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    Re: Artikel aus Tierneurologie.de

    usch3000 - 21.01.2007, 21:07

    Artikel aus Tierneurologie.de
    Dr. Kai Rentmeister

    www.tierneurologie.de


    Information für Patientenbesitzer: Epilepsie

    Was ist Epilepsie und woher kommt sie?

    Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der es zu übermäßiger Aktivität von Nervenzellen und durch Erregungsausbreitung schließlich zu Krampfanfällen kommt.

    Unterschieden werden

    1. die primäre (oder idiopathische) Epilepsie. Bei dieser Krankheit kommt es durch eine vererbte Veranlagung zu einer - im Vergleich zu gesunden Tieren - erniedrigten Reizschwelle für Übererregungen im Gehirn. Bei einigen Hunderassen (z.B. Golden Retriever, Labrador Retriever, Collie, Berner Sennenhund, Beagle) ist sicher nachgewiesen, daß die primäre Epilepsie eine Erbkrankheit ist. Erkrankte Tiere sollten daher prinzipiell von der Zucht ausgeschlossen werden.
    Die Anfälle fangen durchschnittlich im Alter von eineinhalb bis drei Jahren an. Katzen erkranken wesentlich seltener als Hunde.

    2. und die sekundäre (oder symptomatische) Epilepsie. Die Krämpfe werden hierbei durch andere Grundkrankheiten hervorgerufen. Dies können einmal innere Krankheiten (z.B. Leber- und Nierenerkrankungen, Störungen im Elektrolythaushalt, Infektionskrankheiten) oder Krankheiten des Gehirnes (z.B. Tumoren, Entzündungen, Mißbildungen) sein. Die Krämpfe können in jedem Lebensalter auftreten.
    Bei beiden Epilepsieformen gibt es Anfälle in verschiedener Stärke und Ausprägung.

    Beim „klassischen“ Anfall ist der Patient nicht ansprechbar, liegt in Seitenlage, macht Ruderbewegungen mit den Beinen, setzt Harn und Kot ab, speichelt vermehrt, verdreht die Augen, klappert mit dem Kiefer und zeigt starke Krämpfe. Die Anfälle dauern in der Regel zwei bis maximal zehn Minuten. Die Tiere sind danach meistens sehr müde oder desorientiert.

    Es gibt aber auch unspektakulär aussehende „kleine“ Anfälle, die ebenso zum Krankheitsbild der Epilepsie gerechnet werden. Dabei beobachtet man z.B. Kreislaufen, Fliegenschnappen, Anbellen von fiktiven Personen, Zuckungen einzelner Muskeln oder Ins-Leere-Starren.

    Wie kann ich Epilepsie nachweisen?

    Im Moment kann die primäre Epilepsie nicht direkt nachgewiesen werden, die endgültige Diagnose kann nur im Ausschlußverfahren gestellt werden. Krankheiten, die eine sekundäre Epilepsie auslösen könnten, werden durch verschiedene Untersuchungen bestätigt oder ausgeschlossen, um eine gezielte und sinnvolle Therapie einzuleiten (siehe auch Diagramm der nächsten Seite).

    Dazu sollte nach einer sorgfältigen klinisch-neurologischen Untersuchung mindestens eine ausführliche Blutuntersuchung durchgeführt, und Röntgenbilder von Bauch und Brust angefertigt werden. Häufig sind auch andere weiterführende Untersuchungen wie Ultraschall, EKG oder Urinanalysen nötig.

    Um andere Krankheiten des Gehirns auszuschließen, sollte man die Gehirnflüssigkeit untersuchen, die Gehirnströme (EEG) messen und ein Computertomogramm (=Schichtröntgenverfahren) vom Gehirn anfertigen. Dies ist nur in Vollnarkose möglich. Wenn diese Untersuchungen alle unauffällig sind, kann man davon ausgehen, daß Ihr Tier an primärer Epilepsie leidet und dementsprechend behandelt werden muß. Ansonsten wird die Krankheit, die sekundär Krampfanfälle auslöst, therapiert.


    Diagnostik

    Ausschluß oder Diagnose von Inneren Krankheiten
    Spezielle Therapie von Inneren Krankheiten
    Ausschluß oder Diagnose von Gehirnkrankheiten
    Spezielle Therapie von Gehirnkrankheiten
    klinisch-neurologische Untersuchung
    Gehirnflüssigkeit
    Gehirnströme (EEG)
    Computertomogramm
    Blutuntersuchung
    Röntgen
    Ultraschall, EKG, etc.

    Primäre Epilepsie

    Wie behandelt man Epilepsie?

    In der Tiermedizin stehen nur zwei verschiedene Wirkstoffe („Antiepileptika“) zur Verfügung:

    Phenobarbital und Kaliumbromid (bei Katzen kann eventuell auch der Wirkstoff Diazepam als Dauertherapeutikum eingesetzt werden). Andere und neuere Medikamente aus der Humanmedizin finden wegen der zu kurzen Halbwertszeiten beim Tier keinen Einsatz. Mit diesen beschränkten Therapiemöglichkeiten ist es leider nicht immer möglich, alle Tiere anfallsfrei zu bekommen.
    An der Entwicklung neuer Medikamente wird aber gearbeitet, einige Substanzen stehen kurz vor der Zulassung.

    Phenobarbital und Kaliumbromid müssen zweimal täglich in Tablettenform verabreicht werden.
    Bei Erstbehandlung oder Dosiserhöhung kann Ihr Tier sehr müde werden (neben der antiepileptischen Komponente haben die oben genannten Medikamente auch eine narkotische Wirkung). Ein Gewöhnungseffekt tritt dosisabhängig nach ein paar Tagen bis Wochen ein.

    Im Allgemeinen werden die Medikamente sehr gut vertragen. Als Nebenwirkungen werden vor allem vermehrter Durst und Hunger, sehr selten leichte Wesensveränderungen beobachtet. Da, wie bei jeder Dauertherapie, eine gewisse Belastung von Leber und Niere nicht zu vermeiden ist, sollten Sie die Leber- und Nierenwerte regelmäßig kontrollieren lassen.

    Es ist sehr wichtig die Medikamente nicht plötzlich abzusetzen oder die Dosierung eigenmächtig zu ändern, da hierdurch schwere Anfälle bishin zum lebensgefährlichen „Status epilepticus“ (Tier kommt nicht mehr aus dem Anfall heraus) provoziert werden können.

    Beide Medikamente haben eine Vorlaufzeit von mehreren Wochen. Treten also bei Erstbehandlung oder Dosiserhöhung in dieser Zeit noch Anfälle auf, so ist die Therapie nicht gleich als fehlgeschlagen zu bewerten.

    Um die Tiere richtig auf das Medikament einzustellen und wegen der großen individuellen Schwankungen sind regelmäßige Blutuntersuchungen in Speziallabors notwendig - die Blutentnahme kann selbstverständlich ihr Haustierarzt vornehmen. Insgesamt kann es also mehrere Monate dauern bis Ihr Hund oder Ihre Katze richtig eingestellt sind.

    Eine Kastration oder medikamentelle Triebdämpfung Ihres Haustieres ist nur dann sinnvoll, wenn Anfälle durch sexuelle Erregung hervorgerufen werden (z.B. Rüde in Anwesenheit einer läufigen Hündin).

    Was kann ich vor/bei/nach einem Anfall machen?

    Bei einigen Tieren kündigt sich ein Krampfanfall durch Unruhe oder verändertes Verhalten an. In dieser Phase vor dem Anfall („Aura“) ist es möglich, das Tier zu beruhigen und damit die Schwere des Anfalls zu dämpfen oder den Anfall sogar zu vermeiden.

    Während eines Krampfanfalls sollten Sie bitte nichts unternehmen, sondern warten bis der Anfall vorüber ist (es sind schon viele Besitzer von krampfenden Hunden gebissen worden!). Falls nötig können Sie (spitze) Gegenstände aus dem Weg räumen um Verletzungen vorzubeugen.

    Nach einem Anfall können Sie nur nach Rücksprache mit Ihrem Tierarzt Diazepam (z.B. Valium) verabreichen - entweder als Zäpfchen oder als rektale Spritze. Dies ist dann nötig wenn Ihr Haustier mehr als zwei Anfälle hintereinander bekommt oder sich nach einem Anfall überhaupt nicht mehr beruhigt.

    Sollte Ihr Tier den Status epilepticus (s. o.) erreichen, so müssen Sie so schnell wie möglich zu einem Tierarzt/ärztin. Es handelt sich hier um eine lebensbedrohliche Notfallsituation!!

    Sonstiges

    1. Bei unklaren Verhaltensstörungen oder Epilepsieverdacht können Sie mir gerne ein Videoband zur Beurteilung zukommen lassen.

    2. Es ist für Ihren Tierarzt/ärztin eine große Hilfe wenn Sie einen Anfallskalender führen (Datum, Dauer, Art und Schwere der Anfälle). So wird eine therapiebegleitende Beratung möglich und der Therapieerfolg besser erkennbar.



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