Das Geheimnis der Wikinger

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    Re: Das Geheimnis der Wikinger

    B-Baller - 27.09.2007, 09:48

    Das Geheimnis der Wikinger
    Das Geheimnis der Wikinger

    Für ein paar Jahrhunderte waren Wikinger die dominierende Supermacht in weiten Teilen Europas. Blitzschnell tauchten sie in ihren wendigen Booten auf, schlugen zu, raubten, mordeten, plünderten und verschwanden. Erst in einer zweiten Phase wurden sie sesshaft, nahmen Land und errichteten blühende Handelsstützpunkte. Worin erklärt sich ihre Überlegenheit?




    Für ein paar Jahrhunderte waren Wikinger die dominierende Supermacht in weiten Teilen Europas. Blitzschnell tauchten sie in ihren wendigen Booten auf, schlugen zu, raubten, mordeten, plünderten und verschwanden. Erst in einer zweiten Phase wurden sie sesshaft, nahmen Land und errichteten blühende Handelsstützpunkte. Worin erklärt sich ihre Überlegenheit?



    Die Anfänge der Wikingerexpansion liegen schon im frühen sechsten Jahrhundert. Ursprünglich war es wohl schiere Not, die ihre ersten Raubzüge motivierte. Kontinentaleuropa mit seinem vergleichsweise angenehmen Klima und den reichen und unbefestigten Klöstern muss ihnen wie das Paradies vorgekommen sein. Ab etwa dem Jahre 800 begann dann das Zeitalter der Wikinger.

    Während man sich ursprünglich auf kleine Raubzüge beschränkt hatte, kamen nun auch richtige kleine Kolonisationsunternehmen dazu. Die Wikinger setzten sich auf den Hebriden, England, Irland, Island und Grönland fest, erreichten schließlich sogar Amerika. Sie errichteten ein weit gespanntes Handelsnetz, ihre Knorren (das wikingische Pendant zur Kogge) befuhren den Atlantik, Nord- und Ostsee von Russland bis nach Grönland.

    Zu keinem Zeitpunkt gaben sie ihre Raubzüge auf. Kein Kloster, keine Stadt war vor ihnen sicher. Vom Frankenkönig erhielten sie gar die Normandie als Geschenk, damit sie nur Paris verschonten. Aus dem neunten und zehnten Jahrhundert verzeichnen die Chroniken zahllose Berichte über Wikingerüberfälle. Ihre Beutezüge führten sie zeitweise bis an den Bosporus und das Kaspische Meer.

    Erst im 11. Jahrhundert begann ihr Stern zu sinken. Städte wurden zunehmend befestigt, in England fügte Harold Godwinson den Wikingern an der Stamford Bridge eine vernichtende Niederlage zu. Harald III. Hardraade, König von Norwegen, fiel in der Schlacht. Zudem bekamen sie zunehmend Konkurrenz auf See. Schon vor der formalen Gründung der Hanse 1356 setzte ein neuer Schiffstyp den Wikingern ernsthaft zu: die Kogge. Den letzten Nagel in den Sarg schlug die vom deutschen Kaiser forcierte Christianisierung Skandinaviens. Aus den blutrünstigen Nordmännern wurden brave Christen und richtig angenehme Zeitgenossen.

    Drei Jahrhunderte lang hatten Wikinger die europäische Geschichte geprägt. Vor allem ihre militärischen Erfolge beschäftigen Archäologen und Historiker seit Jahrzehnten. Was steckt dahinter? Wie kam es, dass ein paar skandinavische Bauern auszogen und halb Europa in die Knie zwangen? Einer der Schlüssel zum Erfolg waren auf jeden Fall ihre Schiffe.



    Die Schiffsbauer der Wikinger benutzten keine Sägen. Eichenstämme wurden der Länge nach gespalten und das ist eines der Geheimnisse ihrer Schiffe. Durch das Spalten behält das Holz seine Faserstruktur und ist wesentlich haltbarer. Die Planken können verhältnismäßig dünn "gerissen" werden und bleiben dadurch sehr elastisch.

    Die Drachenboote waren nicht konstruiert, den Wellen Widerstand zu leisten, sie wichen ihnen regelrecht aus. Dadurch, dass die elastischen Planken nachgaben, nahmen sie der Welle die Gewalt. Zudem ergaben Tests an Modellen, dass sich Drachenboote schon bei relativ geringen Geschwindigkeit aus dem Wasser erhoben. Ähnlich moderner Tragflächenboote glitten sie über die Wellen.

    Das Gleiten über den Wellen hatte gleich mehrere Vorteile. Selbst bei höherem Wellengang spritzte – bedingt auch durch den hohen Bug – kaum Gischt in das Innere des Bootes. Vor allem deshalb konnte man auf Deckaufbauten verzichten. Das Boot wurde noch leichter und handlicher. Durch den geringen Widerstand erreichten Drachenboote außerdem vergleichsweise hohe Geschwindigkeiten.

    Ein weiterer Schritt in diese Richtung war die Einführung von Riemen, die das Paddel abgelösten. Riemen benötigen weniger Platz, das Bootdesign konnte also schmaler gehalten werden, entsprechend "schnittig" glitt es durch die Wellen.

    Interessant am Schiffsdesign waren aber auch die Segel. Ursprünglich war Windkraft nicht besonders populär bei den Nordmännern. Als echte Kerle ruderten sie anscheinend lieber, als sich es an Bord bequem zu machen und vor dem Wind zu segeln.

    Erst als die Schiffe immer größer und die Distanzen immer länger wurden, wurden auch Segel eingesetzt. Selbst bei späten Kriegsschiffen blieb der Mast aber abnehmbar und sie ließen sich zur Not rudern.

    Das Design der Segel wiederum war innovativ. Man verließ sich wie immer auf einheimische Rohstoffe und so war das Material ihrer Wahl Wolle. Nun ist Wolle in Verbindung mit Wasser sicherlich nicht unbedingt naheliegend, trotzdem funktionierte es ganz hervorragend.

    Sie verwendeten eine spezielle, besonders wasserabweisende Wolle ganz bestimmter, langhaariger Schafrassen. Zudem kam eine besondere Webtechnik zum Einsatz. Endgültig wasserabweisend wurde die Wolle, indem man sie mit Pferdefett imprägnierte



    Stück für Stück lösen Archäologen die Rätsel der Drachenboote. Im frühen Mittelalter waren sie die überlegenen Wasserfahrzeuge. Hochseetüchtig, schnell und extrem wendig, dabei zeichneten sie sich durch einen geringen Tiefgang aus, sodass auch Flüsse befahren werden konnten. Zudem waren sie so leicht, dass sie von der Besatzung, wenn es Not tat, auch über Land getragen werden konnten. Die Schiffe waren Voraussetzung für die schnellen und unerwarteten Attacken der Wikinger, die manchmal wie aus dem Nichts auftauchten, Siedlungen weit entfernt der Küsten plünderten und verwüsteten.

    Mit ihren Schiffen allein hätten sie sicher aber nicht halb Europa den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Lange Zeit galten die Wikinger als unüberwindlich. Sie verbreiteten Furcht und Schrecken, wohin sie kamen. Besonders die sprichwörtlich gewordenen Berserker, die sich in Rage versetzten und weder Tod noch Teufel fürchtend in die Schlacht stürzten, versetzten die Gegner in Panik.

    Doch wie schafften es die Wikinger, sich über Jahrhunderte zu behaupten? Überraschungsangriffe und die geschickte Wahl des Angriffziels – Klöster zum Beispiel waren sehr beliebt – mögen am Anfang den Ausschlag gegeben haben, doch erklären sie kaum die Dominanz, auch nachdem die Wikinger sich an Land festgesetzt hatten.

    Seit Jahrzehnten suchen Archäologen das Geheimnis der Nordmänner zu enträtseln. Wir sind sicher, dass das Bild von den primitiven Wilden nicht stimmt. Dagegen spricht schon ihr überlegener Schiffbau. Außerdem waren sie nicht nur Furcht einflößende Krieger. Auch als Händler und Kunsthandwerker erreichten sie Erstaunliches, prägten ihre Zeit. Was also steckt dahinter, warum waren die Wikinger auf dem Schlachtfeld fast unüberwindlich?



    Eine naheliegende Vermutung war, dass die Bewaffnung der Wikinger ebenso modern und überlegen war wie ihre Schiffe. Mit modernstem Gerät wurde also die Ausrüstung untersucht. Archäologen und Materialforscher untersuchten zunächst die Schilde und Kettenhemden der Nordmänner. Das Ergebnis war gelinde gesagt eine Überraschung.

    Selbst in ihrer solidesten Ausführung boten die Kettenhemden der Wikinger so gut wie keinen Schutz gegen Speere oder Pfeile potenzieller Verteidiger. Die Kämpfer aus dem Norden mögen unüberwindlich gewirkt haben, unverletzlich waren sie in ihren Leibchen sicherlich nicht. Erst in Kombination mit gefütterter Kleidung boten dreifach gewirkte Kettenhemden zumindest einen gewissen Schutz gegen Stoßwaffen. Das Verletzungsrisiko war trotzdem enorm.

    Diesen Eindruck unterstützen auch die Schilde. Sie waren in der Regel aus Holz und bemalt. Traf eine Axt diese Schilde, gaben sie materialbedingt nach, boten also einen guten Schutz. Das funktionierte allerdings nur, wenn die Axt quer zur Maserung traf. Erwischte die Axt den Schild dagegen längs, zersplitterte er ohne jede Gegenwehr.

    Einige Archäologen vermuteten nun, dass die Bemalung einen tieferen Sinn hatte. Sie soll dem Kämpen Aufschluss gegeben haben, wie er den Schild zu halten habe, damit er tatsächlich schützt. Das allerdings scheint ein recht theoretischer Ansatz und wenig wahrscheinlich.

    Immerhin waren die Schilde außen bemalt und hätten wohl eher dem Gegner einen Hinweis in dieser Richtung gegeben. Zudem lässt sich so ein Schild im Gefecht nicht beliebig drehen. Es scheint eher so zu sein, dass es den Wikingern relativ egal war, ob ihr Defensivarsenal sie schützte oder eben auch nicht.



    Wenn man sich schon um die Rüstung keine großen Gedanken machte, wie stand es dann mit den Angriffswaffen? Waren vielleicht die Schwerter das Geheimnis? Gab es nichts, was ihrem Hieb widerstehen konnte? Immerhin wäre das eine Erklärung. Wieder liefen die Untersuchungen ins Lehre, eine völlige Fehlanzeige. Die in den Archiven der Museen schlummernden Schwerter liegen irgendwo zwischen Durchschnitt und minderwertig.

    Lediglich eine Besonderheit wiesen sie auf.

    In der Röntgenaufnahme entdeckten die Archäologen aufwändige Einlegearbeiten in den Klingen – und diese scheinen der entscheidende Hinweis zu sein. Die Motive waren zumeist religiös geprägt und das deckt sich auch mit anderen Funden aus zum Beispiel den "Trainingslagern" der Wikinger. Religion bestimmte wichtige Aspekte des Alltags und das galt ganz besonders für die Krieger.

    Um nach Walhalla zu kommen, in den Wikingerhimmel also, wurde von einem Krieger erwartet, dass er in der Schlacht und mit der Waffe in der Hand fiel. Wikinger fürchteten den Tod nicht, wenn sie in die Schlacht zogen, sie sehnten ihn geradezu herbei. Beim derzeitigen Stand der Forschung sieht es so aus, als sei genau das, der entscheidende Unterschied gewesen, das Geheimnis ihres Erfolges.

    Welchen Unterschied die Moral in einem Gefecht machen kann, weiß jeder General. Hoch motivierte Truppen können auch einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner bezwingen. Wenn sich Wikinger Axt und Schwert schwingend in die Schlacht stürzten, laut brüllend in ihrem martialischen Outfit auf die ohnehin schon eingeschüchterten Gegner stürzten, scheinen diese die sprichwörtlichen Hosen schon gestrichen voll gehabt zu haben.

    Niemand möchte einem fanatischen und höchstwahrscheinlich mit Drogen aufgeputschten Berserker in der Schlacht gegenüber stehen. Wikinger waren hoch motivierte, gut trainierte und schlachterprobte Kämpfer – man möchte sie fast Fanatiker nennen. Kämpfen war nicht nur ihr Job, es scheint ihnen regelrecht Spaß gemacht zu haben. Nur die tapfersten von ihnen würden am Tag des jüngsten Gerichts an der Seite ihrer Götter streiten.

    Der Tod war für einen Wikinger kein Endpunkt, sondern der Vermittler, eine Station auf dem Weg zur Glücksseeligkeit. Anscheinend waren sie deshalb so schwer zu besiegen. Jeder Krieger musste in der Schlacht beweisen, dass er würdig war, in die Reihen der göttlichen Armee aufgenommen zu werden und dafür gab ein Wikinger alles.



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