So imkert der Bienenmuch

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    Re: So imkert der Bienenmuch

    Der Bienen-Much - 11.08.2007, 21:35

    So imkert der Bienenmuch
    So imkert der Bienenmuch

    Die Erfahrungen meiner mehr als fünfzigjährigen Imkerpraxis, die ich hier niederlege, sind nicht an Großimker und Züchter gerichtet, die Königinnen am laufenden Band erstellen, sondern an den einfachen Imker, der die Bienenzucht betreibt als Nebenerwerb, als Entspannung und vor allem aus Liebe zur Natur. Schon als kleiner Bub hatte ich großes Interesse an den Bienen. Ein Bauer in Flains bei Sterzing, vor dessen Stadel die Bienenkörbe standen, wie weiland die 12 Krüge bei der Hochzeit zu Kana, war mein erster Lehrer. Im Jahre 1914 übernahm ich die Betreuung der Bienen im Deutschordenskonvent zu Lana bei Meran.

    Es waren gegen 40 Völker. In einigen Jahren brachte ich es auf 100, die ich an verschiedenen Orten im Ultental mit einem Höhenunterschied von 250 bis 1500 m aufgestellt hatte. Da habe ich erkannt, daß die erste Bedingung zum Erfolg Tracht ist. Deshalb betrieb ich fleißig die Wanderbienenzucht. Wenn die „Zaunstecken honigen", wie man bei uns sagt, machen die Bienen alles selbst. Sie erneuern den Bau, sie füllen die Waben mit Honig, sie treiben Kehraus mit den Wachsmotten, sie beseitigen rechtzeitig minderwertige Königinnen, sie betreiben mit einem Wort Wahlzucht. Da braucht der Imker dann überhaupt nichts zu tun, außer Mittelwände einzuhängen und zu schleudern. Ist am Standort nur kurze Trachtzeit, so muss man eben unbedingt wandern und nicht nur zum Trachttort, sondern direkt in die Tracht hinein. Die erste ergiebige Tracht bei uns im Etschtal liefert die Apfelblüte.

    Sie beginnt Mitte April. Das ganze Tal gleicht einem Blütenmeer. Die Luft ist geschwängert von Apfelblütenduft. Mein Stand, oder richtig gesagt acht Stapel, stehen auf der Berglehne an der Sonnseite und sind nur 300 m von den Obstangern entfernt. Dennoch ist ein großer Unterschied im Ertrag zwischen jenen Völkern, die ich mitten im Obstgebiet aufstelle und den Völkern, die ich am Stand belasse. Diese Frühtracht dauert ungefähr 14 Tage. Die Höchstzunahme des Waagvolkes an einem Tag beträgt 3 kg. Die Gesamtzunahme während der 14 Tage 15 kg je Volk. Um aber dies zu erreichen, müssen die Völker bei uns schon Mitte April den Brut- und Honigraum voll besetzen. Der Unterschied zwischen Bienenhalter und Bienenzüchter tritt da so stark hervor, dass ein Uneingeweihter es kaum für möglich halten kann.

    Beim Bienenhalter kommen die Bienen meist erst nach der Obstblüte in die Höhe und in den Honigraum, dessen Waben aber vollständig leer bleiben und kein Deka Honig geschleudert werden kann, während der Züchter, wenn das Wetter ein bisschen .günstig ist, 10 bis 15 kg Honig ernten kann. Natürlich darf nicht Raubbau getrieben werden. Jedem Volk belasse ich zwei volle Honigwaben, damit es eine allen fällige Trachtpause leicht überbrücken kann. Mit einer Zuckerfütterung ist in dieser Zeit einem Volk schlecht gedient. Es braucht Nektar und Pollen, um die Brutfreudigkeit nicht zu unterdrücken. Nur so bleiben die Völker widerstandsfähig gegen Krankheiten.

    Nach dem Verblühen der Obstbäume kommen die Völker zurück auf die Berglehne, wo die Akazien zu blühen beginnen. Die zweite Bedingung zum Erfolg ist die Wahlzucht, denn ein Volk kann nur dann vor der Haupttracht auf die Höhe kommen, wenn es eine vollwertige Königin hat. Im Verlaufe meines Imkerlebens habe ich alle möglichen Zuchtmethoden ausprobiert: Zellenstanzen, Bogenschnitt, Umlarven, Zucht vom Ei und eintägige Maden an Klemmleisten und ich kehrte immer wieder zur naturgemäßen und einfachen Form, zur Verwendung von Schwarmzellen aus Kernvölkern in Brutablegern zurück. Das hat mir bisher und bringt mir heute noch die besten Erfolge.

    Doch das mag heutzutage als Rückständigkeit in der Zucht betrachtet werden! Erst kürzlich stand schwarz auf weiß in den Bienenzeitungen zu lesen: „Niemals Zucht mit Schwarmzellen, weil sich damit die Schwarmlust vererbt, die den Honigertrag vermindert". Aber bitte, die Bienenzucht ist doch schon Jahrtausende alt und ist bei allen Völkern gepflegt und hoch in Ehren gestanden, ja, man schätzte den Wert eines Landes ein, wie es in der Bibel steht: „Das ist das Land, wo Milch und Honig fließt". Wahrscheinlich hat man damals auch die Königinnen künstlich erzogen, weil man zu jener Zeit noch die Drohnen für die Brutbienen hielt.

    Wer natürlich Schwarmzellen eines minderwertigen Volkes benützt, geht einen falschen Weg, nicht aber der, welcher die Schwarmzellen, die von einer Königin aus einem Kernvolk bestiftet und daher naturgemäß aufgezogen wurden. Unter Kernvolk verstehe ich ein Ertragsvolk, das sich Jahre hindurch an Leistung, Sanftmut, Wabenstetigkeit usw. ausgezeichnet hat. Durchschnittlich habe ich nur mehr 30 Ertragsvölker. Diese werden nie zur Zucht benutzt. Dazu habe ich sogenannte „Zehner", das sind Kästen mit zehn Waben (Deutsches Normalmaß wie bei den Standvölkern), doch ohne Honigraum. Diese Zehner haben starke Völker mit 68er gekörten Königinnen. Im Herbst tausche ich nun dreijährige Mütter aus Kernvölkern mit 68er Königinnen in Zehner um. Diese Zehner, die nun dreijährige Prima- Königinnen aus den Kernvölkern haben, stehen in sonniger Lage. Die Sonne treibt zum Schwärmen. Im Frühjahr, bei der Kirschblüte (bei uns Beginn der Bauzeit), wird einem solchen Zehner eine Wabe entnommen und dafür ein Rahmen mit einem Anfangsstreifen eingeschoben, damit das Volk beliebig Drohnenbrut bauen kann. Bei Trachtpausen wird mit Honigwasser reizgefüttert.

    Zu diesem Zwecke behalte ich mir den Abschöpfhonig auf, der sehr viel Pollen hat. Da dieses Volk bald keinen Platz mehr hat, sich auszudehnen und alle Vorbedingungen, eine alte, aber vorzügliche Mutter, kräftige Drohnen, viel Pollen, Honig und Sonne vorhanden sind, werden die Bienen Weiselnäpfchen ansetzen, die bald von der Königin bestiftet werden. Dass in einer so vorzüglichen, naturgemäßen Umwelt die königlichen Maden aufs beste gedeihen, wird jeder Vernünftige zugeben und anerkennen. Wenn es so weit ist, kommt der Schwärm in eine richtige Beute auf zehn Mittelwände und wird mit Zuckerwasser 1:1 gefüttert, so dass in acht Tagen der Brutraum vollständig ausgebaut ist. Die alte Königin wird dann gegen eine junge gekörte vertauscht. In den Honigraum gebe ich ausgebaute Waben und ein solcher Schwärm bringt mir auf dem Wanderplatz oft mehr Honig als die anderen Standvölker.

    Nach etwa fünf Tagen wird im abgeschwärmten Zehner Nachschau gehalten. Meist finden sich fünf bis acht schöne verdeckelte Weiselzellen. Nun werden am sechsten Tag Brutableger in Fünferkästchen erstellt. Durchschnittlich habe ich 20 Zehner auf dem Stand. Die Brutableger dürfen nur bei schönem Wetter gemacht werden, wenn die alten Bienen auf Tracht ausgeflogen sind. Die verdeckelten Brutwaben werden samt den daraufsitzenden Bienen aus überfüllten Standvölkern entnommen und dafür Mittelwände eingehängt, um so die Schwarmlust zu verhindern, meist aber den übrigen starken Zehnern zugehängt.

    In den Fünfer kommen nun zwei Brutwaben so eingehängt, dass inzwischen Platz frei bleibt für die Brutwabe mit einer Weiselzelle. An vierter Stelle kommt eine volle Honigwabe mit den daraufsitzenden Bienen, an die fünfte Stelle eine ganze Mittelwand. Schließlich entnehme ich noch aus einem Zehner eine offene Brutwabe und kehre die Ammenbienen dazu, damit ja alle Waben voll besetzt und mit Bienen bedeckt sind, damit keine Brutverkühlung entstehen kann. Nun wird das Flugloch geschlossen und von hinten etwas Luft gelassen. Die Bienen soll man leicht mit Wasser bebrausen.

    Über Nacht kommen diese Fünfer in einen dunklen, nicht zu kalten Raum, wo sie sich zu einem richtigen Volk vereinen und das Schlüpfen der Prinzessin erwarten. Schon am nächsten Tag werden diese Fünfer abseits vom Bienenstand auf Pfähle gestellt und mit Eternitplatten überdeckt, damit sie vor Sonne, Regen und Wind geschützt sind. So ist damit auch dafür gesorgt, dass die Königin sich beim Begattungsausflug nicht verirrt. Nachschau ist vorläufig keine notwendig, da die Völker mit allem versorgt sind. Nur die Fluglöcher werden beobachtet. Tragen die Bienen Pollen ein, so kann man sicher annehmen, dass die Königin in Eilage ist, was gewöhnlich nach zehn Tagen der Fall ist. Diese Fünfer sind meist schon Ende Mai voll besetzt und ich gebe sie dann in Zehner mit je fünf Mittelwänden.

    Auf dem Wanderplatz müssen nun diese jungen Völker ihre Vollwertigkeit zeigen. Sie müssen fünf Mittelwände ausbauen, schöne Brutflächen aufweisen und Honigkränze anlegen. Bei guter Tracht muss man ihnen oft volle Honigwaben entnehmen und neue Mittelwände zum Ausbauen geben, damit der Stock nicht venhonigt. So werden die jungen Königinnen auf Leistung geprüft. Voraussetzung ist, dass natürlich alle Völker auf dem Wanderstand reinrassig sind und keine Bastardierung aufweisen. Wir haben nur die Carnica weit und breit. Ob jedoch der Rüssel ein bisschen länger oder kürzer, die Haarbinde ein wenig breiter oder schmäler ist, spielt keine Rolle. „Aber man kann doch mit kleinen Waben, Halbrähmchen, auch Brutableger bilden und erspart sich dabei kostbares Bienenmaterial"?, hört man oftmals die Frage. Das ist für Züchter, die am laufenden Band züchten, zum Verkauf etwa.

    Man verschwendet mit dem oben angeführten Verfahren kein Bienenfleisch, sondern vermehrt es eher. Es bleibt ja auf dem Stand. Mit Königinnen allein kann man nicht ein Volk startbereit machen! Die dritte Bedingung zum Erfolg ist die Drohnenzucht. Dazu benützt man das Baurähmchen, das beim Längsbau fast mit allen Wabengassen in Berührung steht. Jedem Ertragsvolk lässt man die erste angelegte Drohnenbrut schlüpfen. Erst die nachher errichteten und bestifteten Drohnenwaben schneidet man aus. Keine Furcht, dass durch die Drohnen die Honigernte geschmälert wird! Das Gegenteil ist der Fall. Die Drohnen spielen im Volksleben eine wichtige Rolle. Sie erwärmen die Brut und tragen zur Weckung der Arbeitslust im Volke bei. Durch das beliebige Bauenlassen im Baurähmchen erreicht man auch das Freibleiben von Drohnenbrut in den Stockwaben.

    Eine vierte Bedingung zum Erfolg ist die Blutauffrischung durch einen anderen Stamm der gleichen Rasse. Diese Königinnen gebe ich in Zehner und lasse sie beliebig Drohnenbrut bauen. Schließlich gehört als fünfte Bedingung zum Erfolg die Bauerneuerung. Weg mit den alten Waben aus dem Brut- und Honigraum! Da sitzen die Keime für alle möglichen Krankheiten. Jedes Volk sollte bei Beginn der Tracht drei bis fünf ganze Mittelwände ausbauen. Frischer Bau bringt Leben und Sammeleifer ins Volk und bewahrt vor Krankheiten! Zum Schluss noch meine Ansicht zur zu vielen Zuckerfütterung: Im Herbst, zur Auffütterung für den Winter, ist eine Zuckerlösung 1:1, der man auf fünf Liter den Saft einer Zitrone zugibt, um sie für die Bienen bekömmlicher zu machen, gut und richtig. Im Winter braucht die Biene keine Brut zu ernähren, sondern muss nur für Wärme sorgen.

    In manchen Gegenden wird im Spätsommer sehr viel Tauhonig (Lärchen) eingetragen, der in den Waben schnell und fest kristallisiert, dass er nur schwer oder gar nicht geschleudert werden kann. Dieser Honig verursacht Ruhr und damit den Zusammenbruch ganzer Völker. Solche Honigwaben müssen unbedingt aus dem Volk entnommen werden. Im Frühjahr jedoch bilden solche Honig-Vorratswaben ein ganz kostbares Reizfutter für die Bienen. Man entdeckelt sie und stellt sie in warmes Wasser, das sie ansaugen. Für jedes Volk behalte ich auch zwei bis drei volle Honigwaben zu diesem Zweck auf, so dass es bei Brutbeginn genug Honig und Pollen zur Verfügung hat.
    Der Herrgott hat die Bienen nicht in einer Zuckerfabrik erschaffen, sondern in Gottes freier Natur! So kommen meine Völker gesund und kräftig ins Frühjahr und besetzen schon Mitte April, wo die Obstblüte beginnt, Brut- und Honigraum. In meiner jahrzehntelangen Bienenbetreuung habe ich mit dieser naturgetreuen Behandlung noch nie eine schädigende Krankheit bei meinen Bienen gehabt, obwohl auch bei uns Nosema und Milbe und auch Faulbrut großen Schaden dort und da anrichten.

    Gott zum Gruß!

    Euer Bienenmuch


    Quelle: Süddeutscher Imker-Kalender 1969
    Landesverband Württembergischer Imker e. V., Stuttgart
    Seite: 116 – 123


    Wanderstände des Bienen-Much in der Obstblüte



    Re: So imkert der Bienenmuch

    drohne - 11.08.2007, 23:15


    Ein Beitrag wie er schöner nicht mehr sein kann, mein Kompliment zu solch einer Bienenzucht und Einstellung zu Gottes freier Natur.

    Etwas wichtiges liegt mir am Herzen, nämlich dies:

    Zitat: Zitat Bienen Much

    Doch das mag heutzutage als Rückständigkeit in der Zucht betrachtet werden! Erst kürzlich stand schwarz auf weiß in den Bienenzeitungen zu lesen: „Niemals Zucht mit Schwarmzellen, weil sich damit die Schwarmlust vererbt, die den Honigertrag vermindert".

    Die hervorragende Methode wende ich nach wie vor an. Ich wäre doch schön dumm, wenn ich Weislzellen von meinen besten Völkern ignorieren bzw. vernichten würde. Da kommt stets ein Zwischenboden drauf und verwerte so was von der Natur vorgegeben wurde.



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