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Re: Die Zwei aus dem Nichts - Kelari und Lamiá
Lamia - 27.06.2006, 10:54Die Zwei aus dem Nichts - Kelari und Lamiá
Als wir die Augen öffneten war es die Hölle. Wir waren nackt und völlig durchnässt und gefesselt. Ohrenbetäubender Lärm war um uns und am schlimmsten - dieses teuflische Lachen.
So begann unser "Leben".
Mein Name ist Lamiá und dies ist die Geschichte des Leidens zweier Weibchen.
Es ist schwer darüber zu sprechen was Kelari und ich durchgemacht haben, aber ich werde versuchen euch einen Eindruck davon zu geben.
Es muss jetzt etwa 10 Jahre her sein dass wir unsere Existenz begannen. Das erste was wir in unserem Leben erblickten war ein alter, völlig entrückter Troll mit wirrem Haar der uns nur mit einem Lendenschurz bekleidet gegenüberstand. Er rief die ganze Zeit:
"Joaaaa!!! Ich binse de grosste Voodoo-Mann den de Welte geblickt habb!"
" Zwei auffe einmal!
"Un wie schön se wordn sin! Maan!"
"Erschafft ausse dunkle Voodoo!!"
"Min alte Vision wirde endlichs waaahr!"
Und wir wussten nichts. Unsere Köpfe waren buchstäblich leer. Und an diesem Tag begann unser Martyrium. Der alte, irre Troll, dessen Namen wir nie erfuhren, hatte uns nur zu einem Zweck erschaffen...
Ich denke es ist nicht nötig euch noch genauer zu beschreiben welchen Zweck wir in den folgenden Jahren erfüllten. Wir verbrachten diese
Zeit in einem Kellerloch, hatten keine Kleidung, kaum zu essen und unsere einzige Gesellschaft waren wir uns selbst. Und natürlich der greise Troll. Wie wir es fürchteten wenn wir das Poltern seines Krückstocks auf der Treppe hörten...und seinen irren Singsang der Vorfreude...immer wenn er uns besuchte...
Es muss wohl an die 7 Jahre gedauert haben bis wir endlich den Mut fassten etwas zu ändern. Mittlerweile ist es für uns beide ein Rätsel wie der Alte uns so lange gefügig halten konnte. Sicher hat unser Häuptling Kul'jin recht, der schon in unserem ersten Gespräch meinte "Mit so krasse Voodoo kanns echt viel schlimms anrichtn, ey", oder so ähnlich. An diesem Tag nach 7 Jahren, nach einem weiteren Besuch unseres Peinigers, bemerkten wir dass der inzwischen wohl recht senil gewordene Voodoo-Troll seinen Krückstock in unserem Keller vergessen hatte. Und wir konnten hören wie er auf der Treppe gerade kehrt machte, vermutlich um ihn zu holen.
Und da sah Kelari mich an, küsste mich zum ersten mal und erhob sich. Ihr Blick hatte sich verändert. Ihre Augen, die ich so gut kannte, schimmerten wie von einem inneren Feuer erhellt. Sie nahm den Krückstock des Alten in ihre Hand und wartete an der Tür. Ich war immer noch wie gelähmt. Dann: ein Klirren des Schlüsselbunds, ein Knacken des Türschlosses, ein Quietschen der alten Scharniere. Und als dieser alte Dämon seinen Kopf zur Tür hereinsteckte ließ Kelari - oh du wundervolles Weibchen! - den Stab auf den Schädel des Alten niedersausen, Blut spritzte an die Wand neben ihm und ein leises Knacken war zu hören. Und da konnte auch ich es sehen. Wir würden nicht hier enden. Kelari drosch wie von Sinnen auf den reglos daliegenden ein. Und jetzt richtete auch ich mich auf. Ich schritt neben sie, nahm ihr den Stab aus der zitternden Hand und sah dem wimmernden Haufen vor uns in das eine Auge, das Kelari ihm nicht zerschlagen hatte. Und mit einem Hieb, der all meinen Hass, all meinen Schmerz in seiner Bahn trug löschte ich das Licht in diesem Auge aus.
Ich ergriff die Hand der immer noch völlig verstörten Kelari und rannte mit ihr die Treppe hoch. Auf unserem wirren Weg durch die Hütte des Voodoo-Trolls erblickten wir vieles das ich jetzt nicht mehr beschreiben kann, zu grausiges, zu unvorstellbares. Und unsere Köpfe waren immer noch leer. Doch dann sahen wir durch einen Spalt in der Wand etwas so wundervolles dass wir anhalten mussten, etwas das uns fast den verkümmerten Verstand raubte: wir sahen zum ersten mal das Licht der Sonne. Wieder blickte Kelari in meine Augen, und wieder küssten wir uns.
Wir begannen Seite an Seite auf die Bretter der Wand einzuschlagen und gemeinsam rissen wir mit blutenden Händen ein Loch das gross genug war um hindurch zu kriechen.
So wurden Kelari und Lamia in die wirkliche Welt geschleudert. Zwei Weibchen ohne Herkunft, vereint in Liebe und Leid. Wir hatten in unserem Leben nur zwei Dinge getan - Tuk-Tuk und Töten - aber wir sind bereit zu lernen und zu wahren, würdigen Trolls zu werden.
Wir danken Häuptling Kul'jin und dem Stamm der Zul'Ackee dafür dass wir jetzt endlich eine Heimat gefunden haben, einen Ort wo wir sein können wie wir sind.
Taz'Dingo euch allen.
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