sogar zu der meines Posts (gut, DAS wäre natürlich der Hammer, aber die Wahrscheinlichkeit ist da).



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Carlo64 - 04.11.2007, 21:29


    Hi Ganta und an alle anderen! Danke für die Antworten.

    Mir ist es jetzt zuviel Arbeit, Gantas Beitrag Stück für Stück hier zu zitieren und meine Kommentare dazu abzugeben.

    Darum hier nur zusammengefasst und kurz folgende Aussagen:

    Meine Frage beruht auf keiner konkreten Situation. Es gab auch nie eine solche. Es gibt da also keine Mutter mit Kindern, die ich gerne näher kennenlernen möchte. Ob ich eine Frau von vornherein als potenzielle Partnerin ausschließen würde, weil sie Mutter ist, weiß ich daher nicht. WENN ich mich aber wirklich dazu durchringen sollte, eine Frau kennenlernen zu wollen, DANN würden mich Kinder wahrscheinlich auch nicht stören.

    Grundsätzlich denke ich, dass Dir, Ganta, schon zuzustimmen ist, dass das Ganze eine Frage des Selbstvertrauens oder der Überwindung von Ängsten ist. Natürlich haben auch Normalos nicht den "Kinderführerschein" gemacht, bevor sie eine Familie gegründet haben. Ich fand es ziemlich gut, dass Du die Beziehungserfahrung hinterfragt hast. Konkret auf mein Alter bezogen bin ich halt der Meinung, dass ein "Normalo" im gleichen Zeitraum mehr Erfahrungen gemacht haben könnte, z. B. mit erster Jugendfreudin, erster ernsthafteren Beziehung usw.

    Aber die Bedenken, dass an einen Menschen im fortgeschrittenen Alter bestimmte Ansprüche, was die Erfahrung mit Beziehungen und Familie betrifft, gestellt werden, bleibt bestehen. Sorry!

    Carlo64



    Re: PartnerIn mit Kind - Zweifach Lernen?

    Ganta - 04.11.2007, 23:13


    Hallo Carlo64!

    Danke dass Du den Text überhaupt gelesen hast. Heute bin ich irgendwie in Schreibwut geraten ;)

    Was ich zur eigenen Einstellung zur "Beziehungserfahrung" denke habe ich ja geschrieben. Also was der AB über sich selber denkt.

    Was die Frau über Beziehungserfahrung denkt, auch gerade im Zusammenhang mit Kindern, ist ein ganz anderer Punkt. Ihr Interesse daran, ob Du bereits mal eine Beziehung gehabt hast (oder genauer: wie Du dich darin verhalten hast) gilt dem Punkt: Was habe ich von diesem Menschen zu erwarten? Wird eine Beziehung mit ihm klappen? Passen wir zusammen? Wie wird er auf mein Kind reagieren etc.

    Ihre Interesse ist also vorwärts gerichtet: Was kann ich aus seiner Vergangenheit für meine/ unsere Zukunft ableiten? Die Tatsache eine Beziehung gehabt zu haben ist also nicht reiner Selbstzweck. Es ist für sie ein Indikator, dass du zB. gewisse charakterliche Fähigkeiten besitzt, sozialverträglich bist etc. Ob du diese Eignungen und Fähigkeiten mitbringst, die sie zum Gelingen einer erfolgreichen Beziehung erwartet steht wieder auf einem völlig anderen Blatt!

    Zugegeben gibt es natürlich Punkte, die man in einer Beziehung am besten lernen kann. Aber es gibt auch Normalos, die nicht aus "Beziehungs-Schaden" klug werden, also ist es keine Garantie. Deshalb wird sie sich dafür interessieren, wie Du dich in einer vorherigen Beziehung verhalten hast. Übertrieben gesagt: ob Du deine Exfreundinen etwa geschlagen hast oder dich sonstwie schlecht verhielst. Du weißt, auf was ich hinauswill.

    Trotzdem finde ich, daß die wichtigsten Eigenschaften eher eine grundsätzliche Frage des Charakters sind. Etwa ob man sich Mühe geben will, an einer Beziehung arbeiten will usw.

    Aber bei der Aussage "Ich hatte noch nie eine Beziehung" wird bei ihr natürlich eine Alarmglocke angehen nach dem Motto: "Irgendwas stimmt bei ihm nicht!" Und je älter man wird, in desto größere Erklärungsnot kommt man.

    Was wird sie aus dem Fakt, daß du ein AB bist, über eure gemeinsame Zukunft ableiten? Da die allermeisten sich höchstwahrscheinlich nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben (warum sollten sie auch?), es ja bisher nicht mal für möglich hielten, fällt es völlig aus ihrem Weltbild und öffnet wildesten Spekulationen Tür und Tor. Aus dem "Irgendwas stimmt mit ihm nicht" könnte in milder Form "er ist nicht beziehungsfähig" werden, im schlimmsten Fall "er ist ein Psychopath!". Beides klingt nicht gut für ihre Zukunft, und das ist der Nährboden, aus dem manche ABs die sog. "Verachtenstheorie" stricken (Beziehungslosigkeit ist an sich verachtenswert).

    Deshalb finde ich es wichtig, den Begriff "Beziehungserfahrung" aufzubröseln: was erwartet eine Frau mit Kind konkret, damit sie eine erfolgreiche Zukunft erwarten kann? Sicherlich Punkte wie: liebevoller Umgang, Verständnis, Treue, aber auch Durchsetzungsfähigkeit, Entscheidungsfreude, "im Leben stehen" etc.

    Wie beantwortest Du die Fragen für dich selbst? Einiges kannst Du natürlich nicht beantworten, weil Du zB. den Umgang mit Kindern nicht gewohnt bist. Aber wie ist deine Einstellung dazu? Etwa: magst du Kinder? Wie ist dein Verhältnis zur Treue? Zur gemeinsamen Lebensgestaltung? Wie stellst Du dir die Form der Beziehung vor? ...

    Bei manchem bleibt einem nur die Antwort übrig: Ich weiß es nicht, aber ich werde versuchen mir Mühe zu geben! Das ist schon viel Wert. Weil viele Männer wollen sich keine Mühe geben. Beziehungsarbeit oder Verständnis investieren. Allein dadurch hat man der Mehrheit viel voraus. Und dies gilt es ihr zu vermitteln! Sie muß daran glauben, daß es eine gemeinsame Perspektive gibt, und deine Einstellungen hängen maßgeblich davon ab. Nicht zwangsläufig ob du etwas kannst, sondern ob du willig bist zu lernen. Weil Punkte wie Babywickeln sind schnell erlernt wenn die Motivation vorhanden ist.

    Wie gesagt: am praktischen scheitert es nicht, wenn der beiderseitige Wille da ist. Wenn die Frau vernünftig ist erwartet sie keinen ausgebildeten Babysitter. Aber sie will wissen, ob du nicht der Typ bist der kneift und sie sitzen lässt. Da würde sie natürlich gern Garantien haben, aber die gibt es nicht. Eine neue Beziehung ist immer ein Risiko. Aber der Punkt "erfolgreiche Beziehungen gehabt" wäre für sie natürlich so eine kleine Garantie, ein Anhaltspunkt für deine Eignung.

    Du kannst keine Versprechen abgeben. Das kann keiner! Aber Du kannst Perspektiven vermitteln. Wenn es natürlich der Wahrheit entspricht. Da muß man ehrlich mit sich selber sein und mit sich ins Gericht gehen, was mit einem denn "nun nicht stimmt". Weil es hat ja doch seinen Grund, warum man immer noch AB ist. Ihre Befürchtungen sind ja nicht ganz aus der Luft gegriffen. Diese Befürchtungen gilt es nach bester Möglichkeiten zu entkräften.

    Kurz: auch wenn es bisher eigene Mankos gab will sie sehen, daß Du dich ab jetzt ins Zeug legst! Bist du dafür bereit?

    Oh Gott, ich schreib wieder zuviel! Meine eigene Erfahrung aber ist diejenige: ich habe es bisher zweimal mit einer Beziehung versucht, und in beiden Fällen habe ich wahrscheinlich meine Frauen enttäuscht (mal sehen wie es mit meiner jetzigen weiterläuft). Das liegt vorwiegend an meinem Problem mit Depressionen, das mich immer wieder einholt. Von daher ist es bitter, daß beide mit ihren evtl. Befürchtungen im nachhinein recht gehabt haben. Aber ich habe nach meinen Kräften mir Mühe gegeben, und aus damaliger Sicht hätte es durchaus klappen können. Von daher habe ich sie nicht angelogen oder ihnen was vorgespielt. Es war ein Risiko, das beide eingegangen sind. Hätte ich damals gekniffen, hätte es auch viele glückliche Momente nicht gegeben.

    Die Lösung kann also nicht sein keine Beziehung einzugehen, weil es schief laufen könnte. Ob es "klappt" weiß man erst hinterher. Man muß sich selber auch den Erfolg zutrauen. Klingt wie üblicher Motivations-Schmuh, aber die Absicht zählt.

    Die Befürchtungen was die eigene Beziehungs(un)fähigkeit antrifft können sich im Licht der Praxis durchaus als wahr herausstellen. Dieser Punkt: Ich habe immer befürchtet ein Versager zu sein, und jetzt hat es sich bewahrheitet!

    Eine ähnliche Krise gehe ich gerade in beruflicher Hinsicht durch: Ich versage und muß damit fertig werden! Es ist bitter, aber ich muß damit fertig werden. Es gibt immer Lösungsmöglichkeiten, seien sie auch sehr steinig. Und die heißt bei mir momentan Psychotherapie.

    Ich denke man kann als AB viel daraus lernen wenn man sich damit beschäftigt, wie man mit Krisen umgeht. Da ist auch viel davon in meinen obigen Text eingeflossen. Weil für mich ist die AB-Problematik auch eine Art Dauerkrise. Für mich ist sie eine gewesen.



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