nachdenkliche Gedanken

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    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 05.11.2007, 08:01

    nachdenkliche Gedanken
    Ich habe mir schon des öfteren über folgendes Gedanken gemacht und würde gerne wissen, ob es Euch ähnlich geht oder wie Ihr es einschätzt.
    Und zwar gibt es ja immer wieder größere Katastrophen auf der Erde (seien sie von Menschenhand gemacht oder die Natur zeigt mal wieder ihre Kraft). Aber wir reagieren unterschiedlich darauf, mir geht es manchmal so und es befremdet mich ein wenig.
    Die Ausnahmekatastrophen wie 9/11 und den Tsunami möchte ich jetzt einmal aussen vor lassen.
    Aber nehmen wir die schweren Überschwemmungen nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans. Da gab es viele Sondersendungen, in den Nachrichtensendungen wurde offensiv darüber berichtet, auf verschiedenen Nachrichten- oder digitalen Sendern gibt es inzwischen Dokumentationen und immer wieder Berichte.
    Jetzt wird zwar über Mexiko auch berichtet, auch früher bei anderen schweren Überschwemmungen in Südamerika oder sonstwo. Aber ich habe den Eindruck, daß es längst nicht so intensiv ist wie bei Katrina.
    Und dieses Gefühl habe ich bei vielen Katastrophen. Manche scheinen es "mehr wert zu sein" (um mal zynisch zu werden), daß man darüber berichtet, sie scheinen "interessanter". Was oft schon lange im tiefsten afrikanischen Busch passiert, ist ab und zu eine Meldung wert, Pakistan und Birma sind wenigstens ab und zu in den Nachrichten, wenngleich auch zu wenig, manche Naturkatastrophen werden regelrecht ausgeschlachtet, andere gleichen Ausmasses werden nach wenigen Tagen nicht mehr erwähnt.
    Wie kommt so etwas oder empfinde nur ich so komisch?
    Oder sind bestimmte Länder und Völker soweit von unserem eigenen Leben und Denken entfernt, daß sie uns auch innerlich gar nicht wirklich erreichen?
    Das würde mir nicht gefallen (angefangen bei mir!), denn jeder Mensch hat ja sein Recht darauf genauso ernst genommen zu werden wie jeder andere auch.
    Versteht Ihr meine Überlegungen? Wie geht es Euch damit?

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 05.11.2007, 20:24

    nachdenklich
    Lieber Luca,

    Zitat: Manche scheinen es "mehr wert zu sein" (um mal zynisch zu werden), daß man darüber berichtet, sie scheinen "interessanter".

    Wenn man weiß, wie die meisten Medien arbeiten, dann verwundert es nicht. Bilder müssen "gut rüberkommen". Wenn dramatische Szenen möglich sind, womöglich ein Tierbaby gerettet werden kann, dann kann das eine höhere Einschaltquote und damit mehr Geld für den Sender bringen.
    Ich möchte nicht wissen, wie viele der dramatischen Szenen erst etwas gestellt und nachträglich durch Schnitt, entsprechende Musik und einen bedeutungsschwangeren Kommentar so aufbereitet wurden, dass die menschliche Lust am Anblick von Katastophen (eine Form der Schadenfreude womöglich) befriedigt und beliefert werden kann.

    Stellen wir uns doch einmal "Gutmenschen-Nachrichten" vor: Hier wurde für ein Heim gespendet, dort zeigte ein Politiker Zivil-Courage und da führte ein kleines blondes Mädchen eine fast blinde alte Frau beherzt über den Zebrastreifen. Allerdings, hätte das Mädchen dann noch ein kleines Kätzchen vor dem Überfahren bewahrt, dann wäre das wohl schon wieder eine Nachricht in einem Privatsender wert gewesen.

    Ich habe ja schon einmal erwähnt, dass ich nebenbei ein Vierteljahrhundert im Medienbereich tätig war. Wir haben da Filme gedreht, die man nicht ernst nehmen durfte und sollte und trotzdem gab es bei Vorführungen kaum eine kritische Stimme. Bewegten Bildern mit Überzeugung dargeboten wird (fast) alles geglaubt.

    Zitat: Wie kommt so etwas oder empfinde nur ich so komisch?

    Ich finde Deine Überlegungen sehr bedenkenswert und absolut nicht komisch.
    Du hast noch einige Punkte angesprochen, über die man ausführlich reden und mit denen man sich auseinandersetzen kann.

    Hospes

    PS.: Es ist wirklich toll, lieber Luca, wie Du wichtige Dinge immer wieder auf den Punkt bringst.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 06.11.2007, 07:46

    Re: nachdenklich
    Zitat: Stellen wir uns doch einmal "Gutmenschen-Nachrichten" vor:...

    Genau das war mal Thema eines Leserbriefes an den hiesigen Stadtanzeiger, den ich geschrieben hatte, da war ich ca. 12 Jahre alt, denke ich.
    Genau das hatte ich angemerkt. Die eigentlich wichtigen Meldungen, also das Positive, wenngleich manchmal auch einfach und fast banal, waren, wenn überhaupt, eine Randnotiz wehrt und fielen den großen Schlagzeilen und Sensationsbildern sowieso zum Opfer. Ich hatte mir schon damals gewünscht, daß von diesen "Gutmensch-Nachrichten" (wie Du so schön sagst), irgendwie ein positives Signal ausgehen würde. Nicht gerade, daß die Welt verändert werden würde, aber daß sich doch eben im Bewußtsein vieler Menschen wenigstens ein kleines Bißchen etwas tut. Nun ja, wohl ein wenig naiv...
    Der Redakteuer hat mir aber seinerzeit zurückgeschrieben und sehr offen geantwortet, daß er im Grunde genommen genauso denkt und er gerne so handeln würde, aber es eben nicht ginge, da die Verkaufszahlen ja stimmen müssen... (na jedenfalls war es so in etwa sinngemäß, den genauen Wortlauf weiß ich nicht mehr).

    Zitat: Du hast noch einige Punkte angesprochen, über die man ausführlich reden und mit denen man sich auseinandersetzen kann.

    Das wäre sicher interessant...

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 13.11.2007, 01:26


    Wie schon oft, hast Du wiedermal ein wichtiges Thema aufgegriffen,lieber Luca.
    Hier erlebt man ganz nahe und ganz konkret immer wieder: ein weisses, möglichst noch blondes Kind wird entführt, und die Zeitungen und Nachrichten im ganzen Land können kaum über etwas anderes sprechen. Ein schwarzes Kind wird entführt, und es wird schnell mal am Rande erwähnt.
    Warum wird stundenlang über die Brände in Kalifornien berichtet, wenn man jeden Tag, immer wieder, über Darfur sprechen sollte.
    Wir sind ich-bezogene Wesen mit ganz engem Horizont.
    Traurigen Gruß,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 19.11.2007, 11:52

    Die Geschichte der fleißigen Ameise
    Ich habe überlegt, ob ich es hier oder beim "Kleinen Philosophen" hineinstellen sollte, habe mich dann aber für diese Rubrik entschieden.

    Luca


    Die Geschichte der fleißigen Ameise

    Jeden Morgen kam die fleißige Ameise fröhlich zur Arbeit. Sie liebte ihre Arbeit. Hier verbrachte sie die meiste Zeit des Tages schwer arbeitend, immer ein Liedchen summend. Sie arbeitete fleißig vor sich hin.

    Der Generaldirektor, ein dicker fetter Käfer, stellte fest, dass es niemanden gab, der die Ameise beaufsichtigte.
    So konnte es nicht weitergehen! Er schuf einen Supervisor Posten und stellte einen Mistkäfer mit viel Erfahrung ein.

    Die erste Sorge des Mistkäfers war, die Arbeitszeit zu standardisieren. Er erstellte hierzu verschiedene Reporte.
    Bald darauf benötigte der Mistkäfer eine Sekretärin, die diese Reporte vorbereitete. Man stellte eine Spinne ein, die ein Archiv einrichtete und Telefonanrufe entgegennahm.

    Und in der ganzen Zeit, arbeitete die Ameise froh und munter weiter, denn ihre Arbeit gefiel ihr und von Zeit zu Zeit summte sie ein Liedchen.

    Der Generaldirektor war begeistert von der Arbeit des Mistkäfers, und fragte ihn nach grafischen Darstellungen und Zukunftsanalysen. So wurde es nötig, eine Fliege einzustellen als Helfer für den Supervisor. Sie kauften der Fliege ein Laptop, mit dem sie die Reporte schön bunt gestalten konnte.

    Die fleißige Ameise summte schon bald kein Liedchen mehr, beschwerte sich, dass sie so viel Schreibkram auszufüllen hatte, anstatt zu arbeiten.

    Daraufhin beschloss der Generaldirektor, dass ein Administrator für die Abteilung, in der die Ameise arbeitete, her musste. Diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde der Heuschrecke übertragen, die als erstes verlangte, dass man ihr einen speziellen Sessel kaufen solle. Natürlich brauchte sie auch ein Auto, einen Laptop und einen Zugang zum Intranet. Und selbstverständlich brauchte sie auch einen persönlichen Assistenten, die Kröte, die schon an ihrem alten Arbeitsplatz als Sekretärin für die Heuschrecke gearbeitet hatte.

    Die Ameise sang nicht mehr. Sie wurde immer unruhiger und nervöser.

    "Wir müssen ein Gremium beauftragen, Daten für eine Studie über die arbeitende Gesellschaftsschicht zusammenzutragen und einen Bericht zu verfassen." Gesagt, getan. Die ausgesuchten Spezialisten machten sich gegen ein beträchtliches Entgelt sogleich monatelang an die Arbeit.

    In der Zwischenzeit, stellte der Generaldirektor fest, dass die Abteilung, in der die fleißige Ameise munter vor sich hin arbeitete, nicht mehr den gleichen Profit wie früher erwirtschaftete. Er wandte sich an die Eule, eine Expertin in Sachen Betriebswirtschaft, die Tausende von Euro bekam. Sie sollte analysieren und diagnostizieren, was zu tun sei. Die Eule wirbelte drei Monate in allen Büros der Firma herum. Dann legte sie einen Abschlussbericht vor, der besagte: "Sie haben zu viel Personal, es sollten Stellen abgebaut werden."

    Dem Expertenbericht der Eule folgend, entließ der Generaldirektor die Ameise, die immer so fleißig arbeitete und ihre Arbeit liebte.

    Die Moral:

    Es sollte dir nicht im Traum einfallen, eine fleißig arbeitende, fröhliche Ameise zu sein. Es ist viel besser eine Heuschrecke oder ein Mistkäfer zu sein, wenn auch unnütz und unfähig. Diese brauchen keinen Supervisor, es stresst sie niemand.

    Wenn du nicht anders kannst, als fleißig und arbeitsam zu sein, dann zeige niemandem, dass du fröhlich bist und dass dir deine Arbeit Freude macht! Erfinde von Zeit zu Zeit ein Unglück, jammere und beschwere dich, damit es niemandem in den Sinn kommt, dich zu beneiden, nur weil du Spaß an deiner Arbeit hast.

    Wenn du das auch nicht kannst, dann mach dich selbständig. So können sich wenigstens all die Mistkäfer, Spinnen, Heuschrecken, Fliegen, Kröten und Eulen nicht auf deinem Rücken ausruhen.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 19.11.2007, 14:48


    Hallo Luca,
    so traurig es ist, Dein Beitrag ist genial, einfach nur genial und aus dem realen Leben gegriffen. Ich weiß nicht in welcher Branche Du arbeitest, es würde mich mal interessieren. Dein Bericht erinnert mich ganz gewaltig an meine Zeiten bei der Bank. Ich habe den Absprung geschafft und muss Dir leider zu Deinem letzten Satz sagen: Hier hat man es mit ganz anderen Kalibern von Mistkäfern, Spinnen,Kröten, Heuschrecken und sonstigem Ungeziefer zu tun.

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 19.11.2007, 15:11


    Ich bin Krankenpfleger. Ich stecke also nicht wirklich in der freien Wirtschaft. Aber auch in diesem Bereich gibt es ja Verwaltungsapparate und Dinge, wo man sich fragt, was es soll...
    Deine Erfahrungen mit Mistkäfern & Co. würden mich interessieren.

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    karin - 19.11.2007, 17:50

    Fleissige Ameise
    Wie recht Du hast, Luca, es klingt traurig ist aber wahr, das Spiegelbild der heutigen Wirtschaft, nein der heutigen Gesellschaft. Man könnte noch einige Bereiche hinzufügen, die Kanalratten die überall lauern und Schmiergelder einstecken, ebenso die Aasgeier die nicht genug bekommen können und ihre Firmen wo es nur geht betrügen, zum Schluss noch die Vorstände die sich Abfindungen in Millionenhöhe für Misswirtschaft auszahlen lassen und obendrein noch Unsummen an Aktienoptionen erhalten, das sind dann die Klapperschlangen, vielleicht fällt jemandem noch ein besseres Wort ein.

    Alle Tiere bitte ich um Verzeihung.

    Luca, wenn Du in der Krankenpflege bist, bestehen so ungefähr geschätzte 30 % Deiner Arbeit aus Bürokram, oder?

    Nun lasst euch grüssen,
    Karin :)



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 19.11.2007, 18:09


    Ich finde es nett, Karin, daß Du alle Tiere um Verzeihung bittest! :wink: Die Armen können ja nun wirklich nichts dafür, werden aber immer wieder gerne zur Verdeutlichung hergenommen... Es wäre eine ganz andere Rubrik, mal zu analysieren, warum gerade bestimmte Tiere für bestimmte (negative) Vergleiche herangezogen werden. Ob es teilweise an ihrem ersten, eher unsympathischen Eindruck liegt (Kröte)? Oder an ihrer Art (Ernte auffressen und die damit verbundene Hungersnot - Heuschrecken; im falschen Moment auftauchen - Spinnen).

    Ja, leider hat die Bürokratie in der Arbeit mit Kranken (sei es das Pflegepersonal oder Ärzte) unverhältnismäßig zugenommen. Zeit, wichtige Zeit, die viel dringender nötig wäre, um den Menschen Zuwendung zukommen zu lassen oder sich einfach in Ruhe um sie kümmern zu können. Aber so ist festgelegt, wie lange das Waschen zu dauern hat, das Füttern usw. Ohne Rücksicht, ob das Essen bei einer "Turbofütterung" dann gleich darauf wieder retour kommt. Es geht leider sehr viel Menschlichkeit verloren, wo ich persönlich, und viele meiner Kollegen aber versuchen, nach unseren Möglichkeiten entgegen zu wirken, uns eben die Zeit zu nehmen, die gebraucht wird.
    Es kommt auch immer darauf an, wo man arbeitet, früher gab es da schon mehr Probleme mit Vorgesetzten, wo man sich fragte, warum sie sich einen Beruf mit Menschen ausgesucht haben oder sie waren schon so abgestumpft. Aber an meinem jetzigen Arbeitsplatz sind wir ein eingeschworenes Team und ich denke, wenigstens an unserem kleinen Platz können wir so einiges bewirken.

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 19.11.2007, 18:26


    Selbst in Bereichen, wo man denkt, es sollte dort doch etwas menschlicher zugehen, werden die Leute oft gnadenlos ausgenutzt.
    Heute sah ich einen Bericht über ein christlich geführtes Krankenhaus (ich sage jetzt extra nicht die Konfession, da ich denke, daß es solches auf beiden Seiten gibt), wo nach außen hin zwar der Name auf die kirchliche Führung hinwies, aber praktisch alle Arbeiten (von der Pflege bis zum Putzen) an auswärtige Firmen vergeben worden sind, diese zu einem geringen Lohn arbeiteten und auch die Zeit für die Patienten mehr als begrenzt gewesen ist.

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 19.11.2007, 19:11

    Ameise
    Lieber Luca,

    ich kann dem Text nur vollinhaltlich zustimmen.

    In meiner sehr nahen Umgebung habe ich mitbekommen, wie eine emsige und umsichtige Ameise quasi mit einem (pardon) Arschtritt gefeuert wurde.
    Nun machen Maden (jung, billig, noch nicht ausgereift) ihre Arbeit.

    Wie lange es sich eine Wirtschaft noch erlauben kann, auf die Erfahrungen der älteren Arbeitnehmer zu verzichten ist wohl ein Thema, über das in einigen Jahren mit dem Ausdruck größten Bedauerns gesprochen werden wird.
    Aber dann haben die altgedienten Fachkräfte die Nase voll und der Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern nimmt dramatisch zu.

    Wenn ich beobachte, wie die jungen Kolleginnen und Kollegen arbeiten, dann sehe ich viel Engagemant, Fleiß und Arbeitsfreude. Nur, das effektive, optimierte und zeitsparende Arbeiten müssen die noch lernen.

    Lieber tobias,
    zum Thema "kirchliche Einrichtung" möchte ich mich nicht näher äußern.
    Es gibt hier den zutreffenden Spruch: "Wenn der Herr wüsste, was seine Angestellten auf Erden machen..."
    Oder anders gesagt: Es wird viel Wasser gepredigt und oft noch mehr Wein getrunken.

    Liebe karin, liebe Rheinperle
    auch hier volle Zustimmung.
    Mit dem Geld, welches die Bahn durch die Streiktage verloren hat und womöglich noch verlieren wird, könnte man fast jedem Lokführer eine Eigentumswohnung kaufen.

    Ergrimmt

    Hospes



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 20.11.2007, 01:21


    Hallo! Das kling ja zum größten Teil sehr zynisch - - - aber leider auch sehr wahr. Auch hier. Und meistens ist es die Ameise die gehen mus.

    "Wie lange es sich eine Wirtschaft noch erlauben kann, auf die Erfahrungen der älteren Arbeitnehmer zu verzichten ist wohl ein Thema, über das in einigen Jahren mit dem Ausdruck größten Bedauerns gesprochen werden wird.
    Aber dann haben die altgedienten Fachkräfte die Nase voll und der Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern nimmt dramatisch zu." (Hospes)

    Unsere Tageszeitung, Milwaukee Journal Sentinel, war früher eine der 5 besten Zeitungen im Land. Seit etwas 10 Jahren geht es, unter oft wechselnden Chefredakteuren stark abwärts. Jetzt wurde den erfahrensten Journalisten ein lohnendes Angebot für Frühpensionierung gemacht, und am vergangenen Wochenende haben sich viele der besten und interessantesten Kolumnisten verabschiedet. Und obwohl die "Neuen" oft einen guten Einblick haben und wissen wovon sie schreiben, wissen sie nicht, wie man schreibt. Wir schaudern oft.
    Es wird also weiter abwärts gehen.
    Bedauernde Grüße,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    la-piccola - 21.11.2007, 17:24


    Danke Luca, für deine Geschichte, die sehr nachdenklich stimmt.
    Gestern abend hörte ich in einem Bericht (weiss nicht mehr, wo),dass in Deutschland wieder verstärkt "ältere Menschen"( ab 50) eingestellt werden und viele Betriebe deren Qualitäten wiederentdecken.Auch bei den Bundesagenturen für Arbeit ( welch nobles Wort-Arbeitsamt war mir lieber!) sind wesentlich weniger Arbeitslose über 50 gemeldet, als noch vor 2 Jahren.Das lässt doch ein wenig hoffen.... und es gibt auch noch Betriebe, die Wert auf menschliches Miteinander legen, wenn auch nicht sehr viele, aber es kommt so langsam ein Umdenken....



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 21.11.2007, 20:54


    Zu Deinem Thema, la-piccola, habe ich einen Bericht im Internet gefunden, der das unterstreicht, was ich, wie Du, hin und wieder (noch zu selten) auch schon gehört habe:

    Chancen für Arbeitnehmer über 50 werden besser
    Angesichts der demographischen Entwicklung besinnen sich deutsche Unternehmen zunehmend auf das Potenzial älterer Mitarbeiter - auch im Finanzsektor.

    Time is on my side: Die Chancen der über 50-Jährigen auf dem Arbeitsmarkt dürften sich in den kommenden Jahren spürbar verbessern. Der Grund dafür ist die allgemeine demographische Entwicklung. Die fortschreitende Überalterung unserer Gesellschaft zwingt die Wirtschaft langsam zum Umdenken. Vom Marketing längst als attraktive Zielgruppe erkannt, rücken die so genannten Best Ager auch auf dem Arbeitsmarkt zunehmend in den Mittelpunkt.

    Von der per Vorruhestand und Arbeitslosigkeit ausgegrenzten Minderheit zum Mainstream: Bereits in 14 Jahren, so Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, wird es auf dem Arbeitsmarkt fast genauso viele Erwerbstätige zwischen 50 und 64 geben wie in der mittleren Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen. Im Jahr 2050 wird gar die Hälfte der deutschen Bevölkerung älter als 48 Jahre sein. Ein Wandel, auf den sich die Personalabteilungen rechtzeitig einstellen müssen.


    Schon jetzt klagen viele Branchen über Fachkräftemangel. Auch der Finanzsektor ist davon betroffen. In einigen Regionen haben Versicherer bereits heute Probleme, geeignetes Fachpersonal für den Außendienst zu rekrutieren. Und die Situation wird sich weiter verschärfen. "Dann gibt es ein Hauen und Stechen um die besten Leute", prophezeit Katharina Höhn, Hauptgeschäftsführerin des Berufsbildungswerkes der deutschen Versicherungswirtschaft.

    "Für viele Unternehmen wird der einzige Ausweg sein, sich die Qualifikationen der Älteren zu erhalten", glaubt Steffen Haas, Geschäftsführer der ED Gesellschaft für Expertenwissen aus Mannheim. Unter der Internet-Adresse www.erfahrung-deutschland.de vermittelt ED qualifizierte Ruheständler. Partnerfirmen sind unter anderem die Commerzbank und die HypoVereinsbank. Zur verstärkten Beschäftigung von Best Agern in der Kreditwirtschaft rät auch Reiner Hoock, Geschäftsführer und Experte für den Bereich Finanzdienstleistungen beim Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton: "Ältere Kundenberater können sich besser in die Bedürfnisse der gleichaltrigen Klientel hineinversetzen. Die Kreditinstitute sollten deshalb gerade ihre langjährigen Mitarbeiter fördern."
    von Jan Tiedge - http://www.finanzen-jobs.stepstone.de/content/de/de/b2c_Chancen_Arbeitnehmer_ueber_50.cfm

    Ich hoffe ebenfalls, daß in Zukunft auf mehr Menschlichkeit (Mitmenschlichtkeit) Wert gelegt wird. Wie kann es sein, daß man mit 50 (oder jünger!) zum alten Eisen gezählt wird, gerade im Zeitalter, wo das Rentenalter immer weiter herausgeschoben wird... Mit 50 steht man in der Regel noch voll im Leben, vielleicht macht man manches einen Tick langsamer, was aber durch die Erfahrung locker wieder wett gemacht wird. Und neben der Erfahrung im Beruf ist es oft so, daß man in dem Alter seinen Weg gefunden hat, ruhiger geworden ist, seine Kräfte also bündelt, man weiß, was man will, während man doch in jungen Jahren noch viel herum experimentiert, was sicher nicht immer zu besten Leistungen im Beruf beiträgt.
    Meiner Meinung nach grenzt es an Diskrimierung, wenn das Alter eine so große Rolle spielt und man einfach aufs Abstellgleis gesetzt wird.

    Folgendes geht jetzt ein wenig von diesem Thema weg. Aber gerade heute sah ich eine Reportage, wo es um Flugsicherheit ging, die in naher Zukunft privatisiert werden soll, was heißt, es werden noch mehr Kosten eingespart, weniger qualifizierte Kräfte werden die Arbeit machen, was zu größeren Risiken führt.
    Oder, sie zeigten, wie auf deutschen Flughäfen, einige Flieger zur Kontrolle heraus gepickt wurden, aber sie hatten kaum einmal 15 Minuten Zeit, alles genau unter die Lupe zu nehmen.
    Kurz darauf zeigten sie einen Piloten, der seinen standardmäßigen Rundgang um das Flugzeug machte, um zu schauen, ob alles soweit in Ordnung ist, keine sichtbaren Schäden usw., wo er praktisch aber nur zwei, drei Minuten für Zeit hat, aber mindestens 15 Minuten bräuchte. Wenn er sich die Zeit aber nimmt, dann kann es u. U. zu Verspätungen kommen und wenn ihn dann sein Arbeitgeber nicht in Schutz nimmt, kann er große Probleme bekommen. Der Pilot beklagte, daß nur ein Flugzeug, welches fliegt, Geld bringt und nur das die Investoren und Aktieninhaber interessiert und die Sicherheit nebensächlich sei.
    Das finde ich auch eine ganz falsche Entwicklung.
    Natürlich ist Geld wichtig. Nur frage ich mich manchmal, wahrscheinlich zu naiv, warum muß man die Zeitspannen immer so eng setzen, daß ein Arbeitsleben oft nur aus Hektik besteht, aus Einhalten von Terminen, die kaum möglich sind oder auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit gehen und noch schlimmer, auf Kosten der Menschen (Krankenhäuser, Altenheime usw.). Kann man nicht einen kleinen Gang zurück schalten? Natürlich so, daß jeder engagiert arbeitet, aber nicht so unter Druck. Aber wahrscheinlich verstehe ich zu wenig von der Wirtschaft, um diese Gesetze zu verstehen...

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 21.11.2007, 23:17


    Aus dem Leben einer Ameise.......
    Wie Ihr ja inzwischen wißt, habe ich mal als Ameise bei einer Bank gelernt und war viele Jahre eine sehr fleißige Ameise, weil mir der Beruf sehr große Freude bereitet hat. Die Ameise hat auf eigene Kosten und in ihrer Freizeit berufsbegleitend bei der Bankakademie in Frankfurt ein Studium absolviert. Für alle Semesterprüfungen musste die Ameise Urlaub nehmen, es war nicht so gern gesehen, dass die Ameise dies tut. Denn was geschieht, wenn die fleissige Ameise einen qualifizierten Abschluss hinlegt und im Betrieb ihre Aufgaben erfolgreich erledigt im Sinne der Geschäftsleitung und der Kunden.?Wie geht man jetzt mit dieser Ameise um, wenn sie sich auf Positionen bewirbt und es gibt Bewerbungen männlicher Ameisen, die diese Qualifikationen nicht nachweisen können? Dies ist ein wahres Problem für die Geschäftsleitung einer Bank und sicher auch sonstwo in der freien Wirtschaft!!!
    Die Ameise hat während ihres Berufslebens jedoch nicht nur theoretische Kenntnisse erworben , sondern oft, und das will die Ameise betonen, aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz älterer Kollegen und Vorgesetzten ihr Wissen bereichern können. So hat sie Ratschläge " erfahrener" Kollegen und auch außerhalb des Berufs von älteren Menschen gerne angenommen und angehört. Die Ameise hat schon in jungen Jahren erkannt, dass hier ein Potential ist, aus dem man lernen und schöpfen kann und hat die Erfahrung gemacht, dass, wenn so ein Ameisenkind interessiert ist, eine große Motivation von der Gegenseite ausgehen kann, Wissen und Erfahrungen zu vermitteln. Die Ameise hatte das große Glück einen Oldiechef zu haben. Er hat der Ameise viel beigebracht und in der Mittagspause grenzenlose Diskussionen über Gott und die Welt mit ihr geführt. Als er in den Ruhestand ging, wurde die Ameise Referatsleiterin in der Kreditabteilung . Die Ameise hat erst lange Zeit später erfahren, dass der Oldiechef sich bei der Geschäftsleitung penetrant dafür eingesetzt hat, dass die Ameise diese Position erhält .
    Wenn Ihr wollt, berichtet Euch die Ameise gerne wie es weiter ging.
    Sie kann Euch auf jeden Fall versprechen, es wird sehr ereignissreich.

    Einen schönen Abend wünscht Euch

    Rheinperle (jetzt hätte ich fast Ameise geschrieben)



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 22.11.2007, 12:54


    Ich finde es hochinteressant, Rheinperle, was Du berichtest!
    Du hast Dich ja unheimlich engagiert, finanziell und zeitlich, um Dich weiter zu bilden (weil es Dir Spaß machte, nehme ich an, und um Deinem Betrieb auch dienlich zu sein), zudem konntest und wolltest Du die Ratschläge erfahrener Mitarbeiter annehmen und von ihnen lernen.

    Zitat: Es war nicht so gern gesehen, dass die Ameise dies tut. Denn was geschieht, wenn die fleissige Ameise einen qualifizierten Abschluss hinlegt und im Betrieb ihre Aufgaben erfolgreich erledigt im Sinne der Geschäftsleitung und der Kunden.?Wie geht man jetzt mit dieser Ameise um, wenn sie sich auf Positionen bewirbt und es gibt Bewerbungen männlicher Ameisen, die diese Qualifikationen nicht nachweisen können? Dies ist ein wahres Problem für die Geschäftsleitung einer Bank und sicher auch sonstwo in der freien Wirtschaft!!!

    Mich würde es sehr interessieren, wie es weiter gegangen ist, in der Bank, mit den Kollegen, mit dem neuen Chef. Wieviele Steine wurden der qualifizierten Ameise in den Weg gelegt, nur damit die weniger qualifizierten Herren der Schöpfung die Position bekamen, die ihnen eigentlich gar nicht zustand...

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 22.11.2007, 19:01


    Liebe Rheinmeise,
    wie Luca sagte, hochinteressant! Und bitte weiter erzählen! Ich will sehr hoffen, dass so eine kluge und fleißige Ameise von der Geschäftsleitung sehr geschätzt und mit Lorbeeren bekränzt wurde - - habe aber das Gefühl, dem war nicht so!
    Lieben Gruß, Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    karin - 22.11.2007, 21:24

    Fleissige Ameise
    Liebe Rheinperle,

    wie ungemein treffend ist Deine Schilderung über die Zeit der fleissigen Ameise von denen es sooo viele gibt. Das Ende bei der Bank kann ich mir in etwa vorstellen, von daher bin ich natürlich sehr interessiert an einer Fortsetzung Deines Berichtes.

    Ich selbst stelle mir die Kreditabteilung einer Bank als Drahtseilabteilung vor, oder täusche ich mich da?

    Viele Grüsse Karin :)



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 23.11.2007, 00:56


    gerne möchte ich mit der Geschichte der Ameise fortfahren.....
    Nun die Ameise war irgendwann mal im Alter von Mitte Dreissig eine von drei Referatsleitern in der Kreditabteilung, nachdem etlichen Ameisenmännchen der Vorzug gegeben wurde. Diese sind gekommen und gegangen worden, oder auch freiwillig gegangen und die Ameise hatte immer das Nachsehen. Bei den bevorzugten Ameisenmännchen handelte es sich um frisch ausgelernte Azubis, deren Väter Vorstände oder leitende Angestellte bei anderen Kreditinstituten waren oder, um Ameisenmännchen, die auf Filialen "versagt" haben und man diese im Hause irgendwie gleichdotiert unterbringen musste, um den Besitzstand betreffs Bezahlung zu wahren, damit keine Probleme mit dem Betriebsrat entstehen. Dank dem Oldiechef war die Ameise so sehr froh, doch noch irgendwann in ihrem Leben diese Postition neben zwei Ameisenmännchen zu erhalten. Es ging der Ameise nicht um mehr Geld, obwohl sie schlechter bezahlt war als ihre beiden Kollegen, sondern weil sie unglaublich viel Freude hatte, Gespräche mit Kunden zu führen und diese "bedarfsgerecht" zu beraten. Bis der Tag kam, als die Geschäftsleitung meinte, es muss ein Mistkäfer her. Dieser Mistkäfer hat dann mit einer Crew von Spinnen ausbaldovert, es muss mehr als das "Übliche", also das eigentliche Bankgeschäft - unsere Verpflichtung und auch Verantwortung dem Kunden gegenüber- verkauft werden. Jetzt wurden den Ameisenberatern Zahlen auf den Tisch gelegt, was an Zusatzgeschäften wie Lebensversicherungen oder Bausparverträgen oder Sonstigem verkauft werden muss. Jede Ameise am "Marktpunkt" bekam Zielvorgaben und wurde monatlich vom Mistkäfer einbestellt um Rede und Antwort zu stehen, es wurde darüber gesprochen, welche Zahlen die Ameise erfüllt hat, was die anderen Ameisen gebracht haben und was sie selbst noch "bringen" muss. Die Ameisen müssen auch heute noch, verkaufen, ob es auf den Kunden passt oder nicht. Die Ameise war sehr erfolgreich, hat Urkunden , Auszeichnungen und Reisen geschenkt bekommen, aber konnte dieses ständige $-Zeichen, wenn ein Kunde reinkommt(nicht böse sein Tosa) nicht mehr mit sich vereinbaren. Es war für die Ameise schon ein Drahtseil. Gerne schildert sie, wie es im Ameisenleben und mit anderen Getieren weiterging, wenn Ihr wollt.

    Gute Nacht wünscht Euch

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 23.11.2007, 06:17


    Als ich Deine Fortsetzung las, habe ich gleich einen "dicken Hals" bekommen, wenn ich das mal so lapidar sagen darf!
    Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn (und bin wahrscheinlich nach wie vor zu naiv, was die Wirtschaft angeht), aber was Du schreibst, geht mir gegen alle Regeln des Verstandes und der Vernunft!, gegen jegliche Logik!
    Wieso werden Männer mit eher unrühmlicher Vergangenheit oder einem erfolgreichen Vater im Rücken an Positionen gesetzt, wo sie nicht hingehören und dafür noch überbezahlt? Darf ich raten? Frauen mit ähnlichem Lebenslauf wurden mit Sicherheit nicht berücksichtigt!
    Warum bekommst Du für gleiche bzw. bessere Arbeit weniger Geld...?!

    Sehr unangenehm finde ich die Zusatzleistungen, die Ihr dem Kunden aufschwatzen mußtet! Das erlebt man ja leider immer wieder, auch in anderen Bereichen. Zunächst fühlt man sich gut beraten, verstanden, denkt, man hat sein Anliegen erledigt und dann kommt der nette Berater/in noch mit etwas, was man gar nicht will und braucht und fühlt sich sehr gedrängt und es ist einem peinlich oder zumindestens unangenehm, dann nach dem vorher so netten Gespräch abzulehnen.
    (Bsp. eine Bekannte von mir suchte vorgestern ein ganz bestimmtes Modemkabel. Im zweiten Geschäft meinte der Verkäufer, sie zu einem DSL-Gerät überreden zu müssen, denn da wäre das Kabel dann ja gleich mit dabei, welches sie wünschte...!).
    Wo Du das jetzt so geschrieben hast, wird mir erst jetzt bewußt, daß es ja meistens die Ameisen sind, die gezwungen sind, sich so zu verhalten, weil Mistkäfer & Co. von hinten Druck machen. Und wer nicht die geforderte Leistung bringt... Wo ich mir bei manchen Rapporte dann nicht so sicher wäre, ob der Mistkäfer nicht absichtlich sagt, daß Ameise A mehr verkauft hat als Ameise B, nur um sie unter Druck zu setzen und es vielleicht gar nicht stimmt.

    Zitat: ...aber konnte dieses ständige $-Zeichen, wenn ein Kunde reinkommt (nicht böse sein Tosa) nicht mehr mit sich vereinbaren.

    Das finde ich eine sehr gute und klasse Einstellung, Rheinperle! Wenige Menschen haben diese Einstellung und das Gefühl noch in sich, bleiben lieber im gleichen Fahrwasser wie der Mistkäfer oder machen es sich sogar zu eigen, können mit diesen Skrupeln gut leben, wenn die Kasse stimmt!

    In Ermangelung einer Ameise, die ich leider nicht gefunden habe, hier eine fleissige Biene, die das gleiche symbolisieren soll!


    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 23.11.2007, 07:26


    Ja, bitte weiter erzählen, wie es der Ameise mit dem anderen Getier weiter ergangen ist!

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 23.11.2007, 13:52

    und dann...
    Liebe Rheinperle,

    da schwillt sehr wohl der Kamm.
    Es wurde dann doch erwartet, dass man einem 100Jährigen eine Lebensversicherung verkauft, oder?

    Ich kenne dieses posttraumatische Frustrationssyndrom.
    Einige Vorgesetzte, die von bestimmten Dingen welche mir sehr geläufig waren und sind, absolut keine Ahnung hatten und die dann auch Leistungen auf diesen Gebieten gar nicht so würdigen konnten und wollten.

    Das ist schon länger vorbei, aber zwischendurch nagt er doch immer wieder, der Wurm.

    Hospes



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 24.11.2007, 01:13


    Auch mir ist's heiß aufgestiegen, liebe Rheinperle. Mittlerweile ist es hoffentlich auch bei Euch gesetzwidrig, für gleiche Arbeit unterschiedlich zu bezahlen, es sei denn, weil einer schon länger im Betrieb arbeitet.
    Du, ich verstehe das "nicht böse sein, Tosa" nicht. Weswegen sollte ich denn? Wenn mich jemand beleidigt :wink: will ich's doch wenigstens verstehen!
    Weiter mit der Schauergeschichte! Nur gut, dass wir wissen, dass es irgendwie ein gutes Ende nimmt und Du nicht mehr dort arbeitest.
    Lieben Gruß,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 24.11.2007, 01:28

    aus meiner Ameisenzeit
    Berichte aus der Ameisenwelt.......

    die Biene ist gar nicht so schlecht Tobias, die Ameisen der Bank summten nämlich munter durch die ganze Republik vom Süden bis in den hohen Norden; absolvierten Seminare überorts , um zu lernen, wie man Kunden begrüßt und Kunden verabschiedet, oder mit Ihnen am Telefon spricht. Die Ameise musste an derlei Veranstaltungen teilnehmen und fragte sich oft , um was es hier geht und was sie hier soll und hat einen dicken Ortner mit Teilnahmebeschinigungen und dergleichen wo ist der Nutzen des Kunden und wer bezahlt das ganze Tamtam?. Irgend eine Ameise von uns war ständig auf Reisen. Der Mistkäfer hatte dann eine ganz geniale, gemeine Idee: Die Ameisen wurden in Sparten unterteilt: Kreditameisen und Geldanlageameisen. Jede Ameisengruppe bekam Zielvorgaben für Zusatzgeschäfte und erhielt hierfür Provisionen. Wenn eine Ameise ihr "Soll" , nicht erfüllt hat, mußte die restliche Ameisencrew den Ausgleich schaffen, sonst gab es für die gesamte Ameisenmannschaft keine Provision und sie verblieb vom Kooperationspartner im Sack der Bank. Kann sich jemand vorstellen, was hier für ein Ameisenbetriebsklima herrschte ???Glaubt mir bitte, die Ameise hat dies so erlebt und war bei einem vollkommen normalen deutschen Kreditinstitut. Dies ist die freie Wirtschaft und findet in dieser Form in allen "Verkaufsbranchen" statt. Wenn ich heute mal bei einem Banktresen vorbeischaue, sehe ich nur noch Ameisenkinder und außerhalb davon einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker, die das Nötige ausspucken, was man so fürs Leben braucht.
    Ich schließe das Thema mit einem letzten Bericht, den ich Euch gerne schreiben werde von "der anderen Seite des Mondes", wenn Ihr wollt. Eure Erfahrungen, Meinungen und Erlebnisse ausder Berufswelt interessieren mich natürlich sehr.

    Ich denke ich habe dieses posttraumatische Frustrationssyndrom , aber auch noch andere Erlebnissyndrome aus der Gegenwart

    Euch einen schönen Abend

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 24.11.2007, 05:44

    Re: aus meiner Ameisenzeit
    Für mich lesen sich Deine Berichte, Rheinperle, wie aus einer anderen Welt. Zum Glück mußte ich so etwas nie erleben. Streitereien und persönliche Unfähigkeiten an dem einen oder anderen Arbeitsplatz ja, aber letztendlich scheine ich immer Glück gehabt zu haben.

    Zitat: Der Mistkäfer hatte dann eine ganz geniale, gemeine Idee: Die Ameisen wurden in Sparten unterteilt: Kreditameisen und Geldanlageameisen. Jede Ameisengruppe bekam Zielvorgaben für Zusatzgeschäfte und erhielt hierfür Provisionen. Wenn eine Ameise ihr "Soll" , nicht erfüllt hat, mußte die restliche Ameisencrew den Ausgleich schaffen, sonst gab es für die gesamte Ameisenmannschaft keine Provision und sie verblieb vom Kooperationspartner im Sack der Bank. Kann sich jemand vorstellen, was hier für ein Ameisenbetriebsklima herrschte ???

    Das muß ja eine unwahrscheinlich unangenehme und mißtrauische Atmosphäre gewesen sein! Dauernd steht man unter Druck. Es bleibt gar nicht aus, den Kollegen, ja nun nicht gerade zu belauern, aber doch wohl ähnlich anzutreiben, vielleicht auch unbewußt, wie der Mistkäfer, jedenfalls, falls für die anderen die Provision sehr wichtig gewesen ist. Schafft so eine arme Ameise ihr Soll nicht, weiß sie, alle müssen es ausbaden... Schrecklich!
    Ich war bisher immer der Meinung, daß man in einem guten Betriebsklima, wo kein Mißtrauen herrscht, man miteinander arbeitet, leistungsfähiger und gesünder arbeitet. Und dann die gute Leistung sozusagen als "Nebenprodukt" heraus kommt.
    Ich glaube, ich hätte so nicht auf Dauer arbeiten können, bin irgendwie ein Harmoniemensch.
    Ich habe überlegt, wie es bei meiner Bank hier wohl zugehen mag. Im Nachbardorf ist eine kleine Filiale der Stadtsparkasse. Sie ist entweder vormittags oder nachmittags geöffnet, den anderen halben Tag ist eine andere Filiale ein paar Dörfer weiter geöffnet. Ansonsten sind im Vorraum die Möglichkeiten, für das Geld und den Kontoauszug abzuholen.
    Wenn man in die Bank kommt, ist es allerdings immer eine sehr freundliche Atmospähre, vor allem eine Angestellte kennt mehr oder weniger alle Kunden mit Namen und begrüßt sie dann auch entsprechend, was ich sehr schön finde. Es arbeiten noch ein, zwei weitere Frauen dort und im Büro sitzt ein Mann, oft hinter geschlossener Türe, der ab und zu mal heraus kommt, sich die Lage anschaut und dann wieder verschwindet. Ob das der Mistkäfer ist...?

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 25.11.2007, 11:26

    alt
    Passend dazu kam ich nicht umhin, die Karikatur zu scannen.



    Liebe Grüße

    Hospes



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 01.12.2007, 23:53


    Ende einer Ameisengeschichte
    Das Ameisenvolk, bei der die Ameise beschäftigt war, wurde eines schönen Tages von Karlsruhe nach Stuttgart verfrachtet aufgrund einer Fusion mit einer anderen Bank. Die Ameise war seinerzeit im Betriebsrat und hat von dieser Verschmelzung ,man durfte nur diesen Ausdruck benutzen, auf dem Weg zur Arbeit aus dem Radio erfahren. Die Ameise hat für sich entschieden, in den Betrieb ihres Mannes einzusteigen. Und nun mußte die Ex-Ameise mit ganz anderen Ungeziefern Bekanntschaft machen.
    Mistkäfer und Schlangen in Form von
    Finanzbehörden
    Berufsgenossenschaften
    Steuerberatern
    Rechtsanwälten
    Gerichten
    Versicherungen
    Konkurrenten, die einem den Garaus machen wollen
    Prüfungen, Kontrollen und Fristen von Behörden und sonstigem
    zahlungsunwilligen Kunden
    zahlungswilligen Kunden, insbesondere aus dem kommunalen Bereich, die jedoch erst nach Monaten ihre Rechnungen begleichen
    leider auch Ameisen im Betrieb, die aus unerfindlichen Gründen verspätet oder gar nicht mehr zur Arbeit erscheinen.
    die Liste könnte beliebig fortgeführt werden

    aus allem resultieren oftmals schlaflose Nächte

    Die Ex-Ameise hat sich für diesen Weg entschieden, denkt jedoch hin und wieder an Kollegen, Arbeitsbedingungen, Entscheidungen oder Vorgaben von "oben" über die sie sich manchmal geärgert hat, und ab und an auch an den vielleicht harmloseren Mistkäfer auf der anderen Seite des Mondes, der ab und an mal aus dem Büro kommt, um "nach dem Rechten zu sehen".

    Ich wollte Euch mit meinen Berichten einfach mal beide Seiten aufzeigen.

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 02.12.2007, 00:45


    Liebe Rheinperle,
    auch dieser Arbeitsplatz ist also nicht das Paradies auf Erden. Leider gibt es das ja nicht. Aber ich glaube, Du musst hier nicht so hilflos-ameisenhaft krabbeln wie früher und hast mehr Einfluss auf den Ablauf der Dinge. Und wirst von dem Ungeziefer nicht so unter Druck gesetzt und gemein behandelt (im Betriebsrat und dann die Fusion über's Radio erfahren?!?) wie früher.
    Das war ein sehr interessanter Bericht, und es war arg nett von Dir, dass Du uns das alles erzählt hast. Sicher war es nicht ganz leicht.
    Lieben Gruss,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 02.12.2007, 06:15


    Ich hatte auch gehofft, daß Du in der Selbständigkeit mehr Glück und Zufriedenheit gefunden hättest als vorher in der Bank. Aber wie Tosa schon sagt, das Paradies auf Erden gibt es wohl wirklich nicht. Außer man ist mit Leuten umgeben, die wirklich 100 %ig mit am gleichen Strang ziehen und genau das gleiche wollen wie man selber und alles dafür tun. Da würde es zwar auch "menscheln", aber das hätte doch nicht diese Dimensionen.

    Ich glaube, zahlungsunwillige Kunden machen gerade kleineren Betrieben oft den Garaus, da man ja kalkuliert und auf das Geld angewiesen ist, um laufende Kosten zu bezahlen oder zu investieren. Wenn man da kein großes Kapital in der Hinterhand hat, ist man dem Gebahren hilflos ausgeliefert. Kommt dann noch die neidvolle Konkurrenz dazu... puh! Da sind schlaflose Nächte wirklich vorprogrammiert.
    Wieviele Angestellte habt Ihr denn? Könnt Ihr die nicht nach und nach so auswechseln, daß nur die bei Euch arbeiten, die sich wirklich ganz für den Betrieb einsetzen? Schade, daß ich so weit weg wohne, sonst würde ich doch glatt bei Euch anheueren! :wink:

    Alles Gute und viel Durchhaltevermögen!

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 03.12.2007, 00:26


    Also wir sind zwölf Mann, halt nein, elf Mann und die Ex-Ameise. Manchmal sind wir auch mehr, wenn wir große Aufträge haben. Die Arbeit macht mir im Prinzip großenSpass und es stimmt schon, man kann begrenzt manches lenken. So eine Selbständigkeit erfordert sehr viel Disziplin, Verantwortungsbewußtsein für den Betrieb, die Mitarbeiter und einem selbst; hat natürlich auch Vorteile, zumindest kann ich mir die Zeit ein wenig einteilen, habe aber z.B. gestern und heute bis jetzt gearbeitet.
    Das Leben ist etwas unstet, man weiß nie so genau was morgen auf einem zukommt. Der Wochenspruch von la-piccola paßt dieses mal besonders. Tobias, Dich würde ich sofort anheuern, zunächst mal auf oder für alle Fälle als Compifachmann. Liebe Tosa, es war in der Tat nicht leicht dies alles zu erzählen.


    Liebe Grüße

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 10.12.2007, 15:02

    Gardinen, Vorhänge, Abschottung, Öffnung...
    Am Freitag habe ich ja neue Fenster bekommen. Neben all der anderen Arbeit, die man mit der Vor- und Nachbereitung hat, habe ich natürlich auch die Gardinen und Vorhänge abnehmen müssen. Und da man sich nun schon einmal diese Arbeit macht bzw. machen muss, wäscht man alles natürlich.
    Nun bin ich aber ein paar Tage ohne die schützenden Gardinen und Vorhänge und das ist schon ein komisches Gefühl. Ich habe mich gefragt, warum es mich stört, praktisch so "nackt" zu sein, für jeden einsehbar. Vor allem in dieser Jahreszeit, wo man früh Licht anmachen muß, ist man für jeden ein offenes Buch. Nun habe ich zwar schon das Glück, daß ich hier auf dem Dorf wohne und nicht viel um mich herum ist. Aber trotzdem..., weiß man, wer des Nachts im Dunklen auf der Wiese steht und schaut, was man so macht...
    Aber der Mensch hier bei uns hat sich wohl so an die Sicherheit einer Gardine, eines Vorhanges gewöhnt, daß alles andere eine gewisse Art an Unsicherheit erzeugt. Mir geht es jedenfalls so...
    Kennt Ihr ähnliches?

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Rheinperle - 10.12.2007, 17:24


    Interessante Gedanken von Dir Tobias .....................
    Ich denke, da geht es nicht nur um Gardinen und Vorhänge. Jeder Mensch braucht und möchte seine Intimsphäre, einen Sichtschutz , einen Abstand zur Aussenwelt, von der und vor der er sich für eine gewisse Zeit zurückziehen darf. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich denke aus unserem Forum kommen da noch einige gute Gedanken zu Deinem Thema und wünsche Dir, dass Deine Gardinen bald wieder hängen wo sie hingehören. Häng sie doch einfach leicht angeschleudert auf, da werden sie sehr schön glatt und Du brauchst sie nicht zu bügeln.

    Rheinperle



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 10.12.2007, 23:49


    Lieber Tobias,
    Mir geht es genau wie Dir, ich fühle mich ohne Vorhänge nicht wohl. Nicht, dass man etwas tut, das die Leute nicht sehen dürften, aber so gemütlich im Sessel sitzen und lesen, und nicht wissen, wer da gerade vorbei geht und zuschaut . . . nein, das ist nichts. Ich mag es auch nicht wenn abends dann die Dunkelheit sich so von aussen an die Scheiben drückt. Mein Mann meint, da spinne ich ein bisschen.
    Hier sind Gardinen gerade total unmodern. Nackte Fenster sind ganz groß. Ich finde es kalt und ungemütlich.
    Gruß,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 11.12.2007, 07:58


    @ Rheinperle
    Zitat: Jeder Mensch braucht und möchte seine Intimsphäre, einen Sichtschutz , einen Abstand zur Aussenwelt, von der und vor der er sich für eine gewisse Zeit zurückziehen darf.
    @ Tosa
    Zitat: Mir geht es genau wie Dir, ich fühle mich ohne Vorhänge nicht wohl. Nicht, dass man etwas tut, das die Leute nicht sehen dürften, aber so gemütlich im Sessel sitzen und lesen, und nicht wissen, wer da gerade vorbei geht und zuschaut . . . nein, das ist nichts. Ich mag es auch nicht wenn abends dann die Dunkelheit sich so von aussen an die Scheiben drückt.
    Ihr habt genau das ausgedrückt, was ich empfinde!
    Es geht wirklich nicht darum, daß jemand anderes nicht sehen dürfte, was in der Wohnung ist, aber man fühlt sich irgendwie unwohl, unfrei, so auf dem Präsentierteller. Und man weiß ja leider nicht, was für Gestalten herumlaufen.

    Mit dem Aufhängen ist es so ein Problem. Ich habe so halbe Gardinen, die an so einer ausziehbaren Stange eingefädelt sind und die man dann auf Häkchen aufhängt. Die vorherigen Fenster waren Holzfenster und da waren die Häkchen vom Vorgänger schon eingedreht, die jetzigen Fenster sind Kunststoffenster, die ich wohl nicht ramponieren darf. Ich muß mir erst Plastikhaken und diesen "Tesa-Powerstrip" besorgen. Jedenfalls wurde mir das empfohlen. Damit verletzt man die Schicht nicht, falls ich hier jemals ausziehe.

    Tosa, ich hoffe, Du hast trotz der momentanen Mode oder der Einwände Deines Mannes ein paar Gardinen...!

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 11.12.2007, 08:13


    Ich mag es auch nicht, wenn mir Leute in die Fenster gucken. Ich wohne zwar in einer oberen Etage, aber die Leute vom Haus gegenüber hätten natürlich schon einen Einblick ohne Gardinen und Vorhänge.
    Ich bin allerdings ein wenig inkonsequent... :wink: Wenn ich mit der Bahn oder S-Bahn fahre und es ist dämmrig oder dunkel, finde ich es immer interessant, in die erleuchteten Fenster an den Gleisen zu schauen...

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 12.12.2007, 02:57


    Ja, Luca, ich bin auch immer leicht empört wenn ich abends spazieren gehe und an einem Haus vorbeikomme, dessen Fenster keinen Einblick erlauben. Wie können die Leute so selbstsüchtig sein?
    Und Tobias, meine Wünsche gelten bei den Fenstern zur Straße hinaus, und mein Mann hat freie Aussicht nach hinten in den Garten hinaus. Die genieße ich ja auch sehr, wie Ihr von den Vogelbildern wisst.
    Heute fiel von früh bis abends Schnee, in großen, weichen Flocken, die ganz langsam herabkamen. Wunderschön. Wir haben dreimal geschippt, aber der Schnee war federleicht.
    Wintergruß von Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tobias - 14.12.2007, 13:49

    Abhängigkeit
    Da ich momentan im nächsten Kreis bei jemandem, der mir sehr nahe steht eine Abhängigkeit erlebe, möchte ich ein wenig dazu schreiben.
    Es geht um die Alltagsdroge Alkohol, weit verbreitet, legal, relativ günstig zu bekommen im Gegensatz zu anderen Drogen.
    Es ist immer sehr schwer mitanzusehen, wie jemand, der intelligent ist und eigentlich sein Leben lebt, immer wieder gegen die Droge verliert. Es gibt gute Zeiten und dann muß er wieder eine Weile trinken. Die Abstände sind unterschiedlich. Seit 20 Jahren kämpft er dagegen an, ich bin stolz auf ihn, denn er ist nicht versumpft, hat sich mit großer Kraft und Qual immer wieder aus seinen Rückschlägen herausgeholt, konnte sich immer die Arbeitsfähigkeit erhalten und hat sich auch in den schlimmsten Zeiten nicht aufgegeben. Er hat natürlich auch die üblichen Therapien, Langzeittherapie usw. hinter sich.
    Zu sehen, wie stark so eine Droge sein kann, gegen alle Vernunft, gegen alle Intelligenz, das ist schon schwierg.
    Ich habe einen Text gefunden, den ich sehr schön fand:

    Gestern war eine verdrehte, unverständliche Zeit

    Wir tranken vor Glück
    - und wurden unglücklich;
    wir tranken vor Freude
    - und fühlten uns miserabel;
    wir tranken aus Geselligkeit
    - und bekamen Streit;
    wir tranken aus Freunschaft
    - und schufen Feinde;
    wir tranken, um schlafen zu können;
    - und wachten übernächtigt auf;
    wir tranken, um leichter sprechen zu können;
    - aber stammelten nur;
    wir tranken, um uns himmlisch zu fühlen
    - und hatten die Hölle;
    wir tranken, um zu vergessen
    - aber die Gedanken holten uns ein;
    wir tranken, um frei zu werden
    - und wurden abhängig;
    wir tranken, um Probleme zu lösen
    - aber sie wurden immer mehr;
    wir tranken, um mit dem Leben fertig zu werden
    - und luden den Tod ein.

    Ein wenig nachdenkliche und traurige Grüße, da ich feststellen muß, daß man Hilfestellungen geben kann, aber man auch konsequent und hart sein muß und nur bedingt etwas für den anderen tun kann...

    Tobias



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 14.12.2007, 14:10

    Droge
    Lieber tobias,

    die Abhängigkeit von einer Droge kann ich gut nachvollziehen.

    Ich habe vor 4 Jahren mit dem Rauchen aufgehört.
    Zum Schluss rauchte ich 2 Schachteln Zigarillo auf Lunge, weil mir die 2-3 Schachteln Zigaretten zu schwach waren.

    Als dann die Schmerzen im Unterschenkel immer größer wurden, die chronische Bronchitis immer schlimmer (fast Erstickungsanfälle), die Luft bei leichteren Tätigkeit langsam immer weniger wurde und die Arterien in den Augen immer mehr zumachten, hatte ich die Wahl.

    Ich habe von heute auf morgen aufgehört.
    Schon 2 Tage später konnte ich bei einem guten Whisky schmecken, dass er ein wundervolles rauchiges Aroma hatte.

    Heute bin ich fitter als vor 20 Jahren.

    Wenn ich einen Artikel über Rauchen lese, Zigarettenwerbung sehe oder auch nur Zigaretten sehe, habe ich das Gefühl, als liege die letzte Zigarette schon furchtbare zwei rauchlose Stunden zurück, so das volle Entzugsgefühl.

    Ich weiß, dass ich sehr schnell wieder rückfällig werden würde, wenn ich nur eine Zigarette rauchen würde.
    Ich werde es wie Ernst Jünger machen: Mit 90 Jahren fange ich wieder das Rauchen an.

    Hospes

    PS.: Du hast recht. Es ist arg, sehen zu müssen, dass man jemandem nicht helfen kann (nicht nur bei Alkohol, sondern ganz allgemein).



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Luca - 14.12.2007, 16:00


    Lieber Tobias,

    ich kann Deine Gedanken und Sorgen gut nachvollziehen. Auch in meinem nahen Umfeld gibt es Menschen, um die ich mir in dieser Art Sorgen machen muß. Und gerade beim Alkohol ist es so, daß ganz viele Familien und Leute betroffen sind, es ist immer noch eine totgeschwiegene und unterschätzte Droge.
    Oft ist man nicht "gesellschaftsfähig", wenn man nicht mithalten kann, ist man aber dann abhängig, wird man gleich in die Schublade "Penner, Obdachloser, Versager" eingeordnet, was ich sehr unfair finde. Wir wissen nicht, was an Lebensgeschichten und Tragödien hinter den Leuten liegen.
    Meine Erfahrung ist, daß man gewisse Hilfestellungen geben kann (wenn man selber die Kraft dazu hat), und daß, was dann noch viel mehr Kraft kostet, manchmal auch die Hilfe zu versagen, weil sich sonst nie etwas ändert. Nur ist das sehr hart, für alle Beteiligten!
    Ich finde es auf jeden Fall sehr bemerkenswert, daß sich Dein Freund schon so eine lange Zeit durchkämpft, trotz aller Rückschläge!
    Alles Gute für ihn, Dich und seine Familie!

    Luca



    Re: nachdenkliche Gedanken

    karin - 14.12.2007, 18:09

    Abhängigkeit
    Hallo zusammen,

    denke mal, egal um welche Droge es sich handelt, es ist der Betroffene selbst der seine Sucht eingestehen muss, da helfen keine guten Worte. Erst wenn diese Erkenntnis und Bereitwilligkeit zur Aufgabe der Sucht vorhanden ist können Schritte unternommen werden. Vorher kann kein noch so gut gemeinter Ratschlag helfen. Eher im Gegenteil.

    LG Karin :)



    Re: nachdenkliche Gedanken

    la-piccola - 16.12.2007, 23:41


    Ich hatte, glaube ich, schon mal darüber geschrieben, dass mein Schwiegervater Alkoholprobleme hatte und nach einer Therapie 24 Jahre lang trocken geblieben ist.Aber dazu gehört schon sehr viel Willensstärke, ich glaube nicht, dass ich diese aufbringen würde.Ich habe da ja auch ein Problem...leider schmecken mir die Zigarretten immer noch und ich habe eine kleine Hoffnung, dass ich es dir, lieber Hospes, nachmachen kann-es muss wahrscheinlich im Kopf "klicken".....

    Schwiegervater hatte einen Zettel in seinem Schrank liegen, und ich glaube, er hat ihn immer mal wieder gelesen:

    ALKOHOL....

    ...ist ein gutes Lösungsmittel!

    Er löst :
    *Freundschaften
    *Bekanntschaften
    *Ehen
    *Arbeitsverträge
    *Mietverträge
    *Bankkonten
    *Leber und Gehirnzellen.
    Nur keine Probleme!



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 04.02.2009, 11:10

    Speisenplan
    Hallo Ihr Lieben,

    ich bin eben bei einer Recherche auf den folgenden Speisenplan (Menge bezieht sich auf ein Kind) gestoßen:

    Bayerisches Staatsministerium des Innern – Gesundheitsabteilung - Ernährungsreferat

    Speisenplan Nr.15
    für die Zeit vom 24. November bis 7. Dezember 1947 (12 Speisungstage)
    Aufgestellt im Benehmen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Beauftragter für Lagerversorgung

    Dienstag 25. November
    Kartoffelgemüse mit Frischfleisch (341 Kalorien)

    30 g frisches Fleisch (möglichst Rindfleisch)
    in kochendes Wasser geben, gar kochen und in kleine Würfel schneiden od. durch die Fleischmaschine drehen.

    10 g Mehl, 1/8 g Trockenzwiebeln, 5 g Fett
    helle Einbrenne herstellen und das Gericht damit binden.

    Salz
    zum Abschmecken.

    Ausgabemenge: ½ Liter

    Bemerkung: Wo örtlich verfügbar Suppengrün mitkochen oder frische, gehackte Kräuter zugeben.



    Hospes



    Re: nachdenkliche Gedanken

    la-piccola - 04.02.2009, 21:57


    Das ist ja sehr spartanisch, ob man damit in der heutigen Zeit zufrieden wäre??? :cry:



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 05.02.2009, 00:24


    Das erweckt unliebe Erinnerungen. Obwohl, mit genug Suppengrün und Kräutern vielleicht ganz schmackhaft und gesund.
    Meine Tante stellte "Gänseleberpastete" her, deren Hauptzutat Nährhefe war. Sie verstand es sogar ganz wohlschmeckend zu machen. Dann nähte sie sich aus einem Velour-Bettüberwurf ein Abendkleid. (Sie war Sängerin.)
    Ja Kinder, das waren noch Zeiten! :wink: :wink:
    Gruss,
    Tosa.



    Re: nachdenkliche Gedanken

    Hospes - 05.02.2009, 08:04

    Zeiten, das waren noch...
    Liebe Tosa,

    ich kann mich noch gut an die Schulspeisung erinnern.
    In der Grundschule bekam man immer Kakao oder Milch in der Pause.
    Wenn es draußen kalt war, war auch der Kakao (genauer: das Kakaogetränk) kalt. Ich hasste es, wenn dann alle Mitschüler nach kaltem Kakao rochen und bevorzugte darum die Milch.
    Ich konnte nicht verstehen, was die Leute daran fanden, bis ich Jahre später dann einen echten, starken Kakao, der nur schwach entölt war, zu Trinken bekam.

    Liebe la-piccola,

    vielleicht kommen wieder Zeiten, wo man froh um etwas Essen ist?
    Ich denke, unser Planet wird auf unsere Lebensweise irgendwann reagieren.

    Hospes



    Re: nachdenkliche Gedanken

    karin - 05.02.2009, 21:46

    Rente
    Der Text ist nicht von mir, er ist 2007 geschrieben worden, von wem weiss ich allerdings nicht.

    Ich hab soeben beschlossen "Ich will nie ins Altersheim!"
    Wenn ich einmal in später Zukunft alt und klapprig bin, werde ich bestimmt nicht ins Altersheim gehen, sondern auf ein Kreuzfahrtschiff.
    Die Gründe dafür hat mir unsere hier meine Alternative zur Rente mit 65:
    Gesundheitsministerin Ulla Schmidt geliefert:

    "Die durchschnittlichen Kosten für ein Altersheim betragen 200 EUR pro Tag."

    Ich habe eine Reservierung für das Kreuzfahrtschiff "Aida" geprüft
    und muss für eine Langzeitreise als Rentner oder Rentnerin 135 EUR pro Tag zahlen (kein Witz !!!).

    Nach Adam Riese bleiben mir dann noch 65 EUR pro Tag übrig.

    1. Ich habe mindestens 10 freie Mahlzeiten, wenn ich in eines der Bordrestaurants wackele
    oder mir das Essen vom Room Service auf das Zimmer, also in die Kabine, bringen lasse.
    Das heißt in anderen Worten, ich kann jeden Tag der Woche mein Frühstück im Bett einnehmen

    2. Die "Aida" hat drei Swimmingpools, einen Fitneßraum, freie
    Benutzung von Waschmaschine und Trockner und sogar jeden Abend Shows.

    3. Es gibt auf dem Schiff kostenlos Zahnpasta, Rasierer, Seife und Shampoo.

    4. Das Personal behandelt mich wie einen Kunden, nicht wie einen Patienten.

    Für 15,00 ¤ Trinkgeld extra pro Tag lesen mir die Stewards jeden Wunsch von den Augen ab.

    5. Alle 8 bis 14 Tage lerne ich neue Leute kennen.

    6. Fernseher defekt ? Glühbirne kaputt ? Die Bettmatratze ist zu hart oder zu weich ?
    Kein Problem, das Personal wechselt es kostenlos und bedankt sich für mein Verständnis.

    7. Frische Bettwäsche und Handtücher jeden Tag sind selbstverständlich und ich muß nicht einmal danach fragen.

    8. Wenn ich im Altersheim falle und mir eine Rippe breche, dann komme ich ins Krankenhaus und
    muß gemäß der neuen Krankenkassenreform täglich dick draufzahlen.

    Auf der "Aida" bekomme ich für den Rest der Reise eine Suite und werde vom Bordarzt kostenlos behandelt!!

    9. Ich habe noch von keinem Fall gehört, bei dem zahlende Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes vom Personal
    bedrängt oder gar misshandelt worden wären. Auf Pflegeheime trifft das nicht im gleichen Umfang zu.

    Nun das Beste.

    Mit der "Aida" kann ich nach Südamerika, Afrika, Australien, Japan, Asien...
    wohin auch immer ich will.

    Darum sucht mich in Zukunft nicht im Altersheim, sondern "just call shore to ship".

    Auf der "Aida" spare ich jeden Tag 50 EUR und muss nicht einmal mehr für meine Beerdigung ansparen.

    Mein letzter Wunsch ist dann nur: werft mich einfach über die Reling. Das ist nämlich auch kostenlos.


    LG Karin :)



    Re: nachdenkliche Gedanken

    tosa34 - 08.02.2009, 21:30


    Norman Cousins (Journalist, Schriftsteller, Herausgeber der Saturday Review of Literature) kam in den 60er Jahren aus Russland zurück, mit einer rätselhaften Krankheit die ihm monatelang schlimmste Gelenkschmerzen verursachte. Er lehnte den Rat seiner Ärzte (Krankenhaus, Medikamente) ab. Stattdessen mietete er sich ein Luxushotelzimmer, stellte Privatpfleger an, nahm massenhaft Vitamin C, und schaute sich die Filme der Marx Brothers an. Er stellte fest, dass 10 Minuten herzhaften Gelächters ihm zwei schmerzfreie Stunden brachte, in denen er schlafen konnte. Wenn er aufwachte, ging der Film weiter. Nach wenigen Wochen war er wieder gesund.

    Die Sache mit der Kreuzfahrt geht leider nicht, liebe Karin. Eine Freundin erlitt am ersten Tag einer Kreuzfahrt einen kleinen Schlaganfall und wurde im nächsten Hafen an Land gesetzt. Aber es gibt tatsächlich Leute, die auf einem Luxusschiff ihre Dauerwohnung haben und immer wieder die Welt umsegeln. Vielleicht würde man ja füir sie eine Ausnahme machen.
    :big_sonnen
    Lieben Gruß, Tosa.
    Und eine gute Woche!



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