Interview mit Course

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    Re: Interview mit Course

    Ripstar - 05.12.2005, 10:17

    Interview mit Course
    Zwei Jahre nach "Innere Sicherheit" veröffentlicht Curse am 2.Dezember über Subword sein inzwischen viertes Soloalbum "Sinnflut". Produziert wurde der Longplayer hauptsächlich von Claud & Sashliq, aber auch Pete Rock, D/R Period, Monroe und Roey Marquis II steuerten ihre Beats bei. Gäste auf "Sinnflut" sind Pete Rock, Samy Deluxe, Patrice, Italo Reno, Black Thought und Vanessa Mason. Die erste von Claud produzierte Single "Gangsta Rap" erschien bereits am 4.November. In unserem Interview mit Curse stellten wir dem Mindener Rapper einigen Fragen zu "Sinnflut":


    MZEE.com: Was einem beim Durchhören Deines neues Albums sofort auffällt, ist, das im Gegenteil zu deinem letzten Album "Innere Sicherheit", welches ja eher eine experimentierfreudige und musikalisch vielfältige Platte war, "Sinnflut" wieder ein straightes Rapalbum darstellt. War das dein Konzept bzw. wie ist es dazu gekommen?
    Curse: Wenn „Innere Sicherheit“ ein Showcase von alle dem war, was Curse KANN, ist „Sinnflut“ die Essenz von dem was Curse IST. Das neue Album ist dichter und engmaschiger, da ich diesesmal nicht probiert habe „alles“ zu tun, sondern mich auf das Wesentliche konzentriert habe: Lyrics, Inhalt, Sinn. Die ganze Charts-Sache werden wir sehen. Natürlich ist das wichtig, denn ich will auch Miete zahlen - aber absolut zweitrangig für mich. Das kann ich vollen Herzens sagen.

    MZEE.com: Für "Innere Sicherheit" musstest du auch Kritik einstecken. Hast du dich anschließend bei den Arbeiten zu "Sinnflut" unter Druck gesetzt gefühlt, oder wie bist du mit der Krititk umgegangen?
    Curse: Zu erst folgendes: „Innere Sicherheit“ hat sich genau so gut verkauft wie „Von Innen Nach Aussen“. Für jeden, der gegangen ist, ist jemand neu dazu gekommen. Unterm Strich war es also easy und in Balance. Dennoch, ich verstehe voll und ganz das meine letzte LP einigen Fans vor den Kopf gestossen hat – vor allem auch die Auswahl der Singles. Das verschafft einem ein bestimmtes Image, und das ist für „Heads“ vielleicht schwer nachzuvollziehen gewesen. Vor allem, da sie nicht drin stecken, in meinem Kopf, in meinem Herz. Wie sollen sie auch? Aber alles ist gut, daraus lerne ich viel. Anstatt mich zu „pressuren“ habe ich versucht mich zu besinnen: WAS ist Curse, WAS macht Curse einzigartig, WAS kann ich am besten. Ich habe auch die Producer gebeten, mir speziell Beats zu geben, auf denen sie sich Curse besonders wünschen oder vorstellen. Das war sehr interessant. Ich denke, diese „Besinnung“ auf die Essenz ist das was „Sinnflut“ am meissten geprägt hat.



    MZEE.com: Über deine erste Single Gangsta Rap hast du gesagt: "Gangsta Rap ist sicher die direkteste Reaktion meines Albums auf die Entwicklung der deutschen HipHop-Szene". Der Track ist ja kein Diss gegen Gangsta Rap, sondern ein Statement zum "Ungleichgewicht in der heutigen Deutschrap-Landschaft. Wie siehst du denn die momentane Entwicklung bzw. dieses Ungleichgewicht in der Szene?
    Curse: Diese Frage nach der „Entwicklung“ bekomme ich bei jeder LP. Die Antwort ist immer gleich: Manche Sachen gefallen mir, andere nicht. Das liegt in der Natur der Sache. Zur zeit ist es ganz klar: Mcs mit negativen und aggressiven Aussagen bekommen viel mehr und vor allem viel schneller Aufmerksamkeit als solche, die auf Skills und Inhalt statt auf Bildzeitungs-Niveau bauen. Das ist auch erstmal ok: Streetrap muss Aufmerksamkeit bekommen, damit die Honks die gerne ihre Augen vor der Realität verschließen, eine Klatsche bekommen. Aber das ist jetzt passiert! Selbst der Bundestag weiss jetzt „Ok, da gibt’s diese aggressiven Rapper, die spiegeln die Jugend wider, da muss was passieren“. Das wissen wir alle. Ok, Punkt gemacht, und jetzt? Wo geht es von da aus weiter? Und das ist genau der Moment, an dem Sachen wie mein Album kommen.

    MZEE.com: Den Hauptteil der Produktion haben Claud und Sashliq übernommen.. du hast selbst nicht für das Album produziert, sondern dich komplett auf die Beiden verlassen... inwiefern haben sie dieses Album geprägt?
    Curse: Claud und Sashliq sind sehr prägend für Style und Vibe der LP. Die beiden sind nicht nur Ausnahmetalente was Beats an geht, sondern auch krasse Menschen. Beide extrem eigen, sehr smart, sehr real. Und beide waren schon Curse Fans bevor ich sie kennengelernt habe. Das ist für mich auch extrem interessant, zu sehen wie diese beiden sich eine curse LP wünschen und vorstellen, eben als Fans, Freunde, Partner und Kritiker. Diese Reibung, denn da gab’s auch mehr als einmal dick Stress untereinander - führt zu großen Dingen.



    MZEE.com: Für einen Beat ist Pete Rock verantwortlich. Er hat sogar die Hook des Songs gesungen... wie kam es dazu?
    Curse: Zu der Hook mussten wir Pete förmlich überreden. Der war überzeugt davon, dass seine Stimme nicht mehr so geil klingt wie früher, und dass das nicht mehr geht und so weiter... wir waren so: „Junge, du bist PETE ROCK!“. „The World Is Yours“ von Nas war ein Über-Klassiker von Pete, und da hat er auch die Hook gesungen - das ist einfach der Shit. Ich musste das auf dem Track haben. Als er es dann gemacht hatte war er selbst überrascht, dass er noch so dope klingt... und wir: „Logo!“. Das ist schon ein verdammter Kindheitstraum mit Pete Rock was zu machen... das ist wie Weihnachten, ohne witz.

    MZEE.com: Und wie war die Zusammenarbeit mit Black Thought von den Roots?
    Curse: Tariq war über funny. Er hat in Rotterdam recorded, gerade raus aus dem Flugzeug, ein Sandwich gegessen, dann ins Studio, dann sofort Soundcheck und Show. Der Mann ist ein Tier. Ich hatte voll Schiss das er im Studio einpennt, so ge-jetlagt war der. Und dazu randvoll stoned. Ich auf Heineken, er auf Holland-Gras, mein Manager auf holländischen Pudding-Drinks und der Studio-Mensch auf Natur-stoned – die Killer Kombo. Aber sobald Black Thought in der Kabine stand: Monster! Zwei Takes, eine Doppelspur, fertig.

    MZEE.com: Und Samy wolltest du auch unbedingt auf deiner Platte haben?
    Curse: Ja und nein (lacht). Das war auf einmal ein Geistesblitz. Ich hatte den Beat, der eine Update-Version eines HipHop Klassikers von 1996 ist. Und eines Nachts dachte ich: Savas, Chris Stieber, Tone, Azad, Olli Banjo... mit all den Killer MCs war ich auf einem Track... außer mit Samy. Und die Zeit dafür ist jetzt auch reif.



    MZEE.com: Kommen wir mal zu den Tracks. "Heilung" ist einer der persönlichsten Tracks auf "Sinnflut"... aus welcher Stimmung heraus ist der Song denn entstanden?
    Curse: Der Track ist sehr introvertiert – aber auch sehr offen. Jeder kennt diese Zukunftsangst, diese Gedanken am Morgen, diese Zweifel daran ob der weg den man geht richtig ist. Jeder fällt mal in so ein Depri-Loch und auf einmal sieht alles um einen herum scheisse aus. „Heilung“ ist in so einer Stimmung entstanden. Doch wie der Titel schon sagt, irgendwann kommt die „Heilung“, irgendwann geht es weiter, auch wenn es noch so ****ed up ist. Das wort Heilung heisst „ganz werden, eins werden“. Das heisst, um uns zu heilen, müssen wir „eins mit uns selbst werden“... diesen Gedanken finde ich krass.

    MZEE.com: Auf "Kein Weg zurück"... beschreibst du, was du alles ändern würdest, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest. Hättest du für eine Sache die Möglichkeit dies zu tun, was würde das sein?
    Curse: Eine Sache? (überlegt lange) So abgedroschen wie es klingt: Alles ist gut. Ich bin wie ich bin, gut und schlecht. Ich würde absolut garnichts ändern. Stopp. Doch: Eine andere erste Single zu „Innere Sicherheit“.

    MZEE.com: "Herbstwind" ist dreiteiliger Track von insgesamt 9 Minuten... wie kamst du auf Idee zu diesem Song?
    Curse: So etwas passiert. Ideen kommen einfach, irgendwann macht es „klick“. Claud und ich hatten öfters darüber gesprochen einen Story-Song mit Beatswitch zu machen. Vielleicht dieselbe Story aus verschiedenen Blickwinkeln, oder ähnliches. Aus diesen Überlegungen und Ideen ist dann irgendwann „Herbstwind“ entstanden. Ausserdem dreh ich völlig auf die ganzen Jahreszeiten und Naturvergleiche durch... einer der Songs die mich jedes Mal wieder flashen.



    MZEE.com: Würdest du sagen, das "Struggle" einer der wichtigsten Songs des Albums ist?
    Curse: Inhaltlich ja. Und der Beat ist ein Brett. Und Samir ist drauf - also eigentlich insgesamt: Ja! Der song, vor allem der Inhalt ist krass aktuell. In diesem Land der Perspektivenlosigkeit fragt man sich eben: „Wofür soll ich die ganze scheisse hier machen?“. Wir sind von diesem Frankreich Ding gar nicht so weit entfernt wie manche denken wollen. Der Frust ist groß. Und Tracks wie Struggle formulieren das.

    MZEE.com: Wird es eine Tour zum Album geben?
    Curse: Ich bin im Februar und März auf Tour, in Deutschland, Schweiz und Österreich. Die genauen Termine werden in kürze bekanntgegeben.



    MZEE.com: Wie geht’s weiter bei Dir? Was sind die nächsten Projekte und Releases auf ARR?
    Curse: Zur zeit ist 110% Sinnflut Time, mit vollem Fokus. Wir bereiten gerade die zweite Single und das video vor. Anfang 2006 kommt dann das Album von meinem DJ "Kool DJ GQ" mit vielen Gästen, von Azad bis Nosliw. Im Frühjahr kommt das Solo-Album von Italo Reno. Desweiteren sind noch zig Releases für 2006 in den Startlöchern, aber das sprengt hier den Rahmen. Da machen wir am besten nochmal ein spezielles ARR-Interview.

    MZEE.com: Dann bedanke ich mich für das Interview... hast du noch irgendwelche abschließende Worte an die Leser von MZEE.com?
    Curse: Hört euch das Album an. Zieht es euch, brennt es euch, was auch immer. Aber wenn es euch gefällt, wenn es euch berührt, wenn ihr es mehr als ein mal hören wollt: Habt die Ehre und kauft es. Um es mit Pete Rock auf „Nimm’s Leicht“ zu sagen: „WE BRING THE SOUL BACK TO RAP!“. Peace.



    Album out: 2.12.05
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    Album out: 4.11.05
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    Tracklist & Audio-Preview "Sinnflut":

    01. Einklang (Intro)
    02. Der Fluch
    03. Gangsta Rap
    04. Liebe feat. Vanessa Mason
    05. Nimm's leicht feat. Pete Rock
    06. Gegengift (Acapella)
    07. Struggle feat. Samir
    08. Wir Erwarten Zuviel
    09. Links, Rechts feat. Italo Reno
    10. Heilung
    11. Herbstwind (Teil 1. / Teil 2. / Teil 3.)
    12. Spiritual feat. Patrice
    13. Münze Des Glücks
    14. Broken Language Reloaded feat. Samy Deluxe
    15. Kein Weg Zurück
    16. Flutlicht feat. Black Thought (von The Roots)
    17. 24
    18. Mein Leben



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