Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

Paris bei Nacht
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    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:34

    Des einen Freud ist des Anderen Leid.....
    Sie hatte sich von ihm am Quai absetzen lassen und dann hatte sie ihn weggeschickt. Während der ganzen Fahrt hatte sie kein Wort mehr gesagt, ihren Blick stur durch das Fenster auf die Strasse gerichtet. Die Enttäuschung und die Demütigung sassen ihr wie ein dicker Klos im Hals.

    Auf dem Boot ging sie nicht gleich hinein. Sie lehnte an der Reling und starrte auf die dunkle Oberfläche des Flusses. Henry, Smitty, Janne, der Prinz, Cris.....hatten sich denn alle gegen sie verschworen? Jedem hatte sie auf eine gewisse Art vertraut, einem mehr, dem anderen weniger und zum Dank liessen alle sie im Regen stehen. Sie hob ihre Hand, die noch die kleine Tüte mit dem dezenten Aufdruck Cartier trug, um sich über die Augen zu fahren. Nein, sie weinte nicht, aber sie wünschte sich, sie würde es tun............

    Sie hatte noch nie ein solches Wechselbad der Gefühle durchlebt. Sollte nochmal einer sagen, man hätte keiner mehr, wenn man tot war. Sie fühlte sich verraten und verkauft, verschaukelt, im Stich gelassen, auf den Arm genommen.....mit einem wütenden Verdammt! warf sie die Tüte ins Wasser die mit einem enttäuschten Plätschern in den Fluten des Flusses verschwand.

    Ja, sie hatte dieses Armband haben wollen. Aber doch nicht so. Nach all dem, was Henry gesagt hatte, da hatte sie sich diesen Abend ganz anders vorgestellt. Sie hatte sich seine Aufmerksamkeit erhofft, ab und zu einen aufmunternden Blick, der sagen sollte, das sie sich keine Gedanken wegen der Preise machen müsse, vielleicht ein „wenn Du Dich nicht entscheiden kannst, nimm sie ruhig beide“......und statt dessen? Sieh zu, das es nicht zu teuer wird ...........................

    Langsam wurde ihr klar, was sie gerade getan hatte. Sie hatte tatsächlich gerade 30.000 Euro ins Wasser geworfen. Hinterher springen? Am liebsten hätte sie es getan. Verdammt, sie wollte das Armband doch wirklich......Statt dessen ging sie hinein und knallte die Tür hinter sich zu, das wahrscheinlich noch im Louvre die Bilder an den Wänden sacht zitterten. Sophie, die vorsichtig ihren Kopf aus der Tür ihres Zimmers steckte, schrie sie an GEH MIR AUS DEN AUGEN! VERSCHWINDE

    Die Jadebüste eines chinesischen Kaisers flog Sophie hinterher und zerschellte an der Tür, als diese hastig flüchtete. Teile des chinesischen Porzellans flogen an die Wand und würden ganz sicher nicht ersetzt werden können. Mit einem wütenden Keuchen und einer einzigen Bewegung räumte sie eine lange Reihe Bücher aus dem Regal und verteilte sie mit Fusstritten im ganzen Raum. Es dauerte lange und es gab noch viele kostbare Scherben, ehe sie ruhiger wurde, sich in ihr Bett verkroch und sich die Decke über den Kopf zog.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:37


    Wieder zuhause.
    Sie hatte vor ihrem geliebten Boot gestanden und plötzlich kam es ihr so klein und miefig vor, am liebsten hätte sie gleich wieder umgedreht. Aber wohin? In ihre riesige elegante Altbauwohnung auf der anderen Flussseite, die ihr eigentlich so gar nicht entsprach? Dort sass Smitty und einen Ahnen setzte man ja nicht einfach so vor die Tür. Ausserdem erfüllte das Boot noch immer seinen Zweck, wie sie feststellte, als sie dann doch eingetreten war. Es gab ihr das Gefühl von Geborgenheit. Hier konnte sie sie selbst sein. Auf dem grossen Sofa liegend, dachte sie lange an das letzte Gespräch mit dem Prinzen.

    Das Telefon schreckte sie aus ihren Gedanken. Wie hatte sie das vermisst, dachte sie ironisch. Sie antwortete brav. Ja, sie würde Henry morgen sehen, ja, sie freute sich und ja, sie war gespannt auf die Neuigkeiten. Automatische Antworten, die man genauso auch von ihr erwartete. Was interessierte sie gerade, was irgendein wiedererwachter Kanalkriecher gesagt hatte? Sie musste ihre eigenen Neuigkeiten erst mal verarbeiten. Artig rief sie auch Michael an, um sich zurückzumelden und liess ihn, wie sie nicht ganz ohne geheime Freude feststellte, zur Abwechslung auch mal mit ein paar Fragezeichen am anderen Ende der Leitung zurück. Es war ja nicht so, das sie nicht hatte antworten wollen...sie hatte nur selbst gerade keine Antworten.

    Als sie aufgelegt und nochmal über das Gespräch nachgedacht hatte, sah sie klarer. Zumindest erkannte sie nun den Grund ihrer ganz eigenen Maskerade. Es erschütterte sie ein bisschen. Nicht dramatisch. Dazu hatte sie einfach zuviel gehört, in den letzten Nächten. Aber schade war es, um so viel verschwendete Zeit. Natürlich hatte sie es so gewollt. Es war bequem gewesen und sicher. Erst diese Nacht hatte sie doch wieder gesagt, wie sehr sie Entscheidungen hasste. Aber es wurde Zeit, ein paar eigene zu treffen, nicht nur die Länge des Rocksaums betreffend. Auf den nächsten Anruf würde Michael länger warten müssen.

    Sie drehte sich um und betrachtete das neue Stück in ihrem Regal. Mailand. Diese Stadt würde wohl für immer etwas ganz besonderes in ihren Erinnerungen bleiben, ein Traum, ein Märchen......Sie wusste nicht, wie er es geschafft hatte, oder wollte sie es nicht wissen? Egal...er hatte sie schweben lassen wie in einer Seifenblase, sie war glücklich gewesen, hatte sich so unbeschwert gefühlt wie ein kleines Kind, sie hatte herumgealbert und die Sache mit dem Fotografen.........sie lachte laut auf. Und selbst die Landung war erstaunlich sanft gewesen. Vielleicht war Paris doch nicht so schlimm. Und da gab es ja auch noch etwas vorzubereiten.

    „Gleich morgen fange ich damit an“ verkündete sie sich selbst wie es Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“ getan hatte. Und sie grinste bei der Erinnerung daran, wie dieser Roman zustande kam.

    Ja, gleich morgen würde sie anfangen.............



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:38


    Bei jedem Schritt dröhnte ihr Kopf. Bei jedem Aufsetzen des Fusses auf dem Boden hatte sie das Gefühl, er würde platzen. Ob man wirklich nicht Laufen konnte ohne den Boden zu berühren?
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so verprügelt worden zu sein und entsprechend verwirrt und ratlos stand sie nun da. Was denn nun zuerst tun?
    Vorsichtig tastete sie mit einer Hand nach ihrem Kopf, nur um sie dann schnell wieder wegzuziehen. Ja, DAS bedurfte dringend einer Heilung. Sie konzentrierte sich und spürte unangenehm deutlich wie sich die Knochen langsam wieder zusammenschoben. Die Haare hatten sich feucht angefühlt, aber was sie da an ihrer Hand hatte war ganz sicher kein Wasser.

    Sie tastete sich an der Hauswand entlang zu Ric, der noch immer reglos auf dem Boden sass und ging vor ihm in die Hocke. Fast wünschte sie sich, er wäre tot. Das würde alles so viel einfacher machen. Aber natürlich war nichts in ihrer Existenz je einfach gewesen und so stellte sie also fest, das er noch atmete. Was sie daran erinnerte, das sie das momentan besser bleiben liess, denn bei jedem Atemzug drang ein stechender Schmerz durch ihre Brust. Mindestens eine Rippe schien zur Zeit nicht dort zu sein wo sie hingehörte. Die Finger ihrer rechten Hand konnte sie nicht bewegen und ihre Augen brannten. Sie wischte mit dem Arm übers Gesicht und wieder war es ganz sicher kein Schweiss, was sie auf ihrer Haut spürte.

    Sie konnte ihn unmöglich hier lassen.....nicht nach all dem, was er mit angesehen hatte. Ihn töten? Nein, daran mochte sie gar nicht denken. Sie zog ihn hoch, wobei sie ein paar Schritte rückwärts taumelte. Mit zusammengebissenen Zähnen brachte sie seinen Arm über ihre Schulter und zog ihn mehr neben sich her als das sie ihn stützte.

    Ein Taxi wäre toll. Aber ohne Geld? Und so wie sie aussah, blutüberströmt, mit zerrissener Kleidung, einen Ohnmächtigen an ihrer Seite.....würde sie wohl eh kein Fahrer der Welt mitnehmen. Aber weg mussten sie hier und zwar schnell und das nicht nur wegen der Uhrzeit. Zu gerne hätte sie die restlichen Wunden geheilt, aber sie spürte schon jetzt, wie der Hunger an ihr nagte. So biss sie die Zähne zusammen und schleppte sich von Hauseingang zu Hauseingang am Fluss entlang, sich mehr als deutlich der Tatsache bewusst, auf der „falschen“ Seite zu sein.

    Der Himmel färbte sich schon rot als sie endlich die Rue de Lille erreichte. Sie fiel dem überraschten Smitty regelrecht entgegen, konnte noch auf Ric zeigen, murmelte etwas von Keller und nicht weglassen, von wirklich wirklich grossem Hunger und schloss dann einfach ihre Augen.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:39


    Sie legte auf und starrte noch eine Weile auf das Telefon.

    “Du kommst sofort nach Hause!“ klang es immer noch in ihren Ohren und auch ihr entschlossenes “Nein!“ hallte noch im Raum nach. Der Rest des Gespräches war unschön verlaufen. Sie kam nicht mehr dazu, noch etwas zu sagen, liess Michaels eisige Drohungen über sich ergehen, registrierte die erneute Aufforderung, sich sofort zurück nach New York zu begeben und auch das Klicken, mit dem das Gespräch dann beendet wurde. Die Stille, die daraufhin folgte, war fast noch schlimmer als Michaels schneidende Stimme. Wie hypnotisiert betrachtete sie den Apparat. Die Welt hatte sich definitiv gegen sie verschworen, aber so war das wohl wenn man nicht wirklich perfekt war. Sie würde noch besser werden müssen. Gleich morgen. Aber jetzt, in diesem Moment, war es ihr einfach egal. Vielleicht auch einfach nur zu viel. Zuviele Unbekannte Faktoren, die sich nur widerspenstig dahin manövrieren liessen, wohin sie sie haben wollte. Carsten....heute Nacht hatte sie ihn zum ersten mal so genannt...,Luna, Henry, Samuel, die Drecks-Sabbat-Ratte Hodrigo, der neue Prinz, Michael.........“zuviel, zuviel......“ tönte es immer wieder in ihrem Kopf.

    “Caaaaaaarsten!“ Mit einem Schluchzen liess sie sich aufs Bett sinken. Bestimmt hatte sie alles falsch gemacht. Sie hätte ihm sagen sollen, das........aber sie konnte doch nicht, er war doch......und seine Frau............

    Die Tür öffnete sich und Ric steckte seinen Kopf herein. Auch wenn es ihn innerlich schier zerriss, das seine Herrin nach anderen Männern schrie, so wollte er doch sehen, ob er etwas für sie tun konnte.

    Ihr erster Impuls war gewesen, ihn wegzuschicken, dann hatte sie es sich anders überlegt und ihn herbeigewunken. Auch nach Sophie hatte sie gerufen und dann mit beiden gekuschelt. Jeder brauchte ab und zu ein bisschen „echte“ Zuwendung.

    In den Armen der Beiden liegend hatte sie dann ruhiger über die Dinge nachgedacht. Es schien, als wären die friedlichen Zeiten in Paris vorbei. Vielleicht hatte Michael Recht und sie hatte tatsächlich lange genug an der Pariser Oper „geträllert“, wie er es nannte.....alleine dafür hätte sie ihm ins Gesicht springen können...aber es erinnerte sie auch erneut daran, das sie eben nicht wegen ihrer Stimme ausgewählt wurde, damals. Und genau deshalb würde sie nicht nach Hause fahren. Janne hatte auch Recht gehabt: es hatte tatsächlich 5 von diesen Mistkerlen gebraucht, und dazu noch elendige Klauen, um sie ausser Gefecht zu setzen...das war doch schon mal eine gute Basis.

    Was war nun wichtig? Die Machtstrukturen hatten sich geändert. Es galt also, sich neu zu positionieren und zu profilieren. Sorgsam liess sie ihren Besuch bei Lysander nochmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren, rief sich jedes Detail ins Gedächtnis, dazu die Worte von Michael über ihn.

    Sie hauchte Sophie einen Kuss auf.

    “Morgen werden wir einkaufen gehen, wir zwei. Es wird ein paar Veränderungen geben“



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:40


    Aus dem Kulturteil der Zeitung...................

    Wie die Pariser Nationaloper heute bekanntgab, ist die amerikanische Sopranistin Ellen Bangs, die derzeit mit ihrer Rolle der Desdemona einen Erfolg nach dem anderen feiert, schwer erkrankt. Miss Bangs wurde noch gestern Nacht zurück nach New York geflogen, wo sie von Spezialisten betreut wird.
    Über die Art der Erkrankung wurde nichts berichtet, Gerüchte sprechen von einer Erkrankung der Lunge, auch Krebs wird nicht ausgeschlossen.
    Die Oper „Othello“ wurde kurzfristig abgesetzt. Karten können an der Abendkasse umgetauscht oder zurückgegeben werden. ds.


    .............................................................................................


    Sie schlug ihre Augen auf und es war wie ein „nach Hause kommen“. Sie konnte nicht sagen, was so anders war, ob es in New York anders roch oder ob die Luft anders war, vielleicht das Licht...oder einfach nur ein Gefühl. Sie konnte in diesem Moment nicht mal sagen, das sie wirklich erleichtert darüber war, die Augen überhaupt noch aufzuschlagen. Sofort war Sophie an ihrer Seite und half ihr aus der Transportkiste, deren Deckel man zwar geöffnet hatte, in der man sie aber hatte liegen lassen um sie durch das Herausholen nicht unnötig früh zu wecken. Ein kurzer Blick verriet ihr, das sie nicht in ihrer Wohnung sondern bei Michael war. Das verhiess zwar noch nichts Schlimmes aber auch nicht unbedingt etwas Gutes. Zumindest hatte sie ganz sicher eine Stzrafpredigt über sich ergehen zu lassen, gefolgt von ein paar unangenehmen Fragen, die zum Teil wohl auch Carsten betreffen würden. Immerhin hatte sie noch etwas Zeit um sich darauf vorzubereiten, wie ihr ein Blick auf die Uhr verriet.

    Sie verschwand im Badezimmer und liess sich dann von Sophie etwas zum Anziehen bringen. Danach machte sie es sich in Michaels Salon auf dem Sofa bequem und studierte die französische Zeitung, die man wohl extra für sie dort deponiert hatte. Sie war also schwer krank. Danke, Michael dachte sie, Danke dafür, das meine Karriere wieder mal in einem Fiasko endet. Sie lehnte sich zurück und überlegte, wie es mit der Oper nun weitergehen würde. Würde es weitergehen? Und wenn nicht? Für noch einen „Neuanfang“ hatte sie einfach nicht mehr den Nerv, aber würde sie ohne Oper sein können?

    Es schien ihr einfach nicht vergönnt, dort wirklich Erfolge zu feiern. Erst war es Janne gewesen, die ihr die Premiere versaut hatte............Janne..........sie holte ihren Brief aus ihrer Tasche und las ihn noch einmal. Sie presste ihre Lippen zusammen.

    Wie sollte sie Janne jemals vergessen? Sie hatte gebettelt und gedroht, gefleht und all ihre Disziplinen eingesetzt, um sie vom Sabbat wegzubringen, alles umsonst. Letzten Endes konnte auch sie nicht über ihren eigenen Schatten springen. Nachdem alle anderen offensichtlich so viel wichtiger waren, so viel mehr Wert waren, hatte ihr gekränkter Stolz es nicht länger zugelassen, zu schweigen. Und sie fühlte sich nicht einmal schuldig. Objektiv betrachtet hatte sie gar nicht anders handeln können, als dem Prinzen alles zu erzählen, wollte sie sich nicht selbst in Gefahr bringen, und spätestens nach der Prügel von Janne war ihr das eigene Dasein mehr Wert als das anderer. Janne selbst hatte den Stein ins Rollen gebracht, wahrscheinlich nicht ahnend, welche Lawine er auslösen würde. Und dennoch....sie hätte sonst etwas dafür gegeben, wäre alles anders gekommen. Schon jetzt vermisste sie Paris ganz fürchterlich. Und Janne.

    Auf der anderen Seite des Flures hörte sie Geräusche. Michael war erwacht. Also hiess es nun noch mal tief durchatmen und der Dinge harren, die gleich kommen würden............



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 21:55


    Das nächste in ihrer Reichweite war die chinesische Vase. Sie ergriff sie und warf sie mit Schwung gegen die Wand, an der sie mit einem Krachen zerbarst. Der Teller, der neben der Vase sein Dasein gefristet hatte, landete vor Michaels Füssen und zersprang in tausend kleine Stücke, die zum Teil bis ans Ende des weitläufigen Raumes flogen. Der nächste Griff ging ...........ins Leere. Ihr Kopf flog von der Wucht des Schlages zur Seite, das Klatschen hallte noch einige Sekunden in ihren Ohren wider und dann setzte der Schmerz ein.

    “ES REICHT!“ Michaels Stimme war schneidend scharf und schraubte sich dann zu einem Zischen herab..“Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist!?“

    Eine Hand in der Hosentasche, liess er sie einfach stehen und schlenderte zu den grossen Panorama-Scheiben, wo er eine ganze Weile seinen Blick über das nächtliche New York wandern liess.

    “Du kannst Dir deinen kindlichen Trotz sparen“ fuhr er dann fort, ohne sie anzusehen. “Wohin es geführt hat, wenn man Dich alleine etwas machen lässt, hast Du ja deutlich demonstriert. Einen – absehbaren – Erfolg an der Oper und ansonsten nur Geheule über Premieren, die Dir andere verpatzt haben und Prinzen, in die Du dich verknallt hast. Und zu all dem hast Du nichts besseres zu tun, als Dir für den Sabbat auch noch ein grosses Fadenkreuz auf die Stirn zu malen. Eine wirklich grossartige Leistung. Ich bin mächtig beeindruckt, ehrlich“

    Seine Stimme troff nur so vor Ironie und seine Haltung und seine Mimik, die Ellen in der Spiegelung der Scheibe beobachten konnte, waren pure Arroganz.

    “Du hast überhaupt keine Ahnung, was alles passiert ist und wie es zusammenhängt, Du......“

    Sie kam nicht dazu, auszureden. Diesmal flog ihr Kopf zur anderen Seite. Es überraschte sie ein wenig, wie schnell er sein konnte. Ob sie ihm wenigstens dankbar dafür sein sollte, das er die Röte auf ihren Wangen gleichmässig verteilte? Einmal rote Fingerabdrücke auf der Backe sah ja nun wirklich nach unartigem Gör aus aber zweimal rote Finger im Gesicht...uuuuuh, das liess sie bestimmt richtig böse aussehen. Bei diesem Gedanken musste sie lachen, auch wenn ihr eher zum Heulen war, was Michael zu einem irritierten aber auch nur kurzen Zögern veranlasste.

    “Von nun an spielen wir wieder nach meinen Regeln und denk gar nicht daran....“ die letzten Worte waren lauter gesprochen um einen empörten Einwand von ihr zu übertönen...“denk gar nicht erst daran, in den nächsten Monaten auch nur alleine entscheiden zu wollen, welche Haarspange Du trägst.“

    Mit diesen Worten wandt er sich von ihr ab und verliess den Raum. Ellen stand einen Moment wie vom Donner gerührt da, bevor sie ihm nacheilte. Als sie an der Tür ankam, trat Michael mit ihrer Tasche in der Hand aus ihrem Zimmer.

    “Denk ein bisschen darüber nach, was Du falsch gemacht hast. Ich werde die Dinge nun in die Wege leiten“ Mit diesen Worten verliess er die Wohnung.

    “NEIN !!!!!!!!!!!“

    Sie eilte ihm nach als sie hörte, wie sich der Schlüssel zweimal im Schloss drehte. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Als sie wütend an der Tür rüttelte, öffnete sich neben ihr eine Zimmertür und heraus kam Gatsby, ein Schrank von einem Kerl, bei dem fast jeder die Strassenseite wechseln würde, würde man ihn nachts alleine treffen – Michaels „Bodyguard“.

    “Machen Sie es uns beiden leicht und geben Sie Ruhe, Mrs Bangs“ sagte er ruhig. Seine Haltung verriet, das er sie sonst durchaus zur Ruhe bringen würde. Mit einem Knurren zog Ellen sich in ihr Zimmer zurück. So konnte Michael nicht mit ihr umgehen! Nicht mehr! Lange genug hatte sie sich von ihm bevormunden und wie ein Kind behandeln lassen. Aber das würde jetzt ein Ende haben! Noch hatte sie hier Freunde, die ihr helfen würden! Sie griff zum Telefon um eine Nummer zu wählen.

    “Ja, Mrs. Bangs ? Was kann ich für Sie tun?”

    Irritiert lauschte sie der Stimme von Michaels Ghul.

    “Ich möchte gerne telefonieren, Bosley, bitte geben Sie mir ein Amt“

    “Bedaure“ ertönte die Stimme des Ghuls...“ Mr. York wünscht im Moment nicht, das Sie telefonieren.“

    Resigniert legte sie auf.

    Eines Tages würde Michael dafür bezahlen.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 22:07


    New York. Die bekannte Sopranistin Ellen Bangs ist in der Nacht zum Sonntag mit ihrem Wagen tödlich verunglückt. Die amerikanische Opernsängerin, die zuletzt mit „Othello“ an der Pariser Oper grosse Erfolge feierte, kam aus bisher ungeklärter Ursache auf dem Weg nach Long Island auf einer Landstrasse von der Fahrbahn ab. Der Wagen überschlug sich, prallte gegen einen Baum und ging in Flammen auf. Die Polizei wartet noch auf die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung. Gerüchte schliessen auch einen Freitod der Künstlerin wegen einer unheilbaren Krankheit nicht aus. Ellen Bangs musste vor kurzem ihre weiteren Auftritte an der Pariser Oper aus gesundheitlichen Gründen absagen und begab sich zur Behandlung nach New York.


    Sie stiess einen Schrei aus, als sie die Meldung las und zerriss die Zeitung anschliessend in tausend kleine Stücke.
    “Michael!“

    Was dachte dieser Bastard sich eigentlich dabei, ihr Leben, ihre Karriere, alles, was sie sich immer wieder aufbaute, mit einem Fingerschnippsen zu zerstören?!? Diesmal hätte sie es geschafft. Sie hätte endlich internationale Erfolge feiern können, sie wäre ganz gross rausgekommen. Die Callas wäre in ihrem Schatten verblasst ....und was tat dieser Hurensohn..????
    “Miiiiiiiichael!“

    Das Blut raste durch ihre Adern. Sie würde sich das nicht mehr bieten lassen. Sie würde diesem Dreckskerl nun ein für alle mal die Meinung sagen, sie würde ihm............

    Es rauschte in ihren Ohren. Sie spürte, wie sich ihr Gesichtsfeld rot färbte, wie sie den Gedanken nicht mehr zu Ende bringen konnte. Sie stiess die Tür auf und rannte den Gang entlang.

    “Michael, Du verdammte Ratte, wo bist Du ..?“

    Sie bog um die Ecke und prallte gegen Gatsby. Sie konnte sein höhnisches widerwärtiges Lächeln sehen und am liebsten hätte sie ihm die Zähne eingeschlagen. Gerade noch hatte sie sich zu so etwas in der Lage gefühlt. Aber nun war da nur noch Schmerz.

    Gnädigerweise fing er sie auf bevor sie auf den Boden schlug.

    Aus einer anderen Tür trat Michael York, rückte den Knoten seiner Krawatte zurecht und betrachtete Ellen seufzend.

    “Ich hatte doch geahnt, das sie hysterisch wird wenn sie das liest. Manchmal kann sie aber auch widerspenstig sein. Bring sie erst mal weg. Ich habe noch einen Termin“

    Er warf sich seinen Mantel über die Schultern und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Matthews hatte ins „Chez Marcuse“ geladen und die entzückenden kleinen Hors d´oeuvres die es dort gab, wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.06.2005, 22:09


    Das Tier hatte sich grollend in eine Ecke zurückgezogen, der Schmerz war geblieben. Wieso tat Michael ihr das an? Wie lange lag sie hier nun überhaupt schon? Erst eine Nacht, oder? Oder hatte sie geschlafen, ohne es mitzubekommen? Hungrig wurde sie auch langsam und das nicht bewegen können brachte sie fast um. Ablenkung war angesagt. Irgendwie musste sie ihren Geist beschäftigen wenn schon alles andere zur Ruhe gezwungen wurde

    Sie ging im Geist ihre Garderobe durch. Was davon konnte man in diesem Sommer noch tragen und was konnte man dazu kombinieren? Oh halt....die New Yorkerin hatte einen völlig anderen Geschmack als die Pariserin. Sie würde also einkaufen müssen. Musste sie? Das würde ja bedeuten, das sie hier bleiben würde. Würde sie? So ging das nicht weiter, das war keine Ablenkung sondern geistiges Karrusell fahren.

    Wollte sie zurück? Was würde sie dort erwarten? Ob...............ob Carsten wieder aufgetaucht war? Was war mit Janne? Ob es ihr gut ging? Fatale Sache. Der Gedanke an Janne tat weh und sie konnte mit nichts werfen. Janne fehlte ihr. Fast noch mehr als Carsten oder Henry. Ja, den vermisste sie auch, obwohl sie ihn so scheusslich behandelt hatte. Und Smitty. Ob diese gemeine Drecks-Sabbat-Ratte Hodrigo schon vernichtet war? Konnte sie denn überhaupt zurück? Und falls unwahrscheinlicherweise Ja....was würde sie dann dort machen? Ihre Karriere an der Oper war ja futsch....aus....vernichtet. Sie durfte wieder mal bei Null anfangen. Mit irgendwas würde sie Geld verdienen müssen. Von Michael, dieser Filzlaus würde sie keinen Cent mehr nehmen.

    Hatte sie da was gehört? Ja, tatsächlich. Die Tür......da kam doch wer. Michael beugte sich über sie. Noch jemand. Gatsby. Michael strich ihr übers Har und lächelte. Er redete beruhigend auf sie ein, dann kam wieder der Schmerz. Gatsby hatte den Pflock entfernt. Michael rief die junge Frau, die verängstigt an der Tür gewartet hatte herbei. Aaaah, Zimmerservice. Michael war doch keine Filzlaus. Oder nur eine kleine. Jedenfalls kümmerte er sich. Hungrig machte sich Ellen über die Frau her, dann sah sie Michael fragend an.

    “Was machen wir denn nun? Ich meine, nachdem ich nicht mehr Ellen Bangs sein und an der Oper auftreten kann, da.......“

    Michael lächelte die ganze Zeit nur gütig. Und da war er wieder, der Schmerz. Gatsby legte sie wieder ordentlich aufs Bett, alleine schaffte sie das mit einem Stück Holz in der Brust ja nicht, dann verliessen alle drei den Raum.

    Und Michael war eine solch widerwärtige Filzlaus!!!



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 12.07.2005, 15:48


    Er war ja so fürsorglich. Hatte ihr richtig lange Zeit gegeben, nachzudenken. Wahrscheinlich war das der grösste Fehler, den er je gemacht hatte, denn sie hatte die Zeit tatsächlich zum Denken genutzt, schon allein, um nicht wahnsinnig zu werden. Ihr Zeit geben zum Nachdenken, so hatte er es formuliert, dabei war ihr recht klar, was er damit eigentlich bezweckte: der Welt Zeit geben, sie zu vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

    Nachdem sie nun wieder Teil der Welt sein durfte, stellte sich auch heraus, weshalb er sie „erlöst“ hatte. Der Prinz lud ein, die neuesten Skulpturen seines Busenfreundes Withermoore zu besichtigen und erwartete zahlreiches Erscheinen.

    Er hatte ihr etwas zum Anziehen zurecht legen lassen. Selbst über ihre Kleidung zu bestimmen stand ihr wohl noch nicht wieder zu. Natürlich sah sie umwerfend darin aus, das er Geschmack hatte, liess sich einfach nicht leugnen. Sie hatte nach ihrem Handy gefragt, was ihr aber mit einem knappen “Nein“ verweigert wurde. Sie hatte ihn mit zehntausend Fragen bestürmt, wie es nun weiter gehen solle, aber auch darauf bekam sie keine Antwort.

    Gut. Das konnte sie auch.

    Im Wagen dann hatte Michael beginnen wollen, über seine Pläne zu reden. Kurz hatte sie ihm gelauscht, den Blick dabei nach vorne, auf die Strasse gerichtet. Nach zwei Sätzen hatte sie ihn unterbrochen. “Es wird schwer werden, mit deinen Plänen meine Aufmerksamkeit zu fesseln“ Danach hatte sie den Kopf wieder abgewandt, den Blick aus dem Seitenfenster auf das nächtliche New York gerichtet und kein weiteres Wort mehr gesprochen. Auch Michael hatte geschwiegen.

    Der Empfang war das, was sie als eine der zehn schlimmsten Foltermethoden bezeichnen würde. Tödlich langweilig. Die Skulpturen waren ein Ausbund an Scheusslichkeit und die Anwesenden zum grössten Teil schön und dumm. Manche waren auch einfach nur dumm. Womit hatte sie es verdient, so leiden zu müssen? Sie liess das Gerede der Anderen an sich vorbei plätschern und sehnte sich fast nach der reglosen Stille zurück, die sie die letzten Wochen umfangen hatte.

    “Es muss furchtbar für Dich sein, wo Du doch diesmal sooooo nah daran warst, deine Ziele zu erreichen“ Samantha, das Kind von Nathaniel Gascoigne, dem Busenfreund von Michael, nervte sie nun schon seit 20 Minuten. Die Schadenfreude in ihrer Stimme war beim Besten Willen nicht zu überhören. “Aber naja, eine Gesangsschule ist ja auch was Nettes. Da kannst Du ja auch singen“

    Ellen sah auf. Gesangsschule? DAS waren Michaels Pläne für sie? Vielleicht hätte sie ihm doch zuhören sollen. Dann wäre sie wenigstens schon im Wagen in Raserei gefallen und nicht erst hier. Innerlich zählte sie angespannt bis ungefähr achthundert, bis sie in der Lage war, ruhig zu antworten, ein Lächeln auf dem Gesicht. „Ach, so tragisch ist das gar nicht“ entgegnete sie....“Es finden sich immer ein paar Alternativen, wenn man etwas kann. Ich bin mir ganz sicher, eines Tages wird man auch bei Dir noch irgendein Talent entdecken“

    Es wurde still um sie herum. Nathaniel und Michael, die sich in der Nähe unterhalten hatten, sahen zu ihr herüber. Samantha starrte sie mit offenem Mund an, aber offensichtlich fiel ihr keine passende Erwiderung ein. Ellen lächelte allerliebst zu Nathaniel und Michael und liess die Gruppe dann einfach stehen. Sie hatte es satt, sie hatte genug von diesem aufgeblasenen Haufen, sie wollte hier weg! Ihr Blick wanderte über die Gäste und blieb schliesslich an Arif Yatim hängen.

    Dieser fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu. Sie wusste, das er einen Narren an ihr gefressen hatte. Bisher hatte sie ihn elegant missachtet. Er war Araber und somit war seine Gesellschaft einfach nicht ......angemessen. Aber nun gedachte sie, ihn in ihre Pläne einzuspannen. Lächelnd ging sie auf ihn zu.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 15.07.2005, 15:29


    Arif war sich absolut im Klaren darüber, das sich Ellen Bangs nicht spontan dazu entschlossen hatte, ihn zu mögen. Aber war das wichtig? Jeder sollte mindestens eine Droge haben, um sich das Dasein ein wenig zu verschönern und seine Droge hiess Ellen, auch wenn die Kleine das nicht mal wusste. Es hatte ihn hart getroffen, als sie New York verlassen hatte um nach Paris zu gehen. Er war zweimal dort gewesen, zu ihren Premieren. Aber auch das wusste sie nicht. Als er gelesen hatte, das sie zurück war, hatte er sich gefreut, allerdings bald feststellen müssen, das sie nicht am „öffentlichen Leben“ teilnahm. Gerade bei einer Toreador war das verwunderlich aber er hatte keine Kontakte, die ihm da zu weiterem Wissen hätten verhelfen können. Und nun kam sie direkt auf ihn zu. Er richtete sich ein wenig auf, er war ja nur knapp grösser als sie, aber das immerhin musste nun auch zur Geltung gebracht werden.

    “Und schon hat sich der Abend gelohnt“..mit diesen Worten begrüsste er sie lächelnd, als sie vor ihm stand. “Wie schön Sie zu sehen, Ellen. Die Skulpturen verblassen neben Ihnen“

    Einen Moment lang lächelte sie nur, unklar darüber, wie ehrlich das gemeint sein konnte, dann entschloss sie sich, mit offenen Karten zu spielen.

    “Das ist auch nicht besonders schwer. Sind wir ehrlich, selbst eine eitrige Pestbeule wäre ein angenehmerer Anblick als dieser gequälte Stein.“ „Arif, ich brauche ihre Hilfe“ fügte sie dann hinzu.

    Hilfe...das versprach interessante Perspektiven. Sehr interessante Perspektiven. Er wuchs gleich nochmal um zwei Zentimeter. Als würde er jede Nacht nichts anderes machen, als anderen zu helfen....und eigentlich war es ja auch so, jedenfalls wenn man Hilfe auf seine Art definierte...und als würde selbst der Prinz sich deswegen vertraulich an ihn wenden, lächelte er sie milde und abwartend an.

    “Ich möchte hier weg. Und dazu brauche ich eine neue Identität. Eine französische. Sie muss lückenlos und wasserdicht sein und ich muss ...meine Erbin sein. Bekommen Sie das hin, Arif?“

    Das sass. Hier weg. Genauso gut hätte sie ihm einen Pflock ins Herz stossen können. Gut, viel gewirkt hätte das nicht, aber es hätte weh getan. So wie das nun.

    “Weshalb denn gleich Europa? Ein neues....“Leben“...kann man überall beginnen. Es gibt so viele schöne........“

    “Arif!“ unterbrach sie ihn. “Ich möchte nicht darüber diskutieren, wo ich hingehe, ich möchte die passenden Papiere dazu. Schaffen Sie das?“

    “Natürlich“ Nun war er doch ein bisschen gekränkt. Im Geiste hatte er schon sie beide bei einer nächtlichen Nilkreuzfahrt gesehen, sie in die Geheimnisse des alten Ägyptens einweihend, und nicht nur in diese.........“das wird dann aber nicht ganz billig“

    Sie schloss kurz ihre Augen. Das war zu erwarten gewesen. Aber sich weiter einem Michael ausliefern, der sie hielt wie eine Gefangene? Der ihre Existenz zerstörte, weil ihm danach war und sie nach Belieben pflockte und entpflockte, so wie es die gesellschaftlichen Ereignisse verlangten? Um nichts in der Welt!

    “Und was möchten Sie, Arif?“

    Er überlegte kurz und formulierte dann sehr vorsichtig...

    “Ich hätte gerne ein ....bindendes...Versprechen, das Sie sich an ihre...Schuld...erinnern.“

    Sie sah ihn schweigend an. Michaels Stimme riss sie aus ihren sich überschlagenden Gedanken.....“Ellen kommst Du bitte? Wir gehen „

    Sie warf Arif einen hilflosen Blick zu und wand sich dann um, um sich zu Michael zu begeben.

    Natürlich hörte sie sich auf dem Heimweg an, wie unmöglich sie sich benommen hatte. Auch die Frage, was sie von diesem Araber gewollt hatte, kam. Sie wiegelte ab und zuhause begab sie sich gleich auf ihr Zimmer. Wenigstens wurde sie nicht mehr gepflockt. Wie überaus tröstlich. Als sie ihren Mantel auszog, stutzte sie. Verwundert betrachtete sie den dicken Umschlag, den sie aus der Manteltasche gezogen hatte. Was war das denn?

    Sie lauschte kurz an der Tür ihres Zimmers. Draussen war alles ruhig, also öffnete sie den Umschlag. Darin fand sich eine Wegbeschreibung zu einem kleinen Flughafen, ein Datum und die Beschreibung eines Flugzeugs, Geld für ein Taxi dorthin, ein Personalausweis und eine Geburtsurkunde, ausgestellt auf den Namen Hélène le Bain und das Testament von Ellen Bangs, notariell beglaubigt. .......Testament????

    Noch ein kleiner Zettel lag in dem Umschlag, mit einer Adresse in Paris. Ungläubig starrte sie darauf.....................

    52, rue de Milan

    Etwa zur gleichen Zeit verliess eine Gestalt sehr zufrieden die grässliche Ausstellung und strebte seiner Heimstatt zu. Sein Gehstock schlug dabei einen munteren Takt aufs Pflaster.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 22.07.2005, 13:42


    Wieder und wieder hatte sie den Brief gelesen.

    Wenn er von Carsten war, weshalb hatte er sich nicht zu erkennen gegeben? Aber konnte er denn von einem anderen sein? Allein die Adresse sprach doch Bände.

    Hélène le Bain. Immer wieder hatte sie versucht, sich diese Person vorzustellen, wer sie war und was sie machte. Richtig gelingen wollte das noch nicht, aber wahrscheinlich hatte ER da auch schon geplant. Sie würde sich überraschen lassen. Sophie würde sie natürlich mitnehmen. Ric......der würde nachkommen müssen. Falls Michael ihn liess.

    Michael. Würde er sie erneut zurück holen? Würde er toben? Oder sie verstossen? Ihre Gedanken drehten sich im Kreise. Da waren so viele Fragen und so wenig Antworten. Wieder sah sie auf den Brief und dann auf ihre Uhr. Ja, das Datum, das im Schreiben genannt war, war heute. Ob es ein Zufall war, das Michael einen Anruf erhalten hatte und ganz plötzlich weg musste? Es wäre ihre erste Gelegenheit gewesen, sich auf die Suche nach ihrem Handy zu machen oder vielleicht aus dieser Wohnung zu entkommen. Wahrscheinlich dachte Michael, das sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte. Sie hatten eine Art Waffenstillstand geschlossen. Sie redeten nur das Nötigste miteinander, er versorgte sie mit Nahrung und sie verhielt sich ruhig. Bisher hatte Michael immer abgeschlossen wenn er die Wohnung verliess. Heute war das nicht geschehen. Es musste etwas wirklich aussergewöhnliches passiert sein. Oder auch nicht. Wer wusste schon, was von Stein sich ausgedacht hatte um ihn aus dem Haus zu locken.

    Sie lauschte auf die Geräusche in der Wohnung. Aus der Küche drang geschäftiges Klappern. Das würde Bosley sein, Michaels Ghul, der dort zu tun hatte. Um so Besser.

    Sie ergriff die kleine Reisetasche, die sie gepackt hatte und nickte Sophie zu. In Zeitlupe öffnete sie die Tür ihres Zimmers um ja kein Geräusch zu verursachen. Auf Zehenspitzen schlichen sie zur Wohnungstür und auch diese wurde mit der allergrössten Sorgfalt geöffnet. Sie war bis zum Zerreissen angespannt, als sie die Tür hinter sich wieder schloss.

    Sie warf einen Blick zum Aufzug, aber der würde Lärm machen, wenn sich seine Türen mit einem “Pling!“ öffnen würden. Vielleicht würde Bosley dann aufmerksam. So entschloss sie sich für die Treppe. Es würde eine ganze Weile dauern, bis sie unten wären. Für sie war das kein Problem und die Treppe hätte sie in relativ kurzer Zeit bewältigen können, Dank ihrer Gaben. In Amerika nutzte nie Jemand die Treppen. Darauf war Verlass. Aber sie hatte ein Menschlein bei sich und auch wenn es treppab leichter für Sophie sein würde.....40 Etagen wollten erst mal bewältigt sein.

    Sophie war sportlich und gab sich alle Mühe und so standen sie irgendwann vor dem Haus auf der Strasse. Fast der schlimmste Moment für Ellen. Was, wenn Michael gerade JETZT zurückkehrte? Was, wenn kein Taxi halten würde, was so typisch für New York war? Sie wollte sterben, so schlecht war ihr vor Angst. Das sie schon tot war, war dabei völlig unerheblich.

    Wie sie es schon so oft getan hatte, passte sie ein Taxi ab, pfiff auf den Fingern danach, um den Fahrer auf sich aufmerksam zu machen, eine Geste, die in New York durchaus üblich war, und zwang ihn dann durch einen Sprung auf die Strasse zu einer Vollbremsung. Anders an ein leeres Taxi zu kommen war hier kaum möglich. Sie verfrachtete Sophie und Gepäck in den Wagen und liess sich zu dem im Schreiben genannten Flughafen bringen.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 24.07.2005, 19:22


    Der Fahrer brachte sie zu dem kleinen Flughafen, der ein wenig ausserhalb von New York lag. Ellen bezahlte mit Hilfe des Geldes, das auch in dem Umschlag gewesen war und Sophie kümmerte sich um das Gepäck.

    Ellen war nervös. Das zu leugnen wäre absolut zwecklos gewesen. Sie umklammerte ihre Papiere, die ihr eine Identität bescheinigten, die nicht ihre eigene war und an die sich sich auch noch nicht gewöhnt hatte. Hatte sie alle Details parat? Wieder und wieder ging sie Adresse, Geburtsdatum und –ort durch. Ein Blick zum Himmel verstärkte ihre Nervosität noch. Es war bereits früher Morgen. Recht bald würde die Sonne aufgehen. Was, wenn sie hier falsch war und das Flugzeug an anderer Stelle warten würde? Was, wenn gar keines warten würde? Hätte ihr Herz noch geschlagen, in diesem Moment hätte es bis zum Hals hoch geklopft.

    Dann trat ein Herr auf sie zu und Erleichterung machte sich breit. Diesen Herrn kannte sie. Er hatte sie bereits einmal geflogen. Nach Mailand. Er verneigte sich vor ihr und Sophie, wünschte einen guten Abend und nahm Sophie das Gepäck ab, mit der Bitte, ihm zu folgen.

    Es war wirklich wie damals, als sie nach Mailand geflogen waren. Niemand verlangte ihre Papiere, niemand kontrollierte ihr Gepäck, beinahe so, als spielten Grenzen für einen von Stein keine Rolle. Sie war sich recht sicher, das er nicht unter diesem Namen agiert hatte. Der andere würde wahrscheinlich sogar noch mehr Tore öffnen. Und dann stand sie wieder vor dem, was sie kaum noch als Flugzeug zu bezeichnen wagte: einem Falcon x7-Jet. Mit diesem Wunder der Technik wären sie in wenigen Stunden in Europa. Sie flogen gegen die Uhr, also würde sie schätzungsweise gestern am frühen Abend in Paris eintreffen.

    Sie stieg die Treppe hoch und betrat den Jet. Alles war wie damals. Das gleiche vornehm eingerichtete Wohnzimmer. Nur das die Ghulin ihr diesmal nichts zu trinken anbot, sondern sie durch die Tür führte, die ihr damals verschlossen geblieben war: das Schlafzimmer. Nach einem kurzen prüfenden Blick kam sie zu dem Entschluss, das sie auch in dem Luxus-Hotel in Mailand nicht besser geruht hatte und nickte zufrieden.

    Fenster gab es in diesem Jet nicht, ausser natürlich vorne in der Kanzel, in die sich der nette Herr nun auch zurückzog. Ellen liess sich auf das Sofa sinken, schnallte sich an und strich, sich umsehend, mit den Fingern über den Seidenstoff. “Sollten Sie hiervon beeindruckt sein, dann sollten Sie erst mal meine Yacht sehen“...das hatte er damals lachend gesagt, als sie sich mit grossen Augen umgesehen hatte. Oh ja, sie würde einiges dafür geben, seine Yacht zu sehen. Sie vermisste ihn entsetzlich. Gerade erst war es besser geworden und sie hatte angefangen, sich damit abzufinden, ihn nie wieder zu sehen. Und dann brach er wieder in ihre Existenz ein, die rettende Hand, die sie so dringend benötigte, wie er es schon einmal gewesen war, wenn auch ganz anders, damals.........sie seufzte.

    Was Paris wohl bringen würde?



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 30.07.2005, 14:51


    Nachdem sie in der Luft waren, hatte sie sich ins Schlafzimmer zurückgezogen. Die Natur forderte ihr Recht und sie erwachte erst wieder. als Sophie versuchte, sie irgendwie anzuschnallen. Sie begab sich noch etwas schläfrig in den Hauptraum, nahm Platz und gurtete sich an. Nach der Landung dann zog sie sich wieder zurück, um sich zurecht zu machen. Immerhin war man in Paris.

    Niemand drängte sie, nur ihre eigene Nervosität und Neugierde brachte sie fast um. So war sie recht bald fertig, der Pilot nahm sich ihres Gepäcks an und fuhr sie – nein, nicht in dem beinahe schon gewohnten Maybach – zu der ihr genannten Adresse.

    Mit grossen Augen sah sie sich Paris an und kam immer mehr ins Zweifeln. War es richtig gewesen, zurückzukehren? Was würde Michael unternehmen? Sie kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken.



    Der Wagen hielt vor der Nummer 52.

    Viel zu sehen war nicht. Eine hohe Mauer schirmte das Grundstück vor neugierigen Blicken ab, so das man lediglich raten konnte, was sich dahinter verbarg. Ganz am Ende der Mauer führte ein schmales schmiedeeisernes Tor auf das Grundstück.

    Der Fahrer zog einen Schlüssel hervor und öffnete, liess ihr den Vortritt und folgte dann mit dem Gepäck. Sophie hielt sich aufgeregt an ihrer Seite. Ellen hätte gerade nicht sagen können, wer nervöser war. Auch nun war im Dunkel noch nicht allzu viel zu erkennen. Ein schmaler Gang, auf der einen Seite begrenzt von der Grundstücksmauer, die am Tor einen Knick gemacht hatte, wurde begrenzt von kleinen Bäumchen in Kübeln, die eine malerische Allee bildeten, die fast 20 Meter zum Haus führte, das weit zurückversetzt auf dem Grundstück ruhte.



    Das Gebäude hatte zwei Etagen und wirkte wie eines der typischen französischen Landhäuser mit seinen bodentiefen Fenstern und den Klappläden davor. Es war zu erahnen, das es Grenze zu einem wunderschönen Garten bildete, eine absolute Seltenheit im dichtbevölkerten Paris.

    Der Ghul öffnete auch hier die Tür – und liess Ellen staunen.

    Sah es von aussen wie ein Landhaus aus, so wirkte es von innen wie ein Palast. Vieles war noch leer, wahrscheinlich wusste ein von Stein sehr genau wie penibel Toreador mit Einrichtungen und Dekorationen waren und liess es sie lieber selbst machen, aber das, was man in einer normalen Wohnung Wohnzimmer genannt hätte, war schon eingerichtet.







    Mit offenem Mund sah sie sich um.

    Ausser dem Wohnzimmer gab es hier unten noch eine Bibliothek, in der in raumhohen Regalen ihre Bücher und ihr geliebtes Sofa standen, und drei weitere Zimmer, sowie einen Wirtschaftsraum und eine Küche.

    Mit weichen Knien ging sie nach oben.



    Sie bewunderte auch hier die Pracht und dachte nur ab und zu daran, den Mund kurz zuzumachen. Eine Verbindungstür brachte einen erst in ein riesiges Ankleidezimmer und von dort ins Bad. An der Wand registrierte sie zwei grosse Bilder. Detailaufnahmen eines Frauengesichts und tat es flüchtig mit „nett „ ab. Welche Frau wurde schon gerne ausgerechnet im Schlafzimmer mit Bildern anderer schöner Frauen konfrontiert? Dann stutzte sie. Diese kleine Sommersprosse dort......das war ja....sie. Aber woher hatte er ein Foto von ihr? Und dann fiel ihr die Szene in Mailand ein. Das lauschige kleine Bistro am Kanal, sie ein wenig deprimiert, weil er ihre Fragen lächelnd als „naiv“ bezeichnet hatte und er, der ihr zum Trost gerade diesen wirklich grossen Diamanten an den Finger stecken wollte. Die Kellner und Gäste hatten dieses Szene gründlich missverstanden. Sie alle waren aufgesprungen um zur vermeintlichen Verlobung zu gratulieren und einer hatte sogar Bilder gemacht. Damals waren sie erschrocken geflüchtet und hatten dann gelacht. Aber schon damals hatte sie sich gewundert, das er nichts unternommen hatte, um an die Fotos zu kommen. Nicht auszudenken, seine Frau hätte ein solches Foto in der Presse gesehen, was gar nicht so abwegig schien, immerhin trat er in der Welt der Sterblichen als exzentrischer Millionär und Geschäftsmann auf und war somit eine Person des öffentlichen Interesses. Nun wusste sie, wo die Bilder gelandet waren. Sie sah auf den Ring und schmunzelte.

    Auf dem Tisch im Schlafzimmer stand ein riesiger Strauss weisser Lilien. Auf dem Tisch lag ein Zettel. „Geh auf den Dachboden, Ellen“

    Sie folgte der Anweisung und stieg die kleine Treppe nach ganz oben hinauf. Sie öffnete die Tür und ......



    Ein Schwimmbad unter dem Dach, dazu der Ausblick über das nächtliche Montmartre und einen grossen Teil von Paris. Einen Moment lang stand sie da, wie versteinert. Sie schluchzte leise auf. Wie gerne hätte sie das MIT ihm bewundert, aber wie damals in Mailand an der Scala liess er sie alleine.

    Eine weitere Begehung des Hauses brachte noch ein Tonstudio im Keller an die Nacht, sowie einen Fluchtweg zu den unterirdischen Strassen von Paris.

    Es fiel ihr schwer, wieder in die Gegenwart, ins Hier und Jetzt zurückzufinden, doch dann griff sie zuerst zu ihrem neuen Handy, das Sophie besorgt hatte und rief bei Lysander an, nur um zu erfahren, das dieser nicht in Paris weilte und sie sich bei Athanasius, dem Seneshall melden sollte. Athanasius......dessen Name Michael so beunruhigt hatte. War das nun gut oder schlecht?



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 31.07.2005, 14:56


    Athanasius stellte sich als ausgesprochen höflicher und sehr attraktiver Herr heraus. Bei seinen Fragen brauchte sie nicht lange überlegen, was sie antworten sollte. Versteck spielen hatte hier keinen Sinn. Michael selbst hatte ihr angedeutet, wie alt er sein musste. Entsprechend weitläufig würden bei einem Toreador auch die Kontakte sein. Es würde ihn wohl nur einen Anruf – oder einen Brief? – kosten, um herauszufinden, warum sie hier war und ob Michael davon wusste. So formulierte sie ganz nach Toreador-Art. Es klang harmlos und belanglos, aber wer zwischen den Zeilen zu lesen vermochte, und Athanasius vermochte das ganz sicher, der wusste nach diesem Gespräch, was vorgefallen war.

    Auf dem Rückweg liess sie Sophie an der Oper halt machen. Beinahe drohten ihre Gefühle sie zu überwältigen. Da stand sie, die Oper, der Ort, um den sich all ihre Hoffnungen gerankt hatten. Zerstört durch eine einzige Tat Michaels. Nie wieder würde sie dort auf der Bühne stehen. Für immer vertan die Möglichkeit, unsterblichen Ruhm auf dieser Bühne zu erlangen. Sie musste heftig blinzeln um nicht einfach loszuheulen. Dann liess sie Sophie zurück und schlenderte hinunter zum Seine-Ufer. Zu ihrem Boot.

    Es gab ihr einen Stich, als sie ihr Boot sah. Die Blumen in den Kästen waren vertrocknet, ein Klappladen hing nur noch in einer Angel, Staub bedeckte das Deck .....niemand hatte sich während ihrer Abwesenheit darum gekümmert. Zögernd ging sie an Bord und holte ihren Schlüssel heraus. Sie hatte ein wenig Angst davor, sich den Erinnerungen zu stellen, aber anders würde sie die nicht bewältigen können. Erstaunt stellte sie fest, das ihr Schlüssel nicht passte. Das war.......das war ja wohl die Höhe!

    Sie setzte sich in ein Cafe um auf den zu warten, der es gewagt hatte, sich ihres Bootes zu bemächtigen. Lange musste sie nicht warten, dann kam eine Blondine heran, klopfte, wartete und machte es sich dann auf dem Dach....auf ihrem Dach ! ...bequem. Das war zuviel.

    Ellen zahlte und ging hinüber zum Boot, räusperte sich und fragte die Dame, was sie auf diesem Dach zu suchen hatte. Der Schock war wohl bei beiden gleich gross, als beide realisierten, mit wem sie es zu tun hatten. Am liebsten wäre sie davon gelaufen. Gerne hätte sie Janne auch getröstet, sie hatte ja von Hodrigos Schicksal erfahren, aber das hätte unglaubwürdig geklungen.

    Die stockende Unterhaltung, die sie führten, war ein Hohn. Niemand, der hier zugehört hätte, wäre im Traum darauf gekommen, das dies zwei Freundinnen waren, die sich einst alles anvertraut hatten. Das sie nicht übers Wetter sprachen war eigentlich ein Wunder. Um so erleichterter war Ellen, als ein weiteres Kainskind auftauchte, das sich ganz forsch selbst vorstellte und als Toreador entpuppte. Innerhalb von 5 Minuten hatte Tatsunae es geschafft, Janne zu beleidigen, aber das war ja noch nie besonders schwer gewesen. Sie fühlte sich an Cris erinnert und gab ihm ein paar Tipps, wie man jemandem widersprach, ohne das der es richtig mitbekam. Dann erinnerte sie sich an das Gespräch mit Athanasius und legte das „kulturelle Wohl“ der Stadt in Tatsunaes Hände. Ein Ball musste her und er würde sich darum kümmern. Sie als Initiator und Schirmherr würde den Ruhm einheimsen wenn er gelang und ....wenn er nicht gelang, wäre zu überlegen, was man mit Tatsu anstellen würde. Ihn entschuldigen oder ihn verdammen.

    So aber würde ihr genug Zeit bleiben, sich um ihre eigenen Dinge zu kümmern. Sie ging zurück zu Sophie und dem Wagen und liess sich nach Hause fahren, wo sie noch ein sehr langes Telefongespräch mit Joel Goldsmith führte, dem bekannten Filmmusik-Komponisten und ihm schliesslich ein „Ja“ abluchste. Zufrieden begab sie sich zu Bett.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 02.08.2005, 15:51


    Sie hatte es dann doch getan. Janne angerufen mit einem Wir müssen reden

    Es war alles andere als einfach gewesen. Zuerst war die Unterhaltung genau so sinnbefreit wie die erste verlaufen. Das Ellen einen Brief von Smitty gefunden hatte, in dem er ihr mitteilte, das Janne Beweise suchte, um ein Abhängigkeitsverhältnis von ihr zu von Stein zu beweisen, machte es nicht leichter. Im Gegenteil.

    Nur ungern hatte sie sich angehört, was Janne über Carstens Villa zu erzählen hatte. Sie wollte es einfach nicht glauben. Das war nicht der von Stein, den SIE kannte. Aber andererseits......waren das genau die selben Worte, die Janne gebrauchte, um Hodrigo in Schutz zu nehmen.

    Das sei nicht das selbe, hatte sie versucht zu argumentieren. Schliesslich hätte Hodrigo Janne, wenn auch auf eine seltsam verdrehte Art und Weise, geliebt und DESHALB Grund gehabt, ihr gegenüber so nett und so ganz anders zu sein. Was dann folgte, war nicht unbedingt das, was sie hören wollte. Vielleicht würde Carsten sie ja auch lieben, hatte Janne gesagt und Ellen hatte heftig bestritten, schliesslich hatte er ihr doch selbst erzählt, das ........und hier kam sie ins Stocken.

    Jannes prüfender Blick konnte aber auch so was von unangenehm sein, der Fussboden dazu so was von interessant. Er liebe jemanden, hatte er an diesem Abend ihre Frage bejaht. Ob er von seiner Frau gesprochen habe, bohrte Janne nach. Ellen hatte nachgedacht und geschwiegen. Das Gespräch hatte sich nicht um Carstens Frau gedreht, sondern um sie. Sie war damals gar nicht im Traum darauf gekommen, das er sie meinen könnte. Wieso eigentlich nicht? Weil es wie in einem Märchen gewesen wäre? Der Prinz und die Ancilla? Wenn sie es genau bedachte......war es wie in einem Märchen gewesen. Schmuck, Geld, Kleider, Reisen....was erwartete sie eigentlich noch mehr ?

    Für Janne stand es damit fest. Und sie war – wieder mal – bis in ihr Innerstes erschüttert. Reichte es nicht, realisieren zu müssen, das man wieder mal eine Chance verpasst hatte, weil sie ihre Gefühle immer für sich behalten hatte? Geh aus Dir heraus, Ellen! Lass deine Gefühle zu und zeig sie! ...das hatte er an jenem Abend zu ihr gesagt, aber sie hatte nicht begriffen......................................

    Das Treffen hatte damit geendet, das sie sich auf dem Boden sitzend in den Armen lagen. Zuhause dachte Ellen angestrengt nach.

    Der Mann, den sie heimlich liebte, den sie verehrte und bewunderte und der für sie da war, wenn sie wirklich Hilfe brauchte – dieser Mann sollte dem Sabbat angehören? Einer Institution, die sie so sehr hasste, wie sonst nichts auf dieser Welt. Konnte das sein?

    So viele Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Dann zwang sie sich zum Nachdenken. Akribisch ordnete sie jedes einzelne Puzzleteil, dann sah sie auf und lächelte, als könne er es sehen.

    “Ich weiss, wo Du bist, Carsten“



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 08.08.2005, 20:30


    Sie hatte Janne und Smitty an ihrem Boot getroffen. Auch Crispin stand dabei und bekam offensichtlich gerade von Smitty die Meinung gesagt. Das war - interessant. Was machten die dort? Was hatte Cris getan und was war mit Smitty los? Also näherte sie sich den Dreien.

    Ob sie einen Termin verpasst habe, fragte sie. Konnte ja sein. Sie war in den letzten Nächten wirklich etwas abgelenkt. Janne erinnerte sie daran, das sie doch mit ihr über die Renovierung des Bootes gesprochen habe. Daran konnte sie sich zwar gar nicht erinnern, aber anmerken liess sie sich das natürlich nicht. Sie hatte eine Renovierung des Clubs im Kopf, aber das Boot.........sie hatte doch ein wunderschönes Haus. Aber gut, es konnte nie schaden, mehrere Zufluchten zu haben, auch wenn das Boot mehr und mehr zu einer öffentlichen Einrichtung zu werden schien – nicht zuletzt Dank Smitty.

    Und eben der wurde schon wieder seltsam. Vielleicht sei es ja die Art, wie sich Kanalratten benehmen würden. Sie sah ihn entgeistert an. Kanalratten? Hatte sie wiederholt. Demenz sei etwas furchtbares hatte Smitty erwidert und das war der Moment, in dem sie keine Lust mehr hatte, sich zu beherrschen.

    Sie hatte ihn nicht Kanalratte genannt. Das war er selbst gewesen, auf ihre Feststellung hin, wie erstaunlich es sei, das sie nach einer Nacht in Paris schon mehr über die Zustände hier wisse, als er. Ob er eine Kanalratte sei hatte er daraufhin spitz gefragt und sie hatte noch spitzer entgegnet, er solle sich diese Frage selbst beantworten. Danach war er gegangen. Er hatte nicht mal gewusst, das henry in London war. Er war in New York gewesen, er wusste, laut eigener Aussage, das Michael sie dort festhielt, aber er sah keine Veranlassung, so sagte er, etwas dagegen zu unternehmen. Und sie sollte nicht sauer sein, wenn sie so etwas ins Gesicht gesagt bekam? Auf solche Freunde konnte sie verzichten.

    Sie ging drohend auf Smitty zu, der ja nicht nur gerade auf Toreador-Art versucht hatte, ihr die Worte im Mund umzudrehen, wobei er kläglich gescheitert war, sondern durch seine Frage an Cris, was man ihm eigentlich beigebracht habe, auch noch implizierte, das sie auch bei seiner Erziehung versagt hätte. In gewählten und dennoch schneidend scharfen Worten teilte sie Smitty mit, was der sie zukünftig alles könne, wonach dieser sich verzog, ohne sie noch eines weiteren Wortes oder eines Blickes zu würdigen.

    Es zerriss sie fast, ihn gehen zu sehen. Es tat so furchtbar weh, aber niemand würde sie mehr leiden sehen. Einmal tief durchgeatmet, drehte sie sich lächelnd zu Cris. “Und was gibt es sonst Neues?“

    Janne brachte dann die Sprache auf die alten Rätsel, die sie dabei hätte. Seltsam. An die hatte sie gar nicht mehr gedacht. So gingen sie zu dritt aufs Boot und gingen alles noch mal durch. Cris war es schliesslich, der den entscheidenden Hinweis brachte. Es war so unglaublich, das sie es einfach nicht wahr haben wollte, aber alles sprach dafür. Die Krähen. Sie seufzte tief und machte sich mit dem Gedanken vertraut, das Carsten vielleicht wirklich noch eine andere Identität hatte. Aber dies liess den Wunsch, endlich mit ihm zu reden, nur noch grösser werden. Lacasse war also Alexeij und Carsten wusste das.

    Sie hatte sich verabschiedet und war nach Hause gegangen.

    Es war zwei Nächte später, als sie in ihrem kleinen Studio beinahe verzweifelte, weil ihr zu den wundervollen Melodien von Goldsmith keine Texte einfallen wollten. Wieder ein papier landete zerknüllt in der Ecke, als es läutete. Das war seltsam, denn ihre neue Adresse hatte sie nicht bekannt gegeben. Sophie öffnete und fand nur einen Zettel vor, den sie ihr brachte:

    Erschrecken Sie nicht, Majestät, es ist keine Oper.
    Es ging mir durch den Kopf und es erschien mir irgendwie.....passend.
    Falls Sie die Musik nicht mögen.....heben Sie die CD trotzdem auf. Es existiert nur dieses eine Exemplar und ich habe vor, noch furchtbar berühmt zu werden.
    Sehe ich Sie lächeln?
    Fein
    So sollte man einen Abend immer beginnen.
    Auf bald

    Ellen

    Das war der Brief, den sie Carsten geschrieben hatte, zusammen mit dem Lied für ihn. Darunter stand in einer anderen Handschrift ein PS:


    ....was einem durch den Kopf geht, ist meistens passend. Und nun mach einmal, was man Dir sagt und lass deinen Gefühlen freien Lauf

    Sie stiess einen Schrei aus und stürmte nach oben, hinaus auf die Strasse, aber da war niemand. Sie lief sie noch ein Stück hinunter, rief seinen Namen, aber die Strasse lag wie ausgestorben vor ihr. Als sie umkehrte, lag vor ihrer Tür eine einzelne weisse Lilie. Sie hob sie auf und drückte sie an sich, als drinnen das Telefon klingelte....

    Giovanardi. Guten Abend. Könnten Sie sich bitte um Monsieur Akido kümmern? Er wird auf dem Polizeirevier in der Innenstadt festgehalten und steckt in Schwierigkeiten. Vielen Dank

    Also zurück ins Hier und Jetzt und sehen, was die „Kleinen“ wieder angestellt hatten.............



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 12.08.2005, 00:01


    Was sie auf dem Revier erlebte, war schlicht unglaublich. Der kleine Akido beleidigte sie nicht nur, er lachte sie sogar aus, als sie ihm darlegte, das er ein wenig kooperativer werden müsse, wenn er hier raus wollte.

    Das war dann doch zuviel. Sie ging wieder und für sie war dieser Kerl so was von tot......

    Draussen rief sie dann doch lieber Athanasius an, um ihn zu informieren. Ein Häufchen Asche in einer Zelle war auch nicht gerade maskeradefreundlich.

    Hätte sie geahnt, das sie ihn gerade bei seiner Kunst störte, sie hätte nicht angerufen. War er anfangs schon wenig begeistert, so sank seine Laune rapide dem absoluten Nullpunkt entgegen, als er hörte, was vorgefallen war. Und was tat er? Er schickte sie wieder hinein. Akido dort rausholen, egal wie. Na toll!

    Also ging sie wieder hinein und bandelte mit dem netten Polizisten an. Ihr Lächeln war vielversprechend, der Blick verheissungsvoll und ihre Frage nach seiner Nummer erledigte dann den Rest. Lautstark setzte er sich bei seinen Kollegen für sie und Akido ein.....und schliesslich durfte sie mit ihm abziehen. Direkt vor der Tür nahm Franca beide in Empfang und gleich um die nächste Ecke wurde er gepflockt und Franca nahm ihn mit.

    Noch unglaublicher war allerdings der nächste Abend.

    Janne hatte angerufen, weil sie einen Brief auf dem Boot gefunden hatte, der für sie war.
    Smitty hatte den nach ihrem Streit wohl dort in den Kasten geworfen.

    Ce n’était qu’un rêve
    Mais si beau qu’il était vrai

    Das war der Refrain des Liedes, das sie für Carsten aufgenommen hatte, damals, gleich nach ihrer Mailand-Reise.

    Der Brief musste schon länger im Kasten gelegen haben, sie wusste ja nun schon, das Carsten ....irgendwo....in der Nähe war. Das brachte sie dann auf den Drachen auf Jannes Rücken. Das Gespräch kam auf Alexeij, auf Carsten, auf die Rätsel, und was die beiden nur im Schilde führen könnten. Und dann stand er plötzlich im Raum.

    Seine Schritte waren vorher schon zu hören gewesen und eine bekannte, dunkle und gefährliche Präsenz wehte um ihn herum: Alexeij.

    Es lief darauf hinaus, das er Janne versicherte, sie zu mögen und ihr helfen zu wollen und sie bedrohte. Janne stellte sich schützend vor sie...doch was sollte das bringen? Sie selbst war es, die schliesslich......woher wusste sie nicht....den Mut aufbrachte, ihn hinauszuwerfen.

    Und er ging. Vorher jedoch fuhr er ihr mit seiner Hand über die Wange und sagte leise einen Satz.......

    “Sie haben mehr Feinde als Sie ahnen, kleine Ellen“

    Und dann war er verschwunden.

    Hätte sie geahnt, was am nächsten Abend passieren würde, hätte sie sich in diesem Moment noch keine Gedanken gemacht



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 14.08.2005, 20:12


    ((das liegt zeitlich noch vor dem Geschehen in Sacre Coeur in "There must be something"))

    Sie hatte noch die Fassung bewahrt, bis auch Cris gegangen war, dann hatte sie aufschluchzend ihr Gesicht in den Händen verborgen.

    Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange sie so da gesessen hatte. Endlich erhob sie sich und trat hinaus in den mitternächtlichen Garten, der dunkel und verwunschen vor ihr lag wie in einem Märchen. Was fehlte, war der Prinz.

    Sie lehnte ihren Kopf an den Rahmen der Tür und sah hinauf zum Mond.

    Leise kamen die Worte über ihre Lippen....

    Nun ist es Nacht geworden, und dein Bild
    erhebt sich groß und klar aus meinem Blut.
    Der volle Mond hat seinen Leib enthüllt
    und badet in der unbewegten Flut
    ewiger Meere, deren tiefes Blau
    im dunklen Schoße ferner Welten ruht.
    In meinen Haaren sammelt sich der Tau
    erlöster Abendnebel – und der Tanz
    der Sterne spiegelt sich, Geliebter, schau,
    in meinen Augen, und ich stehe ganz
    von dir durchatmet und für dich erdacht
    in Flammen – ohne Schleier, ohne Kranz –
    und Nacht ist es geworden, süße Nacht.
    Nur wer die Sehnsucht kennt,
    weiß, was ich leide!
    Allein und abgetrennt
    von aller Freude,
    seh ich ans Firmament
    nach jener Seite.
    Ach! Der mich liebt und kennt,
    ist in der Weite.
    Es schwindelt mir, es brennt
    mein Eingeweide.
    Nur wer die Sehnsucht kennt,
    weiß, was ich leide!

    Sie seufzte schwer.
    Wieder dachten alle, sie sei oberflächlich und dumm. Sollten sie. Es war ihr egal. Janne sollte wissen, das es nicht so war. Aber sie wollte es wohl nicht sehen. Da war so viel Hass und so viel Schuldzuweisung, das sie sich fragte, wie sie jemals ernsthaft hatte glauben können, ihre Freundschaft retten zu können.
    Natürlich stellte sie sich die Frage, warum Carsten tat, was er tat.
    Sie fand keine Antwort darauf.

    Aber er tat ihr nichts Böses.Warum also sollte sie ihn verurteilen? Und je mehr Janne darauf herumritt, das Hodrigo auch niemandem etwas getan hatte, und das sein Tod so überflüssig gewesen war, nur weil er sich offen zum Sabbat bekannt hatte – eine Meinung, die sie nicht teilte – desto mehr fragte sie sich, ob denn dann, selbst wenn Carsten zum Sabbat gehören sollte – eine Meinung, die sie ebenfalls nicht teilte – ob er denn dann überhaupt zu verurteilen wäre. Sie fragte sich, ob der Sabbat so schlecht war wie sie immer dachte, wenn solche wie Carsten darin das Sagen hatten.

    Und wenn er sie wirklich liebte – warum zeigte er sich nicht? Was nutzen ihr das Geld und der Luxus, wenn sie es nicht teilen konnte?

    “Verdammt! Ich will Antworten!“

    Sie stampfte mit dem Fuss auf.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 21.08.2005, 18:02


    Sie hatte Sophie schlafen geschickt, nachdem sie sie gebeten hatte, ihr am nächsten Tag eine Bibel zu besorgen. Sie war hinaus in den Garten gegangen, in dem es nach Jasmin und Geissblatt roch. Sie wollte nicht nachdenken und dennoch war es dringend nötig. Sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Das, was sie heute Abend erfahren hatte, würde sie morgen mit Hilfe der Bibel überdenken. Also bliebe da noch ihr Treffen mit Henry.

    Henry.....................

    Natürlich hatte sie Thomas gesagt, es sei nicht dringend und er müsse Henry nicht stören. Dennoch hatte sie gehofft, das er sich melden würde. Nicht erst zwei Wochen später. Das Gespräch mit ihm verlief noch schlimmer als das mit Janne bei ihrem ersten Treffen. Eine Banalität jagte die andere, wobei ihre Person selbst wohl nicht banal genug war, um erwähnt zu werden. Hatte er ihr verändertes Aussehen bemerkt, so schwieg er sich dazu aus. Obwohl er über die groben Umstände informiert war – er wusste, wie er sagte, von ihrem „Unfall“ – kam nicht eine einzige Frage nach ihren Plänen oder dem, was sie nun machte. Nicht mal ein Wort des Trostes, obwohl er genau wusste, das die Musik und ihre Karriere ihr alles bedeutet hatten. Auch, wo oder wie sie untergekommen war, schien ihn nicht zu interessieren. Statt dessen schien er betrübt darüber zu sein, das sie seinen Wein nicht zu würdigen wusste.

    Sie hatte ihn als gut bezeichnet. Was wollte er denn mehr? Gut war gut. Legte er denn wirklich Wert auf blumige nichtssagende Be- und Umschreibungen für vergorenen Traubensaft, wenn sie mit einem Kloss im Hals versuchte zu formulieren, wie elend sie selbst sich fühlte? Wenn ihre Welt in Trümmer zerfiel ? Sie hatte ihm erzählt, das Smitty gewusst hatte, das Michael sie festhielt und es nicht für nötig gehalten hatte, irgend etwas deswegen zu unternehmen. Henry hatte nichts dazu gesagt. Sie hatte ihm erzählt, das Smitty sie beleidigt hatte und nicht mehr mit ihr sprach. Er musste wissen, wie sie das schmerzte, aber auch dazu hatte er geschwiegen. Sie hatte klar gemacht, das sie sich nicht absichtlich nicht gemeldet hatte sondern das man sie gepflockt und eingesperrt hatte. Auch darauf keine Reaktion. Im Plauderton erklärte er, sie vermisst zu haben. Ganz so, wie wenn man über das Wetter sprach.

    Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte. Nach den Erlebnissen mit Carsten wohl ein wenig mehr.....Leidenschaft oder Gefühl. Angeblich liebte er sie. So gesehen liebte er aber wohl auch seinen Bordeaux. Nachdem sie diesen nicht ausgiebig genug gewürdigt hatte, setzte er sie vor die Tür. Er hätte noch zu tun. Genauso gut hätte er sie in den Sonnenaufgang schieben können. Es zerriss sie innerlich beinahe, so weh tat es. Aber sie hatte sich geschworen, das niemand sie leiden sehen würde. Also ging sie. Das war aber wohl auch wieder falsch, denn er folgte ihr.

    Sie hatte ihn angesehen. Ja, sie liebte Carsten. Aber sie hatte kein Geheimnis daraus gemacht. Aber nach all dem, was sie mit Henry durchgemacht hatte, sollte er doch wenigstens ein Freund bleiben können? Sie war es gewesen, die sich damals freiwillig an ihn gebunden hatte. Er hatte nicht daran gedacht, das zu erwidern...........und nun liess er sie fallen wie eine heisse Kartoffel. Entgegen ihrem Vorsatz hatte sie nicht länger schweigen können. Sie vertraute ihm an, wie entsetzlich einsam sie war. Aber auch dazu schwieg er. Hätte sie sich einem Wildfremden anvertraut, wahrscheinlich hätte der ihr mehr Gefühl entgegen gebracht. So setzte sie sich ins Auto und konnte es nicht verhindern, das sich unter seinem vorwurfsvollen Blick eine Träne aus ihrem Auge stahl. Es wäre ihr lieber gewesen, er hätte sie verprügelt. Das hätte sicher nicht so weh getan.

    Sie kam sich vor wie eine Dekoration, die aus der Mode gekommen war, nicht länger würdig, an der Seite eines de Mortimer zu erscheinen. Benutzt und abgelegt. Er hatte ihr seine Zuneigung entzogen. Sie war nicht mehr nützlich. Sie himmelte ihn nicht mehr an, also weg damit.

    Sophie hatte sie gestützt, als sie ins Haus gingen und den Rest der Nacht hatte sie damit verbracht, stumm vor sich hin zu starren.

    Sie spürte wie sie fiel und fiel.....und es schien nur einen zu geben, der sie nun noch auffangen konnte..............



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 24.08.2005, 12:55


    Und immer, wenn man denkt, es geht nicht mehr..........

    Es hatte geklingelt, am nächsten Abend. Sie hatte über der Bibel gesessen, die Sophie ihr besorgt hatte und eigentlich recht fasziniert die Greueltaten, die darin beschrieben wurden, gelesen. Dennoch wurde das alles ziemlich viel, zu viel, und so war sie froh, das Buch beiseite legen zu können. Sie hatte selbst die Tür geöffnet – und kaum glauben können, was sie sah.

    ER hatte dort gestanden und sie angelächelt. Am liebsten wäre sie zerflossen vor Freude. Sie wusste gar nicht, was sie nun sagen sollte, welches Wort würde ihre Freude, ihr Glück am ehesten beschreiben? Ein Gefühl der Ohnmacht überkam sie, als sie alle Worte als zu banal abstempeln musste, und fast körperlich schmerzte sie ihr simples „Komm doch herein“.

    Sie wollte eins werden mit diesem wunderbaren Wesen, sich ihm schenken, für ihn vergehen. Wäre sie nun gestorben, auch das wäre egal gewesen, nachdem sie noch einmal sein Lächeln hatte sehen können.

    Er trat ein. „Hübsch hast Du es hier“. Ging es ihm genauso? Musste nicht wenigstens er nach all der Zeit die passenden Worte finden, er, der so viel älter war und schon so viel mehr Worte gehört haben musste? Ganz sicher gab es irgendwo auf der Welt die richtige Kombination von Worten, die passend beschrieb, was sie fühlte. Nur hatte sie diese bisher noch nicht entdeckt, nicht gehört, wie furchtbar das Wissen über die eigene Unzulänglichkeit wieder mal. Oder hatte Janne sich am Ende geirrt und er liebte sie gar nicht? War er wirklich nur hier um zu sehen, ob sie es hübsch hatte?

    Sie hatten sich in den Salon gesetzt. Er hatte ihr etwas mitgebracht. In der kleinen Tasche, die er ihr reichte, fand sich ein Handy. Es war aus Platin. Unkaputtbar, sozusagen. Und somit genau das Richtige für sie, die so gerne mit Gegenständen warf. Und ein Schlüssel fand sich. Ein Autoschlüssel.

    Gemeinsam gingen sie vors Haus und wieder glaubte sie nicht, was sie sah. Dort stand ein Rolls Royce und der sollte nun ihr gehören. Ob sie eine Probefahrt machen wolle? Natürlich wollte sie. Auf wundersame Weise tauchte ein Fahrer auf und sie fuhren durch das nächtliche Paris. Sie war ihm dann schliesslich doch um den Hals gefallen – hatte ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, wie er es ihr so oft gepredigt hatte – und bekam dafür einen Kuss auf die Stirn gehaucht.

    Reagierte so Jemand, der einen liebte? Wieder fiel sie in ein Gefühlschaos. Sie beschloss, das es im Grunde gar nicht wichtig war, was er fühlte. Sie würde ihre Gefühle nicht ändern können. Und er wollte sie wiedersehen. Ihre Fragen hatte er nicht beantwortet. Oder nur sehr ausweichend. Keine grosse Hilfe. Viel zu schnell verabschiedete er sich wieder und liess sie zurück, verwirrter als zuvor, aber auch wesentlich glücklicher.

    Dann rief Janne an. Ob sie Lust hätte, zu feiern. Klar hatte sie. Was es zu feiern gab? Irgendwas mit Henry. Sie hatte nicht verstanden, was da vorgefallen war, aber sie hatte auch keine Lust gehabt, nachzufragen. Dann kam das Gespräch auf ihre Freude. Es ging hin und her und dann kam Isabelle ins Gespräch. Sie sei auch wieder in der Stadt, hatte Janne erzählt. Und sie fiel. Konnte denn niemand endlich einen Deckel über dieses tiefe Loch legen, in das sie immer wieder stolperte?

    Es war nicht so, das sie es nicht längst gewusst hatte. Sie hatte es nur verdrängt. Aber es lag auf der Hand. Sie wusste es, schliesslich war sie Toreador. Würde sie selbst denn einfach zusehen, wie man ihr den Mann wegnehmen würde? Einen Prinzen noch dazu? Welch Statusverlust. Das schrie nach Rache und eigentlich wunderte sie sich gerade, das sie noch existierte.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 25.08.2005, 14:40


    Am nächsten Abend hatte sie um einen Termin bei Athanasius gebeten. Es ging um den Ball. Janne und Jamal waren tatsächlich der Meinung gewesen, man könne Athanasius doch fragen,. ob das nicht in Versailles stattfinden könne. Sie hatte sich gesträubt. Versailles war doch seine Zuflucht und man konnte doch nicht einfach hingehen und jemanden fragen, ob man in seiner Zuflucht mal ne Party veranstalten könnte.

    Sie hatte lange gegrübelt und hatte schliesslich vier Konzepte, wie sie ihm das am besten verkaufen könne, mit dem Ball in Versailles. Blöd nur, das sie sich nicht für eines entscheiden konnte und so hatte sie, als sie schliesslich bei ihm sass, alle Konzepte wirr gemischt. Es schien eine gute Mischung gewesen zu sein, denn er hatte ja gesagt. Das restliche Treffen war seltsam verlaufen. Ob er ihr noch mit irgendwas helfen könne? Sie hatte es nicht lassen können und ihn nach Isabelle de Montiere gefragt. Wenn Carsten schon keine Auskunft gab, dann wusste vielleicht Athanasius mehr, Ahnen vom gleichen Clan unter sich, sozusagen.

    Es war vielleicht keine ihrer besten Ideen gewesen. Er bestätigte ihr, das „Bella“ wohl wieder in Paris sei. Also kannte er sie und das sie hier war – das war genau das, was sie NICHT hören wollte. Natürlich hatte er dann wissen wollen, weshalb sie gefragt hatte. Sollte sie ihm nun irgendeine Geschichte erzählen? Nein, das war absurd. Wenn Carsten wissen konnte, was sie tat, dann konnte Athanasius das auch. Also erzählte sie ihm die Geschichte von der Reise nach Mailand und das sie nun fürchte, das Isabelle eifersüchtig sein könnte und ob er das für möglich halte.

    Er hatte sie einfach nur schweigend angesehen. So lange, bis sie von selbst anfing zu reden und ihm erzählte, das sie Carsten traf. Sie hatte mit allen Reaktionen gerechnet, sogar ihre Vernichtung hielt sie kurz nicht für ganz ausgeschlossen aber dann hatte Athanasius sie mehr als erstaunt. Das sie es schwer haben würde, hatte er ihr prophezeit, und das sie oft allein sein würde. Und wenn gar niemand da wäre, wenn sie jemanden bräuchte, dann solle sie sich melden.

    Sie hatte sich so unglaublich erleichtert gefühlt. Allein die Tatsache, nicht mehr das Gefühl zu haben, etwas furchtbar Verbotenes zu tun, half ihr. Aber dann auch noch Verständnis zu finden.......Die Welt war doch toll.

    Dann hatte sie die SMS bekommen, aber sie war zu aufgewühlt um zu antworten. Ausserdem war da dieser Gangrel, um den sie sich in ihrer Eigenschaft als Harpyie kümmern musste. MacAllister. Und er schien sogar nett zu sein. Das war prima, und so war sie auch nett. Allerdings verlief der Abend nicht für jeden nett. Zuhause realisierte sie, das sie zum ersten mal bewusst Harpyie gewesen war – und sie fing an, Gefallen daran zu finden.

    Am nächsten Abend war sie am Boot gewesen, um Henrys Brief abzuholen. Sie lief durch die Stadt und überlegte, ob sie ihn anrufen solle und wenn ja, ob sie zu- oder absagen solle. Aber dann kam die Sache mit Alexeij dazwischen. Und das war gar nicht gut...................................



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 30.08.2005, 17:50


    Sie hatte Alexeij in einer Seitenstrasse getroffen. Sie wollte erst einfach weiter laufen, aber Frau war ja neugierig. Verfluchen könnte sie sich dafür, das sie stehen geblieben war.

    Guess) “Guten Abend, Miss Bangs”
    (Guess) er zog einen imaginären Hut vom Kopf
    (Ellen) ihre Augen verschmälerten sich. Hektisch sah sie sich um
    (Ellen) „Was wollen Sie?“
    (Guess) „Ein bisschen Angst machen vielleicht“
    (Guess) „Oder ein bisschen ..nett...sein“
    (Guess) „Sie haben noch eine Frage offen....ach nein, Sie waren ja nie bei mir“
    (Ellen) „Sie machen mir keine Angst, Alexeij“
    (Ellen) mit dem richtigen Tonfall wirkte das ganz sicher überzeugend......tat es doch? oder nicht?
    (Guess) er schmunzelte
    (Guess) „Dann begleiten Sie mich also?“
    (Ellen) „Natürlich.....nicht“
    (Guess) „Haben Sie denn eine Wahl?“
    (Ellen) sie senkte sofort ihren Blick, was Alexeij zu einem weiteren Lachen veranlasste
    (Guess) „Sie wissen doch, das das nichts hilft........Miss Bangs“
    (Ellen) „Gut. Nun haben Sie mir Angst gemacht. Dann seien Sie nun auch noch nett.......und gehen Sie“
    (Ellen) das kam überraschend selbstbewusst. Gerade war ihr eingefallen, das sie ja schliesslich Harpyie war. Da durfte man schon mal bissig werden
    (Guess) er lachte
    (Guess) „Gibt es eigentlich Märchen mit Schlangen?“
    (Guess) er lehnte sich lässig an die Hauswand und liess sie nicht aus dem Blick
    (Ellen) „Schlangen? Ja, die Creek-Indianer haben eine Geschichte, in der ..........“.sie stutzte............“Sie Widerling“
    (Ellen) sie verschränkte ihre Arme und wand demonstrativ den Kopf ab
    (Guess) er deutet grinsend eine Verneigung an
    (Guess) „Gift verspritzen können Sie jedenfalls schon ganz gut“
    (Guess) „Vielleicht noch ein paar Nachhilfestunden bei Isabelle............“
    (Guess) „Ach, ich vergass............“
    (Guess)“Das wäre wohl nicht so passend“
    (Guess) „Obwohl Sie hätten sich sicher viel zu erzählen“
    (Ellen) „Ja, hätten wir. Und wahrscheinlich sogar geistvolle Dinge. Nicht so wie Sie.....“


    Er hob eine Braue. Eine ganze Weile sah er sie durchdringend an, dann streckte er seine Hand aus und sie legte ihre Hand artig in seine. Er führte sie in die Seitenstrasse hinein und bog dann nach rechts ab in einen Hof. Hier öffnete er die Tür zu einem Schuppen und in diesem eine Falltür. Er nahm eine Petroleumlampe von einem Haken und zündete sie an. Dann führte er Ellen, die ihm noch immer wie schlafwandelnd folgte, eine Treppe aus Stein hinunter. Ein leises Huschen war zu hören und sie drehte ruckartig ihren Kopf in diese Richtung. Er fasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, lächelte......und alles war gut. Eine Weile führte er sie durch die Gänge hier unten..bog mal hier ab, mal dort...............und war dann von einer auf die andere Sekunde verschwunden. Und mit ihm das Licht.

    Panik drohte sie zu übermannen. Er konnte sie doch nicht einfach hier unten...........Moment........unten?.........sie war.....? Ach Du Sch......................unten! Die Katakomben. Keine Panik! sagte sie sich selbst. Sie musste ja einfach nur den Weg zurück, den sie gekommen waren, also ein Stück geradeaus, dann rechts, dann wieder rechts......oder war es links? Rechts? Links? Sie seufzte. Okay, Panik!

    War da was? Sie drehte ihren Kopf und lauschte.

    “Ich wünsche einen wunderschönen Abend. Ich bin nicht freiwillig hier und will auch gar nicht weiter stören. Nur schnell zum Ausgang und husch..........Alexeij ist Schuld!“

    Sie erklärte es dem unsichtbaren Nossi und fand, es sei eine gute Idee, darauf hinzuweisen, das dieser eklige Kerl überhaupt an Allem die Schuld hatte. Der unsichtbare Nossi reagierte nicht. Es passierte gar nichts. Nur das Huschen war weiter zu vernehmen. Wollte sie ehrlich darüber nachdenken, was es in den Katakomben ausser Nosferatu noch geben konnte? .....Nein! Wollte sie nicht! Ausserdem war da was an ihrem Bein.

    Moooooooooooooooooooooooment! An ihrem Bein?????????

    Was ausser Nosferatu und Ratten lebte in den Katakomben, war klein und pelzig, hatte vier Beine, fiepte leise und konnte sehr gut klettern?

    Sie schrie aus Leibeskräften und schüttelte ihr Bein, bis es abzufallen drohte. Dann rannte sie. Erst eine ganze Weile später blieb sie stehen. Aufmerksam starrte sie mit geschärften Sinnen durchs Dunkel, an das sie sich langsam gewöhnte. Sie waren hier überall....vor ihr, hinter ihr, neben ihr, ja sogar über ihr. Mühsam kämpfte sie eine erneute Panik nieder. Sie musste hier RAUS. Sie tastete sich durch finstere Gänge und verlor mehr und mehr die Orientierung. Ihr Handy hatte keinen Empfang und sie wurde immer mutloser. Ab und zu landete etwas auf ihrer Schulter. Dann konnte sie sich nicht länger beherrschen, schrie auf und rannte einfach los. Rannte, bis sie schliesslich müde wurde und endlich dort, wo sie gerade lief, auf die Knie sank und einschlief.

    Hatte sie es beim Einschlafen noch als Gnade empfunden.....beim Erwachen tat sie es nicht mehr. Sie sassen auf ihr. Kletterten auf ihr herum. Sahen sie an....sie waren überall...in ihren Kleidern, in ihren Haaren...........da war mit Selbstbeherrschung oder Willenskraft nichts mehr zu machen. Sie rannte, schrammte sich die Hände an den Mauern, die nicht weichen wollten..nahm unterwegs schreckliche, nie gesehene „Dinge“ zur Kenntnis und konnte nicht sagen, wie lange sie so dort herum rannte. Völlig erschöpft lehnte sie schliesslich an einer Wand, als durch das ständige Fiepen hindurch ein anderes Geräusch zu ihr drang. Ein Rauschen. Wasser? Nein.....Verkehr! Sie folgte dem Geräusch und mit letzter Kraft schaffte sie es, zu einem Gully-Deckel hinauf zu klettern.

    Sie hatte Glück. Sie kam in einer leeren Seitenstrasse heraus. Es war nicht mal sonderlich weit bis nach Hause. Dort liess sie Sophie ihre Sachen verbrennen und nahm ein Bad. Aber auch Stunden im Wasser reinigten sie nicht von diesen.....Schrecken.



    Re: Des einen Freud ist des Anderen Leid.....

    Ellen - 01.09.2005, 16:28


    Der nächste Abend hatte Abwechslung versprochen.

    Sie hatte sich sogar mit Smitty einigermassen verstanden, was sie hoffen liess. Allerdings konnte so ein Zustand natürlich nicht anhalten und als Janne und Imanuel aufeinander trafen – da war der schöne Abend vorbei. Er war also der Assamite, der auf von Thalhammer angesetzt war und von dem Janne wusste – was einem Todesurteil gleichkam. Den Rest der Nacht hatte man mit endlosen Diskussionen zugebracht, was nun zu tun war.

    Janne tauchte unter.

    Für sie selbst wurde es dann doch noch sehr schön, auch wenn die Gefahr, in der Janne schwebte, wie ein dunkler Schatten über Allem schwebte.

    Carsten liess sie abholen und zu sich in sein Penthouse bringen. Sie verbrachten einen sehr romantischen Abend und tanzten auf der Dachterrasse. Er hatte ihr ein Zimmer herrichten lassen und sie blieb über Tag. Natürlich von ihm getrennt. Er war so ein Gentleman ....leider.

    Dann wurde Janne überfallen. Insgesamt waren es wohl 10 aus Lunas Bande, die sie übel zurichteten. Das passierte zeitgleich, als Henry ihr von Stimmen in seinem Kopf berichtete. Sie ahnte, von wem sie waren, hatte sie doch selbst welche in ihrem Kopf, die ihr bedeuteten, sie möge aus ihrem Leben verschwinden. Wer, ausser Isabelle, sollte sich so etwas von ihr wünschen?

    Dann die seltsame Frage, was sie ohne Freunde täte....

    Sie hatte erst nicht begriffen. Erst nach und nach, als man sich bei Cris zum Informationsaustausch getroffen hatte, hatte sie eine Bemerkung von John auf etwas gebracht. ein ungeliebtes Kainskind loswerden....

    Sie selbst war das ungeliebte Kainskind. Isabelle wollte ihr weh tun, wo immer es ging, egal, mit welchen Mitteln. Was wäre sie ohne Freunde? Nichts. Der Überfall auf Janne, der sicher tödlich für sie geendet hätte, wäre die Polizei nicht rechtzeitig eingetroffen......das alles war von Isabelle inszeniert? Und ....wegen ihr?

    Gott, konnte sich noch irgend ein Wesen auf dieser Welt so schlecht fühlen wie sie?

    Carsten hatte wieder im richtigen Moment vor ihrer Tür gestanden.

    Er hatte nur die Arme aufgehalten und sie war hineingefallen. Sie hatte viel gefragt, er hatte wenig geantwortet. Sie solle sich keine Sorgen machen und sie müsse durchhalten.......

    Dann hatte er sie geküsst. Er war ihren Hals entlang gefahren und dann..........sie hatte ihm ihren Hals dargeboten und er hatte zugebissen.

    Konnte noch irgend ein Wesen auf dieser Welt so glücklich sein wie sie?

    Die nächsten Nächte vergingen mit Planungen, wie man sich Lunas Bande am geschicktesten entledigen könnte. Bisher ohne Ergebnis.

    Dann wurde sie nach Versailles gerufen. Sie ahnte nichts Böses.....aber wie immer, kam es bekanntlich gerade dann anders – und sie verliess Versailles mit einem Kind.

    Einem recht eigenwilligen Kind, wie sich herausstellen sollte. Tresondyr.



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    Präsenz - gepostet von phantomas am Donnerstag 26.05.2005



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