Adventliche Texte

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Adventliche Texte"

    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 16:31

    Adventliche Texte
    Das Winter Weihnachtswunder

    Mit einem Kirschzweig bei Kälte gepflückt
    hast du dir einmal dein Zimmer geschmückt

    An einem Kirschzweig blüht`s kirschblütenweiss
    am Weihnachtstage trotz Schnee und trotz Eis

    Mit einem Kirschzweig - hast du es gesehn?-
    kann tief im Winter ein Wunder geschehn



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 16:35

    Advent
    Ganz langsam möcht ich gehn durch diese Zeit
    Zeit möcht ich haben für die Stille und den Mond
    für manches Herz das seine Tränen
    nur den Sternen weint
    und Zeit für Dich
    mein Gott

    Ganz langsam möcht ich Dir entgegen gehn
    Vertrauend dass
    Du da schon bist, wohin ich will.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 16:36

    Engel
    Ein Engel ist jemand
    den Gott dir ins Leben schickt
    unerwartet und unverdient
    damit er Dir wenn es ganz dunkel ist
    ein paar Sterne anzuendet



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 18:50

    Engelsegen
    Möge ein Engel vor dir hergehen
    und dir die Richtung weisen
    in der du Erfüllung findest
    Schritt für Schritt

    Möge ein Engel hinter dir stehen
    und dir den Rücken stärken
    damit du aufrecht und wahrhaftig
    leben kannst

    Möge dich ein Engel begleiten
    zu deiner Rechten und zu deiner Linken
    damit du bewahrt bleibst vor den Angriffen derer
    die es nicht gut mit dir meinen

    Möge ein Engel unter dir stehen
    um dich zu tragen
    wenn du keinen festen Boden mehr unter dir spürst

    Möge ein Engel in dir sein
    um deine Tränen zu trocknen
    und dein Herz
    mit dem Licht der Zuversicht erhellen

    Möge ein Engelüber dir sein
    um dich zu behüten
    vor den alltäglichen Gefahren
    damit kein Unheil dein Leben bedroht

    Mögen dich alle Engel des Himmels
    mit ihrem Segen erfüllen und umhüllen
    an allen Tagen deines Lebens
    und in jeglicher Nacht



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 18:55

    Engel Tage
    Manchmal wünsche ich ein Engel käme
    und nähme mich in die Arme
    wenn alle anderen
    mir die kalte Schulter zeigen

    Manchmal wünschte ich ein gutes Wort
    drängt an mein Ohr
    wenn die schlimmen Nachrichten
    meine Seele lähmen

    Manchmal wünschte ich
    einen freundlichen Blick
    der mir begegenet
    wenn Blicke mich schneiden
    und wir einander erstarren

    Manchmal wünschte ich mir einen Engel
    der mich an der Hand nimmt
    und mit einem Händedruck mich spüren lässt
    Ich bin mit dir und für dich



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:02

    Es geht ein heimlich Funkeln
    Es geht ein heimlich Funkeln
    durch alle Welt verhüllt
    Es steht ein Stern im Dunkeln
    die Zeit ist nun erfüllt

    Die Weisen in den Winden
    sind aller Fragen satt
    Der Engel soll sie finden
    der gute Botschaft hat

    Die Hirten in den Flocken
    haben nicht Haus noch Licht
    bald wire ein Wort frohlocken
    das heisst: Fürchtet euch nicht

    Ein Kind wird uns geboren
    im Stall bei Lamm und Stier
    Die Welt ist nicht verloren
    das Himmelreich ist hier



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:31


    Draußen ist es dunkel,
    draußen ist es kalt,
    oh, komm doch bald, Herr Jesus,
    ach, komme bitte bald!

    Lass uns nicht länger warten
    und nicht im Dunklen stehn!
    Wir warten auf dein Kommen,
    wir wollen dich, Herr, sehn.

    Drinnen in dem Zimmer
    scheint hell der Kerzen Schein,
    ihr warmer, heller Schimmer
    lässt ganz getrost uns sein.

    Die erste Kerze „Hoffnung",
    sie bringt uns Zuversicht.
    Sie leuchtet hell und kraftvoll,
    spricht: „Fürchtet euch doch nicht!“

    Die zweite Kerze „Frieden“,
    bringt Ruh’ in unser Herz.
    Sie nimmt uns unsre Trauer
    und lindert unsern Schmerz.

    Die dritte Kerze „Liebe“,
    sie nimmt sich unser an.
    Sie lässt uns, Herr, erkennen,
    was du für uns getan.

    Die vierte Kerze „Glauben“,
    sie bringt uns neuen Mut,
    sie weist, Herr, auf dein Kommen,
    ja, es wird alles gut.

    Advent, heißt für uns Ankunft,
    ja, wen erwarten wir?
    Wir warten auf dein Kommen,
    wir sehnen uns nach dir.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:47


    Segen
    Fürchte dich nicht,
    dein Gott, der dich erwählt und beim Namen gerufen hat,
    gibt dir Zukunft und Hoffnung!
    Fürchte dich nicht,
    dein Weg, den du gehst und den dein Gott mit dir geht,
    ist gesegnet für eine Zukunft.
    Fürchte dich nicht,
    dein Gott, der für dich da ist, für immer,
    er wird gut für dich sorgen.
    Vertrau auf ihn und verlass dich auf ihn!
    Und so segne dich der gute und der treue Gott,
    der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
    Amen.
    Paul Weismantel



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:49


    Der Herr segne Dich:
    Er öffne Deine Augen,
    damit Du immer und überall
    seine Taten und Wunder erkennst
    in den unscheinbaren Dingen
    der Welt und des Alltags.
    Er öffne Deine Ohren,
    damit Du in allem Gewirr der Stimmen
    sein Wort erkennen kannst
    und verstehst, was er Dir sagen will.
    Er gebe Dir Mut und Kraft,
    unbeirrt deinen eigenen Weg zu gehen,
    den er Dir vorgezeichnet hat,
    der allein zu Deinem Glück führt,
    auf dem er Dich immer begleitet.
    Er befreie Dich
    von allen inneren und äußeren Zwängen.
    In den Bedrängnissen,
    die Dir auf dem Weg widerfahren,
    schenke er Dir Kraft seines Kreuzes
    die Freiheit des Herzens.
    Er lasse Dich seine Nähe erfahren
    in jeder Freude Deiner Tage,
    aber ebenso und noch mehr,
    wenn alle Lichter ausgehen
    in Dir und um Dich;
    dann sei er selbst Dein Licht.
    Er wandle Dein Herz,
    dass es fröhlich sei in der Hoffnung,
    stark in der Traurigkeit des Daseins,
    unerschütterlich im Vertrauen auf Dich.
    Er beglücke jeden Menschen,
    für den Du sorgst, für den Du bittest,
    mit gleicher heller Segensfülle.
    Er rufe Dich bei Deinem Namen.
    Er hat Dir das Leben geschenkt und will,
    dass Du lebst und glücklich bist.
    Er wird Dich zu seiner Zeit
    in ein neues Leben führen
    durch die Nacht des Todes.
    Daher öffne er Deine Lippen,
    damit Dein Mund niemals aufhöre
    Dich zu loben, Dir zu danken,
    Dich zu rufen:
    ABBA, LIEBER VATER!
    Clarentiner-Missionare



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:50


    Gesegnet seist du
    in deinen Schritten der Achtsamkeit
    die dich immer mehr du selbst werden lassen.
    Gesegnet seist du
    in deiner Aufmerksamkeit
    aus deiner Mitte heraus
    mitzugestalten an einer zärtlicheren Welt.
    Gesegnet seist du
    im Verbinden von Erde und Himmel
    indem du in dir selber
    das Helle und Dunkle verbindest.
    Gesegnet seist du
    im Weitertragen der Sehnsucht
    die dich jeden Tag
    den Geschenkcharakter des Lebens erfahren lässt.
    Gesegnet seist du
    in diesem Neuen Jahr
    im Sorgetragen zu deinem Leben
    um vermehrt auch für andere Aufstehen zu können
    darin erfährst du Gottes Wegbegleitung
    jeden Augenblick deines Daseins.
    Pierre Stutz



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:51


    Was es ist
    Es ist Unsinn
    sagt die Vernunft
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe

    Es ist Unglück
    sagt die Berechnung
    Es ist nichts als Schmerz
    sagt die Angst
    Es ist aussichtslos
    sagt die Einsicht
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe

    Es ist lächerlich
    sagt der Stolz
    Es ist leichtsinnig
    sagt die Vorsicht
    Es ist unmöglich
    sagt die Erfahrung
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe
    Erich Fried



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:52


    Der Gott des Lichtes und des Lebens
    strahle leuchtend auf über uns.
    Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
    und wärme unsere Herzen
    mit seiner Lebensglut,
    damit wir erkennen seine Güte
    und seine Barmherzigkeit,
    die übereich sind für jeden von uns.
    Er lasse uns aufstehen,
    wenn Leid unser Leben lähmt –
    uns lasse uns seine Stimme hören,
    wenn er ruft:
    Ich will, dass du lebst.
    Dies sei heute sein Segen für uns,
    damit wir nie ohne sein Licht
    und ohne seine Liebe leben.
    Er schenke uns den Frieden
    des Herzens: Gott-mit-uns
    an jedem neuen Tag
    Amen.
    Herbert Jung



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 19:55


    1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
    Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
    Ein König aller Königreich,
    Ein Heiland aller Welt zugleich,
    Der Heil und Leben mit sich bringt;
    Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
    Gelobet sei mein Gott,
    Mein Schöpfer, reich von Rat.

    2. Er ist gerecht, ein Helfer wert,
    Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
    Sein Königskron ist Heiligkeit,
    Sein Zepter ist Barmherzigkeit.
    All unsre Not zum End er bringt.
    Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
    Gelobet sei mein Gott,
    Mein Heiland, groß von Tat.

    3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
    So diesen König bei sich hat.
    Wohl allen Herzen insgemein,
    Da dieser König ziehet ein.
    Er ist die rechte Freudensonn,
    Bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
    Gelobet sei mein Gott,
    Mein Tröster, früh und spat.

    4. Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit,
    Eu'r Herz zum Tempel zubereitt´.
    Die Zweiglein der Gottseligkeit
    Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
    So kommt der König auch zu euch,
    Ja, Heil und Leben mit zugleich.
    Gelobet sei mein Gott,
    Voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

    5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
    Meins Herzens Tür dir offen ist.
    Ach zeuch mit deiner Gnade ein;
    Dein Freundlichkeit auch uns erschein.
    Dein Heilger Geist uns führ und leit
    Den Weg zur ewgen Seligkeit.
    Dem Namen dein, o Herr,
    Sei ewig Preis und Ehr.

    Autor: Lars Winterberg



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 20:09


    Engel

    Engel, komm, und bring mir Freude,
    komm und mach das Herz mir leicht,
    dass in Zukunft, so wie heute,
    Hoffnung alle Welt erreicht.

    Engel, komm, und bring uns Frieden,
    komm, beende allen Streit,
    lass uns dem die Freundschaft bieten,
    dem wir feind in letzter Zeit.

    Engel, komm, und bring uns Liebe,
    Licht, das uns im Dunkeln scheint.
    Hilf, dass ich versteh und übe,
    dass nur Hingabe uns eint.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 20:10


    Knecht Ruprecht

    Von drauss' vom Walde komm ich her;
    Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Allüberall auf den Tannenspitzen
    Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
    Und droben aus dem Himmelstor
    Sah mit grossen Augen das Christkind hervor;

    Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
    Da rief's mich mit heller Stimme an:
    "Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
    Hebe die Beine und spute dich schnell!
    Die Kerzen fangen zu brennen an,
    Das Himmelstor ist aufgetan,
    Alt' und Junge sollen nun
    Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
    Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
    Denn es soll wieder Weihnachten werden!"

    Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
    Meine Reise fast zu Ende ist;
    Ich soll nur noch in diese Stadt,
    Wo's eitel gute Kinder hat."

    - "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
    Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
    Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
    essen fromme Kinder gern."

    - "Hast denn die Rute auch bei dir?"
    Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
    Doch für die Kinder nur, die schlechten,
    Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
    Christkindlein sprach:" So ist es recht;
    So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"

    Von drauss' vom Walde komm ich her;
    Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Nun sprecht, wie ich's hier innen find!
    Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

    Theodor Storm (1817-1888)



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 11.11.2010, 20:24


    Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.

    Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.

    Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. 'Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?' fragte ich einmal meine Mutter. 'Ja, man sagt's.' - 'Ja ... ich hab' ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte ...'

    'Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist', sagte meine Mutter. 'Hat er denn keine Geschwister?' fragte ich. 'Nein - er ist ganz allein auf der Welt...'

    Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte.

    Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.

    Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. 'Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?' - 'Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause.'

    Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem 'Zuhause2. - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.

    Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: 'Du bist ein guter, kleiner Bub.' Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.

    Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte 'gebrüllt'.

    Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: 'Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend...'

    Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und daß es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 08:24


    Der Gott des Lichtes und des Lebens
    strahle leuchtend auf über uns.
    Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
    und wärme unsere Herzen
    mit seiner Lebensglut,
    damit wir erkennen seine Güte
    und seine Barmherzigkeit,
    die übereich sind für jeden von uns.
    Er lasse uns aufstehen,
    wenn Leid unser Leben lähmt –
    uns lasse uns seine Stimme hören,
    wenn er ruft:
    Ich will, dass du lebst.
    Dies sei heute sein Segen für uns,
    damit wir nie ohne sein Licht
    und ohne seine Liebe leben.
    Er schenke uns den Frieden
    des Herzens: Gott-mit-uns
    an jedem neuen Tag
    Amen.
    Herbert Jung



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 08:29


    Es war Winter, dicke Schneeflocken wirbelten durch die Luft und bedeckten die Stadt mit einer dicken, weißen Decke. In den Fenstern funkelten Kerzenlichter, es wurde gebacken und der Christbaum geschmückt; denn morgen war Heiligabend. Alle freuten sich auf das Weihnachtsfest, Kinder spielten vergnügt im Garten. Auf den Straßen roch es nach frischem Lebkuchen. Doch nicht alle Kinder waren fröhlich. Ein kranker Junge saß mit traurigen Augen am Fenster und beobachtete das Schneetreiben. Er hatte einen Schal um den Hals gewickelt und seine Nase war ganz rot. Während die Kinder draußen ausgelassen Schneeflocken fingen und einen großen Schneemann

    bauten, musste er in seinem Bett liegen, weil er Schnupfen und Husten hatte.
    So saß er da und schaute den Schneeflocken nach, die an seinem Fenster vorbei wehten. Eine von ihnen - die Kleinste - setzte sich auf sein Fensterbrett, um sich vom Fliegen zu erholen. Sie sah den kranken, traurigen Jungen am Fenster und erzählte es den anderen Schneeflocken. Sie fassten einen Plan. Zusammen flogen sie zu dem kranken Jungen und setzten sich an die Fensterscheibe. Der kranke Junge schaute immer noch mit traurigen Augen aus dem Fenster.

    Leise flüsterte das kleine Schneeflöckchen der Schneeflocke neben ihr etwas ins Ohr und die flüsterte es zu der nächsten. Dann setzten sie sich alle so auf die Fensterscheibe, dass sie aussahen wie ein großer, weißer Eisstern. Die Augen des kranken Jungen fingen an zu leuchten; jetzt war er gar nicht mehr traurig.

    Um das kleine Schneeflöckchen berühren zu können, streckte er seine Hand zum Fenster. Vorsichtig fasste der kranke Junge an die Scheibe und legte seine Hand auf den Stern aus Schneeflocken. Für ein paar Augenblicke konnte er das kleine Schneeflöckchen ganz nah spüren. Und als er seine Hand wieder wegnahm, hatten sich die Flocken plötzlich zu einem Herz geformt. Sie änderten ständig ihre Form und erfreuten den kranken Jungen mit immer neuen Bildern. Lachend spielte der kranke Junge mit den Schneeflocken an seinem Fenster. Am nächsten Tag war Weihnachten und er würde weiter aus dem Fenster schauen, um die Schneeflocken zu beobachten und gesund zu werden, denn morgen war ja Heiligabend.

    Autor Unbekannt



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:18


    Jingle Bells
    (mit deutschem Text)

    Jingle Bells, Jingle Bells,
    Klingt's durch Eis und Schnee.
    Morgen kommt der Weihnachtsmann,
    kommt dort von der Höh'.
    Jingle Bells, Jingle Bells,
    es ist wie ein Traum.
    Bald schon brennt das Lichtlein hell
    bei uns am Weihnachtsbaum.

    Wenn die Winterwinde weh'n,
    wenn die Tage schnell vergeh'n,
    wenn im Schranke ganz verheimlichvoll,
    die bunten Päckchen steh'n,
    dann beginnt die schöne Zeit,
    auf jeder sich schon freut.
    Und die Menschen seh'n so freundlich aus
    und singen weit und breit -- O

    Jingle Bells, Jingle Bells,
    klingt's durch Eis und Schnee.
    Morgen kommt der Weihnachtsmann,
    kommt dort von der Höh'.
    Jingle Bells, Jingle Bells
    es ist wie ein Traum.
    Bald schon brennt das Lichtlein hell
    bei uns am Weihnachtsbaum.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:20


    Stern über Bethlehem

    1.
    Stern über Bethlehem zeig uns den Weg,
    führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht,
    leuchte du uns voran, bis wir dort sind,
    Stern über Bethlehem führ uns zum Kind.



    2.
    Stern über Bethlehem, nun bleibst du stehn,
    und lässt uns alle das Wunder hier sehn,
    das da geschehen, was niemand gedacht,
    Stern über Bethlehem in dieser Nacht.



    3.
    Stern über Bethlehem, wir sind am Ziel
    denn dieser arme Stall bringt doch so viel.
    Du hast uns hergeführt, wir danken dir,
    Stern über Bethlehem, wir bleiben hier.



    4.
    Stern über Bethlehem, kehr'n wir zurück,
    steht noch dein heller Schein in uns'rem Blick
    und was uns frohgemacht, teilen wir aus,
    Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:21


    Weißer Winterwald

    Glockenklang aus der Ferne
    Über uns leuchten Sterne
    Kein Mensch weit und breit
    Nur wir sind zu zweit
    Wandern durch den weißen Winterwald.

    Schnee und Eis hört man knistern
    weil wir leis nur noch flüstern
    wir fühlen uns ganz
    wie Gretel und Hans
    wandern durch den weißen Winterwald.

    LEISE LEISE FALLEN WEISSE FLOCKEN
    UND EIN REH SCHAUT AUS DEM WALD HERAUS.
    BRAUNE AUGEN BLICKEN GANZ ERSCHROCKEN.
    IST'S DIR IM WALD ZU KALT, KOMM MIT NACH HAUS.

    Am Kamin ist ein Plätzchen,
    das gehört unserm Kätzchen.
    Das teilt es mit dir.
    Dann wandern wir hier
    morgen durch den weißen Winterwald.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:23


    Vorschlag an den Nikolaus

    Hör mal lieber Nikolaus,
    ich möchte dir was sagen,
    wenn Du kommst in unser Haus,
    dann helf ich dir beim tragen.

    Ich weiß Du trägst den großen Sack
    am allerliebsten huckepack.
    Doch wenn du mich als Helfer hast,
    dann teilen wir die schwere Last.
    Ich nehm das eine Ende
    in meine starken Hände.

    Wir tragen alles rein ins Haus
    Du setzt Dich in die Ecke
    und ziehst dir Deine Stiefel aus
    ich hol dir noch ne Decke.

    Ich deck Dich damit leise zu
    und lass Dich unbedingt in ruh
    Du musst doch wirklich müde sein.
    Drum mach ich jetzt auch ganz allein
    den großen Sack zur Hälfte leer,
    dann hast du's nachher nicht so schwer.

    Wenn Du aufwachst bring ich Dir
    noch schnell etwas zu trinken.
    Du ziehst weiter, ich bleib hier,
    natürlich werd ich winken.

    Ich seh Du trägst den großen Sack
    nun ohne Mühe huckepack.
    Die Füße tun Dir nicht mehr weh,
    Du stapfst ganz munter durch den Schnee.
    Ach Nikolaus wie bin ich froh.
    Das machen wir jetzt immer so !!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:27


    Rudolph, das Rentier mit der Roten Nase

    Hoch oben im Norden, wo die Nächte dunkler und länger und der Schnee viel weißer ist als in unseren Breitengraden, sind die Rentiere beheimatet. In jedem Jahr geht der Weihnachtsmann dort auf die Suche nach den stärksten und schnellsten Tieren, um seinen gewaltigen Schlitten durch die Luft zu befördern. In dieser Gegend lebte eine Rentierfamilie mit ihren fünf Kindern.. Das Jüngste hörte auf den Namen Rudolph und war ein besonders lebhaftes und neugieriges Kind, das seine Nase in allerlei Dinge steckte. Tja, und diese Nase hatte es wirklich in sich. Immer, wenn das kleine Rentier-Herz vor Aufregung ein bisschen schneller klopfte, leuchtete sie so rot wie die glühende Sonne kurz vor dem Untergang.
    Egal, ob er sich freute oder zornig war, Rudolphs Nase glühte in voller Pracht. Seine Eltern und Geschwister hatten ihren Spaß an der roten Nase, aber schon im Rentierkindergarten wurde sie zum Gespött der vierbeinigen Racker. "Das ist der Rudolph mit der roten Nase", riefen sie und tanzten um ihn herum, während sie mit ihren kleinen Hufen auf ihn zeigten. Und dann erst in der Rentierschule! Die Rentier-Kinder hänselten ihn wo sie nur konnten.
    Mit allen Mitteln versuchte Rudolph seine Nase zu verbergen, indem er sie mit schwarzer Farbe übermalte. Spielte er mit den anderen verstecken, freute er sich, dass er diesmal nicht entdeckt worden war. Und im gleichen Moment begann seine Nase so zu glühen, dass die Farbe abblätterte.
    Ein anderes Mal stülpte er sich eine schwarze Gummikappe darüber. Nicht nur, dass er durch den Mund atmen musste. Als er auch noch zu sprechen begann, klang es als säße eine Wäscheklammer auf seiner Nase. Seine Mitschüler hielten sich die Rentier-Bäuche vor Lachen, aber Rudolph lief nach Hause und weinte bitterlich. "Nie wieder werde ich mit diesen Blödhufen spielen", rief er unter Tränen, und die Worte seiner Eltern und Geschwister konnten ihn dabei nur wenig trösten.
    Die Tage wurden kürzer und wie in jedem Jahr kündigte sich der Besuch des Weihnachtsmannes an. In allen Rentier-Haushalten wurden die jungen und kräftigen Burschen herausgeputzt. Ihre Felle wurden so lange gestriegelt und gebürstet bis sie kupfernfarben schimmerten, die Geweihe mit Schnee geputzt bis sie im fahlen Licht des nordischen Winters glänzten. Und dann war es endlich soweit. Auf einem riesigen Platz standen Dutzende von Rentieren, die ungeduldig und nervös mit den Hufen scharrten und schaurig-schöne Rufe ausstießen, um die Mitbewerber zu beeindrucken. Unter ihnen war auch Rudolph, an Größe und Kraft den anderen Bewerbern zumeist deutlich überlegen. Pünktlich zur festgelegten Zeit landete der Weihnachtsmann aus dem nahegelegenen Weihnachtsdorf, seiner Heimat, mit seinem Schlitten, der diesmal nur von Donner, dem getreuen Leittier gezogen wurde. Leichter Schnee hatte eingesetzt und der wallende rote Mantel war mit weißen Tupfern übersät. Santa Claus machte sich sofort an die Arbeit, indem er jedes Tier in Augenschein nahm. Immer wieder brummelte er einige Worte in seinen langen weißen Bart.
    Rudolph kam es wie eine Ewigkeit vor. Als die Reihe endlich bei ihm angelangt war, glühte seine Nase vor Aufregung fast so hell wie die Sonne. Santa Claus trat auf ihn zu, lächelte freundlich und - schüttelte den Kopf. "Du bist groß und kräftig. Und ein hübscher Bursche dazu ", sprach er, "aber leider kann ich dich nicht gebrauchen. Die Kinder würden erschrecken, wenn sie dich sähen." Rudolphs Trauer kannte keine Grenzen. So schnell er konnte, lief er hinaus in den Wald und stampfte brüllend und weinend durch den tiefen Schnee.
    Die Geräusche und das weithin sichtbare rote Licht lockten eine Elfe an. Vorsichtig näherte sie sich, legte ihre Hand auf seine Schulter und fragte : "Was ist mit dir?"
    "Schau nur, wie meine Nase leuchtet. Keiner braucht ein Rentier mit einer roten Nase!" antwortete Rudolph.
    "Das kenne ich", sprach die Elfe, "ich würde gerne im Weihnachtsdorf mit den anderen Elfen arbeiten. Aber immer, wenn ich aufgeregt bin, beginnen meine Ohren zu wackeln. Und wackelnde Ohren mag Santa Claus nicht."
    Rudolph blickte auf, wischte sich mit den Hufen die Tränen aus den Augen und sah eine bildhübsche Elfe, deren Ohren im Rhythmus eines Vogelschlags hin und her wackelten.
    "Mein Name ist Herbie", sagte sie schüchtern. Und während sie sich so in die Augen sahen, der eine mit einer leuchtend roten Nase, die andere mit rhythmisch wackelnden Ohren, prusteten sie urplötzlich los und lachten bis ihnen die Bäuche weh taten.
    An diesem Tag schlossen sie Freundschaft schwatzten bis in die Nacht und kehrten erst am frühen Morgen heim.
    Mit Riesenschritten ging die Zeit auf Weihnachten zu. Herbie und Rudolph trafen sich in dieser Zeit viele Male im Wald. Alle waren mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest so beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie sich das Wetter von Tag zu Tag verschlechterte.
    Am Vorabend des Weihnachtstages übergab die Wetterfee Santa Claus den Wetterbericht. Mit sorgenvoller Miene blickte er zum Himmel und seufzte resigniert : "Wenn ich morgen anspanne, kann ich vom Kutschbock aus noch nicht einmal die Rentiere sehen. Wie soll ich da den Weg zu den Kindern finden?"
    In dieser Nacht fand Santa Claus keinen Schlaf. Immer wieder grübelte er über einen Ausweg nach. Schließlich zog er Mantel, Stiefel und Mütze an, spannte Donner vor seinen Schlitten und machte sich auf den Weg zur Erde. "Vielleicht finde ich dort eine Lösung", dachte er. Während seines Fluges begann es in dichten Flocken zu schneien. So dicht, dass Santa Claus kaum etwas sehen konnte.
    Lediglich ein rotes Licht unter ihm leuchtete so hell, dass ihm der Schnee wie eine riesige Menge Erdbeereis vorkam. Santa Claus liebte Erdbeereis. "Hallo", rief er, "was hast du für eine hübsche und wundervolle Nase! Du bist genau der, den ich brauche. Was hältst du davon, wenn du am Weihnachtstag vor meinem Schlitten herläufst und mir so den Weg zu den Kindern zeigst?"
    Als Rudolph die Worte des Weihnachtsmannes hörte, fiel ihm vor Schreck der Tannenbaum zu Boden und seine Nase glühte so heftig wie noch nie in seinem Leben. Vor lauter Freude fehlten ihm die Worte. Erst langsam fand er seine Fassung wieder.

    "Natürlich furchtbar gerne. Ich freu' mich riesig."
    Doch plötzlich wurde er sehr traurig. "Aber wie finde ich den Weg zurück zum Weihnachtsdorf, wenn es so dicht schneit?"
    Im gleichen Moment, in dem er die Worte aussprach, kam ihm eine Idee.
    "Bin gleich wieder da", rief er, während er schon in schnellem Galopp auf dem Weg in den Wald war und einen verdutzten Santa Claus zurückließ. Wenige Minuten später kehrten ein Rentier mit einer glühenden Nase und eine Elfe mit wackelnden Ohren aus dem Wald zurück. "Sie wird uns führen, Santa Claus", sagte Rudolph voller Stolz und zeigte auf Herbie. "Mit ihren Ohren hält sie uns den Schnee vom Leibe. Und sie kennt den Weg."
    "Das ist eine prachtvolle Idee", dröhnte Santa Claus. "Aber jetzt muss ich zurück. Auf morgen dann."
    Und so geschah es, dass Santa Claus am Weihnachtstag von einem Rentier mit einer roten Nase und einer Elfe mit wackelnden Ohren begleitet wurde.
    Rudolph wurde für seine treuen Dienste am nächsten Tag von allen Rentieren begeistert gefeiert. Den ganzen Tag tanzten sie auf dem großen Marktplatz und sangen dazu : "Rudolph mit der roten Nase, du wirst in die Geschichte eingehen."
    Und es muss jemanden gegeben haben, der Santa Claus und seine beiden Helfer beobachtet hat. Sonst gäbe es sie heute nicht, die Geschichte von Rudolph mit der roten Nase.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:29


    Der kleine Schutzengel
    von Sieglinde Breitschwerdt


    Sehnsüchtig sah Emanuel zu, wie wieder viele Engel die Himmelsleiter hinabstiegen. Sie beeilten sich, wollten rechtzeitig an Ort und Stelle sein, um die Neugeborenen zu beschützen.
    "Ach, was würde ich dafür geben, wenn ich auch ein Schutzengel sein dürfte", seufzte er. "Aber ich habe ja noch nicht einmal Flügel!"
    "Emanuel, komm zu mir!" rief Erzengel Gabriel. Er nahm den Kleinen an die Hand und führte ihn zur himmlischen Kleiderkammer. Weiße Gewänder, Flügelpaare und Heiligenscheine wurden dort aufbewahrt.
    Gabriel suchte für ihn ein passendes Gewand, Flügelchen und einen Heiligenschein aus. Er half ihm beim Anziehen, steckte die Flügelchen fest und sagte:
    "So mein Kleiner, jetzt bist du ein Schutzengel!"
    Emanuel hüpfte vor lauter Freude im Kreis und fragte aufgeregt: "Wohin schickst du mich?"
    Gabriel zeigte in die Ferne. Am Himmel leuchtete ein wunderschöner Stern mit einem langen silbernen Schweif: "Folge immer diesem Stern, solange, bis er stehen bleibt. Dort wird heute Nacht ein neuer, großer König geboren! Er wird für alle Menschen der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung sein!"
    Ein König, dachte Emanuel und ihm wurde ganz bange: "Braucht ein großer König nicht auch einen großen Schutzengel?"
    Der Erzengel lächelte und drückte ihm sanft den Heiligenschein aufs Haupt: "Nein, nein! Ein kleiner König und ein kleiner Engel passen gut zusammen!"
    Wenig später kletterte Emanuel die Himmelsleiter hinab und folgte immer dem großen Stern.
    Ich werde auf meinen König gut aufpassen, dachte er. Wehe, wenn ihm einer etwas tut, dann verhau' ich ... Erschrocken hielt er inne. Ein richtiger Engel durfte so etwas nicht einmal denken.
    Hin und wieder schaute er zum Himmel. Er bemerkte, daß der Stern allmählich langsamer wurde. Erstaunt blickte er sich um. Nirgends sah er einen Palast, oder wenigstens ein großes vornehmes Haus?
    Er kam durch ein kleines Dorf. Die meisten Häuser waren alt und verfallen, in denen nur arme Leute wohnten.
    Neben einem Gasthof stand ein Stall; über ihm blieb der Stern stehen.
    Geduldig wartete er darauf, daß der Stern weiterwandern würde. Aber nichts geschah.
    Oh mein Gott, durchfuhr es ihn, ich bin dem falschen Stern gefolgt! Vielleicht habe ich mich verlaufen? Ratlos setzte er sich nieder.
    Da fiel ihm der kleine König ein, den er beschützen sollte.
    Emanuel war so traurig, dass er bitterlich weinte.
    Plötzlich fühlte er etwas Weiches an seinem Knie. Ein Schaf rieb sein Köpfchen daran. "Warum bist du so traurig, kleiner Engel?" fragte es.
    "Ich habe mich verlaufen!" schluchzte er.
    "Verlaufen?" blökte das Schaf verwundert.
    Er nickte.
    "Irgendwo wird ein neuer König geboren, und nun hat er keinen Schutzengel, weil ich den Palast nicht finden kann!"
    Emanuel nahm den Zipfel seines Gewands und schneuzte sich.
    "Im Stall wird auch ein Kind geboren! Aber das sind sehr arme Leute!" mähte das Schaf. "Sie kamen mit einem Esel aus einer fernen Stadt!"
    Emanuel sah sich um. Er entdeckte auch keinen anderen Engel.
    Er streichelte dem Schaf über das Köpfchen und murmelte: "Das arme Kind. Kein Schutzengelchen weit und breit!"
    "Dann beschütze doch du das Kind!" schlug das Schaf vor. "Arme Leute haben es nicht leicht im Leben!"
    Er nickte. Das Schaf hatte recht. Der kleine Engel stand auf und ging in den Stall. Ein Ochse und ein Esel lagen im Stroh.
    Ein älterer Mann stand neben seiner junge Frau, die ihr Kind in die Krippe legte. Emanuel trat näher und sah sich das Neugeborene genauer an. Es war ein hübscher kleiner Junge.
    Plötzlich hörte er Räderknirschen, Hufgetrampel und Gewieher; dem folgten Fanfarenstöße und Herolde riefen: "Macht Platz für die Könige!"
    Prunkvoll geschmückte Pferde und Kamele hielten vor dem Stall.
    Drei Könige in kostbare Gewänder gehüllt, mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern, betraten den ärmlichen Raum. Sie beglückwünschten die Eltern zur Geburt ihres Kindes und überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Es waren Geschenke für das Neugeborene.
    Sie knieten vor der Krippe nieder und jeder König küßte dem kleinen Jungen das Händchen.
    Wenig später kamen Hirten. Als sie das Kind in der Krippe sahen, gaben sie ihm alles, was sie hatten: Brot und Käse, Früchte und Wein, dann knieten auch sie nieder.
    Ehrfurchtsvoll und staunend hatte Emanuel alles beobachtet.
    Sein kleiner Schützling musste schon etwas Besonderes sein, wenn Könige wie Hirten gleichermaßen vor ihm niederknieten.
    Er beugte sich etwas vor - und das Kind lächelte ihn an.
    Ich habe mich doch nicht verlaufen, dachte der kleine Schutzengel überglücklich. Ich bin auch nicht dem falschen Stern gefolgt. Er ist der neue große König, der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, und ich... ich ... ich darf ihn beschützen!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:33


    Papa, erzähl mir vom Himmel
    Märchen beginnen normal immer mit „ Es war einmal“.
    Meine heutige Weihnachtsgeschichte, nicht. Denn diese Geschichte kann jedes Jahr und überall geschehen, aber eben nur - in der Weihnachtszeit.


    Ein Vater hatte gerade seine kleine Tochter vom Kindergarten abgeholt und wie jeden vorangegangenen Tag fragte Klein Anna auch heute: „ Papa wie oft noch schlafen bis das Christkind kommt?“

    „ Du kannst es ja heuer überhaupt nicht erwarten – aber ich sage es dir – einmal noch schlafen und dann kommt das Christkind!“

    „ Einmal noch! Nur noch heute? Dann kommt das Christkind mit all den Packerln? – Glaubst du daß es meinen Wunschzettel gefunden hat?“

    „ Er war weg!“ ------„ Ja du weist – wie oft bei mir ein Spielzeug weg ist und das hat auch nicht das Christkind geholt!“

    „ Anna das ist doch ganz was anderes – deine Spielsachen tauchen alle wieder einmal auf –untern Bett – im Kasten oder sonst wo!“

    „ Und Mama? Hat die auch das Christkind geholt?“

    „ Wie kommst du auf das??“ -------„ Na ja wegen dem Wunschzettel, den hat doch das Christkind geholt – dann hat sie vielleicht auch die Mama.....

    „ Ja das kann man auch so sagen – Mama ist im Himmel – und das Christkind auch!“

    „ Papa du schreibst doch Bücher und Geschichten hast du auch eine über den Himmel!“

    „ Nein, aber ich werde dir heute vor dem einschlafen eine Geschichte über den Himmel erzählen –aber jetzt laß uns einmal nach Hause gehen“

    Hand in Hand ging Vater und klein Anna die Straße entlang – überall in den Fenstern sah man schon Weihnachtsbeleuchtungen, in manchen Vorgärten standen beleuchtete Tannenbäume.

    Klein Anna plapperte ununterbrochen ---„ Nur noch einmal schlafen“ „ Nur noch einmal schlafen“ ------ und der Vater überlegte sich die ganze Zeit was er über den Himmel erzählen sollte. Zu Hause war es schön warm, überall standen Adventsachen, kleine Engel als Kerzenleuchter, Weihrauchhäuschen, ein Adventkranz hing von der Decke und auch eine Krippe durfte nicht fehlen.

    Klein Anna lief sofort in ihr Zimmer, denn sie hatte in der Früh vergessen das
    23zigste Türchen vom Advent - Kalender aufzumachen.

    „ Papa ein Schokolade –Stern! Darf ich noch naschen?“---- „ Nein erst nach den Abendessen“

    „ Zu spät! Er war so weich, daß ich ihm nicht mehr halten konnte!“---- „ Anna --man darf doch zu Weihnachten nicht lügen!“------- „ Sonst schon?“------- „ Anna bitte geh jetzt Hände waschen und komm essen!“

    „ Okay, aber vergiß nicht, du hast mir versprochen eine Geschichte über den Himmel zu erzählen“

    Während des Essens und auch als Anna badete überlegte der Vater: “Was soll ich über den Himmel erzählen? Vielleicht vergißt sie? Oder – mir wird schon was einfallen“

    Nach den baden wollte Anna unbedingt noch das Video vom „Rudolf das Renntier“ sehen – der Vater verzichte zum zwanzigsten mal auf die Abendnachrichten – denn so oft hatten sie sich heuer schon den „Rudolf“ angeschaut. „ Aber dann ins Bett“------- „ Und nur noch einmal schlafen!“

    Als der Film zu Ende war lief Anna zum Fernseher drückte die Austaste, lief zurück zum Vater, kuschelte sich an ihm und sagte „ Und nun noch die Geschichte vom Himmel!“

    „ Nun gut – der Himmel ist ganz, ganz weit oben, manchmal ist er ganz blau mit kleinen weißen Wolken und in der Nacht...“ ---- „---sind Sterne und der gute alte Mond, Papa das weis ich doch – Ich will nicht wissen AM Himmel ich möchte was wissen -- IM Himmel“

    „ Aha, na gut, im Himmel ist jetzt irrsinnig viel los – das Christkind hat alle Wunschzettel eingesammelt und abgeliefert. Jetzt sind alle Engel beschäftigt diese Kinderwünsche zu erfüllen.“

    „Die Mama ist ja auch im Himmel, ist sie auch ein Engel?“ --„ Aber ja mein Liebes, sie ist Dein Schutzengel „ --- „Dann hat sie auch meinen Wunschzettel gelesen?“

    „ Aber sicher, du wirst sehn morgen abend unter den Weihnachtsbaum werden alle deine Wünsche erfüllt sein.

    Heute Nacht wird aber noch gearbeitet, gebastelt und genäht, gehämmert und geklopft und das so laut, daß davon Frau Holle aufwacht und ihre Betten schüttelt daß es auch so richtig weihnachtlich auf Erden wird. --- Mama hat den Schnee so geliebt, sie war dann wieder wie ein Kind...... und dann kam die Krankheit --- und dann waren nur noch wir zwei.“

    Und der Vater erzählte noch soviel vom Himmel, daß er gar nicht gleich merkte, daß Anna schon eingeschlafen war.

    Er brachte sie ins Bettchen und verließ ganz leise das Kinderzimmer. Dann holte er den Wunschzettel und überprüfte nochmals alle Geschenke. Bei den Päckchen mit der Puppe, die weinen und Mama sagen kann, wechselte er den Anhänger nochmals aus. Statt "Vom Christkind" schrieb er „Von Deiner Mama“ und er merkte gar nicht daß unter den Tränen die Tinte zerrann.

    Da er innerlich so aufgewühlt war und sicher noch nicht schlafen konnte setzte er sich an die Schreibmaschine und schrieb „ Papa, erzähl mir vom Himmel“.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:35


    Das kleine Mädchen und
    das Licht der Weihnacht
    von Rolf Tischer

    Es war am Heilig Abend und Marie-Luise kam wieder einmal zu spät nach Hause. Wie fast jeden Tag war sie zum spielen in den Stadtwald gegangen und wurde dort durch die niedlichen Eichhörnchen abgelenkt. Sie hatte den niedlichen Tierchen beim Spielen zugeschaut und darüber die Zeit vergessen. Sie sahen aber auch zu possierlich aus, wenn sie aufgeregt von Baum zu Baum hüpften, im Schnee vergeblich nach Nüssen suchten und aufgeschreckt durch die Menschen, plötzlich wieder am Baum hingen.

    Aber all das interessierte ihren Stiefvater nicht. Sie war wieder einmal zu spät nach Hause gekommen und nur das zählte für ihn. Er schimpfte und sagte: "So unpünktlich wie du bist, verpasst du noch das Christkind heute abend! Geh noch zum Kaufmann und hole mir Zigaretten, bring auch ein Feuerzeug mit!"

    Ihre Mutter war eine kleine zierliche Person, die ihrem Mann noch nie widersprochen hatte, gab Marie-Luise Geld und sagte: "Zieh deine warmen Stiefel und den neuen Mantel an, es ist schon kalt draußen!"

    Marie-Luise ging und merkte dass es wieder anfing zu schneien. Die Luft war kalt und der Schnee fiel in immer dickeren Flocken vom Himmel. Ob die Eichhörnchen bei dem dichten Schnee zu den Nüssen finden würden?

    Ihr Weg war nicht weit und so entschloss sie sich, im Stadtwald vorbei zu sehen wie es den Eichhörnchen ging, oder ob sie sich vor dem Schneefall versteckten.

    Am Stadtwald angekommen sah Marie-Luise ein armes Mädchen das barfuss, frierend auf einer Bank sass. Sie setzte sich zu dem Mädchen auf die Bank und fragte: " Warum gehst du nicht nach Hause, hier ist es doch viel zu kalt und du wirst krank werden, wenn du hier sitzen bleibst." Das Mädchen erzählte, dass es von zu Hause weggelaufen war, weil ihre Mutter sie so sehr geschlagen hatte. Sie wollte nicht mehr nach Hause gehen, denn dort hatte sie niemand lieb. Ich will zu meinen Großeltern ans andere Ende der Stadt gehen und dort Weihnachten feiern. Aber mir ist so kalt und es ist noch ein weiter Weg! Marie-Luise überlegte wie sie dem Mädchen helfen könne und da kam ihr die rettende Idee: " Wenn ich mich beeile bin ich in ein paar Minuten beim Kaufmann und dann auch schnell zu Hause, da werde ich nicht besonders frieren, ich gebe dir meine Stiefel und den Mantel, dann kannst du zu deinen Großeltern gehen. Marie-Luise zog sich schnell die Stiefel und den Mantel aus und gab beides dem Mädchen.

    Schnell lief sie zum Kaufmann um die Zigaretten und das Feuerzeug zu kaufen. Der alte Mann hinter dem Tresen sagte zu ihr: "He Kleine, wie läufst du denn bei der Kälte rum! Barfuss mit einem dünnen Kleid! Du holst dir ja den Tod!" Ich habe keinen weiten Weg und bin gleich wieder zu Hause."
    " Na dann beeil dich, ich mache jetzt auch Feierabend, ich will mit meinen Kindern noch in den Kindergottesdienst gehen."

    Marie-Luise beeilte sich und lief schnell nach Hause. Sie rannte um die Ecken ....und da passierte es. An einer Zaunecke blieb sie mit Ihrem Kleid an einer Zaunlatte hängen und ihr neues Kleid zerriss. Ein großer Riss ging quer über die Seite. Sie erschrak und dachte, was wird wohl mein Stiefvater sagen? Dieses Mal wird er richtig böse sein. Sie fing an zu weinen und ging langsam weiter. Plötzlich merkte sie, dass sie nicht mehr auf dem Heimweg war, sondern wieder am Stadtwald stand. Dem Ort, der ihr immer wieder Trost gab, wenn sie traurig war. Sie sah wieder Eichhörnchen und wie sie glücklich durch den Schnee tollten. Marie-Luise bemerkte nicht die Kälte um sie herum und wurde immer glücklicher.

    Plötzlich merkte Marie-Luise das es dunkel und gleichzeitig auch kalt wurde. Sie bemerkte die Kälte, die schnell von ihren Füßen aufwärts stieg. Marie-Luise muss sich irgendwie wärmen und da fiel ihr das Feuerzeug ein das sie ja noch hat. Sie warf es an und wärmte sich die Finger an der Flamme. Die Finger wurden zwar ein bisschen warm, aber es half nichts, die Füße wurden immer kälter sie spürte sie schon nicht mehr.

    Da raschelte es im Gebüsch neben ihr und sie bekam Angst, lief davon, weg vom Weg, quer durch den Wald. Nur weg von dem schrecklichen Ort. Es wurde immer finsterer um sie und sie fürchtete sich immer mehr. Marie-Luise wußte nicht mehr wo im Wald sie war, obwohl sie doch so oft hier war. Aber nie war es dunkel und kalt, richtig furchteinflössend wie heute abend!

    Marie-Luise sah mit ihren verweinten Augen ein flackerndes Licht. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Und so ging sie darauf zu und hoffte, dass sie sich dort wärmen könne und vielleicht auch nach dem Weg zu fragen.

    Sie kam an einen Schuppen, in dem ein Feuer durchs Fenster zu sehen war, also ging sie hinein um sich zu wärmen. Drinnen war es sehr warm, schon fast heiß, dachte sie. Da bemerkte sie, dass es kein normales Feuer war, sondern der Schuppen brannte! Eine Petroleumlampe war umgekippt und so hatte das Stroh Feuer gefangen. Sie wollte schnell wieder raus laufen, da bemerkte sie in einer Ecke des Schuppens eine kleine verängstigte Katze sitzen. Sie dachte nicht an die Gefahr in die sie sich begab und ging schnell in den Schuppen zurück. Marie-Luise nahm die Katze und ging schnell wieder raus aus dem Schuppen. Sie drückte die Katze an sich und schützte sie vor der Kälte. Mit der Katze auf dem Arm machte sich Marie-Luise weiter auf die Suche nach dem richtigen Weg. Aber der Wald war dunkel und kalt, ein Weg war nirgends zu sehen.

    Da sah Marie-Luise eine Gestalt in der Nähe stehen, diese strahlte ein seltsames warmes Licht aus. Sie ging auf die Gestalt zu und wußte plötzlich wem sie gegenüber stand. Genau so hatte sie sich in ihren Träumen das Christkind vorgestellt. Es muss es sein! Das Christkind hielt eine brennende Kerze in der Hand und obwohl der Wind stark durch die Bäume pfiff verlöschte das Licht nicht. Das Christkind sprach zu ihr: "Nimm die Kerze, sie wird dir den Weg nach Hause zeigen! Marie-Luise nahm die Kerze und stand wieder alleine im Wald, das Christkind war verschwunden, nur die Kerze und die kleine Katze waren noch da. Von der Kerze ging eine große Wärme aus, so dass es Marie-Luise ganz warm wurde. Ein paar Schritte weiter entdeckte sie auch wieder einen Baum den sie kannte, und von dem aus sie den Weg wieder fand. Wie weggewischt war die Angst vor ihrem Stiefvater und so lief sie schnell um nach Hause zu kommen. Sie kam an dem großen Strauch vorbei von dem sie im Sommer immer die leckeren Beeren genascht hatte. Doch was war das? Da hingen in dem Strauch ein paar Stiefel, die gleichen welche sie dem Kind gegeben hatte. Ein paar Schritte weiter hing ein Kleid wie das, welches sie an hat und zerrissen war. Wieder ein Stück weiter hing ein Mantel an einem Baum. Sie zog die neuen Kleider an und machte sich weiter auf den Weg nach Hause.

    Als sie an der Wohnungstüre klingelte öffnete nicht wie sonst ihr Stiefvater die Türe, sondern ihre Mutter. Sie stand mit verweinten Augen in der Tür. Aus Sorge um Marie-Luise war mit dem Stiefvater ein großer Streit ausgebrochen, an dessen Ende er wütend die Wohnung verlies. Ihre Mutter weinte Freudentränen, dass Marie-Luise wieder zu Hause war.

    Gemeinsam mit der kleinen Katze zündeten sie mit der Kerze des Christkindes, die Kerzen des Weihnachtsbaumes an und verbrachten einen schönen friedlichen Heilig Abend.

    Zum Abschluss des Abends gingen sie in die Kirche, um Gott zu danken, dass alles so gut ausgegangen war. Marie-Luise nahm die Kerze des Christkindes mit. Diese war noch kein Stück heruntergebrannt und leuchtete trotzdem hell und warm. Auf dem Weg zur Kirche sahen sie ein Mädchen traurig auf einer Bank sitzen, es war das Mädchen, welches die Kleidung von Marie-Luise erhalten hatte. Sie hatte sich verlaufen und fand den Weg zu ihren Großeltern nicht. Marie-Luise gab ihr die Kerze des Christkindes, damit auch dieses Mädchen noch heute ihr Glück finden könne!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:36


    Vier Kerzen im Advent

    Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.

    Die erste Kerze seufzte und sagte:
    Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht."
    Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.

    Die zweite Kerze flackerte und sagte:
    Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinnmehr, dass ich brenne."
    Ein Luftzug wehte durch den Raum und die zweite Kerze war aus.

    Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort.
    "Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.
    Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

    Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Und es fing an zu weinen.

    Doch da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte:
    "Hab keine Angst, den ich heiße Hoffnung. So lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden!"

    Voller Freude nahm das Kind von der Kerze "Hoffnung" und zündete die anderen Kerzen wieder an.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:38


    Gibt es einen Weihnachtsmann ?
    Der folgende Briefwechsel zwischen Virginia O ´Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert - bis zur Einstellung der "Sun" 1950 - alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung gedruckt.

    Die achtjährige Virginia aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb Sie an die Tageszeitung "Sun" einen Brief: Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer war. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?

    Die Sache war dem Chefredakteur Francis Church so wichtig, das er selber antwortete - auf der Titelseite der "Sun":

    "Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit Ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt.

    Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiß wie die Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben.

    Gewiss, Du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts.

    Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönsten Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter zu erkennen sein.

    "Ist das denn auch wahr?" kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger.

    Der Weihnachtsmann lebt, und er wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen. Frohe Weihnacht, Virginia".

    Dein Francis Church.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:40


    Weihnachten bei Martha und Maria
    von Marion Leineweber
    "Oh, diese verflixte Hektik!" keuchte Martha und richtete sich stöhnend
    auf. Da kippte die Kommodenschublade, in der sie seit fünf Minuten nach
    einem bestimmten Bogen Geschenkpapier gesucht hatte, endgültig auf den
    Fußboden. Ärgerlich sah sie auf die Uhr. "Ich müsste schon seit zehn Minuten
    unterwegs sein, die Frauen werden schön schimpfen, wenn sie in der Kälte vor
    der Türe warten müssen." Sie begann, hastig alles vom Fußboden zu greifen
    und wieder in die Schublade zu stopfen. "Dann werde ich das Geschenk für
    Frau Siebenbrück eben unverpackt überreichen. Immerhin, ein Bändchen kann
    ich noch drumlegen, vielleicht mit einem Tannenzweig und einem
    Strohsternchen ... Moment, die Strohsterne waren doch in der anderen
    Schublade..." Eine zweite Stimme unterbrach ihre Gedanken: "Hier hast du
    deinen Strohstern, er lag direkt vor deinen Füßen!" Maria hielt den
    zerbrechlichen Stern in der Hand und legte Martha die Hand auf die Schulter.
    "Geh du jetzt mal lieber zu deinen Frauen. Die haben ja sonst keinen heute.
    Ich packe dir das Buch schnell ein und bringe es gleich nach. Und die
    Schublade räumen wir eben später auf."
    Martha nickte dankbar und zog sich rasch ihren Mantel an; noch im Weggehen
    gab sie ihrer Schwester Anweisungen: "Stecke einen Tannenzweig mit dem
    Strohstern unter das Geschenkband, goldenes, hörst du! Und nimm das
    rotgoldene Papier! Das sieht freundlicher aus. Am besten packst du alles in
    eine Tüte, dann merkt keiner, dass du es mir nachgebracht hast. Und wenn du
    einkaufen gehst, denk an die Kerzen, keine blauen, sondern goldene! Und die
    Servietten habe ich passend dazu bestellt, sie sind cremefarben mit goldenen
    Tannen oder so ... Ach, ja, dann muss die Gans noch aufgetaut werden - ..."
    "Nun geh schon endlich, die alten Damen erfrieren ja sonst!" Maria schob
    ihre Schwester mit sanfter Gewalt aus der Tür.
    Nun war sie wenigstens ein Zeitlang allein. Aufatmend schloss sie die
    Haustür. In einer Viertelstunde etwa würde das Kaffeetrinken im
    Senioren-Frauenkreis zu Ende gehen und das Programm mit Gedichten, Reden
    etc. beginnen, dann erst wurde das Geschenk benötigt. Genug Zeit für eine
    schöne, heisse Tasse Tee!
    Bis das Wasser kochte, konnte sie das Buch noch rasch einpacken. Zum Glück
    war bei dem Schubladenabsturz das richtige Papier zum Vorschein gekommen.
    Bändchen, Tannenzweig und Stern waren ruckzuck befestigt und nun konnte
    Maria ihren dampfenden Tee genießen. Müde fuhr sie sich mit der Hand über
    die Stirn. Die letzten Tage und Wochen vor Weihnachten waren immer der
    reinste Alptraum. Zuerst kamen die alljährlichen Listen! Maria hasste schon
    den Anblick, wenn Martha sich Ende September oder Anfang Oktober mit einem
    Notizblock, Stiften und ihrem "Weihnachtshektik-Blick" abends im Sessel
    zurechtsetzte. Es gab Listen, wer was bis wann erledigt haben musste; Listen
    für Gemeindefeier-Theaterstücke, Geschichten und Gedichte; Listen für Gäste,
    inklusive Speisevorlieben; Geschenklisten für die Familie, Freunde, aktive
    Gemeindeglieder, die Kindergottesdienstkinder, den Frauenkreis... es hörte
    gar nicht mehr auf zu "Listen"...
    Ab dieser Zeit pflegten sich bei Maria die immer wiederkehrenden Träume
    einzustellen, in denen sie mitten in der großen Weihnachtsfeier der Familie
    irgend etwas wichtiges vergessen hatte. Mal lag der ganze Schmutz des
    Vorjahres unter dem Weihnachtsbaum, einmal hatte sie geträumt, dass die
    Geschenke fehlten und ein anderes Mal brach ihr der Schweiß aus, als sie
    feststellte, dass der Weihnachtsbaum selbst nicht vorhanden war. Und lauter
    solche wichtigen Sachen, die einfach nicht fehlen durften!
    Tja, die meiste Arbeit lag nun hinter ihnen. Das Haus samt Fenstern war
    geputzt und geschmückt; das Festessen lag vorbereitet im Kühlschrank, die
    Geschenke für die Familie stapelten sich im Eckschrank und für die Gemeinde
    war nun auch alles fertig. Heute abend würden sie ganz gemütlich den
    Heiligen Abend mit ihren Lieben feiern können. Die letzten Kleinigkeiten
    musste sie gleich noch besorgen, aber nach dem Frauenkreis hatten sie nur
    noch für ihre Feier zu Hause zu sorgen. Naja, dann sind wir ja unter uns, da
    kann man sich dann endlich mal entspannen.
    Sie schrak aus ihren Gedanken - jetzt muss ich aber los! Sonst regt sich
    Martha nur unnötig auf. -
    Etliche Stunden später standen beide in der Küche, mit erhitzten Gesichtern,
    Maria bückte sich zum Backofen, um die Gans zu begutachten, während Martha
    die Kartoffeln aufsetzte. Dabei unterhielten sie sich über die Feier im
    Frauenkreis und die einsamen alten Damen. "Also, heute dachte ich wirklich,
    die letzten würden überhaupt nicht mehr nach Hause gehen. Es tut mir ja auch
    leid, dass sie alle keine Familie haben, aber wir haben hier ja noch genug
    zu tun, bis Lothar und Andreas mit ihren Familien kommen. - Hier, stell das
    mal auf die Fensterbank, zum abkühlen. Hast du den Pudding schon gerührt, du
    weißt, den für die beiden Kleinen. Ach nein, Susanne isst ja lieber Eis,
    dann haben wir auch weniger Arbeit. Und Marianne darf keine fette Soße
    essen, vielleicht rühre ich noch eine leichte Creme mit Joghurt? ... Oder
    sollen wir einfach stattdessen -" "Mensch, Martha, jetzt ist aber Schluss!
    Dann isst Marianne die Kartoffeln eben trocken! Wir sind schließlich kein
    Restaurantbetrieb! Und das Essen ist doch nicht das Wichtigste!"
    "Na gut, wenn du meinst. Alles andere ist ja auch fertig. Der Tisch sieht
    wirklich schön aus, so in Gold und Cremefarben! Richtig edel! Und das
    Weihnachtszimmer ist auch bereit. Hast du daran gedacht, die Geschenke für
    Edelgard in Umweltschutzpapier zu packen? Du weißt doch, dass sie soviel
    Wert darauf legt -" -- "Halt! Ich habe schon dran gedacht und wenn jetzt
    noch was fehlt -"

    Die Türklingel unterbrach sie. Ihre Brüder mit Familien standen vor der Tür
    und begrüßten sie mit Umarmen, Küssen und allem, was dazu gehört. Letzte
    heimliche Päckchen wurden unter den Baum gelegt. Die Schwägerinnen brachten
    noch Salat, Dessert und Gebäck nach speziellen Rezepten mit. Die vier Kinder
    platzten mit ihren Fragen, wann denn endlich Bescherung wäre, in jedes
    Gespräch und hüpften voll Ungeduld herum. Es war wie ein kleiner
    Wirbelsturm, der sich erst nach dem Abendessen allmählich legte.
    Dann kam der feierliche Einmarsch ins Weihnachtszimmer. Maria spielte ein
    Lied auf dem Klavier und mit leuchtenden Augen traten alle ein. Der Baum
    strahlte in festlichem Glanz, und die Geschenke lagen fein säuberlich
    sortiert um ihn herum auf dem Teppich.
    Kaum hatten alle Platz genommen, schlug Martha das erste Lied vor und teilte
    auch gleich die Liederbücher aus. Während des Singens sprang sie dreimal
    auf, um dem Ischiasgeplagten Lothar ein Kissen zu besorgen, eine flackernde
    Kerze zu stutzen und um dem verschnupften Neffen Oliver ein Taschentuch zu
    holen. Traditionsgemäß las der älteste Bruder, Andreas, die
    Weihnachtsgeschichte vor. Er las langsam, mit Betonung, von der guten
    Nachricht Gottes für die Menschen. Beim Zuhören hingen alle ihren eigenen
    Gedanken nach. Die Kinder waren im Geiste schon beim Auspacken der
    Geschenke, die Eltern dachten an ihre eigene Kindheit, Martha rutschte
    unruhig hin und her, und Maria horchte ganz verwundert auf die Worte aus der
    Bibel, als hätte sie sie noch nie gehört. "...siehe, ich verkündige euch
    große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der
    Heiland geboren..."
    Ja, dachte sie, und mit einem tiefen Atemzug lehnte sie sich zurück, das ist
    das Wichtigste, Gott will uns Freude schenken! Und die gilt mir und allen
    anderen hier! "Der Heiland ist geboren."
    Andreas beendete die Weihnachtsgeschichte mit einem kurzen Gebet und wollte
    dann zur Bescherung überleiten.
    Martha war schon aufgestanden, um die Geschenke zu verteilen, aber da bat
    Maria ums Wort. Überrascht blickten alle zu ihr hin. "Ich ... ich möchte
    euch erzählen, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist, als ich die
    Weihnachtsgeschichte zum ...ähm... 45ten Mal hörte. Wie ihr wisst, haben
    Martha und ich wie immer alles vorbereitet, damit wir gemeinsam das Fest
    feiern können. Dass damit eine Menge Arbeit verbunden ist, brauche ich euch
    nicht extra zu sagen und wir tun es auch gerne. Aber in all der Hektik der
    letzten Wochen haben wir... habe ich das Wichtigste vergessen. Über dem
    Putzen, Backen, Kochen, Geschenke aussuchen und verpacken, Baum kaufen und
    schmücken, Lieder und Gedichte für die ganzen Gemeindefeiern aussuchen usw.
    geriet ich fast in Panik, dass ich irgend etwas Wichtiges vergessen könnte.
    Und am Ende hatte ich es wirklich vergessen." Sie blickte Martha an: "Und
    ich glaube, dir ging es genauso. Du arbeitest von früh bis spät, um alles
    vollkommen zu machen. Du willst nichts und niemanden vergessen. Das ist sehr
    lieb von dir! Und doch ist unsere Freude schon vollkommen! - Irgendwie habe
    ich das erst jetzt verstanden! Gott hat alles zu unserer Freude schon
    vollbracht! Es ist schön und wichtig, dass wir auch an andere denken und
    gern etwas für sie tun, aber dann muss die Zeit kommen, wo wir uns hinsetzen
    und selbst die Hände aufhalten. Sonst geht Gottes Geschenk an uns vorüber! -
    Der Heiland ist geboren! Durch ihn hat Gott uns einen Weg geschaffen, der
    uns aus aller Not und Angst und Hektik führt ... ich meine damit, heraus aus
    all dem, was uns quält und auffrisst." Die Kinder kicherten. "Ja, auffrisst!
    Ich jedenfalls habe manchmal das Gefühl, bei lebendigem Leibe gefressen zu
    werden von der Angst, nicht fertig zu werden, etwas falsch zu machen oder
    so... Aber nun habe ich das anders verstanden. Richtig verstanden! Gott
    schenkt uns Freude! Und er will, dass wir
    genießen, was er uns schenkt! - So, liebe Martha, jetzt setzt du dich mal
    einfach hin und lässt dich bedienen. Heute wollen wir einmal unser
    Zusammensein genießen und sollte etwas fehlen, dann -" -- "Dann fehlt es
    eben!" ergänzte Lothar fröhlich, "Und wir werden es nicht vermissen! Und
    wenn die Geschenke ausgepackt sind, Maria, dann würde ich gerne noch einmal
    von dir hören, was du mit dem "Wichtigsten" gemeint hast. Gottes Geschenk
    soll schließlich nicht an mir vorübergehen!"



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:43


    Der Flügelmatz
    eingeschickt von J. Blau-Bermes

    Die kleinsten Englein sitzen abends um den Tisch
    mit blank geputztem Flügelfederwisch.
    Sie schnitzen Sternlein wundervoll gezackt und hold
    und überpinseln sie mit lauter Himmelsgold.
    Der hl. Petrus der geht ab und zu
    mal hier mal da und gönnt sich keine Ruh.
    Guckt über jede Schulter lobt und schilt
    und greift mal selber zu, was nachzuhelfen gilt.
    damit die Bübchen ihre Sachen schön sauber
    und Gott wohlfgefällig machen.
    Ganz hinten in der Eck da ist ein Platz,
    da sitzt vergnügt der kleine Flügelmatz.
    Hat einen Stern schier wie er selbst so groß
    und tuscht und pinselt immer fest darauf los.
    Kreuz und quer, Rumpf und alle Zacken
    und hat vor Eifer schon ganz rote Backen.
    Da plötzlich tönt durch all die Ruh
    ein Schreckensruf, Herrje, was machst denn Du.
    Und alles reckt und guckt und sieht genau,
    der Flügelmatz malt alles himmelblau.
    Und Petrus streng, Bubi, was tust Du da.
    Er aber kräht vergnügt, das ist für die Mama.
    Mama mag himmelblau so schrecklich gern,
    drum tusch ich blau statt golden meine Stern.
    Wenn der dann so schön blau am Himmel strahlt,
    dann weiß sie ganz gewiß, den hat mein Fritz gemalt.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:45


    Wir sagen euch an den lieben Advent
    Text: Maria Ferschl

    Wir sagen euch an den lieben Advent
    Sehet, die erste Kerze brennt!
    Wir sagen euch an eine heilige Zeit.
    Machet dem Herrn den Weg bereit!
    Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr.
    Schon ist nahe der Herr.

    Wir sagen euch an den lieben Advent.
    Sehet, die zweite Kerze brennt.
    So nehmet euch eins um das andere an,
    wie auch der Herr an uns getan!
    Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr.
    Schon ist nahe der Herr.

    Wir sagen euch an den lieben Advent.
    Sehet, die dritte Kerze brennt.
    Nun tragt eurer Güte hellen Schein
    weit in die dunkle Welt hinein.
    Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr.
    Schon ist nahe der Herr.

    Wir sagen euch an den lieben Advent.
    Sehet, die vierte Kerze brennt.
    Gott selber wird kommen, er zögert nicht.
    Auf, auf, ihr Herzen, werdet licht.
    Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr.
    Schon ist nahe der Herr.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:46


    Der Stern
    von Christina Telker
    Ein Sternlein schaut vom Himmelszelt
    hell strahlend in die Winterwelt.
    Es denkt daran wie es einst war
    vor vielen tausend Jahren gar.

    Da gab es einen großen Stern
    der leuchtete in nah und fern.
    Er tat das Wunder allen kund,
    was dort geschah zu jener Stund.

    Geboren sei der Herr der Welt,
    verkündigt er vom Sternenzelt.
    Die Hirten sahen ihn zuerst
    und sind im Stalle eingekehrt.

    Sie blieben an der Krippe stehn
    um sich das Kindlein anzusehn,
    sie fielen auf die Knie gar
    und brachten ihre Gaben dar.

    Auch Caspar, Melchior, Balthasar
    wurden geführt vom Stern fürwahr.
    Sie brachten Weihrauch und auch Myrre
    dem Kindelein zur Freud und Ehre.

    Der Weihnachtsstern mit seinem Glanz,
    erfüllt auch heut die Welt noch ganz.
    Der kleine Stern am Himmel fern,
    erinnert uns daran noch gern.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 12.11.2010, 09:50


    Fröhliche Weihnacht
    Fröhliche Weihnacht überall
    tönet durch die Lüfte froher Schall
    Weihnachtston, Weihnachtsbaum
    Weihnachtsduft in jedem Raum


    Fröhliche Weihnacht überall
    tönet durch die Lüfte froher Schall
    Darum alle stimmet ein in den Jubelton
    denn es kommt das Heil der Welt von des Vaters Thron

    "Fröhliche Weihnacht überall"...
    Licht auf dunklem Wege,
    unser Licht bist du;
    denn du führst, die dir vertrau'n,
    ein zu sel'ger Ruh'.

    "Fröhliche Weihnacht überall"...
    Was wir ander'n taten,
    sei getan für dich,
    daß bekennen jeder muß,
    Christkind kam für mich.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 13.11.2010, 20:48


    Oh du fröhliche, oh du selige
    Oh du fröhliche, oh du selige,
    gnaden bringende Weihnachtszeit!
    Welt ging verloren, Christ ward geboren:
    Freue, freue dich, oh Christenheit!

    Oh du fröhliche, oh du selige,
    gnaden bringende Weihnachtszeit!
    Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
    Freue, freue dich, oh Christenheit!

    Oh du fröhliche, oh du selige,
    gnaden bringende Weihnachtszeit!
    Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:
    Freue, freue dich, oh Christenheit!



    Stille Nacht, heilige Nacht
    Stille Nacht, heilige Nacht!
    Alles schläft, einsam wacht
    Nur das traute hochheilige Paar.
    Holder Knabe im lockigen Haar,
    Schlaf in himmlischer Ruh!
    Schlaf in himmlischer Ruh!


    Stille Nacht, heilige Nacht,
    Hirten erst kund gemacht!
    Durch der Engel Halleluja
    tönet es laut von fern und nah:
    Christ der Retter ist da!
    Christ der Retter ist da!

    Stille Nacht, heilige Nacht,
    Gottes Sohn, o wie lacht
    Lieb' aus Deinem göttlichen Mund,
    Da uns schlägt die rettende Stund,
    Christ, in Deiner Geburt!
    Christ, in Deiner Geburt!



    Leise rieselt der Schnee
    Leise rieselt der Schnee,
    still und starr ruht der See
    weihnachtlich glänzet der Wald:
    Freue dich, Christkind kommt bald!

    In den Herzen ist's warm,
    still schweigt Kummer und Harm,
    Sorge des Lebens verhallt:
    Freue dich, Christkind kommt bald!


    Bald ist heilige Nacht,
    Chor der Engel erwacht,
    hört nur, wie lieblich es schallt:
    Freue dich, Christkind kommt bald!



    Lasst uns alle fröhlich sein
    Lasst uns alle fröhlich sein,
    Preisen Gott den Herren,
    Der sein liebes Söhnelein
    Uns selbst tut verehren!

    Er kommt in das Jammertal,
    Wird ein Knecht auf Erden,
    Damit wir im Himmelssaal
    Große Herren werden.
    Er wird arm, wir werden reich,
    Ist das nicht ein Wunder?
    Drum lobt Gott im Himmelreich
    Allzeit wie jetzunder!

    Herr Christ, nimm unser wahr
    Durch dein'n heil'gen Namen!
    Gib uns ein gut neues Jahr!
    Wer's begehrt, sprech': Amen.




    Auf Ihr Hirten
    Auf, ihr Hirten, höret an, höret an
    was wir neu's vernommen:
    Uns ist fremder Jubelton, Jubelton
    heut' zu Ohren 'kommen.
    Ja, er kommt uns eben vor
    wie ein ganzer Engelchor
    ist kein rauher Schäferton,
    wie vom Himmel klingt es schon.

    Gehet an des Wunders Ort, Wunders Ort,
    nach der Stadt zu eilet.
    Reicht ihm eine reiche Gab', reiche Gab'
    dankbar euch erweiset.
    Mit den Engelchören rein
    stimmen wir ins Loblied ein:
    Gloria in excelsis Deo, Deo!
    Erd' und Himmel sind nun froh.





    Morgen kommt der Weihnachtsmann
    Morgen kommt der Weihnachtsmann
    kommt mit seinen Gaben
    Trommel Pfeifen und Gewehr
    Fahn' und Säbel und noch mehr
    ja ein ganzes Kriegesheer möcht ich gerne haben
    Bring uns lieber Weihnachtsmann
    bring auch morgen bringe
    Musketier und Grenadier Zottelbär und Panthertier
    Ross und Esel Schaf und Stier
    lauter schöne Dinge
    Doch du weißt ja unsern Wunsch
    kennst ja unsre Herzen
    Kinder Vater und Mama auch sogar der Großpapa
    alle alle sind wir da
    warten dein mit Schmerzen



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 13.11.2010, 20:51


    DAS CHRISTKIND
    oder Veva und der große Stern
    Autor: Stijn Streuvels
    Über der ganzen Ebene, soweit sie reichte, lag der Schnee glänzend im Mondschein da. Das erste, was Veva tat, war, dass sie zum Himmel aufblickte, den großen Stern wieder zu finden, und aufgeregt erzählte sie Trese, wie der große Stern gerade über dem Häuschen zu sehen gewesen war, wo das Christkind aufs neue zur Welt kam. Aber nun sah der Himmel ganz anders aus: alle Sterne hatten ihr Licht angesteckt! Am schwarz-blauen Himmelszelt wimmelte es von großen und kleinen Sternen, wirr durcheinander und dicht gesät; sie funkelten und tanzten wie zitternde Feuerfünkchen, wie schelmische Augen, die fortwährend zwinkerten und blinzelten. Und mitten zwischen ihnen hing der schöne runde Vollmond, der die ganze Welt mit silbrigem Glanz übergoss und den Schnee erglitzern ließ, so weit das Auge reichte. Der Wind hatte sich gelegt, und es war ganz still in dieser Nacht. Der Schnee krachte, er knirschte unter jedem Schritt; an anderen Stellen war er pulverig wie leckeres Backmehl, das unter dem Fuß aufstäubt.

    Veva fand jetzt alles noch viel einsamer und stiller als am Abend. Es beängstigte und erfreute sie zugleich, wenn sie daran dachte, dass
    es nun Nacht war, die echte heilige Christnacht, und dass sie sich aufgemacht hatte, das Jesuskind zu schauen; es war zu überwältigend, um es zu glauben. Sie stapfte zwischen Trese und der Mutter einher, und das war ihr das einzig Sichere, daran sie sich überzeugen konnte, dass es kein Traum war, was sie hier draußen auf dem Feld erlebte. Und doch, es kam noch die Kälte dazu! Die Kälte, die überall hinkniff, wo sie bloße Haut vorfand, und den ganzen Körper des Kindes wie mit tausend Nadeln stach, so dass es tüchtig wehtat.

    Zu Hause am Herd war es so warm gewesen, dass sie es nun draußen schwer aushalten konnte - der Unterschied war gar zu groß. Aber als sie so mit den Zähnen klapperte, dass Mutter es hörte, warf diese ihr ihren Mantel über den Kopf, und nun wurde es wirklich lustig. Veva lief wie in einem Kapellchen, im dunkeln, aber warm eingemummt, und nun wußte sie selbst nicht mehr recht, ob sie vorwärtsging oder an Ort und Stelle trippelte; sie ließ sich nur führen, hielt Mutters Hand fest und fing an, von ihrem unsagbaren Glück zu träumen. Die Pächtersfrau und die Magd plauderten leise miteinander. Veva aber wollte oder konnte es nicht hören, weil sie sich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigte.

    Nach einer Weile öffnete Veva den Mantel einen Spalt breit, und als sie mit einem Auge durchguckte, sah sie vorn Trese, die alte Magd, die mit beiden Bündeln am Arm unter dem weit offen stehenden Mantel einem wandelnden Fuder Heu glich. Nun wagte Veva noch einen Blick, um in die Ferne auszuschauen, und wahrhaftig; „Sieh, Mutter“, rief das Kind, „siehst du es! Das Licht brennt noch! da ist's!“ „Ja, das ist das Kätnerhaus, wir sind bald da...“
    „Und was willst du nun zu dem Kindlein sagen?“ Veva wusste nicht, was sie antworten solle; sie hatte nicht daran gedacht, dort etwas zu sagen - das würde sie sich nie getrauen -, sie wollte nur das Kindlein still bewundern. „Ich will es ansehen, Mutter“, sagte sie.
    „Und hast du das Kindlein nichts zu fragen? Das ist aber wenig.“
    Veva überlegte, aber sie konnte es sich nicht denken, sonst noch irgend etwas zu tun als das göttliche Kind anzuschauen. Sie war voll schaudernder Ehrfurcht vor dem, was sie erleben sollte, und schätzte diese Gunst allein so hoch, dass kein anderes Verlangen in ihr aufkommen konnte. Sie fühlte sich unwürdig, wie die dürftigste unter den Hirtinnen, die voll Glückseligkeit, aber voll Furcht sich leise nahen und niederknien und kaum aufzuschauen wagen zu dem göttlichen Kind, das wirklich aus dem Himmel auf die Erde herabgestiegen ist. Sie konnte es sich nicht anders vorstellen; sie kam nur, anzubeten, und schon das war ein großes Glück für sie. Aber nun erfüllte Mutters Vorschlag, der sie wie eine große Überraschung traf, ihr Herz mit neuer Freude.

    „Du musst das Christkind bitten, dass es nächstes Jahr auch einmal zu uns auf den Hof kommt“, sagte Mutter.
    „Ach ja!“ dass sie daran nicht gedacht hatte! Dies war die passende Gelegenheit, sich diese Gunst für das nächste Jahr auszubitten.
    „Ach, wenn das geschehen könnte!“, sagte Trese. Keine von den dreien wusste noch etwas hinzuzufügen; sie schwiegen, als geschähe es aus Ehrfurcht, weil sie sich jetzt dem Häuschen näherten. Das Licht, das sie aus weiter Ferne hatten blinzeln sehen, war nun ganz nah, und wirklich, nun traten sie leiser auf und hielten inne, um die Ruhe nicht zu stören; denn hier war es stiller als selbst auf der weiten Fläche, wo sich nichts bewegte. Vor der Tür zauderten sie noch ein wenig, dann klopfte Trese mit dem Knöchel sacht an das Fensterchen und flüsterte, das Gesicht gegen den Spalt gedrückt: „Meetje, mach auf, Trese ist da und hat gute Begleitung mit...“ Veva hielt den Atem an, so ergriffen und scheu war sie. Sie fürchtete, dass
    nun nach all dem langen Warten am Ende noch etwas dazwischenkommen könnte: dass sie nicht eingelassen würden, dass sie das Kindlein nicht zu sehen bekämen oder dass es vielleicht schon fort wäre...
    Aber Meetje öffnete hastig die Tür. „Womit kann ich euch dienen?“ fragte das Frauchen, verwundert über diesen späten Besuch. „Die Pächterin vom Gutshof und ihr Töchterchen würden jetzt gern das Christkind sehen“, antwortete Trese in dem gleichen gewollt feierlichen Ton. Aber nun tat er seine Wirkung: „Ei, ei!“ rief das Frauchen mit verhaltenem Atem und gedämpfter Stimme. „Wer ist da? Ist's wirklich wahr? Die Herrin selbst? Wie kommen wir zu dieser Ehre? Und Trese, die alte Trese, noch so spät... Gott, was für Sachen! Und in der Christnacht noch dazu! Kommt doch herein! Und ich laß euch da in der Kälte stehen, wo es so friert!“ Das Frauchen hatte ganz den Kopf verloren; sie stotterte und stammelte vor Verwunderung. Sie könnten nichts dafür, dass es hier so dunkel sei, weil sie nur ein Lämpchen hatten, und das müßte in der Webkammer brennen bei der Wöchnerin... Veva schlüpfte an Mutters Rock mit herein, blieb bestürzt stehen und blickte bebend in die Dunkelheit. „Kommt nur, ihr Leute“, flüsterte Meetje und drückte leise die Tür der Kammer auf, wo das Lämpchen brannte.

    Eine warme muffige Treibhausluft schlug ihnen entgegen, aber weder die Pächterin noch die Magd sahen, wie man da hineinkommen könnte. Mit Mühe mussten sie sich alle vorwärts schieben und sich zwischen Kamin und Stühlen durchquetschen; die Kammer war so klein, dass
    beinahe kein Platz mehr übrig blieb, weil der Webstuhl und das Bett den ganzen Raum in der Mitte ausfüllten. Der Mann war von dem Flachsfaserfeuerchen aufgesprungen und schaute erschrocken, wer da nun so unerwartet hereinkäme. Er suchte Platz zu schaffen und schob die Stühle aus dem Weg und stellte sich selbst in den äußersten Winkel. Die Frau im Bett öffnete ihre großen Augen und richtete sich halb auf, um sehen zu können; da verklärte ein leises glückliches Lächeln ihre Züge. So voll und so durcheinander stand hier alles unter der Balkendecke zwischen den weißgekalkten Lehmwänden, dass man das Ganze nicht recht übersehen konnte. Aber Veva hatte es doch schnell entdeckt: vor dem Bett, in dem die Frau lag, stand auf vier plumpen Beinen eine hölzerne Mulde, und darin lag etwas, das mit Webabfall und Lumpen umwickelt war, und ganz in der Ecke hinter diesem wirklichen Krippchen standen Lenchen und Trinchen! Die erschrockenen Gesichter der beiden Mädchen blickten verwundert auf, und Veva sah, dass die beiden die Krippe bewachten, in der das Kindlein liegen müsste. Das Mädchen wusste nicht, wie sie dort hinkommen sollte, aber sie wagte nicht sich zu rühren, noch zu sprechen.

    „Dicht bei dicht macht warm“, sagte Meetje Moeie freundlich, „es ist hier zwar etwas eng, wir sitzen alle in ein und demselben Nest, da spart man Feuerung... Wir wärmen uns gegenseitig, seht...“ Und sie wies auf eine dunkle Höhlung auf dem Boden zwischen dem Fußende des Bettes und der Mauer: „Da liegen schon zwei Schläfer, und die beiden ältesten müssen gleich noch mit hinein - das ist die Schlafstelle für die Mädchen.“ Dann zeigte sie auf das ausgetretene Loch unter dem Webstuhl: „Das ist das Bett der beiden Jungen, sie liegen auch schon drin.“
    Es war zu dunkel, als dass man etwas unterscheiden hätte können, und es mußte der Pächterin allmählich zum Bewusstsein kommen, wie es hier von Kindern wimmelte und wie die untergebracht waren. „Schlafen die Würmchen auch nur so auf der Erde?“, fragte sie teilnehmend.
    „Ach da liegen sie warm, sie haben zusammengeballte Säcke und ein paar Lumpen in ihrer Kuhle, und sie wärmen sich aneinander“, sagte Meetje Moeie.

    „Still, dass sie nicht wach werden! flüsterte die Bäuerin, denn sie fürchtete, es möchte jeden Augenblick ein tüchtiges Geschrei losbrechen, wenn das Kroppzeug munter würde. Gott, wie war es möglich, hier so aufeinandergepackt zu hausen? Jetzt merkte sie, dass
    es hier noch an anderem als an Kinderwindeln und leinenen Lappen fehlte. Sie wußte nicht, was sie tun oder sagen sollte, so beschämt war sie, hier als behäbige Bäuerin zu stehen, und es tat ihr leid, dass sie nicht viel mehr mitgebracht hatte, was diesen Leuten dienen könnte. Diesen Weihnachtsbesuch hatte sie als reine Freundlichkeit aufgefasst, um einer Laune ihres Kindes zu genügen, aber nun sah sie den Ernst der Lage, und ein grenzenloses Mitleid erfüllte ihr Gemüt. Als sie sich nach Veva umsah, merkte sie, dass das Kind - Gott weiß wie - durch den engen Raum zwischen den Stützen des Kamins und dem Webstuhl zu der Krippe geklettert war und an die beiden andern geschmiegt dastand. Die Arme eins um des andern Schulter geschlungen, beugten sie sich über die hölzerne Krippe und verharrten in starrer Bewunderung. Das älteste Mädchen hatte ein Tuch zurückgeschoben, und nun lag das Gesichtchen des Neugeborenen frei. Sobald sie es gesehen hatte, wusste Veva nicht mehr, was rund um sie her vorging, sie sah das Kindlein: ein ganz kleines Kindlein, Äuglein und Mündchen zugekniffen, ein Gesichtchen, nicht größer als eine kleine Faust... Sie sah es an und konnte sich nicht satt sehen daran. Noch niemals hatte sie solch einen kleinen, kleinen Säugling gesehen, und sie wagte erst nicht zu glauben, dass er lebte.

    Die Pächterin kümmerte sich um die Frau, die im Bett lag; sie murmelte ganz leise, während Trese und Meetje Moeie die Bündel aufmachten. Aber Veva sah und hörte nichts von alledem; sie fühlte sich in dem Besitze dessen, was ihr höchstes Verlangen darstellte: nun war sie überzeugt, dass
    sie wirklich vor der Krippe stand und das Jesuskind anschauen durfte; sie dachte keinen Augenblick daran, dass
    es so ganz anders war, als sie es sich früher vorgestellt hatte. Von der übernatürlichen Klarheit war hier nichts, nichts von dem Glanze und dem Leuchten, die das göttliche Kind ausstrahlen müsste, keine schwebenden Engel, kein himmlischer Gesang; aber dies alles vermisste Veva nicht einmal, denn eine wunderbare Klarheit strahlte aus ihrem eigenen Innern und erleuchtete alles, was sie sah; und die ungewöhnliche Armut und Dürftigkeit der vollgestellten muffigen Webkammer ließ sie unbewusst an den armen kleinen Stall zu Bethlehem denken, wo der Wind frei durch die Löcher blies. Die äußerst alltäglichen Dinge erschienen ihr alle so wunderbar, dass
    sie noch immer Mühe hatte, sich zu überzeugen, dass
    es kein Traum war, aber sie spürte zu deutlich die Haarlocken an ihren Wangen, und gegen ihre Schultern stießen von beiden Seiten die Schultern ihrer beiden kleinen Gespielinnen Lenchen und Trinchen, die ebenso entzückt schienen wie sie selbst und in stummer Verwunderung vor der Krippe standen.

    Trotz ihrer eigenen Verzückung fühlte Veva dennoch, wieviel reicher und köstlicher der Besitz für Lenchen und Trinchen war, denn diese vom Schicksal bevorzugten Kinder hatten diesen heiligen Schatz ins Haus bekommen, indessen sie sich mit einem Christbaum und ein wenig Tand hatte bescheiden müssen. Veva beneidete die armen Mädchen jetzt nicht mehr; sie mußte ihnen unsäglich dankbar sein dafür, dass
    sie sie an der Gnade, das göttliche Kind hier sehen zu dürfen, teilhaben ließen.
    Die drei hatten noch kein Wort miteinander gesprochen, als die Pächterin mit halber Stimme fragte: „Veva, was hast du nun für die artigen Kinder mitgebracht?“ Da stand die Kleine beschämt; sie erschrak und wusste nichts zu tun als traurig aufzublicken, da Mutter sie bei dieser hartherzigen Nachlässigkeit ertappte. Alle ihre Gedanken waren vom Christkind eingenommen; was ihr die Engel aus dem Himmel mitgebracht hatten, galt ihr so wenig, dass ihr nicht einmal der Gedanke gekommen war, etwas davon an diese armen Kinder zu verschenken. Wie gern hätte sie ihnen alle ihre Schätze abgetreten, ihnen ihre Dankbarkeit zu zeigen für die große Wohltat, die ihr zuteil wurde! „Nun, bleibst du noch hier, oder gehst du mit Trese nach Hause?“ fragte die Pächterin. Veva rührte sich nicht. Sie stand wie ein Bildstöckchen da und sah ihrer Mutter flehend ins Auge. Sie wollte so gern hier bleiben! „Gut, dann gehen wir in die Kirche und lassen dich hier, bis wir wiederkommen.“ Veva konnte es nicht erwarten, bis Mutter weg war, damit sie sicher sei, dass sie bleiben dürfte.

    Der Mann und das alte Frauchen gaben der Pächterin und Trese bis vor die Haustür das Geleit, dann wurde es vollkommen still im Kämmerlein. Veva bekam einen Stuhl zum Sitzen, und nun standen die Mädchen zu beiden Seiten der Krippe; sie strengten sich an, als hätten sie Nachtwache beim Christkind zu halten. Meetje Moeie schlurfte auf Strümpfen hin und her, legte Flachsfasern auf Feuer und rührte in der Pfanne. Der Mann war nicht zurückgekommen und war sicher auch zur Christmette gegangen. Lenchen und Trinchen wagten noch immer nicht zu sprechen, aus Ehrerbietung oder aus Furcht, dass
    das Kindlein aufwachen könnte. Im stillen war es Vevas innigstes Verlangen, das Kindlein wach zu sehen, oder dass
    es doch einmal eines von seinen Äuglein öffnen möchte; es schien aber ruhig weiterschlafen zu wollen. Wenn es geschah, dass
    Veva flüchtig aufschaute, sah sie jedesmal in da bleiche Gesicht und die sanften Augen der mageren Frau mit dem nie weichenden Lächeln, die so glücklich schien und fortwährend ihren Blick auf die drei Mädchen und die Krippe heftete.
    Veva wußte eigentlich nicht, ob es sehr lange oder sehr kurz gedauert hatte, aber es wunderte sie und sie erschrak, als sie an der Haustür ein Geräusch hörte und Mutter schon zurückgekehrt war. „Komm nun, Kind, die Leute wollen schlafen gehen und wir auch“, sagte die Pächtersfrau. Veva stand wie angewachsen da; sie hatte die beiden Händchen auf den Rand der Krippe gelegt, weil sie es nicht wagte, das Kind selbst anzurühren, es fiel ihr schwer, die Hände wegzuziehen und Abschied zu nehmen. Vor dem Fortgehen sah sie noch zum letzten Mal zum Krippchen, und siehe da: nun bewegte sich etwas und das Christkind schien aufwachen zu wollen; es öffnete die Äuglein und lächelte! Veva schoss das Blut zum Herzen, dass es heftig zu klopfen begann und sie keinen Schritt vorwärts zu tun wagte. Aber Mutter drängte: „Komm nur, es wird spät, die Leute werden schon daheim sein!“
    „Mutter, Mutter!“ Veva wollte erklären, dass nun etwas Wichtiges bevorstehe, aber die Pächterin begriff nicht, was ihr Töchterchen sagen wolle. „Morgen darfst du noch einmal wiederkommen, wenn du dich ausgeschlafen hast!“
    Veva musste mit, Trese legte ihr das Tuch um die Schultern und nahm sie an der Hand. „Sag guten Abend, oder besser, guten Tag!“ Und plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie nahm den Faden wieder auf: „Schau, es ist wahr: Gesegnete Weihnachten! Ich hatte vergessen, dass
    es schon Christtag ist!“

    „Gesegnete Weihnachten!“ wünschten nun sie alle einander. Der Mann und Meetje Moeie kamen bis zur Tür mit, um der Pächtersfrau zu danken; die Wöchnerin rief vom Bett aus auch noch ihren Dank, worauf die junge Bäuerin sich entschuldigte und versprach, am Tage noch das eine oder andere zu schicken und alles für das Kindchen zu tun, was nötig war... „Ihr werdet sehen!“ rief die alte Trese Meetje Moeie zu, „dies Christkind bringt noch Glück ins Haus!“
    Vevachen ging an Treses Hand; sie hatte nicht gewagt, sich noch einmal nach der Krippe umzusehen; auch fehlte ihr der Mut, Lenchen und Trinchen ihr Vorhaben mitzuteilen; aber sie war fest entschlossen, alles, was sie zu Weihnachten bekommen hatte, mit den Kindern zu teilen. Aber da erschrak sie auf einmal: sie hatte vergessen, das Kindlein zu fragen, ob es im nächsten Jahr zu ihnen auf den Hof kommen wolle! Sie wagte nicht zu bekennen, dass
    sie das versäumt hatte, und es quälte sie wie ein großes Unglück...
    In der nächtigen Weite war es ganz still; noch immer überflutete eine seltsame Klarheit die weiten weißen Felder, aber auf dem Schnee liefen schwarze Menschengestalten, die aus der Kirche heimkehrten. „Mutter, darf ich den Kindern morgen meine Weihnachtssachen bringen?“
    „Ja, Kind.!
    „Die Kinder haben nichts bekommen, nicht wahr, Mutter?“
    „Nein, nichts, Veva!“
    „Aber sie haben das Christkindchen, Mutter!“
    „Ja, sie haben das Christkindchen“, sagte die Pächtersfrau, und es war Veva, als hätte die Mutter bei diesem Worte schwer geseufzt. Und warum ließ Trese ein mitleidiges „Ach Gott, das Kind!“ darauf folgen? Keins von den dreien sprach ein Wort, wie sie so über den Schnee gingen, der fortwährend unter den Füßen knirschte. Veva schaute aufwärts zu den Sternen, die immer noch mächtig funkelten; ihr Herz war voll Freude und Angst, ihr Gemüt gerührt von dem, was sie gesehen hatte. Das Geheimnisvolle des Geschehens rund um sie her verstand sie nicht, und vielem, woran sie dachte, vermochte sie weder einen Sinn noch eine Erklärung zu geben. Es verlangte sie aber, sobald sie ausgeschlafen hätte, ihre Geschenke nach dem Kätnerhaus zu bringen und die Freude all der Kinder mitansehen zu dürfen.

    In der großen Diele des Gutshofes war wieder Geräusch, Bewegung, Licht, Wärme und üppige Geselligkeit in Fülle, wie am hellichten Tag. Der Kaffee duftete, die mit Butter gestrichenen Schnitten vom Weihnachtsstollen lagen hochgestapelt auf den Zinnschüsseln. Jedem Neueintretenden wurden „Gesegnete Weihnachten“ gewünscht, und jeder nahm an der großen Tafel Platz. Dann wurde die Flasche wieder hergeholt und die Gläser wurden voll geschenkt. Veva stand verlegen da wie in einem fremden Haus; sie fühlte keine Lust, jemand etwas von dem mitzuteilen, was sie geschaut hatte: immerfort guckte sie zur Mutter und Trese und hatte Angst, dass
    eine von ihnen etwas davon erzählen könnte; sie wollte ihr Glück verborgen halten. Als das Kind aus der kalten Luft plötzlich in die Wärme kam, wurde es bald vom Schlaf überwältigt, und unwillkürlich war es mit einem Stück Weihnachtsstollen in der Hand bei Tisch vor Schlaf zusammengesunken; ohne dass
    sie es gewahrte, wurde sie aufgepackt, ins Bett getragen und zugedeckt. Da lag das Kind in tiefem Schlaf.
    Aber was Veva an jenem Weihnachtsmorgen träumte, war noch tausendmal schöner, als was sie in der Nacht in Wirklichkeit erfahren und erlebt hatte. Als Engel schwebte sie auf Flügeln über dem Schneefeld durch die Luft und trug den Christbaum mit allem, was daran hing, federleicht auf ihrer Handfläche. Der schöne große Stern mit den sieben feurigen Strahlen funkelte hoch über dem Häuschen.

    Mit rauschendem Flügelschlag schwebte Veva geradewegs durch den Schornstein hinunter, ohne irgendwo anzustoßen. Nun war das Häuschen voll von Licht und hellem Glanz. Sie brachte den Christbaum hinein, an dem die Lichtlein brannten. Im Krippchen lag rosig das Christkind mit einem Apfel in der Hand, selbst wie ein Äpfelchen auf einem goldgelben Bettchen von Haferstroh. Es hatte ein schneeweißes Hemdchen an, und seine blauen Äuglein waren offen und lachten Veva freundlich an. Es schüttelte seine schönen Ringellöckchen und streckte ihr die molligen Händchen entgegen. Lenchen und Trinchen waren auch dabei und alle die anderen Kinder und Hirten und Hirtinnen, die mit himmlischer Stimme sangen:

    Ihr Hirten, lasst eure Schafe im Feld!
    Der große Herr, der Schöpfer der Welt,
    Er ist euch geboren, die ihr wart verloren,
    Und liegt in der Krippe im kleinen Stall,
    Euch zu erlösen nach Adams Fall.
    Da wird er gefunden, in Windeln gebunden,
    Eine Jungfrau ist Mutter dem Knaben klein,
    Sein Vater ist Gott Vater allein.
    Macht euch auf die Beine, ihr Hirten, schnell!
    Lauft, Hirten, lauft! Lauft Hirten, lauft!
    Lauft, Hirten, lauft! Lauft, Hirten, lauft!
    Doch lasst mir schlafen das heilige Kind!
    Seid leise, leise! Doch lauft geschwind!

    Der Christbaum stand mitten in der Kammer, so groß, dass er sie ganz ausfüllte, und nun tanzten die Hirten und Hirtinnen rundherum, und Veva tanzte auch mit zwischen Lenchen und Trinchen. Als sie sich müde getanzt hatten, ging Veva ohne Zagen an die Krippe, sah das strahlende Kindlein an und beugte sich mit all der Lust ihres kindlichen zarten Gemüts tief zu ihm hinunter und flüsterte ganz leise, sagte es sogar zweimal: „Christkind, Mutter bittet dich, du sollst nächstes Jahr zu uns kommen!“ Und Veva sah deutlich, dass das Kindlein freundlich nickte und lächelte.



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 13.11.2010, 20:52


    Die Weihnachtselfe
    "Elfriede! Wirst du wohl aufpassen! Im Unterricht wird nicht geredet!" Oh je, Frau Schulmeister kreischt ja durchs Klassenzimmer, als ob wir taub wären! Dabei haben ich und Jenny uns so leise unterhalten, dass keiner gestört wurde und wir Frau Schulmeister auch mühelos verstanden. Sie hätte echt nicht so brüllen müssen. Aber wir passen jetzt lieber auf, sonst bekommen wir am letzten Schultag noch eine Verwarnung. Nach endlosen fünf Minuten klingelt es endlich. Frau Schulmeister will uns aber anscheinend bis Weihnachten hier behalten und erklärt: "Da einige Schülerinnen sich diese Stunde nicht ganz korrekt verhalten haben," ich frage mich, warum sie uns beide so anguckt, "bekommt ihr noch ein wenig Hausaufgaben, damit euch über die Feiertage nicht langweilig wird."

    Die ganze Klasse stöhnt, als Frau Schulmeister die Aufgaben an die Tafel schreibt. Das kann ja heiter werden! Dabei habe ich gerade zu Weihnachten soviel zu tun. Ich bin nämlich eine Elfe! Genauer gesagt eine Weihnachtselfe. Ihr seid überrascht? Ach, stimmt ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Elfriede, ich bin eine Weihnachtselfe und lebe beim Weihnachtsmann mit vielen anderen Elfen, jungen und alten, zusammen. Ich bin 135 Jahre alt. Das sind ... ähm ... ungefähr 9 Menschenjahre, oder so. Im Rechnen war ich noch nie gut. Das ganze Jahr über müssen wir zur normalen Schule gehen. Und in den Ferien müssen wir eine Elfenschule besuchen. Denn eigentlich sieht man es uns nicht an, dass wir Elfen sind, aber wir haben kleine, spitze Ohren und schwache Zauberkräfte (die mit der Zeit stärker werden). Kurz vor Weihnachten bekommen wir normalerweise schulfrei. Nur diesmal nicht, da die richtigen Ferien schon 7 Tage vor Weihnachten beginnen. Mehr hätten wir auch nicht bekommen. Du willst jetzt sicher noch wissen, wo wir während der Schulzeit leben? Nun, alle kleinen Elfen (so zwischen 90 und 225) leben zusammen in einer Wohnung. Ist ein bisschen eng, aber richtig witzig! Sina, eine alte Gnomin, kümmert sich ganz toll um uns! Tja, jetzt sieht es so aus, als wäre ich während der Ferien schwer beschäftigt. Denn als Weihnachtself muss ich natürlich helfen Geschenke zu machen, zu verpacken und alles vorzubereiten. Und natürlich die ganzen Hausaufgaben! 20 Minuten später treffe ich mich mit allen anderen Elfen, die auch hier zur Schule gehen.

    Hinter dem Wald, der an die Schule grenzt, steht schon der Schlitten. Schnell steigen wir ein und los geht die Fahrt! Der Nordpol ist nämlich ganz schön weit weg. Aber nach mehreren Stunden kommen wir schließlich an, durchgefroren und eingeschneit. Aber wir sind da! Der Weihnachtsmann steht auch schon bereit, um uns zu begrüßen. Wie haben wir ihn vermisst! Schnell umarmen wir ihn alle, aber dann geht's an die Arbeit! Wir wollen schließlich rechtzeitig fertig werden. Wunschlisten lesen, Geschenklisten schreiben (für die Elfen in der Werkstatt), Geschenke bauen, Geschenke verpacken. So geht es die ganz nächste Woche. Manchmal wird es mir zu anstrengend und ich habe überhaupt keine Lust mehr, dann setzte ich mich in eine Ecke. Dort bleib ich dann ein bisschen sitzen, bis Rudolphine, eine Eisbärin, kommt und mich aufmuntert. Denn alle Elfen müssen mithelfen. Leider geht nicht immer alles so glatt.

    Drei Tage später kommt es zum ersten Zwischenfall. Irgendein junger Elf hat die Geschenkmaschine für Figuren mit zwei Listen auf einmal gefüttert. Aber das war zuviel für die Maschine, schließlich ist sie schon über 800 Jahre alt. Sie bringt noch kurz einen Puppenkörper mit einem Astronautenhelm raus, dann keucht und würgt sie nur noch. Dann ist alles still. In der ganzen Werkstatt hört man nur noch das leisere Summen der neueren Maschinen und das Hämmern einiger Elfen. Da nun aber das lauteste Geräusch verstummt ist, wird es in der ganzen Halle totenstill, und alle scharen sich um die Geschenkmaschine.
    JuniorElf, der junge Elf, der dieses Jahr für die Geschenkmaschine zuständig ist, rennt laut rufend aus der Halle. "Weihnachtsmann, Weihnachtsmann! Komm schnell, die Geschenkmaschine ist kaputt!!!" Kurz darauf ist der Weihnachtsmann da. Kritisch untersucht er die Maschine während alle Elfen gespannt darum herum stehen. Hoffentlich ist es nichts schwerwiegendes, denn ohne die Maschine würden wir es nie schaffen, alle Figuren herzustellen. Nachdenklich beendet der Weihnachtsmann seine Untersuchung, dann erklärt er mit fester Stimme: "Alle Elfen zurück an die Arbeit!!! Elfriede , du holst Svenni, er kennt sich mit Maschinen aus! Luisa, du bleibst auch da!" Geschwind flitze ich los, um Svenni zu suchen.

    Als wir wieder zurück kommen, sind der Weihnachtsmann und Luisa schon bei der Arbeit. Das heißt, Luisa berichtet dem Weihnachtsmann, was an der Maschine kaputt ist. Das ist nämlich ihre Zauberkraft. Sie versteht alle, ob Menschen, Tiere, Pflanzen oder sogar Maschinen (allerdings nur die vom Weihnachtsmann). Mit ihrer Hilfe hat Svenni (dessen Zauberkraft sich mit Reparaturen und Maschinen aller Art befasst) bald den Fehler behoben. Alle atmen auf, denn jetzt schaffen wir vielleicht noch unseren Zeitplan. Das nächste Unglück ereignet sich am Abend vor Weihnachten. Ich bin zurzeit dabei, Geschenke zu verpacken und den Namen von dem jeweiligen Kind drauf zu schreiben. Ist ganz schön anstrengend, man muss sehr aufpassen. Tja, wir arbeiten da so schön, doch plötzlich hören wir Fred (der Elf, der für die Rentiere zuständig ist) rufen: "Weihnachtsmann, schnell!!! Reni ist abgehauen!" Reni ist ein Rentier, der Bruder von Rudolph (kennt ihr sicher). Der Weihnachtsmann ist auch schon da, er winkt mir und ruft: "Elfriede, Mira, kommt mit! Aber nur ihr!!!" fügt er hinzu, als einige kleine Elfchen hinterher laufen wollen. Draußen erklärt er uns die Lage: Reni
    wollte dieses Jahr auch den Schlitten ziehen, aber er ist zu klein, außerdem sind alle anderen Rentiere einsatzbereit. Darum ist er abgehauen. "Elfriede, du fliegst los und versuchst, ihn zu finden. Melde dich, wenn du ihn siehst." Damit gibt es uns beiden ein Funkgerät. "Mira, flitz los, du bist die einzige, die ihn zu Fuß einholen kann. Ich werde mit dem Schlitten selbst suchen."

    Schon erhebe ich mich in die Lüfte und sehe noch, wie aus Miras Schuhen Skier werden, dann bin ich weg. Einige Zeit fliege ich in der Dunkelheit, ohne irgend etwas zu sehen. Selbst wenn er direkt unter mir wäre, würde ich ihn nicht erkennen. In diesem Augenblick tauchen hunderte kleiner Glühwürmchen auf, die mich umschwirren und mir so das nötige Licht schenken. Dankbar lache ich ihnen zu. Nach einiger Zeit höre ich unter mir Hufe. Ob er das ist? Mit einer Handbewegung schicke ich ein paar Glühwürmchen nach unten. Zum Sprechen ist es zu kalt. Und tatsächlich: da unten läuft Reni. Schnell verringere ich meinen Höhenflug, bis ich direkt über ich fliege. Dann greife ich blitzschnell nach seinem kleinen Geweih. Erschrocken bleibt er stehen. Ich lande neben ihm. "Hey, Reni, warum bist du weggelaufen? Wir suchen dich alle!" Reni hört sich ganz traurig an, als er antwortet: "Rudolph ist doch damals auch weggelaufen, dann wurde er doch auch ein Schlittenrentier. Ich hab gedacht, bei mir ist das genauso." "Ach Reni, du bist halt noch klein. Nächstes Jahr darfst du bestimmt mitfliegen!" Damit hole ich mein Funkgerät raus und benachrichtige den Weihnachtsmann. Zehn Minuten späten sind wir wohlbehalten wieder zurück. Reni kommt in seinen Stall und ich mache mich wieder an die Arbeit.

    Am nächsten Morgen erwartet uns allerdings noch eine unliebsame Überraschung: Toppsi , ein anderes Rentier, ist erkältet, ebenso wie die Ersatzrentiere. Es scheint, als könnte die Schlittenfahrt nicht stattfinden, denn zu sechst packen die anderen den Schlitten nicht. Zum Glück kommt Joungi , eine unsere jüngsten Elfen, auf eine gute Idee: Reni
    soll doch fliegen! Alle sind damit einverstanden, am meisten Reni . Der ist ganz aus dem Häuschen, dass er in der zweiten Reihe fliegen darf, neben Jenny und hinter Rudolph. Am Abend ist es dann soweit: Der Schlitten ist gepackt, die Rentiere angeschirrt und alle Elfen stehen als Abschiedskomitee bereit. Dann fliegen sie los. Wir alle rufen noch im Chor hinterher: "FRÖHLICHE WEIHNACHTEN!!!" Ganz bestimmt hast du schon mal in der Ferne diesen Ruf gehört. Das waren wir. Also, noch fröhliche Weihnachten an euch alle!!! Und (vielleicht) bis zum nächsten Jahr!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 13.11.2010, 21:11


    HERBEI, O IHR GLÄUBIGEN

    Herbei, o ihr Gläubigen,
    Fröhlich triumphieret,
    O kommet, o kommet nach Bethlehem!
    Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!

    O lasset uns anbeten, O lasset uns anbeten,
    O lasset uns anbeten den König!


    Du König der Ehren,
    Herrscher der Heerscharen;
    Du ruhst in der Krippe im Erdental:
    Gott, wahrer Gott, von Ewigkeit geboren!

    O lasset uns anbeten, O lasset uns anbeten,
    O lasset uns anbeten den König!


    Kommt, singet dem Herren,
    Singt ihr Engelchöre!
    Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen:
    "Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden"

    O lasset uns anbeten, O lasset uns anbeten,
    O lasset uns anbeten den König!


    Ja, dir, der du heute
    Mensch für uns geboren,
    Jesu, Ehre sei dir und Ruhm,
    Dir, Fleisch gewordnes Wort des ew'gen Vaters!

    O lasset uns anbeten, O lasset uns anbeten,
    O lasset uns anbeten den König!



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 23.11.2010, 19:37


    .Vom Kerzlein, das ewig brennen wollte.

    Es war einmal eine kleine Wachskerze, die war nur glücklich, wenn sie brennen durfte. Dan klopfte ihr kleines Wachsherz vor Freude, sie strahlte und zitterte und verströmte einen süßen und lieblichen Duft. Aber leider dauerte das Glück immer nur kurze Zeit; das Flämmchen wurde ausgeblasen, und das Kerzlein stand dann traurig in einer dunklen Ecke. „Ach was ist das Leben ohne Licht“, seufzte es und vergoß eine dicke Wachsträne, die aber sofort erstarrte vor lauter Kälte. Und eines Nachts konnte es das Kerzlein nicht mehr aushalten in der Dunkelheit. „Ich will weit fortgehen“, dachte es, „irgendwohin, wo mich kein Mensch auslöschen kann, und dann will ich Tag und Nacht nur brennen, brennen, brennen“.Und so lief es zur Tür hinaus, vergaß aber nicht, die Schachtel mit den Zündhölzern unter den Arm zu nehmen. Draußen auf der Straße war es bitter kalt, und beinahe wäre das Kerzlein wieder umgekehrt. Aber es nahm all seinen Mut zusammen und lief an den vielen hohen Häusern vorbei, immer weiter und weiter, bis es in den Wald kam. Hier war es nun so stockdunkel, dass es überhaupt nichts mehr sehen konnte. Alle paar Schritte stolperte es über eine Baumwurzel und fiel auf die Nase. Endlich blieb es stehen. „Hier wird mich wohl niemand finden und mir mein Flämmchen ausblasen“, dachte es, nahm ein Zündholz aus dem Schächtelchen, rieb es an, dass das Flämmchen heraussprang und einen kleinen Augenblick die erstunten und verschlafenen Gesichter der alten Tannen beleuchtete. Aber da kam der Wind und blies, husch, das Flämmchen wieder aus. Nun war es noch dunkler im Wald als vorher, und das Kerzlein blickte ganz verzagt in die Finsternis. Aber es hatte ja noch seine Schachtel voll Zündhölzchen. Es bekam wieder Mut und zündete eifrig ein zweites an. Diesmal wartete der Wind, bis das Kerzlein richtig brannte. Aber dann kam er pustend hinter einem dicken Baumstamm hervor, und gleich war das kleine Licht wieder erloschen. „Du böser Wind!“ rief das Kerzlein, „aber warte nur, ich will dir schon zuvorkommen!“ Um es strich ein drittes Zündholz an. Doch auch dies blies der Wind aus – es machte ihm richtig Spaß. Das arme Kerzlein stand weinend im finstern Wald, zündete ein Hölzchen nach dem anderen an, und der Wind pustete eines nach dem anderen wieder aus. Endlich war die Schachtel leer, ein ganzer Berg abgebrannter Zündhölzer lag um das Kerzlein herum, das vor Verzweiflung nun gar nicht mehr wusste, was es tun sollte. Da kam der heilige Nikolaus in seinen weichen Filzstiefeln leise durch den Wald gegangen. Er hatte schon eine ganze Weile die kleinen Flämmchen aufleuchten sehen und sich sehr darüber gewundert. „Ja was machst du denn hier?“ fragte er erstaunt und hob das Kerzlein vom Boden auf. Das fing nun laut zu weinen an. „Ach“, rief es , „ ich möchte so gerne immer und immer brennen, aber zu Hause, da bliesen mich die Menschen aus und hier der Wind!“ und es schluchzte herzbrechend. „Na hör auf zu weinen!“ brummte der Nikolaus, ich will dich mitnehmen und auf den Christbaum stecken, da kannst du brennen nach Herzenslust“. Und das Kerzlein verschwand in dem tiefen Sack des heiligen Nikolaus, und dann sah und hörte es nichts mehr, bis es in einem schönen warmen Zimmer wieder hervorgeholt wurde. Da erblickte es einen hohen grünen Tannenbaum, fast wie im Wald, aber er war über und über geschmückt mit glitzernden Kugeln, Sternen, Äpfeln und Nüssen. Und nun wurde das Kerzlein ganz hoch oben auf dem Tannenbaum in einen silbernen Halter gesteckt. Es wagte kaum zu atmen und schaute nur schüchtern auf all die Pracht. Aber plötzlich blieb ihm das Herz stehen vor Entzücken. Es hatte das Christkind erblickt, das ganz nahe bei ihm auf der Spitze des Christbaumes schwebte, mit segnend ausgebreiteten Händen und einem süßen Lächeln auf dem Gesicht. Das Kerzlein sah unverwandt zu ihm auf und merkte nichts von all dem, was im Zimmer vorging. Aber als es mit all den anderen Wachskerzen angezündet wurde, als ein festliches Glitzern und Leuchten begann, da erbebte es vor Glück. „Nun will ich nie mehr aufhören zu brennen“, jubelte es, „ewig will ich für das Christkind leuchten“! Und sein Flämmchen brannte höher und heller als die der anderen Kerzen. Es hörte, wie im Traum die Weihnachtsmelodien durch das Zimmer klangen und den lauten Jubel der Kinderstimmen – es merkte nicht, wie es dann wieder stiller wurde, wie ein Licht nach dem anderen erlosch, ja es merkte nicht einmal, wie es selbst immer mehr zusammenschmolz. Schließlich war es ganz still und dunkel im Zimmer geworden, die Kinder lagen längst in ihren Betten und träumten von ihren neuen Spielsachen. Da ging endlich auch unserem Kerzlein der Atem aus. Ganz erschrocken flackerte es noch einmal hoch auf, dann sank es zitternd in sich zusammen. Nur ein winziges rotes Fünkchen blieb noch übrig.
    Da seufzte es so tief und verzweifelt, dass das Christkind Mitleid mit ihm bekam. Es neigte sich von der Spitze des Baumes herab, nahm das Kerzenfünkchen in seine Hände und sprach: „Weil heute die Heilige Nacht ist, will ich dir deinen Herzenswunsch erfüllen – du sollt ewig brennen“. Und es flog mit ihm zum Fenster hinaus in den Himmel und hängte es zwischen die vielen goldenen Sterne
    Nun brennt das Kerzlein jahraus, jahrein als Stern am Himmel droben und ist glücklich. Aber in der Heiligen Nacht brennt es heller als alle anderen Sterne. Wenn du dann zum Fenster hinausschaust, kannst du es sicher erkennen. .



    Re: Adventliche Texte

    sitiara - 23.11.2010, 19:44


    Rudi der kleine Weihnachtsengel

    Der kleine Rudi ist eigentlich gar kein richtiger Weihnachtsengel, aber er möchte so gern einer sein. Er möchte die Kinder sehen, von denen die großen Engel immer erzählen, und er möchte ihnen auch etwas bringen dürfen! Darum stellt er sich schnell zu den Weihnachtsengeln, wie das Christkind, wieder einmal alle zu sich ruft, weil der Heilige Abend gekommen ist. "Nein, du gehörst nicht zu uns", sagt der große schöne Engel Gabriel, der jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit dem Christkind zur Erde wandert, "geh schön zurück in die Engel-Kinderstube." Der kleine Rudi guckt herum, ob ihm vielleicht jemand hilft, doch alle Engel sagen das gleiche: "Geh schön zurück -du gehörst nicht zu uns." Da will; er traurig davongehen, denn kleine Engel sind sehr folgsam, aber auf einmal nimmt ihn das Christkind an der Hand und sagt freundlich: "Lasst ihn nur mit­kommen -niemand soll zur Weihnachtszeit traurig sein. Und so geschieht es, dass der kleine Rudi mit dem Christkind und den Weihnachts-Engeln auf die Erde zu den Menschen kommt. Er darf einen Sack tragen, in dem Kerzen sind, und darüber freut er sich natürlich sehr. "Gib auf die Kerzen gut Acht, damit du keine verlierst", sagt der große schöne Engel Gabriel, "das Christkind braucht sie für die Menschen. Und bleib' immer bei uns, sonst verirrst du dich auf der Erde." Der Rudi verspricht alles und drückt den Sack mit den Kerzen fest an sich. Oh, er ist ja so stolz darauf, dass er dem Christkind helfen darf! Aber er ist auch sehr neugierig, und darum guckt er bei jedem Fenster, an dem sie vorüber kommen, hinein. Ja, und dabei bleibt er natürlich immer mehr und mehr hinter den anderen Engeln zurück, die sich beeilen, weil die Kinder schon überall auf das Christkind warten. Zuerst kommt es ja immer zu den Kindern, und dann erst zu den großen Leuten, die keine Kinder haben. Der kleine Engel aber merkt es nicht, dass er zurückbleibt, denn da drinnen hinter den Fenstern gibt es so viel für ihn zu sehen. Da eine Katze, die beim warmen Ofen sitzt und sich mit den Pfoten das Gesicht wäscht, dort eine Frau, die gerade einen großen Kuchen auseinander schneidet, beim nächsten Fenster wieder ein schönes Bild, das mit Tannenzweigen geschmückt ist -ach, er weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen soll Es gefällt ihm in den Wohnungen der Menschen, weil so viele hübsche Dinge drinnen sind. Am besten aber gefallen ihm die Lichter, die überall brennen. Zuerst meint er, das wären Sterne, so wie oben am Himmel, aber dann sieht er, dass es Lampen sind, die so hell leuchten. Wie er nun so von einem Haus zum anderen huscht und bei allen Fenstern ein bisschen hineinguckt, entdeckt er auf einmal eines, hinter dem es dunkel ist. Wohnt hier niemand? denkt er verwundert und drückt sein Näschen an die Scheiben. Engel können ja im Dunkeln sehen! Der kleine Rudi sieht auch gleich, dass da drinnen eine alte Frau sitzt und weint. Sie weint, weil sie ganz allein ist und weil sich heute am Weihnachtsabend niemand um sie kümmert. Rudi möchte ihr etwas schenken, damit sie sich freut und nicht mehr weint. Aber er hat ja nichts. Doch, etwas kann er der alten Frau schenken -eine Kerze! Es sind ja so viele drinnen im Sack, den er trägt -das Christkind wird sicher nicht böse sein, wenn er eine davon nimmt. Schnell schlüpft er in das Zimmer, holt eine Kerze aus dem Sack und stellt sie vor die alte Frau hin. Mit einem Sternchen, das er vom Himmel als Laterne mitgenommen hat, zündet er die Kerze an und dann bleibt er ganz still sitzen und wartet. Auf einmal nimmt die alte Frau ihre Hände vom Gesicht und schaut erstaunt auf das Licht. Ob sie den kleinen Engel auch sieht? Nein, die Engel können wir Menschen ja nicht sehen. Nur spüren können wir es manchmal, wenn einer da ist, in unserer Nähe. Die alte Frau spürt es jetzt auch. Sie wischt sich die Tränen ab und ist plötzlich gar nicht mehr traurig. "Ein Weihnachtslicht", sagt sie leise und froh, "ein Weihnachtslicht -wenn mich auch die Menschen alle vergessen haben, das Christkind vergisst mich nicht." Der kleine Rudi freut sich, als er sieht, dass sie nicht mehr weint. Zufrieden schlüpft er aus dem Fenster und huscht zum nächsten Haus. Und da entdeckt er gleich wieder einen traurigen Menschen. Es ist ein krankes Mädchen, das sehr, sehr traurig ist, weil es heute am Weihnachtsabend nicht daheim sein kann bei Vater und Mutter und bei den Geschwistern. Es liegt nämlich in einem Spital. Vielleicht freut sich das Mädchen auch, wenn ich ihm ein Weihnachtslicht schenke, denkt der kleine Engel, und husch, ist er schon drinnen im Kranken­zimmer. Er nimmt wieder eine Kerze aus dem Sack, zündet sie mit seinem Sternchen an und stellt sie auf das Nachtkästchen neben dem Bett. Das kranke Mädchen freut sich genau so wie die alte Frau über das Licht, das es nun auf einmal sieht. Das Christkind kommt, denkt es glücklich, es kommt auch zu mir. Der kleine Engel aber ist schon wieder unterwegs. Nun guckt er noch eifriger in alle Fenster. Ist da vielleicht noch jemand traurig? Er möchte allen traurigen Menschen ein Weihnachtslicht schenken, damit sie sich wieder freuen können. Er muss nicht lange suchen -gleich in der nächsten Straße sieht er hinter einem vergitterten Fenster einen Mann, der böse und finster dreinschaut. Der Mann ist zornig, weil man ihn eingesperrt hat, aber der kleine Engel merkt, dass er auch sehr traurig ist. Ja, der Mann hat etwas gestohlen -wer stiehlt, ist ein Dieb, und Diebe werden von der Polizei eingesperrt. Der Rudi schaut durch das Gitter und denkt: nein, wenn er auch traurig ist, der Mann, der kriegt kein Weihnachtslicht -geschieht ihm ganz recht, dass er eingesperrt ist, warum hat er gestohlen! Und husch, fliegt er weiter. Doch auf einmal fällt ihm ein, was das Christkind gesagt hat -niemand soll zur Weihnachtszeit traurig sein" -und da kehrt er schnell wieder um und bringt dem Mann im Gefängnis auch ein Weihnachtslicht. Der merkt zuerst gar nichts, er läuft in der Gefängniszelle hin und her und ist auf alle Menschen böse. Nachdem das Licht aber schon eine Weile brennt, spürt er die Wärme, die es ausstrahlt -bis zu seinem Herzen spürt er sie. Was ist das? denkt er verwundert und bleibt stehen. Auf einmal ist er gar nicht mehr zornig, und weil er nicht mehr zornig ist, kann er nun das Weihnachtslicht nicht nur spüren, sondern auch sehen. Und wie er es sieht, da schämt er sich plötzlich, dass er ein Dieb geworden ist. "Heute ist Weihnacht", flüstert er, "und ich sitze im Gefängnis -oh, verzeih mir, liebes Christkind! Ich werde nie mehr stehlen, ich will wieder ein ehrlicher Mensch werden." ­Ja, und so macht der kleine Rudi noch viele Menschen, die allein und traurig sind, an diesem Weihnachtsabend wieder froh und gut. Alle spüren es, dass ein Engel in ihrer Nähe ist, und alle denken an das Christkind, wenn sie in das Weihnachtslicht schauen, das er ihnen schenkt. Voll Freude darüber wandert Rudi von Haus zu Haus, bis ans Ende der Stadt. Auf einmal sind keine Häuser mehr da, nur verschneite Wiesen und Felder, und nun merkt er erst, dass er ja ganz allein ist. Wo ist das Christkind? Und wo sind die anderen Engel an? Er sucht sie überall, aber er kann sie nicht finden. Er sieht die brennenden Kerzen der Christbäume hinter den Fenstern und hört die Kinder jubeln, und da denkt er, wahrscheinlich ist das Christkind schon in der nächsten Stadt -ich muss mich beeilen, dass ich auch dorthin komme, vielleicht hat es keine Kerzen mehr und braucht schon die, die ich hier im Sack habe. Ich werde mich jetzt nirgends mehr aufhalten, nimmt sich der kleine Rudi ganz fest vor, erst wenn ich beim Christkind bin, gucke ich wieder in die Fenster. Weit draußen vor der Stadt, in der Nähe eines Waldes, liegt ein Bauernhaus. Und da bleibt der kleine Engel halt doch wieder stehen. Nur ein bisschen will er hineinschauen. Vielleicht ist das Christkind gerade drinnen? Das wäre schön, wenn er es hier schon finden würde! Nein, es ist nicht da. -Kinder haben sie auch keine da drinnen -ganz still ist es überall. Der Bauer sitzt in der warmen Stube beim Tisch und liest in einem dicken Buch, und die Bäuerin steht in der Küche beim Herd und rührt in einem Topf. Hm, hier riecht es gut nach gebratenem Fleisch. Der große Hund, der im Hof an einer Kette hängt, riecht das auch und winselt leise. Er hat Hunger, aber seine Futterschüssel ist leer, und niemand tut ihm etwas hinein. Der Hund ist ganz mager, weil er so wenig zu fressen bekommt, und darum ist ihm auch sehr kalt. Er liegt in seiner Hütte und zittert vor Kälte. Manchmal kriecht er heraus und will ein bisschen herumlaufen, um sich zu erwärmen und zu schauen, ob nicht irgendwo ein Knochen liegt, aber die Kette, an der er hängt, ist so kurz, dass er nur ein paar Schritte hin-und hergehen kann. Und so kriecht er wieder hinein in seine alte Hütte, durch die der kalte Wind bläst, legt den Kopf auf die Pfoten und winselt wieder leise. Die Frau und der Mann im Haus hören das Winseln, aber sie achten nicht darauf. Sie haben kein Mitleid mit ihrem Hund -sie sind geizig und hartherzig. Das sind böse Menschen, denkt der kleine Rudi. Er kniet zu der Hundehütte hin und streichelt dem armen Tier das struppige Fell. Der Hund hört zu winseln auf und hält ganz still. "Warte", sagt Rudi, "ich schenke dir auch ein Weihnachtslicht -es wird dich wärmen" Er greift in seinen Sack und erschrickt furchtbar -oh, da ist ja keine einzige Kerze mehr drinnen. Rudi dreht den Sack um und schüttelt ihn aus ja, es stimmt, der Sack ist leer. . . Ganz verzweifelt kniet der kleine Engel neben der Hundehütte und große Tränen kugeln über seine Wangen. Nun hat er alle Kerzen verschenkt -das Christkind wird schrecklich böse sein auf ihn! Nein, jetzt getraut er sich nicht mehr zu den Weihnachtsengeln und zum Christkind. Er legt seinen Kopf auf das struppige Fell des armen Hundes und schluchzt: "Ich bleib' bei dir..." Der Hund leckt ihm mit seiner großen warmen Zunge die Füßchen -das heißt: "Bleib' nur da, ich hab' dich lieb" -und dann rückt er zur Seite, damit der kleine traurige Engel Platz hat in seiner Hütte. Ja, der kleine Rudi glaubt, er dürfe jetzt nie mehr zurück in den Himmel, weil er alle Kerzen verschenkt hat. Das Christkind aber weiß es schon längst -es sieht und hört ja alles -, und wie die Weihnachtsengel auf einmal durcheinander rufen: "Unser Rudi ist verschwunden! -Wo ist der kleine Rudi? -Wir haben den Rudi verloren!", da lächelt es nur und sagt: "Kommt, wir holen ihn." Es weiß natürlich auch ganz genau, wo er ist, und bald stehen sie in dem großen dunklen Hof des Bauernhauses, vor der Hundehütte. Die Kühe im Stall spüren, dass das Christkind in der Nähe ist, und sagen leise und freundlich: "Muh, muh." Der Hund spürt es auch -er wedelt glücklich mit dem buschigen Schwanz, und seine großen Augen leuchten vor Freude. Aufstehen kann er nicht, denn der Rudi schläft ja neben ihm und hat den Kopf auf seinem Rücken liegen. Müde vom Weinen ist der kleine Engel eingeschlafen. Vor der Hundehütte liegt der leere Sack. "Oh", ruft einer der großen Engel, "er hat alle Kerzen verloren!" "Nein", sagt das Christkind, "er hat sie nicht verloren. Er hat sie verschenkt, und das war recht so. Er hat heute vielen armen Menschen ein Weihnachtslicht gebracht. Er hat ein gutes Herz und darum darf er von nun an jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit uns auf die Erde kommen." Der kleine Rudi hört es nicht, er schläft weiter, und da nimmt ihn der große schöne Engel Gabriel auf seine Arme und trägt ihn hinauf in den Himmel, dass er sich dort ausruhen kann von seiner ersten Erdenwanderung. Das Christkind aber klopft an das Bauernhaus. Die Frau und der Mann hören es und denken plötzlich an den armen Hund draußen in der Kälte. Der Mann steht auf und holt das Tier in die warme Stube hinein, und dann sagen sie beide: "Er soll es von nun an immer gut bei uns haben." Still und zufrieden geht das Christkind fort -weiter von Haus zu Haus, zu allen Menschen.

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