Der tuvS - auch ein ehrlicher Sklave?

Nachtperle's Plauderecke
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    Re: Der tuvS - auch ein ehrlicher Sklave?

    Xantos - 06.01.2008, 00:00

    Der tuvS - auch ein ehrlicher Sklave?
    Der treue und verständige Sklave - auch ein ehrlicher Sklave?

    Jehovas Zeugen (JZ) blicken mit großer Ehrerbietung, ja mit Verehrung zu ihrem ‘treuen und verständigen Sklaven’ auf, der nach ihrer Lehre von Christus, dem Herrn, über dessen gesamte Habe gesetzt worden ist (Matth. 24:45-47). Zwar wissen sie, dass die über 8700 Glieder des ‘Überrests gesalbter Christen (Christen mit himmlischer Hoffnung, die diesen Sklaven bilden sollen) mit der Verwaltung der ‘Habe’ wie auch mit der Leitung des Werkes im allgemeinen nichts zu tun haben, aber sie sehen den ‘Sklaven’ repräsentiert durch die etwa 12 Personen umfassende so genannte Leitende Körperschaft, die auch die Geschäfte und Aktivitäten der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) lenkt. Sie betrachten diese Körperschaft als Kanal Gottes, als Gottes Organisation, Gottes kollektiven Propheten usw., so dass Kritik an ihr schon an Rebellion und an Kritik an Gott grenzt. Dieser ‘treue und verständige Sklave’ in Gestalt der Leitenden Körperschaft beansprucht. in verbindlicher Weise massgebend und entscheidungsbefugt zu sein in allen wesentlichen Glaubensfragen für alle Zeugen.

    Treu und verständig - auch ehrlich?

    Beim Lesen des Wachtturms (WT) vom 01.10.1999 stellte sich mir die Frage, ob dieser treue und verständige Sklave wohl auch ein ehrlicher Sklave sei. Das Thema des angeführten WT ist die Zeit, vor allem die gegenwärtige; das ist ein für JZ schon immer spannendes Thema gewesen. Bereits im WT vorn 15.07.1999 war dies der Fall, wo als einer der Gründe für den Abfall vieler von der Organisation angegeben wurde, dass sie ihr Glaubensschiff zerstört hätten, weil das neue System - das heißt das irdische Paradies - noch nicht am Horizont zu sehen ist. Es wird diesen Menschen vorgeworfen, dass sie nicht Jehova, sondern nur das Paradies lieben, und gesagt, die Erfüllung bestimmter Prophezeiungen ließe sich nicht berechnen (WT 15.07.1999, S.l8-l9, Abs. 2,15).

    Der WT vom 01.10.1999 greift nun den gleichen Gedanken wieder auf. Im Gegensatz zu der Haltung der illoyalen Ungeduldigen wird gesagt:
    Z.B. warten reife Christen loyal auf die Zeit, die Jehova dafür bestimmt hat, dass sich gewisse biblische Prophezeiungen erfüllen ....Jede Spekulation darüber, wann die "große Drangsal" einsetzen könnte, ist unnütz. (S.5 Abs.3 und S.12 Abs.12).

    Auf S.13 des WT werden dann in einem Kästchen 5 Ereignisse angeführt, für die Jehova eine Zeit bestimmt hat, die aber vor dem Kommen des Paradieses erst noch geschehen müssen. (Dabei sind das nicht etwa alle: im WT vom 15.02.1994. S.20-21, Abs.19-25 werden weitere erwähnt). Damit schiebt sich die Hoffnung auf ein irdisches Paradies, die JZ als gute Botschaft an die Türen tragen, immer mehr und immer weiter ins Unbestimmte. Also: keine zeitliche Festlegung, was ja schon Jesus betonte (Matth. 24:36; Mark. 13:32; Apg. 1:7).

    Das klingt vernünftig. Dann fährt der WT vom 01.10.1999 fort:
    Jehova offenbart seine vertraulichen Angelegenheiten - und dessen müssen wir uns bewußt sein - zu einem Zeitpunkt, den e r für ratsam hält. Zu diesem Zweck hat Jehova den ‘treuen und verständigen Sklaven’ beauftragt, seinen Dienern ‘ihre (geistige) Speise zur rechten Zeit’ zu geben (Matth. 24:45). Es ist daher unbegründet, zu besorgt oder gar erregt zu sein, wenn gewisse Angelegenheiten nicht völlig erklärt worden sind (S.5, Abs.4).

    ‘Zu diesem Zweck?’, ‘Speise zur rechten Zeit?’ Also auch um Christen, vor allem glaubensschwache, vor falschen Zeitspekulationen zu bewahren, sie zu lehren, geduldig zu warten? Der WT vom 01.10.1999 ist nach Auffassung von JZ aktuelle ‘Speise zur rechten Zeit’, gegeben vom ‘treuen und verständigen Sklaven’; ist er auch ehrlich? Wer hat denn eigentlich all die vielen, sich über Jahrzehnte, ja über ein Jahrhundert hinziehenden Zeitspekulationen unter JZ verursacht und in Gang gesetzt?

    Nehmen wir nur ein Beispiel, das Jahr 1975 betreffend.
    Im WT vom 15.11.1968, damals ‘Speise zur rechten Zeit", dargereicht von ‘treuen und verständigen Sklaven’, wird solchen Zeitspekulationen nicht etwa entgegengetreten, sondern die Bezugnahmen auf Jesu warnenden Worte aus Matth 24:36 werden wie folgt zurückgewiesen (S.693, Abs.35):

    "Es ist daher jetzt nicht an der Zeit, gleichgültig zu sein und in den Tag hineinzuleben. Es ist nicht an der Zeit, mit dem Gedanken zu spielen, Jesus habe ja gesagt: "Von jenem Tag und jener Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel der Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater"..."

    Es war also nicht an der Zeit, mit dem Gedanken an Jesu, des Herrn, Worte zu spielen, d.h. auf seine, auf des Herrn Worte, zu hören! Das ist so unglaublich, dass man es sich nochmals durch den Sinn gehen lassen muß: ‘es ist nicht an der Zeit, mit dem Gedanken (an Jesu Worte) zu spielen, das bedeutet: es ist nicht an der Zeit, auf Jesu Worte zu hören! Das wurde 1968 vom treuen und verständigen Sklaven als Speise zur rechten Zeit ausgegeben! Der Sklave bekundet: wenn ich es sage, dann braucht ihr auf die Worte des Herrn nicht zu hören! Zwar hatte der Vater, Jehova, bei einer Gelegenheit zu drei Aposteln gesagt: Dies ist mein lieber Sohn... auf ihn sollt ihr hören (Matth. 17:5). Aber was bedeutet das schon, wenn doch der Sklave anderer Meinung ist! Und Hunderttausende haben das geglaubt, befolgt! Ist das ein Präzedenzfall? Wenn es dem Sklaven einfallt, wieder die Worte des Herrn außer Kraft zu setzen, was dann? Werden jetzt Millionen folgen? Denn es ist ja der ‘Sklave’, der spricht, und der ist schließlich nach eigener Aussage über die ganze Habe des Herrn gesetzt! Etwa auch über den Herrn selbst?

    Verantwortlich für Zeitspekulationen

    In demselben WT vom 15.11.1968 wird im gleichen Zusammenhang in Abs.36 gesagt:

    Wir können nicht über das Jahr 1975 hinaussehen......
    Die Apostel sahen nicht einmal so weit; sie wussten nichts von 1975.

    Was bedeutet wohl diese Aussage? Worin bestand der ‘Gewinn’ gegenüber den Aposteln, von ‘1975’ zu wissen, worin deren ‘Verlust’, nichts davon zu wissen?

    Genau genommen wissen wir nicht einmal Sicheres über den nächsten Tag, nicht einmal, ob wir ihn erleben werden. Aber dennoch hat man Erwartungen und auch Planungen. Wenn ich in diesem Sinne von 1968 aus bis 1975 ‘sehen’ konnte, warum nicht auch bis 1976, 1977 oder auch 1980? Weil hier für jeden damaligen Zeugen erkennbar das angesprochen wurde, was heute von erstaunlich vielen unter JZ bestritten wird: man erwartete 1975 Harmagedon, Christi Herrschaft über die Erde und damit den Beginn des Milleniums. Nur in diesem Sinn konnte man nicht über 1976 hinaussehen, deshalb war es nicht an der Zeit, mit dem Gedanken an des Herrn Worte zu ‘spielen’, und deshalb ist der Sklave - er allein - verantwortlich für diese Zeitspekulationen und die damit verbundenen Enttäuschungen und deren Folgen.

    Ist der treue und verständige Sklave daher ehrlich, wenn er die Verantwortung dafür immer wieder auf die wankelmutigen und glaubensschwachen, unter ständigem Erwartungsdruck gestellten Zeugen schiebt? Ich erlaube mir die etwas kuriose Vorstellung, wie es wohl wäre, wenn die Erwartungen von 1975 eingetroffen wären. Würde der Sklave auch dann die Verantwortung den einzelnen Zeugen zuschieben? Ich glaube nicht! Er würde wohl nicht aufhören, sich als Prophet zu preisen, sich in jeder Publikation zu rühmen! Warum preist er sich jetzt nicht als falscher Prophet? Aber das hat je wohl noch keiner getan; da ist die Frage der Ehrlichkeit im Spiel!

    Warum der Unglaube gegenüber Jesus in seinen Tagen?

    Als ich mir die Frage stellte, wie es sein kann, dass man eher einem Sklaven als dem Herrn glaubt, kam mir auch die weitere Frage in den Sinn, warum so viele Juden, vor allem auch die eifrigen, theologisch geschulten, gewissenhaften ihrer Zeit nicht an Jesus glaubten; was hinderte sie, die doch so sehr Gott dienen wollten?

    Gewiss, manche lehnten Jesus ab aus Furcht (Joh. 9:22) oder aus Unverständnis (Joh. 6:60,66) Aber warum die Ablehnung, ja der Hass gerade unter denen, die meinten, besonders Gott ergeben zu sein? Betrachten wir die damaligen Verhältnisse.

    Die Juden, sehr eifrig für ihren Glauben (Röm. 10:2), sehr gut geschult, wie das Beispiel des uneinsichtigen Saulus - später Apostel Paulus - zeigt, hatten sich eine ‘Leitende Körperschaft’ eingerichtet, den Sanhedrin. Zu ihm gehörten die eifrigsten und qualifiziertesten ihrer Leute. Sie wachten nicht nur über die Einhaltung des Gesetztes Mose, sondern beanspruchten Entscheidungsbefugnis in allen religiösen Zweifelsfragen. Wo immer das Gesetz eine Frage nicht klar oder nicht genau beantwortete, da überließ man die Entscheidung nicht dem Gewissen des Einzelnen - das würde ja die Einheit gefährden und untergraben -, sondern sie fügten eine Unzahl von Regeln, Anweisungen, Geboten und Verboten hinzu sowie auch ein Übenwachungssystem, das das Einhalten all dieser Vorschriften nach Möglichkeit sicherstellen sollte in Lehre und im Leben.

    Die Bewahrung der rechten Lehre wurde nicht nur von den örtlichen Synagogenvorstehern, von Pharisäern und Schriftgelehrten wie auch Ältesten überwacht. Die Leitende Körperschaft sandte auch reisende Vertreter aus, besonders, wenn irgendwo ein neuer ‘Rabbi’ auftauchte; es musste ja geprüft werden, ob er sich an all die gegebenen Anweisungen und an das Lehrsystem der Leitenden Körperschaft, des Sanhedrins, hielt (Joh. 1:46-50).

    Und da kam nun dieser Jesus aus Nazareth, gerade etwas älter als 30 Jahre, gläubiger Jude, der das Gesetz hochhielt, aber sich nicht im Geringsten um die Regeln, Anweisungen, Gebote und Verbote der Leitenden Körperschaft kümmerte. Das konnte nicht so hingenommen werden! Es ging hier nicht nur um einzelne Lehrpunkte! Die Autorität der Leitenden Körperschaft stand auf dem Spiel! Da gab es auch für berechtigte Einwände in den eigenen Reihen keinen Raum mehr (Joh. 7:50-52). Man war zwar Sündern gegenüber bis zu einem gewissen Grad duldsam, da man wusste, dass die Menschen unvollkommen sind, selbst wenn man die Sünder - wie z.B. die Zöllner - mied, aber wenn sich die Leitende Körperschaft angegriffen fühlte, gab es keine Duldung, und noch viel weniger Glauben. Man suchte vielmehr einen solchen ‘abtrünnigen’ Juden zu fangen durch Fangfragen, durch Ausspionieren seiner Worte und seines Tuns, durch Falschanklagen. Es wurde immer deutlicher: dieser Jesus musste ausgeschlossen werden, in seinem Fall durch Tod, ungeachtet des Leids, das man Angehörigen und Freunden zufügte! Und so geschah es!

    Gnadenlos - aber verantwortungsscheu

    Ein Merkmal dieser Leitenden Körperschaft war es ‘dass sie zwar ihre Ziele gnadenlos durchsetzte, aber immer versuchte, sich vor den Folgen, vor ihrer Verantwortung zu drücken.
    So sagten ihre Vertreter zu den Aposteln: Ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen (Apg 5:28).
    Natürlich, dieser Jesus war doch selbst schuld an seinem Tod, am Leid seiner Familie, an den Folgen für seine Freunde! Er hätte sich ja nur der Leitenden Körperschaft zu unterwerfen brauchen; diese war ja schließlich die Leiterin der damaligen Organisation Gottes, Israels. Und nun will man ihr, der Leitenden Körperschaft, die Verantwortung geben. Diese abtrünnigen Christen schlugen nun ihre früheren Glaubensbrüder, die Leitende Körperschaft, indem sie in ganz Jerusalem die Tatsachen berichteten! Dabei war doch nach Verständnis dieser Leitenden Körperschaft das Opfer ganz allein Schuld, nicht etwa die frommen Täter, die doch nur im Interesse ihrer Autorität und der Einheit, im Interesse des Volkes handelten (Joh. 11:50).

    Wenn man die damalige Situation in ihrer sozial-religiösen Umwelt betrachtet und sieht, wie der einzelne Jude durch sein religiöses System bevormundet wurde, wird es verständlich, dass die Mehrzahl der Juden nicht zum Glauben an Jesus fand, schon gar nicht viele ihrer eifrigen und geschulten Vertreter.

    Wie kommt es nur, dass mir beim Nachsinnen diese Dinge so vertraut vorkommen, gar nicht wie fast 2000 Jahre entfernt?
    Könnte mir vielleicht ein Leser die Antwort gehen?



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