Zirkel des Sternrubins

[Aumra]

Dies ist eine meiner frühen Erfahrungen mit WoW, die ich nicht missen möchte.

Es begann damit, dass ich auf dem Rollenspielserver Rat von Dalaran eine Schwester von Aumra schuf, die absolut gewaltlos sein sollte. Also keine Monster töten, sondern Erfahrung lediglich durch Quests und durch Erkunden der Welt lösen. Und Angeln kam schon gar nicht in Frage - stellt euch vor, wie ein Fisch leidet, wenn er einen Haken im Maul hat! Erste Hilfe hätte sie ja gemacht, aber an Stoff ohne Töten zu kommen ist schwierig. Lediglich Kräutersammeln durfte sie, aber sie hat es nicht gebraucht - außerdem taten ihr die Pflanzen leid

Es war gerade Mondfest und ich war motiviert, ein bischen in der Welt herum zu reisen.

Schon mal bemerkt, wie wenig gewaltlose Quests vorgesehen sind? Zumindest am Anfang gibt es höchstens den einen oder anderen Botendienst oder Erkundungsauftrag (obwohl letztere oft lebensgefährlich sind). Kein Puzzle, keine Denkaufgabe, kein Rätsel. Ist ja schön, dass man auf einen mittleren Level abzielt, wie das Fernsehen, aber ganz darauf verzichten? Ich hätte es anregend gefunden. Und man braucht ja sowieso nicht alle Quests zu machen, das ist ja gerade das Schöne. WoW vergibt sich hier die Chance auf ein einzigartiges Lehr-Instrument. Stattdessen geht es vordergründig um Rangordnungen (EP-Level oder die militärischen Ränge der Schlachterfahrenen), Monster schlachten,Ressourcen und Schätze raffen.

Aber es gibt die Gilden und Kampfgruppen.Und so lehrt WoW trotzdem. Denn gerade durch das Fehlen der "Rätselpuzzle" Elemente wird die Kooperation gefördert. Dass es Kameradschaft nicht nur in Kampfgruppen gibt, kann sich jeder selber denken (sonst wäre WoW nichts weiter als ein gigantischer Werbefeldzug des Militärs).

Aber zurück zur kleinen Priesterin. Die einzige Stelle, wo sie ungehindert Schätze bekommen konnte, war die Mine in Northshire. Aber das Warten immer, bis die Kiste respawnt ...

Da stand sie nun und durfte nicht mal ein Tier töten. Was tat sie? Sie machte sich nützlich. Buffen konnte sie ja schon etwas. Sie sagte zu Vorübergehenden "Guanyin ist mein Name. Darf ich Euch segnen?"

Wenn d. Angesprochene antwortete oder Interesse zeigte, segnete sie
mit den Worten "Das Licht des Lebens erfülle Euer Wesen mit Liebe!"

Dann ging die Routine etwa folgendermaßen weiter (alles natürlich in Makros vorbereitet, damit es zügiger ging):

"Ich habe ein Gelübde abgelegt, nicht zu töten und keinem Wesen zu schaden."
"Ich bin auf einer Pilger-Reise um die Welt, um Erfahrungen zu sammeln."
"Auf meiner Reise kann ich Hilfe gut gebrauchen."
"Ich möchte Euch nicht zur Last fallen ..."

Zwischen den Sätzen wartete sie auf die Reaktion, um entsprechend reagieren zu können. Situationsbedingt änderte sie die Reihenfolge.

"Gerne möchte ich meine Ausbildung vollenden, um anderen besser helfen zu können."
"Es gibt so vieles zu entdecken ... die Geschichten jedes Wesens dieser Welt ..."
"Dies könnte eine wunderschöne Welt sein, die die Phantasie und Schöpferkraft aller Wesen beflügelt ..."

Oder sie fragte, "Mögt Ihr mir von Euch erzählen?"

Oder sie rezitierte einen alten Brückenspruch:

Merke wohl die ernsten Worte:
Von der Stunde, von dem Orte
treibt Dich eingepflanzter Drang
Tod ist Leben, Sterben Pforte.
Alles ist nur Übergang.

Einer gab ihr Silberstücke. Das war am Anfang in Goldshire. Ein anderer (Inachis von Grim Batols Erben) half ihr und begleitete sie ganz durchs Sumpfland nach Menethil. Viele Spieler waren kaltschnäuzig, aber manche eben auch echt hilfreich so wie er! Leider habe ich keine screenies von all den guten Taten und die anderen Namen erinnere ich nicht mehr - sorry!



Als Abschluss kam dann immer
"Herzlichen Dank für Eure großzügige Unterstützung!" (wenn einer half oder was gab)
"Danke für Eure Aufmerksamkeit." (an Typen, die nichts gaben, aber zuhörten)
"Nun werde ich meine Reise fortsetzen. Das Licht sei mit Euch!" (zum Schluss)

Sie lernte - wie eine Bettlerin - dass es nicht sinnvoll ist, diese Routine auf belebten Plätzen abzuziehen, wie z.B. vor der Bank in Ironforge. Denn dort sind die Leute beschäftigt mit ihren Zielen und haben keine Zeit. Besser sind die Straßen und kleinen Orte.

Außerdem lernte sie mit Horden-Spielern zu "reden". (Mulgore hat sie auch besucht.) Sie nannte dies "Gefühlssprache". Zuletzt redete sie nur noch in emotes, z.B. "Bitte verwendet die Gefühlssprache, sonst verstehe ich Euch nicht."

Ich habe nicht gezählt, wie oft sie gestorben ist - in Duskwood wurde sie gleich angeranzt "Was willste hier - die Monster machen dich gleich platt!" Und so war es auch! In Stranglethorn kann man zum Glück im Norden sterben und sich im Süden wiedererwecken lassen!

Ein Höhepunkt der Reise war Darnassus, wo sie Jenal traf. Er sprach ihr aus dem Herzen:



Und natürlich Moonglade. Hier konnte sie ein paar Münzen der Urahnen einlösen und bekam eine schöne Robe, die sie dann stolz in Stormwind zeigte:





Das Brachland war ja noch harmlos, gegen Thousand Needles (thousand deaths :-/ ) und Tanaris erst! Doch die schöne Landschaft begeisterte sie!

Für die Wüste habe ich an mehreren Tagen hintereinander immer ein paar Stunden investiert. Ihr könnt es euch denken: zehn, mit Glück zwanzig Meter laufen, und watsch!! Als Tote und durch Wiederbeleben hat die kleine Priesterin mehr Strecke gemacht als als Lebende. Aber je weiter sie kam, desto länger wurde auch der Weg vom Friedhof bei Gadgetzan. Das heisst, als die halbe Strecke geschafft war, bedeutete das nicht, dass nun auch die halbe Zeit bis zum Ziel vergangen war - so ist es leider nicht, wie ich bemerkte (seufz); rechnet es euch aus (Tipp: zweimal die Summe der Zahlen von 1 bis N).

Aber der Triumph! Am Ende echt selber die Saurier dort zu sehen. Natürlich ist die Priesterin wieder gestorben. Doch zum Beweis hat sie ein paar Machtkristalle eingesammelt und ist dann heim geportet.

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[Grimort]

Mensch Aumra!

Was währen wir nur ohne deinen intelligenten, einen zum nachdenken bringenden Beiträge und Geschichten

Mit dieser Geschiche hast du dir erneut meinen Repekt verdient

Ich freue mich auf alle weiteren Darbietungen deiner Seite


Mit ehrfürchtigen Grüßen

Grimort
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" Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann werden wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt " -Jimi Hendrix

[Asintia]

Hallo Aumra,

bin schwer beeindruckt von Deiner "Wallfahrt"! Das ist der Stoff, aus dem epische Geschichten gestrickt sind, und so ein Thema paßt natürlich wunderbar auf einen Rollenspiel-Server. Wenn ich mir allein die Mühe vorstelle, mit einem Lv-5-Char duch die Tanaris-Wüste zu wandern... Da hab ich sogar mit Level 40 noch regelmäßig die Hucke voll gekriegt.

Vielen Dank für diesen schönen Beitrag und diese außergewöhnliche RSP-Idee. Sehr schön!

Alles Liebe,
Tia
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"Ein Blinzeln zur rechten Zeit macht den Unterschied zwischen einer guten Geschichte und einer tränenreichen Grabrede aus." (Alte Magier-Weisheit)

[Aumra]

Über Euer Lob habe ich mich sehr gefreut!

Du bist nicht ganz unbeteiligt an dieser Geschichte, Tia.

Erinnerst Du dich wie wir über die Rollenspiel-Idee eines fahrenden Händlers witzelten, der nachts durch die Gasthäuster zieht mit dem Spruch "Wolle Rose kaufe?"

herzlich
Eure Aumra

[Asintia]

Das Thema ist auch noch nicht ganz ausgestanden! Irgendwann mach ich das nochmal. Man stelle sich vor: Vollbesetzte Taverne, möglichst mit einer komplett anwesenden Gilde beim Gildentreffen, und ich gehe mit einem Blumenstrauß im Arm von Tisch zu Tisch und frage "Wolle Rose kaufe?" Die schmeißen mich achtkantig raus, denke ich.

Hauptsache übrigens, das macht morgen nicht jemand mit uns bei unserem Treffen.

Ciao,
Tia
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"Ein Blinzeln zur rechten Zeit macht den Unterschied zwischen einer guten Geschichte und einer tränenreichen Grabrede aus." (Alte Magier-Weisheit)