Patrics Aufsatz

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    Re: Patrics Aufsatz

    saskat - 02.09.2005, 20:46

    Patrics Aufsatz
    „ Ach du heilige Scheiße.....“
    Er machte eine Pause, sah noch einmal in das Heft und schüttelte wieder den Kopf.
    „ Ach du, oh...Scheiße!“, sagte er abermals und blickte sich auf Grund seiner Ausdrucksweise entschuldigend in den leeren Raum.
    Er klappte das Heft zu und betrachtete das Namensschild.
    Vielleicht hatte er einfach das falsche Heft erwischt, bei seinem Durcheinander wäre es nicht verwunderlich gewesen.
    Klasse 4C.
    Nein, es war schon richtig.
    Er legte das Heft beiseite und lehnte sich mit den Ellenbogen auf seinen kleinen Kiefernholzschreibtisch.
    Verdrossen stütze er sein Kinn auf seine Hände und versuchte das Gesicht des Kindes, dessen Aufsatz er hier vor sich liegen hatte, in sein Gedächtnis zu rufen.
    Patric war ein ganz normales Kind.
    Mit seinen zehn Jahren war er erstaunlich redegewandt und seine natürliche Neugier befriedigte er durch reges Interesse an dem Unterricht. Er war von normaler Statur, hatte ein ganz gewöhnliches Elternhaus, zwei Geschwister, die beide etwas jünger waren als er.
    Soweit sich Miller auch zurück zu erinnern versuchte, hatte er doch nie einen solchen Aufsatz von einem zehnjährigen Jungen bekommen.
    Miller stand auf und öffnete das Fenster. Die Nachmittagssonne wärme sein Gesicht und der Gesang der Amseln in seinem Vorgarten drang durch das Fenster in sein Büro.
    Es war kurz vor den Sommerferien. Die Noten der Schüler standen soweit fest und die letzten Gespräche mit den Eltern waren längst gelaufen.
    Die Worte des Aufsatzes kamen ihn wieder in den Sinn.
    ***
    .....der Schmerz war schier unglaublich. Erschrocken hielt er sich den Bauch und kämpfte gegen einen neuerlichen Schwindel........
    ***
    „ Mein Gott“, sagte er wieder und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Der Duft von frischem Kaffee zog aus der Küche zu ihm und ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    Miriam stellte gerade zwei Becher auf den Tisch und lächelte ihm zu, als er die Küche betrat.
    Sie sah sein Gesicht und sofort erstarrte das Lächeln auf ihrem Gesicht.
    „ Was ist denn mit dir los, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
    Sie kam auf ihn zu und legte besorgt einen Arm um seine Taille. Er liebte das. Ihre Nähe, ihre warme Haut, einfach alles an ihr.
    Ihr kurzes, frech geschnittenes Haar stand nach allen Seiten von ihrem Kopf ab.
    Ihr schönen, grünen Augen, die ihn so verwirrten, als er sie das erste mal traf, blickten offen und erwartungsvoll in seine Augen.
    Miller schüttelte den Kopf.
    „ Du glaubt es mir so oder so nicht. Ich gehe grade die Aufsätze durch.“
    Miriam zuckte die Schultern.
    „ Und?“, fragte sie und goß herrlich duftenden Kaffee in die Becher.
    Millers Gedanken wanderten wieder zu dem Aufsatz und ohne es zu wollen, schlichen sich die grausamen Worte in sein Hirn.
    ***
    ....... eines der Messer drang in sein weiches Fleisch. Die Klinge drehte sich in ihm, er spürte es. Spürte die Zerstörung seines Körpers...........
    ***
    Miller schloß die Augen und schluckte.
    „ So schlecht können die doch gar nicht sein.“, lachte Miriam und holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    Miller schaute sie verständnislos an.
    „ Was?“
    Seine Frau setzte sich und grinste.
    „ Deine Schüler, so schlecht sind sie doch gar nicht, Schatz.“
    Miller hatte wirklich das Bedürfnis ihr von dem Aufsatz zu erzählen, aber noch nicht jetzt.
    Er wollte ihn noch einmal durchgehen, wollte ihn noch einmal lesen.
    Aber er wußte, so sehr er auch den Rotstift schwenken, so oft er auch Randbemerkungen schreiben würde, es würde nichts an dem Inhalt ändern.
    ***
    ........stand über ihn und lächelte kalt. Das Messer, das sie in der Hand hielt, reflektierte das Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel.......
    ***
    Miriam sah ihn mit ihren grünen, intelligenten Augen an und es schien ihm, als könne sie in ihm lesen.
    Besorgt beugte sie sich über den Tisch zu ihm und berührte seine Hand.
    „ Was immer auch sein mag, mein Schatz, ich bin sicher, du bekommst das hin.“
    Miller war sich da nicht so sicher.
    Der warme Kaffe in seinem Magen sollte ihn beruhigen, doch er fühlte sich nicht besser.
    Ganz im Gegenteil.
    Er war aufgewühlt, in seinem Magen rumorte es und seine Gedanken wurden träge.
    Bruchstücke des skurrilen Aufsatzes kamen in wieder in den Sinn.
    ***
    ......blickte fassungslos in das Gesicht, das seinem so nah war. Warmes, klebriges Blut tränkte sein Hemd und bedeckte langsam den kalten Boden, auf dem er lag..........
    ***
    Seine Augenlider wurden schwer. Ein kribbliges und unruhiges Gefühl umfaßte seine Eingeweide.
    Miriam sah ihn an und legte den Kopf ein wenig schief.
    „ Ist alles ok mit dir, Liebling?“, fragte sie besorgt und erhob sich von ihrem Stuhl.
    Ihre Stimme klang weit, sehr weit fort.
    In seinen Ohren vibrierte es. Allmählich beschlich ihn der Gedanke, das etwas einfach nicht stimmte. Er wußte nicht was es war. Aber ohne einen Zweifel. Irgend etwas war einfach nicht ok. Nein, Er war ganz und gar nicht ok.
    „ Schatz? Schatzi?“, hallte Miriams Stimme aus scheinbar unendlicher Ferne zu ihm.
    Die Wände der Küche verschwammen und dehnten sich.
    Miller hob die Hände vor sein Gesicht.
    Der Aufsatz. Wieder überfielen ihn die Worte mit wackliger, unsicherer und kindlicher Schrift geschrieben.
    ***
    .......versuchte sich aufzurichten, doch wieder durchjagte seinen Körper der Schmerz. Blut lag ihn auf der Zunge, tropfte ihn von den Lippen. Er versuchte zu Schlucken, damit er seinen Mund frei bekam, wollte schreien, schreien, doch seine Lungen, blutgefüllt ließen es nicht zu................
    ***
    Miriam hockte neben ihm. Er konnte sie durch seine Finger hindurch sehen. Ihre Hände lagen auf seinen Schenkeln und mit unverhohlener Neugier beobachtete sie ihn.
    „ Schatz? Schatz, vielleicht solltest du dich hinlegen. Ich denke , es wäre besser. Hörst du?“, hörte er Miriams Stimme.
    Miller nickte.
    Sein Magen machte ihm zu Schaffen. Er ging in Gedanken die Dinge durch, die er heute hatte gegessen.
    Es war nichts ungewöhnliches dabei.
    Das Brötchen heute Morgen, dann einen kleinen Snack zwischendurch.
    Im Lehrerzimmer hatte er von den Weintrauben genascht, die Judit, eine nette Kollegin von ihm, auf ihrem Platz hatte stehen gelassen.
    Dann das Mittagessen. Nichts besonderes. Ein paar Nudeln aus der Tüte.
    Solche von der Art, zu denen man nur etwas heißes Wasser dazu gießen braucht.
    Es schmeckt nicht sonderlich, zugegeben.
    Aber es geht schnell.
    Danach ging er die Aufsätze durch und nun.
    Der Kaffee.
    „ Steh auf, Liebling.“
    Miriams Stimme.
    „ Ich helfe Dir hoch, du wirst wohl etwas Schlechtes gegessen haben.“
    Miller wollte den Kopf schütteln, doch es kostete ihn schon ganze Kraft, ihn hoch zu halten.
    Er fühlte, wie Miriam ihn unter die Arme faßte.
    Sie mußte wohl ungeahnte Kräfte mobilisieren, den sie stöhnte.
    Wackelig stand er auf seinen Beinen, die sich wie Gummi anfühlten.
    Er schwanke, hielt sich aber tapfer, wenn auch gebeugt, auf seinen Füßen.
    Sätze, hingeschmiert von einem zehnjährigen, dessen Namen ihm nicht einmal mehr einfallen wollte, drangen in sein Bewußtsein.
    ***
    ....wurde es dunkel. Kälte breitete sich in ihm aus. Alles klang gedämpft. Geräusche, die er gerade noch deutlich wahrgenommen hatte, klangen aus, so, wie ein Song im Radio langsam leiser wurde.
    Der Schmerz, der seine Eingeweide hatte Feuer fangen lassen, erlosch.
    Er erlosch.........
    ***
    Langsam richtete er sich auf.
    Ein heißer, stechender Schmerz umklammerte seine Magenwände und bohrte seine ungnädigen Finger in sein Fleisch.
    Er stöhnte.
    Der Schmerz war schier unglaublich.
    Erschrocken hielt er sich den Bauch und kämpfte gegen einen neuerlichen Schwindel.
    „ Miriam?“, flüsterte er.
    „ Bald wird alles gut mein Schatz.“
    Ihre weiche, melodische Stimme. Wie ein leichter Windhauch streite sie sein Ohr.
    Sie löste ihren Griff.
    Schwankend versuchte er die Balance zu halten.
    Angestrengt konzentrierte er sich auf den warmen Schmerz, der durch seinen Körper kroch wie eine Schlange durch ein Rattenloch.
    „ Miriam.“, keuchte er und suchte mit seinen Händen nach Halt.
    Verzweifelt versuchte er den Tisch zu erreichen. Er war nur einige Zentimeter von ihm entfernt, doch auf Peter Miller machte es den Eindruck, als trennten ihn Kilometer von dem Möbelstück.
    Miriam stand irgendwo hinter ihm, er konnte sie hören. Ihre hohen Schuhe klackten auf den weißen Fliesen.
    „ Es war der Kaffee, Liebling. Er ist dir nicht bekommen.“
    Sie klang wie ein Lächeln.
    Ohne Hast ging sie an die schöne bunte Küchenanrichte, die sie zum zweiunddreißigsten Geburtstag von Peter geschenkt bekommen hatte.
    Dort, wo in einem schrill-gelben Holzblock die Messer ordentlich und sauber mit der Klinge in dem Block steckten.
    Millers Augen wurden groß, drohten aus den Höhlen zu springen.
    Eines der Messer drang in sein weiches Fleisch. Die Klinge drehte sich in ihm, er spürte es. Spürte die Zerstörung seines Körpers.
    Patric, kam es ihm plötzlich wieder in den Sinn, während Miriam die Klinge wieder aus seinem Fleisch zog und beobachtete, wie ihr Mann hart zu Boden fiel, und Blut sein Hemd tränkte.
    Er öffnete die Augen und sah den Jungen vor sich.
    Blondes, struppiges Haar, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, die blauen Augen offen und klar.
    Miriam stand über ihn und lächelte kalt. Das Messer, das sie in der Hand hielt, reflektierte das Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel..........
    „ Patric!“, sagte er und blickte fassungslos in das Gesicht, das seinem so nah war. Warmes, klebriges Blut tränkte sein Hemd und bedeckte langsam den kalten Boden, auf dem er lag.



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