Narben

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    Re: Narben

    mailinn - 07.11.2007, 11:11

    Narben
    Narben

    Niemand kann sich davon freisprechen sich jemals eine solche zugezogen zu haben. Sie sind ein notwendiges Übel auf dem Weg des wachsens und erwachsen werdens. Die meisten Menschen betrachten Narben mit mißfallen, sie sehen nicht hübsch aus, die Entstehung tat weh - sie verunstalten das Bild einer ebenmäßigen, makellosen Haut. Doch jede einzelne von ihnen erzählt ihre ganz eigene, persönliche Geschichte. Man verknüpft Erinnerungen damit, Erfahrungen - positive wie auch negative - und viele davon prägen uns und unseren Weg, ein Leben lang.
    Jemand der sich eine hässliche Brandnarbe an der Hand zugezogen hat weil er zum Beispiel als Kind prüfen wollte ob Herdplatte oder Bügeleisen wirklich heiss sind wird sicherlich so schnell nicht wieder auf eine solche seine Fingerchen legen. Diese Erfahrung zu machen ist schmerzhaft, aber auch notwendig um überhaupt wissen zu können, wie sich "heiss" anfühlt. Man verbucht diese Erfahrung unter den negativen.
    Wieso?
    Es tat weh.
    Aber wenn man es nicht getan hätte, die Schmerzen nicht hätte spüren können, wie würde die Hand dieses Menschen wohl heute aussehen? Sie wäre wohl ein einziges Gebilde aus Narbengeflechten, glänzend und zartrosa weil dieses "Vorsicht - Schmerz - Gefühl" ausgeblieben wäre und man seine Hand vielleicht immer und immer wieder unachtsam auf die heisse Herdplatte legt.
    Wie unmöglich sieht es aus; lange, schlanke, gebräunte Frauenbeine in einem schicken Jeansmini - und am Knie dann eine nette helle Stelle, eine Narbe von einem Sturz aus Kindertagen.
    Ärgerlich.
    Vielleicht versucht diese Frau die Narbe sogar mit Puder oder Make-up zu verstecken?!
    Aber ist sie nicht eigentlich eine viel lebendigere Erinnerung daran als Fotos es sind, das man als junges Mädchen ständig mit seinen Freunden durch die Gegend gesprungen ist?
    ...Auf Spielplätzen oder am Waldrand fangen und verstecken spielte, sich mit langen Stöcken bekämpfte und ausfocht wer den besten Platz für seine neue Bude bekommt....
    ...Zu fünft in einer Vogelnestschaukel gelegen hat, dicht auf dicht und laut die Lieder der Prinzen zum besten gab....
    Sie wird sich daran erinnern können, was für eine Zeit das gewesen ist zu welcher sie sich diese Narbe zugezogen hat, wann immer sie diese Narbe auch betrachtet. Eine Zeit, die man nicht missen möchte. Eine Zeit, in der man vielleicht Freunde für's Leben kennenlernte, in der man Grenzen austestete und frei war von jeglichen Vorurteilen und Oberflächlichkeiten.
    Als Kind gibt man mit Narben an, man prahlt mit ihnen - macht einen eigentlichen Sturz von einem Fahrrad zu einem Sturz von einer fünf meter hohen Mauer, trägt das Ergebnis stolz zur Schau und lässt es bewundern.
    Wieso kann man das später nicht mehr?
    War man doch vor einigen Jahren auch stolz darauf.
    Wieso plötzlich diese Oberflächlichkeit?
    Die Narbe erzählt eine Geschichte zu einem Menschen, der aus vielerlei Gründen so geworden ist, wie er dann letzendlich vor einem steht.
    Doch nicht nur die äusserlichen Narben prägen das Bild dieses Menschen. Viel elementarer sind jene, die man nicht sieht, die tief im Innersten des Menschen schlummern, verborgen unter vielen kleinen Geheimnissen, Rück - und Schicksalsschlägen, Erfolgen und Freuden, verloren gegangen Lieben und immer währenden Freundschaften. Jene Narben sind es, die uns lernen lassen. Die uns Erfahrungen mit auf den Weg geben die wir bis an unser Lebensende nicht vergessen werden.
    Auch deren Entstehung kann schmerzhaft gewesen sein, wird mit mißfallen und Wut betrachtet. Man bemitleidet sich häufig selber für die Entstehung solcher "inneren Verletzungen" - doch sind es gerade diese, die neue Türen öffnen.
    Man wendet sich aus solch gemachten Erfahrungen von alten Dingen ab und neuen zu. Man lässt jene schmerzhaften Erinnerungen hinter sich, bewahrt sie dennoch tief in der Seele verborgen sicher auf um immer wieder darauf zurückgreifen zu können wenn man sie braucht um sich selber vor Fehlern zu bewahren.
    Jeder noch so tragische Schicksalsschlag kann gleichzeitig bedeuten, neue Pforten zu öffnen und einen Weg zu beschreiten der einen in eine andere Richtung lenkt die das Leben eines jeden einzelnen prägen wird...

    .... man muss es nur zulassen.



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