"Umweltethik"

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    Re: "Umweltethik"

    Raouf - 15.09.2007, 14:17

    "Umweltethik"
    Also ein sonderlich langes Exposé werde ich aus Zeitgründen leider auch nicht liefern können, aber eine gewisse Erklärung was es werden soll kann ich, denk ich, abgeben.


    Generell soll sich der Text mit der Frage beschäftigen ob und warum die Natur schützenswert ist, im Gegensatz zu der häufiger diskutierten Frage wie man die Natur schützen kann. Ist also das was wir Natur nennen eine reine Ressource die nur durch unsere Bedürfnisse und Vorlieben einen gewissen Wert verliehen bekommt, der sich in einem bestimmten Maß (Selbsterhaltung des Menschen) ja von niemandem leugnen lässt, oder aber kann der Natur quasi intrinsischer Wert zugesprochen werden. Generell soll also die Diskussion zwischen Anthropozentrismus und Physiozentrismus möglichst kurz und verständlich nachgezeichnet werden. Es fällt mir jetzt allerdings noch etwas schwer einzuschätzen wie gut sich das machen lässt, da es sehr viele Standardargumente mit entsprechenden Gegenargumenten gibt, die nicht alle wahnsinnig interessant sind, auf die man aber schon eingehen müsste. Im Moment weiß ich noch nicht so ganz genau wie ich die Eigenanforderung "kurz und verständlich" besonders gut erfüllen kann, muß mich nochmal durch die Texte wühlen was das angeht.

    Im Endeffekt möchte ich zugunsten einer anthropozentrischen Position arugmentieren (was nicht überraschen sollte) und zeigen, dass man die Natur konsistent letztlich nur als Ressource sehen kann, da es, sofern man keine Naturgeister oder Götter (wobei die herkömmlichen Götter ja auch ausscheiden, siehe "mache dir die Welt Untertan) annimmt, die der Natur Wert verleihen, nur den Menschen als wertgebende Instanz annehmen kann. Letztlich soll also dabei herauskommen, dass man den Eigenwert der Natur nur über eine Mystifizierung der Natur behaupten kann, dass man allerdings mit der Klassifizierung der Natur als Ressource auch nicht so viel preisgeben muß, wie man möglicherweise im ersten Moment denkt, da beispielsweise auch so etwas wie die Freude an Gegenständen der Natur ihren Schutz begründen kann.


    Auf wieviel Seiten das dann passen soll, ob es nur halb gelingt das umzusetzen fällt mir im Moment noch etwas schwer zu sagen. Ich denke aber, daß ich das mir von Dustin genannte Quantum von acht Seiten sicherlich nicht ausreizen werde.


    So und nun darf auf die Idee hemmungslos eingeprügelt werden. Anregungen, Wünsche, Kritik sind immer willkommen. Wenn es weitestgehend ok ist, setze ich mich ausführlicher an die Produktion.



    Re: "Umweltethik"

    sofja k. - 16.09.2007, 11:21


    ich denke, der ansatz ist durchaus interessant, aus deiner darstellung lässt sich jetzte zwar noch nicht soviel über deine arbeit im speziellen entnehmen aber das soll nicht heissen, dasz es schlecht wird.
    die frage nach einem eigenwert der natur um den es sie zu schützen gilt stellt sich in unserer heutigen zeit insbesondere auch im bezug auf die romantisierenden ansichten über die lebensweise von sog. "naturvölkern", die angeblich im einklang mit der natur leben. dies stimmt ja nur bis zu einem gewissen grade , auszerdem spricht im grunde nichts dagegen auch hochtechnisiert einen "einklang" herzustellen (was nun im zuge des klimawandels anscheinend versucht wird *...*). ich bin ma gespannt, an diesem thema hab ich auch ein persönliches interesse, halte mich also mal auf dem laufenden!



    Re: "Umweltethik"

    martin sticker - 23.09.2007, 14:54


    Die Idee mit der Umwelt Ethik finde ich – zumindest so weit das bisher abzusehen ist – vom Ansatz bis zur Konklusion, die du anstrebst, sehr gelungen, wobei halt noch die eigentliche Argumentation fehlt.

    Ein Klassiker für die anthropozentrischen Position, die du anstrebst, ist Kants Metaphysik der Sitten. Falls du nicht ohnehin schon darüber im Bilde bist, möchte ich dich auf den Punkt III. der Einteilung der Metaphysik der Sitten Überhaupt (AB 50f.) hinweisen. Dort erklärt Kant erstmal, dass der Mensch keinerlei Pflichten gegenüber Wesen, die selbst weder Rechte noch Pflichten haben, hätte.
    Diese Position schränkt er dann jedoch in der Tugendlehre wieder ein. Dort wiederholt er zunächst in §16 (A 106f.) dass der Mensch nur gegenüber Personen moralisch verpflichtet ist und die Vorstellung gegen andere als menschliche Wesen einer Amphibolie der Reflexionsbegriffe entspringe. In §17 räumt er dann jedoch ein, dass eine Zerstörung des Schönen und Belebten in der Natur den Pflichten des Menschen gegen sich selbst widerstreitet, „weil dadurch das Mitgefühl an ihrem Leiden im Menschen abgestumpft und dadurch eine der Moralität, im Verhältnis zu anderen Menschen, sehr diensame natürliche Anlage geschwächt und nach und nach ausgetilgt wird“ (A108). Direkt betrachtet sind Pflichten gegenüber Tieren, die Kant einräumt, aber immer nur Pflichten gegen sich selbst. Nach dem gleichen Prinzip leitet Kant übrigens auch eine Religionspflicht her, nicht gegenüber Gott, sondern als Pflicht des Menschen gegen sich selbst.

    Eine klassische Gegenposition dazu findet sich beispielsweise in Hans Jonas Das Prinzip Verantwortung. Dort versucht Jonas zum einen aufzuzeigen, dass auch der Natur selber moralische Werte zukommen – u. a. durch eine Kritik an dem Verbot des naturalistischen Fehlschlusses – und zum anderen auch eine Art Zwischenstellung zwischen Physiozentrismus und Anthropozentrismus zu etablieren, indem er darauf hinweist, dass der Mensch eine Pflicht zum bewahren der Natur hat, nicht nur weil die Natur die Lebensbedingung für ihn, sondern auch für alle zukünftigen Generationen darstellt. Die Natur hängt in ihrem moralischen Status zwar vom Menschen ab, aber nicht von der Willkür des Einzelnen sondern vom Menschen überhaupt.

    Wichtig ist auf jeden Fall im Auge zu behalten, dass aus einem Anthropozentrismus nicht folgt, dass die Werte, mit denen der Mensch die Natur versieht, durch diese Setzung fiktional oder willkürlich werden, sondern ihre bindende Kraft sehr wohl behalten, diese sich aber einem konstruktivistischen und keinem metaphysischen Prinzip verdankt.

    Martin Sticker



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