"Der Absturz"

Fanrunde "Die Rettungsflieger"
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    Re: "Der Absturz"

    -max- - 02.08.2007, 20:30

    "Der Absturz"
    Wie schon im Abwesenheits-Thread erwähnt poste ich hier mal eine Story von meiner Freundin ;) Sie ist mehr im Tagebuchstil gehalten, deshalb immer die Tages- und Uhrzeitangaben ... vielleicht sagt es ja einigen etwas, die Story orientiert sich an der Kolummne von Dr. Samek "Der schwärzeste Tag" ... also lasst euch überraschen ;) Aber Achtung, das Teil ist richtig lang ...

    31.12.2006 - Vormittag gegen 7 Uhr

    Ich hatt' einen Kameraden,
    Einen bessern findst du nicht.
    Die Trommel schlug zum Streite,
    Er ging an meiner Seite
    In gleichem Schritt und Tritt.

    Wollcke stellte das tragbare Radio aus. Er war soeben zum Dienst erschienen, hatte sich umgezogen und sah Jens forschend an. Dieser blickte erschrocken auf, als die Musik plötzlich verstummte und blicke dem Bordmechaniker erzürnt in die Augen, die wie jeden Morgen so frohlockend aufblitzten. "Wollcke, wenn du es darauf anlegen willst mich wütend zu machen, dann gelingt dir das wirklich hervorragend", knurrte Jens ihn an und stieg aus dem Cockpit. "Hast du was gegen Silvester?", fragte Wollcke vorsichtiger, er wollte ihn nicht noch mehr aufregen und wenn Jens schon früh am Morgen so schlechte Laune hatte, dann war es besser ihn nicht zu reizen. "Stallone? Ja!", erwiderte Jens und schlug krachend die Cockpittüre zu. "Hast du etwa Angst vor Feuerwerken?", grinste Wollcke und schon der tötende Blick, den Jens ihm darauf hin zuwarf, war ihm Antwort genug. "Okay, okay, was ist Grund Ihrer psychischen Dissonanzen, Herr Hauptmann?", korrigierte er sich, doch Jens ignorierte auch diesen Satz. Wortlos ging er zügig in Richtung Rettungszentrum und Wollcke verlor kurze Zeit den Anschluss zu ihm, ehe er wieder aufschloss. "Mensch Blank...", setzte er an, als Jens stehen blieb und sich zu ihm umdrehte. "Hör bloß auf irgendwie darüber reden zu wollen und das ‚Mensch Blank’ geht mir so was von auf die Nerven. Spar es dir einfach oder nerve irgendjemanden anderes. Die Auswahl ist doch groß genug.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte Jens sich um und ging wortlos davon.

    Im Aufenthaltsraum angekommen knallte er das tragbare Radio hart auf den Tisch und riss die Tür des Kühlschrankes auf. Immer noch sauer blickte er sich um und stellte erstaunt fest, dass Wollcke ihm doch nicht gefolgt war wie er es eigentlich erwartet hatte. Während er die Mineralwasserflasche unschlüssig in der Hand hin und her drehte, schweifte er mit den Gedanken immer weiter ab. Dass Ralph Brandt ihm so einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte konnte er immer noch nicht fassen und stierte wütend durchs Zimmer.

    Jens rührte sich nicht mal als Sabine leise den Raum betrat und sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Besorgt sah sie ihn an .Die gesunde Farbe aus seinem Gesicht war einer fahlen Farbe gewichen und die Falten auf der Stirn verhießen nichts Gutes. „Moin Jens“, einsilbig ließ sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken und trank in kleinen Schlucken den viel zu heißen Kaffee. Der Kaffee tat gut und wärmte sie von innen, während es draußen weiterhin eiskalt war und nur vereinzelt ein paar Schneeflocken den Weg vom Himmel zur Erde fand. Schon die ganze letzte Woche hatte es starken Wind gehabt, aber an diesem Sylvester-Tag schien er seine Spitze erreicht zu haben.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 03.08.2007, 14:02


    „Moin Sabine“, kam es gleichzeitig von Wollcke und Jonny die stürmisch den Raum betreten hatten. Wollcke hatte wieder zu seiner guten Laune zurück gefunden und wollte sich um nichts in der Welt diesen Tag von Jens verderben lassen, nur weil dieser meinte schlechte Laune haben zu müssen. „Vorsicht Sabine, dem Herrn Hauptmann scheint heute früh eine Laus über die Leber gelaufen zu sein. Er ist nämlich unausstehlich.“ „Mit einem unausstehlichen Piloten fliege ich aber nicht“, warf Jonny grinsend ein, und hoffte Jens würde nicht ausflippen, wie Wollcke ihm vorhin geschildert hatte. „Wäre vielleicht auch besser für euch. Herr Hauptmann, hier sind die Wetterdaten.“ „Ja, danke Homann, Sie können dann auch wieder wegtreten.“ Diese Eiseskälte die sich über seine Stimme gelegt hatte ließ die anderen wieder verstummen und betroffen vermieden sie es sich gegenseitig anzublicken.

    "Meine Güte, bevor ihr das den ganzen Tag weiter durchzieht, da sage ich es euch lieber", polterte Jens los, klang wütend. Jedoch nicht auf Sabine, Wollcke oder Jonny, nein, er war wütend auf Ralph. Dieser hatte all die Pläne mit wenigen Worten zerstört. Die gemeinsame Silvesterfeier des Teams, das Feuerwerk, den Spaß.

    Die anderen sahen ihn gebannt an. "Ralph hat mich gestern Abend angerufen und für morgen den ganzen Tag nach Hohn zitiert zum alljährlichen Autorotationstraining, damit ist unsere Silvesterfeier nämlich gestorben", sagte er kalt und abweisend. "Hätte große Lust mir für das neue Jahr einen neuen Commodore zu wünschen", kommentierte Wollcke und klang fast genauso erregt wie Jens. "Das kann er doch nicht machen. Wir alle haben morgen frei bekommen, gerade damit wir heute bis in die Nacht feiern können..." "...nur ich nicht", unterbrach Jens Sabines Redeschwall. "Red' doch noch einmal mit ihm, wir haben das so lange geplant, dass wir das zusammen machen wollen. Ich meine, Tatjana, Madeleine, Juliane, Bille und Richie kommen auch. Homann bringt sicherlich Cora mit. Das wäre ein richtig schöner Abschluss dieses langen Jahres und ein noch besserer Neuanfang für 2007", führte er aus.

    "Ja, aber ohne mich. Morgen früh um Punkt 7 Uhr erwartet Ralph mich in Hohn." Jens stand auf, trat ans Fenster und sah hinaus zu Anneliese. Die festgezurrten Rotoren wippten fast schon gefährlich im Wind, der immer stärker zu werden schien. Die Worte seiner Kollegen hörte er schon gar nicht mehr und griff sich schweigend die Wetterdaten und begann sich intensiv auf den Arbeitstag vorzubereiten.
    "Vielleicht sollten wir den Herrn Commodore auch einladen", schlug Jonny vor. "Den?", erwiderte Wollcke. "Der ist selbst Schuld, wenn keiner mit ihm Silvester feiern will und er deshalb morgen Zeit hat, um arbeiten zu gehen, aber der soll gefälligst nicht Jens den Tag verderben, dieser, dieser…", platzte es aus Wollcke heraus. "Ich höre, Herr Stabsfeldwebel!" Ralphs Stimme hatte die Luft im Raum durchschnitten und er schloss die Tür hinter sich.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 03.08.2007, 14:23


    Erschrocken fuhren die vier Retter hoch und sahen zuerst sich an und blickten dann mit unveränderter Mine zum Chef der beiden Fliegen. Augenblicklich standen sie gerade und rührten sich nicht mehr vom Fleck. Die Gesichter wurden so schnell verschlossen, damit Ralph Brandt auch ja nicht irgendwie erkennen konnte, dass er gerade das Gesprächsthema gewesen war, auch wenn er es womöglich gehört hatte. Schon allein der Gedanke daran, dass Ralph alles gehört haben könnte ließ Jens ganz anders werden, und er war sich schon fast sicher, dass er jeden Versuch Ralph vom Gegenteil zu überzeugen vergessen konnte. Es war aussichtslos und er hatte sich damit abzufinden, auch wenn es den ganzen Abend verdarb.

    "Stehen Sie bequem! Herr Stabsfeldwebel, Sie schulden mir noch eine Antwort! Welches Synonym wollten Sie gerade für mich finden?", scharf sprach Brandt Wollcke an und der Tonfall ließ auf sehr schlechte Laune schließen. "Herr Oberst ... ich ... ", begann Wollcke herum zu stottern und die Röte schoss ihm augenblicklich in den Kopf. Hatte er doch alles mitgehört. Wie sollten sie da nur wieder ungeschoren davon kommen? "Es ist so, dass wir uns gerade über die Ungerechtigkeit unterhalten haben, die gleich zu Beginn des nächsten Jahres stattfinden soll ...", sprang Sabine für Wollcke in die Bresche und versuchte Ralph durch ihre wohl gewählten Worte sanfter zu stimmen.

    "Sabine lass gut sein. Es ist Dienstvorschrift dass ich das machen muss. Also warum nicht morgen?", unterbrach Jens seine Kollegin und versuchte den dreien klar zu machen, dass er die Diskussionen nicht mehr wollte. Seine Laune war eh schon am Nullpunkt angelangt und er wollte sich für den heutigen Tag noch jede weitere Diskussion mit dem Herrn Oberst ersparen. "Nein Jens, das ist unfair und dagegen müssen wir was machen. Wir können heute Abend nicht ohne dich feiern." "Ja, Jonny hat Recht. Jens, versuchs doch wenigstens." Ohne einen weitern Gedanken daran zu verschwenden, dass Oberst Brandt noch im Raum stand und alles mithörte begannen die anderen drei sich für Jens stark zu machen. Jens selbst, den das ganze überhaupt betraf stand neben ihnen und sagte kein Wort. Vorsichtig schielte er immer wieder zu Ralph hinüber und versuchte zu erahnen ob er dem ganzen Einhalt gebieten würde oder nicht.

    "Aber so geht das nicht. Der erste Januar ist Feiertag. Auch für Jens." "Ja Wollcke, stimmt, daran haben wir noch gar nicht gedacht. Der darf das ja gar nicht." "Und wenn doch? Ich meine, er ist der Chef", mischte sich Jonny wieder ein und versuchte den anderen irgendwie durch Handzeichen zu signalisieren, dass der "Feind" immer noch im Raum stand. Unterdessen wurde Jens diese bodenlose Diskussion zu blöd und er entfernte sich langsam von den dreien. Seinen Chef heimlich im Auge behaltend ging er zur Kaffeemaschine hinüber und goss sich eine Tasse frischen Kaffee ein. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er am Rande war, dass Ralph sogar zum grinsen begonnen hatte und nun auch näher zu ihm kam.

    Mit der Tasse in der Hand fragte Jens seinen Chef stumm ob er auch eine wollte und kurze Zeit später entfernten sich die beiden leise mit den dampfenden Tassen in der Hand nach draußen. Die letzten Worte die sie von Sabine, Wollcke und Jonny noch mitbekamen waren Vorschläge wie "Eingebung schreiben", "Kettwig informieren", "Jens zum Boykott überreden". Draußen vor dem Rettungszentrum angekommen lehnten sich beide an die Säulen der Überdachung und tranken zunächst schweigend ihren Kaffee. "Ralph? Nehm die Diskussion da drin bitte nicht ernst. Ich werde morgen ganz normal zum Autorotationstraining erscheinen und es absolvieren", begann Jens damit zum zweiten Mal seit dem Auftauchen von Ralph zu reden und hoffte es würde auch für seine Leute im Rettungszentrum keine Konsequenzen haben, dass sie so sträflich über den anwesenden Commodore geredet hatten.

    Grinsend drehte sich Ralph zu Jens um und sah ihn offen an. "Pass auf. Warum ich überhaupt hier bin ist folgender Grund: ich habe für morgen weder einen Bordmechaniker für dich gefunden, noch einen Simulator frei, auf dem du anschließend fliegen solltest. Also, vergiss das ganze. Du hast morgen auch frei", berichtete Ralph und freute sich ungemein am überraschten Gesichtsausdruck von Jens. "Ist das dein Ernst? Oder der letzte schlechte Witz des Jahres?" "Mensch, schau mich nicht so entgeistert an. Es ist mein Ernst", beteuerte Ralph und legte eine kurze Pause ein. "Aber meinst du, deine Leute reißen mir den Kopf ab wenn ich heute Abend auch kurz vorbeischaue? Ich hätte irgendwie Lust auf Geselligkeit"



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 04.08.2007, 11:31


    "Hm ...", kaum hatte Jens begonnen zu reden, wurde er von der Alarmglocke unterbrochen und die Hektik die die Retter ergriff war fast greifbar. Während Jens die Handschuhe aus seiner Kombi zog und sie sich überstreifte beendete er rasch die Antwort: "Ja, komm einfach vorbei. Du weißt ja wo es stattfindet." Mit diesen Worten drückte er Ralph die leere Kaffeetasse in die Hand und sprintete, bereits von Wollcke und Sabine gefolgt zum Hubschrauber. Kaum war Jonny an Bord hob Jens auch schon ab und flog zum Einsatzort. "Sagt an, wo geht es hin", deutlich besser gelaunt, ja fast schon fröhlich wollte Jens den Kurs haben und bekam erstmal einen fragenden Blick von Wollcke. "Den Kurs Stabsfeld!" "Schon gut, es geht zum Hauptbahnhof, VU mit verletzen Personen!"

    Kaum hatte Anneliese, eingequetscht zwischen Straßenlaternen und stehenden Autos den Asphalt berührt wurden sie über Funk wieder abgestellt. Mit dem Polizisten hatten sie neben dem Funkkontakt auch Blickkontakt und winkten ihm zu, dass sie verstanden hatten. "Okay, dann wollen wir mal wieder ausparken. Wollcke, Jonny, ausweisen bitte." Millimeter für Millimeter hob sich Anneliese wieder vom Boden und startete so ruhig und senkrecht wie es nur möglich war, um alles stehen zu lassen, was nicht mitgenommen werden sollte. Als der Luftraum wieder frei war und Jens Gas geben konnte begann er seine gute Laune wieder an allen auszulassen, wie am frühen Morgen schon seine schlechte Laune. "Okay, einparken können wir auch wieder." "Jens, entschuldige, aber was ist mit dir los? Hat Ralph dir angekündigt dich morgen zu befördern oder was?" "Wieso morgen, Sabine? Morgen ist doch Feiertag und da haben schließlich alle frei", neckte Jens die Notärztin und konzentrierte sich kurz darauf wieder auf den Landeanflug.

    31.12.2006 - 22.15 Uhr

    "Sekt", sagte Homann mit Klemmbrett in der Hand. "Haben wir", rief Cora. "Tische", sagte er weiter. "Ja", sagte Jens und hatte fast Nasenkontakt zu Homann, als er mit Wollcke an ihm vorbeiging. "Essen?", fragte Homann ungerührt weiter. Sabine hielt ihm schmunzelnd eine Schüssel mit Kartoffelsalat unter die Nase. Die drei Retter lachten und machten es sich bequem und nahmen sich von den alkoholfreien Getränken.

    Ralph hatte den Abend eine Weile alleine in seiner Wohnung zugebracht und sich dann doch an Jens' Einladung erinnert. Überall feierten die Menschen gemeinsam, nur er war allein. Er griff in die Schale mit Erdnüssen und knabberte ein paar, schaltete dann den Fernseher aus, als Dinner for one gerade wieder in einer plattdeutschen Fassung begann. Auch wenn er wusste, dass sein Auftauchen im Rettungszentrum der guten und ausgelassenen Laune wohl einen Abbruch tun würde sehnte er sich nach Lachen und anderen Leuten.

    "Der Commodore", rief Homann und hatte mit den schwachen Liebkosungen von Cora inne gehalten, als er Ralph bemerkte. Er stand wie eine erwartete Gefahr im Türrahmen und blickte unschlüssig in die kleine Gesellschaft. Er hatte damit gerechnet nicht akzeptiert zu werden, aber dass die Stimmung so schnell umschlug raubte ihm doch etwas die letzen Worte. „Jetzt bin ich nicht der Commodore, sondern Ralph, bitte“, leise murmelte er diese Worte vor sich hin, aber angesichts der Stille die den Raum ergriffen hatte war jedes einzelne Wort genau zu verstehen. Er grinste schief und sah zu Sabine, dann zu Jens, der als einziger aufgestanden war. "Na los, setz dich, sonst sind die Knackwürstchen alle weg", scherzte er. Ralph ließ sich neben ihn sinken, gegenüber von Sabine und er warf ihr einen kurzen Blick zu, als sie aufstand und langsam aus dem Raum ging. "Nur kurz, bin gleich wieder da", sagte sie, als auch Jens sie fragend ansah.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 05.08.2007, 13:06


    Zögerlich stand er er auf und ging Sabine hinterher, vermutete sie auf der Toilette doch durch die Tür drang kein Laut. Er fand sie nur einen Raum weiter in ihrem Arztzimmer sitzen und blieb auf Distanz als sie ihn bemerkte. "Sabine, also...", setzte er an und wollte nach ihrer Hand greifen, aus alter Gewohnheit, doch er ließ es. Er stoppte den Reflex. "Ich merke, dass ich nicht erwünscht bin, auch wenn ich es gerne wäre. Es wird wohl das beste sein ich gehe wieder. Dann doch lieber alleine feiern, als euch die Laune verderben.“, versuchte er sich irgendwie zu rechtfertigen.

    "Ralph was hast du erwartet? Dass wir dir um den Hals fallen weil du hier auftauchst?", Sabine hielt kurz inne und sah ihn an. Dass er sich hier unwohl fühlte sah man ihm deutlich an, aber Sabine wollte es ihm nicht so einfach machen. "Du kannst von uns doch nicht verlangen, dass wir einfach so den strengen Chef vergessen, der uns sonst fast schon tagtäglich begegnet." Sie stand auf und ging zum Fenster. Mit leerem Blick starrte sie in die Dunkelheit und konnte vereinzelt immer wieder ein paar verfrühte Raketen am Himmel aufleuchten sehen. So hatte sie sich das Silvester nicht vorgestellt. Wollte nicht auch am letzten Tag des Jahres den Seelenklempner spielen und Ralph kluge Ratschläge geben.

    "Aber ich habe doch versucht mir den Chef nicht heraushängen zu lassen", protestierte er und war fast schon bereit wieder einen Streit vom Zaun zu brechen. "Ja, aber gib uns halt auch mal Zeit das ganze zu akzeptieren und uns daran zu gewöhnen. Und wenn du jetzt gehst ... dann ... dann ... bestärkt das unser Bild von dir nur noch mehr." Langsam ging sie auf ihn zu, und fasste ihn an der Hand wie ein kleines Kind. "Na komm schon, lass uns wieder zu den anderen gehen. Wer weiß was sich die gerade alles ausmalen." Bemüht das Gespräch zu vergessen, und auch dass er ihr Ex-Freund war zog sie ihn lachend hinter sich her.

    "Ich geh da jetzt lauschen!" Entschlossen stand Wollcke auf und wollte sich schon an Jens vorbei drängen, als Madeleine ihn zurückhielt. "Lass die beiden doch." "Eben, hör auf deine Freundin. Sabine weiß schon was sie tut", mischte sich auch Jonny in die Diskussion ein. "Und was wenn nicht? Ich will wissen was da los ist!", erneut versuchte er sich loszureißen, aber Madeleine hielt ihn fest und zog ihn wieder zurück aufs Sofa. "Und Wollcke, fürs Lauschen bräuchten wir unseren Spezialisten", übers ganze Gesicht grinsend schlang Cora die Arme um Homann und küsste ihn erneut. "Korrigiere, deinen Spezialisten!" Bei Homanns verdatterten Gesicht mussten sie alle schallend lachen und merkten gar nicht sofort, dass Sabine mit Ralph zurückgekommen war und ihn immer noch an der Hand fasste.

    "Hey Homann, was steht noch auf deiner Liste und ist nicht abgehackt?", immer noch lachend ging Jens zu Homann hinüber und lugte ihm über die Schulter. "Ahh ... was lese ich denn da? Homann, du hast das falsch geschrieben. Da darf nicht 'Commodorte Brandt' stehen, sondern 'Ralph' und der ist anwesend, also abhacken! Verstanden?" Mit gespieltem Ernst baute sich Jens vor Homann auf und dieser salutierte grinsend. "Also Ralph, du hast gehört: hinsetzten, essen, trinken, lachen." Amüsiert über dessen Gesichtsausdruck ließ sich Jens wieder neben Juliane nieder und nahm sie in den Arm.

    "Jens, hey Jens", leise flüsternd stupste Wollcke ihn an und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Darauf hin breitete sich auf Jens' Gesicht ein noch breiteres, fast schon schadenfrohes Grinsen aus und er gab die Idee an Sabine weiter. "Ja, das ist klasse Jungs. Das ziehen wir durch!" Mit zufriedenen Gesichtern lehnten sich die Rettungsflieger zurück und warteten auf eine Reaktion von Ralph.

    "Habt ihr schon zu tief ins Glas geschaut, oder was hat eure Laune plötzlich wieder so angehoben?", fragte Ralph misstrauisch, denn er rechnete damit, dass sie irgendetwas im Schilde führten und da er als einziger noch gänzlich nüchtern war, konnte nur er das Opfer sein. "Das wirst du ja auch gleich tun, das schadet deiner Geschmeidigkeit bestimmt nicht." Jens lachte. Ralph sah ihn immer noch zweifelnd an, aber dann erinnerte er sich wieder an das, was Sabine gesagt hatte. Vielleicht musste er das jetzt einfach tun, um zu zeigen, dass er nicht immer nur der Spielverderber. „Gut, was habt ihr mit mir vor?“ „Ach weißt du, wir haben uns überlegt, wie sich der Herr Commodore wohl als Handlanger macht und mal sieht wie es ist wenn andere ihn herumkommandieren“ Ralph ahnte auf was die andern hinauswollten und ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht. "Na dann, the same procedure as last year", verkündete er und in der übertriebenen Geste des Freddie Frinton im „Dinner for one“, zog auch er sich sein Jackett zurecht, lächelte dabei Sabine zu, die sich hatte breitschlagen lassen Miss Sophie zu spielen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 06.08.2007, 18:46


    Homann hatte scheinbar auch für diesen Programmpunkt schon vorgesorgt, zumindest hatte er für jeden Platz an dem kleinen Tisch einen Schnaps und füllte die erste Runde, wie im Original. Ralph ließ sich auf eine Runde im Alleingang ein und rezitierte perfekt die Sätze aus „Dinner for one“, während Jens sich gerade über dessen Geischtsausdrücke kaputt lachte. "Er sollte immer Admiral von Schneider spielen", sagte Wollcke und führte das Bierglas an die Lippen, dennoch war ein deutlich unterhaltenes Grinsen in seinem Gesicht. Nach und nach stimmten alle in Jens' Lachen ein und Ralph ließ sich nach einigen Minuten dann wieder auf seinen Platz sinken. Sabine hatte nach einiger Zeit schon vor lachen nicht mehr gekonnt und lächelte ihm kurz zu. So konnte aus diesem Abend ja doch noch etwas werden. Sie hätte Ralphs Reaktion anders erwartet und war glücklich, dass er stattdessen einmal über seinen Schatten gesprungen war, und von ihm bedient zu werden hatte doch seine Reize gehabt.

    "Wie lange noch?", fragte Ralph mit deutlich schwerer Zunge, als sie nach ein paar alkoholischen Runden dann wieder daran dachten, warum sie eigentlich da waren. "Wir haben...noch anderthalb Stunden", sagte Homann und Cora kicherte. "Eine halbe Stunde", korrigierte sie ihn lächelnd und küsste ihn auf die Wange. "Wir müssen das Feuerwerk noch aufbauen", sagte Wollcke und kletterte über den Tisch, um den kürzesten Weg zu ihrem Feuerwerkskörperdepot zu nehmen. Ralph holte ebenfalls seine Sachen aus dem Auto und sie arbeiteten fast schon perfide genau einen Plan aus, wer wann welche Rakete anzünden durfte, damit sie sich weder selbst noch irgendjemanden anderes abschossen.

    31.12.2006 - 23.55 Uhr

    "Countdown", sagte Homann, "noch 5 Minuten!" Er hatte fast geschrieen, weil sie wie die Bienen auseinander geschwärmt waren. Tatjana, Juliane, Cora, Sabine und Madeleine standen etwas abseits von Homann zusammen, der versuchte alle zu koordinieren. "Gut, das wir morgen frei haben", sagte Juliane lächelnd. Nach diesen Stunden des Feierns und Vorglühens waren doch alle mehr als angeheitert. "Madeleine, wann ist das endlich soweit?", quengelte Richie, der sich an sie herangeschlichen hatte und sich nun an ihrem Pulloverärmel festhielt. "Gleich, dann bringen wir den Papa ins Bett." Sie lächelte und sah Wollcke, der fast so unkoordiniert am Feuerwerk hantierte wie die anderen. "Jens wird bestimmt auch schnell schlafen." Juliane lächelte, als sie ihn beobachtete. "Genau wie Jonny", fügte Tatjana kichernd hinzu und wurde dann doch schnell ernst. Hoffentlich würde er diese Nacht wenigstens in Ruhe schlafen können und von Albträumen verschont bleiben.

    "Der hat sich ganz schön gehen lassen", sagte Bille und deutete mit einer Kopfbewegung auf Ralph. Der zwang sich dazu nicht der Elefant im Porzellanladen zu sein. Sabine riss es aus ihren Gedanken und sie beobachtete Ralph. Als sie das merkte, sah sie wieder weg.

    1.1.2007 - 0.01 Uhr

    "Frohes neues Jahr!" Die Frauen waren in Feierlaune und die Männer schienen sich dazu dann doch noch einmal aufzuraffen. "Och mein Armer", neckte Madeleine ihren Wollcke, der neben ihr saß und seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt hatte und damit kämpfte nicht sofort einzuschlafen. „Ich glaube ich habe doch zu viel getrunken“, leise murmelnd löste sich Wollcke wieder von seiner Freundin, aber kaum, dass er alleine da stand wurde ihm schwindelig und hielt sich lieber wieder an Madeleine fest.
    "Wir gehen dann mal", sagte Tatjana und lächelte. Überhaupt lag eine friedliche Ruhe zwischen allen. "Und wer räumt das alles auf?", fragte Homann empört, der als einzigen noch nicht abgehakten Punkt "Aufräumen" auf seiner Liste stehen hatte. "Der kriegt auch alles mit, auch wenn man denkt, der ist abgelenkt", kommentierte Jens lachend, versuchte sich aber dennoch so schnell wie möglich zurück zu ziehen um nicht noch länger in der Kälte herumstehen zu müssen. Der Alkohol in seinem Blut hatte zwar anfangs eine wohlige Wärme verursacht, aber je länger er draußen stand, desto kälter wurde ihm und er wollte eigentlich auch nur noch schlafen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 06.08.2007, 18:47


    Nach und nach löste sich die Runde auf und alle gingen nach Hause um sich auszuschlafen. Sanft bugsierte Madeleine Richie und Wollcke in den Wagen. „Pscht, schlaf weiter Richie, wir sind gleich zu Hause“, mit leiser Stimme beruhigte sie Wollckes Sohn als er langsam aufwachte. Etwas rabiater öffnete sie die Beifahrertüre und schubste Wollcke auf den Sitz und hatte keine Lust mehr mit ihrem besoffenen Freund zu diskutieren. „Anschnallen wirst du dich ja wohl noch können, hm?“ Die Antwort ihres Freundes war nicht mehr als ein Nuscheln, aber es genügte ihr. Raschen Schrittes ging sie zurück zu Sabine und den anderen. „Geht das in Ordnung wenn wir schon gehen?“ „Ja klar. Sieh zu, dass du deine Männer ins Bett bringst“, lachend verabschiedeten sich die Frauen von einander, während sie gleichzeitig versuchten ihre Partner aufrecht stehend festzuhalten. Der Alkoholspiegel war in den letzten Stunden bis Mitternacht noch gefährlich angestiegen. Einzig Sabine und Ralph machten noch einen relativ nüchternen Eindruck, waren es aber trotzdem nicht mehr.

    „Also los, lasst uns noch schnell etwas aufräumen, nicht dass die Besatzung morgen noch einen Herzinfarkt bekommt!“ Ralph hatte Homann schnell das Klemmbrett aus der Hand genommen und hackte nun auch den letzten Punkt noch rasch ab. Unsanft schob er Jens in Richtung Landeplatz und fuhr Jonny und Homann scharf an sie sollten ihm gefälligst helfen die Überreste der Raketen wegzuräumen. Er selbst setzte alle Hoffnung in die frische Luft und glaubte sie würde es schaffen ihn wieder nüchterner zu machen.

    Während sich die Frauen im Rettungszentrum an die Arbeit mach ten und die leeren Flaschen und Essensreste entsorgten, hatte sich Bille zurückgezogen und war auf dem Sofa eingeschlafen. Als sie es geschafft hatten das gröbste Chaos zu beseitigen fielen sie müde auf die Stühle. „Na meine Damen? Ihr macht doch nicht etwa schlapp?“ „Nein Jens, wir haben fertig!“ Müde stand Juliane wieder auf und umarmte Jens liebevoll. „Was hältst du von einem Bett?“ „Hm, das wäre wunderbar.“, leise murmelnd drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen und zog sie langsam nach draußen. „Jens? Können wir uns vielleicht ein Taxi teilen?“ „Klar Cora, wo hast du deinen blauen Soldaten?“ „I … ich b … bin … nicht nicht blau“, empörte sich Homann, stand aber widerstandslos auf und ließ sich von seiner Frau nach draußen ziehen. Kaum hatten sich die vier verabschiedet und sich auf den fast identischen Weg gemacht, standen plötzlich auch Jonny und Tatjana auf und gingen die wenigen Meter zu Fuß nach Hause.

    Die Stille die sich daraufhin im Raum verbreitete wurde Sabine fast schon unheimlich und so stand sie auf und ging nach draußen wo noch vereinzelt grölende Stimmen zu vernehmen waren. „Soll ich euch mit nach Hause nehmen?“ Erstaunt drehte sich Sabine um und blickte zuerst Ralph und dann den Autoschlüssel in seiner Hand an. „Das ist nicht dein Ernst, Ralph.“ „Wie? Was?“, stotternd wusste er erst nicht worauf Sabine hinaus wollte, begriff dann aber anhand ihres Blickes was als nächstes kommen würde und worauf sie hinaus wollte. Und noch während er den Schlüssel wieder einsteckte begann sie ihm eine Predigt über Alkohol am Steuer zu halten. „Pscht … ich habs begriffen!“ Der Einhalt den er ihr gebot kam nur flüsternd und rasch zog er seinen Zeigefinger wieder zurück den er ihr sanft auf die Lippen gelegt hatte.

    1.1.2007 - 1.30 Uhr

    Unschlüssig was sie als nächstes tun sollte stand Sabine Ralph gegenüber. Den ganzen Abend über hatte sie schon nicht wirklich gewusst was sie von der Situation hatte halten sollen. Er war so natürlich gewesen, und gar nicht mehr der strenge Chef. Auch nicht mehr der dominante Liebhaber, den sie auch schon zur genüge kennen gelernt hatte. Müde fasste sie sich an den Kopf und wünschte jetzt schon, sie hätte nicht so viel getrunken. Die Kopfschmerzen wurden noch unerträglicher wenn sie darüber nachdachte was in Ralph wohl gerade vor sich ging. Dachte er gerade auch an ihre gemeinsame Zeit zurück? "Über was denkst du nach?", leise und sanft, fast schon zögerlich kamen die Worte über Ralphs Lippen. Der Nachdenkliche Blick von Sabine war ihm nicht entgangen. Auch wenn sie gehofft hatte, ihm würde ihre Nachdenklichkeit auffallen, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch. "Ist nicht so wichtig. Nur Gedanken über die Vergangenheit."



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 07.08.2007, 20:55


    Langsam und unsicher ging Ralph auf Sabine zu. Diese Selbstsicherheit, die er immer an den Tag legte war wie weggeblasen und er wusste plötzlich nicht mehr, ob es das richtige war sich Sabine zu nähern. Er hatte sie schon einmal so verletzt. Konnten sie sich wieder auf eine gemeinsame Basis nähern? Zögerlich blieb er neben ihr stehen und legte ihr sanft einen Arm auf die Schulter. "Scheint aber keine schöne Vergangenheit zu sein", rutschte es ihm heraus und hoffte sie dachte in der Tat nicht an ihre gemeinsame Zeit. "Verzeih, ich wollte das nicht so sagen." Fast schon erstaunt sah er sie an, als sie sich zu ihm hindrehte und seine Berührung nicht abwehrte. Zärtlich legte er den anderen Arm auch noch um sie und nahm sie fast schon schützend in den Arm.

    "Sabine? Können wir endlich heim fahren?", durchschnitt plötzlich Billes Stimme die Ruhe, die die beiden umgeben hatte. Sabine und Ralph schreckten hoch und sahen zuerst sich und dann Bille an. So schnell sie konnten lösten sich aus der Umarmung und Sabine errötete leicht. "Na klar können wir heim fahren. Ralph, rufst du uns ein Taxi bitte?"

    1.1.2007 - 2.02 Uhr

    Sabine und Bille hatten sich hinten im Taxi zusammengesetzt und Ralph saß vorne auf dem Beifahrersitz. Als das Taxi dann vor Sabines Wohnung stand ließ er es sich nicht nehmen die Rechnung zu bezahlen und stieg mit den beiden aus. "Hier, geh schon mal hoch Bille!" Sabine drückte Bille den Schlüssel in die Hand und sah ihr noch nach als diese in die Wohnung sperrte. Die Umarmung von Ralph auf dem Bundeswehrgelände war so vertraut und angenehm für sie gewesen, dass ihr jetzt gleich noch ganz schwindlig wurde wenn sie daran dachte. Hatte er es auch ernst gemeint? Verstand er es genauso wie sie? Unsicher blickte sie ihn an und wollte gerade etwas sagen, als er ihr erneut einen Finger auf den Mund legte und ihr bedeutete nichts zu sagen. Jeden Protest von Sabine unterdrückte er mit einem vorsichtigen und sanften Kuss. Als er spürte dass sie darauf einging und es genoss wurde er langsam fordernder und schob vorsichtig eine Hand unter ihre Jacke. Sabine genoss jede Sekunde wo ihre Lippen mit den seinen verschmolzen und dachte nicht daran ihm Einhalt zu gebieten. "Lass uns hochgehen. Bille schläft sicher schon", forderte sie und zog ihn wieder hinter sich her.

    1.1.2007 - 04.51 Uhr

    Wie elektrisiert saß Jens kerzengerade in seinem Bett und starrte nervös nach links und nach rechts. Neben ihm wachte nun auch langsam Juliane auf und blinzelte durch den dunklen Raum. "Jens? Hallo Jens! Verdammt, mach endlich den Wecker aus. Ich bin hundemüde und will nur weiterschlafen." Sauer drehte sie sich auf die andere Seite und versuchte das schrille Klingeln des Weckers aus ihren Ohren heraus zu bekommen. Nach einer weiteren Minute hörte der Wecker dann endlich auf und Juliane atmete erleichtert durch. Gerade wollte sie sich doch wieder zu Jens hinkuscheln, als sie bemerkte, dass er immer noch im Bett saß und sich nicht rührte. Am ganzen Körper zitternd saß er im Bett und starrte an den Schrank gegenüber. "Schatz was ist denn los? Komm, leg dich wieder hin." Widerwillig ließ sich Jens von ihr zurück ins Kissen drücken und schloss langsam die Augen wieder. Von seinem Albtraum wollte er ihr lieber gar nicht erzählen, das würde sie zum Schluss nur beunruhigen. Er dagegen wurde wieder ruhiger und schüttelte die Gedanken weg, wollte Juliane nicht erzählen, dass sie in seinem Traum eben mit dem Hubschrauber abgestürzt waren und keiner überlebt hatte. Vorsichtig nahm er sie in den Arm und drückte ihr einen kleinen Kuss auf den Mund. "Nur schlecht geträumt. Wahrscheinlich weil ich dich nicht im Arm hatte", flüsterte er sie sanft ins Ohr und zog sie noch ein Stück näher an sich heran.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 07.08.2007, 20:56


    1.1.2007 - 10.30 Uhr

    Langsam und zögerlich öffnete Ralph die Augen und versuchte sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Aber jedes Mal, wenn er glaubte der Sonne standhalten zu können hatte er das Gefühl sie würde noch heller scheinen als zuvor. Nach und nach begann er seine Umwelt wieder wahrzunehmen und er erschrak regelrecht als er merkte in welchem Bett er gerade lag. Es war nicht sein Bett, das wusste er sofort, aber es dauerte noch eine ganze Weile bis er merkte, dass er in Sabines Bett lag. Langsam setzte er sich auf und spürte erst jetzt, dass eine Hand noch an ihrem Bauch lag. Die Kopfschmerzen ignorierend versuchte er sich an das zu erinnern was in der Nacht passiert war. Sie waren mit dem gleichen Taxi gefahren, hatten sich danach immer leidenschaftlicher geküsst. Als Sabine ihn noch mit nach oben in ihre Wohnung gezogen hatte, war jede mühsam aufgebaute Distanz zwischen ihnen vergessen. So vorsichtig er konnte zog er seine hand zurück und betrachtete Sabine noch eine ganze Weile. Er durfte nicht hier sein, nicht nach dem was zwischen ihnen vorgefallen war. Leise stand Ralph auf, suchte seine Klamotten zusammen und zog sich wieder an. Er wollte die nächsten Schritte mit einem klaren Kopf machen, aber seine Sinne waren immer noch wie benebelt und die Kopfschmerzen wurden mit jeder Minute wo er nachdachte schlimmer.

    1.1.2007 – 11.00 Uhr

    Auch das kalte Wasser, das Ralph sich im Bad übers Gesicht hatte laufen lassen machte seine Kopfschmerzen nicht besser. Er fühlte sich immer noch unsäglich benebelt und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, dass er nicht länger bleiben durfte. Sowohl Bille als auch Sabine konnten jeden Moment aufwachen, und er wollte jetzt auf keinen Fall mit einer der beiden reden. Erleichtert stellte er fest, dass der Notizblock immer noch auf der Kommode im Flur lag und während er nach dem Kugelschreiber griff, begann er gleichzeitig die richtigen Worte und eine leere Seite zu finden. Nur wie sollte seine Gedanken in Worte fassen, wo der noch nicht einmal selbst wusste was er davon halten sollte?!
    Sabine es tut mir leid. Die Nacht war ein Fehler der nicht hätte passieren dürfen. Abermals setzte er ab und überlegte ob er noch etwas schreiben sollte. Aber alles was ihm einfiel hätte nach Hoffnung auf eine Beziehung geklungen und dazu war er noch nicht wieder bereit. Er sah es als einen One-Night-Stand den er hätte verhindern müssen. Ralph fügte noch ein paar Sätze hinzu und ließ den letzten unvollendet als ihm nichts mehr einfiel. So leise er konnte schlich er zur Haustüre, öffnete sie und zog sie vorsichtig wieder ins Schloss. Der Fußmarsch zu seiner Wohnung würde ihn den Kopf wieder freibekommen lassen.

    1.1.2007 - 11.18 Uhr

    Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Türe von Wollckes und Madeleines Schlafzimmer und Richie schlich sich mit samt seiner Bettdecke hinein. In der Mitte des Bettes, wo er normalerweise lag fand er keinen Platz, und so begnügte er sich mit der halben Bettseite seines Papas, legte sich hin und schlief sofort wieder ein, während Madeleine und Jan langsam aufwachten. "Guten Morgen Schatz!" Lächelnd rieb sich Madeleine übers Gesicht und blickte zu Wollcke hinüber. "Moin. Mach das Licht wieder aus", brummelte er verschlafen als Antwort udn steckte den Kopf augenblicklich wieder unter die Bettdecke. Auf die lachende Antwort seiner Freundin, das Licht wäre gar nicht an, schimpfte er noch mehr vor sich hin. Langsam wurde er wacher, was die Lichtempfindnis udn die Kopfschmerzen nicht linderte. Vorsichtig drehte er sich von Madeleine weg und hoffte auf der anderen Seite wäre es nicht so hell. "Sag mal, seit wann beherbergen wir kleine Bettbesetzer?" Ruckartig setzte er sich auf und betrachtete seinen schlafenden Sohn. Böse konnte er ihm deshalb nicht sein und so ließ er sich wieder zurücksinken und zog seine Freundin über sich. "Ich dachte du hast Kopfschmerzen udn Nachwehen von gestern?", versuchte Madeleine sich seinen Liebkosungen zu entziehen. Nicht weil es ihr jetzt nicht gefallen hätte, sondern weil sie es nicht vor Richie wollte. Wollcke bemerkte ihren kurzen Blick zu Richie hinüber und hörte sofort wieder auf. "Normalerweise schläft er wie ein Stein ... aber wer weiß. Na komm, lass uns aufstehen und frühstücken." Mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen schlug er die Bettedecke zurück und zog Madeleine mit sich. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen begann er erneut und ließ sich seine Küsse auch durch ihre Proteste nicht nehmen. Zu Glücklich war er just in dem Moment, sie an seiner Seite zu wissen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 09.08.2007, 20:15


    1.1.2007 – 11.20 Uhr

    Müde blinzeln schreckte Bille hoch und stand auf. Sie hatte Geräusche an der Tür gehört, war sich sicher diese nicht nur geträumt zu haben. Sie gähnte und stellte sich ans Küchenfenster und sah gerade noch wie Ralph aus dem Hauseingang kam und in die andere Richtung davon ging. Schlurfend tappte sie zurück in den Flur und konnte den Zusammenhang mit Ralph immer noch nicht erfassen. Zufällig blieb sie an der Kommode stehen und warf einen Blick auf den Block. Sie musste die Zeilen mehrmals lesen ehe sie den Zusammenhang begriff. Ralph und Sabine. Diese Nacht. Ungläubig packte sie den Block, riss die Türe zu Sabines Schlafzimmer auf. Ungnädig riss sie die Vorhänge auf und ließ die Sonnenstrahlen ungehindert eindringen. „Sabine! Aufwachen!“, laut und hart sprach Bille auf ihre Pflegemutter ein und sprang zu ihr aufs Bett. Provozierend hielt sie ihr den Block direkt unter die Nase und sah sie anklagend an.

    "Bille was soll das?" Sabine sah ihre Pflegetochter gereizt an und setzte sich langsam auf. Ihre Stimme kam ihr schrecklich vor und das Krazten im Hals ging auch nicht von alleine weg. Am liebsten wäre sie jetzt einfach alleine in ihrem Bett liegen geblieben und wollte nur noch ihren Frieden haben. Den Zettel vor ihrer Nase registrierte sie erst später und starrte darauf. Als sie Ralphs Schrift erkannte, wurde sie etwas wacher und erinnerte sich wieder an die vergangene Nacht. War sie so betrunken gewesen, dass sie nicht mehr gewusst hatte was sie tat? Oder weshalb war es geschehen? Geschworen hatte sie sich, nie wieder was mit einem Mann etwas anzufangen, geschweige denn so etwas durchzuziehen wie vergangene Nacht. Was war nur in sie gefahren? So viel hatte sie nicht getrunken, dass sie komplett betrunken gewesen war. War es die Eifersucht gewesen, dass ihre Kollegen alle glücklich in den Armen eines Partners einschlafen konnten, oder empfand sie wirklich noch etwas für Ralph? Verwirrt und durcheinander starrte sie auf den Zettel, bis irgendwann die Buchstaben vor ihren Augen zu verschwimmen begannen.

    "Sabine? Hey, ich will eine Erklärung. Was war das letzte Nacht? Was hat das zu bedeuten?" Neugierig, aber mit einem Hauch von Wut in der Stimme holte Bille Sabine wieder aus den Gedanken. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte. So kannte sie Sabine doch gar nicht. Während Bille sich noch nicht sicher war, welche Gefühle sie zulassen sollte, war sich Sabine sicher, diese Nacht nicht sofort vor Bille ausbreiten zu wollen. "Raus jetzt! Lass mich alleine, und mein Privatleben will ich nicht vor dir rechtfertigen müssen", fuhr sie Bille heftig und laut an. Dass es nicht in Ordnung war, wurde ihr erst bewusst als sie es gesagt hatte, wollte sich aber auch nicht entschuldigen, denn wie sollte sie sich sonst darüber klar werden was sie wirklich empfand?

    Erst als sie wieder alleine im Schlafzimmer war ließ sie sich wieder zurück ins Kissen sinken und schloss die Augen. Immer wieder tauchten die Bilder der vergangenen Nacht auf, und so sehr sie versuchte diese zu verdrängen, sie verschwanden einfach nicht. Es war ein einmaliger Ausrutscher gewesen, was Ralph auch so sah. Aber sah er das wirklich so? Die durchgestrichenen Sätze ließen auch auf etwas anderes schließen. Er wollte schreiben, sie könne ihn anrufen. Wie dachte er über das ganze? Traurig zog sie ihre Bettdecke über den Kopf und versuchte an nichts zu denken, weder an Ralph, an die Nacht, noch an das bevorstehende Verhör mit Bille.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 19.08.2007, 10:42


    1.1.2007 - 12.00 Uhr

    Als Jens ein zweites Mal aufwachte schien die Sonne durch die Vorhänge durch und er fühlte sich wohl und ausgeschlafen. Leise schlug er die Decke zurück und tappte aus dem Schlafzimmer. Leise werkelte er vor sich hin und richte Juliane ein Frühstück zu Recht. Mit Vollbeladenem Tablett ging er wieder zurück ins Schlafzimmer, stellte das Tablett ab und zog die Vorhänge auf. Sanft krabbelte er zu Juliane ins Bett zurück und küsste sie wach, ehe er ihr das Frühstück präsentierte. "Hm ... ein ganzer Tag im Bett ... was hältst du davon?" Juliane genoss jede Sekunde mit Jens und strahlte übers ganze Gesicht, als er sie mit einer Semmel fütterte.

    8.1.2007 - 7.59 Uhr

    Ungeduldig warf Ralph immer wieder einen Blick auf die Uhr und seine mühsam aufgebaute, gute Laune schwand mit jeder Sekunde die Jens nicht rechtzeitig kam. Je mehr er sich auf den Sekundenzeiger konzentrierte, desto mehr verschwamm dieser vor seinen Augen und er musste immer wieder an Sabine denken. Die ganze Woche über hatten sie es geschafft sich aus dem Weg zu gehen, aber je mehr er sich einredete alles bereits vergessen zu haben, desto stärker dachte er daran. „Glaubt Jens eigentlich ich habe meine Zeit gestohlen!?“ Wütend über sich und auf Jens schlug er mit dem Fuß gegen die Wand und versuchte so sich wieder zu beruhigen.

    Wie ein Verrückter jagte Jens seinen Wagen über die Landstraße nach Hohn und auch wenn er eh schon zu spät kommen würde, wollte er nicht langsamer fahren. In Gedanken hoffte er Ralph würde nicht sauer sein und die Ausrede über zu viel Verkehr zählen lassen. Die letzte Woche war Stress pur für ihn und das gesamte Team gewesen. Ein Einsatz hatte den nächsten gejagt und auch gestern, am Sonntag hatte er Schicht fliegen müssen, sehr zum Ärger von Juliane.

    1.1.2007 - 8.05 Uhr

    Mit quietschenden Reifen stellte er seinen Wagen auf dem Bundeswehrgelände ab, schnappte sich seine Fliegerjacke und rannte zum Hangar. "Moin Ralph. Entschuldige bitte, es war irre viel Verkehr."

    Erschrocken blickte Ralph von seiner Uhr auf und sah Jens an. Ohne es selbst zu registrieren genehmigte er Jens’ Entschuldigung und war in Gedanken schon wieder bei Sabine. Sollte er den ersten Schritt machen und sie anrufen? Aber brach er dadurch nicht schon wieder sein Versprechen, dass es einmalig gewesen war und sie sich nie wieder so nahe kommen wollten? „Ralph? Alles in Ordnung? Welche Maschine, welcher BT?“ Erneut fuhr Ralph aus den Gedanken hoch, schaffte es diesmal aber eine vernünftige Antwort von sich zu geben, auch wenn es mehr ein Wutausbruch war. „Zu spät kommen, mir meine Zeit stehlen und jetzt auch noch drängeln! Sag mal hast du nen Knall?“ Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen ging er zu dem Telefon im Hangar und bestellte den eingeteilten BT mit samt der Maschine augenblicklich her.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 20.08.2007, 11:23


    8.1.2007 - 8.10 Uhr

    "Armer Jens", sagte Jonny und saß mit Tatjana Wollcke und Madeleine gegenüber. Sie frühstückten gemeinsam. Sabine hatte keine Zeit gehabt oder keine Lust, darüber waren sie sich nicht einig geworden. Fakt war jedenfalls, dass sie nicht da war.
    "Ach komm schon, Jens wird das schon überleben. Und außerdem braucht ihr doch einen Piloten, auf den ihr euch zu 100 Prozent verlassen könnt", versuchte Madeleine die Zweifel der Männer auszuräumen. So schlimm konnte es für Jens ja doch nicht werden. "Ja schon, aber Brandt war die letzten Tage immer so reserviert wenn er irgendwas gewollt hatte. Wenn der mal seinen Frust nicht an Jens auslässt." "Eben, aber kommt, morgen werden wirs wissen. Und wir sollten Jens für diesen freien Tag dankbar sein", lachend griff Wollcke erneut nach seinem Messer und schmierte sich die nächste Semmel.

    8.1.2007 - 8.30 Uhr

    Jens fühlte sich herrlich in der Luft, auch wenn ihm die Wetterbedingungen einiges abverlangten. Der Wind kam unregelmäßig und böig aus allen Richtungen, der Himmel war bedeckt und konnte jeden Moment zu regnen beginnen. Er wäre so schon froh gewesen, wenn er die Maschine normal zu Boden gebracht hätte. Aber jetzt auch noch die Rotoren auszuschalten kam ihm fast wie Selbstmord vor. Er war rasch einen kurzen Blick auf die Instrumente und vergewisserte sich bei seinem Bordmechaniker, dass alles in im Grünen Bereich war. "Okay, dann legen wir mal los. Turbine aus!" Mit geübten Handgriffen legte er sämtliche Schalter um und sofort ließ der fast schon ohrenbetäubende Lärm nach und Jens konzentrierte sich nun ausschließlich auf sich und die Maschine. Wenige Minuten später hatte er es geschafft und die Bell stand punktgenau auf dem Landeplatz. "Respekt, gute Leistung Herr Hauptmann. Bei dem Wetter ist das normale Fliegen ja fast schon eine Sensation, aber das …" "Danke Hauptfeld, aber so schlimm war das Wetter ja jetzt auch wieder nicht", grinsend stieg Jens aus dem Cockpit aus und verriegelte den Hubschrauber. Raschen Schrittes ging er wieder zum Hangar hinüber auf Ralph zu. "Zufrieden Herr Oberst?"

    Er hatte eine Weile in den Regen hinaus gesehen und auch Jens' Flug beobachtet. Dann waren seine Gedanken wieder abgeschweift. Deffke hatte sich lautlos neben ihn gestellt und beobachtete ebenfalls den Flug. Er wagte nicht Jens zu antworten, räusperte sich nur und Ralph gab die lässige lehnende Position an der Wand auf und sah Jens an. "Ja", sagte Ralph einsilbig und überließ Deffke einen ausschweifenderen Kommentar.

    Schweigend ging Jens neben Ralph her zum Medizin-Check und war froh, dass Deffke ihnen nicht folgte. Mit Ralph war irgendetwas nicht in Ordnung, das sah er sofort, auch wenn er längere Zeit überhaupt nichts mit ihm zu tun gehabt hatte. "Wie war eigentlich dein Silvester noch?", völlig belanglos wollte er mit ihm in ein Gespräch kommen, ohne dass Ralph sofort wieder dachte, er würde etwas im Schilde führen.

    8.1.2007 - 9.03 Uhr

    "Hm", murmelte Ralph, "was?", fragte er. Jens hatte etwas gesagt, diesmal wollte er nicht einfach Ja sagen, wer weiß wo er da zugestimmt hätte. Jens wiederholte seine Frage noch einmal, Ralph fühlte sich ertappt. Jens ahnte etwas, wenn er nicht gar etwas wusste. Er sah ihn skeptisch an. "Schön?!", sagte er so, als würde er die Antwort erraten.

    "Ah ja. Na gut, weißt du was, wir reden einfach weiter, wenn du wieder etwas gesprächiger bist." Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her und Jens besorgte sich unterwegs ein Handtuch, um sich wenigstens ein bisschen trocken rubbeln zu können. Auf die ganzen Tests beim Fliegerarzt hatte er gar keine Lust. Dieser würde nur wieder unangenehme Fragen stellen, ihm jede Menge Blut abnehmen und noch mehr Tests machen lassen. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es höchste Zeit war anzuklopfen und hinein zu gehen. "Okay, Ralph, ich muss weiter. Man sieht sich.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 21.08.2007, 09:26


    8.1.2007 – 13.37 Uhr

    Irgendwann Nachmittags, nachdem Bille von der Schule zu Hause war machte sie sich mit Sabine auf den Weg ins Einskaufszentrum. Warum hatte Ralph sich nicht mehr gemeldet? Sie war davon ausgegangen, dass er sich sicher melden würde, sie ahnte doch, dass er mit sich haderte und sie tat dies doch auch. Sie wusste doch auch nicht, ob es nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen war, aber sie wusste, dass sie dafür nicht der Typ war. War da wirklich in dem Moment mehr gewesen? Sie versuchte in sich hineinzuhorchen, als Bille sie wieder aus ihren Gedanken herausschrecken ließ. "Da ist ein Parkplatz", rief sie und zeigte auf eine Lücke. Schon um diese Zeit war doch einiges los.

    Völlig gedankenverloren, und eigentlich nur durch Bille gelenkt hatte Sabine ihre ganzen Einkäufe erledigt und schob den Wagen hinaus zum Auto. Konzentrieren hatte sie sich nicht können, auch wusste sie schon fast nicht mehr was sie überhaupt gekauft hatte. Es war ihr egal gewesen. Zu sehr hing sie in Gedanken immer noch bei Silvester und bei Ralph. Sie musste mit ihm reden, es half alles nicht. Würde er auch mit ihr reden wollen? Mit Bille hatte sie es nämlich noch nicht getan, immer wieder war sie ihren Fragen ausgewichen oder hatte ganz geschwiegen. Zuerst musste sie mit sich selbst ins Reine kommen, ehe sie mit ihr darüber redete.

    8.1.2007 – 14.34 Uhr

    "Man, wieso haben wir nur so viel eingekauft", schwer schnaufend ließ Bille zwei Vollbeladene Taschen auf den Küchentisch fallen und wischte sich über die Stirn. Eigentlich hatte sie auf eine Antwort von Sabine gewartet, aber die schien mal wieder vollkommen in Gedanken versunken zu sein - wie die ganze letzte Woche schon. Seit Neujahr war sie wie ausgewechselt, redete nur noch das nötigste mit ihr und zog sich nach Dienstschluss sofort wieder zurück. Auch wenn Sabine nicht mit ihr geredet hatte, so konnte sich Bille durch die merkwürdigen Sätze auf dem "Brief" von Ralph einiges ausmalen. "Bille, kannst du das bitte mal eben aufräumen?" Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sich Sabine um und ging ins Schlafzimmer. Dort ließ sie sich augenblicklich aufs Bett fallen und zog ihr Handy hervor. Immer wieder setzte sie ab und überlegte wie sie die SMS an Ralph nun schreiben sollte. Moin Ralph... ja, das war mal ein neutraler und brauchbarer Anfang, dachte sie sich und löschte die nächsten Sätze dafür sofort wieder. Sie wollte nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen. Aber wie weiter? Irgendwann war es ihr dann egal und sie schickte dann doch einfach das ab was ihr gerade einfiel. ...wir müssen reden. Hast du heute Abend zeit? Gegen acht, im blauen Kuckuck? LG Sabine Etwas erleichtert, diesen ersten Schritt getan zu haben legte sie das Handy aus der Hand, schloss die Augen und grübelte weiter über ihre Gefühle nach. Es waren welche da für ihn. Nur wie genau sie diese deuten sollte, vermochte sie immer noch nicht zu sagen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 23.08.2007, 14:36


    8.1.2007 - 19.30 Uhr

    Ralph betrat viel zu früh den blauen Kuckuck, aber er hatte es nicht mehr ausgehalten. Wenigstens war die SMS erst gekommen, als Jens schon gegangen war und so hatte der nicht weiter sein Verhalten hinterfragt, denn da gab es nichts zu erfahren...zumindest nicht für ihn. Er sah sich um und suchte sich einen Platz an einem freien Tisch in der Ecke, von wo aus er den Eingang gut im Blick hatte.

    8.1.2007 - 19.51 Uhr

    Aufgeregt und nervös stellte Sabine ihr Fahrrad ab, sperrte es zu und ging langsam in den blauen Kuckuck hinein. Je näher sie dem Tisch kam, an dem Ralph saß, desto mulmiger wurde ihr, und sie wusste nicht ob es überhaupt richtig gewesen war hier her zu kommen. Sie hätten die ganze Sache auch totschweigen können. Es würde nicht noch mal etwas aus ihnen werden, schwor sie sich, verwarf den Gedanken aber sofort wieder als sie ihn in der Ecke sitzen sah. Zu sehr spielten ihre Gefühle verrückt wenn sie an die besagte Nacht dachte und als sie ihn jetzt sah wurde alles nur noch schlimmer. "Moin", einsilbig begrüßte sie ihn und ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen.

    8.1.2007 - 20.30 Uhr

    Müde saß Jens vor dem Fernseher und ließ sich von dem mäßigen Programm berieseln. Das Autorotationstraining hatte ihm heute alles abverlangt und er war müder als nach manch anstrengendem Tag Bereitschaft. Juliane war noch nicht wieder von der Arbeit zu Hause, aber er hatte sich vorgenommen auf sie zu warten. Gegen die immer stärker werdende Müdigkeit versuchte er so gut er konnte anzukämpfen, doch irgendwann fielen ihm die Augen zu und er schlief einfach im Sitzen ein. Dass seine Freundin nur wenige Minuten später in die Wohnung sperrte bekam er schon nicht mehr mit, sondern wachte erst wieder auf, als sie sich neben ihm auf das Sofa fallen ließ und sich an seiner Schulter anlehnte.

    "Jens, wie war dein Tag?" Als Juliane merkte, dass er langsam wieder im Begriff war aufzuwachen, versuchte sie ihn in ein Gespräch zu verwickeln, dass sie noch etwas von ihm hatte. Ihr Tag war anstrengend genug gewesen, sie wollte jetzt nur die Zweisamkeit mit Jens genießen. "Hart, aber okay. Ich werde wohl auch die nächste Zeit, keine Gefahr für den Rest der Besatzung darstellen", scherze er und hauchte ihre einen Kuss auf die Wange. "Wie war dein Tag? Auch so viel Stress gehabt? Siehst fertig aus. Willst du was essen?" Fast schon besorgt sah er sie an und war bereit ihr jeden Wunsch zu erfüllen.

    Ralph und Sabine hatten bisher nur wenige Worte gewechselt. Nach der Begrüßung war die Frage nach ihrem Befinden gekommen und als sie sich dann angeschwiegen hatten, weil keiner so richtig wusste, was er dem anderen eigentlich sagen wollte, da war die Bedienung gekommen und hatte ihre Bestellung entgegen genommen. Diese Ablenkung war ihnen gerade recht gekommen.

    Das gegenseitige Anschweigen strapazierte Sabines Nerven noch mehr, schließlich war sie hier her gekommen um Klarheit in ihre Gefühle und Gedanken zu bringen. "Ralph ... ich ... ich weiß nicht ob das an Silvester richtig war ... eigentlich weiß ich jetzt gar nichts mehr ...", begann sie flüsternd herum zu stottern und suchte sich einen Punkt hinter seinem Kopf, um in seine Richtung sehen zu können, nicht aber ihn direkt ansehen zu müssen. Was würde er jetzt antworten? Nervös nahm sie einen Schluck von ihrem Wasser und wagte es dann doch ihn zu mustern. Seine Stirn war in Falten gelegt und auch er sah nicht glücklich aus, über das Treffen hier.

    "Geht mir genauso", murmelte Ralph. "Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass das ein Fehler war, insofern, dass es ein Anfang wieder gewesen wäre. Ich möchte mich nicht auf eine Beziehung einlassen im Moment", sagte er und beugte sich dicht zu ihr, flüsterte dann, "die Nacht war aber dennoch gut." Er hatte ein schwaches Grinsen auf den Lippen und obwohl er einer Beziehung von ihnen ein Nein gab, so klopfte sein Herz und er küsste sie zärtlich.

    Schon als sie seinen Atem an ihrem Gesicht spürte spielten alle ihre Gefühle verrückt und jagten wild durcheinander. Sie merkte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg als sie Ralphs Worte hörte. Das allein war schon genug um sie wieder vollkommen durcheinander zu bringen. Als er sie dann aber auch noch Küsste wurde ihr vor lauter zwiespältigen Gefühlen schwindlig. Einerseits verzehrte sie sich fast nach ihm und sie wollte ihren Gefühlen, diesem Kribbeln im ganzen Körper nachgeben, aber auf der anderen Seite meldete sich ihr Verstand wieder und sie rief sich seine Worte in Erinnerung. Er wollte keine Beziehung. Sie durfte sich auf nichts Hoffnung machen. Immer wieder sagte sie sich diese Worte in Gedanken auf. Dennoch griff sie kurz darauf nach seiner Hand und wollte diese Wärme und Geborgenheit spüren, die sie auch schon an Silvester umgeben hatte. Es war einfach zu schön gewesen mit ihm, da hatte er vollkommen Recht. "Was soll nur werden Ralph?", mit einem Hauch Verzweiflung sah sie ihn an und strich über seine Hand.

    Forschend sah er sie an und musste einen Augenblick überlegen was aus ihnen werden sollte. Er konnte ihr auf diese Frage keine Antwort geben, wusste nur, dass sich seinerseits auch alles nach einer weiteren gemeinsamen Nacht verzehrte. Kaum fähig noch ruhig zu sitzen blickte er sie an und spielte gedankenverloren mit ihren Fingern. „Sabine ich weiß nicht was das mit uns geben soll. Wir haben schon eine gemeinsame Beziehung hinter uns, die kläglich gescheitert ist. Ich habe mich zwar verändert, aber ich kann trotzdem nicht sagen ob es ein zweites Mal gut geht.“ Während er sprach beobachtete sie ihn und spürte instinktiv dass seine Worte wahr wahren. Ja, er hatte sich verändert, aber reichte das aus um eine gemeinsame Zukunft auszumachen? Ihre gemeinsame Beziehung konnte nicht nur aus Sex bestehen, das wollte sie nicht. Nervös blickte sie ihn an und wusste an was er dachte. „Zu dir?!“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 23.08.2007, 14:37


    8.1.2007 - 21.55 Uhr

    Nachdem sie im blauen Kuckuck fast schon eilig ihre Gläser ausgetrunken hatten waren sie schnell aufgebrochen und zu Ralph nach Hause gegangen. Zu sich wollte Sabine nicht gehen. Nicht noch einmal wollte sie sich unmittelbar nach so einer Nacht Billes vorwurfsvolles Gesicht ansehen müssen. Die Schuldgefühle dem Mädchen gegenüber wurden von Minute zu Minute größer, aber waren nichts im Vergleich zu dem Feuer gewesen, das in ihr loderte, wenn sie an das dachte was später passieren würde. Schon auf dem Heimweg hatte sie Ralph nur schwer abhalten können sie ständig zu küssen. Als er dann die Tür seiner Wohnung ins Schloss hatte fallen lassen, lagen sie schneller in seinem Bett, als sie sich jemals hatte vorstellen können.

    Jetzt, wo sie nebeneinander im Dunkeln lagen, kamen die ganzen Fragen wieder in Sabine hoch. Er wollte keine Beziehung, verzehrte sich dennoch nach ihr. Also wäre das ganze am besten als Affäre zu bezeichnen. Affäre - das klang so fremd in ihren Ohren. Wie würde es zwischen ihnen weitergehen? Würden sie immer wieder mit einander schlafen und sich im Dienst weiterhin vehement aus dem Weg gehen? Wie nur konnte sie das vor ihren Kollegen verbergen, wo sie doch die letzte Woche schon so unausstehlich gewesen war? Als sie aber Ralphs Hand wieder an ihrer Hüfte spürte, schob sie diese Gedanken wieder weg und war eigentlich nur glücklich, dass sie ihm so nahe sein durfte.

    14.2.2007 - 6.15 Uhr

    Der Wecker klingelte und es war wieder eine der in letzter Zeit doch zahlreichen Nächte, die Sabine bei Ralph verbracht hatte. "Aufwachen, heute ist ein wichtiger Tag", sagte er leise, als sie versuchte wieder in Morpheus' Arme zu entschwinden und sich die Decke über den Kopf zog. "Hm, was denn?", murmelte sie verschlafen, als er mit dem Kopf unter ihre Bettdecke gekommen war und sich mit Küssen zu ihrem Mund vorarbeitete. "Valentinstag", erwiderte er lächelnd. Es war bereits das zweite Mal, dass der Wecker ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Eine Stunde zuvor hatte er versucht ihr ein wunderschönes Frühstück zu zaubern. Hatte einen Strauß roter Rosen in eine Vase gestellt, die die Tischmitte zierte und war Semmeln holen gegangen.

    Langsam kroch Sabine unter der Bettdecker hervor und sah Ralph verschlafen an. Valentinstag. Der Tag der Verliebten. Der Gedanke daran ließ sie wieder nachdenklich werden. Sie hatten sich in letzter Zeit oft getroffen. Fast schon zu oft um das ganze ruhigen Gewissens als Affäre bezeichnen zu können. Aber wie sollte es weitergehen? Sabine bezweifelte, dass Ralph seine Ansicht über eine feste Beziehung mittlerweile geändert hatte und auch sie wusste nicht ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. An den Streit mit Bille musste sie immer wieder zurück denken und das warf neue Zweifel in ihr auf, ob sie das richtige tat oder nicht. Durfte sie so egoistisch sein, und da nur an sich denken? Egoismus - ja, das hatte ihr Bille auch vorgeworfen. Die Worte hatte sie noch deutlich im Ohr. Du denkst nur an dich. Was mit mir ist, ist dir völlig egal. Wie kannst du mir das nur antun? Hätte ich gleich bei meinem Onkel bleiben können. Diese Worte hatten Sabine schwer getroffen und darauf hin hatte sie eine ganze Woche lang jeden Kontakt zu Ralph abgebrochen. Aber nach dieser Woche war ihr Bedürfnis nach ihm nur noch größer gewesen. Sie hatte seine Nähe, seine Wärme, seinen Geruch spüren und riechen wollen. Langsam kletterte sie aus dem Bett und zog sich an, während Ralph sie immer noch beobachtete und auf dem Bett lag. "Na komm, dann lass uns mal frühstücken."

    14.2.2007 - 6.32 Uhr

    "Nein Juliane, ich kann heute nicht früher frei machen", fuhr Jens herum und funkelte seine Freundin böse an. Wieso verstand sie einfach nicht, dass es nicht so schnell ging bis ein Ersatzpilot aus Hohn kam, noch dazu wenn er nicht mal krank war. "Aber du hast gesagt, dass du heute frei hast. Jens, ich habe mich darauf verlassen!" "Ja, dann habe ich mich eben im Dienstplan getäuscht. Und noch eines, dieser ganze Kram mit dem Valentinstag ist mir egal. Ich kann dir doch meine Liebe auch an einem anderen Tag beweisen. Wofür der ganze Aufstand hier?" Jens wurde immer ungehaltener und fuchtelte mit den Schraubenziehern wild herum. Wieso verstand sie einfach nie, dass er nichts übrig hatte für den ganzen kitschigen Mist? Er wollte in Ruhe mit ihr schön Essen gehen und es sich dann gemütlich machen. Aber nicht irgendwo ein Candel-Light-Dinner besuchen oder eine romantische Schifffahrt auf der Alster machen. Das war zu viel für ihn. "Juliane, bitte versteh mich doch. Wenn dir ganz viel daran liegt können wir das schon machen. Aber mir wäre ein schöner Abend zu zweit, vielleicht mit einer Flasche Wein viel lieber", versuchte er sie in ruhigerem Ton wieder friedlicher zu stimmen. "Nein, weißt du was. Jetzt mag ich auch nicht mehr. Ich gehe jetzt in die Redaktion und was ich heute Abend mache weiß ich noch nicht. Dann siehst du mal, was von deinem schönen Abend noch übrig ist. Brauchst nicht auf mich zu warten heute Abend. Kann länger werden." Sauer drehte sie sich um und ging davon. Während er ihr so nachsah, bekam er doch Zweifel alles richtig gemacht zu haben, in dem er seinen Kopf durchsetzen wollte. "Juliane bitte ..." Ohne sich umzudrehen ging sie zu ihrem Wagen, winke ihm noch einmal kurz zu und fuhr davon. Enttäuscht und verzweifelt ging Jens zu Anneliese zurück und Schlug mit der Faust gegen die Cockpittür. "Mist aber auch. Sch*** Tag."



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 25.08.2007, 10:43


    14.2.2007 - 07.05 Uhr

    "Hey Kutscher, was isn los mit dir?" "Was soll schon los sein Wollcke?" Ohne von seiner Zeitung aufzublicken brummte Jens seine Antwort zurück. "Jens, es ist Valentinstag, da ist man doch gut drauf, tut seiner Freundin etwas gutes, man ist einfach gut drauf", euphorisch mischte sich Jonny nun auch in die Diskussion ein und zog Jens die Zeitung weg. "Und genau das ist es, weshalb ich so schlecht gelaunt bin. Ich kann dieses ewige Getue nicht leiden." "Ja, aber..." "Kein aber, und jetzt lasst mich bitte in Ruhe Zeitung lesen!" Demonstrativ schlug er seine Zeitung wieder auf und begann den Artikel von vorhin zum dritten mal zu lesen, auch wenn er bezweifelte, dass er ihn diesmal komplett durchbringen würde. Seine Gedanken kreisten ständig um den Streit mit Juliane. Er hatte es nicht so gewollt. Streit mit der Freundin war das schlimmste für ihn. Aber wie sollte er es nur wieder gut machen, ohne selbst dem Kitsch zu verfallen und doch irgendetwas super Besonderes für sie zu machen?

    15.2.2007 - 14.33 Uhr

    “Seid mal kurz leise“, eindringlich bat Wollcke Sabine und Jonny ihr Gespräch kurz einzustellen. Erstaunt blickten sie den Bordmechaniker an und wusste nicht was sie davon halten sollten. „Jens, hörst du das auch?“ „Du meinst dieses Klappern? Ja, das ist mir auf dem Hinflug schon aufgefallen. Wir sollten mal ne Inspektion kommen lassen.“ Fragend blickte Sabine die beiden Flieger an und konnte ein kurzes unheimliches Gefühl im Bauch nicht verhindern. Sie verstand nicht viel von Hubschraubern, aber der Tonfall von Jens und Wollcke ließ nichts Gutes ahnen. „Jungs, was ist genau los“ Jens und Jan tauschten einen kurzen Blick aus, ehe Jens begann den beiden Medizinern zu erklären, dass sich am Hubschrauber irgendetwas gelockert hatte und der Höhenmesser auch keine zuverlässigen Informationen mehr lieferte. „Aber keine Sorge, ich bringe euch schon noch heil runter.“ So schnell und vorsichtig er konnte flog Jens zurück zur Kaserne und setzte den Hubschrauber dann doch etwas härter auf als er beabsichtigt hatte. Jonny und Sabine sprangen rasch heraus während Wollcke sich nach Stillstand der Rotoren auf das Dach von Anneliese begab. Wollcke suchte fieberhaft alles am Hubschrauber ab, aber er konnte sich bald nicht erklären woher das Klappern kam. „Jens, ich finde da nichts. Da müssen die Spezialisten in Hohn ran.“ „Ja, ich telefonier mit denen gleich mal.“ Rasch ging Jens in die Einsatzzentrale und ließ sich in Hohn mit den Technikern verbinden. „Rettungszentrum Hamburg, Major Blank. Grüß dich Marco.“ „Ah, moin Jens. Lange nichts gehört. Was gibt’s?“ So knapp wie möglich schilderte Jens seinem Kollegen in Hohn die Situation, und bat um einen Ersatzhubschrauber und Tieflader. „Du, das ist momentan ganz schlecht. Schafft ihrs nicht noch bis Hohn?“ „Wie bis Hohn? Kannst du mir den Tieflader nicht schicken?“ „Nein, ich sag doch das ist grad schlecht. Schafft ihrs also noch?“ „Warte mal eben, ich frag meinen BT kurz.“ Eilig drehte sich Jens um und rief nach Wollcke, den er zuvor hatte vorbei gehen sehen. „Jan? Ne halbe Flugstunde? Geht das noch?“ „Aber wirklich nur im Notfall.“ Skeptisch blickte Wollcke den Piloten an und wusste wirklich nicht, ob das gut gehen konnte. „Marco? Wir versuchen es.“ „Danke Jens. Ich mache euch in der Zwischenzeit ne andere Maschine klar.“ Fragend blickten sich Bordmechaniker und Pilot an und die nagende Frage ob der Flug gut gehen konnte beunruhigte sie immer mehr. In weniger als zehn Minuten hatten sie gemeinsam mit Jonny und Sabine sämtliche medizinische Ausrüstung ausgebaut und Jens und Wollcke machten die Maschine wieder so weit klar, dass sie rasch los fliegen konnten.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 28.08.2007, 08:06


    Der Flug von Hamburg nach Hohn, der unter normalen Umständen keine Probleme bereitete, verlief sehr unruhig, immer wieder musste Jens Fahrt herausnehmen, da die Instrumente falsche Daten lieferten und er das Risiko nicht eingehen konnte irgendwo abzustürzen. Während er immer wieder seinen Blick von Fenster nahm und die Instrumente kontrollierte hatte Wollcke sich ganz darauf beschränkt diese im Blick zu behalten und warnte Jens nur hin und wieder wenn sie zu niedrig oder zu hoch flogen. Gerade als sie dachten es hätte sich wieder gefangen und Jens wieder fahrt auf nahm, stieß Wollcke fast schon einen spitzen Schrei aus. Erschrocken fuhr Jens herum und blickte ihn fragend an. "Jan, was ist?" "Wir müssen runter. Sofort. Das Altimeter spielt total verrückt, die Geschwindigkeitsanzeige stimmt auch nicht. Das müsste ein Kurzschluss ein." Augenblicklich wurde Jens von einer inneren Unruhe erfasst, Adrenalin durchflutete seinen ganzen Körper und er legte einige Schalter um. "Ist verstanden. Halt Ausschau nach einem Landeplatz." Die Hände nicht mehr vom Pitch nehmend und den Blick starr nach vorne gerichtet, funkte er den Tower an. "Hamburg Tower, this is Medevac seven-two five-eight. We have to go down for emergency landing near Looft." "Thats copied seven-two five-eight. The daytime QNH ist 2043. Seid ihr in Ordnung?" "QNH 2043, hilft mir auch nicht viel weiter, aber danke. Ja alles okay, Triebwerkschaden. Next calling when airborne again or new informations." Zügig wickelte Jens den Flugfunk ab und versuchte die Maschine so schnell und so sicher wie möglich zu Boden zu bringen. "Links ist frei, Heckrotor frei. Unter uns keine Hindernisse. So ist gut, kannst tiefer gehen", millimeter genau dirigierte Wollcke Jens zu Boden und kaum hatten die Kufen den Boden berührt sprang er auch schon aus dem Hubschrauber.

    15.2.2007 - 15.16 Uhr

    Während Wollcke versuchte im inneren der Schnauze des Hubschraubers irgendetwas zu finden was auf den Ausfall hindeutete, zog Jens sein Handy hervor und rief bei Ralph in Hohn an. Am anderen Ende meldete Ralph sich genervt: "Brandt?" "Ralph, Jens hier. Du pass auf ..." "Jens, für private Gespräche habe ich jetzt überhaupt keine Zeit", unterbrach Ralph Jens und versuchte sich erneut auf die vor ihm liegenden Formulare zu konzentrieren. "Es ist nichts privates. Wir mussten eben auf dem Weg nach Hohn Notlanden. Kannst du uns einen Tieflader vorbeschicken, der unsere Dicke hier abholt?" "Ihr musstet was??", schrie Ralph völlig entgeistert ins Telefon und sprang auf. "Ja, der Druckmesser hat in Hamburg schon gesponnen und jetzt ist das Altimeter auch noch dazu gekommen. Wir konnten so nicht weiterfliegen." "Wie kommt ihr überhaupt auf die Idee mit einem kaputten Hubschrauber zu fliegen? Ihr hättet schon in Hamburg abstürzen können!" "Entschuldige bitte, aber deine Techniker haben gesagt wir sollen mit der Maschine kommen und das wollten wir auch tun!" Langsam wurde auch Jens ungehalten. Jetzt wo die Spannung wieder etwas von ihm abfiel merkte er deutlich wie Nervenaufreibend das ganze doch gewesen war. "Schickst du uns jetzt jemanden der uns hier abholt?" "Ja, ich schick euch jemanden", antwortete er schon wieder eine Spur ruhiger, und überlegte ob er Jens fragen konnte was mit Sabine in der Zwischenzeit wäre. "Sag mal, was machen eure Mediziner jetzt?" "Sabine wollte zuerst noch Berichte schreiben und dann werden sie wohl auf dem RTW mitfahren müssen, vermute ich. Aber wieso interessiert dich das überhaupt?" "Nur so. Wenn ihr in Hohn seid, sag mir Bescheid. Und Jens? Schraubt bitte nicht eigenmächtig am Heli herum. Fass das ruhig als Befehl auf!" "Ja, ist in Ordnung Ralph", mit einem grinsen auf den Lippen, das Ralph zum Glück nicht sehen konnte drehte sich Jens um und sah zu Wollcke hinüber, der inzwischen schon ganz schwarz war vor lauter Öl und Fett.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 29.08.2007, 19:07


    15.2.2007 - 14.45 Uhr

    “Jonny, ich bin mal Berichte für Kettwig fertig schreiben“, lachend drehte sich Sabine um und ging aus dem Gemeinschaftsraum. Gerade als sie in ihr Ärztezimmer gehen wollte kam ihr Kettwig entgegen und hielt sie auf. „Dr. Petersen. Gut, dass ich sie hier treffe. Wie ich gehört habe mussten Sie wegen technischem Defekt ausmelden?!“ „Ja, das ist richtig. Blank und Wollcke sind gerade auf dem Weg nach Hohn.“ „Gut, passen Sie auf“, nach einem kurzen Blick auf Sabine und ihren Schreibtisch fuhr er fort: „Machen Sie zuerst Ihre Berichte fertig, und dann versuche ich Ihnen und von Storkow einen NAW zu besorgen. Hamburg soll ja schließlich nicht auf eine der besten Notärztinnen verzichten müssen.“ Zwinkernd verabschiedete er sich von Sabine und ließ sie mit ihrer Arbeit alleine. So rasch wie möglich fertigte Sabine die nervenden Berichte ab und hoffte Kettwig würde endlich sagen wie sie eingesetzt werden könnten. Das untätige Herumsitzen machte sie noch ganz Wahnsinnig.
    Jonny hatte sich unterdessen daran gemacht den Rettungsrucksack aufzufüllen und nahm sich auch mal wieder die Medikamente unter die Lupe, die sie sonst nur sehr selten brauchten. „Ah Homann, sage mal, du hast noch nichts Neues von Jens und Wollcke gehört?“ „Nein Jonny, aber soll ich mich mal umhören?“ Jonny, der sich bildlich vorstellen konnte was dieses ’umhören’ bedeuten würde winkte dankend ab. Sie würden es schon erfahren wenn es etwas Neues gab. Mit zwei Kaffeetassen bewaffnet machte er sich auf den Weg zu Sabine. „Ich habe dir Kaffee mitgebracht“, sagte Jonny, als er nach kurzem Klopfen das Arztzimmer betrat. Er stellte die Tassen auf dem Schreibtisch ab und ließ sich Sabine gegenüber auf den Stuhl sinken.

    "Ah danke Jonny", genervt legte Sabine die Berichte zur Seite und trank völlig in Gedanken versunken ihren Kaffee. Diese Wartezeiten, wenn mit der Maschine etwas nicht in Ordnung war, machten sie immer verrückt. Sonst zwischen den Einsätzen wusste sie immer, es konnte jeden Moment einer kommen, aber so. Sie kam sich irgendwie überflüssig, ja fast schon nutzlos vor. Berichte schreiben war noch nie ihre Leidenschaft gewesen, aber Kettwig hatte schon vor ein paar Tagen angedeutet, dass er sie unbedingt haben will. "Gibt’s von unseren Jungs was neues?"

    Zur gleichen Zeit kam Bille von der Schule nach Hause und feuerte ihre Sachen in die nächste Ecke. In der Küche fand sie die ganzen Sachen der Vortage noch so, wie sie auch schon gestern und vorgestern dagelegen hatten. Sabine war also auch gestern, wo sie selbst Abends noch beim Sport war, nur kurz in der Wohnung gewesen. Wohl nur, um frische Klamotten zu holen. In letzter Zeit kam sie sich eh vor, wie ein Eindringling. Ständig war Sabine nur sehr kurz angebunden wenn sie zu Hause war, oder sie war überhaupt nicht da. Weder nach Dienstschluss, noch Nachts. Genervt begann sie das ganze Geschirr in die Spülmaschine zu räumen, machte den Esstisch wieder sauber und räumte dann ihre Sachen noch weg. Als sie das alles fertig hatte griff sie nach dem Telefon und wählte die Nummer ihrer Freundin. "Hi Lena. Du, kann ich bis morgen zu dir kommen? Hier ist der Wurm drin." Bille wollte nur noch eines: weg von hier und Sabine. Nicht für immer, denn so viel besser war es bei ihrem Onkel auch nicht, aber zumindest für ein paar Tage. Sabine sollte merken, dass es nicht in Ordnung war was sie da mit Ralph tat. Kurze Zeit später packte sie ihre Schultasche und die wichtigsten Schulsachen und verließ die Wohnung. Als sie dann in der U-Bahn saß und auf dem Weg zu Lena war zog sie ihr Handy hervor und tippte Sabine eine SMS. Hi Sabine. Bin bis irgendwann bei einer Freundin. Kannst mit deinem Liebhaber auch heimkommen. Bille Es war hart es so zu schreiben, aber sie hoffte Sabine würde es vielleicht begreifen, dass sich nicht alles nur noch um sie drehen konnte, sondern sie Bille auch nicht vergessen durfte.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 30.08.2007, 19:52


    Mitten im Gespräch mit Jonny piepste ihr Handy und sie zog es rasch heraus. Geschockt las sie die Worte von Bille und schickte Jonny unter einem Vorwand aus dem Zimmer. Er musste nicht wissen was sie bedrückte und in ihrem Privatleben ablief. Immer und immer wieder las sie die wenigen Worte und konnte vereinzelte Tränen nicht mehr aufhalten. Wusste Bille denn überhaupt was sie tat oder würde sie in einer Kurzschlussreaktion noch mehr Fehler begehen? Ohne genau zu überlegen was sie als nächstes tun sollte griff sie erneut nach ihrem Handy und wählte blind die Nummer von Ralph. Genervt schreckte dieser von seiner Papierarbeit auf und griff bereits reflexartig zu seinem Telefon. Als er abheben wollte begriff er erst, dass es sein Handy war, das zur Abwechslung mal klingelte. Nur ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht als er Sabines Bild auf dem Display sah. „Sabine, was gibt’s?“ Den genervten Ton in seiner Stimme konnte er nun doch nicht verbergen und hoffte es wäre wirklich etwas wichtiges, weswegen sie anrief. Sabine wusste nicht was sie ihm antworten sollte und schluchzte leise auf. Alarmiert wechselte sowohl seine Stimmung, als auch der Klang in der Stimme. „Sabine, was ist los?“ „Ralph … ich … wir … Bille … sie …“ „Jetzt beruhige dich doch erstmal. Was ist passiert?“ Erschrocken und gleichzeitig ungeduldig war Ralph aufgestanden und an das große Fenster in seinem Büro getreten. Der Flugbetrieb in Hohn lief rege wie eh und je, nur bei ihm schien die Zeit still zu stehen. „Bille ist abgehauen, weil ich nur noch Augen für dich hatte. Ralph was soll ich jetzt nur machen?“ „Sabine, das wird schon wieder. Gib mir mal ihre Handynummer, ich versuche mit ihr zu reden.“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? War jetzt er auch schon vollkommen durchgeknallt und verrückt? Ohne noch länger darüber nachzudenken versprach er Sabine sich darum zu kümmern und schnellst möglich in Hamburg zu sein.
    Als er dann aber Billes Handynummer gewählt hatte und nur die Mailbox ranging bekam er doch wieder Zweifel ob es richtig war was er tat. „Bille? Hier ist Ralph. Du weißt schon, der Liebhaber von Sabine. Ihr geht’s echt dreckig weil du abgehauen bist. Lass uns darüber reden. Es muss eine Lösung geben. Ruf mich bitte zurück, ja?“

    15.2.2007 - 16.49 Uhr

    "Danke fürs mitnehmen, kommt ihr alleine zurecht hier?", leichtfüßig sprangen Jens und Wollcke aus dem LKW und verabschiedeten sich von den Technikern, die den Hubschrauber auseinandergebaut hier her gebracht hatten und sich nun dem Problem annehmen sollten. "Ja klar, lasst euch den anderen Heli geben. Machts gut!" Gut gelaunt liefen Jens und Wollcke zu den Hangarn hinüber und während Wollcke sofort in ein Gespräch mit alten Kollegen verwickelt war, ging Jens weiter zum Büro von Ralph. Vorsichtig klopfte er an die Tür und ignorierte jedes warnende Wort von Deffke, Brandt sei sehr schlecht gelaunt. Vorschriftsgemäß salutierend stand er dann seinem Chef gegenüber und hoffte nichts weiter falsch gemacht zu haben, denn auf Ärger war er nicht aus. "Schon gut Jens, setz dich und erzähl warum ihr dennoch hier her fliegen wolltet." Während Ralph weiter am Fenster stehen blieb und Jens scharf musterte, nahm dieser zögerlich Platz und begann seinem Chef die Situation zu schildern. "Der Techniker mit denen wir hier telefoniert hatten, meinte wir könnten damit schon noch bis Hohn fliegen, da der Abtransport mit dem Tieflader auch viel zu lange dauern würde und sie gerade keinen frei hätten. Ist halt nicht ganz gut gegangen." "Hm, ja, ja okay. Nehmt eine andere Maschine mit nach Hamburg. Ach Jens? Könnt ihr mich auch mitnehmen? Ich muss in Hamburg noch etwas wichtiges klären." Nur leise und zögerlich kam die letzte Frage über seine Lippen und hoffte Jens würde nicht nachfragen, was genau er da zu erledigen hatte. Ralph wollte mit Sabine reden, und versuchen Bille zu erreichen. Wie war ihm egal, Hauptsache Sabine fühlte sich mit dem Problem nicht alleine gelassen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 01.09.2007, 11:38


    Skeptisch blickte Jens ihn an und überlegte einen Moment was er antworten sollte. Er entschied sich dann aber doch für ein einfaches ’Ja’ und hoffte Ralph würde von selbst sagen was los war. Aber da hatte sich Jens in seinem Freund getäuscht, dieser schwieg verbissen. Der Rückflug nach Hamburg verlief schweigsam und auch Wollcke und Jens funkten nur das nötigste. Keiner wagte es über etwas zu reden, denn sie wussten nicht wie Ralph reagieren würde. Diesem wäre wohl auch der größte Klatsch und Tratsch egal gewesen, zu sehr hing er mit seinen Gedanken in Hamburg bei Sabine.
    Kaum hatten die Kufen des Hubschraubers den Asphalt vor dem Rettungszentrum berührt war Ralph auch schon herausgesprungen und hineingelaufen. Zielstrebig bahnte er sich den Weg zu Sabine ins Ärztezimmer und klopfte kurz an der Tür. „Dr. Petersen geht es nicht so gut“, versuchte Homann Ralph davon abzuhalten das Zimmer zu betreten. „Homann, sparen Sie mir Ihre Ratschläge und gehen Sie mir aus den Augen“, fauchte Ralph den Obergefreiten an und betrat das Arztzimmer ohne ein weiteres Wort.

    Mit geröteten Augen blickte sie auf und sah Ralph an. Erst als er die Türe geschlossen hatte stand sie auf und ging auf ihn zu. Erleichtert und froh ihn hier zu sehen ließ sie sich von ihm in die Arme schließen und trösten. Jetzt wo sie ihn brauchte war er für sie da. Was hatte ihn im Vergleich zu früher nur so verändert? Er war jetzt viel liebevoller und sah nicht nur seine Probleme. "Danke dass du da bist", murmelte sie leise und löste sich wieder leicht von ihm. Ohne ihr zu antworten zog er sein Taschentuch aus der Uniform und wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. Zum Glück hatte sie sich nicht geschminkt, sonst würde sie jetzt noch schrecklicher aussehen, aber selbst das hätte ihn und wahrscheinlich auch sie gerade nicht gestört. "Hey Schatz, das kommt wieder in Ordnung", versuchte er sie etwas aufzubauen und hob ihr Gesicht mit seinem Zeigefinger an. "Wir bekommen das wieder hin", ergänzte er und umschloss sie erneut um ihr einen sanften Kuss zu geben. "Aber ich hätte merken müssen, dass ich Bille unrecht getan habe. Wie konnte ich sie nur die ganze Zeit vergessen?" "Sabine, du warst, nein wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt, damit dass wir wieder so halb ein Paar waren und es vor allen geheim halten wollten. Aber wenn du willst, kann ich mit Bille reden, oder es zumindest versuchen." "Meinst du wirklich?", wieder musste Sabine aufschluchzen, und hoffte Bille wäre in Wirklichkeit nicht so sauer auf sie wie sie die SMS interpretiert hatte. "Ja das glaube ich. Und Sabine. Das was ich gesagt habe, dass ich keine Beziehung will. Vergiss es bitte, ja? Momentan könnte ich mir mit niemanden anderes etwas vorstellen und das Wort Affäre passt schon zu lange nicht mehr auf unsere Situation. Wir müssen ja nicht gleich zusammenziehen und es an die große Glocke hängen, aber wenn es jemand erfahren sollte, dann soll es uns doch egal sein." Erstaunt über Ralphs Worte ließ sich Sabine wieder auf ihren Stuhl fallen und überdachte das ganze erstmal. Ja, er hatte Recht. Für eine Affäre hatten sie sich in letzter Zeit zu oft getroffen und dazu war ihr Verhältnis wieder zu innig geworden. Dennoch kam es ihr etwas fremd vor, sich erneut mit Ralph als ein Paar zu bezeichnen, wo die letzte Beziehung doch so gründlich schief gelaufen war. "Hey Sabine, was ist? Passt es dir nicht was ich gesagt habe?" Leise war er hinter sie getreten und hatte begonnen sie im Nacken zu masieren. Ihre plötzliche Stille kam ihm seltsam vor und er hätte gerne gewusst was sie wirklich dachte. "Doch doch schon Ralph. Es ist nur irgendwie ... ja, irgendwie seltsam und wunderschön zu gleich." Erneut stand sie auf und küsste ihn lang und fordernd. Die Sorgen um Bille schienen mit einem Mal kleiner geworden zu sein und sie hoffte bald nach Hause gehen zu können, in der Hoffnung dort irgendeinen Hinweis auf Billes Aufenthaltsort zu finden.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 02.09.2007, 10:58


    15.2.2007 - 17.58 Uhr

    Homann hatte seine Neugierde nicht zügeln können und wusste, dass er in Teufels Küche käme, wenn der Commodore merkte, dass er lauschte. Er hatte sich an die Tür gepresst, doch zu hören war kaum etwas, also spähte er auch noch durch's Schlüsselloch und glaubte einen Kuss zu sehen, dann hörte er das Gespräch mit. Er prallte erschrocken von der Tür zurück. Der Commodore und Sabine? Wieder ein Paar? Das war ja mal eine Neuigkeit, die es zu verbreiten galt.

    Er stolperte fast über seine eigenen Füße, als er loslaufen wollte und den Aufenthaltsraum betrat, wo sich die anderen inzwischen bei Kaffee zusammengesetzt hatten und Annelieses Schaden besprachen. "Leute, Leute!", rief Homann so verzückt aus, dass Wollcke sich an seinem Kaffee verschluckte und Jens sofort auf Kollisionskurs ging. "Homann, jetzt nicht, wir haben wichtigere Probleme als ihrem Klatsch zu lauschen."

    "Aber, aber", sagte er atemlos und sah zu Jonny, erhoffte sich wenigstens von ihm Unterstützung. "Homann", sagte der jedoch einfach nur und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. Das war ja wohl deutlich genug. "Aber, aber, der Commodore und Sabine sind ein Paar!", platzte es aus ihm heraus.

    "Und morgen ist Weihnachten. Klar Homann, veräppeln kann ich mich selbst!" Genervt blickte Jens den Obergefreiten an und wollte ihm kein Wort glauben, aber als er doch darüber nachdachte kam ihm das ganze fast schon logisch vor. Gerade als er einen neuen Satz anfangen wollte spürte er Flüssigkeit auf seinem Handrücken und das Prusten das zu hören war bestätigte seinen Verdacht noch mehr. Wollcke hatte gerade in dem Moment wo Homann die Katze aus dem Sack gelassen hatte erneut einen Schluck Kaffee getrunken. Dieser verbreitete sich jetzt gleichmäßig über den ganzen Tisch. "Nein, ich träume", entfuhr es ihm und auch er starrte Homann ungläubig an. "Das kann nicht dein Ernst sein. Das ist doch schon mal schief gegangen. Bist du dir da ganz sicher?" "Homann, denk dir da nichts aus", mischte sich auch Jonny mit ein und forderte Homann auf sich zu setzen und das ganze genau zu berichten. "Nein, ich habe mir das nicht ausgedacht. Wieso glaubt ihr mir denn nicht?" Enttäuscht und aufgeregt versuchte er die beiden von seiner Entdeckung zu überzeugen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 02.09.2007, 18:55


    Jens war unterdessen schweigend aufgestanden und ans Fenster gegangen. Mit leerem Blick starrte er hinaus und ließ sich Szenen mit Ralph noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ja, es war bestimmt die Wahrheit was Homann berichtete. Nur zu gut konnte er sich an das Gespräch nach der Autorotationsübung erinnern, wo Ralph in Gedanken überhaupt nicht anwesend gewesen war. Auch Sabine war immer öfter gereitzt oder viel zu fröhlich gewesen. Ralph hatte jetzt unbedingt mit nach Hamburg wollen, obwohl sein Schreibtisch mehr als nur voll ausgesehen hatte. Auch am Telefon hatte er sich sofort nach den Medizinern erkundigt, obwohl sie ihn nichts angingen.

    "Nein, ich glaub das immer noch nicht", wie um seine Worte zu bekräftigen schlug Wollcke auf den Tisch, das sich die Kaffeepfütze noch weiter verteilte. "Aber Jan, wenn ich es doch sage, ich habe das gesehen." "Aber wieso denn Ralph? Ich meine ..." "Homann hat schon recht Jonny. Es kann nur so sein", unterbrach sie Jens und näherte sich ihnen wieder. In wenigen, knappen Worten schilderte er ihnen die Situationen und etwas verwirrt stimmten sie ihm dann doch zu. "Aber wie sollen wir uns Sabine gegenüber verhalten?" "Ja gar nicht. Mensch, denkt doch mal mit. Es hat nichts mit dem Dienst zu tun, auch wenn sie deine Chefin ist Jonny, und Ralph unserer. Was sie privat treiben kann uns egal sein. Und wehe, ihr sprecht sie darauf an. Sie soll uns das selbst sagen, wenn sie es für nötig hält. Haben wir uns verstanden?"

    15.2.2007 - 18.06 Uhr

    Lena und sie gingen noch immer durch die Straßen, sie waren erst shoppen gewesen und jetzt ließen sie sich auf einen Burger in einem Fast-Food-Restaurant nieder. Es hatte sie von den Problemen abgelenkt, aber es hatte die Probleme nicht vergessen gemacht. Als sie jetzt auf ihr Handy sah, hörte sie die Nachricht auf der Mailbox ab und stopfte das Handy dann zurück in die Tasche. "Wer war denn das?", fragte Lena, hatte sofort gemerkt wie gereizt Bille reagiert hatte. Die schwieg darauf, doch der grimmige Blick war auch Antwort genug. "Jetzt schickt Sabine ihren Liebhaber schon vor, um mit mir zu reden", sagte sie dann doch beleidigt, weil Lena sie immer noch ansah. "Das ist so unfair! Ich habe keine Eltern mehr und Sabine schleppt da diesen Ralph an und ich bin sofort vergessen. Dabei hat sie mir versprochen, dass sie sich um mich kümmert!" Von einer Sekunde auf die nächste hatte sie Tränen in den Augen und wischte sich mit dem Ärmel darüber.

    Vorsichtig rutschte Lena zu Bille hinüber und legte ihr einen Arm um die Schultern um sie zu trösten. Es muss hart für sie sein, plötzlich von allen wie abgeschoben zu werden, aber Lena konnte sie verstehen. Auch ihre Eltern hatten sich früh getrennt und die Mutter einen neuen Mann mit nach Hause gebracht. "Vielleicht will er ja wirklich mit dir reden Bille." "Nein, bestimmt nicht. Der ist doch immer abgehauen wenn ich zu Hause war. Das ist bestimmt nur so eine linke Nummer von Sabine um mich nach Hause zu holen." "Und wenn sie es ernst meinen? Du weißt doch, dass es bei mir zu Hause auch nicht anders war. Mittlerweile habe ich mich ganz gut damit abgefunden und mit dem neuen meiner Mutter verstehe ich mich auch gut." Schniefend blickte Bille ihre Freundin an und lehnte sich erleichtert an ihrer Schulter an. Ja, vielleicht hatte sie wirklich überreagiert und sich kindisch benommen. Sie musste Sabine eine Chance geben, sonst hatte sie doch niemanden der sich um sie kümmerte. "Bleibst du dabei wenn ich ihn anrufe?" Entschlossenheit war in Billes Augen zurückgekehrt und sie zog Lena mit hoch und stürmte aus dem Fast-Food-Restaurant. "Aber klar. Von wo aus willst du anrufen?" Zielstrebig liefen sie die Mö hinunter und hielten erst an, als sie an einer Telefonzelle angekommen waren. Nur so konnte Bille sicher gehen, dass er ihre Nummer nicht schon am Display erkannte. Als sie die Nummer gewählt hatte und ewig das Freizeichen ertönte wurde sie ungeduldig. Wieso nahm er nicht ab? Hatte er gar sein Handy nicht dabei, wo auch immer er war. Als er dann doch endlich abnahm erschrak sie fast und wollte schon fast auflegen, wenn Lena sie nicht zurückgehalten hätte. "Ralph? Hier ist Bille. Du wolltest mit mir reden?"



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 05.09.2007, 20:13


    Der schrille Klingelton seines Handys riss ihn und Sabine aus ihren Gedanken und er zog sein Handy aus der Jackentasche der Uniform. Kaum hatte er Billes Stimme vernommen deckte er das Handy kurz ab und flüsterte Sabine zu, wer dran war. Sanft umschloss er mit seiner freien Hand ihr Handgelenk als sie ihm das Handy schon fast aus der Hand reißen wollte. „Bille. Schön, dass du dich meldest. Ich glaube wir beide müssen mal miteinander reden.“ Alle anderen Worte die er auf den Lippen hatte sparte er sich, denn er wollte sich den Anfang mit Bille nicht schon von Anfang an verderben und wie ein Ersatz-Papa klingen. „Bille ich wollte mich nicht zwischen dich und Sabine drängen. Können wir uns treffen? Kommst du ins Rettungszentrum oder soll ich irgendwo hinkommen?“

    Zu zweit in die Telefonzelle gezwängt lauschten Bille und Lena seinen Worten und verdrehten entnervt die Augen. Was stellte sich der Typ eigentlich vor? Sollte sie ihm um den Hals fallen, weil er versuchte sie zu verstehen? Was tat er überhaupt im Rettungszentrum, wo er doch in Hohn arbeitete? "Nein, nicht im Rettungszentrum. Können wir uns am Rathaus treffen? Bis wann kannst du kommen?" Ohne ihm die Möglichkeit zu lassen ihr zu widersprechen machte sie mit ihm den Treffpunkt aus und legte danach sofort auf. Erst einige Minuten später fing sie sich wieder und schaute Lena entgeistert an. "Hast du das gehört? Will er, dass ich ins Rettungszentrum komme. Und jetzt dann will er einen auf Ersatz-Papa machen oder wie?" "Ich fand, der hat sich doch ganz nett angehört, und besorgt war er auf jeden Fall um dich. Ich würde ihm eine Chance geben." "Ja, schon klar, ist ja auch nicht eine Mutter mit der er ins Bett geht", fuhr Bille sie an und bereute kurz darauf ihre Worte, mit denen sie Lena hart getroffen hat. "Sorry, war nicht so gemeint!" "Doch war es, sonst hättest du es nicht gesagt. Mensch Bille, kapier halt, dass nicht alles so laufen kann wie du dir das vorstellt. Ja, dass deine Eltern verunglückt sind ist schlimm und sie können dir nicht ersetzt werden, aber nicht alle Leute wollen dir böses. Und jetzt geh zum Rathaus und gib ihm eine Chance, klar?" Sie fasste ihre Freundin hart an der Schulter und versuchte ihr die Lage klar zu machen, wenn sie diese schon nicht von alleine begriff. "Kannst du nicht mitkommen?", kleinlaut und zögerlich bat Bille ihre Freundin erneut um einen Gefallen. "Bitte Lena. Hast auch was gut bei mir." "Ich hab dann einiges gut bei dir. Aber gut, ich komme mit, dann benimmst du dich wenigstens!" Langsam bummelten die beiden zum Rathausplatz und stellten sich in einiger Entfernung an den vereinbarten Treffpunkt.

    Bille hatte ihm nicht viel Zeit gelassen und bis er mit dem Auto beim Rathaus wäre, würde noch einige Zeit vergehen. Abgehetzt drückte Ralph Sabine einen zarten Kuss auf die Lippen und verschwand zur Türe hinaus. „Homann, ich brauche jetzt sofort einen Dienstwagen. Ich fahre alleine.“ Den verwirrten Blick von Homann ignorierend wartete er ungeduldig auf dessen Antwort. Die nervösen Blicke auf die Uhr wurden immer häufiger und als er dann endlich die Antwort bekam man würde ihm einen Wagen vorfahren konnte er nicht schnell genug aus dem Rettungszentrum hinaus kommen. Ohne auf irgendwelche Verkehrsregeln zu achten jagte er den Dienstwagen durch Hamburgs Innenstadt und schlängelte sich durch die anderen Autos hindurch um sich den letzten freien Parkplatz zu sichern. Grinsend kommentierte er die eindeutigen Gesten der anderen Autofahrer und machte sich zügig auf den Weg zum Rathausplatz. Als er Bille, die sich an ihrer Freundin festklammerte sah, verlangsamte er seine Schritte und zögerte etwas. "Hi, ich bin Ralph", sagte er locker zu Lena und lächelte ein wenig, die sah ihn perplex an und zupfte Bille am Ärmel. "Der ist ja auch bei der Bundeswehr, wie cool ist das denn mal", sagte sie leise. Bille schien sich zu schämen und Ralph sah sie unsicher an, weil er nichts falsch machen wollte. "Bille, ich bin Schuld dran, dass Sabine der Kopf nicht mehr so sehr nach dir stand, aber ich kann dir versichern, dass sie dich über alles liebt. Ich möchte mit offenen Karten spielen, Sabine hat sich gerade im Rettungszentrum die Augen aus dem Kopf geheult, weil sie sich Sorgen um dich macht. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich mich mit dir hier treffe, weil, naja es ist vielleicht besser, wenn du die Chance hast mich kennen zulernen", versuchte er irgendwie zu erklären.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 05.09.2007, 20:13


    "Sabine hat sich die Augen aus dem Kopf geheult? Wegen mir? Glaub ich nicht", schnippisch antwortete Bille ihm und sah ihn herausfordernd an. Wie würde er mit ihr zu Recht kommen wenn sie auf zickig machte? Ein inneres Gefühl sagte ihr, dass Sabine und er mittlerweile schon etwas mehr als nur eine Affäre waren und eventuell sogar schon überlegten zusammen zu ziehen. "Doch Bille, das hat sie wirklich. Glaub mir, es hat sie fertig gemacht, dass du einfach abhauen wolltest. Sie hat dich doch wirklich gerne und will auch nur dein bestes, aber in letzter Zeit habe ich ihr halt den Kopf gründlich verdreht." Etwas verunsichert drehte er den Kopf zu Lena und sah sie kurz an. Als auch sie genau in diesem Moment zu ihm hinsah und sich ihre Blicke trafen, drehte er den Kopf rasch in die andere Richtung. Irgendwie war es ihm peinlich sein Liebesleben mit Sabine vor zwei Teenagern auszubreiten, noch dazu mit einer die er ja überhaupt nicht kannte. Lena hatte seinen ausweichenden Blick gesehen, und merkte dass es ihm unangenehm war. "Bille, ich verzieh mich mal, das ist ne Sache zwischen euch. Und wenn ich mal ne Info über die Bundeswehr brauche, ich weiß ja jetzt wo ich die herbekomme", lachend schloss sie Bille noch in eine kurze Umarmung, verabschiedete sich von Ralph und ging dann quer über den Rathausplatz zur nächsten U-Bahn Station.

    15.2.2007 - 19.47 Uhr

    Bille und Ralph hatten sich nach Lenas Verschwinden eine Bank an der Innenalster gesucht und darauf niedergelassen. Dass ihn die Leute so anstarrten war ihm egal, und die Uniform, die dreckig wurde konnte er allemal noch in die Reinigung stecken. Sie hatten einige angenehme und unangenehme Themen angesprochen. Zu einem großen Entschluss waren sie allerdings nicht gekommen. Zähneknirschend hatte Bille akzeptieren müssen, dass es ab nun einen festen Freund in Sabines Leben gab, und sie nicht mehr alleine an erster Stelle stand. "Was hältst du davon, wenn wir jetzt Sabine abholen und uns dann auf dem Heimweg noch irgendwo eine Pizza mitnehmen", vorsichtig stellte Ralph die Frage, denn auch wenn der Abend bis jetzt gut verlaufen war wollte er Bille nicht überfordern, wenn er gleich mit zu ihnen nach Hause kam und womöglich auch noch übernachtete. "Hm, ja das ist in Ordnung. Aber Ralph? Wenn ich Sabine mal gerne einen Tag für mich alleine hätte, ist das dann in Ordnung für dich?" "Ja sicher, und umgekehrt auch? Abgemacht?", kameradschaftlich hielt er ihr die Hand hin und wartete bis sie eingeschlagen hatte. Lachend standen sie auf und machten sich zurück auf den Weg zu dem Dienstwagen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 06.09.2007, 19:37


    13.3.2007 - 20.18 Uhr

    "Jan hör auf mit dem Mist, du hast schon ein Bier, das reicht. Mensch, wir müssen morgen fliegen." Scharf fuhr Jens seinen Bordmechaniker an, als sich dieser ein zweites Bier bestellte. So durften sie nicht fliegen, mit Alkohol im Blut. "Ach Jens, hör auf, wir haben morgen frei hat Brandt doch gesagt", entgegnete Jan seinem Kollegen und Freund und nahm einen genüsslichen Schluck aus seinem Glas. "Er wollte sich doch bis halb acht melden ob wir fliegen müssen. Das hat er nicht getan, also gehe ich davon aus, dass ich morgen frei habe. Somit kann ich trinken was ich will. Und du solltest das auch mal tun. Wasser ist nicht gut für dich." Ohne einen weiteren Kommentar von Jens zuzulassen, bestellte er ihm auch ein Bier und zwang diesen fast schon zum trinken. So sehr sich Jens dagegen sträubte, da er ja nicht sicher wusste ob sie wirklich frei hatten oder nicht, der Alkohol im Körper ließ ihn ein wenig entspannen und das ganze mit anderen Augen sehen. "Na siehste, es geht doch", kommentierte Jan das entspanntere Gesicht des Piloten. "Aber richtig ist es trotzdem nicht. Jan, ich bin nichts mehr gewohnt und wenn mir morgen doch fliegen müssen?" "Ach komm, von einem Bier bist du doch nicht besoffen und du sagst doch immer, du könnest auch im Schlaf fliegen." Ohne eine weitere Antwort nahm auch Jens einen weiteren Schluck aus dem Bierglas und ließ sich Jans Worte noch mal durch den Kopf gehen. Dieser hatte schon Recht, so viel konnte ja doch nicht passieren, und da er sich immer auf das Wort von Ralph hatte verlassen können, ging er davon aus wirklich nicht fliegen zu müssen. "Okay, du hast Recht, Prost Kollege."

    13.3.2007 - 23.01 Uhr

    Wollcke hatte sich nicht mehr zurückhalten lassen und nach dem zweiten Bier noch ein Glas Wein hinterher bestellt, während Jens doch noch etwas vorsichtiger war und mehr Wasser als Alkohol getrunken hatte. Dennoch war er durch den ganzen Rauch, die lauten Stimmen und die Musik irgendwie nicht mehr ganz da und fühlte sich betrunken. "Komm, lass uns gehen, und hör endlich zu trinken auf!" Ungehalten zog er Jan unsanft vom Tresen weg und ging mit ihm hinaus in die kalte Nachtluft. Sofort fühlte er sie wieder etwas besser und die Bewegung tat seinen Kopfschmerzen gut. Was sollte nur passieren wenn sie morgen doch fliegen mussten? Er hatte sich den ganzen Abend nicht getraut mehr zu trinken als dieses eine Bier, aber die Angst, selbst dieses eine wäre zu viel gewesen ließ ihn ganz schwindlig werden. "Hey, d... dein Han ...Handy kliiiingelllllllt", etwas lallend kam der Hinweis von Wollcke und Jens griff erschrocken in seine Jackentasche. Schon allein sein Display zeigte nichts Gutes und so nahm er schnell ab. "Blank?" "Jens, hier Brandt. Du pass auf. Eure Vertretung hat eben abgesagt. Ihr müsst morgen doch fliegen." "Wie bitte?", brüllte Jens in sein Handy und schlug mit dem Fuß gegen einen Baum am Straßenrand. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Was sollte er nur machen? "Ja schon richtig gehört. Morgen, ganz normal Schicht. Schöne Nacht noch." "Ralph warte, da gibts ein Problem. Wollcke ist ...", aber noch bevor er den Satz vollendet hatte hörte er das Piepsen der toten Leitung. Ralph hatte schon aufgelegt und verließ sich auf die Zuverlässigkeit seiner Flieger. Er würde seine Lizenz verlieren, wenn auch nur ein kleiner Fehler passierte. Jan ebenfalls. Ihr Leben lang hätten sie nie wieder die Chance irgendwo fliegen zu dürfen. "Jan, pass auf. Wir haben ein Problem. Morgen ist nicht frei, wir müssen fliegen!" "Wie? Das ist nicht dein Ernst", sofort eine Spur nüchterner blickte Jan seinen Kollegen erschrocken an. "Doch, das ist er. Was machen wir jetzt?" "Ja, scheiße ich weiß auch nicht. Wir müssen morgen fliegen Jens, sonst bekommt Brandt nen Anfall!" "Und unser Alkoholpegel? Der ist noch schlimmer", gab Jens zu bedenken und trat erneut gegen den Baum. "Dann lass uns zusehen, dass wir sofort ins Bett kommen, sonst können wir das morgen total vergessen". Wie zwei Schuljungs die etwas angestellt hatten trotteten Jens und Jan nach Hause und ließen bei den Kopf hängen



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 06.09.2007, 19:37


    14.3.2007 - 7.00 Uhr

    "Jan, kommst du mal eben mit?" Mit bleichem Gesicht stand der Stabsfeldwebel auf und ging Jens hinter her. Er war völlig müde und hatte große Not seine Kopfschmerzen zu ignorieren. "Wie siehts aus? Bist du fit genug die Schicht zu schaffen?" Jens selbst fühlte sich ganz gut und ausgeschlafen. Seine Müdigkeit wegzustecken hatte er schon während seiner Ausbildung damals gut geschafft. Sofort rief er sich wieder ins Gedächtnis, dass dies etwas ganz anderes war als die Ausbildungszeit. Hier ging es wirklich um Menschenleben. Leben, die er durch den Restalkohol und eine Sekunde der Unaufmerksamkeit riskieren konnte. "Ja Jens, diese halbe Schicht heute, könnte gehen." "Was heißt hier könnte gehen? Jan, es muss gehen, wir sind sonst unseren Job los." Erst bei diesen Worten flammten Wollckes Augen wieder auf und die Entschlossenheit, das Beste aus der Situation zu machen kehrte zurück. "Also, geben wir unser Bestes." Hart packten sich die beiden Männer an den Schultern und bekräftigten so ihre Worte. "Jungs? Was ist los?" Fragend trat Sabine an die beiden Techniker heran und musterte sie misstrauisch. "Was soll schon los sein Sabine? Alles paletti, wie immer." Eine glatte Lüge, super Jens. Nur mit Mühe schaffte es der Pilot die Notärztin anzusehen und nicht gleichzeitig zu erröten. Im Lügen war er noch nie gut gewesen, aber er konnte ihr die Wahrheit nicht sagen. Davon durften nur Jan und er wissen. Eine verängstigte Mannschaft, die an der Flugfähigkeit des Piloten zweifelte war für den SAR undenkbar. "Na kommt, trinken wir erst mal einen Kaffee und dann sehen wir schon wie der Tag wird." Entschlossen löste sich Wollcke von den beiden und ging zu Jonny zurück in die Küche. Immer wieder ging er in Gedanken durch, ob er die Vorflugkontrolle richtig durchgeführt hatte, oder vor lauter Müdigkeit irgendetwas übersehen hatte. Nach dem dritten Mal war er sich sicher, dass er alles gemacht hatte und im Normalfall nichts schief gehen konnte.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 09.09.2007, 13:14


    14.3.2007 - 9.12 Uhr

    "Sagt mal, bekommen wir heute gar keinen Einsatz mehr rein oder wie sieht das hier aus?" Genervt stand Jonny auf und knallte die Zeitung auf den Tisch. Mürrisch stellte er sich an das Fenster und beobachtete das Wetter außerhalb der Räume. Das schöne und angenehm warme Wetter der letzten Tage hatte sich von einem nasskalten windigen Wetter auswechseln lassen und vereinzelt fielen sogar ein paar Schneeflocken vom Himmel. "Ach sei doch froh, dann wird’s heute wenigstens nicht so stressig wie gestern." "Naja aber wofür sitzen wir dann den ganzen Tag hier und vertreiben uns irgendwie die Zeit?" "Hast ja Recht Jonny, aber ändern können wir es auch nicht, und selbst wenn …", versuchte Sabine ihren Rettungsassistenten zu beruhigen. Genau in dem Moment wo sie den Satz weiterführen wollte, schrillte plötzlich die Alarmglocke los. Rasch warfen sich Jens und Wollcke einen Blick zu und starrten noch einmal kurz zu den roten Lampen hinauf. Noch nie waren sie ihnen so bedrohlich und Unheil bringend vorgekommen wie in dem Moment. Wie auf ein inneres Kommando hin rannten beide gleichzeitig los, warfen sich die Fliegerjacke über und zogen ihre Handschuhe an.
    Innerhalb kürzester Zeit saß Jens im Hubschrauber und legte routiniert alle notwendigen Hebel um und brachte die Turbinen zum laufen. Kaum hatte Jonny die orange Rettungstüre hinter sich geschlossen zog Jens auch schon am Cylic und ließ Anneliese langsam in die Höhe steigen. Wesentlich bedachter als sonst steuerte er den Hubschrauber in Richtung Nordwesten. "Hamburg Reader, this is Medevac seven-one seven-six. Airborne Hamburg military an first going north-west." "That’s copied seven-one seven-six. Procceed as requested." Betont exakt wickelte Jens den Flugfunk ab und konzentrierte sich dann ausschließlich auf den Flug und die Navigationsanweisungen von Wollcke. Die Gespräche von Sabine und Jonny bekam er nur mit einem Ohr war, wollte sich aber nicht darauf konzentrieren. "Jonny, was liegt an?" "Person im PKW nicht ansprechbar." "Mehr weißt du noch nicht?" Kopfschüttelnd zeigte Jonny der Notärztin an, dass auf der Depesche nicht mehr vermerkt war. Mit einem raschen Griff an die Decke des Hubschraubers legte er einen Hebel um und funkte die Feuerwehrleitstelle um genauere Informationen an. "Florian Hamburg für den SAR 71 kommen." "Florian Hamburg hört." "Liegen schon genauere Angaben zu dem Einsatz vor?" "Ja SAR 71, für Sie in ist der RTW 24/3 Berta in der Leitung. RTW 24/3 Berta sprechen Sie." Gebannt lauschten die vier Besatzungsmitglieder dem Funk und hofften genauere Angaben, sowohl zu den Verletzungen, als auch zu dem Einsatzort zu bekommen. "Wir sind hier schon vor Ort und konnten den Patienten stabilisieren. Begleiten ihn ins Krankenhaus. Sie können beidrehen." "Das ist verstanden RTW 24/3 Berta." Genervt blickten sich Sabine und Jonny an. Wieder war es kein Einsatz, bei dem sie gefordert wurden und Menschenleben retten konnten. Es schien wirklich eine Schicht zu werden, wo sie maximal ein paar Einsätze fliegen würden. "Florian Hamburg ruft den SAR 71." "Der 71 hört." "Sie können beidrehen und den Einsatzabbrechen. Ihre Einsatzzeit 9:17 Uhr." "Der 71 hat verstanden und dreht bei."
    "Gut Jens, du kannst beidrehen. Linker Luftraum ist frei." Schon während dem Funkverkehr zwischen Jonny und Florian Hamburg hatte Wollcke immer wieder einen Blick auf die Instrumente geworfen und geprüft ob sie noch im grünen Bereich waren. Ein komisches Gefühl hatte ihn schon heute Morgen beschlichen, als Madeleine ihn geweckt hatte. Dass er zuerst einmal schon verschlafen hatte war angesichts des Abends nichts ungewöhnliches, aber dass er überhaupt keinen Hunger hatte und weder etwas essen, noch einen Kaffee trinken wollte war ihm dann schon sehr seltsam vorgekommen. Noch immer hatte er dieses unbestimmte Gefühl in der Magengegend, und er konnte es immer noch nicht zuordnen. Es war nicht allein die Angst vor dem Fliegen, sondern viel mehr die Angst vor etwas wogegen er nichts machen konnte. Sein inneres Gefühl sagte ihm, dass an diesem Tag noch etwas passieren würde, womit keiner von ihnen rechnen würde. "Hamburg radar. Medevac seven-one seven-six is going back home." "Rodger seven-one seven-six." Sanft und bedacht steuerte Jens Anneliese in eine links Kurve um wieder zurück zum Rettungszentrum zu fliegen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 12.09.2007, 21:44


    14.3.2007 - 9.18 Uhr

    "Jens!", ein lauter Aufschrei von Wollcke holte Jens aus seiner Konzentration und auch Sabine und Jonny blickten erschrocken zu Wollcke. "Nimm Fahrt raus. Verd*** wir verlieren an Höhe und die Instrumente spinnen schon wieder." Ein kurzer Blick von Jens auf die ganzen Anzeigen vor sich reichte, um Wollckes Worte zu bestätigen. Irgendetwas lief hier schon wieder komplett aus dem Ruder. Augenblicklich verlangsamte er die Fluggeschwindigkeit und versuchte den Hubschrauber wieder zu stabilisieren. Was das alles zu bedeuten hatte konnte er sich nicht erklären, aber er wusste, dass es seine Pflicht war, keine Panik aufkommen zu lassen und alles in seiner Macht stehende zu versuchen, dass der Hubschrauber zumindest sicher landen konnte. "Jens, was ist hier los?" Ängstlich und nervös rief Sabine die wenigen Worte aus und für die anderen war es fast schon unerträglich laut, als sie es durch ihre Helme hörten. "Ich habe das schon unter Kontrolle." Die wenigen Worte beruhigten keinen der vier im Hubschrauber, nicht einmal Jens glaubte an seine Worte und blickte verbissen auf die Instrumente. Was ging hier nur vor? Er konnte nichts mehr in den Griff bekommen, der Hubschrauber tat was er wollte, egal wie sehr er dagegen steuerte. Fieberhaft bewegte er die Pedale unter seinen Füßen, versuchte den Hubschrauber wieder in die Höhe zu ziehen. Gerade als er das Gefühl hatte, er hätte es endlich geschafft, vernahmen sie alle einen so lauten Knall, wie wenn eine Bombe in unmittelbarer Nähe eingeschlagen hätte. Augenblicklich wusste Jens, dass sein schlimmster Albtraum wahr wurde. Wie um die letzten Handlungen noch überlegt zu tun legte er ein paar weitere Hebel um und funkte die Leitstelle an. "Mayday Mayday Mayday. We lost our main rotor …" Weiter kam Jens in seinem Notruf nicht, denn augenblicklich setzte der freie Fall ein und der Hubschrauber begann vom Himmel zu fallen wie ein Stein im Wasser sinkt.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 12.09.2007, 21:45


    Mit Angstgeweiteten Augen klammerte sich Sabine an ihren Rettungsassistenten und wünschte sich, das ganze wäre nur ein schlechter Film oder eine Übung in einem Flugsimulator. Aber sie wusste nur zu genau, dass es nichts dergleichen war. Während sie immer schneller gen Boden sanken kam ihr die Zeit, die vielleicht ein paar Sekunden ausmachte vor wie eine kleine Ewigkeit. Instinktiv ahnte sie, dass sie den Absturz nie überleben würde und das letzte was sie sah, bevor sie die Augen schloss waren Jonnys und Wollckes Gesichter. Angespannt und verkrampft schlang sie ihre Arme um ihren Körper und schloss die Augen. Sie wollte den Aufprall nicht sehen, und am liebsten wäre es, sie hätte ihn auch nie gehört. Wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie aufschlugen und die Maschine in all ihre Einzelteile zerspringen würde? Noch zehn Sekunden? Nur noch sieben? Während sie noch darüber nachdachte wie es wohl wäre, wenn sie auf dem Boden aufschlagen würden, passierte das was sie nie hatte glauben wollen. Zu viele Patienten hatten ihr erzählt, dass man vor dem Tod noch einmal die wichtigsten Stationen in seinem Leben sehen würde. Sie hatte es immer nicht glauben wollen, aber jetzt, da sie wusste, dass der Absturz nicht zu überleben wäre zogen so viele Bilder vor ihren Augen vorbei. Da war plötzlich wieder ihre Freundin Marie, Karsten, ihre Mutter, Charlie, Ralph und Bille. Wenn sie an Bille und Ralph dachte wünschte sie sich noch mehr aus dem Hubschrauber heraus kommen zu können, aber es war nicht möglich. Selbst wenn sie die Türe aufgerissen hätte und gesprungen wäre, sie hätte auch so den Aufprall nicht überlebt. Immer wieder formten ihre Lippen die wenigen Worte 'ich liebe euch' und sie sah ständig Bille und Ralph vor sich. Hoffentlich waren die beiden stark genug, nach ihrem Tod noch zusammen zu halten und wieder neuen Lebensmut fassen zu können. Sie selbst würde das alles nie mehr mitbekommen und all die gemeinsamen Pläne hatten sich in Luft aufgelöst.
    Und während sie noch so sanken begann Jens etwas zu tun, was er seit seiner Kindheit nicht mehr getan hatte. Er begann in sich zusammen zu sinken und in Gedanken zu beten. Irgendwie hatte er das Gefühl, das könnte ihm vielleicht helfen. Aber so sehr er versuchte sich auf die Worte des Gebetes zu konzentrieren, umso lauter wurden die Schreie in seinem Kopf. Er brauchte ein paar tausendstel Sekunden, bis er verstand was sein Gehirn in ihm immer wieder schrie. Hätte er es verhindern können, wenn er gestern nicht so viel getrunken hätte? Er war für den Hubschrauber und für die ganze Besatzung verantwortlich. Er hatte sie in den Tod geflogen, ob es nun sein menschliches Versagen war oder technischer Defekt, er war dafür verantwortlich. "Verzeiht mir!" Ohne zu wissen ob die anderen seine Worte noch hören konnten oder bereits bewusstlos geworden waren schrie er in das Mikrofon seines Helmes. Er würde jetzt alles tun, um sein Gewissen zu erleichtern, wenn er es nur könnte. Schon immer hatte er sich vor dem Sterben und dem Tod gefürchtet. Aber dass es eine noch grausamere Weise gab als die auf die sein Vater gestorben war hatte er sich nie vorstellen können. Jetzt wusste er es besser. Es war schlimmer, wenn man völlig unerwartet mit dem Hubschrauber abstürzte. Sich in der Früh nur flüchtig von der wichtigsten Person in seinem Leben verabschiedete und dann abends einfach nicht mehr nach Hause kam. Ob Juliane wohl einen Bericht über den Unfall schreiben müsste, oder würde man sie damit verschonen und ihr einfach frei geben? Wie gerne hätte er sie jetzt im Arm gehalten und mitgenommen. Ja, er hätte sie lieber mit in den Tod genommen, als zu wissen, dass er sie zurücklassen musste. Ob sie den Kummer und die Trauer ertragen könnte? Würde sie daran kaputt gehen, wie so viele andere, die den geliebten Menschen durch ein Unglück verloren? Ein kurzer Blick zu Wollcke hinüber reichte um Jens zu sagen, dass der Bordmechaniker angesichts der rasanten Geschwindigkeiten, mit denen sie gen Boden rasten, bereits bewusstlos geworden war. Ob dieser in den letzten Sekunden wohl auch noch einmal an Madeleine und Richie gedacht hatte? Jens würde es nie erfahren, würde nie wieder mit Wollcke seine Scherzchen treiben können, wenn einer nicht ganz so das tat was der andere wollte.
    Jonny, der nur durch die feste Umklammerung von Sabine bei Bewusstsein blieb, hatte plötzlich wieder all die schrecklichen Bilder vom Kosovo vor Augen und sah seinen Kumpel Hinnerk angeschossen auf dem Boden liegen, während er dazu verdammt war nichts zu tun. So klar wie er die ganzen Bilder, die sich immer mit dem Gesicht von Tatjana abwechselten jetzt sah, hatte er sie nicht einmal gesehen, als das alles passiert war. Es schien ihm, als würde er jetzt jedes noch so kleine Teil wahrnehmen können, Details die vielleicht nie existiert hatten. Das einzige an was er jetzt noch dachte, war der Aufprall selbst. Hoffend, dass alles so schnell wie möglich vorbei wäre schloss auch er die Augen und stellte sich ein letztes Mal den Kuss seiner Freundin vor.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 13.09.2007, 10:54


    14.3.2007 - 9.18 Uhr

    Schockiert standen die Angestellten hinter dem Fenster und starrten wie gebannt auf den Himmel und dann auf den Boden. Eine fing zu schluchzen an und konnte nicht glauben was sie da eben gesehen hatten. Wieder eine andere wirbelte herum und wählte den Notruf. "Ja, hier am Lademannbogen ist der Rettungshubschrauber abgestürzt …" Fassen konnte noch keiner was er gesehen hatte und die Männer rannten so schnell sie konnten aus dem Haus, ein jeder mit einem Feuerlöscher in der Hand. Verbissen kämpften sie gegen den Rauch an und versuchten das lichterloh brennende Wrack irgendwie zu erreichen und auch nur annähernd zu löschen. Sie hatten keinerlei Chancen weiter vorzudringen, der Rauch war zu dicht und ohne die Ausrüstung der Feuerwehr wäre da kein Durchkommen. Niedergeschlagen zogen sich die Männer zurück und ließen sich von den Gefühlen überwältigt auf den Boden sinken. Das Eintreffen der Feuerwehr registrierten sie nur am Rande. Die Bilder, die sich noch vor nicht mal fünf Minuten vor ihren Augen abgespielt hatten waren einfach zu überwältigend gewesen. Schon der Anblick, wie der Hubschrauber den Hauptrotor verloren hatte und innerhalb von Sekunden wie ein Stein vom Himmel gefallen war, hatte das schlimmste erahnen lassen. Der Aufprall selbst, die darauf folgende Explosion und der ganze Rauch würden sich nachhaltig in ihren Gedächtnissen einbrennen. Die ganze Luft stank nach verbrennendem Kerosin, und überall lagen einzelne Teile des Hubschraubers herum. Mit ausdruckslosen Augen ließen sie den Blick über den Parkplatz und die Kleingärten schweifen, als sie plötzlich den weißen Transporter wahrnahmen. Wie von der Tarantel gestochen sprangen sie auf und rannten zu einem Feuerwehrmann. Man musste unbedingt nachsehen, ob sich nicht jemand in dem Wagen befunden hatte. Die Feuerwehrmänner hielten sie zurück und zwangen sie dazu, zu den Krankenwägen zu gehen. Der Schock könnte ernsthafte Folgen haben, wenn sie sich nicht untersuchen ließen. "Aber der Lieferwagen! Wir müssen nachsehen ob da noch jemand drin saß!" Hysterisch fuhr einer der Männer hoch und wehrte sich gegen die helfenden Hände der Feuerwehrleute. "Sie kommen jetzt erst mal mit und beruhigen sich wieder. In dem Wagen saß niemand." Auch wenn den Feuerwehrleuten der Schock ebenso tief in den Knochen saß mussten sie ihren Job noch erfüllen und zumindest dafür sorgen, dass die Augenzeugen versorgt wurden. Widerwillig fügten sich die Männer und folgten den Feuerwehrleuten zu den RTW's.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 13.09.2007, 10:55


    14.3.2007 - 9.25 Uhr

    "Florian Hamburg hört!" "Hier ist der Feuerwehrzug 16 Anton. Benötigen dringend alle verfügbaren Einsatzkräfte der Feuerwehr am Lademannsbogen." Der Zugführer hielt kurz inne und ließ erneut den Blick über die schwarze Rauchsäule schweifen. "Und … es ist wahr. Der SAR ist wirklich abgestürzt." Geschockt starrten sich in der Feuerwache alle Feuerwehrleute an und brachten kein Wort über die Lippen. Eben noch hatte einer der Kollegen mit dem SAR 71 Funkkontakt gehabt und jetzt sollten die vier Retter wirklich tot in den Trümmern des Hubschraubers liegen? Wie nur hatte es passieren können, dass der Hubschrauber wie ein Stein vom Himmel fiel? Vereinzelte Kollegen standen auf und traten an das Fenster, von wo aus sie einen guten Blick über Hamburg hatten. Glauben konnte hier noch keiner das was der Kollege über Funk bekannt gegeben hatte. "Wir müssen die Bundeswehr informieren", leise und zögerlich sprach einer das aus, woran alle anderen schon gedacht hatten, aber nicht fähig gewesen waren etwas zu unternehmen. Abwesend nickten die Kollegen, rührten sich aber nicht vom Fleck. Seufzend nahm sich einer so weit zusammen, dass er den Kloß in seinem Hals etwas verdrängen konnte. Rasch wählte er die Nummer des Lufttransportgeschwaders in Hohn und ließ sich mit dem zuständigen Commodore verbinden.
    "Lufttransportgeschwader 63, Deffke, was kann ich für sie tun?" Geschäftig nahm Oberleutnant Deffke das Telefon ab und wartete auf eine Antwort des Anrufers. "Hallo? LTG 63 hier, was kann ich für Sie tun?" Erst nach einem Räuspern brachte der Funker eine Antwort heraus. "Berufsfeuerwehr Hamburg, Schneider. Verbinden Sie mich sofort mit Oberst Brandt."
    "Zuerst Ihr Anliegen, ich kann den Herrn Oberst nicht einfach so stören."
    "Tun Sie einfach das was ich sage und der Herr Oberst wird Ihnen danken." Ohne einen Widerspruch zu zulassen redete Schneider weiter und hoffte die "Vorzimmerdame" des Commodore würde dem Wunsch sofort nachkommen.
    "Brandt? Was kann ich für Sie tun Herr Schneider?" Überrascht von der Direktheit des Commodore musste sich Schneider noch einmal räuspern. Die Nachricht über den Tod von vier Kollegen saß einfach zu tief. "Die Bell Uh-1D mit der Kennung 71-76 ist aus Ihrem Bestand in Hohn nehme ich an?! Dann sollten Sie wissen, dass …", Schneider brach ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Schon zu lange hatte er keine Tränen mehr in den Augen gehabt, aber der Gedanke an den Absturz weckte wieder alle Gefühle in ihm, die er die letzte Zeit wie abgeschaltet hatte. "Sie sollten wissen, dass der Hubschrauber vor wenigen Minuten abgestürzt ist." Das Schweigen am anderen Ende der Leitung machte ihm wieder klar, wie schwer und tragisch das ganze wirklich war. Es war nicht nur eine Maschine die zerstört war. Nein, es waren vier Menschen darin gesessen und hatten ihr Leben von jetzt auf dann verloren. "Herr Brandt?" "Ja? Was?" "Kümmern Sie sich darum, dass die Feldjäger das Gebiet absperren oder soll ich?" "Wie? Nein nein, ich erledige das schon. Danke."



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 14.09.2007, 08:30


    14.3.2007 - 9.27 Uhr

    Während in Hamburg am Einsatzort ein unbeschreibliches Gewusel von Leuten herrschte, saß Ralph in seinem Büro in völliger Stille. Fast schien es ihm, als wäre sogar die Wanduhr stehen geblieben und hätte das Ticken eingestellt. Immer und immer wieder hallten die Worte von Schneider in seinem Kopf nach. '71-76 abgestürzt'. Er brauchte keinen Blick auf den Verteilungsplan werfen, er wusste auch so auswendig, dass es der SAR in Hamburg war. Der SAR, und mit ihm an Bord vier Freunde, seine Freundin, sein Kumpel. Wieso konnte er nicht aus diesem Traum aufwachen und Sabine ihn einfach beruhigen und sagen, er hätte alles nur geträumt? Trotz der inneren Unruhe zwang er sich dazu wieder rationale und vernünftige Gedanken zu fassen. Er musste eine Untersuchungskommission nach Hamburg schicken. Er selbst müsste eine Pressekonferenz geben, Kettwig müsste informiert werden, wenn er es nicht schon längst war.

    "Wasser marsch!" Von allen Seiten schallte dieser eine Ruf über den Platz und augenblicklich schossen gewaltige Wassermassen aus den dicken C-Schläuchen der unterschiedlichen Feuerwehren und bedeckten das Wrack einerseits mit Wasser und andererseits mit Löschschaum. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie das Feuer unter Kontrolle und die schwarzen Klumpen des Hubschraubers traten einmal mehr zum Vorschein. "Wir gehen ran, vielleicht hat ja doch einer überlebt." Mit schweren Atemschutzmasken bewaffnet gaben sich einige Männer Handzeichen und gingen auf das Wrack zu. Keiner der Anwesenden glaubte auch nur annähernd, dass man so einen Absturz überleben konnte, aber sie wollten die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Noch wollten sie nicht glauben, dass die vier Retter wirklich tot sein sollten. Mühsam bahnten sie sich einen Weg durch die vielen Bäume und die Gärten, in mitten derer der Hubschrauber abgestürzt war. Erst als sie bis auf ein paar Schritte herangekommen waren, sahen sie die vier Leichen. Schwar, verbrannt und teilweise völlig zerfetzt. Geschockt blieben die Feuerwehrleute stehen und starrten ungläubig auf die Leichen. Rasch wand der älteste von ihnen seinen Blick ab und ging wie ferngesteuert zurück zu dem Einsatzleiter. Als er die Atemschutzmaske abnahm wurden die Tränen in seinen Augen sichtbar, die nicht von dem starken Rauch kommen konnten."Du kannst der FEZ melden, dass es wahr ist. Alle vier haben nicht überlebt." Bestürzt drehte sich der Einsatzleiter um und nahm das Funkgerät aus seinem Gürtel. Wie wenn er sich selbst beobachten würde sah er das ganze Geschehen vor seinen Augen ablaufen. Von überall wurden Decken und weiße Tücher gebracht und man versuchte die Toten aus den Trümmern zu bergen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 14.09.2007, 08:30


    14.3.2007 - 9.40 Uhr

    Nach langem hin und her, hatten sie es endlich geschafft alle Brandherde zu beseitigen und zu fünft kamen nun die Kollegen wieder mit den Atemschutzgeräten um die Leichen aus den Trümmern zu bergen. Die Rauchentwicklung hatte stark abgenommen und sie trugen die schweren Sauerstoffflaschen nur noch zur Sicherheit bei sich. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie drei der vier Leichen geborgen und begannen nun fieberhaft nach der vierten Leiche zu suchen. Den Angaben der Bundeswehr zu folge mussten es drei Männer und eine Frau gewesen sein, sie hatten aber nur die drei männlichen Besatzungsmitglieder gefunden. Systematisch teilten sie sich auf und stapften durch die ausgebrannten Trümmer auf der Suche nach der Notärztin. Vorsichtig hoben sie die orange Rettungstüre an und fanden darunter die Notärztin. Sie schien sich in letzter Sekunde zusammengerollt zu haben. Der ganze Rücken war offen und die Haut hing ihr in verbrannten Fetzen vom Leib. Einzig der Helm schien noch ganz geblieben zu sein. Wie ein Wunder strahlte ihnen der blau angemalte Teil des Helmes entgegen und es schien ihnen fast so, als hätte der Helm als einziger nicht mitgekommen was wirklich geschehen war. Gemeinsam hoben sie die Notärztin auch auf eine der Decken und wickelten sie darin ein. Keiner der Schaulustigen sollte sehen wie schlimm zugerichtet die vier geworden waren.

    "Deffke! Fahren Sie mich nach Hamburg! Sofort!" In seinem schärfsten Befehlston trat Ralph aus seinem Büro und marschierte schnurstracks an Deffke vorbei. Dieser würde ihm folgen, so viel ahnte Ralph, hatte aber keine große Lust diesem zu erklären was vorgefallen war. Sie würden es noch früh genug in aller Öffentlichkeit breittreten müssen. Mit Tränen in den Augen stieg er in den Dienstwagen und setzte sich direkt hinter den Fahrersitz. Ralph wollte nicht, dass Deffke ihn im Rückspiegel ständig beobachten konnte. Die einzigen klaren Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen waren, dass er Sabine ein zweites Mal verloren hatte. Diesmal aber hatte er sie endgültig verloren. Endgültig. Schon bei dem Gedanken daran, sie nie wieder sehen zu können wurde ihm noch schwerer ums Herz und er wusste nicht mehr was er als nächstes tun sollte. Es war schon schwer genug überhaupt mitgeteilt zu bekommen, dass ein Hubschrauber abgestürzt war. Aber dass alle vier Personen ihr Leben gelassen hatten machte die Sache unendlich schwerer. "Herr Oberst? Was ist eigentlich passiert?" Die Tränen von Ralph brachten ihn durcheinander und er konnte es in keine Kategorie einordnen. Schon damals war es mehr als merkwürdig gewesen, dass er mit den beiden Fliegern wieder zurück nach Hamburg geflogen war, aber da hatte sich Deffke noch keine nennenswerten Gedanken darüber gemacht. Was aber musste passiert sein, dass sein Vorgesetzter Tränen in den Augen hatte? Nervös versuchte er seinen Chef im Rückspiegel zu fixieren, aber da sich dieser schon absichtlich direkt hinter ihn gesetzt hatte war es ihm fast unmöglich. "Was passiert ist?" Ja, was war eigentlich passiert? Begreifen konnte Ralph es noch lange nicht. Wie sollte er es dann überhaupt in Worte fassen? "Der SAR ist abgestürzt, vier Tote." Fassungslosigkeit machte sich nun auch bei Deffke breit und schweigend jagte er den silbergrauen Dienstwagen über die Autobahn nach Hamburg und vermied es irgendwelche sinnlosen Bemerkungen fallen zu lassen.

    14.3.2007 - 10.30 Uhr

    "Danke Deffke." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stieg Ralph aus dem Wagen und schnappte sich seine Dienstmütze. Zielstrebig ging er zu den Feldjägern, die in der Zwischenzeit bereits die Absperrung gemeinsam mit der Polizei übernommen haben. "Herr Oberst." Vorschriftsgetreu salutierend standen die Feldjäger augenblicklich stramm und auch Ralph erwiderte den Gruß formgerecht. "Stehen Sie bequem. Wie ist die Lage?" Nervös fingerte Ralph an seiner Mütze herum und wusste nicht wohin mit seinen Armen. Die Erkenntnis, dass Sabine unter den Toten war wurde ihm hier am Ort des Geschehens immer bewusster und er ahnte, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde. "Die Kollegen von der Feuerwehr haben die vier Leichen bereits geborgen, das Gebiet wurde großräumig abgesperrt und einige Ersthelfer, die versucht hatten zu dem brennenden Wrack zu gelangen wurden wegen Rauchgasinhalation in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht." Bemüht die Tränen zurückzuhalten blickte Ralph an dem jungen Feldjäger vorbei. "Sichert, Sie kommen mit mir. Und Deffke", rasch drehte sich Ralph zu dem Dienstwagen um und sah Deffke noch am Wagen lehnen. Eine kurze Handbewegung genügte und dieser setzte sich in Bewegung. "Und Sie Deffke kommen auch mit." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren setzten sich die drei in Bewegung und gingen auf die Schnelleinsatzzelte zu, die angesichts der Situation umfunktioniert worden waren und nun Anlaufstelle für die Medienvertreter darstellten. Kaum betraten Ralph, Deffke und Sichert das Zelt, unterbrachen alle ihre Gespräche und Diskussionen und alle Soldaten standen augenblicklich gerade. Müde erwiderte Ralph den höflichen Gruß und ließ sich dann von allen einen groben Überblick geben.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 15.09.2007, 17:06


    14.3.2007 - 10.36 Uhr

    "Schwester Cora?" Mit ernstem Gesicht trat Dr. Pohlitz an die junge Krankenschwester heran, die soeben aus einem der Operationssäle kam. Erstaunt drehte sich Cora um und zog sich noch die grüne Haube vom Kopf. Sie glaubte in den Augen der Ärztin eine Träne gesehen zu haben. Sollte etwas passiert sein? "Können Sie bitte ins Rettungszentrum hinüber gehen? Es ist etwas Schreckliches passiert!" Geschockt starrte Cora sie an und wollte eigentlich gar nicht wissen, was so schlimmes passiert ist. Sie nickte nur kurz und versprach sofort hinüber zu gehen. Sollte mit Homann etwas passiert sein? Aber dann hätte man ihn doch sicherlich ins BwK gebracht und sie müsste nicht hinüber gehen. Nachdem sie sich umgezogen und sich ihre warme Jacke geschnappt hatte ging sie mit schleppenden Schritten hinüber und rechnete mit dem Schlimmsten.
    "Cora! Endlich!" Mit völlig verheultem Gesicht viel ihr Homann in die Arme und schluchzte unaufhörlich. Erschrocken hielt sie in fest und brachte selbst kein Wort heraus. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass nichts mit ihm war. Aber auf der anderen Seite wurde ihr Verdacht nur noch größer, dass etwas wirklich Schreckliches passiert sein musste. Unfähig ein Wort zu sagen versuchte sich Homann wieder zu beruhigen, aber der Schock saß zu tief. "Der Rettungshubschrauber ist abgestürzt." Unbemerkt war Kettwig herangetreten, und auch ihm sah man an, wie schwer es ihm noch fiel die Nachricht zu akzeptieren. Cora lief es eiskalt den Rücken hinunter und ungläubig ging sie ein paar Schritte nach hinten. "Nein! Das kann nicht wahr sein! Man hätte die Verletzten doch ins Bundeswehrkrankenhaus gebracht!" Aufgebracht und gegen die Wahrheit rebellierend funkelte sie Kettwig gefährlich an. "Es gibt keine Verletzten. Cora, Sie wissen es doch selbst …", Kettwig brach ab und drehte sich von den beiden weg. Die Nachricht war zu schrecklich, als dass er sie wirklich hätte glauben wollen. Aber er musste es glauben, gab es doch keinen anderen Weg. Die Besatzung hatte Leben retten wollen, und war selbst zum Notfall geworden. Zu einem Notfall, wo keiner mehr helfen konnte, so sehr er es auch gewollt hätte. "Homann, setzen Sie Kaffee auf, einen starken bitte." Mit einem kurzen Nicken ging Homann in die Küche und nahm anstatt gestrichenen Löffeln, gehäufte und tat gleich noch einen mehr hinzu. Wie würde es werden, wenn erst alle im Rettungszentrum waren? Würden sie es alle genauso wenig fassen können wie hier auch oder wären sie gefasster, zu keiner Regung fähig durch den Schock? In Gedanken wo anderes wandelte Homann durch das Rettungszentrum wie ein Geist und versuchte alles so vorzubereiten wie Kettwig es wollte und es auch Brandt haben wollte. Wenn dieser überhaupt zu einer Reaktion fähig war, schließlich lag seine Sabine ja auch unter den Leichen. Leichen. Noch nie hatte sich Homann so vor den Tod und dem was danach auf die Angehörigen und Hinterbliebenen zukam gefürchtet. Sicher war es jedes Mal schlimm mit anzusehen, wenn die Besatzung von einem Einsatz zurückkam, wo sie dem Patienten nicht mehr helfen konnten, und dieser noch am Unfallort verstarb. Aber wie würde es erst jetzt werden, jetzt wo er alle vier persönlich und sehr gut kannte? Sie hatten ein freundschaftliches Verhältnis zueinander gehabt, das konnte doch jetzt nicht einfach vorbei sein. Kraftlos ließ er sich im Einsatzraum sinken und ließ seinen Tränen freien Lauf und reagierte erst wieder als Cora leise hinter ihn trat und ihn sanft an der Schulter berührte.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 15.09.2007, 17:06


    14.3.2007 - 10.45 Uhr

    Ralph hatte gekämpft, aber er hatte den Kampf verloren. Geistesabwesend saß er in einem der Zelte und verfolgte die Gespräche der anderen nicht mehr. Die Emotionen über Sabines Tod waren einfach zu stark und er konnte sie nicht mehr länger verdrängen. Kurz nach seinem Eintreffen hatte er das Gebiet zur militärischen Sicherheitszone erklärt und die diversen Bundeswehr-Funktionäre trafen nach und nach ein. Die Experten beschränkten sich auf die Sichtung der verbrannten Wrackteile und versuchten eine erste Absturzursache festzustellen. "Herr Oberst? Ist Ihnen nicht gut?" Besorgt trat Sichert neben Ralph und sah ihn fragend an. Nur langsam drehte dieser den Kopf in die Richtung des jungen Feldjägers und sah ihn mit trüben Augen an. "Nein ist schon alles in Ordnung. Aber könnten Sie mir einen Gefallen tun? Informieren Sie die Angehörigen? Ich kann Ihnen die Namen alle geben." Entschlossen die Sache mehr oder weniger selbst in die Hand zu nehmen stand er wieder auf und ging rasch aus dem Zelt zu einem ruhigeren Platz, wenn man von Ruhe überhaupt sprechen konnte. Überall rannten Soldaten umher, riefen sich Kommandos zu und starrten teils ratlos auf die Wrackteile. "Hier, das sind die Namen und die Telefonnummern. Und wenn Sie jetzt bitte zum Marienthal Gymnasium fahren könnten und mir eine Sibylle Liebermann holen, wäre ich Ihnen echt dankbar." Verwirrt starrte Sichert Ralph an und wusste nichts mit dem Auftrag anzufangen. Als er dem harten, verletzten Blick des Obersts begegnete salutierte er kurz und ging dann mit entschlossenen Schritten davon. "Tom, ich brauche 'nen Wagen!" "Du kannst hier nicht weg, wir brauchen jede helfende Hand, schlimm genug, dass du deinen Standpunkt eben verlassen hast!" Sauer fuhr Leiter des Feldwebeljägereinsatzes den jungen Soldaten an. Er konnte dessen Verhalten nicht tolerieren, nicht bei diesem Einsatz. "Pass auf, ich bin ihm Dienst des Commodore unterwegs! Also? Autoschlüssel her!" Ohne sich Gedanken zu machen was er zu seinem Vorgesetzten sagte, hielt Sichert die Hand auf und fing kurze Zeit später den Autoschlüssel geschickt auf. Erst als er im Wagen saß zog er die Liste von Brandt wieder hervor und tippte eine Nummer nach der anderen ein, bat die Angehörigen zuerst um Unfallort. Danach würde man sie alle ins Rettungszentrum bringen und wahrscheinlich medizinisch betreuen müssen.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 16.09.2007, 14:41


    14.3.2007 - 11.03 Uhr

    Bille saß in der Schule und schwitzte über dem Mathetest für den sie gestern mit Ralph und Sabine noch nach dem Kino geübt hatten. Immer wieder musste sie sich bei den einzelnen Aufgaben die Situation des vergangenen Abends ins Gedächtnis rufen um den richtigen Lösungsweg hinzuschreiben. Es war richtig lustig gewesen. Sabine und Ralph hatten zwar mehr sich selbst im Kopf als ihre Matheaufgaben, aber haben ihr dennoch geholfen wo sie nur konnten. Schon lange hatte sich Bille nicht mehr so glücklich gefühlt. Mit Ralph kam sie nach dem gemeinsamen Gespräch in der Innenstadt blendend aus und es störte sie auch nicht mehr Sabine beim Knutschen zusehen zu müssen. Jäh wurde sie wieder aus ihren Gedanken geholt als es energisch und hart an der Tür klopfte. Augenblicklich sah die ganze Klasse von den Aufgaben hoch und ein leises Gemurmel erhob sich im Raum. "Ruhe! Rechnet weiter! Ja, Herein!" Genervt blickte der Lehrer von seiner Zeitung auf und ging Richtung Tür, die auch sofort aufging. Zu neugierig war die ganze Klasse als der Direktor und ein Feldjäger den Raum betraten. Wie es den andern bei dem Anblick der beiden erging konnte Bille nicht erahnen, aber sie selbst spürte plötzlich ein ungewöhnlich flaues Gefühl in der Magengegend. Ein Gefühl, das sie zuletzt hatte als ihre Mutter im Krankenhaus starb. Sollte etwas passiert sein was sie betraf? "Sibylle Liebermann?" "J ... ja", mit zitternder Stimme und sehr wackligen Knien stand Bille auf und sah den Feldjäger ängstlich an. Sollte sie ihr Gefühl doch nicht betrogen haben? "Kommst du bitte mal mit?", mit sanfter Stimme bat er Bille mit zu kommen und erklärte dem Lehrer noch, dass es wirklich wichtig sei. "W ... was ist denn passiert? Ich muss doch meine Matheklausur schreiben." "Sibylle, der Mathetest ist jetzt nicht so wichtig. Herr Sichert muss dir was sagen", versuchte der Direktor der Schule die aufgebrachte und verwirrte Schülerin wieder zu beruhigen.

    In der Zwischenzeit waren sie im Büro des Direktors angekommen und Bille hatte Platz genommen, auch wenn ihr nicht danach zumute war hier zu sitzen. "Sibylle, ich darf doch du sagen? Es tut mir leid dir das mitteilen zu müssen, aber ..." Sichert musste schlucken und fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene Haar. Er atmete noch einmal tief durch und fuhr dann fort: "Heute morgen ist der Rettungshubschrauber abgestürzt. Alle vier Insassen waren auf der Stelle tot. Es gab keine Chance sie zu retten." Betroffenes Schweigen breitete sich im Raum aus und Bille wusste nicht mehr was sie denken sollte. All ihre Gedanken wirbelten wild umher und sie spürte noch keine Trauer, sondern nur eine unsägliche Leere und Unruhe in sich. Entschlossen stand sie auf und ging zur Tür. "Ich will an den Unfallort!" "Sibylle meinst du nicht ..." "Nein Herr Direktor, ich muss dort hin. Ich geh nur noch meine Sachen holen." Ohne eine weitere Antwort abzuwarten stürmte sie nach draußen, zurück zu ihrem Klassenzimmer und öffnete leise die Tür. Die Stille die im Raum immer noch herrschte machte sie noch unruhiger und rasch packte sie ihre ganzen Sachen zusammen. Warf sie achtlos in den Rucksack und stürmte dann nach draußen um so schnell wie möglich hier weg zu kommen. Sie hatte das Gefühl am Unfallort Sabine näher sein zu können und hoffte Ralph wäre auch dort und hätte kurz Zeit für sie. Nocheinmal hatte sie den Menschen verloren, der ihr am meisten am Herzen lag. Im Dienstwagen von Herrn Sichert schwiegen sie sich gegenseitig an und der junge Soldat warf immer wieder einen besorgten Blick zu seiner jungen Beifahrerin, die mittlerweile die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und hemmungslos schluchzte.

    14.03.2007 - 11.48 Uhr

    Am Unfallort angekommen riss Bille die Beifahrertür noch auf ehe der Wagen zum stehen gekommen war, und rannte zu der Absperrung. "Hey, Stop, du kannst da nicht durch", barsch und unfreundlich hielt ein weiterer Feldjäger Bille am Arm fest und versuchte sie wieder zurück zu drängen. "Lass - mich - los!" Bille presste die Worte über die Lippen und versuchte aus dem harten Griff herauszukommen, aber der andere war einfach zu stark und ihr fehlte es an mentaler Kraft sich irgendwie gegen ihn zu wehren. "Maik, lass sie los. Sie ist eine Angehörige", ergriff Sichert das Wort und näherte sich den beiden. "Ich habe gesagt du sollst sie loslassen." Auch Sicherts Stimme war jetzt härter und lauter geworden, aber da er der Dienstgradhöhere war konnte er den andern so anfahren. Vorsichtig und sanft zog er Bille weiter hinter die Absperrung und weg von Maik, der dann doch losgelassen hatte. Langsam näherten sie sich den Rettungswägen und den schwarzen Trümmern, die vom Löschschaum der Feuerwehr bedeckt waren. Fassungslos und von den Emotionen heimgesucht ließ sich Bille auf den Boden fallen und umschlang die Knie mit den Armen. Keinen der Sanitäter ließ sie an sich heran, nur Sebastian Sichert drang zu ihr durch. "Wo ... wo ist Ralph?" Er musste einfach hier sein, und sie brauchte seine Nähe jetzt, ohne ihn würde sie es jetzt nicht schaffen. "Wen meinst du mit Ralph?" "Wie? Ach so ... d ... den Commodore", schluchzte sie erneut auf und blieb alleine im Gras sitzen, während Sichert Ralph holen ging. Auch wenn er nicht wusste in welchem Verhältnis der Commodore zu dem Mädchen stand, spürte er, dass es etwas tiefes sein musste, das die beiden verband.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 17.09.2007, 19:58


    14.03.2007 - 14.50 Uhr

    "Erzählen Sie mir doch etwas darüber, wie Sie in den letzen Jahren das Unternehmen wieder aufgebaut haben?" Gespannt saß Juliane einem hochkarätigen Firmenboss gegenüber und wartete auf dessen Antwort. Gerade als der andere mit seiner Antwort beginnen wollte, klingelte plötzlich Julianes Handy. Genervt nahm sie es vom Tisch und stand auf. "Dammeier? Markus was gibts denn? Du ich hab jetzt wirklich keine Zeit." Hart und unsanft fuhr sie ihren Gesprächspartner an, hoffte es wäre nicht wieder irgendeine Lapalie wegen der man ihren Interview-Partner warten ließ. "Hab nen anderen Auftrag für dich. Sandra übernimmt deinen Partner." "Wie? Ich kann da jetzt nicht weg. Hör mal, das hier ist wirklich wichtig für mich", den letzten Satz flüsterte sie nur noch, immerhin wollte sie nicht, dass jeder mitbekam wie wichtig dieses Interview für sie war. "Juliane, ich dulde keine Widerrede. Du kommst jetzt da raus und übernimmst den neuen Auftrag." Ohne ein weiteres Wort zu sagen legte ihr Chef wieder auf und ließ sie selbst zusehen wie sie diese Situation rechtfertigte. Mehr oder weniger herzlos fertigte sie ihren Gegenüber ab, schnappte sich ihren Block und ihr Handy und ging ohne ein weiteres Wort. "Sag mal Markus, was soll das?" Sauer und wütend fuhr Juliane ihren Chef an und feuerte ihre Sachen auf den Schreibtisch. "Kannst du mir nicht einmal vertrauen, dass ich das auf die Reihe bekomme? Hattest du wieder Angst ich würde dir da etwas kaputt machen?" "Juliane, bitte hör mir mal zu. Diesmal geht es nicht um Vertrauen. Es ist etwas anderes, was ich dir nicht sagen kann, aber du musst jetzt den anderen Auftrag annehmen. Schnapp dir Linda und fahr zum Landemannbogen. Ich brauche einen ausführlichen Artikel über das was dort passiert ist." "Markus was soll das? Du führst mich hier vor wie ein kleines Kind", energisch startete Juliane einen letzten Versuch ihren Chef vom Gegenteil zu überzeugen, aber dieser fiel ihr abermals ins Wort und ließ sie nicht ausreden. "Keine Widerrede. Du fährst jetzt und in drei Stunden will ich den Bericht auf meinem Schreibtisch haben. Klar?"

    Juliane starrte ihren Chef noch lange böse hinterher, bis Linda sie aus ihren Gedanken riss. Feindselig warf Juliane ihr Blicke zu und hoffte die Kollegin würde nicht irgendwelche falschen Bemerkungen fallen lassen. Was sie jetzt am wenigsten brauche konnte waren irgendwelche geheuchelten Sätze. Fakt war nämlich, dass sie sich vorgeführt fühlte und es nicht verstand warum ihr Chef ihr nichts zutraute. Als sie dann wenig später im Auto saßen knallte Juliane mit voller Absicht die Türe zu und starrte aus dem Fenster. Auf Konversation war sie jetzt nun wirklich nicht aus und eigentlich wollte sie auch gar nicht wissen wo sie gerade hinfuhren. "Ach komm, der Chef wird schon wissen warum er dich an den Unfallort schickt", versuchte Linda zu Juliane durchzudringen. Diese wollte die Kollegin gerade scharf anfahren, als die wenigen Worte vollständig angekommen waren. "Sagtest du Unfallort? Ja sag mal spinn ich oder was? Meint Markus denn ich mutiere zum Paparazzi oder was. Der weiß genau, dass er mich zu so etwas nicht hinschicken braucht. Na warte dem werd ich meine Meinung schon noch sagen." "Ach komm, jetzt beruhige dich mal wieder und konzentriere dich lieber auf die Arbeit. Und stell dich lieber mal auf was Schlimmeres ein, soll ziemlich übel aussehen dort." Linda war nun genauso laut geworden wie Juliane und wies sie zurück in ihre Schranken.

    Juliane wollte gerade etwas entgegnen, als sie den Unfallort erreichten. In gebührendem Sicherheitsabstand stellte Linda den Wagen ab und die beiden schnappten sich ihre Taschen. Entschlossen das ganze so schnell wie möglich hinter sich zu bringen marschierten sie auf die Feldjäger zu und hielten ihnen ohne anzuhalten ihre Presseausweise unter die Nase. Zielstrebig gingen sie weiter und blickten sich nach jemanden um, der ihnen nähere Informationen geben konnte. Interessiert ließ Juliane ihren Blick über die Menge schweifen und den braunen Pferdeschwanz registrierte sie erst als sie schon wieder wegsah. Irgendwoher kannte sie die Person die da im Gras sah, aber sie wusste nicht sofort wie sie diese zuordnen musste. Langsam setzte sich Juliane wieder in Bewegung und ging unbeachtete der Kommentare ihrer Kollegin auf die Person zu. Erst jetzt, da sie näher kam, sah sie was eigentlich passiert war. Schockiert blieb sie stehen und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Plötzlich begann sich vor ihren Augen alles zu drehen und auch Juliane ließ sich ins Gras fallen und fixierte die schwarzen Trümmer vor ihr.
    Sollte es wirklich das sein was sie da sah? Konnte es wirklich sein, dass der Rettungshubschrauber abgestürzt und völlig ausgebrannt war? Das Schwindelgefühl, das sie ergriffen hatte wurde immer stärker und alles begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Juliane musste hart mit beiden Händen gegen ihre Schläfen drücken um einigermaßen bei Bewusstsein zu bleiben. Aber wollte sie das überhaupt? Wollte sie überhaupt das alles mit ansehen, die Wahrheit nur noch verstärkt haben? Tränen kamen ihr keine, dazu war sie von den Ereignissen noch zu aufgewühlt, aber diese Unruhe die sich in ihrem Körper ausbreitete machte sie fast wahnsinnig. Das einzige was sie jetzt noch wollte, war da sitzen und ihre Ruhe haben. Wie auf Knopfdruck blendete sie alle Geräusche um sich herum aus und schweifte mit ihren Gedanken ab - ab zu Jens. Was er wohl in den letzten Minuten während des Absturzes gedacht, gefühlt, gesagt hatte? Ob er wohl an ihre Beziehung gedacht hat, vielleicht noch einmal ihren Namen ausgesprochen hatte? Sie würde es nie erfahren, nie wieder würde sie in den Armen des Piloten einschlafen oder aufwachen. Er war es doch gewesen, der ihr immer wieder Halt gegeben hatte wenn es Ärger in der Redaktion gab. Nur bei ihm hatte sie sich wirklich geborgen und sicher gefühlt.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 17.09.2007, 19:58


    "He Sie da! Sie können da nicht einfach sitzen bleiben." Ungehört prallten die lauten Rufe von demselben Feldjäger an ihr ab, der zuvor schon Bille aufgehalten hatte. "Hallo, sind Sie taub oder was?!" Grob und unsanft packte Maik Juliane am Arm und zog sie auf die Beine. Anfangs ließ Juliane das noch mit ihr machen, aber als er seinen Griff noch verstärkte, und sie wieder zurück zur Absperrung ziehen wollte, erwachte sie aus ihrem Trance ähnlichen Zustand und verpasste ihm reflexartig eine harte Ohrfeige. Ohne ein weiteres Wort zu sagen riss sie sich aus seinem Griff los und ging zurück zu dem Platz wo sie zuvor auch schon gesessen hatte. Diesmal zwang sie sich dazu stehen zu bleiben, wie als hätte sie so das Gefühl alles besser begreifen zu können. Aber verstehen und realisieren konnte sie es nicht. Wieso nur war der Hubschrauber abgestürzt? Jens war doch erst Anfang des Jahres bei den erforderlichen Checks gewesen und auch so hatte er immer darauf geschaut, dass er nichts tat was er als Flieger nicht durfte. Noch immer hatte sie diese Unruhe in ihrem Körper und Juliane wusste einfach nicht was sie machen sollte, denn der Rest des Körpers stand da wie gelähmt und war zu keiner Bewegung fähig.

    Erst Ralphs Stimme holte sie wieder aus ihren Gedanken, aber es dauerte wieder einige Zeit, bis sie realisierte, dass er nicht mit ihr sprach. Aber mit wem dann? Der Pferdeschwanz. Plötzlich wurde ihr klar, wen sie vorhin vor sich gesehen hatte und wo sie die Person zu ordnen musste. Klar, es konnte nur Bille sein, schließlich lag auch Sabine als Leiche zwischen den Trümmern. Wie schwer musste es erst für das Mädchen sein erneut an einem Unfallort zu sitzen, wo ein geliebter Mensch sein Leben gelassen hatte. Zögerlich ging Juliane auf Ralph und Bille zu und beobachtete fast schon neidisch wie sie sich umarmten und versuchten gegenseitig Halt zu geben. Wen sollte sie umarmen? Wo sich festhalten? Erneut blieb sie wie angewurzelt stehen und konnte sich nicht einfach zu Ralph und Bille gesellen, aber Ralph hatte Juliane längst entdeckt. Als er näher kam und sie zaghaft an der Schulter berührte, stellte Juliane fest, dass er geweint hatte. In diesem Moment kam sie sich plötzlich nicht mehr stark vor, sondern nur noch emotionslos. Da lag der Mensch den sie über alles geliebt hatte in den Trümmern eines Hubschraubers und sie konnte nicht einmal weinen. Beide standen sich gegenüber und brachten kein Wort hervor, zu sehr schnürte die Wahrheit ihre Kehlen zu. Vorsichtig ging Juliane auf Bille zu und zog sie in eine feste aber sanfte Umarmung. Erst als das Mädchen in ihren Armen lauft aufschluchzte und von einem Krampf geschüttelt wurde, merkte auch Juliane, dass sie langsam realisierte was passiert war. Wie wenig Zeit sie in den letzten Tagen doch mit Jens verbracht hatte. Er hatte normal arbeiten müssen, und sie hatte jede freie Minute in der Redaktion verbracht, um ihrem Chef endlich zu beweisen, was sie wirklich konnte. Jens hatte das alles akzeptiert, ohne groß etwas zu sagen. Er hatte es verstanden, was es ihr bedeutet hatte. Und jetzt? Jetzt bedeutete all das nichts mehr, nie mehr würde sie sich in Jens' Arme kuscheln können, wenn er bereits schlief und sie erst aus der Redaktion kam. Wofür arbeitete man eigentlich so hart, wenn man am Ende doch alleine da stand und nichts mehr so war wie zuvor?
    "Warum?" Eine leise Frage, die nicht schwieriger hätte sein können. Kraftlos sah sie Bille an und drückte sie erneut an sich heran. Ja, wieso war es genau diese Besatzung gewesen? Warum genau dieser Tag? Warum dieser Hubschrauber? Je mehr sie sich da hinein steigerte, desto mehr Fragen kamen in ihr hoch, und sie spürte diese Unruhe immer deutlicher in sich aufsteigen, hatte aber nicht den Raum sie entweichen zu lassen. Stumm schüttelte sie nur den Kopf und löste sich langsam wieder von Bille. Wie sollte sie dem Mädchen Trost spenden können, oder sie trösten, wenn sie selbst nicht wusste wie sie mit dem Tod von Jens jemals fertig werden sollte.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 18.09.2007, 17:43


    14.03.2007 - 15.30 Uhr

    "Nein, sag, dass das nicht wahr ist! Sag mir verd***t noch mal, dass das nicht stimmt." Wütend trommelte Madeleine auf Ralphs Brust ein und brach in Tränen aus. Fast schon beschämt wand sich Ralph ab. Er, den der Unfall selbst persönlich betraf war nicht der Richtige um ihr zu sagen, dass die vier wohl schon vor dem eigentlichen Aufprall tot gewesen waren. Bemüht seinen eigenen Schmerz zu verkraften und damit fertig zu werden, konnte er nicht auch noch Wollckes Frau und Jonnys Freundin erklären was passiert war. Müde und kraftlos winkte er Deffke herbei, der den beiden Frauen den Vorfall schilderte. Er war plötzlich nicht mehr der starke Commodore, der keinen Vorfall an sich heran ließ. Er war verletzlicher als er gedacht hatte und ohne es wirklich bewusst zu steuern entfernte er sich immer weiter von dem ganzen Trubel, weinenden Soldaten und Angehörigen. Er wollte alleine sein, alleine sein mit den Erinnerungen an Sabine und ihrem Gesicht in Gedanken. Kurzzeitig wurde ihm schwarz vor Augen, aber er schaffte es gerade noch sich an einem Baum abzufangen, ehe er zusammenbrach. Die ganzen Tränen und Emotionen die er vorhin mühsam zurückgehalten hatte suchten sich jetzt ihren Weg nach draußen. Schluchzend und in Gedanken nur noch bei Sabine ließ er sich auf die Wiese fallen und beobachtete die Wolken am Himmel. Ob Sabine wohl schon dort angekommen war und von nun an jede Handlung von ihm verfolgen konnte? Sie war die einzige Frau, die er zum Schluss bedingungslos geliebt hatte, der er blind vertraut hatte. Wie sollte das alles nur werden, wenn er abends nach Hause kommen würde und ihr Lächeln würde ihn nicht mehr empfangen? Sie hatten noch einen so schönen letzten Abend und eine noch viel schönere Nacht miteinander verbracht, ohne zu wissen, dass es der letzte war. Die letzte überhaupt. Gedankenverloren sah er zu, wie langsam die Teile von Anneliese auf die diversen LKW's verladen wurden und von nun an nur noch von befugten zu sehen wären. Und wieder waren da die Gedanken an Sabine. Jedes kleine Detail sah er vor sich, hörte sie lachen, weinen, ihn darum beten, mehr Rücksicht auf Bille zu nehmen, der erste Kuss in der Nacht des Jahres. "Ralph?" Ohne dass er es gemerkt hätte war Bille neben ihn getreten und hatte sich leise neben ihn auf den Boden sinken lassen. Er hob den Kopf nur leicht und sah sie mit roten Augen an. Er durfte sie jetzt nicht vergessen und sich nur in seiner Trauer um Sabine verkriechen. Das Mädchen brauchte ihn jetzt mehr denn je. "Müssen wir ins Rettungszentrum fahren? Ich kann da nicht hin." Zuerst verstand er den Zusammenhang nicht, bis ihm einfiel, dass er angeordnet hatte, alle Angehörigen sollten ins Rettungszentrum gebracht werden. Eigentlich war es seine Pflicht dort aufzutauchen, aber er fühlte genauso wie Bille. Das einzige was er jetzt brauchte war Abstand und Ruhe und nicht viele, weinende Menschen um sich herum. "Nein müssen wir nicht. Sollen wir zu deinen Eltern fahren?" Der Gedanke war ihm ganz spontan gekommen, aber er konnte sich vorstellen, dass es für sie in dieser Situation vielleicht ganz gut wäre, wenn sie in Ruhe auf dem Friedhof in Ohlsdorf saßen. Bille nickte nur leicht, stand dann auf und zog Ralph mit in die Höhe. Langsam und zögerlich gingen sie wieder zurück zum eigentlichen Ort des Ereignisses und stellten erleichtert fest, dass die anderen alle schon weg waren. Einzig der Dienstwagen und mit ihm der junge Feldjäger standen noch auf dem Sperrgebiet. Unendlich dankbar, dass es nicht Deffke war, der auf sie wartete nickte Ralph dem jungen Feldjäger kurz zu und setzte sich ohne ein weiteres Wort in den Wagen. Immer noch hielt er Billes Hand fest, spürte, dass es ihnen beiden gut tat die Nähe des jeweils anderen zu spüren. "Friedhof Ohlsdorf", gab er eine kurze Anweisung und versank für den Rest der Fahrt wieder in seinen Gedanken.



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 18.09.2007, 17:44


    14.03.2007 - 16.08 Uhr

    "Meinst du wir werden es irgendwann verstehen können?" "Ich weiß es nicht Bille", versuchte sich Ralph vor einer Antwort zu drücken. "Vielleicht irgendwann, vielleicht auch nie. Es gibt zu viele Sachen, die wir nie verstehen werden. Dieser Tag wird dazu gehören." Erneut senkte sich zwischen die beiden eine unheimliche Stille und es war fast, als würde Sabine jeden Moment hinter dem Grabstein hervorkommen und sie beide umarmen. Aber es war kein Traum, es war Wirklichkeit, eine Wirklichkeit, die keiner glauben wollte. "Ach Mama", leise flüsternd und von Tränen erstickt ließ sich Bille auf die Knie sinken und vergrub den Kopf zwischen ihren Händen. Ständig sah sie die schrecklichen Bilder von dem Unfall ihrer Eltern vor sich, spürte das Gewicht des Kopfes von ihrem Vater auf den Oberschenkeln und erinnerte sich nur zu gut an das unruhige Gefühl, als ihre Mutter starb. Als wenn diese Bilder noch nicht genug gewesen wären, mischten sich nun auch noch die schwarzen, verkohlten Teile von Anneliese hinzu. Wie sollte sie das alles jemals verarbeiten können? Dankbar lehnte sie sich an Ralph, der sich neben sie setzte und seine Arme fest um sie schlang. "Ralph, ich schaffe das nicht. Zuerst Mama und Papa und jetzt Sabine. Ich will nicht mehr. Ich will auch zu ihnen, was soll ich denn hier noch? Ist doch eh keiner mehr da, der sich um mich kümmern kann", schluchzte sie und begriff die Tragweite ihrer Worte nicht. "Bille, es wird schwer, aber wir können das schaffen." "Ach lass mich doch in Ruhe, du warst doch immer nur an Sabine interessiert, ich war nur das lästige Anhängsel", schrie sie ihn an und schlug seine Arme weg. So schnell sie konnte stand sie auf und lief davon. Wohin wusste sie nicht, und wollte sie auch nicht wissen, aber sie hörte erst auf als sie keine Luft mehr bekam und das letzte bisschen Wut einer noch tieferen Traurigkeit gewichen war. Hilflos umklammerte sie einen der jungen Nadelbäume und vergrub ihr Gesicht in der harten Rinde. Ob sie jemals wieder fröhlich werden würde?



    Re: "Der Absturz"

    -max- - 20.09.2007, 20:17


    14.03.2007 - 16.42 Uhr

    Kaum hatten Bille und Ralph den Gemeinschaftsraum betreten wurde alles noch ruhiger, als es zuvor auch schon gewesen war. Sie alle standen oder saßen im Raum, wie wenn sie nicht hier her gehörten, oder noch nie da gewesen wären. Juliane wehrte jeden Versuch ab, sie zu trösten zu lassen oder ihr in irgendeiner Form Beileid zu bekunden. Wie verschreckt stand sie in einer Ecke, hatte die Arme eng um ihren Körper geschlungen und starrte mit roten Augen aus dem Fenster, wo normalerweise immer Anneliese stand. Tatjana und Madeleine versuchten verzweifelt und mit einem nicht versiegen wollenden Strom an Tränen, Richie zu beruhigen. "Ich will aber zu Papa." Immer wieder dieser eine Satz. Es schmerzte Ralph so sehr mit ansehen zu müssen, wie der Junge immer wieder zum Fenster ging und nachsah, ob sein Vater nicht doch endlich angeflogen kam. Wie sollte man ihm nur klar machen, dass Wollcke nie wieder kommen würde, und er jetzt neben seiner Mutter, auch noch den Vater verloren hatte? Schluchzend ließ sich Madeleine in die Arme von Tatjana fallen und schluchzte hemmungslos los. Noch immer stand Ralph in der Tür und war zu keiner Reaktion fähig. Als ob der Schmerz Sabine verloren zu haben nicht schon schlimm genug gewesen wäre, stand er jetzt den andern gegenüber und bekam ihren Schmerz und Zweifel direkt mit. Langsam ging er ein paar Schritte in den Raum hinein und versuchte seine Gefühle irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Er versuchte es, schaffte es aber nicht.
    "Jetzt lasst mich doch endlich mal in Ruhe", scharf fuhr Juliane herum und hatte erneut Tränen in den Augen. Böse funkelte sie Cora an, die eben versucht hatte zu Juliane durchzudringen. Konnten sie denn alle nicht begreifen, dass sie nur so mit ihrem Schmerz umgehen konnte? Sie konnte darüber nicht reden, wollte es auch gar nicht. Dass Jens nicht mehr da war musste sie mit sich alleine ausmachen, und dabei konnte ihr niemand sonst helfen. So schnell sie konnte bahnte sie sich einen Weg durch die Leute und schlug die Türe hart und laut hinter sich zu. Jens war auch immer nach draußen geflüchtet, wenn er Probleme gehabt hatte. Er war immer zu Anneliese gegangen. Aber jetzt, da Anneliese nur noch ein Schrotthaufen war, konnte sie nicht mal das tun. Völlig erschöpft ließ sie sich auf die Bank vor dem Rettungszentrum sinken und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Die Krämpfe, und Attacken die sie plagten kamen immer häufiger, aber sie ahnte, dass diese dazugehörten. Wie sie mit der Trauer fertig werden sollte, wusste sie jetzt noch nicht, und glaubte auch nicht mehr daran, dass sie es irgendwann wissen würde. Immer und immer tiefer ließ sie sich in ihrer Trauer sinken. Das einzige was für sie jetzt noch zählte, war in Gedanken ganz nah bei Jens zu sein, bei ihrer ganzen gemeinsamen Zeit und jedem Augenblick den sie zusammen hatten verbringen können. Wenn der Gedanke an Jens jetzt schon so schmerzte wie würde es dann erst werden, wenn sie die gemeinsame Wohnung betreten würde und überall Jens' Sachen vorfinden würde? Wie viel schlimmer konnte es denn noch werden?

    "Juliane?" Schon wollte sie wieder herumfahren und den der sie angesprochen hatte anfauchen, als sie merkte, dass ihr Name nur ganz zögerlich ausgesprochen worden war. Sie drehte den Kopf nur leicht nach links und sah Bille neben sich sitzen, der die Tränen immer noch unaufhaltsam übers Gesicht liefen. "Magst du nicht wieder mit reinkommen? Ralph will sagen wie es jetzt weitergehen soll." So gefasst wie möglich versuchte Bille mit Juliane zu reden, auch wenn sie ahnte, dass die junge Frau nicht darüber reden wollte. Aber schon allein der Gedanke daran half Bille mit ihrem Schmerz fertig zu werden. Sie hatte es schon einmal geschafft, sie würde es auch ein zweites Mal schaffen, auch wenn es noch viel schwerer werden würde als beim ersten Mal. "Wird es denn weiter gehen Bille"? Mit völlig verheultem Gesicht sah Juliane Bille an und wollte deren Antwort eigentlich gar nicht hören. "Ja das wird es. Irgendwie. Es wird schwer werden, aber irgendwann lässt der Schmerz nach." Langsam stand Bille wieder auf und ging zurück ins Rettungszentrum hinein. Sie wusste, dass jeder den Schmerz auf andere Art und Weise verarbeitete, aber jeder musste damit fertig werden. Leise schlich sie sich in den Umkleideraum und öffnete langsam den Spind von Sabine. Als erstes fiel ihr ein Bild von sich selbst, Sabine und Ralph in die Finger und erneut bahnten sich Unmengen an Tränen an, die sie nicht zurück halten konnte und auch nicht wollte. Kraftlos ließ sie sich auf den Boden sinken und schluchzte immer wieder laut auf, wenn sie nur daran dachte, dass sie nicht mal die Möglichkeit gehabt hatte sich richtig von Sabine zu verabschieden. Das Bild fest an sich gedrückt kauerte sie sich auf dem kalten Fußboden zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf, in der Hoffnung es würde etwas Erleichterung bringen.

    14.03.2007 - 17.29 Uhr

    Fassungslos und fast schon bewundernd blickten die Angehörigen zu Ralph und Kettwig, wie sie mit leiser, eindringlicher Stimme das weitere Vorgehen erklärten. Sie würden die vier Besatzungsmitglieder gemeinsam beerdigen, der Termin musste noch abgeklärt werden und der Abschiedsgottesdienst sollte im Michel stattfinden. Immer wieder sahen sich Madeleine und Tatjana an und auch ohne Worte wussten sie, was der andere dachte. Das würde noch einmal der schwerste Tag werden, dann hieß es Abschied nehmen für immer. Alles was zurück blieb waren Erinnerungen und vier Gräber, liebevoll mit Blumen bedeckt. Die äußere Ruhe von Ralph erstaunte sie bei jedem neuen Wort von ihm, aber sie ahnten, dass er das ganze nur mit starken Beruhigungsmitteln überstand, und nicht weil ihn das ganze kalt ließ. Nachdem er und Kettwig alles erklärt hatten ließen sie sich an den kleinen Tisch in der Küche nieder und genehmigten sich erneut eine Tasse von Homanns viel zu starkem Kaffee. Erst als Ralph es gar nicht mehr aushielt, schnappte er sich seine Mütze wieder, gab Deffke ein paar letzte Anweisungen und machte sich auf die Suche nach Bille. "Hey Maus. Komm, wir fahren jetzt nach Hause." Fürsorglich ging er neben dem Mädchen in die Hocke und zog sie hoch. Ein kurzer Blick auf das Bild, das sie immer noch umklammert hielt, genügte um seine Wunden wieder aufreißen zu lassen. Er musste da jetzt genauso durch wie alle anderen. Müde schloss er den Spind von Sabine ohne einen letzten Blick hineinzuwerfen und ging mit Bille zurück zu dem Dienstwagen. Auch wenn es ratsamer gewesen wäre nicht selbst zu fahren, wollte er unabhängig sein von den anderen und nur noch das tun, was er und Bille wollten. Im Rückspiegel sah er wie alle anderen auch nach Hause gingen und versuchten mit den Ereignissen des Tages klar zu kommen. Aber das würde noch länger dauern, bis man das vollständig begriffen und verarbeitet hatte. (…)

    [Ende]



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