Sammelstrang: UNO

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Sammelstrang: UNO"

    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 04.10.2006, 20:27

    Sammelstrang: UNO
    Die UNO, die liebe UNO, was machen wir nur mit ihr?! Wird es nicht endlich höchste Zeit, das sie sich reformiert? Ist es nicht ein Witz, wenn "unsere höchste politisch-moralische Instanz" aus Mitgliedern besteht, die deren Idealen Hohn spotten? Die weder demokratisch sind, noch für die Menschenrechte einstehen. Oder bin ich da einfach zu "pingelig"?! gruebel

    Gruß
    Hausdrache

    Themenstränge zur UNO zusammengelegt ***Hausdrache



    Re: Sammelstrang: UNO

    onliner321 - 04.10.2006, 23:47

    Re: Reformierung der UNO
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Die UNO, die liebe UNO, was machen wir nur mit ihr?! Wird es nicht endlich höchste Zeit, das sie sich reformiert? Ist es nicht ein Witz, wenn "unsere höchste politisch-moralische Instanz" aus Mitgliedern besteht, die deren Idealen Hohn spotten? Die weder demokratisch sind, noch für die Menschenrechte einstehen. Oder bin ich da einfach zu "pingelig"?! gruebel

    Gruß
    Hausdrache

    Etwas, Lieber Hausdrache,

    die UNO hat schon ihre guten u. positiven Unterorganisationen. Nur sind diese zu stark abhängig von den jeweiligen Geberländern (siehe UNHCR) oder zu stark kommerziell ausgerichtet (siehe UNESCO).

    Wie auch immer, es lohnt sich auf jeden Fall für eine Weltorganisation zu sein. Da es in diesen verrückten Zeiten scheinbar die einzige humanitäre Instanz verkörpert, aber eben auch mit allen menschlichen Schattenseiten.

    Viele Grüße

    S.G.



    Re: Sammelstrang: UNO

    kassandra - 05.10.2006, 00:03


    Hi,
    hast du denn da eine Idee, was wir "Normalsterblichen" da einbringen könnten ?!
    LG



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 05.10.2006, 11:39

    Re: Reformierung der UNO
    onliner321 hat folgendes geschrieben:
    Etwas, Lieber Hausdrache,

    die UNO hat schon ihre guten u. positiven Unterorganisationen. Nur sind diese zu stark abhängig von den jeweiligen Geberländern (siehe UNHCR) oder zu stark kommerziell ausgerichtet (siehe UNESCO).

    Wie auch immer, es lohnt sich auf jeden Fall für eine Weltorganisation zu sein. Da es in diesen verrückten Zeiten scheinbar die einzige humanitäre Instanz verkörpert, aber eben auch mit allen menschlichen Schattenseiten.

    Viele Grüße
    S.G.
    Grüss Dich onliner und herzlich willkommen! : smatch1

    Du hast Recht, es gibt durchaus auch Positives an der UN.
    Was mir halt arge Kopfzerbrechen bereitet sind viele der Mitglieder, die ja nicht gerade FÜR die Ideale der UN stehen.

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Sammelstrang: UNO

    onliner321 - 05.10.2006, 22:03

    Re: Reformierung der UNO
    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Grüss Dich onliner und herzlich willkommen! : smatch1

    Du hast Recht, es gibt durchaus auch Positives an der UN.
    Was mir halt arge Kopfzerbrechen bereitet sind viele der Mitglieder, die ja nicht gerade FÜR die Ideale der UN stehen.

    Gruß
    Hausdrache


    Hallo Hausdrache,

    erst mal Danke für das nette „Hallo“ ;) .

    Einen Sack Flöhe hüten ist einfacher als alle Länder dieser Erde, mit ihren (für unsere Augen) meist seltsamen Ansichten, unter einen Hut zu bringen. Nur diesen Spagat versucht die UN seit vielen Jahren. Oft mit ganz guten Lösungen, aber eben nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und im nachhinein gewinnt man den Eindruck es wäre mehr drin gewesen.

    Wenn als Beispiel die menschliche Tragödie in Dafour betrachtet wird, hat die UN auf ganzer Linie versagt. Die Gründe liegen bei den Interessen der Veto-Mächte.

    Ich hoffe, dass der jetzige UN-Einsatz im Libanon nicht zu einer weiteren Katastrophe führt. Das Säbelrasseln hat ja schon wieder ganz leise begonnen oder es hat niemals aufgehört.

    Viele Grüße

    S. G.



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 26.10.2006, 20:47

    Sammelstrang zur UN
    Im Juli 2006 erschien im Verlag "zuKlampen!" von Pedro A.Sanjuan das Buch "Die UN-Gang" mit dem Untertitel

    Über Korruption, Spionage, Antisemitismus, Inkompetenz und islamischen Extremismus in der Zentrale der Vereinten Nationen.

    Auf dem Umschlagtext des Buches kann man folgendes lesen:

    Der Amerikaner Pedro Sanjuan ist spanischer Abstammung und Christ. Doch in der UNO wurde das Gerücht verbreitet, Sanjuan sei Jude. „Damit begann dort für mich ein zehnjähriger antisemitischer Trip“, schreibt er. 1983 machte der damalige amerikanische Vizepräsident George Bush Sanjuan zum Direktor für politische Angelegenheiten bei der UNO. Dort sollte er sich vor allem um die KGB-Aktivitäten kümmern, als amerikanischer Topspion, wie er schreibt. Bei Dienstantritt dann die Überraschung:

    Pedro A. Sanjuan: „Offensichtlich dachte der Generalsekretär, ich wäre ein Jude, was schrecklich war, und würde zu Israel und nicht zur UN halten. Kaum hatte ich das Büro von Perez de Cuellar verlassen, so wurde mir berichtet, rannte der raus und sagte: ‚Die Amerikaner haben uns nicht nur einen Spion geschickt, er ist auch noch Jude.‘ Antisemitismus durchdringt das ganze Haus. Sie wollen keine Juden."

    Nach der Veröffentlichung des Buches gab es am 27.08.2006 abends in der ARD-Sendung "Titel, Thesen, Temperamente" das von der deutschen Medienöffentlichkeit zu erwartende Kontra gegen die Thesen des langjährigen UNO-Mitarbeiters, insbesondere gegen seine These des in der UNO allgegenwärtigen Antisemitismus.

    Sanjuan hat in seinem Buch an zahllosen Stellen (die Seitennummern stehen weiter unten) überzeugend belegt, dass


    die UN-Informationszentren in aller Welt als antiisraelische Propagandazentren dienen
    die Hauptabteilung Presse und Information in ihren Übersee-Aktivitäten eine erhebliche israelfeindliche Schlagseite aufweist
    fast alle Generalsekretäre der UNO starke antisemitische Züge hatten (Perez de Cuellar, Boutros-Ghali, und natürlich Kurt Waldheim, auch Kofi Annan)
    das UN-Sekretariat seit jeher antisemitische Kultur und Praktiken gepflegt hat
    Vollversammlungsbeschlüsse und UNESCO-Aktionen in einem offen antisemitischen Klima stattfanden
    die antisemitische Mentalität der UNO "omnipräsent" war: im Sekretariat, in der Vollversammlung,der UNESCO, der UNIDO, der WIPO und anderen UN-Organisationen
    das offen antisemitische Klima auch auf den Gängen, Cafeterien und Speiseräumen bemerkbar machte
    er selbst dauernd als angeblicher Jude bzw. Freund von Juden Angriffen ausgesetzt war


    Neben diesen an sich schon unglaublichen Zuständen berichtet Sanjuan noch von Korruption, sexuellem Missbrauch, Drogenhandel, Waffenschieberei, Inkompetenz und islamischer Extremismus, so dass man sich fragt, ob diese Organisation überhaupt noch therapierbar ist.

    Im 15.Kapitel gibt Sanjuan zwar unter dem Stichwort "Hat der Internationalismus eine Zukunft?" ein paar Ratschläge, wie man diesen Verbrechersumpf trockenlegen könnte.
    Angesichts der mafiösen Zustände und Machtverhältnisse erscheint dies aber nur noch als Wunschtraum....

    Dass dieser Vorwurf des Antisemitismus auf allen Ebenen der UNO den deutschen UNO-Botschafter Pleuger (UNO-Botschafter 2002 – 2006) zu einer abwertenden Haltung gegenüber dem Buch von Sanjuan veranlasste, hätte man sich fast denken können.


    Zitat:
    Bei "Titel, Thesen, Temperamente" sagte Pleuger:

    „Das mag ja sein, dass das vorgekommen ist. Nur aus diesen – ich erinnere aus dem Buch nur zwei solcher Vorfälle, wo er so angesprochen worden ist -, daraus den Schluss zu ziehen, dass 8.000 Mitarbeiter des Generalsekretariates Antisemiten seien, das halte ich doch für etwas weit hergeholt."

    Ganz recht. Das wäre etwas weit hergeholt. Aber: anscheinend hat Pleuger das Buch gar nicht gelesen. Sonst hätte er nämlich noch die folgenden Seiten anführen müssen, auf denen Sanjuan konkret auf den Antisemitismus der 8000 Mitarbeiter zu sprechen kommt:

    Seiten 47, 50, 51, 52, 53, 56, 57 (wo ein Bibliothekar behauptet, er kenne das Buch "Mein Kampf" nicht), 64, 84, 85, 86, Seite 95 - 114 (Kapitel "Die antisemitische UN-Kultur", 121, 122, 123, 124, 125, 127, 145 (Waldheim), 164, sowie ein ganzes Kapitel S.174 - 185 über den "UN-Dschihad".

    Das sind immerhin 51 Seiten von insgesamt 198 Textseiten,
    also 1/4 des Buches, die sich dem Thema Antisemitismus in der UNO - quer durch alle Ebenen - widmen. Und nicht nur "2 Vorfälle".
    Nachdem wir als Fernsehzuschauer nun wissen, dass man aus 2 banalen "Vorfällen" nicht auf den Antisemitismus von 8000 Mitarbeitern bei der UNO schliessen kann (wußten wir das nicht schon vorher?)und damit schon gehörige Zweifel an der Seriosität des Autors Sanjuan haben, bekommen wir von "Titel, Thesen, Temperamente" gleich auch noch mitgeteilt, was ein deutscher UNO-Botschafter in New York so alles macht:

    Zitat:
    "Gunther Pleuger hat sich selbst für eine grundlegende Reform der Weltorganisation stark gemacht."

    Er selbst! Aber wie? Warum wird das verschwiegen? Sollen wir es einfach glauben? Aber warum sollen wir dann einfach seine Behauptungen über Sanjuan glauben? Oder sollen wir einfach nur erkennen: Der deutsche ehemalige UNO-Botschafter Pleuger ist "seriös", wohingegen der angebliche Jude Sanjuan ein - wie es Hans von Sponeck, ein weiterer deutscher UNO-Diplomat weiter unten sagt - total unseriöses Buch geschrieben hat. Die Beweislage ist mal wieder klar und die Stimme der Sprecherin legt es nahe, wem hier zu trauen ist und wem nicht.

    Zitat:
    Sprecherin über Pleuger in "Titel, Thesen, Temperamente":
    Sanjuans Buch, sagt er, sei dabei aber keine Hilfe.

    Natürlich nicht. Denn Sanjuan sticht in ein Wespennest und ein deutscher UNO-Botschafter weiß, dass der Antisemitismus-Vorwurf nur eine Antisemitismus-Keule ist.
    Pleugers Antworten in dieser Sendung sind zwar echt, aber er stellt sich so dar, wie man es von einem guten, gebildeten Deutschen in diesen Zeiten erwartet: auf jeden Fall gegen Israel und die USA, aber für die Palästinenser und die Unterdrückten der Welt.

    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente", Pleuger:
    Viel zu ungenau, viel zu ressentimentgeladen.


    Der Fernsehzuschauer fragt sich kurz: Wo denn? Was denn?
    Wie denn? Und ein kritischer Zuschauer fragt sich, ob der Deutsche Pleuger nicht selber gewisse Ressentiments pflegt.
    Dabei beschreibt Sanjuan mit großer genauigkeit seitenweise, wie subtil der Antisemitismus in den UN greift:
    Zitat:
    Hannes Stein:
    Der "Jude" Sanjuan berichtet, er habe sich ständig antisemitische Witze anhören müssen. Andererseits sei der Generalsekretär der Ansicht gewesen, er, Sanjuan, könne als Verbindungsmann zu jüdischen "Elementen" in Washington nützlich sein. Das vielleicht schönste Beispiel für die Atmosphäre in der Uno ist, wie der Generalsekretär eine Konferenz mit amerikanischen Senatoren platzen ließ, die Pedro A. Sanjuan organisiert hatte. Zu diesen Senatoren gehörte auch eine Nancy Kassebaum. "Diese jüdische Frau schon wieder", schnaubte der Generalsekretär. "Sie haßt uns und will uns die Mittel streichen." In Wahrheit ist Nancy Kassebaum episkopalischer Konfession, aber ihr deutscher Name - der in den Ohren des UN-Generalsekretärs verdächtig klang - genügte, daß er im letzten Moment nicht zu dem vereinbarten Treffen erschien.


    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente", Sprecherin über Pleuger:
    Die Auswahl der UNO-Generalsekretäre durch die Sicherheitsratsmitglieder kritisiert allerdings auch er.

    Leider erfahren wir auch hier nicht, wie die Kritik im einzelnen aussieht. Dem Zuschauer suggeriert dieser Satz, dass auch Pleuger "ein kritischer Mensch" ist, aber ein seriöser natürlich.

    Dass dem "Titel, Thesen, Temperamente"-Autor Samuel Schirmbeck die ganze Richtung des Buches nicht passt und er mit seinem Fernsehbeitrag nichts anderes im Sinn hat, als Sanjuan spöttisch als überdrehten UN-Hasser von der ganz rechten Szene abzustempeln, der obendrein auch noch mit völlig "überzogenen Antisemitismus-Vorwürfen" ausgerechnet die UNO überzieht, merkt man in jeder Sekunde dieses Fernsehbeitrags...

    Und so fängt der an:

    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente", Sprecherin
    "Pedro Sanjuan. Zehn Jahre hat er in der UNO gearbeitet. Seitdem wittert er Gefahr von dort."

    Was sagt uns das? Der Mann "wittert" Gefahr, seitdem er 10 Jahre bei der UNO gearbeitet hat. Da muß er ja schon ein Paranoiker sein...denn unausgesprochen steckt in diesen Sätzen die Frage: Warum hat er nicht schon vorher die Gefahren aufgezeigt? Will dieser Mensch uns rechtschaffenen UNO-Freunden etwa weismachen, dass wir die ganzen 10 Jahre in unserem Vertrauen auf die UN getäuscht wurden??

    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente", Sprecherin:
    Darüber hat er jetzt geschrieben. Mitten im weltoffenen New York glaubt er, einen absoluten Schandfleck ausgemacht zu haben, eine Hochburg von Antisemitismus, undurchsichtigen Machenschaften und Islamismus.


    Für Schirmbeck ist das natürlich alles völlig überdreht und unwahrscheinlich. Denn Hochburgen von Islamismus, Antisemitismus oder gar "undurchsichtige Machenschaften" kann es in dieser "weltoffenen" Stadt wohl gar nicht geben.
    Schirmbeck will uns sagen, dass Sanjuan offensichtlich einen Dachschaden haben muss, wenn er solche Behautungen in die Welt setzt.

    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente", Sprecherin:
    Pedro Sanjuan meint das Hauptquartier der Vereinten Nationen... Die UNO – ein Ort des Bösen? Ein Ort, wo sich, geschützt durch diplomatische Immunität, Antisemiten, Islamisten, Waffenhändler und unfähige UN-Diplomaten tummeln, wie er es beschreibt?

    Unglaublich, denken die Zuschauer, der Mann muss ja verrückt sein. Und beschliessen, auf keinen Fall das Buch zu kaufen, denn Titel,Thesen,Temperamente ist ja eine deutsche seriöse Fernsehsendung, die garantiert nur seriöse Interviews mit seriösen deutschen Menschen führt - Sanjuan selbst kommt natürlich auch zu Wort, aber der ist ja nicht seriös.

    Vor lauter Seriosität setzen wir uns gerader vor den Fernseher hin, binden die Krawatte ordentlicher und hören fasziniert der

    Zitat:
    Sprecherin von "Titel, Thesen, Temperamente"
    zu:

    „Die UN-Gang“, so der böse Titel seines Buches. Doch es will Großes: Es will die UNO vor sich selbst retten!
    Starker Tobak: Die UNO, eine antisemitische Vereinigung, bis heute? Ja. Sagt Sanjuan und belegt es mit persönlichen Begegnungen auf höchster Ebene. Ein Vorwurf, der völlig überzogen ist?


    Natürlich, natürlich überzogen! Eindringlicher kann man es optisch und sprachlich nicht als Botschaft rüberbringen: der Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen. "Titel, Thesen, Temperamente"-Birmbek belegt es mit seinen "Zeugen"....

    Zitat:
    Sprecherin von "Titel, Thesen, Temperamente"
    Wir haben einen anderen UNO – Insider dazu befragt.

    Nun kommt die o.a. Befragung des "anderen UNO – Insider" Gunter Pleuger, die das vom Autor Schirmbek gewünschte Meinungsbild festigt, aber wir sind ja noch nicht ganz bei Orwells 1984 angekommen, ein paar Querdenker und -zuschauer sitzen ja doch noch vor dem Flimmerkasten und fragen sich:


    Wo bleibt das Interview mit einer Gegenstimme? Warum gibt es kein Interview mit einem Politiker oder meinetwegen auch Angestellten der UNO, der Sanjuans Ideen positiv gegenübersteht?

    Gibt es diese Befürworter nicht? Noch nicht mal Leute, die das Buch NICHT gelesen haben und nun diese Sendung sehen, würden das behaupten. Dem Autor Schirmbek ist es gar nicht in den Sinn gekommen, seine Sendung etwas ausgewogener zu gestalten. Nein, er wollte keinen Kritiker seiner Meinung dabeihaben. Schleisslich macht man ja keine Talk-show! Dabei hätte er einen ganzen Haufen kritischer Befürworter der Thesen Sanjuans interviewen können:

    Hannes Stein (http://iiirgendwas.blogspot.com/)
    Henryk Broder
    Gudrun Eussner
    Burkard Müller-Ulrich
    Tobias Kaufmann

    um nur ein paar deutsche Journalisten zu nennen.
    Oder wie wäre es mit der ehemaligen zu den UN-Zeiten von Sanjuan amtierenden amerikanischen UN-Botschafterin Jeane Kirkpatrick gewesen?

    Doch Schirmbek möchte sich sein schön einseitiges Bild von
    der UNO als moralischer Instanz mit globaler Streukraft nicht kaputtmachen lassen, schon gar nicht von einem, der schon wieder mit der Antisemitismuskeule droht.

    Zitat:
    Sprecherin von "Titel, Thesen, Temperamente" :

    Doch Sanjuan hat sogar noch mehr im Visier: nämlich das gesamte UNO-Personal. Islamisten gäbe es dort, konspirative Treffen im überwachungsfreien Raum und – nicht ganz so gefährlich – Sekretärinnen, die drei Stunden Mittagspause machen...

    Das Thema der "Sekretärinnen, die drei Stunden Mittagspause machen... " hat nichts mit den Themen Antisemitismus und Islamismus in der UN zu tun. Es wird hier nur als i-Tüpfelchen eines Satzes gebraucht, um Sanjuan vollends lächerlich zu machen. Die Steigerung ist eindeutig:

    Erst beschuldigt er das GESAMTE UN-Personal.
    Dann behauptet er, es gäbe dort Islamisten,
    konspirative Treffen, und nach all diesen unsinnigen Behauptungen, so unterstreicht es die Stimme der Sprecherin in ungläubig/schmunzelndem Ton, hat er auch noch was gegen Sekretärinnen....

    Man fragt sich schon, bei wem der Autor diese Technik der subtilen Unterstellungen und der Beeinflussung des Zuschauers gelernt hat...

    Leider bekommt man im Laufe der Sendung nichts mehr mit über einen wesentlichen Punkt der Kritik Sanjuans an der UN: Schlendrian, Korruption, Ineffizienz. Darüber müßte man allerdings eine extra Sendung machen, weil das Thema abendfüllend ist. Die Schilderung des Arbeitsverhaltens der UN-Mitarbeiter und des bürokratischen Filz ist atemberaubend und erinnert an die Verhältnisse in gewissen untergegangenen sozialistischen Staaten.

    Zitat:
    Sprecherin von "Titel, Thesen, Temperamente" :

    Gehört Sanjuan etwa zu jenen UN-Hassern, wie sie sich in den ganzen USA und am stärksten bei den Rechten finden?


    Gegenfrage: ist jemand, der ein kritisches Buch über die UNO schreibt, automatisch als erstes verdächtig, ein rechter UN-Hasser zu sein? Und "UN-Hasser finden sich in den ganzen USA"? Soz. flächendeckend? Wie leicht ist es doch, einfach mal eine solche diffamierende Behauptung in die Welt zu setzen, besonders im Fernsehen, wo der Zuschauer vor dem Bildschirm sitzt und höchstenfalls die Hände ringen kann, wo er dem Autor der Sendung lieber in den Hintern treten möchte...

    Was ist eigentlich an dieser Verdächtigung so seriös? Gar nichts. Sie entspringt nur dem krampfhaften Bemühen der Sendung, den Autor Sanjuan als hysterischen Dummkopf abzustempeln, ohne dass der Zuschauer Gelegenheit bekommt, eine Gegenmeinung zu hören bzw. zu sehen.

    Zitat:
    Sprecherin von "Titel, Thesen, Temperamente" :
    Dagegen verwahrt er sich und verweist auf seine Beratertätigkeit für Robert Kennedy zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung. Er wolle nur, dass die UNO effizienter werde gegen Antisemitismus und Rassismus auf der Welt. Und außerdem sei es nötig, im Hauptquartier selbst aufzuräumen, von der Top-Etage bis zur Tiefgarage.


    Die notorischen Israelhasser in den deutschen Politikforen (tagesschau, SPIEGEL, politikforum.de usw.) würden Sanjuan schon alleine wegen seiner überaus freundlich geschilderten Begegnungen mit dem von ihm geschätzten israelischen Politiker Benjamin Netanjahu als reaktionären, menschenfeindlichen Sympathisanten von Neokons und israelischen Militaristen einordnen. Das Schema ist immer dasselbe:
    Man blendet einfach 95% der Eigenschaften und Äußerungen eines Menschen aus, schiebt sie aus dem Gesichtsfeld und leitet aus den restlichen 5% die eigene Meinung her.

    Zitat:
    Pedro A. Sanjuan in "Titel, Thesen, Temperamente" :
    „Sie können da Waffen verkaufen oder Berillium, eine Atombombenkomponente. Sie können ein Gauner sein oder was man auf deutsch einen ‚gesuchten Verbrecher‘ nennt. Wir hatten davon einige, die Generalsekretäre waren. Der jetzige ist eine kleinere Ausgabe.“

    Kritik an Auswahlverfahren für Generalsekretäre
    In der UNO-Besucherlounge hängen die Porträts der Generalsekretäre, die Sanjuan auf dem Kieker hat. Er beschreibt sie – bis auf Dag Hammarskjöld - als politisch schwach oder in anrüchige Geschäfte verwickelt. Am schlimmsten sei jedoch ihre politische Schwäche, die gewollt sei. Ausgewählt von den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates, dürften die Generalsekretäre keinem der Fünf in die Quere kommen.

    Pedro A. Sanjuan: „Leute, von denen man vorher nie gehört hat, werden Generalsekretär und sind dann dem Druck der Mächte im UN-Sekretariat ausgesetzt.“


    Genau so ist es. Sanjuan hat die Machtverhältnisse genau beobachtet und die richtigen Schlüsse gezogen. Bestes Beispiel ist der jetzige Generalsekretär Annan, der von Skandal zu Skandal taumelt und von sich selbst behauptet, er wolle die UNO reformieren.
    Solche Behauptungen können den deutschen UNO-Botschafter Pleuger aber nicht überzeugen:

    Zitat:
    Gunter Pleuger: „Das waren immerhin gestandene Politiker, die nicht nur von den fünf ständigen Mitgliedern und dem Sicherheitsrat vorgeschlagen wurden, sondern von einer überwältigenden Mehrheit, fast immer einstimmig, von der Generalversammlung gewählt wurden.“


    So als wenn die Wahl durch eine überwältigendende Mehrheit für die Qualität des Gewählten spricht. Saddam Hussein wurde in der letzten Wahl vor dem Irak-Krieg mit 100,0% in seinen Amt bestätigt, und zu DDR-Zeiten gab es die berühmten 98%-Wahlergebnisse, die lediglich bestätigten, dass die gewählten "gestandenen" Politiker nichts als korrupte Diktatoren und Unterdrücker ihres Volkes waren.



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 26.10.2006, 20:48

    Fortsetzung
    Fortsetzung:



    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente" :
    Diese Abhängigkeit mache die Vereinten Nationen unfähig, adäquat auf neue Gefahren wie den Terrorismus zu reagieren, schreibt Sanjuan, ganz abgesehen von Hunger und Krankheit. Und dem stimmt auch ein Mann zu, der 32 Jahre für die UNO gearbeitet hat. Hans von Sponeck, zuletzt Leiter des UN- Hilfsprogramms im Irak, trat sogar aus Protest gegen die amerikanische Politik im Sicherheitsrat zurück. Sanjuans Generalabrechnung mit der UNO aber schockiert ihn.

    Erfreulich, dass hier endlich mal ein Mann auftaucht, der einer These Sanjuans zustimmt. Und der sogar 32 Jahre lang für die UN-Gang gearbeitet hat. Und der sogar, ja, man staunt, der sogar protestiert hat, aber nicht etwa gegen die sowjetrussische Totalunterwanderung ganzer Abteilungen der UNO oder gegen das antiisraelische Geschrei in den Vollversammlungen oder gegen die zahllosen Korruptionsfälle (Waldheim-Nichten, Oil-for-Food-Skandal), sondern gegen "die Amerikaner" selbstverständlich, und schon hat "Titel, Thesen, Temperamente" -Autor Schirmbek wieder die richtige Linie gefunden: die Amerikaner, selbstverständlich müssen die Amerikaner mal wieder schuld sein.
    Zitat:
    "Titel, Thesen, Temperamente" :
    Hans von Sponeck, UN-Diplomat 1968 – 2000: „Für jemanden, der in der UNO gearbeitet hat, ist es unfassbar, dass ein Mann, der zehn Jahre lang in der UNO gearbeitet hat, zu so einem Schluss kommen konnte. Ich halte dieses Buch für total unseriös, aber man muss es diskutieren.“



    Der gute Hans, dessen Vater ein wirklich mutiger Mann war, möchte, dass "man" es diskutiert. Doch das möchte "Titel, Thesen, Temperamente"-Schirmbek nicht, bloss keine konträre Diskussion in seiner Sendung! Für ihn reichen ein paar ehemalige, inzwischen (ab 60 wird man bei der UNO pensioniert) pensionierte UNO-Beamte aus, sofern sie dieselbe Meinung wie er vertreten: dass man nämlich diesem angeblichen Juden Sanjuan keinen Glauben schenken kann.

    Ähnlich rigoros ablehnend gegenüber Sanjuans Buch schreibt

    Zitat: Konrad Ege in der Zeitung "Das Parlament" unter der Überschrift "Unseriöses zu wichtigen Fragen":

    Die Vereinten Nationen sind die Klammer des globalen politischen Systems. Eine Klammer, die allerdings nur halten wird, wenn die UNO reformiert wird und die USA sich wieder an die Werte des Völkerrechts und der multilateralen Zusammenarbeit erinneren.


    Wenn man unter dieser Prämisse an eine Besprechung eines solchen Buches herangeht, so kann man sich schon leicht denken, welches Urteil gefällt wird. Ege ist einer derjenigen, für die die USA selbstverständlich die Schuld an dem Zerfall der UNO tragen. Seine Buchkritik ist gespickt mit Ausdücken wie "angeblich..." "will gesehen haben,dass...", er beklagt sich über "ein Buch, das kein gutes Wort verliert über die Weltorganisation", was nachweislich nicht stimmt. Man fragt sich, wieviele Seiten eines Buches man querlesen muss, um den Auftrag für eine Buchrezension von der FAZ et.al. zu bekommen...

    Ähnlich inkompetent äußert sich

    Zitat: Rezensent Wilfried von Bredow in der FAZ:

    Der Autor sei zwar wohl tatsächlich ein Insider des UN-Betriebs gewesen, doch habe er die Chance nicht genutzt, seine Kritik von Korruption, Inkompetenz etc. auch durch Analysen und Erklärungen zu fundieren.

    Dann sollte Herr von Bredow sich doch mal an eine Analyse wagen. Auf jeden Fall hat auch er das Buch nicht richtig gelesen, denn erklärt wird von Sanjuan einiges, und ob eine Aussage als Teil einer "Analyse" zu werten ist, ist Definitionssache. Dem Autor Pedro Sanjuan sollte es überlassen bleiben, was er in seinem Buch schreiben wollte, Erklärungen und Analysen der Zustände im UN-Hauptquartier sind an anderer Stelle im Internet zu finden und eine Buchrezension, bestehend aus exakt 5 Sätzen, ist es sowieso nicht wert gelesen zu werden.

    Lassen wir Hannes Stein zum Schluss zu Wort kommen:

    Zitat:
    Bei den Vereinten Nationen herrschen Korruption, Rassismus und dröhnende Ineffizienz

    Es gibt aber etwas, was noch schlimmer ist als die Verstrickung der Uno in kriminelle Aktivitäten: ihre dröhnende Ineffizienz. Die Organisationsstruktur der Uno - das beschreibt Sanjuan in seinem Insiderbericht en Detail - gleicht einem Feudalsystem mit einem schwachen König. Das heißt, rund um das Büro des Generalsekretärs gruppieren sich lauter Fürstentümer, die sich nicht in ihre inneren Angelegenheiten hineinregieren lassen.

    Das Ergebnis: ein gigantischer Ämter-Potlatsch. So gibt es in der Uno eine Abteilung für "Presse und Information", die wiederum eine eigene Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit unterhält. Ob dieses ganz und gar undurchsichtige System die Korruption fördert? Ist der Papst katholisch?

    Die Nichten des Kurt Waldheim, die er in seiner Zeit als Generalsekretär mit Posten versorgte, sind längst legendär. Und vom "Öl-gegen-Lebensmittel"-Skandal, der wahrscheinlich tausende Iraker das Leben kostete, dafür aber Kofi Annans Sohn bereicherte, schweigen wir an dieser Stelle lieber.



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 26.10.2006, 21:20


    Danke für Deinen tollen und ausführlichen Beitrag, Christian! Da steckt eine Menge Arbeit und Gehirnschmalz drin. Alle Achtung! daumenhoch

    Da sieht man einmal mehr, was die UN doch für ein korrupter Sauhaufen ist. Früher was das für mich mal „die“ Organisation gewesen. Davon ist heute kein Krümelchen mehr übriggeblieben.

    Aber wen wundert das wirklich, sind die Mitglieder mehrheitlich ja Schandstaaten, die den Idealen die sich die UN auf die Fahne geschrieben hat, Hohn spotten. China und Menschenrechte, Gleichberechtigung in Arabien, etc. papperlapapp. Da rollen die Köpfe, ein Menschenleben ist da nicht mal die Spucke wert den Namen auszusprechen. nono

    lieben Gruß
    Susanna



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 26.10.2006, 21:45


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Danke für Deinen tollen und ausführlichen Beitrag, Christian! Da steckt eine Menge Arbeit und Gehirnschmalz drin. Alle Achtung! daumenhoch

    Da sieht man einmal mehr, was die UN doch für ein korrupter Sauhaufen ist. Früher was das für mich mal „die“ Organisation gewesen. Davon ist heute kein Krümelchen mehr übriggeblieben.

    Aber wen wundert das wirklich, sind die Mitglieder mehrheitlich ja Schandstaaten, die den Idealen die sich die UN auf die Fahne geschrieben hat, Hohn spotten. China und Menschenrechte, Gleichberechtigung in Arabien, etc. papperlapapp. Da rollen die Köpfe, ein Menschenleben ist da nicht mal die Spucke wert den Namen auszusprechen. nono

    lieben Gruß
    Susanna
    Mir kam es eigentlich besonders darauf an, die empörten Reaktionen der deutschen Medien zu kritisieren. Ich habe mir nur drei Exemplare herausgegriffen, aber alle waren derselben Meinung, zja, wie wer...ich überlege grad...ja, Günther Grass hätte zu diesem Beitrag wohl dasselbe gesagt wie Titel, Thesen, Temperamente...



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 26.10.2006, 21:52


    vonhaeften hat folgendes geschrieben:
    Mir kam es eigentlich besonders darauf an, die empörten Reaktionen der deutschen Medien zu kritisieren. Ich habe mir nur drei Exemplare herausgegriffen, aber alle waren derselben Meinung, zja, wie wer...ich überlege grad...ja, Günther Grass hätte zu diesem Beitrag wohl dasselbe gesagt wie Titel, Thesen, Temperamente...
    Das ist ein heisses Eisen, Christian. Denn was sagt uns das?! :?

    (Hervorhebung im Zitat von mir)
    Gruß
    Hausdrache



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 26.10.2006, 22:33


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: vonhaeften hat folgendes geschrieben:
    Mir kam es eigentlich besonders darauf an, die empörten Reaktionen der deutschen Medien zu kritisieren. Ich habe mir nur drei Exemplare herausgegriffen, aber alle waren derselben Meinung, zja, wie wer...ich überlege grad...ja, Günther Grass hätte zu diesem Beitrag wohl dasselbe gesagt wie Titel, Thesen, Temperamente...
    Das ist ein heisses Eisen, Christian. Denn was sagt uns das?! :?

    (Hervorhebung im Zitat von mir)
    Gruß
    Hausdrache

    Es sagt uns, dass man gewisse deutsche Intellektuelle in der Pfeife rauchen kann. Ob man "Beckmann", "Titel, Thesen, Temperamente", "Panorama" oder Wieland Backes Nachtcafe sieht: im Hintergrund sitzt immer Günther Grass, raucht seine Pfeife und freut sich über die blöden Zuschauer, die seine Bücher kaufen.

    Abends sitzt Günther dann mit Schröder beim Rotwein zusammen und zählt die Euroschein...



    Re: Sammelstrang: UNO

    Talley - 27.10.2006, 09:09

    Aus dem Deutschlandradio
    Das erwähnte Buch "Die UN-Gang" war auch Inhalt einer Rezension politischer Literatur des Deutschlandfunk:

    Ich zitiere DLF

    Die UNO vor einer neuen Ägide

    Vor exakt einer Woche wurde Ban Ki Moon nominiert, quasi parallel zum nordkoreanischen Atombombenversuch, er ist der Außenminister Südkoreas. Nur ganz Optimistische wagen zu hoffen, dass unter seiner Ägide gelingen könnte, was der beherzte Kofi Annan nicht geschafft hat: eine Reform der Vereinten Nationen. Eben sind dazu zwei sehr aktuelle Bücher erschienen, beide skeptisch im Grundton, doch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Wie beide Bücher zu bewerten sind, sagt Ihnen Friedbert Meurer.

    "Wir sollten ehrlich miteinander und mit den Völkern der Vereinten Nationen sein. Wir haben nicht die weit reichende und fundamentale Reform erreicht, die ich und viele andere als notwendig erachtet haben. Heftige Meinungsverschiedenheiten - einige substantiell und berechtigt - haben das verhindert."

    Vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen muss UNO-Generalsekretär Kofi Annan im September 2005 - 60 Jahre nach Gründung der Vereinten Nationen - eingestehen, dass aus seinem groß angelegten Reformentwurf nichts oder wenig wird. Kurz nach Kofi Annans Auftritt in New York kam es in Berlin zu einer Expertenkonferenz, die unter dem Eindruck des enttäuschend verlaufenen UNO-Gipfels stand und Perspektiven der Organisation diskutierte. Federführend wirkten zwei Wissenschaftler von der Universität Kiel mit, der Politikwissenschaftler Johannes Varwick und der Völkerrechtler Andreas Zimmermann. Der vorliegende Sammelband fußt auf dieser Konferenz, alle Aufsätze sind allerdings überarbeitet und aktualisiert worden. In der Öffentlichkeit wurde damals den USA ein beträchtliches Maß an Verantwortung für das Scheitern der meisten UNO-Reformen zugesprochen. Immerhin hatte US-Präsident George Bush gerade erst John Bolton zum neuen UNO-Botschafter Washingtons erklärt, einen ausgewiesenen Radikalkritiker der Vereinten Nationen. Dieser Ansicht, den USA den Schwarzen Peter zuzuschieben, widerspricht allerdings Johannes Varwick vehement.

    "Es gibt ein Lager in den USA, die einfach bessere Vereinte Nationen wollen. Die nicht wollen, dass Geld verschwendet wird. Die nicht wollen, dass viele Beschlüsse gefällt werden, wo sich dann niemand um die Umsetzung schert. Die also effektive, effiziente Vereinte Nationen wollen. Und da, glaube ich, legen die Amerikaner oftmals den Finger in die richtige Wunde."

    Auch andere Autoren des Sammelbands schließen sich einer differenzierten Betrachtung der UN-Politik Washingtons an. Jan Irlenkäuser, Institutskollege von Varwick an der Universität Kiel, zeigt Verständnis dafür, dass die USA internationalen Organisationen weniger Bedeutung zumessen.

    "Man mag dies bedauern, jedoch ist es eine unabweisbare Tatsache der internationalen Beziehungen, dass das internationale Recht und die multilateralen Mechanismen der Entscheidungsfindung für machtvolle Staaten eine geringere Bindewirkung bzw. Attraktivität aufweisen, als für weniger machtvolle Akteure."

    Diese Interpretation, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Band hindurch zieht, ist zwar schlüssig und erklärt vieles an der UN-Politik der USA. Aber sie rechtfertigt sie nicht. Irlenkäuser verweist auf UNO-freundliche Umfragen in den USA, auch in der Administration oder der politischen Klasse. Aber die Taten sprechen eine gänzlich andere Sprache. Washington hat in den letzten Jahren nahezu alle wichtigen internationalen Verträge nicht unterzeichnet: nicht das Klimaprotokoll von Kyoto, nicht die Verträge zur Errichtung des internationalen Strafgerichtshofs und zuletzt zum Menschenrechtsrat. Und Washingtons internationales Ansehen wurde erst recht ramponiert durch den De-facto-Alleingang im Irakkrieg - ohne Billigung, ohne Abstimmung des UNO-Sicherheitsrates. All diese Vorgänge geraten in der Analyse des Bands zu kurz. Einer der vielen Vorzüge des Sammelbands "Die Reform der Vereinten Nationen" liegt darin, dass die Autoren in entscheidenden Fragen durchaus unterschiedliche Antworten geben. Ingo Winkelmann, heute Botschafter in Angola, zuvor Mitglied in der UNO-Abteilung im Auswärtigen Amt, verteidigt das deutsche Bemühen, einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat zu ergattern - was Varwick dagegen auch im Nachhinein für einen Fehler hält.

    "Ich habe immer zu denjenigen Experten gehört, die die Bundesregierung gewarnt und gesagt haben: das wird niemals klappen. Jeder, der die UN-Charta kennt, weiß eigentlich, dass die Hürden für eine Reform in der Frage so hoch sind, so kompliziert sind, dass es aus meiner Sicht ein Verkämpfen der Bundesregierung an der falschen Frage war."

    Winkelmann zufolge gab es dagegen im Frühjahr 2005 durchaus die Chance, in der Generalversammlung die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Reform des Weltsicherheitsrates zu erzielen. Berlin habe sich aber nicht getraut, weil eine blamable Abstimmungsniederlage eben doch nicht ganz auszuschließen gewesen wäre. Schon Altkanzler Helmut Kohl hatte von der Idee wenig gehalten und sie seinem Außenminister Klaus Kinkel - etwas herablassend - als Spielball überlassen. Unumstritten ist, dass der Sicherheitsrat dringend erweitert werden muss, wenn er an Legitimität gewinnen will. Einen gemeinsamen EU-Sitz anzustreben, sei illusorisch, meint Ingo Winkelmann.

    "Die Argumente, die zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine einheitliche EU-Vertretung sprechen, sind erdrückend. Ein Sitz wäre nicht mit den ständigen Sitzen von Frankreich und dem Vereinigten Königreich in Einklang zu bringen."

    Der frühere Botschafter Deutschlands bei den Vereinten Nationen, Tono Eitel, verzichtet in seinem Aufsatz für den Band - diplomatisch zurückhaltend - gänzlich auf Seitenhiebe gegen die USA, warnt aber mit sarkastischen Worten vor einem drohenden Tod der Vereinten Nationen.

    "In dem Maße, in dem sich die Welt seit 1945 verändert hat und künftig weiter verändert, bleiben ohne eine Anpassung die Charta dem natürlichen Fossilierungsprozess ausgeliefert und die Vereinten Nationen auf dem Weg alles Irdischen."

    Die meisten Autoren des Sammelbands, Politikwissenschaftler wie Völkerrechtler, sehen die Zukunft der Vereinten Nationen allerdings nicht so schwarz. Herausgeber Varwick hebt als Erfolge u.a. hervor, dass der Menschenrechtsrat gegründet wurde. 1945 sei das Trauma groß gewesen, der Wille zur Einigung entsprechend groß. 60 Jahre später gebe es dagegen kein vergleichbares Ereignis. Dass jetzt der Eindruck des Scheiterns entstanden sei, habe der scheidende UNO-Generalsekretär Kofi Annan selbst zu verantworten.

    "Kofi Annan hat sehr hohe Erwartungen geschürt an diesen Weltgipfel 2005. Und viele haben gesagt: Das war schon ein strategischer Fehler des UN-Generalsekretärs, weil die Erwartungen so hoch waren. Und wenn man nicht so riesige Erwartungen gehabt hätte, dann wäre das Ergebnis gar nicht so schlecht."

    Thorsten Benner, der das UNO-Generalsekretariat unter die Lupe nimmt, karikiert Annan sogar als - Zitat - "bis vor kurzem als Friedensnobelpreisträger unumstrittener Superstar und Säulenheiliger der UN". Benners Analyse gehört zu den stärksten Beiträgen des Sammelbands. Er wundert sich, wie kritisch in Deutschland zum Beispiel IWF und Weltbank gesehen würden, während das UNO-Generalsekretariat - eine Mammut-Behörde mit 9000 Mitarbeitern - blauäugig als Hochhaus voller Gutmenschen gesehen werde. Sieht Brenner erste Reformen im Sekretariat wirksam werden, so teilt dagegen der frühere US-Diplomat Pedro Sanjuan in seinem Buch kräftig aus. Es ist reißerisch "Die UN-Gang" betitelt. Sanjuan kam 1984 in den Glaspalast am East River nach New York und stellt die UNO als wahren Sündenpfuhl dar - voll korrupter und unfähiger Beamter.

    "Dass ich um neun Uhr im Büro erschien, war unnötig, weil sich die Truppe vor zehn Uhr oder halb elf nicht blicken ließ. So hielt es auch der Generalsekretär. ( ... ) Einstündige Mittagspausen gab es nur in der Theorie; die allgemein akzeptierte und honorierte Praxis bei den Vereinten Nationen waren zweieinhalb oder auch drei Stunden. Das Gebäude um 17 Uhr zu verlassen, wurde als Bestrafung empfunden. Die meisten waren um 16 Uhr weg."

    Richtet sich der Aufsatzband von Varwick und Zimmermann mit hohem wissenschaftlichem Anspruch an die UN-Fachgemeinde in Deutschland, so bedient Sanjuan in schrill selbstgerechtem Ton alle, die schon immer einmal voyeuristisch hinter die Kulissen einer Großbehörde schauen wollten. Manche Insider-Geschichten fallen recht amüsant aus, aber Sanjuan ist ein prächtiges Beispiel des in bestimmten Kreisen der USA so beliebten Spiels des "UN Bashing", des Draufschlagens auf die UNO. Das Kalter-Krieg-Vokabular aus den 80er Jahren wirkt heute aber geradezu abstoßend. Ähnliche Sittenbilder wie von der UNO ließen sich zudem vermutlich auch von mancher US-Behörde genüsslich m.alen. Sanjuans "UN-Gang" kann allerdings dazu beitragen, eine in der deutschen Öffentlichkeit vorhandene zu idealistische Betrachtungsweise der Vereinten Nationen zu kontrastieren. Wie sie auch von Bundeskanzler Willy Brandt beim Beitritt von Bundesrepublik und DDR in die UNO in hohem Ton zum Ausdruck gebracht wurde und so heute - nach Srebrenica und Ruanda - wohl nicht mehr ausgesprochen werden kann.

    "Die Fähigkeit des Menschen zur Vernunft hat die Vereinten Nationen möglich gemacht. Der Hang des Menschen zur Unvernunft macht sie notwendig. Der Sieg der Vernunft wird es sein, wenn eines Tages alle Staaten und Regionen in einer Weltnachbarschaft nach den Prinzipien der Vereinten Nationen zusammen leben und zusammen arbeiten."

    Johannes Varwick und Andreas Zimmermann sind die Herausgeber des Sammelbandes mit dem Titel: Die Reform der Vereinten Nationen. Bilanz und Perspektiven. 78 Euro teuer ist das bei Duncker & Humblot erschienene Buch. Und vergleichend analysierte Friedbert Meurer das Buch des US-Diplomat Pedro A. Sanjuan, einen - so der Titel - "Erfahrungsbericht eines Insiders, der provokativ mit "Die UN-Gang" überschrieben ist. Erschienen sind die 240 Seiten im "Dietrich zu Klampen Verlag" zum Preis von 19 Euro 80.

    Zitat Ende.

    Ich habe Sanjuans Buch nicht gelesen, kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, als würde er die UN in verkaufsfördernder Weise schief darstellen. Er mag in verschiedenen Punkten recht haben, doch Varwicks und Zimmermanns Buch geben sicher ein richtigeres Bild ab als seines.



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 29.10.2006, 20:42


    Talley hat folgendes geschrieben:
    Ich habe Sanjuans Buch nicht gelesen, kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, als würde...

    Um Ihren Eindruck zu korrigieren, sollten Sie das Buch dann vielleicht lesen. Man liest es in knapp drei Stunden, wenn man konzentriert liest. Also nur Mut!

    Allerdings weiß ich nicht, was Sie mit Ihrem Beitrag in diesem Thread wollen. Das Buch von Sanjuan haben Sie nicht gelesen, was wissen Sie sonst noch über seine Persönlichkeit? Auf einer solch dünnen Informationsgrundlage davon zu reden, dass man sich "des Eindrucks nicht erwehren kann", zeugt eher davon, dass "man" zu faul ist, etwas zu lesen, dass der eigenen Meinung widerspricht.
    Ich selbst habe z.B. "Mein Kampf" von Adolf Hitler nicht gelesen. Allerdings habe ich über diesen Herrn eine ganze Menge mehr gelesen als Sie über Sanjuan und kann "mich des Eindrucks nicht erwehren" , dass Hitler ein schlimmer Diktator gewesen ist.
    Es kommt also imm er darauf an, welche und wieviele Informationsquellen man zur Urteilsbildung zu Rate zieht.
    Meurer vom DLF verfolgt wie so viele andere europäische Journalisten eine streng antiamerikanische Richtung in seinen Interviews. So schreibt er:
    Meurer vom DLF hat folgendes geschrieben:
    Washington hat in den letzten Jahren nahezu alle wichtigen internationalen Verträge nicht unterzeichnet: nicht das Klimaprotokoll von Kyoto, nicht die Verträge zur Errichtung des internationalen Strafgerichtshofs und zuletzt zum Menschenrechtsrat.

    Jeder, der das ungeprüft liest, hat natürlich sofort den entsprechend schlechten Eindruck von den USA. Im Falle des Klimaprotokolls von Kyoto möchte ich aber folgendes Interview des Spiegels dagegenhalten (der SPIEGEL selbst ist bekanntlich nicht gerade besonders amerikafreundlich eingestellt):

    Zitat:
    "Trauertag für das Klima" Umweltökonom Richard Tol über die Gewinner und Verlierer des Treibhauseffektes, die teure Büss-Ideologie der Grünen und den Irrweg von Kyoto
    (Spiegel Nr. 8 2005)
    Tol, 35, ist Professor für Nachhaltige Umweltentwicklung an der Universität Hamburg. Der Forscher war Mitautor am letzten Bericht des IPCC, des internationalen Uno-Wissenschaftlergremiums zur Abschätzung des Klimawandels. Der Forscher hat als einer der ersten ein Computermodell zur Vorhersage der wirtschaftlichen Folgen der Erwärmung entwickelt.

    SPIEGEL: Seit vergangenem Mittwoch ist der Kyoto-Vertrag in Kraft - ein wichtiger Schritt zur Rettung des Weltklimas?

    Tol: Nein, ganz sicher nicht. Es war eher ein Trauertag für das Klima. Die Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes ist sehr minimal und der Effekt auf die globale Erwärmung verschwindend gering. Kyoto wird den Temperaturanstieg nach optimistischen Prognosen um 0,1 Grad abschwächen. Das heißt, statt um 4 Grad steigt das Quecksilber dann um 3,9 Grad.

    SPIEGEL: Was stört Sie vor allem an dem Klimaprotokoll?

    Tol: Das derzeitige Abkommen ist ein rein europäisches Vertragswerk. Denn der Vertrag ist so ungeschickt gestaltet, dass etwa die USA ihm unmöglich beitreten können. Damit verhindert Kyoto, dass wir eine bessere, wahrhaft internationale Vereinbarung bekommen.

    SPIEGEL: Und was hindert die USA daran, sich zu beteiligen?

    Tol: Die Rechtssysteme in den USA und Europa sind sehr verschieden. Eine europäische Regierung kann Kyoto umsetzen, wenn sie es will - sie kann es aber auch lassen. Und kein Bürger kann auf dem Rechtswege den betreffenden Staat dann zwingen, die völkerrechtliche Verpflichtung des Vertrages in nationales Recht umzusetzen. Dieses Schlupfloch ist in den USA oder auch Australien nicht gegeben. Die Vertragsziele sind von jedem Bürger dort einklagbar und absolut verpflichtend. Folglich wären die Amerikaner schlecht beraten, Kyoto zuzustimmen, wenn die anderen Länder sich aus den Verpflichtungen herauswinden können.

    SPIEGEL: Die US-Regierung sieht aber auch prinzipiell kaum Handlungsbedarf?

    Tol: Das mag sein, dafür ist sie auch zum Buhmann der europäischen Umweltschützer geworden. Was viele nicht wissen: Die USA haben den Kohlendioxid-Ausstoß zwischen 1995 und 2005 stärker verringert als Deutschland. Berücksichtigt man nämlich das viel stärkere Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten, dann ergibt sich für die USA eine Reduzierung um 19 Prozent, für Deutschland nur um 16 Prozent. Wir haben unsere Klimaziele vor allem dadurch erreicht, dass die Ostindustrie zusammengebrochen und die Gesamtwirtschaft kaum gewachsen ist. Ein zweifelhafter Erfolg also. Die amerikanische Wirtschaft hingegen hat die Energie in ihrer Produktion effizienter eingesetzt.

    SPIEGEL: Ist es nicht doch ein Schritt in die richtige Richtung, dass nach dem Kyoto-Protokoll der Ausstoß von Treibhausgasen um 5,2 Prozent reduziert werden soll?

    Tol: Nein, konkrete und auch nur minimale Reduzierungsziele in den Vertrag zu schreiben, war genau der entscheidende Fehler. Denn dies ließ sich nur durchsetzen, indem offen gelassen wurde, wie die Einhaltung der Ziele überhaupt sinnvoll kontrolliert wird. So sah der Deal aus: verbindliche Ziele, aber keine verbindlichen Kontrollmechanismen. So kann jedes Land leicht die Methode verändern, mit der die Reduzierung gemessen wird - und schon sind die Ziele auf dem Papier erreicht. Verbindliche Ziele machen sich vor allem gut, um Schlagzeilen in den Zeitungen zu kriegen.....


    Falls Sie es wünschen, stelle ich das gesamte Interview in diesen Thread.
    Für den sog. "Menschenrechtsrat" der UNO gilt dasselbe wie für die ehemalige "Menschenrechtskommission": seine Zusammensetzung ist kontraproduktiv, oder, wie der deutsche Menscherechtsbeauftragte Günther Nooke es formulierte:

    Zitat:
    „dieser Spatz in der Hand (ist) vielleicht schon halb tot , weil der prozentuale Anteil menschenrechtsfreundlicher Staaten noch weiter abgenommen hat“.


    Die Handabhackerstaaten werden sich in dieser x-ten UNO-Behörde weiterhin gegenseitig decken. Ein "Menschenrechtsgremium", in dem Staaten wie

    Iran
    Kuba
    China
    Pakistan
    Russland
    Saudiarabien


    vertreten sind, hat seinen Namen nicht verdient. Trotz dieser eklatanten Fehlbesetzung haben die USA aber dem Gremium ihre größtmögliche Unterstützung zugesagt. Solche "Kleinigkeiten" erwähnt aber ihr geschätzter Moderator Friedbert Meurer nicht.

    Bei der Abstimmung über die bisher vorgelegten 44 Resolutionen hat
    die Schweiz, deren Botschafter Blaise Godet Vizepräsident des Rats ist, erfolglos versucht zu vermitteln. So bei den Sondersitzungen zu Gaza und Libanon, wo ihre Abänderungsvorschläge weggefegt wurden.

    Die zwei Sondersitzungen im Juli und August dieses Jahres wurden wegen ihrer Einseitigkeit kritisiert. Mit der Macht der Mehrheit verhinderten die muslimischen Länder jegliche Verhandlung über einen ausgeglicheneren Text, der auch die Attacken der Hisbollah und palästinensischer Gruppen verurteilt hätte.
    (http://www.swissinfo.org)
    Trotzdem freut sich Friedbert Meurer:
    Zitat:
    Herausgeber Varwick hebt als Erfolge u.a. hervor, dass der Menschenrechtsrat gegründet wurde .....

    Und als letztes:
    Der internationale Gerichtshof ist in meinen Augen sowieso eine unnütze Institution.
    Hier werden Leute abgeurteilt und maximal lebenslang auf Kosten der UNO in einem Gefängnis betreut, die sich zum Teil monströser Verbrechen an der Menschheit schuldig gemacht haben.
    Mit diesem Gerichtshof werden aber keine Verbrechen der entsprechenden Größenordnung verhindert, sondern lediglich wie in Nürnberg der Öffentlichkeit bewußt gemacht, zu welchen unmenschlichen Taten die Führer mancher Staaten fähig sind. Erst müssen hunderttausende oder gar Millionen ermordet werden, ehe man sich dann dazu bequemt, die Täter einzulochen. Hier von einem "Gerichtshof", wo Recht gesprochen werden soll, zu reden, ist nachgerade ein Hohn auf die Opfer der Täter.
    Der Gerichtshof ist zwar für die Opfer eine Art Genugtuung, aber wenn man nicht gleichzeitig massive Gegenmassnahmen gegen Regimes ergreift, die die Menschenrechte mit Füßen treten, so ist diese Veranstaltung in Den Haag reine Augenwischerei.

    Präventive Massnahmen aber wie rechtzeitiges Einschreiten gegen Schurkenstaaten gelten nach wie vor in der europäischen (kontinentalen) Öffentlichkeit als undemokratisch. Es gilt immer noch die Devise, so lange wie möglich zu verhandeln...
    Wie gerne auch Friedrich Meurer mit Leuten redet, die auf Verhandlungen setzen, sehen wir z.B. an dem folgenden Ausschnitt aus einem Interview
    mit dem Völkerrechtler Tono Eitel vom 19.10.2006:

    Zitat:
    Meurer: Nun hat in der Tat George Bush alle Gespräche mit Nordkorea gekappt, die es unter Bill Clinton ja gegeben hatte. Da wurde ja verhandelt oder gesprochen mit Nordkorea, aber ohne Ergebnis. Ist dieser Weg des Dialogs also auch kein Weg, der zum Ziel führt?

    Eitel: Ich glaube sicher, dass da keine Garantie möglich ist, aber vielleicht ist das für mich eine professionelle Deformation. Ich glaube, dass Verhandlungen nie schaden und dass Verhandlungen möglicherweise nützen können und wäre sehr dafür, den Verhandlungsweg zu suchen.


    Eitel und Meurer hätten wahrscheinlich auch noch mit Hitler weiterverhandelt, nachdem dieser Polen überfallen hatte.

    Ich will nicht ihren gesamten Beitrag kommentieren, jedoch erscheint mir Ihre Schlussfolgerung weit gefehlt. Mir scheint eher, das Varwick, Irlenkäuser und Benner Sanjuans Thesen untermauern. Meurers Äußerung
    "Das Kalter-Krieg-Vokabular aus den 80er Jahren wirkt heute aber geradezu abstoßend. " zeigt nur, dass auch er das Buch höchstens überflogen hat.
    Aber das kann man auch verstehen, wenn man einige Interviews liest, die Meurer im Auftrag des DLF durchgeführt hat...
    Vielleicht hat beim DLF überhaupt keiner mal richtig in Sanjuans Buch geschaut, denn noch nicht mal die Seitenzahl stimmt: das Buch hat exakt 207 Seiten und nicht 240, wie es am Ende von http://www.dradio.de/dlf/sendungen/politischeliteratur/554397/ steht.


    Insgesamt kann ich aber das von Meurer besprochene Werk nicht beurteilen, weil ich es nicht gelesen habe. Und bis ich das getan habe, äußere ich mich auch nicht dazu.



    Re: Sammelstrang: UNO

    Talley - 30.10.2006, 16:24


    Lieber Vonhaeften,

    Gewiss, meine Einschätzung des Buchs von Sanjuan ist angreifbar, solange ich es nicht kenne, doch glaube ich dieses durch meine Formulierung „Ich habe Sanjuans Buch nicht gelesen, kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, als würde...“ hinreichend zum Ausdruck gegeben zu haben, um etwaigen Lesern meines Beitrags den Stellenwert richtig zu vermitteln. Meine Bewertung gründet sich auf die paar Zitate, die ich aus zweiter Hand, unter anderem von dir habe, und anhand dieser komme ich nicht zu dem Schluss, dass es Sanjuan um eine faire Kritik an der UN geht.

    Berechtigt halte ich es aber, mit der Kritik von Friedbert Meurer hier eine abweichende Meinung einzustellen, der noch dazu einen Alternativvorschlag beinhaltet. Meurers Kritik ist durchaus nicht unsachlich. Er hält das Buch nicht für gelungen und verreißt es, doch solches ist das Recht des Kritikers. Andere drücken sich noch ganz anders aus, etwa Konrad Ege auf den Buchbesprechungen des Deutschen Bundestags (Quelle). Er schreibt:
    Zitat: Bei manchen Bücher ärgert man sich nach dem Kaufen und Lesen über das rausgeschmissene Geld und die vergeudete Zeit. Der US-amerikanische Ex-Diplomat Pedro Sanjuan hat so ein Buch geschrieben, und der Verlag zu Klampen hat es auf Deutsch gedruckt. "Die UN-Gang" verspricht Brisantes über Korruption, Antisemitismus, Inkompetenz, islamischen Extremismus und andere Übel im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Doch die 207 Seiten *) enttäuschen.
    ...
    Der Leser und die Leserin finden wenig Fundiertes und Belegtes, statt dessen viele Verallgemeinerungen und persönliche Attacken auf UN-Mitarbeiter.
    ...
    Sanjuans Fragen über Misstände in den Vereinten Nationen verdienen Diskussion und Antworten. Sein polemisches Buch knallt aber Türen zu, die man vorsichtig aufmachen sollte. Und es mangelt gewaltig an Analysen und Daten, die über Sanjuans "Erfahrungen" hinausgehen.

    Natürlich ist eine Buchkritik Ausdruck einer persönlichen Meinung. Allerdings bei einer Häufung negativer Kritiken eine öffentlich-rechtliche Verschwörung zu suchen und gänzlich außer Frage zu stellen, ob das Buch vielleicht doch substantielle Schwächen hat, das leuchtet mir nicht recht ein.

    Ein jeglicher der erwähnten Kritiker, auch die, die du auf die UN-freundliche Seite stellst, gibt offen zu, dass die UN ineffizient ist und dringend Reformen bedarf. Allerdings gibt es Kreise, und die werden von Sanjuan trefflich bedient, die zu gerne tabula rasa machen wollen und UN-Probleme durch Abschaffung der UN beheben wollen. Solchen wünschte ich, es gäbe die Möglichkeit die UN mit allen ihren Unterorganisationen ein Jahr lang in Urlaub zu schicken, sie würden wohl anschließend ganz anders sprechen.

    Gerne gebe ich es zu: Die UN ist schwach und ineffizient. Aber es ist die beste die wir haben. Sie ist immerhin ein Forum, auf dem mittlere und kleinere Mächte, ob berechtigt oder nicht, zu Wort kommen. Diejenigen die den Internationalismus als gescheitert auf den Müll werfen wollen, sollten bedenken, ob eine Welt besser wäre, in der Hegemonialmächte in weit stärkerem Maß als heute den Ton angeben und ihren Vasallen vorschreiben, was zu tun und zu lassen ist. Der IGH mag Schwächen haben und unvollkommen sein. Trotzdem ist es ihm zu verdanken, dass verschiedene serbische und kroatische Massenmörder in Haft sind und nicht zu Hause eine nicht zu verachtende lokale Verehrung genießen. Lange genug wurden Massenmörder an der Spitze von Staaten überhaupt nicht belangt.

    Eine Reform der UN tut not. Sie wird aber nicht gelingen, solange eine Mehrzahl der Staaten sie als Werkzeug zur Erfüllung der eigenen Interessen missbraucht. Denn die UN ist per se weder gut noch böse, sie ist die Summe aller ihrer Mitglieder, quasi ein Abbild unserer Welt.

    *) Ege scheint die Anzahl der Seiten richtig zählen zu können. DLF wie auch Amazon kaprizieren sich auf 240 Seiten. Der von dir zitierte Hannes Stein kommt in der eher freundlichen Besprechung aus der „Welt“ ebenfalls auf 240. Andere Buchhändler und Rezensenten beharren auf den von dir bestätigten 207 Seiten.



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 30.10.2006, 23:03


    Talley hat folgendes geschrieben: Lieber Vonhaeften,

    Gewiss, meine Einschätzung des Buchs von Sanjuan ist angreifbar, solange ich es nicht kenne, doch glaube ich dieses durch meine Formulierung „Ich habe Sanjuans Buch nicht gelesen, kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, als würde...“ hinreichend zum Ausdruck gegeben zu haben, um etwaigen Lesern meines Beitrags den Stellenwert richtig zu vermitteln.

    Ihre Einschätzung des Buchs von Sanjuan ist nicht deswegen ausschliesslich angreifbar, weil sie es nicht gelesen haben. Sondern - und das hatte ich in meinem Beitrag betont - deshalb, weil Sie auch sonst nichts über Sanjuan wissen. Hätten sie weitere 20 Bücher von ihm gelesen oder über ihn, so hätte ich keinen formalen Einwand gegen Ihre Kritik gehabt. Aber so....etwas sehr dürftig, junger Mann...


    Talley hat folgendes geschrieben:
    ....

    Berechtigt halte ich es aber, mit der Kritik von Friedbert Meurer hier eine abweichende Meinung einzustellen, der noch dazu einen Alternativvorschlag beinhaltet. Meurers Kritik ist durchaus nicht unsachlich.

    Doch. Und zwar deswegen, weil er es nicht gelesen hat. So wie Gunther Pleuger und die "Titel, Thesen, Temperamente"-Redaktion. Aber nun kommt es noch schöner, und zwar mit Ihrem Beitrag:

    Talley hat folgendes geschrieben:
    .....Andere drücken sich noch ganz anders aus, etwa Konrad Ege auf den Buchbesprechungen des Deutschen Bundestags (Quelle). ..........
    Ich behaupte, dass Sie noch nicht mal meinen Beitrag in diesem Thread gelesen haben. Sonst wäre Ihnen wohl aufgefallen, dass ich selbst genau diesen Artikel von Ege in der Zeitung "Das Parlament" unter der Überschrift "Unseriöses zu wichtigen Fragen" zitiert hatte. Ich hatte auch genau beschrieben, was ich an Eges Artikel symptomatisch fand, aber das hat Sie anscheinend nicht interessiert.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Natürlich ist eine Buchkritik Ausdruck einer persönlichen Meinung. Allerdings bei einer Häufung negativer Kritiken eine öffentlich-rechtliche Verschwörung zu suchen und gänzlich außer Frage zu stellen, ob das Buch vielleicht doch substantielle Schwächen hat, das leuchtet mir nicht recht ein.

    Wo wird das ausser Frage gestellt? Gar "gänzlich"? Wo sehen Sie z.B. "substantielle Schwächen" der Kritiker? Nirgends? Und wer sucht hier eine " öffentlich-rechtliche Verschwörung"? Sie schwimmen hier in Vermutungen und Andeutungen, anstatt sich auf eine solide Diskussion der Tatsachen einzulassen.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Ein jeglicher der erwähnten Kritiker,


    Hübsch ausgedrückt...aber stilistisch bewegen Sie sich in Richtung "Leeraussage"...


    Talley hat folgendes geschrieben:
    ...........Diejenigen die den Internationalismus als gescheitert auf den Müll werfen wollen, sollten bedenken, ob eine Welt besser wäre, in der Hegemonialmächte in weit stärkerem Maß als heute den Ton angeben und ihren Vasallen vorschreiben, was zu tun und zu lassen ist. Der IGH mag Schwächen haben und unvollkommen sein. Trotzdem ist es ihm zu verdanken, dass verschiedene serbische und kroatische Massenmörder in Haft sind und nicht zu Hause eine nicht zu verachtende lokale Verehrung genießen. Lange genug wurden Massenmörder an der Spitze von Staaten überhaupt nicht belangt.


    Sehe ich auch gerne, wenn diese Leute hinter Schloss und Riegel sitzen. Im Gegensatz zu Ihnen hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn selbige am Galgen baumeln würden. Das würde uns Steuerzahlern eine Menge Geld sparen.

    Aber Sie drücken sich um einen Kommentar auf meinen Beitrag:

    Zitat: vonhaeften:

    Hier werden Leute abgeurteilt und maximal lebenslang auf Kosten der UNO in einem Gefängnis betreut, die sich zum Teil monströser Verbrechen an der Menschheit schuldig gemacht haben.
    Mit diesem Gerichtshof werden aber keine Verbrechen der entsprechenden Größenordnung verhindert, sondern lediglich wie in Nürnberg der Öffentlichkeit bewußt gemacht, zu welchen unmenschlichen Taten die Führer mancher Staaten fähig sind. Erst müssen hunderttausende oder gar Millionen ermordet werden, ehe man sich dann dazu bequemt, die Täter einzulochen. Hier von einem "Gerichtshof", wo Recht gesprochen werden soll, zu reden, ist nachgerade ein Hohn auf die Opfer der Täter.
    Der Gerichtshof ist zwar für die Opfer eine Art Genugtuung, aber wenn man nicht gleichzeitig massive Gegenmassnahmen gegen Regimes ergreift, die die Menschenrechte mit Füßen treten, so ist diese Veranstaltung in Den Haag reine Augenwischerei.

    Präventive Massnahmen aber wie rechtzeitiges Einschreiten gegen Schurkenstaaten gelten nach wie vor in der europäischen (kontinentalen) Öffentlichkeit als undemokratisch. Es gilt immer noch die Devise, so lange wie möglich zu verhandeln...





    Talley hat folgendes geschrieben:
    Eine Reform der UN tut not. Sie wird aber nicht gelingen, solange eine Mehrzahl der Staaten sie als Werkzeug zur Erfüllung der eigenen Interessen missbraucht.


    Sagen Sie mir doch ein Mittel, mit dem man diesen Missbrauch der Staaten stoppen kann. Dann würde unsere Diskussion interessanter!

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Denn die UN ist per se weder gut noch böse, sie ist die Summe aller ihrer Mitglieder, quasi ein Abbild unserer Welt.


    Bevor die UNO ein bijektives Abbild der Welt wird, müssen noch ein paar Jahrtausende ins Land gehen. Im Augenblick habe ich eher den Eindruck, dass die UNO eine injektive Abbildung in die Welt ist. Und das Komplement des Abbildes ist so riesig, wie es bei allen staatlichen Abbildern von Völkern nur sein kann.

    Abschliessend möchte ich feststellen: Sie sind in Ihrem ersten und auch zweiten Beitrag in diesem Thread nur höchst mangelhaft auf meine Behauptungen eingegangen. Ich hatte z.B. einiges zu den Sticheleien Meurers gegen die USA betr. Kyoto und andere Verträge gesagt. Passt es Ihnen nicht, was ich zu Kyoto geschrieben habe? Wollen Sie sich lieber nicht zum "Menschenrechtsgremium" der UNO äußern?

    Tja dann...



    Re: Sammelstrang: UNO

    Talley - 31.10.2006, 11:34


    Lieber Vonhaeften,

    vielleicht sollten wir uns erst einmal darauf einigen, ob die forumsübliche Anrede das Du oder das Sie sein soll. Dass du der einzige bist, der mich hier siezt, ist etwas gewöhnungsbedürftig.

    vonhaeften hat folgendes geschrieben:
    Ihre Einschätzung des Buchs von Sanjuan ist nicht deswegen ausschliesslich angreifbar, weil sie es nicht gelesen haben. Sondern - und das hatte ich in meinem Beitrag betont - deshalb, weil Sie auch sonst nichts über Sanjuan wissen. Hätten sie weitere 20 Bücher von ihm gelesen oder über ihn, so hätte ich keinen formalen Einwand gegen Ihre Kritik gehabt. Aber so....etwas sehr dürftig, ... Wegen mir auch dürftig. Da lasse ich ja mit mir reden. Doch selbst bei dürftigen Wissen darf man eine Meinung haben. Und diese Meinung in einem Forum auch kundtun. Und ich denke, nochmals, ich habe die dürftige Basis dieser meiner Meinung in hinreichender Weise gekennzeichnet.

    Zitat: junger Mann... Oh, so hat man mich seit über 10 Jahren nicht mehr genannt. Danke, you made my day.

    Zitat: Doch. Und zwar deswegen, weil er es nicht gelesen hat. So wie Gunther Pleuger und die "Titel, Thesen, Temperamente"-Redaktion. Dieses Argument finde ich wiederum dürftig.

    Zitat: Ich behaupte, dass Sie noch nicht mal meinen Beitrag in diesem Thread gelesen haben. Sonst wäre Ihnen wohl aufgefallen, dass ich selbst genau diesen Artikel von Ege in der Zeitung "Das Parlament" unter der Überschrift "Unseriöses zu wichtigen Fragen" zitiert hatte. Ich hatte auch genau beschrieben, was ich an Eges Artikel symptomatisch fand, aber das hat Sie anscheinend nicht interessiert. Ich habe Ihre Bewertung zu Ege durchaus zur Kenntnis genommen. Dass allerdings ein Zitat Eges, wonach die UN wichtig und notwendig ist und die USA einer Reform nicht im Wege stehen soll, ihn dazu diskreditiert, das Buch Sanjuans beurteilen zu können, da kann ich dir nicht folgen. Er folgt ja Sanjuans Argumenten ein Stückweit, aber nicht der Art und Weise wie sie vorgebracht werden. Ege hat folgendes geschrieben: Sanjuans Fragen über Misstände in den Vereinten Nationen verdienen Diskussion und Antworten. Sein polemisches Buch knallt aber Türen zu, die man vorsichtig aufmachen sollte.

    vonhaeften hat folgendes geschrieben: Sehe ich auch gerne, wenn diese Leute hinter Schloss und Riegel sitzen. Im Gegensatz zu Ihnen hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn selbige am Galgen baumeln würden. Das würde uns Steuerzahlern eine Menge Geld sparen. Wir können gerne auch eine Grundsatzdiskussion über die Todesstrafe führen, aber nicht in diesem Threat.

    Zitat: Aber Sie drücken sich um einen Kommentar auf meinen Beitrag:

    Hier werden Leute abgeurteilt und maximal lebenslang auf Kosten der UNO in einem Gefängnis betreut, die sich zum Teil monströser Verbrechen an der Menschheit schuldig gemacht haben.
    Mit diesem Gerichtshof werden aber keine Verbrechen der entsprechenden Größenordnung verhindert, sondern lediglich wie in Nürnberg der Öffentlichkeit bewußt gemacht, zu welchen unmenschlichen Taten die Führer mancher Staaten fähig sind. Erst müssen hunderttausende oder gar Millionen ermordet werden, ehe man sich dann dazu bequemt, die Täter einzulochen. Hier von einem "Gerichtshof", wo Recht gesprochen werden soll, zu reden, ist nachgerade ein Hohn auf die Opfer der Täter.
    Der Gerichtshof ist zwar für die Opfer eine Art Genugtuung, aber wenn man nicht gleichzeitig massive Gegenmassnahmen gegen Regimes ergreift, die die Menschenrechte mit Füßen treten, so ist diese Veranstaltung in Den Haag reine Augenwischerei. Mitnichten drücke ich mich, wenngleich auch dieser Punkt vom eigentlichen Thema wegführt.

    Zunächst ist der IGH ein Notnagel. Wenn ein Serbe Massenmorde begeht, dann ist es zunächst an Serbien, dies zu ahnden. Erst wenn diese Instanz versagt, dann ist die internationale Gemeinschaft gefragt.

    Danach möchte ich an die Prinzipien der Gewaltenteilung erinnern. Sinn und Zweck der Judiskative ist es, geschehene Gewalttaten zu ahnden. Solche zu verhindern, das ist Aufgabe der Exekutive, in diesem Fall des Sicherheitsrates und nicht des IGH.

    Und zuletzt verstehe ich die Argumentation nicht, warum ein Gerichtshof abzulehnen oder gar abzuschaffen ist, wenn trotz seiner Existenz Gewalttaten geschehen. In Deutschland, wie in jedem Land der Erde geschehen tagtäglich Verbrechen. Deswegen die Strafgerichte abschaffen zu wollen, finde ich einigermaßen abstrus.

    Zitat: Präventive Massnahmen aber wie rechtzeitiges Einschreiten gegen Schurkenstaaten gelten nach wie vor in der europäischen (kontinentalen) Öffentlichkeit als undemokratisch. Es gilt immer noch die Devise, so lange wie möglich zu verhandeln... Erst einmal ist eine Einteilung in Schurkenstaaten und andere höchst subjektiv. Solange es keine unparteiliche Instanz gibt, die nach objektiven Gesichtspunkten urteilen kann, erkenne ich eine solche Klassifizierung nicht an.

    Dann gebe ich zu, dass der Versuch eine Konfliktsituation durch Verhandlung zu lösen langwierig ist und oft einen geringeren Erfolg bringt als erhofft. Aber es richten viel weniger Schaden an, als unüberlegtes und planloses Dreinschlagen.

    Zitat: Talley hat folgendes geschrieben:
    Eine Reform der UN tut not. Sie wird aber nicht gelingen, solange eine Mehrzahl der Staaten sie als Werkzeug zur Erfüllung der eigenen Interessen missbraucht.


    Sagen Sie mir doch ein Mittel, mit dem man diesen Missbrauch der Staaten stoppen kann. Dann würde unsere Diskussion interessanter! Du schmeichelst mir. Tausende von EU-Beamten in zahlreichen Kommissionen kommen in diesem Punkt nicht voran und ich, Talley, soll die Lösung haben? Trotzdem, eine Idee hätte ich: EU und USA müssten sich über den künftigen Stellenwert, die Aufgaben und das ungefähre Aussehen der UN ehrlich und konstruktiv austauschen und zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Wenn dann eine solche Lösung auch von vornherein wichtige Belange der Entwicklungs- und Schwellenstaaten nicht ausklammert, dann wäre der Reformprozess viel erfolgversprechender.

    Zitat: Abschliessend möchte ich feststellen: Sie sind in Ihrem ersten und auch zweiten Beitrag in diesem Thread nur höchst mangelhaft auf meine Behauptungen eingegangen. Ich hatte z.B. einiges zu den Sticheleien Meurers gegen die USA betr. Kyoto und andere Verträge gesagt. Passt es Ihnen nicht, was ich zu Kyoto geschrieben habe? Ich habe es gelesen, fand es interessant und verschiedene Aspekte bedenkenswert. Wer wann ein besseres Klimaschutzprotokoll verhindert hat, das möchte ich dahingestellt lassen. Kyoto war damals für mein dafürhalten unter den bestehenden Bedingungen der maximal mögliche Konsens. Allerdings finde ich die Argumentation des von dir zitierten Experten Richard Tol und seinen ausschließlichen Rückzug auf relative Zahlen nicht ganz richtig. 19 % Reduzierung des CO2-Ausstoßes in den USA gegenüber 16 % in Deutschland klingt natürlich nach einem großen Erfolg. Die Betrachtung der absoluten Zahlen relativiert dies: USA 19,4 t pro Einwohner, Deutschland 10,2 t pro Einwohner (Zahlen von 2002). Bevor die USA sich mit diesbezüglichen Erfolgen brüstet, wäre durchaus angebracht, den durchschnittlichen Level der anderen Industriestaaten zu erreichen.

    Zitat: Wollen Sie sich lieber nicht zum "Menschenrechtsgremium" der UNO äußern? In dieser Form überflüssig, da dessen Aufgabe und Arbeit niemand ernst nimmt. Zufrieden?



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 31.10.2006, 11:59

    UNO, Handlager der Hetzböller
    So manch einer scheint aber auch gar nix mehr zu merken...
    Die deutschen Truppen für den UNO-Libanon-Einsatz langweilen sich also zu Tode. Nicht das mich das ernsthaft stören würde, aber geht es eigentlich noch? Sollten die nicht froh sein, das es im Moment "ruhig" ist? Aber nun kommt der Hammer, die Krönung:

    Spiegel-Artikel hat folgendes geschrieben: Die Bewegungsfreiheit der Unifil-Flotte wurde auf Druck der Hisbollah begrenzt. Die libanesische Regierung setzte im Oktober, nach dem Votum des Bundestags, in Verhandlungen mit der Uno Einschränkungen durch. Die Schiffe dürfen demnach innerhalb einer Sechs-Meilen-Zone vor der Küste nur "auf Anforderung Libanons" operieren - besagt jedenfalls ein vertraulicher Vermerk an den Verteidigungsausschuss des Bundestags.
    Auf Druck der HETZBÖLLER! Hallo, hallo, jemand zu Hause?! pillepalle

    Sagt mal, merken die (UNO-Verantwortlichen) eigentlich überhaupt noch irgendwas oder liegt es gar daran, dass sie sich sicher sind, wie bekloppt und schmerzbefreit Viele sind? Das ist ja die Farce hoch 3. Wozu braucht es eigentlich UNO-Truppen, wenn eine Verbrecherorganisation wie die Hetzböller, denen vorschreiben wo's lang geht und der ganze Einsatz damit in Frage gestellt ist? Noch ein Beweis, was die UNO für ein überflüssiger und korrupter Saftladen ist... motz1 Also noch entlarvender geht es beim besten Willen nicht mehr. Ein Skandal ist das in meinen Augen! -> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445569,00.html

    Mal ganz davon abgesehen, dass damit wieder einmal deutlich wird, welche Macht die Heztböller im Libanon haben. Wie soll denn jemanden "entmachtet" werden, wenn man ihm im gleichen Atemzug das Recht zugesteht eben Macht ausüben zu dürfen??? Hallo?!

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Sammelstrang: UNO

    Dayan - 31.10.2006, 18:00


    Israel wird wieder aktiv werden müssen.Die Libanesen haben die Wahl ,entweder halten die ihren Saustall in Ordnung oder der IDF wird es aufräumen.
    http://media.putfile.com/Gute-Takte

    Identischen Link entfernt! - Sharif



    Re: Sammelstrang: UNO

    Dayan - 31.10.2006, 18:02


    Eine kleine Erinnerung für die Hetzbollahs: Video

    Link gekürzt! - Sharif



    Re: Sammelstrang: UNO

    Dayan - 31.10.2006, 18:08


    Eine inressante Seite: Israel Defense Forces

    Link gekürzt! - Sharif



    Re: Sammelstrang: UNO

    sv00010 - 31.10.2006, 18:16


    Dayan hat folgendes geschrieben: Israel wird wieder aktiv werden müssen.Die Libanesen haben die Wahl ,entweder halten die ihren Saustall in Ordnung oder der IDF wird es aufräumen.http://media.putfile.com/Gute-Takte http://media.putfile.com/Gute-Takte Genau das ist doch geplant. Das sieht sogar ein Blinder.
    Die warten bis ihr gegen die Hisbollah kämpft und dabei ein paar UNO-Soldaten aus Versehen von der IDF getroffen werden.
    Dann meinen sie einen Grund zu haben, gegen Israel militärisch vorzugehen.



    Re: Sammelstrang: UNO

    Dayan - 31.10.2006, 18:30


    Hi.Ich glaube nicht,das sich die Europäern dazu hinreisen lassen werden.Erstens können die es nicht wollen und in so einem Falle häten sie es sicher auch mit den Amerikanern zutun und bei einem Angriff auf Israel könnte Israel auch nicht ganz untätig sein.Aber malen wir den Teufel nicht an die Wand.Gruss.



    Re: Sammelstrang: UNO

    vonhaeften - 02.11.2006, 21:54


    Talley hat folgendes geschrieben: Lieber Vonhaeften,

    vielleicht sollten wir uns erst einmal darauf einigen, ob die forumsübliche Anrede das Du oder das Sie sein soll. Dass du der einzige bist, der mich hier siezt, ist etwas gewöhnungsbedürftig.

    Über diese Frage diskutiere ich nicht. Hier gibt es keinen "Einigungsbedarf", weil ich mich so verhalten werde wie ich es will.
    Wer mich hier wie anspricht, ist mir egal.


    Talley hat folgendes geschrieben:
    vonhaeften hat folgendes geschrieben:
    Ihre Einschätzung des Buchs von Sanjuan ist nicht deswegen ausschliesslich angreifbar, weil sie es nicht gelesen haben. Sondern - und das hatte ich in meinem Beitrag betont - deshalb, weil Sie auch sonst nichts über Sanjuan wissen. Hätten sie weitere 20 Bücher von ihm gelesen oder über ihn, so hätte ich keinen formalen Einwand gegen Ihre Kritik gehabt. Aber so....etwas sehr dürftig, ...
    Wegen mir auch dürftig. Da lasse ich ja mit mir reden. Doch selbst bei dürftigen Wissen darf man eine Meinung haben. Und diese Meinung in einem Forum auch kundtun. Und ich denke, nochmals, ich habe die dürftige Basis dieser meiner Meinung in hinreichender Weise gekennzeichnet.

    Darf man schon, nur kann man die so geäußerte und fundierte Meinung dann nicht mehr ernst nehmen.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Zitat: Doch. Und zwar deswegen, weil er es nicht gelesen hat. So wie Gunther Pleuger und die "Titel, Thesen, Temperamente"-Redaktion. Dieses Argument finde ich wiederum dürftig.

    Haben Sie die Sendung "Titel, Thesen, Temperamente" gesehen?
    Ich habe sie aufgezeichnet und mehrere male vom Anfang bis zum Ende geprüft.



    Talley hat folgendes geschrieben:
    vonhaeften hat folgendes geschrieben: Sehe ich auch gerne, wenn diese Leute hinter Schloss und Riegel sitzen. Im Gegensatz zu Ihnen hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn selbige am Galgen baumeln würden. Das würde uns Steuerzahlern eine Menge Geld sparen.
    Wir können gerne auch eine Grundsatzdiskussion über die Todesstrafe führen, aber nicht in diesem Threat.

    Da stimme ich Ihnen zu.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Zitat: Aber Sie drücken sich um einen Kommentar auf meinen Beitrag:

    Hier werden Leute abgeurteilt und maximal lebenslang auf Kosten der UNO in einem Gefängnis betreut, die sich zum Teil monströser Verbrechen an der Menschheit schuldig gemacht haben.
    Mit diesem Gerichtshof werden aber keine Verbrechen der entsprechenden Größenordnung verhindert, sondern lediglich wie in Nürnberg der Öffentlichkeit bewußt gemacht, zu welchen unmenschlichen Taten die Führer mancher Staaten fähig sind. Erst müssen hunderttausende oder gar Millionen ermordet werden, ehe man sich dann dazu bequemt, die Täter einzulochen. Hier von einem "Gerichtshof", wo Recht gesprochen werden soll, zu reden, ist nachgerade ein Hohn auf die Opfer der Täter.
    Der Gerichtshof ist zwar für die Opfer eine Art Genugtuung, aber wenn man nicht gleichzeitig massive Gegenmassnahmen gegen Regimes ergreift, die die Menschenrechte mit Füßen treten, so ist diese Veranstaltung in Den Haag reine Augenwischerei.


    Mitnichten drücke ich mich, wenngleich auch dieser Punkt vom eigentlichen Thema wegführt.

    Zunächst ist der IGH ein Notnagel. Wenn ein Serbe Massenmorde begeht, dann ist es zunächst an Serbien, dies zu ahnden. Erst wenn diese Instanz versagt, dann ist die internationale Gemeinschaft gefragt.

    Das ist Unsinn. Hier geht es um Massenmorde, die von der Staatsführung initiiert und begangen wurden, nicht von irgendeinem Mafioso oder Partisanenführer.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Danach möchte ich an die Prinzipien der Gewaltenteilung erinnern. Sinn und Zweck der Judiskative ist es, geschehene Gewalttaten zu ahnden.


    Auch das ist Unsinn. Zur Erweiterung Ihres intellektuellen Horizontes empfehle ich Ihnen die Lektüre von Steven Pinkers "Das unbeschriebene Blatt", Richard Dawkins "Das egoistische Gen" und den Sammelband "Hirnforschung und Willensfreiheit", herausgegeben von Christian Geyer bei Suhrkamp. Der Gedanke der Rache wird in der modernen Rechtsgeschichte schon lange nicht mehr zur Begründung der Gerichtsbarkeit angeführt, es sei denn wir befinden uns in einem arabischen Land oder unter Palästinensern, die angebliche Unterstützer der Israelis in den eigenen Reihen gerne auch mal ohne Gerichtsverfahren auf viehische Weise umbringen, natürlich nur aus "Rache".
    In der Regel werden Gerichtsurteile zur Abschreckung gefällt. Der Abschreckungsgedanke wird in seltener Einmütigkeit von Rechtswissenschaftlern, Evolutionspsychologen und Hirnforschern als eine sinnvolle Massnahme zur Verhinderung von Verbechen anderer angesehen. Gegenüber dem einzelnen Straftäter ist die Strafe nach vollzogenem Verbrechen reiner Sadismus, nicht aber gegenüber der Gesellschaft (oder dem Genpool, der sich gegen diese Vernichtung durchsetzen will), wo sie zu deren Schutz beiträgt.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Solche zu verhindern, das ist Aufgabe der Exekutive, in diesem Fall des Sicherheitsrates und nicht des IGH.

    Sicher, da ist was dran. Innerstaatliche Gerichte haben trotzdem nach übereinstimmender Meinung aller Experten einen Abschreckungsauftrag und tragen somit ebenfalls zur Verhinderung von Straftaten bei. Globale Instrumente wie der Sicherheitsrat oder der IGH können aber niemals eine abschreckende Wirkung haben, weil sie nicht die physische Macht der innerstaatlichen Organe wie Polizei oder andere bewaffneten Schutztruppen haben.

    Daher ist das Geld, das für diese Institutionen ausgegeben wird, in der Tat fast ausschliesslich für die Korruption in der UNO gedacht. Dafür gibt es Beispiele zuhauf, und das beste Beispiel ist der jetzige Einsatz von UNO-Truppen im Libanon, der viel Geld kostet und nichts weiter bringt.


    Talley hat folgendes geschrieben:
    Und zuletzt verstehe ich die Argumentation nicht, warum ein Gerichtshof abzulehnen oder gar abzuschaffen ist, wenn trotz seiner Existenz Gewalttaten geschehen. In Deutschland, wie in jedem Land der Erde geschehen tagtäglich Verbrechen. Deswegen die Strafgerichte abschaffen zu wollen, finde ich einigermaßen abstrus.

    Richtig.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Zitat: Präventive Massnahmen aber wie rechtzeitiges Einschreiten gegen Schurkenstaaten gelten nach wie vor in der europäischen (kontinentalen) Öffentlichkeit als undemokratisch. Es gilt immer noch die Devise, so lange wie möglich zu verhandeln...

    Erst einmal ist eine Einteilung in Schurkenstaaten und andere höchst subjektiv. Solange es keine unparteiliche Instanz gibt, die nach objektiven Gesichtspunkten urteilen kann, erkenne ich eine solche Klassifizierung nicht an.


    Brauchen Sie ja auch nicht. Ich tue es aber. Es ist erst einmal eine
    rein subjetive Klassifizierung.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Dann gebe ich zu, dass der Versuch eine Konfliktsituation durch Verhandlung zu lösen langwierig ist und oft einen geringeren Erfolg bringt als erhofft. Aber es richten viel weniger Schaden an, als unüberlegtes und planloses Dreinschlagen.


    Das ist mir zu allgemein. Wie hätte man Ihrer Meinung nach die Entwicklung in Europa etwa ab September 1939 mit Verhandlungen noch retten können?
    Meiner Meinung nach gar nicht. Im Grunde hätten die Engländer 1938 nach dem Münchner Abkommen, als Clemens Atlee den Vertrag in der rechten Hand hochhaltend in Siegerpose aus dem Flugzeug stieg, diesen Mann aus dem Amte jagen müssen und dafür einen Herrn Churchill holen sollen.

    Auch die Hinhalte-Taktik der Amerikaner bis zum Dezember 1941 hat Millionen Menschen das Leben gekostet. Es ist immer dasselbe: erst wenns vor der Haustür brennt, holt man die Feuerwehr. Dies ist in einer global vernetzten Welt, in der ein Schmetterlingsschlag in Nordkorea einen Weltkrieg auslösen kann, ein endgültig nicht mehr erfolgreiches Verfahren.

    Dies haben auch die Israelis eingesehn, wenn sie gezielte Schläge gegen einzelne Terroristen ausführen. Leider haben sie im Libanon viel zu lange gewartet, bis die Hisbollah dann zuschlug.

    vonhaeften hat folgendes geschrieben:
    Talley hat folgendes geschrieben:
    Eine Reform der UN tut not. Sie wird aber nicht gelingen, solange eine Mehrzahl der Staaten sie als Werkzeug zur Erfüllung der eigenen Interessen missbraucht.


    Sagen Sie mir doch ein Mittel, mit dem man diesen Missbrauch der Staaten stoppen kann. Dann würde unsere Diskussion interessanter!

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Du schmeichelst mir. Tausende von EU-Beamten in zahlreichen Kommissionen kommen in diesem Punkt nicht voran und ich, Talley, soll die Lösung haben? Trotzdem, eine Idee hätte ich: EU und USA müssten sich über den künftigen Stellenwert, die Aufgaben und das ungefähre Aussehen der UN ehrlich und konstruktiv austauschen und zu einer einvernehmlichen Lösung kommen.


    Schwammiger gehts nimmer. Wie soll man diese Leute denn dazu bekommen, dass sie sich "ehrlich und konstruktiv austauschen" ? Und dann noch zu einer "einvernehmlichen Lösung" kommen? Was ist überhaupt eine "einvernehmliche Lösung"?

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Wenn dann eine solche Lösung auch von vornherein wichtige Belange der Entwicklungs- und Schwellenstaaten nicht ausklammert, dann wäre der Reformprozess viel erfolgversprechender.


    Ach. Interessant....Ich füchte doch, dass Pedro Sanjuan da in seinem Werk bessere Vorschläge gemacht hat. Lesen Sie doch einfach das 15.Kapitel seines Buches, dann brauchen Sie sich nicht solche hochtrabenden Gedanken zu machen.

    Talley hat folgendes geschrieben:
    Zitat: Abschliessend möchte ich feststellen: Sie sind in Ihrem ersten und auch zweiten Beitrag in diesem Thread nur höchst mangelhaft auf meine Behauptungen eingegangen. Ich hatte z.B. einiges zu den Sticheleien Meurers gegen die USA betr. Kyoto und andere Verträge gesagt. Passt es Ihnen nicht, was ich zu Kyoto geschrieben habe?

    Ich habe es gelesen, fand es interessant und verschiedene Aspekte bedenkenswert. Wer wann ein besseres Klimaschutzprotokoll verhindert hat, das möchte ich dahingestellt lassen. Kyoto war damals für mein dafürhalten unter den bestehenden Bedingungen der maximal mögliche Konsens. Allerdings finde ich die Argumentation des von dir zitierten Experten Richard Tol und seinen ausschließlichen Rückzug auf relative Zahlen nicht ganz richtig. 19 % Reduzierung des CO2-Ausstoßes in den USA gegenüber 16 % in Deutschland klingt natürlich nach einem großen Erfolg. Die Betrachtung der absoluten Zahlen relativiert dies: USA 19,4 t pro Einwohner, Deutschland 10,2 t pro Einwohner (Zahlen von 2002). Bevor die USA sich mit diesbezüglichen Erfolgen brüstet, wäre durchaus angebracht, den durchschnittlichen Level der anderen Industriestaaten zu erreichen.


    Ab hier müßte man diese Diskussion in einen anderen Thread verlagern.


    Abschliessend möchte ich aber noch einmal auf meine ursprüngliche Intention zu sprechen kommen, was diesen Thread angeht:

    Ein Buch eines ehemaligen UNO-Mitarbeiters wird veröffentlicht. In diesem geht es an zahllosen Stellen um das Thema Antisemitismus und Islamismus in der UNO (ich lasse bewußt die Themen Korruption und Schlendrian und Geldverschwendung aussen vor).

    Eine deutsche Fernsehsendung macht sich über das Buch her und verreisst es nach Strich und Faden, und zwar

    ganz besonders wegen der angeblich unglaubwürdigen Passagen über Antisemitismus.

    Die Befragten in der Sendung sind ausschliesslich Kritiker des Buches, die es mit Sicherheit nicht gelesen haben oder aber Lügen darüber verbreiten.

    Die Sendung läßt nicht einen einzigen der Unterstützer von Sanjuan zun Worte kommen.

    Das war meine Kritik, und auf Gegenargumente warte ich noch immer.

    Hier noch ein Kommentar aus Liza's Welt http://lizaswelt.blogspot.com :

    Und das tut die Weltgemeinschaft, deren Anführer die Deutschen so gerne wären, ja auch tagein, tagaus; dafür, dass die UNIFIL nicht mehr ist als eine gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die zwischen sinnentleertem Tun, hektischer Betriebsamkeit und der Behinderung der israelischen Selbstverteidigung changiert, möchte sie sich jedoch nicht so gerne kritisieren lassen. Deutschland und seine Bundesregierung – die trotz aller Bekundungen, für das generös gewährte „Existenzrecht Israels“ gen Süden geflogen und geschippert zu sein, ihren angeblichen Verbündeten mal drangsalieren, mal behindern – stehen derweil zusätzlich vor dem Problem, dass Frankreich, Italien und Spanien mit ihren Truppen im Libanon politische und ökonomische Fakten schaffen, während man selbst in einiger Entfernung zur libanesischen Küste dümpelt und über Sinn und Zweck dieses Unterfangens räsoniert. Die Hizbollah rüstet derweil auf (
    http://nlarchiv.israel.de/2006_html/10/Newsletter%20vom%202006-10-31a.htm#g2 )Aber wen interessiert das schon?



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 05.12.2006, 11:00

    sexuelle Übergriffe von UNO-Soldaten
    Man soll es nicht für möglich halten... UNO-Soldaten, die der Bevölkerung Schutz gewähren sollen, machen sich seit Jahren sexueller Übergriffe schuldig. Und die UNO hat nix als Lippenbekenntnisse zu bieten, statt hier endlich mal einzugreifen. Aber die Krönung ist, dass Annan die Schuld von sich weist und sie den betroffenen Ländern in die Schuhe schiebt. Was eine miese und feige Nummer. Wofür Schutztruppen, wenn sie nix taugen? Einfach abstrus. :evil:

    Zitat: Kaum Möglichkeiten für Sanktionen

    UNO sucht nach Lösungen.Wo Soldaten sind, sind Prostituierte nicht weit. Das gilt für Regierungssoldaten ebenso wie für Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen, die gekommen sind, um die Zivilbevölkerung zu beschützen.

    Seit den 90er Jahren gab es immer wieder Missbrauchsskandale in UNO-Missionen, vom Kosovo über Nepal und Haiti bis hin zum Kongo und Liberia. UNO-Soldaten wurden beschuldigt, Sex mit Minderjährigen oder mit Prostituierten zu haben.

    In der UNO wurde viel von "null Toleranz" geredet, doch in den Griff ließ sich das Problem bisher nicht bekommen. Auf einer Konferenz wird nun ein neuer Anlauf dazu gestartet.

    Soldaten in Heimat zurückschicken
    Seit Anfang 2004 wurden mehr als 300 Fälle untersucht, in denen UNO-Soldaten in Verdacht geraten waren. 18 zivile Mitarbeiter wurden entlassen, etwa 150 Blauhelm-Soldaten wurden in ihre Heimat zurückgeschickt.

    Stärkere Sanktionen stehen der Gemeinschaft nicht zur Verfügung: Die Vereinten Nationen können Straftäter nicht selbst zur Rechenschaft ziehen, sondern allenfalls in ihre Heimatländer zurückschicken. Die Tatsache, dass es in den Einsatzländern oft keine funktionierende Justiz gebe, verschärfe das Problem weiter, betonte der jordanische Prinz Said Raad el Hussein, der UNO-Beauftragte für sexuellen Missbrauch.

    Vorsorge und Frühwarnsystem
    Auch der Sprecher von UNO-Generalsekretär Kofi Annan beklagt, dass man kaum eine Handhabe für solche Fälle habe. "Wir nehmen jeden Fall sehr ernst. Und jeder Fall ist einer zu viel", sagte Stephane Dujarric in Reaktion auf Vorwürfe, solche Fälle würden von der UNO heruntergespielt.

    Auf einer Konferenz in New York sollen nun Strategien zur Vermeidung solcher Fälle beraten werden. So versuche man, das Frühwarnsystem zu verbessern und Vorsorge zu treffen.

    Heimatländer an den Pranger stellen
    Annan bat kürzlich darum, in solchen Fällen nicht die Vereinten Nationen an den Pranger zu stellen, sondern die Nationalität der Täter zu nennen.

    "Das würde uns helfen, Druck auf die betroffenen Regierungen auszuüben, ihre Soldaten besser zu einem verantwortungsvollen Verhalten zu erziehen", sagte Annan, der vor seiner Zeit als Generalsekretär für die UNO-Friedensmissionen zuständig war.

    Sex für einen Hungerlohn
    Nach einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Bericht der Weltorganisation erkauften sich UNO-Soldaten im Kongo Sex mit Minderjährigen mit kleinen Geldbeträgen von zwei, drei Dollar und kleinen Lebensmittelspenden.

    "Hunger hat die Kinder ermutigt, Kontakt zu UNO-Soldaten zu suchen", hieß es in dem Bericht, der eine Welle der Empörung auslöste.

    Sexueller Kontakt verboten
    Kurz darauf wurden die Richtlinien verschärft und Kopien in allen UNO-Einrichtungen ausgehängt. UNO-Soldaten im Kongo dürfen seitdem überhaupt keinen sexuellen Kontakt mehr mit Einheimischen haben. Ob diese Regel eingehalten wird, lässt sich jedoch kaum herausfinden.

    "Ausgangssperre" in Kinshasa
    In Kinshasa hat sich jedenfalls doch einiges geändert: "Hier hat sich eine Menge geändert, es gibt Ausgangssperren und eine Liste von Bars und Discos, die Angehörige der UNO-Mission nicht mehr betreten dürfen", sagt ein Mitarbeiter einer Organisation der Vereinten Nationen in Kinshasa. Wochentags müssen Blauhelme um Mitternacht in ihrer Unterkunft sein, am Wochenende um 1.00 Uhr.

    Danach dürfen keine UNO-Fahrzeuge mehr auf den Straßen unterwegs sein, ausgenommen Patrouillen. "Am Anfang gab es viel Kritik an den Einschränkungen, aber dafür bekommen die Blauhelm-Soldaten ja auch gute Zuschläge", sagt der UNO-Mitarbeiter. -> http://www.orf.at/061204-6699/index.html


    Gruß
    Hausdrache



    Re: Sammelstrang: UNO

    Hausdrache - 03.01.2007, 13:36


    Und ein neuer Artikel zum Thema:

    Zitat: Sudan: Kindesmissbrauchsvorwürfe gegen UNO-Personal

    Soldaten und zivile Mitarbeiter der Vereinten Nationen sollen einem Pressebericht zufolge im Süden des Sudan Kinder sexuell missbraucht haben.

    Der Londoner "Daily Telegraph" berichtete in seiner Online-Ausgabe in der Nacht auf heute, in der Stadt Juba im Südsudan hätten rund 20 Opfer berichtet, sie seien missbraucht worden. Die UNO-Zentrale in New York nahm zunächst zu dem Artikel nicht Stellung.

    Brisante Vorwürfe
    Die Vorwürfe sind insbesondere auch deshalb brisant, weil sich der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon auch für eine Stationierung von UNO-Soldaten in der westsudanesischen Krisenregion Darfur einsetzt.

    Im Südsudan sind UNO-Soldaten bereits seit Anfangs 2005 im Einsatz. Sie sollen dort ein Friedensabkommen absichern, das nach dem Ende des 21-jährigen Bürgerkrieges in der Region geschlossen wurde.

    Angeblich auch Videomaterial
    Laut "Daily Telegraph" hat es bereits kurz nach der Ankunft der Soldaten Hinweise auf einzelne Missbrauchsfälle gegeben. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF habe eine internen Bericht verfasst, in dem das Problem zur Sprache komme.

    Dennoch sei die UNO bisher nicht an die Öffentlichkeit damit gegangen. Nach Informationen der Zeitung verfügt die sudanesische Regierung zudem über Videomaterial, auf dem UNO-Mitarbeiter beim Sex mit jungen Mädchen zu sehen sein sollen. -> http://www.orf.at/



    Re: Sammelstrang: UNO

    Sharif - 21.01.2007, 19:31

    Denkwürdige Aktionen der UN!
    Zusammenfügung der Threads:
    "UN = Korruption, Antisemitismus, Islamismus und dröhnende I"
    "sexuelle Übergriffe von UNO-Soldaten"
    "UNO, Handlager der Hetzböller"

    Bitte die passenden Themen hier anbringen und kein neuen Thread eröffnen.

    Danke.



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