Die 30er + 40er Jahre

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    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 20.08.2006, 21:01

    Die 30er + 40er Jahre
    Ich füge mal interessantes ein!
    Vielleicht interessiert es Euch ja. Ist auch immer gut für die musikalische Bildung!


    Im Jahre 1941 lernte er den damaligen Tommy-Dorsey-Sänger Frank Sinatra kennen, was den Beginn einer lebenslangen Freundschaft bedeutete. Sinatra war auch maßgeblich für seine Karriere mitverantwortlich, da der Weltstar trotz des damals herrschenden Rassismus z. B. dafür sorgte, dass Davis Jr. in Las Vegas auftreten konnte. So konnte der schwarze Entertainer sich schnell landesweit einen Namen als eines der größten Multitalente des US-Showbusiness machen.







    Als Dean Martin einmal gefragt wurde, wie er der Nachwelt in Erinnerung bleiben möchte, antwortete er:

    „As a damn good entertainer; nothing spectacular.
    A good entertainer who made people enjoy themselves and made them laugh a little. He was a nice guy.
    He did pretty good and we loved him, that`s all.“

    Dean Martin war dreimal verheiratet und Vater von acht Kindern, wobei Tochter Sasha von Cathy Hawn mit in die Ehe gebracht und von Dean Martin adoptiert wurde.

    Sohn Dean Paul Martin war ebenfalls Schauspieler (Die Spezialisten unterwegs) und starb 1987 bei einem Flugzeugabsturz.



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 20.08.2006, 21:57


    Frank Sinatras politisches und soziales Engagement begann bereits in den 1940er Jahren, als er die Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt unterstützte (wofür ihn Teile der republikanischen Presse den "Crooner des New Deal" nannten) und sich mit seinem Oscar-prämierten Kurzfilm "The House I Live In" (1945) gegen die damals noch vorherrschende Rassentrennung in seiner Heimat aussprach. In den 1960er Jahren unterstützte Sinatra die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King und engagierte sich stark für die Jugendarbeit in Israel und Westjordanland, wo er in Nazareth ein heute noch bestehendes Erziehungsheim für jüdische und arabische Waisenkinder ins Leben rief. Seit den 1970er Jahren unterstützte Sinatra in den USA vorwiegend republikanische Politiker wie Spiro Agnew oder Ronald Reagan, blieb aber zeitlebens Mitglied der Demokratischen Partei. Von Beginn seiner Karriere an trat Sinatra regelmäßig für wohltätige Zwecke auf; für sein Engagement erhielt er zahlreiche hohe in- und ausländische staatliche Auszeichnungen. Die Summe aller von ihm im Laufe der Jahrzehnte auf Benefiz-Veranstaltungen eingespielten und gespendeten Gelder wird auf über eine Milliarde Dollar geschätzt.


    Nunja! Hier mal einige irre Erfolge! Wer kann da mithalten?

    Von 1940 bis 2006 verging kein Jahr, ohne dass wenigstens ein Sinatra-Titel in den Billboard-Charts (Singles bzw. Alben) aufgetaucht wäre. Sein Capitol-Album Come Dance With Me hielt sich ab 31. Januar 1959 ganze 140 Wochen in den Billboard-LP-Charts, neun weitere Alben blieben dort länger als ein Jahr.

    Zwischen Januar 1961 und August 1963 veröffentlichte Sinatra insgesamt 14 verschiedene komplett neu eingespielte Alben, von denen 12 in die Top-30 der Billboard-Charts kamen.
    Sinatra selbst gewann seit der Einführung des Preises 1958 bis 1995 neunmal den Grammy und erhielt weitere 25 Nominierungen.Für seine musikalischen Fernsehshows gewann er viermal den Emmy.


    Mit mit einem der legendärsten Konzerte der Musikgeschichte, dem "Main Event" aus dem Madison Square Garden in New York City im Jahre 1974, das live über Satellit in den gesamten pazifischen, südamerikanischen und europäischen Raum übertragen wurde, überflügelte Sinatra den bisherigen TV-Reichweiten-Rekord von Elvis Presley (aus dessen Special Aloha From Hawaii 1973) und sogar denjenigen der Mondlandung. Was die Zuschauerzahlen betrifft, erreichten Elvis und Sinatra etwa eine Milliarde.

    Mit seinem Konzert im Fußballstadion Maracana in Rio de Janeiro im Januar 1980 vor 175.000 Zuschauern war Sinatra bis 1990, als Paul McCartney an gleicher Stelle mehr Zuhörer anlockte, im Guinness-Buch der Rekorde vertreten.

    Sinatra ist auf allen Kontinenten der Erde und in mehr als drei Dutzend Ländern aufgetreten; in über 90 verschiedenen Ländern wurden seine Platten zu Lebzeiten in eigenen Pressungen verkauft.


    Die Schätzungen über die Gesamtzahl der verkauften Platten schwankt sehr stark, es ist jedoch anzunehmen, dass er neben den Beatles und Elvis Presley der Künstler mit den meisten verkauften Tonträgern ist. Vorsichtige Schätzungen lassen auf etwa 700-800 Millionen verkaufter Platten schließen



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 21.08.2006, 17:39


    Eine spezielle Frage an Dad (die anderen können aber gerne auch was dazu sagen)

    Sammy Davis Junior...ist dir der jetzt ein Begriff, also kennst du was von dem? Wie findest du ihn?
    Die Sachen die ich habe, klingen sehr nach Elvisliedern aus den 70ern.
    Die Sachen von Sammy die ich habe kommen auch aus den 70ern und 80ern (seine Las Vegas Zeit). Die Lieder sind auch sehr genial. Aber seine Stimme ist am genialsten.



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 21.08.2006, 18:45


    Ich kenne 'Mr.Bojangles' und 'Candyman' (weiss nicht, ob ich beide richtig geschrieben habe). Gefallen mir beide gut. Er war auch ein begnadeter Tänzer. Und Schauspieler vermutlich auch. Und Komiker. Genauso, wie Dino.
    Und Jerry Lewis konnte auch gut singen, glaube ich. Das sind eben alles Allround-Entertainer der alten Schule ;.-)
    Robbie Williams hat das ja auch versucht...und (für ihn) nicht mal schlecht. Aber wohl kein Vergleich mit den ORIGINALEN :-)



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Ändy - 21.08.2006, 22:49

    Was mir da...
    ...gerade dazu spontan eingefallen ist:




    Dauer: 95 min
    Produktionsland: USA 1980
    Premiere: 1. Oktober 1981
    Besucher: 949.568


    Mitwirkende:

    Regie: Hal Needham
    Kamera: Michael Butler

    Darsteller:
    Burt Reynolds (J.J. MacClure)
    Roger Moore (Seymour)
    Farrah Fawcett-Majors (Pamela)
    Dom DeLuise (Victor)
    Dean Martin (Jamie Blake)Sammy Davis jr. (Fenderbaum)Jackie Chan (= Cheng Long) (Subaru-Fahrer)

    Nich Lachen,daß war einer meiner ersten Filme die ich damals auf Video sehen durfte! :grin:



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 22.08.2006, 07:32


    Daran hatte ich auch gedacht, Ändy ;-)
    Ich "musste" diesen Film mit meinen Kindern bestimmt 20 x gucken :lol:
    Aber die beiden spielen das toll...vor allem Sammy gefiel mir :-)



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 23.08.2006, 21:13


    DU musstest den mit uns gucken?
    HAHAHA! Guter Witz! hihih


    Aber Leute jetzt hats mich gerade echt einfach nur umgehauen!
    Ich bin "verliebt" und befürchte ich muss nun ein richtiger Dino-Fan werden!
    Ich schaute mir das hier an:

    http://www.youtube.com/watch?v=YdFn1qDJqwA

    Und jetzt ist es um mich geschehen! Audiomässig aber auch optisch!
    Oh mannnnn!!!!



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 23.08.2006, 21:40


    Unter dem Video (That´s amore) stehen Kommentare von anderen, ich kann mich nur anschliessen:

    Ah, Dean Martin makes me want to fall in love

    I'm 24 and he is by far one of my favorite singers!!!

    hes so cute i luv dean martin he is a beautiful italian man



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 24.08.2006, 20:22




    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 19:04


    So, ich hab diesen Thread mal umbenannt, und verschoben 8)

    Aber wir sollten ihn etwas "breiter anlegen"...es gab doch in dieser Zeit sicher nicht "nur" die bekannten Herren ;-)



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 19:14


    Hier schon mal etwas Diskussions-Stoff ;-)

    Doo Wop ist ein Musikstil, bei dem die stimmlichen Harmonien im Vordergrund stehen. Der Name kommt von den Nonsens-Silben, die die Gruppen im Hintergrundgesang benutzten, wie z.B. Diddle-De-Dum, Doo Wop Du Wah oder Hm-Mah-Hm-Mah-Hm-Mah. Die Wurzeln der Vocal Groups liegen im Blues und dem Gospel, der später dann, vermengt mit der Country Musik, zum Rock'n'Roll wurde.
    Die Tradition der Vocal Group begann schon in den 20er Jahren mit Gruppen wie den Revellers (Vorbilder der Comedian Harmonists), sowie in den 30er/40er Jahren mit den Ink Spots, Mills Brother oder Cats & the Fiddle. Zu dieser Zeit war diese Art der Musik eine Domäne der Afro-Amerikaner.


    Boogie-Woogie ist ein Gesellschafts- und Turniertanz, der paarweise getanzt wird.
    Tatsächlich handelt es sich beim Boogie Woogie um einen Vorläufer des Rock ’n’ Roll. Beide Tänze haben gemeinsamen Vorfahren, den Swing.

    In Deutschland wurde die Swingmusik erstmals in den 30er Jahren bekannt. Von den Nationalsozialisten verpönt war die „exotisch-abartige“ Musik und der Tanz von tanzwütigen jungen Pärchen Mitte der 30er und in den 40er Jahren als willkommene Abwechslung zum gleichmachenden Marschrhythmus.

    Nach dem Untergang des „Tausendjährigen Reiches“ schwappte dann die Swingmusik, vorgetragen von riesigen Bigbands, unaufhaltsam über den Atlantik. Und mit der Musik kam ein ganz neuer Tanz – der Boogie Woogie.

    Diesmal handelte es sich jedoch nicht nur um eine reine Namensänderung des Swingtanzes – die Swingmusik selbst hatte eine Veränderung erfahren. Der gute alte Blues war in Amerika neu überarbeitet worden, mit einer fließenden Pianospielweise, aufgebaut auf der Bassbegleitung der linken Hand. Das spiegelte sich auch im Tanzstil wider: Obwohl der Boogie Woogie im Prinzip so getanzt wurde wie der Swing, kamen die Paare nicht ins Schaukeln. Dazu war bei der schnellen Musik gar keine Zeit. Rasend schnelle Füße, allein aus der Hüfte getanzt – genau das richtige Mittel, um im zerstörten Deutschland einer aufgestauten Amüsierwut Platz zu schaffen, alles Bedrückende abzustoßen. Der Boogie-Rhythmus, viel schneller als zuvor beim Swing, war wie ein Rausch, der oft bis zur körperlichen Erschöpfung ausgelebt, getanzt wurde.

    Anfangs muss man sagen, dass sich der Tanz Rock ’n’ Roll' aus Boogie-Woogie entwickelt hat. Der wesentliche Unterschied zu Rock ’n’ Roll besteht darin, dass man bei Boogie-Woogie kein im vorhinein einstudiertes Programm, sondern völlig frei zu der Musik tanzt, dies ist auch der Grund, warum Boogie-Woogie in Lokalen getanzt wird und Rock'n'Roll nicht. Weiters werden beim Boogie-Woogie weniger Akrobatische Figuren wie z. B. Saltos getanzt.



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 08.03.2007, 19:38


    Es gibt da so viel zu entdecken. Ich sehe es total gerne wenn Leute Swing Tanzen. Oder auch Boogie Woogie. Obwohl ich es nicht unterscheiden könnte.
    Hätte ich damals gelebt, ich wäre auf jeden Fall, ein Swing-Heini gewesen.
    Ich weiss nicht, vielleicht waren diese Jugendlichen ja die ersten Hippies.
    Nicht wirklich vergleichbar aber dennoch irgendwie total ähnlich, von den Denkstrukturen.
    Oder irre ich?
    Ich finde das so faszinierend.



    Die Seite ist hier total interessant:

    http://www.return2style.de/swheinis.htm#mode


    Ich füge mal was ein, was mir sehr gut gefällt.


    Lebenseinstellung und Verhaltensformen :

    Das "Swing-sein" als angestrebte "Lebensform" bedeutete für die Jugendlichen vor allem ein lässiges und freies Lebensgefühl zu vertreten, sich individuell auszudrücken und, wie bereits beschrieben, chic und modern im Sinne der amerikanischen Mode zu sein. Selbst die Körperhaltung der Swings, die lässige Überlegenheit und Langeweile gegenüber der Umwelt ausdrücken sollte, entsprach dieser Lebenseinstellung. Mit kleinen swingenden Schritten und leicht vornübergebeugtem Körper betonten sie ihre antimilitärische Haltung. In der Denkschrift der Reichsjugendführung vom September 1942 wird der Ursprung für die Erhebung des "Lotterlebens" zur Lieblingsbeschäftigung und Lebensideal der Swings auf den Einfluß amerikanischer Filme zurückgeführt, weil die dort "gezeigte Lässigkeit in Haltung und Lebensführung " so gefiel , "daß sich die Jugendlichen nach eigenen Angaben bewußt bemühten, einen verlotterten Eindruck zu machen". So schrieb ein Kieler "Swing-Boy" an seinen verreisten Freund:
    "Daß du mir Kiel auch würdig vertrittst, also ganz lässig, ewig englische Schlager singend und pfeifend, total besoffen und immer umwiegt von den tollsten Frauen",
    wodurch er die Lebenseinstellung der Swing-Jugendlichen recht treffend kennzeichnete.
    Während sich die Jungen bemühten, den "nonchalanten Mann von Welt" nach dem Vorbild der englischen und amerikanischen Filme zu spielen, gaben sich die Mädchen möglichst damenhaft und mondän. Wie auch der zu Beginn dieses Abschnitts zitierte Bericht der RJF beschreibt, bevorzugten die Swings, um dieses weltgewandtes Ideal zu erreichen, das ihnen "vornehm erscheinende Leben" zwischen Bars und Tanzcafés, zu dem auch die Musik, der Alkohol und der Sex gehörten.
    Die nationalsozialistische Erziehung, die ihren Schwerpunkt nicht auf eine politische und gesellschaftliche Willensbildung, sondern auf eine Dressur zur Systemanpassung legte, hatte eine umfassende politische Bildung der Heranwachsenden zu verhindern versucht und zu einer "politisch-gesellschaftlichen Entmündigung der Jugend" geführt, so daß diese nur wenig über andere politische Systeme im Ausland wußten. Da die Swings von der amerikanischen Musik und Kultur, die ihnen in der Hauptsache nur durch die Filme zugänglich war, begeistert wurden, versuchten sie sich auch in politischen Hinsicht an den ihnen zugänglichen, meist jedoch nur vagen Vorstellungen von anglophilen, internationalistischen und plutokratischen Werten zu orientieren. Kurz beschreibt die Vorstellung der Swings von Amerika dabei als eine Art "Swinging Democracy". Die in den Filmen repräsentierte Lebenswelt, die Amerika als das Land des Fortschritts, des Konsums, der persönlichen Freiheit und der Demokratie zeigte, wurde nämlich bei ihnen mit der Swingmusik immer in eine enge Verbindung gebracht.
    Ihre amerikafreundliche Orientierung hatte nicht selten zur Folge, daß die Swings auf der anderen Seite viele nationalsozialitische Normen ablehnten. Beispielsweise zeigte sich dieses im Bereich der Rassenfrage, da vielerorts die Swings weiterhin mit Juden und "Halbjuden" in Kontakt standen und teilweise sogar intime Beziehungen aufrechterhielten oder eingingen. Kurz hebt dieses Verhalten positiv hervor:
    "Eine erstaunliche Haltung in einer Zeit, in der bei vielen anderen Deutschen Vorstellungen und Vorurteile über Juden geprägt wurden, die sie bis in unsere Gegenwart hinein nicht aufgegeben haben".
    Die angeblich "liberalistische" Einstellung, die auch der Bericht durch die Bezeichnung der Swings als "liberalistisch-individualistische Clique" hervorhebt, wurde von den Nationalsozialisten besonders stark gewichtet, da sie die falsche Weltanschauung repräsentierte, und dadurch die Swings als "politische Gegner" eingestuft wurden.
    Die swingbegeisterten Jugendlichen waren jedoch nicht wirklich am politischen Handeln interessiert, obwohl sie die westlichen Demokratien, allen voran Amerika und England, bewunderten, die für sie das "Paradies der Freiheit" darstellten. Viele nahmen sich vor, nach Kriegsende dorthin auszuwandern. Doch bis dahin versuchten sie so lange wie möglich, den Krieg als nicht existent zu betrachten. Gesprächsthemen drehten sich nicht um politische Vorfälle, sondern um Mädchen, Swing und Tanzen. Die Jugendlichen waren den NS-Phrasen gegenüber gleichgültig eingestellt, sie wollten einfach nur in Ruhe gelassen werden und ihr ( angesichts des Krieges womöglich kurzes) Leben genießen. Die HJ, den Wehr- und Arbeitsdienst lehnten sie als Einschränkung der persönlichen Freiheit ab. So weit es möglich war, drückten sie sich daher um diese Dienste, was eine Form oppositionellen Verhaltens darstellt, auf die später noch näher eingegangen wird.
    Ihre Lebenslust brachten die Swings unter anderem auch im sexuellen Bereich zum Ausdruck. Der zitierte Bericht der RJF geht bereits darauf ein, und auch in der Denkschrift der Reichsjugendführung vom September 1942 wird die "sittlich-charakterliche Verwahrlosung" der "Haupträdelsführer" ähnlich beschrieben:
    "Zumeist spielten persönliche Neigungen zueinander weniger eine Rolle als vielmehr die bewußte Wahl eines Partners für den Geschlechtsverkehr. Die Mädel wechselten in unserem Kreise, wobei derjenige oder diejenige den Vorzug hatte, der eine sturmfreie Bude zur Verfügung stand (...) Zu unsittlichen Handlungen ist es vorwiegend bei den Hausfesten aber auch üblichen Lokalbesuchen, Ausflügen und bei Luftschutznachtwachen gekommen ..."
    Gerade der Bereich der Sexualität wurde von den Kontrollbehörden mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Es gibt hierzu zahlreiche Zitate aus Protokollen, Briefen und Tagebüchern in den Akten. Nach Ansicht Detlef Peukerts sind in den NS-Berichten geschilderte "sexuelle Ausschweifungen"wie Promiskuität, Gruppensex, Geschlechtsverkehr meist Minderjähriger, angebliche Fälle von "Rassenschande", aber auch schon der unbefangene und lebensbejahende Umgang mit der Sexualität zu einem großen Teil "Projektionen eigener Ängste und verdrängter Wünsche" von seiten der Nationalsozialisten, die zu wörtlich nahmen, "was vielleicht nur Prahlerei war" und einzelne `Vorkommnisse` verallgemeinerten. Vermutlich gestalteten die Swings ihr sexuelles Leben, das von den Nationalsozialisten als verfehlt und entartet beschrieben wird, lediglich ein wenig unbefangener, als es die prüden NS-Normen mit ihrer lustfeindlichen, auf die reine Fortpflanzung reduzierten Vorstellung von Sexualität vorsahen. Dieser freiere Umgang mit der Sexualität läßt die Swings sogar als frühe Vorläufer der sexuellen Revolution der Mittelschicht-Jugend der 60er Jahre erscheinen.
    Um dem Einheitsdrill der HJ wenigstens für kurze Zeit zu entkommen, schuf sich die "Swing-Jugend" in ihrer Freizeit ein eigenes kulturelles Gegenstück zum nationalsozialistischen Zwang des Alltags. In der Freizeit wollten die Jugendliche ihre Individualität, ihre Spontaneität und ihre Lebenslust ausleben. Neben den bereits angesprochenen Bars und Tanzcafés trafen sich die Jugendlichen auch in Badeanstalten, Kinos und Eisdielen, im Stadtpark oder zu Ausflügen, beständig begleitet von ihrem Koffergrammophon und einem Satz englischer und amerikanischer Swingplatten. Bei den abendlichen Live-Konzerten in Bars, Cafés und Konzerthäusern scheuten sich die Swings nicht, gegen die "Polizeiverordnung zum Schutz der Jugend" von 1940 zu verstoßen, die Personen unter 21 Jahren verbot, sich nach Einbruch der Dunkelheit "herumzutreiben". Sie fälschten mitunter sogar die Ausweise, indem sie das Alter änderten. Durch ihre Kleidung wirkten die Swing-Jugendlichen zudem erwachsener und fielen im Gegensatz zu den Hitlerjungen mit ihrer kniefreien Kluft nicht so schnell als Minderjährige auf.
    Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die auch in dem RJF-Bericht angesprochenen selbstorganisierten Swingparties. Als in Hamburg im Februar 1940 das erste dieser Feste stattfand, an dem 500-600 Jugendliche teilnahmen, war es "wochenlang Gesprächsstoff unter der Hamburger Jugend". Da die Polizei gegen derartige halboffizielle Feste bald gewaltsam vorging, verzichteten die Swings weitgehend auf die Organisation großer Veranstaltungen und trafen sich in kleineren Gruppen von höchstens 20-30 Personen. Swingparties wurden dann als Hausfeste in der elterlichen Wohnung gefeiert, teilweise sogar während der Luftschutzwache.
    Die beschriebenen Lebenseinstellung und Verhaltensformen der Swings widersprachen der nationalsozialistischen Vorstellung von einer Jugend "Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl", die sich bedingungslos einem Führer zu unterwerfen hatte. Die Amerikanisierung, die sich in den Stilmitteln und Zielvorstellungen der Swings ausdrückte, und die Schaffung einer an freier Lebensgestaltung und Lebenslust orientierten, kulturellen Gegenwelt, die sich von nationalsozialistischen Werten und Normen abkehrte, wurde von den Nationalsozialisten als "staatsgefährdende Bedrohung" aufgefaßt. Während sie durch ihre sexuelle Unbefangenheit die Nationalsozialisten in moralischer Hinsicht provozierten, wirkte ihre Bewunderung der Kriegsgegner England und Amerika, die sich auch in ihrer verbalen Ausdrucksweise widerspiegelte, (sowie ihre Ablehnung des HJ-, des Arbeits- und des Wehrdienstes aber auch des gesamten Kriegsgeschehens) in politischer Hinsicht provokativ.
    Im Zuge der zunehmenden nationalsozialistischen Repressionen entwickelten diese Jugendlichen eine Reihe von weiteren Verhaltensformen, die vornehmlich widerständigen Charakter hatten und über die bereits erwähnten provokativen Elemente der Bewegung hinausreichten.



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 08.03.2007, 19:41




    So sahen die aus...!



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 08.03.2007, 19:44


    PS:ich frage mich, wieso sich niemand an diese Menschen erinnert?
    Ich wusste bis vor kuerzem gar nichts von dieser Bewegung.
    Oder lebte ich hinterm Mond?
    Alle reden immer von den Hippies, die sich auflehnten...
    Wieso redet keiner von den SwingKids?
    Die waren eigentlich viel mutiger, riskierten ihr Leben durch ihre Verhaltensweise und ihre heimlichen Verantstaltungen.



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 20:16


    Du hast recht...es wird nicht drüber gesprochen. Ich hab auch nie etwas davon gehört.
    Interessant ist es auf jeden Fall...wenn auch manches nicht ganz "stimmt". USA ist z.B. bei weitem kein "Paradies der Freiheit" (denk an Easy Rider). Heute noch nicht mal...aber damals ganz bestimmt nicht. Die USA war/ist prüde, bis zum Gehtnichtmehr (im Gegensatz zum "Deutschen Reich"). Noch lange nach dem, was im 3.Reich passiert ist, hatte USA strikte Rassentrennung und Diskriminierung. Martin Luther King musste sterben...und noch heute werden Menschen von der Polizei zusammen geschlagen...nur weil sie schwarz sind. Mal ganz abgesehen davon, wie es den Indianern heute noch immer ergeht...

    Aber egal...diese jungen Leute strebten eben einem Ideal (oder Paradies) nach, dass leider nie existierte. Aber sie wussten es nicht besser. Insofern waren sie schon so eine Art Vorläufer der Hippies (auch die hatten Illusionen...aber das sagt nix über ihre Ziele und ihr Ehrlichkeit aus)

    Und die Musik dieser Zeit ist die Grundlage für alles, was danach kam. Elvis war nicht umsonst ein Fan der Ink Spots. (als Beispiel)
    Man kann/muss schon sagen...ohne die Musik von damals...kein Elvis, Beatles,Zep,Queen...und wie sie alle hiessen ;-)

    Man spricht immer von Rock n Roll, Blues...aber die ganze Zeit davor wird einfach ausgeblendet. Das ist nicht richtig. Man kann alles was "danach" kommt, gar nicht richtig begreifen, wenn man nicht weiss, "wo" es herstammt...die Wurzeln eben. Hier versagen auch die Schulen völlig. So was sollte eigentlich zur Allgemeinbildung gehören.
    Ich glaube, es gibt noch viel zu entdecken. Wer weiss, was in den 20ern und 10ern alles so los war :lol: Aber leider gibt es davon sicher kaum Aufnahmen :cry:



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 08.03.2007, 20:28


    Was meinst du mit dem Satz: "aber das sagt nix über ihre Ziele und ihr Ehrlichkeit aus"???

    Irgendwie kann ich noch nicht den Zeitgeist der 20er 30er 40er Jahre erfassen. Wenn man an die 50er 60er 70er ...denkt dann fühlt man die Zeit. Man sieht alles vor sich.
    Aber ich sehe nur sehr verschwommen wenn ich an die ganz alte Zeit denke.
    Irgendwie komisch.
    Was hörte man denn im Jahre 1900 eigentlich? Und im Jahrzehnt 1910???
    Wahrscheinlich nicht viel durch den Krieg?!
    Gab es da schon die Möglichkeit Platten zu hören? Gab es Platten???

    :cry: Ich weiss ja gar nichts...



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 20:49


    Mir geht es ähnlich, wie dir...


    "aber das sagt nix über ihre Ziele und ihr Ehrlichkeit aus"

    Z.B. tuen viele die "Hippies" als Spinner und Träumer ab. Das ist aber falsch. Sie meinten das alles sehr aufrichtig. Auch wenn es sich im Nachhinein als Illusion heraus gestellt hat.
    Ähnlich die "Swing-Heinis" (LOL)...auch wenn ihr erstrebtes Paradies gar nicht existierte...so waren ihr Ziele und Ideale doch aufrichtig.

    Es gibt ein Zitat (von Bruce ;-) ) "Ein Lächeln verliert nicht dadurch seinen Sinn, dass der andere dir ins Gesicht schlägt"

    Nuuu klar? ;-)



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 20:50


    PS: Weiteres Zitat von Bruce:
    "Ein Ziel ist nicht immer nur zum Erreichen da...manchmal dient es auch nur zum Zielen" ;-)



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 08.03.2007, 20:51


    Japa! Alles klar!
    Die Welt existierte wenigstens in ihrem kleinen Leben.
    Man kann sich seine Welt ja auch schaffen.
    Und die echte Welt ausblenden.
    Klingt verlockend, finde ich!



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 08.03.2007, 20:58


    Oder Zitat von BAP:

    "Nicht resigniert...nur reichlich desillusioniert"



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    SwingCat - 14.03.2007, 09:20


    Heute morgen im Radio: Das legendäre Las Vegas Casino" Starbust" wirde heute nach dem Erdbodengleichgemacht. F-Sinatra hatte dort zahlreiche Auftritte. Und auch andere Stars.
    Es musste Platz machen für ein noch grösseres Hotel, mit mehr Zimmern, für mehr Geld....



    Re: Die 30er + 40er Jahre

    Black Dog - 14.03.2007, 09:41


    :cry:

    Irgendwann ist das alles nur noch "Steinzeit" :(



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