Die Griechen geben weniger Geld aus

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    Re: Die Griechen geben weniger Geld aus

    charade4sure - 02.08.2011, 09:44

    Die Griechen geben weniger Geld aus
    Zitat:Weniger Einnahmen, höhere Abgaben - die Krise trifft in Griechenland reiche und arme Menschen gleichermaßen. Ein Streifzug durch Athen.

    Von Rainer Hermann, Athen

    01. August 2011
    In nur zwölf Monaten ist Thomas Slamaris alles durch die Finger geronnen. Vor einem Jahr besaß der hochgewachsene Mann mit dem klaren Blick in Athen noch vier Geschäfte für Haushaltswaren. Nacheinander hat er sie zugemacht. Heute hat Slamaris kein Einkommen mehr, aber Schulden. Kreditschulden gegenüber Banken, Steuerschulden gegenüber dem Staat. „Für die bin ich ein Krimineller“, sagt Slamaris, verheiratet und Vater von zwei Zwillingstöchtern im Alter von 13, verbittert. Er sagt „die“ und zeigt auf die gelbe Fassade des Parlaments. Gegenüber hatte er am 22. Mai Position bezogen, als er nichts mehr zu verlieren hatte. Andere kamen hinzu, und sie nannten sich die „300 Griechen“, in Erinnerung an die 300 Spartaner, die 480 vor Christus bei den Thermopylen die überlegene Armee des persischen Königs Xerxes zurückgeworfen hatten.

    Aus den Persern von damals sind die Politiker von heute geworden. „Mit Lügen sind sie gewählt worden, und somit ist ihre Wahl illegal“, wettert Slamaris. Nun sammelt er Unterschriften für ein Referendum. Die Griechen sollen darüber entscheiden, ob eine Untersuchung eingeleitet werden soll, welcher Teil der Schulden „legal“ sei, also nicht in den Taschen der Politiker und ihrer Günstlinge versickerte. Nur dieser Teil soll zurückbezahlt werden. Auch will Slamaris die Immunität der Abgeordneten aufheben lassen. „Erst haben sie uns ruiniert, nun wollen sie uns retten“, schimpft er weiter. Nie hatte er in seinem Leben einer Partei angehört, nie hatte er sich an Protesten beteiligt. Heute findet er in den Spartanern und ihrem König Leonides ein Vorbild. Erst sei die Krise psychologisch gewesen, dann sei sie wegen der Politik der Regierung und der Austrocknung der Liquidität sehr real geworden, sagt Slamaris.

    Am eigenen Leib erfährt auch der 75 Jahre alte Rentner Vassilis Handrinos diese Krise. Mit 16 Jahren hatte er auf dem Bau zu arbeiten begonnen. Als er Anfang 2010 zu arbeiten aufhörte, bekam er eine monatliche Rente von 733 Euro. Als die Regierung Sonderabgaben auch für Rentner beschloss, waren es nur noch 503 Euro. Neben ihm sitzt Lefteris Georgides, knapp 40 Jahre alt. Viel Feuer blickt nicht mehr aus den traurigen Augen seines kantigen Schädels mit den dunklen Haarstoppeln. Das weiße T-Shirt ist abgetragen, die billigen Sportschuhe sind ausgefranst. Beschämt zeigt er den Arbeitslosenschein.

    Weniger ausgeben, weniger reisen

    Am 7. September läuft nach zwölf Monaten seine Berechtigung aus, jeden Monat ein Arbeitslosengeld von 454 Euro zu beziehen. Davon gehen 200 Euro für die Miete und den Strom der Wohnung weg, in der er mit seiner alten Mutter und seiner im Rollstuhl sitzenden Schwester wohnt. Für beide hat er zu sorgen. Das ging gut, solange er Schweißer in einer Athener Werft war. Bis die Werft mangels Aufträgen ihre Tore schloss und alle Mitarbeiter entließ. Wie er sein Leben nach dem 7. September meistern wird, kann sich Lefteris Georgides noch gar nicht vorstellen.

    Basil Koutsis ist einer, der zwei Drittel seiner Belegschaft entlassen musste. Denn sein Logistikunternehmen Akarport ist in den Teufelskreis sinkender Aufträge und steigender Abgaben geraten. Im Jahr 2008 erwirtschaftete er noch einen stattlichen Gewinn. Darauf musste er für das folgende Jahr Steuern vorausbezahlen. Der Gewinn drehte sich 2009 aber in einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe, 2010 nahm er weiter zu. Die Regierung konnte dem Unternehmen die vorausbezahlten Steuern nicht zurückzahlen. Der Handel ging weiter zurück, damit der Bedarf nach Logistik. Unternehmen verlegten ihren Sitz und ihre Produktion ins Ausland, chinesische Exporteure umgingen bisherige Logistikzentren. Koutsis sah zum Abbau seiner Beschäftigten auf nur noch 114 keine Alternative. Auch seine private Abgabenlast hat sich erhöht. Seit 2009 ist sie auf mehr als das Doppelte gestiegen. Er reagiert, indem er weniger ausgibt und weniger reist. Noch im Frühjahr hatte Koutsis den Staatsbankrott als unausweichlich gesehen. Heute ist er gelassener: „Morgen ist morgen, alles kann wieder anders sein.“ Andererseits sieht er die Entindustrialisierung Europas mit Sorge. Aus China kämen nur kopierte Produkte, aber zu einem Bruchteil der europäischen Herstellungskosten zurück. Europa produziere immer weniger, die ebenfalls von Zahlungsunfähigkeit bedrohten Vereinigten Staaten hätte wenigstens noch die Hochtechnologie.

    22 Prozent Umsatzeinbruch

    Wenn sich kaufkräftige Kunden zurückhalten, spüren das Restaurantbetreiber wie Claire Kotsis und ihr Bruder Spyros. Ihr Vater Alexis hat „L’Abreuvoir“ im Jahr 1965 eröffnet und mit exzellenter französischer Küche zu einer der besten Adressen der Stadt gemacht. In diesem Sommer aber nehmen in dem Garten unter den dichten Blättern der knorrigen Maulbeerbäume weniger Gourmets Platz. Um 22 Prozent sei in diesem Sommer gegenüber dem Vorjahr der Umsatz eingebrochen, rechnet Claire Kotsis, gekleidet in einem eleganten cremefarbenen Kostüm, vor.

    Dabei steigen die Kosten ungebrochen. In diesem Jahr kassiert die Stadtverwaltung für die Genehmigung des Restaurantbetriebs im Freien statt 28.000 Euro satte 40 000 Euro, und die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel und Getränke ist um 2 Prozentpunkte auf 13 Prozent gestiegen. Dennoch haben die Geschwister Kotsis die Preise für ihre Menüs nicht verändert. Das müssten sie aber, wenn am 1. September auch die Restaurants den vollen Mehrwertsteuersatz von 23 Prozent zu zahlen haben, wie es die Regierung will. Das Restaurant ist online mit dem Finanzamt verbunden, so dass dieses über die Einnahmen genau Bescheid weiß. Claire Kotsis stellt sich auf eine Dürre ein: „Die Leute gehen eben nicht mehr aus, wenn sie weniger in der Tasche haben.“

    (Quelle: http://www.faz.net/artikel/C30638/schuldenkrise-die-griechen-geben-weniger-geld-aus-30477460.html )



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