Esszimmer

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    Re: Esszimmer

    James Norrington - 29.07.2006, 22:40

    Esszimmer
    Hier gedenkt Lord Beckett üblicherweise zu speisen, alleine oder auch mit ausgewählten Gästen.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 29.07.2006, 22:47


    pp: Korridore

    Der Raum war einem englischen Lord angemessen. Seine Einrichtung war nicht prunkvoll, aber mit einem hauch Romantik bedacht.

    Beckett nickte leicht, als er den vorbildlich gedeckten Tisch gewahrte und schritt zu den beiden Balkontüren, um sie zu öffnen, aber die hellen, ein wenig durchsichtigen Gardinen davor zu ziehen. Er hörte das entfernte Schreien von Möven und die sehr leisen Geräusche des langsam verebbenden Leben Port Royals.

    Er wandte sich ab, merkte wie die Geräuschkulisse sofort abnahm und ließ sich am Kopfende des Tisches nieder, um auf seinen Gast zu warten.



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 29.07.2006, 23:16


    pp: Korridore

    Nachdem das Quietschen wieder abgeebbt war, ließ sich die Türe ohne weiteres öffnen.

    Norrington schob sie vorsichtig auf, und konnte nun einen Blick in das Innere werden.

    Es war ganz so, wie er es von einem Mann wie Beckett erwartete.
    Elegant, stilvoll, aber nicht zu protzig und prunkvoll.
    Gerade genug, um zu beeindrucken, aber nicht so überfüllt, dass es angeberisch wirkte.

    Norrington mochte die Einrichtung.
    Kerzen erhellten den Raum hier und da, und tauchten ihn in ein weiches Licht.
    Norrington verschloss die Türe wieder hinter sich, und sah dann dem Lord entgegen, der am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte.

    "Lord Beckett." sagte er, und senkte dabei kurz den Blick, um ihm den geforderten Respekt zu erweisen.
    Er näherte sich der Tafel nur langsam, ganz so, als fürchte er, all das könne sich im nächsten Moment in nichts als Wohlgefallen auflösen.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 29.07.2006, 23:29


    Lord Beckett erhob sich selbstverständlich, als sein Gast eintrat und nahm dessen Geste zur Kenntnis.
    Er konnte sehen, dass Norrington tatsächlich gebadet hatte und nach Beseitigung der Dreckkruste ein durchaus annehmbarer Gentleman zum Vorschein gekommen war.

    Contenance, James Norrington! Würde gibt man sich selbst. Und zwar nur man selbst.

    "Guten Abend, Mr. Norrington." sagte Beckett deutlich ruhiger, als er zuvor mit dem anderen gesprochen hatte. Hier war auch er nur ein Mensch der semi-offiziellen Seite des Lebens.
    "Es freut mich zu sehen, dass Ihr meine Einladung nicht abgelehnt habt trotz der Erschöpfung, die Ihr verspühren müsst. Ich hoffe, dass Euch munden wird, was wir zu präsentieren haben."

    Beckett deutete freundlich auf den freien Stuhl und wartete, bis sich sein Gast gesetzt hatte, bevor er ein Zeichen gab und Wein in die Kristallgläser geschenkt wurde, während der erste Gang- eine Suppe mit ausgelesenem Gemüse- aufgetragen wurde.



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 30.07.2006, 00:02


    Norrington straffte sich ein wenig, und nahm in dem ihm dargebotenen Stuhl Platz.

    Beckett schien wahrlich ein Gentlemen zu sein, durch und durch.
    Und James hielt es nun für seine Aufgabe, den Lord innerhalb der nächsten Minuten und Stunden davon zu überzeugen, dass er selbiges ebenso war.

    "Eure Einladung ehrt mich, Mylord, wie könnte ich sie da ausschlagen?" Entgegnete er er sowohl höflich, als auch ehrlich.

    Dabei ignorierte er so völlig das Knurren seines Magens, welches sich langsam wieder zu Wort meldete.

    Er fühlte sich zwar in der Tat erschlagen, aber das Bad hatte ihm gut getan und er fühlte sich durchaus in der Lage, an diesem Essen teilzuhaben.

    Es war ein seltsam vertrautes Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete, und dennoch wirkte es auch befremdend auf ihn, mit Beckett zu speisen, obwohl er nicht genau sagen konnte, woran es lag.

    "Meine Ansprüche waren nicht sehr hoch, in letzter Zeit, Mylord." Entgegnete Norrington aufrichtig, und ließ seinen Blick dann über die Suppe schweifen, die vor ihm abgestellt worden war.

    In seinen Augen sah sie wahrhaft köstlich aus.
    Trotzdem rührte James sie nicht an, auch wenn der Loffel bedächtig nahe an seiner Hand lag.
    Er wartete darauf, dass Beckett das Essen eröffnen würde, sei es nun mit einem Gebet, einem Trinkspruch, oder nur der simplen Geste des Löffels in die Hand nehmens.

    James Norrington würde keinen Fauxpas begehen.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 30.07.2006, 14:05


    Lord Becketts schlanke, aber nicht kraftlose Hand ergriff den silbernen Löffel und tauchte ihn schweigend in das warme Nass ein, bevor er Norrington ansah und sagte: "Euer Gesuch ist auf dem Weg zum König. Der Gouvenor sieht mit Sicherheit keinerlei Schwierigkeiten darin und ich tue es auch nicht, Euch wenn schon nicht formell, so doch inoffiziell bereits jetzt wieder in dem Geschehen um und auf See einzuplanen."

    Becketts Augen glitzerten und sein Lächeln war milde.
    "Ihr seid ein hervorragender Seefahrer und Offizier, von dem seine Untergebenen gut sprechen. Außerdem, so darf ich sicher annehmen, dürfte Ihr inzwischen über einige... Hintergrundinformationen verfügen, was die Piraten anbelangt. Selbstverständlich soll es nicht Euer Los sein, sich mit dem Gro dieses Gesindels auseinander zu setzen..." Aber vielleicht mit ein oder zweien... "Aber für Wissen sind wir immer dankbar."
    Der Hafen von Tortuga wäre ein Anfang. Ihn auszuheben würde diesen dämlichen Seeräubern einen üblen Schlag versetzen.

    "Aber ich vergesse meine Manieren... war Eure Unterkunft angemessen und alles, wie es sein sollte? Hegt Ihr bestimmte Wünsche für Euren zukünftigen Wohnsitz? Noch ist nahezu alles möglich." Er lächelte kurz. "Eine neue Ladung junger, motivierter Offiziere wird erst in einiger Zeit eintreffen. Somit seid Ihr vollkommen frei in der Wahl Eures Wohnortes..."



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 30.07.2006, 21:55


    Norrington nickte dem Lord dankbar zu und griff nun selbst nach seinem Löffel.
    Er tunkte ihn in die Suppe, und im selben Augenblick kamen weitere Erinnerungen in ihm hoch.
    Diese Situation war so…
    Sie saßen hier, zu zweit in einem großen Raum, unterhielten sich, als hätten sie nie etwas anderes getan, und machten aus dem Essen eine Kunst mit Messer Löffel und Gabel.
    Es war einen knappen Tag her, dass er zum letzten Mal etwas in den Magen bekommen hatte. Und er erinnerte sich noch gut daran, dass er geradewegs darüber hergefallen war, glücklich darüber, überhaupt etwas zwischen die Zähne zu bekommen.
    Es war einfach... verquer und ein Stück weit auch verwirrend.
    James hob den Löffel an, und führte dessen Inhalt an seine Lippen.
    Die Suppe war heiß, und sie tat ihm gut.

    Wieder und wieder blickte er zu seinem Gastgeber - ein Verhalten, welches er sich unter rauen Piraten angewöhnt hatte, als ihm klar geworden war, dass man sich immer seine Umgebung und den Personen darin bewusst sein sollte - und daher entgingen ihm weder das Glitzern in den Augen des Lords, noch dessen Lächeln.

    Norrington lauschte ihm aufmerksam.
    Nur nicht zuviel des Lobes, Mylord. Was wollt Ihr wirklich?

    Er bemerkte, dass Beckett versuchte, ihm Honig um den Mund zu schmieren, auch wenn er zunächst nicht begriff, was dieser damit bezweckte.
    Dann allerdings begriff er langsam, woher der Wind wehte.
    Beckett versuchte von seinen Erfahrungen zu profitieren.
    Was sollte ein Mann wie er auch sonst wollen?

    "Aber für Wissen sind wir immer dankbar."
    Norrington nickte ihm höflich zu.
    “Fragt mich, was Ihr zu wissen begehrt, und ich werde Euch antworten, so gut ich es vermag.” Entgegnete er höflich, ohne darüber nachzudenken, dass es vielleicht Informationen gab, die er besser für sich behielt.
    Er tunkte den Löffel erneut in die Suppe, und ließ die warme Flüssigkeit seine Kehle herab rinnen.
    Die angenehme Wärme griff langsam auch auf den Rest seines Körpers über, und verdrängte die Kälte, sowie das steife Gefühl in seinen Gliedern.

    “Ich… nun… wenn es Euch nicht allzu viel Umstände machte, Mylord, würde ich gerne die Wohnung wieder beziehen, welche ich in Port Royal bereits bewohnt habe.” Antwortete ihm Norrington.
    Er leerte seinen Suppenteller und legte das Besteck zur Seite, während er Beckett forschend anblickte.
    Er hatte das untrügliche Gefühl, dass der Mann bereits genauer Pläne für ihn hatte, ihm diese jedoch noch nicht offenbarte.
    Und Norrington hegte ohnehin eine Abneigung dagegen, dass ihm Dinge vorenthalten wurden.
    Er griff nach dem mit Rotwein gefüllten Kristallglas - oh ja, wie hatte er den guten alten Rotwein vermisst - und führte ihn zu seinen Lippen und einen Schluck des kostbaren Weines zu nehmen.
    Rum war zwar durchaus annehmbar - vorausgesetzt, man trank genug davon, um sämtliche Geschmacksnerven zu betäuben - aber guter alter Rotwein war jedem anderen Getränk vorzuziehen.
    Er stellte das Glas wieder ab, und blickte den Lord an.
    “Der Wein… ist ganz ausgezeichnet.” Sagte er schließlich.

    Wie könnte es auch anders sein.
    Was verschafft mir die Ehre seines Genusses?
    Ihr wollt doch etwas von mir?
    Was habt Ihr geplant, Mylord?



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 01.08.2006, 17:38


    Beckett schwieg, während der nächste Gang aufgetragen wurde und lächelte dann schließlich: "Ich bin wirklich froh, dass dieses kostbare Gut," Womit er den Wein meinte. "Immer noch relativ sicher von a nach b geschifft werden kann. Aber wir zeichnen uns ja auch nicht durch die Ignoranz gewisser Spanier aus..."

    Er runzelte die Stirn.
    "Sagt mir, Mr. Norrington, würdet Ihr, wenn Ihr schon Gold verschifft, es auch jeden wissen lassen? Ich halte das für recht wenig durchdacht... Nun, was Eure Unterkunft angeht, so dürft Ihr selbstverständlich die alte beziehen."

    Beckett lächelte kurz, während er auf das Rinderfilet in Lakritzsoße mit einem Hauch von Kaviar in eine Schale aus Krabbenchips gelegt sah, das frische Gemüse begutachtete und das Besteck zur Hand nahm



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 01.08.2006, 17:50


    Norrington lächelte höflich.
    "In der Tat." Entgegnete er, und kostete einen erneuten Schluck des teuren Getränkes.

    Dann stellte er das Kristallglas wieder ab.
    Er blickte Beckett an, sah ihm in die Augen, und bemerkte das süffisante Glitzern darin, woraufhin er sich selbst ein spöttisches Lächeln gestattete.

    "Es gibt Gründe, warum Spanien England niemals wird das Wasser reichen können, was die Seefahrerei betrifft." Sagte er.
    "Und sei es nur der, dass Ihre Arroganz sie ganze Goldladungen verlieren lässt, die letzlich von uns geborgen werden..."

    Er nickte Beckett zu, und ließ seinen Blick dann über den zweiten Gang gleiten.
    Im Grunde wäre er schon für ein einfaches Stück Fleisch oder etwas derartigem zufrieden gewesen.
    Aber wie es aussah, würde sich das Essen noch eine ganze Weile ziehen, und er seinen knurrenden Magen nur häppchenweise füllen können.
    Nun, wenigstens gab es ein vernünftiges Rinderfilet, das war ein Anfang.
    Norrington nahm Messer und Gabel zur Hand, und begann dann vorsichtig damit, das Fleisch in kleinere Stücke zu schneiden, und diese zum Mund zu führen, wobei er den Drang, das ganze Filet in so wenigen aber dafür so großen Stücken wie möglich zu verschlingen diszipliniert widerstand.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 02.08.2006, 00:29


    Beckett lächelte ehrlich amüsiert. Spanier waren schon ein goldiger Zeitvertreib im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie stellten sich einfach zu dusselig an, um wirklich Erfolg zu haben, mit dem, was sie taten.

    Ein dezentes Klopfen an der Tür ließ Beckett den Kopf heben und einen entschuldigenden Blick in Richtung Norrington werfen.
    "Es muss etwas dringendes sein. Man weiß, dass ich nicht gestört werden will."

    Kaum waren die Worte geäußert, trat ein Mann in Uniform ein und schlug zackig die Hacken zusammen, während er salutierte.
    "Mein Lord, ich bringe Grüße von der Swan's Pride. Sie ist so eben in den Hafen eingelaufen und wohl behalten hier angekommen."

    Beckett nickte ernst. "Das freut mich zu hören, Offizier. Verfahrt wie immer mit der Ladung und weist der Mannschaft ihre Quartiere zu."

    Der Bote blieb stehen und Beckett runzelte die Stirn.
    "Gibt es noch etwas?"

    "Mylord, es hat einen Gefangenen gegeben. Wir haben ihn hierher überführt."
    "Meuterer?"
    "Nein, Sir. Pirat."

    Beckett ließ sein Besteck langsam sinken. Es gab nur einen Piraten, der es wert war, dass er sofort informiert wurde und seine Leute wussten das.

    "Ist das so?" murmelte er mehr zu sich selbst, als zu den anderen, erhob sich dann und sah zu Norrington.
    "Verzeiht, dass ich das Mahl hier unterbrechen muss, Mr. Norrington, aber es scheint, dass meine Anwesenheit von Nöten ist. Ich werde Euch in ein Paar Minuten wieder beehren."

    Er lächelte und verließ mit diesen Worten gemeinsam mit dem Offizier das Zimmer.

    tbc: Korridore



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 02.08.2006, 01:08


    Norrington sah von seinem Teller auf, als es an der Türe klopfte.
    Es war nicht verwunderlich, dass die Bediensteten etwas von ihrem Herrn wollten, Becketts höfliche Entschuldigung allerdings ließ ihn vermuten, dass es sich dabei um etwas Unübliches handelte.

    Er tat also, was ihm in dieser Situation am vernünftigsten erschien.
    Er nickte verständnisvoll, schwieg, lauschte den Worten des Offiziers, beobachtete Beckett, und zog aus all dem seine eigenen Rückschlüsse.

    Er nickte Becket erneut zu, und als dieser den Raum verlassen hatte, schob er den Teller langsam von sich weg.

    Er erhob sich, nahm das Kristallglas zur Hand, und bewegte sich gemessenen Schrittes durch den Raum, in Richtung des Balkons.
    Ein unbestimmtes Kribbeln in seinen Fingerspitzen und die Fähigkeit, das gehörte richtig in Verbindung zu setzen, ließen für ihn keinen ZWeifel daran, um welchen Piraten es sich handeln musste.

    Schweigend trat er auf den Balkon, das Kristallglas in der Hand.
    Er erblickte den näherkommenden Fackelzug, und es fiel ihm nicht schwer, mitten darunter den torkelnden Gang und das verfilzte dunkle, mit Perlen und Muscheln gespickte Haar Jack Sparrows auszumachen.

    "Sparrow." Murmelte er leise.

    Also doch. Kaum war er in Port Royal angekommen, kaum hatte er die Chance darauf, sein altes Leben zurückzubekommen, da tauchte Sparrow auch schon wieder auf, wie ein Unheilverkündender Schatten, den man nicht loswurde.
    Obwohl James sich kaum vorstellen konnte, dass Jack freiwillig hier war.

    Er sah, wie Beckett auf der Bildfläche erschien, und erwartete ungerührt, aber neugierig, was nun geschehen würde.

    Ihm war bekannt, dass Beckett und Sparrow auf Kriegsfuß standen, und sich gegenseitig verachteten, mehr noch, als er selbst den Piraten hassen können mochte.
    Aus diesem Grund konnte er nicht umhin, eine gewisse Neugierde an den Tag zu legen, was die beiden Männer betraf.



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 02.08.2006, 17:25


    Norrington verfolgte das Schauspiel vom Balkon aus, und konnte nicht umhin zufrieden zu lächeln, als Sparrow auf dem Boden landete.

    Jedem das, was er verdiente.
    Und Sparrow war bekanntlich Abschaum.
    Die Erde nicht wert, auf der er stand.

    Norrington nahm einen erneuten Schluck Wein aus dem Kristallglas, und lehnte sich gemütlich gegen die Balkonbrüstung.
    Von seiner Postion aus konnte er alles überblicken, und verstehen, was vor dem Anwesen gesprochen wurde, ohne dabei selbst entdeckt zu werden.

    Bevor allerdings überhaupt etwas gesprochen wurde, segelte Becketts Handschuh durch die Luft.

    Ein Handschuh im Gesicht zur Begrüßung?
    James hob die Augenbrauen.
    Man konnte einen Mann mit einem Schwert an der Kehle begrüßen, oder mit gezogenem Revolver... aber ein Handschuh?
    Nun, vielleicht mochte das die Art sein, wie ein Lord mit seinen Gefangenen umging.
    James Norrington allerdings entlockte es nur ein belustigtes Lächeln, und Sparrow selbst schien sich auch nicht weiter dafür zu interessieren.

    „Wenn Eure Fehde ihrem Instrument gleicht, so seid nicht enttäuscht, wenn ich mich nicht fürchte. Vor seidigen Stickereien ist noch nie jemand geflohen und dass Euer Gemüt mehr dem Samt denn dem Stahl entspricht, das vermag ich wohl zu bestätigen.“

    Obwohl Sparrow nur flüsterte, vernahm Norrington jedes einzelne Wort gestochen scharf, und ihm entging auch nicht das Glitzern in den Augen das Piraten, welches mit ihnen ging.

    Bislang hatte er Sparrow für einen Mann gehalten, den kaum ein Wässerchen trüben konnte. Doch in diesem Augenblick gewahrte er, dass es durchaus Dinge gab, die auch ein Jack Sparrow verabscheute, und Beckett gehörte ganz zweifellos dazu.
    James ertappte sich dabei, wie er tatsächlich etwas wie... Mitleid - oder war was Sympathie? Vielleicht auch einfach nur.... Verbundenheit zu dem Piraten verspürte - und es gefiel ihm gar nicht.
    Er schüttelte energisch den Kopf.

    Mit Sparrow hatte er nichts mehr am Hut.
    Sie hatten ihre Rechnung zwar nicht beglichen, aber Norrington würde sich damit begnügen, nie wieder an diesen Mann zu denken.
    Sparrow war für ihn unwichtig, solange die Gunst von Beckett auf seiner Seite blieb. Und das würde sie, denn dafür würde er sorgen.
    Sein Blick fiel auf die dunkelrote Flüssigkeit in dem Kristallglas, und er wusste, dass der Gedanke, den er hegte, ihm mißfiel.
    Beckett war ein gefährlicher Mann, einer Schlange gleich, der nur seinen eigenen Zielen Rechenschaft trug, und mit den Menschen spielte.
    Gedeih und Verderben lag in seinen Händen, und er setzte diese Macht gnadenlos ein.
    Beckett hatte damals, vor Monaten, einen Haftbefehl gegen ihn erlassen.
    Was war es für eine Ironie, ausgerechnet von diesem Mann nun die vollständige Begnadigung zu erwarten?
    Und was gab er dafür?
    Er machte sich von ihm abhängig!
    War ihm das völlig egal?
    Konnte es ihm egal sein?

    Er war nicht nur deswegen Commodore geworden, weil er gelernt hatte Befehle zu befolgen, sondern weil er gelernt hatte, sich durchzusetzen, und die Dinge offen anzuzweifeln, die ihm suspekt waren, oder von seinen eigenen Ansichten abwichen.

    Hatten seine Ansichten - oder er sich selbst so drastisch verändert, dass er Lord Beckett und alles was er tat, gut heißen konnte?
    Nein.
    Wollte er denn alles gut heißen, was Beckett tat?

    Norrington zögerte.

    „Wenn Ihr denn so bewandert seid, Sparrow, dann wisst Ihr auch, dass Seide einer der widerstandsfähigsten Stoffe ist, den es gibt, ganz zu schweigen von seiner Eleganz. Spottet also nicht, wenn Ihr…“ Beckett sah abfällig an Sparrow herunter. „Nur in Lumpen gekleidet seid." Es entstand eine kurze Pause.
    „Das übliche Verfahren.“ Ordnete Beckett überheblich grinsend an. „Keine Nahrung. Kein Wasser. Kein Schlaf und elf Peitschenhiebe.“

    Nein. Er konnte es nicht, und er wollte es nicht.
    Beckett würde das allerdings nicht interessieren, und Norrington war nicht bereit, das gerade gewonnene Leben wieder leichtfertig wegzugeben.
    Nicht für Jack Sparrow, und auch für keinen anderen Piraten.

    "Ich bin fertig mit euch." Murmelte er leise, doch als wollte die See ihm widersprechen, fuhr eine heftige Brise durch sein Haar.

    Norrington wollte sich gerade abwenden, und wieder in das Esszimmer verschwinden, als ein junger Offizier seine Aufmerksamkeit erweckte.
    Und leider auch die Lord Becketts, welcher von Jack abließ, und sich ganz ausgiebig dem jungen Mann widmete.

    Und das nicht sehr freundlich.
    Und wieder ertappte sich der ehemalige Commodore dabei, wie sein Gerechtigkeitssinn gegen seinen Verstand aufbegehrte, und sich auf die Seite des Jungen stellte.
    Er war mutig, dem Sparrow gegenüber Partei zu ergreifen und sei es nur aus Menschlichkeit, und nicht Sympathie für den Piraten.

    Norrington erschauderte.
    War er schon so kalt geworden?
    Der Junge kannte Sparrow nicht, und hatte Mitleid mit ihm.
    Er selbst kannte Jack - besser als er es selbst wollte - und nahm mit stoischer Miene all das hin, ohne mit der Wimper zu zucken, oder auch nur eine Sekunde lang daran zu denken, dass Sparrow das [i]eben nicht verdiente.[/i]

    Er fröstelte und griff nach seinem Gehrock.
    Vielleicht würde es möglich sein, den Namen des Jungen herauszubekommen, und ihn im Auge zu behalten.

    Schweigend leerte James das Glas in seiner Hand, und als Beckett sich auf den Rückweg machte, verweilte er noch einige Sekunden, bis auch Sparrow aus seinem Blick verschwunden war.

    Dann erst drehte er sich um, und schritt in das Esszimmer zurück.
    Er verschloss die Balkontüre fein säuberlich, und setzte sich an seinen Platz zurück, ganz so, als habe er ihn niemals verlassen, während er darauf wartete, dass der Lord wieder bei ihm eintreffen würde.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 03.08.2006, 19:31


    pp: Korridore

    Beckett trat in das Zimmer ein, sah den Mann noch immer am Tisch sitzen und er schritt mit professionellem Lächeln zu seinem Platz zurück.
    "Verzeiht meine Abwesenheit." sagte er. "Ich bin jedoch zuversichtlich, dass das in aller nächster Zeit nicht noch einmal vorkommen wird."

    Beckett ergriff das Besteck und störte sich nicht im Geringsten an der Tatsache, dass das Mahl abgekühlt war.
    "Manche Dinge jedoch können keinen Aufschub ertragen und dieses Ding gehörte dazu."

    Beckett sah ihn nachdenklich an. "Wo waren wir stehen geblieben?"



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 03.08.2006, 19:38


    Norrington nickte Beckett höflich zu und verbannte alle zuvor gehegten Gedanken aus seinem Bewusstsein - zu mindest, während dieser Mann anwesend war.

    Er griff nach der Weinkaraffe, und gestattete es sich, sein Glas wieder aufzufüllen.

    "Spanien." Antwortete er schließlich.
    "Wir waren bei der Spanischen Arroganz stehen geblieben." Er lächelte und erhob das Glas in Becketts Richtung.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 03.08.2006, 19:47


    Spanische Arroganz. Das war schon viel eher ein Thema nach seinem Geschmack und hatte weniger mit den zuvor erlebten Dingen zu tun.

    "Richtig... Die Spanische Krone... Ich bin gespannt, wie lange sie glauben, sich hier noch behaupten zu können. Ihre Freibeuter taugen nichts und das Militär noch viel weniger."

    Beckett lächelte kurz.

    Beide Kronen hatten ein Problem. Zwei. Einfluss und Geld.
    Ihre Schatzkammern leerten sich langsam aber sicher und das, was sie wieder füllte, war der Handel und der Handel wurde von anderen als Monarchen getätigt. Mit dem Geld schwand auch der Einfluss. Nicht nur, dass Männer wie Swann, die der Krone treu ergeben waren, immer weniger wurden und somit ihre Machtbasis in der Karibik zu wanken begann, getroffen von den Pfeilen der Korruption, sondern auch, dass derjenige in der Heimat immer mehr an die Personen überging, die Geld sicherten, überzeigten Beckett davon, dass er einen besseren Stand hatte im Moment als jeder andere.
    Die Macht wechselte in die Hände der Companies. Die anderen würden sich anpassen müssen oder untergehen, ganz gleich, ob sie Piraten oder die Royal Navy waren.



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 03.08.2006, 20:43


    Auch Norrington gestattete sich an dieser Stelle ein offenes Lächeln.
    "Ein wahres Wort." Antwortete er.

    Die Ausbildung des spanischen Militärs war mehr als lachhaft, und Norrington hatte sich früher oft gefragt, wie man mit so wenig Verstand und Können so viele führende Positionen erreichen konnte, wie es bei den Spaniern der Fall war.
    Er war bereits einigen Spaniern über den Weg gelaufen, und seine Verachtung für sie war von Mal zu Mal gestiegen.
    Allerdings waren sie den Piraten und Freibeutern bei Weitem vorzuziehen, wussten sie doch wenigstens um die Bedeutung von Werten wie Moral und Ehre.

    Freibeuter.
    Die Company war also dabei, ihre eigene kleine Armee von Freibeutern aufzubauen... mit dem Segen des Königs, ohne das dieser bemerkte, dass diese... Freibeuter, die nur der East India Trading Company verpflichtet waren, die Royal Navy aushebeln würde, sobald sie die Chance bekam?
    Der König schaufelte sich sein eigenes Grab und merkte es nicht.
    Oder er merkte es doch, und konnte nicht anders.

    Nachdenklich blickte er auf sein Weinglas.
    Auf welcher Seite stand er?

    Loyal auf der Seite des Königs?
    Des Königs, der zugelassen hatte, dass man ihn verurteilte, und ihm all das nahm, was ihm wichtig gewesen war?

    Oder auf der Seite Becketts, der einen Haftbefehl gegen ihn veranlasst hatte, und faktisch gesehen nun aber die einzige Person war, die ihm wiedergeben konnte, was der König ihm genommen hatte?

    Und egal welche Seite er wählte, würde es die richtige sein?
    Hatte er nicht schon gewählt?

    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, blieb dann allerdings bei einem ihm nur allzugut bekannten Degen hängen.
    Wenig erstaunt hob er eine Augenbraue.

    "Wie ich sehe, seid Ihr sehr erfolgreich darin, Euren Besitz zu mehren." Sagte er, ohne Beckett anzusehen.
    Selbst wenn es sich dabei um die Besitztümer anderer handelt.

    "Es wundert mich nicht, dass Ihr den Wert der Waffe erkannt habt."

    MEINER Waffe!

    Er wandte den Blick langsam ab und wieder Beckett zu.

    Und ich würde sie gerne wieder haben, wenn Mylord belieben.



    Re: Esszimmer

    Lord Beckett - 03.08.2006, 21:12


    Beckett lehnte sich zurück und studierte Norringtons Züge genau, während dieser anderen Gedanken nachzuhängen schienen, die sich schließlich auf den Degen konzentrierten, der wie er wusste einmal dem Mann gehört hatte.

    Wie interessant, dass Ihr von Wert sprecht, Mr. Norrington. Genau das ist es, woran ich bei diesem Kunstwerk auch denke. Ich kann mir gut vorstellen, dass es zu missen Euch nicht besonders passt... aber es eignet sich hervorragend, um Euch klar zu machen, das Euch in Zukunft noch einiges mehr nicht passen wird.

    Beckett erhob sich, wahrscheinlich noch immer von der Überlegenheit gegenüber Sparrow erfüllt und trat zu der Waffe.

    Er hatte Norrington den Einstieg leicht machen wollen und das lag noch immer in seinem Interesse, doch der Mann hatte zu lernen, wo in Zukunft sein Platz sein würde.
    "Ich weiß wohl, dass Ihr der vorherige Besitzer... wart," Beckett ließ das letzte Wort über seine Zunge rollen, um Norrington die Bedeutung klar zu machen. "Und ich bin mir sicher, dass Ihr er wieder werden könntet..."

    Glitzernde Augen sahen den ehemaligen Offizier an. "Wenn Ihr dem Wert dieser Waffe wieder entsprechen werdet, den Ihr so bereitwillig einem Mann geopfert habt, der es seinerseits nicht eine Sekunde lang wert ist... und... effektiv auch nichts getan hat, außer sein eigenes erbärmliches Leben gegen das Eure zu behaupten."
    Das süffisante Lächeln sprach Bände.

    "Und dem Wert entsprechen, das werdet Ihr, wie ich annehme. Im Laufe der Zeit. Einen guten Anfang könnt Ihr morgen früh hinlegen, indem Ihr Mr. Sparrow, der so freundlich oder dumm war sich von uns fangen zu lassen, entlockt wo er seinen Kompass hinverlegt hat. Ich denke... in Zusammenarbeit mit unserem Kerkermeister sollte das durchaus eine Aufgabe sein, die Euch wohl entgegen kommen mag."

    Euch fehlt die Skrupellosigkeit, Norrington. Oder sagen wir lieber, Euch steht etwas im Weg, das gleichsam lästig wie überflüssig ist. Ein Gerechtigkeitsgefühl gegenüber Individuen, die es nicht verdienen.

    Beckett nahm den Degen an sich und sah den konsternierten Offizier still an.
    "Es steht Euch frei, das Mahl zu beenden. Ich für meinen Teil werde mich jetzt jedoch zurückziehen."
    Dieses Mal war Becketts Lächeln tatsächlich überheblich.
    "Ich wünsche einen angenehmen Abend, Mr. Norrington."

    Mit diesen Worten verließ er den Raum.

    tbc: Korridore



    Re: Esszimmer

    James Norrington - 03.08.2006, 21:54


    "Tatsächlich?" Fragte der frühere Commodore, doch seine Worte klangen kühl und distanziert, und nur wenig so, als ob er dem Lord Glauben schenken würde.

    Und was werde ich dafür im Gegenzug wohl geben müssen?
    Meine Dienste gehören Euch bereits.
    Meinen Willen werde ich Euch nicht auch noch überlassen.

    "Ich nehme an, Ihr verlangt dafür eine Gegenleistung?" Mutmaßte er.

    Er schwieg und sah Beckett an.
    Ihm war klar, dass ihm die Worte des Lords missfallen würde.
    Als er sie jedoch vernahm, wusste er, dass sie weit mehr taten, als ihm nur nicht zu gefallen.

    "Sparrows Kompass?" Entgegnete er wenig überrascht.
    "Ihr seid Sparrows doch Habhaft geworden." Meinte er dann. "Es wundert mich, dass er nicht bereits in Euren Händen liegt."

    Aber ich nehme an, dass Sparrow ihn nicht bei sich trug.
    Und nun soll ich die Drecksarbeit für Euch erledigen?
    Ich soll eine Schuld auf mich laden, die die Eurige ist?

    Ihr verlangt von mir meine Unterwerfung...
    Euer Tun... Ihr selbst widert mich an, und ich bin mir sicher, Ihr seid Euch dessen bewusst!

    Seine Augen glitzerten.
    Es gab viele Dinge, die er dem Lord gerne an den Kopf geworfen hätte, doch er musste sich in Geduld üben.
    Und womöglich würde er niemals Gelegenheit erhalten, sie zu äußern.
    Doch welche andere Wahl hatte er?

    Er sah dem Lord schweigend hinterher, verfluchte ihn in Gedanken gleich mehrmals, und warf dann die Serviette auf den Teller.
    Norrington nahm das Glas in die Hand, leerte es in einem Zug, und stellte es auf den Tisch zurück.

    "Verflucht sei Eure Arroganz, Eure Überheblichkeit, und Ihr selbst, Beckett." Murmelte er leise, sah ein letztes Mal zu dem kostbaren Schwert, und verließ dann selbst festen Schrittes das Esszimmer, um seine vorübergehende Unterkunft aufzusuchen.

    tbc: Korridore



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