Beschrieb / Gefahren

www.baden-brennt.ch
Verfügbare Informationen zu "Beschrieb / Gefahren"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Lupus
  • Forum: www.baden-brennt.ch
  • Forenbeschreibung: Alles über Baden-Brennt
  • aus dem Unterforum: Poi
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Mittwoch 27.06.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Beschrieb / Gefahren
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 10 Monaten, 5 Tagen, 9 Stunden, 16 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Beschrieb / Gefahren"

    Re: Beschrieb / Gefahren

    Lupus - 03.07.2007, 22:10

    Beschrieb / Gefahren
    Poi

    Ein Poi (Māori: „Ball“ Plural: Poi) ist ein Gerät zum Spinning, dass eine Teildisziplin der Jonglage bezeichnet. Poi bestehen aus Griffen oder Fingerschlaufen, die durch eine Kette oder Seile mit einem (Leucht-) Körper am Ende verbunden sind. Umgangssprachlich werden mehrere davon auch als Pois bezeichnet. Beim Spielen wird in jeder Hand ein Poi durch Ausnutzung der Zentripetalkraft in Kreisbahnen um den Körper geschwungen. Ziel ist es, die Flugbahnen beider Poi möglichst kunstvoll zu kombinieren. Es gibt jedoch auch Menschen, die in einer Hand zwei Poi kontrollieren können. Einige Spieler streben nach einer Übungsphase ohne Feuer an, mit brennenden Poi vor Publikum aufzutreten.

    Geschichte
    Poi haben ihren Ursprung bei den Māori in Neuseeland. Der traditionelle Māori-Stil ist etwa 1.000 Jahre alt. Die Frauen führten mit ihnen Balztänze auf, bei denen die auf Brautschau befindlichen Männer das Reaktions- und Koordinationsvermögen der tanzenden Frauen beurteilen konnten. Der Ur-Poi war eine Erfindung der Frauen und bestand aus zwei gleichlangen Ästen die an ihren Enden mit Flachs verbunden waren. Die anderen Enden legte man ins Feuer und brachte diese zum Brennen um in der Dunkelheit einen Effekt zu erzielen. Der Poi entwickelte sich ständig weiter und bekam im laufe der Zeit Verzierungen aus Tierhaar oder Federn die man an Bällen befestigte und seither die Namengebung an Bedeutung gewann. Der Poi war ein Utensil der Frauen und wurde entgegen einer beliebten Legende nachweislich niemals als Waffe genutzt, da Frauen in kriegerischen Handlungen nicht mit einbezogen wurden. 400 Jahre Später entwickelte sich auf Okinawa ein ähnlicher Gegenstand, das Nunchaku, das ausschließlich dem Kampf gewidmet war.

    Gegenwart
    Das Freizeitspiel mit den Feuerketten wurde gegen 1996 in Thailand (Ray Lei Beach, Krabi) und parallel dazu in Australien (Byron Bay, NSW) populär. Heute finden sich vereinzelte Poi-Spieler auf der ganzen Welt. Häufig treffen sie sich auf Mittelalterfesten oder schwingen ihre Poi zur elektronischer Tanzmusik auf Goa- oder Tekno-Partys. In größeren Städten wie Berlin oder New York gibt es regelmäßige Treffen und Workshops. Sehr vereinzelt treten Poi-Spieler auch als Ensemble hauptberuflich auf.

    Technik
    Als Feuerpoi bzw. Feuerketten oder Feuerseile werden die an den Enden mit Dochtband versehenen Versionen bezeichnet, die mit brennenden Flüssigkeiten wie vorzugsweise Lampenöl bzw. Petroleum in Brand gesetzt werden und bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Es existieren auch Varianten mit Knicklichtern und batteriebetriebenen Leuchtbällen (sog. Leucht- oder Glow-Poi) oder fluoreszierenden Stoffbändern, mit denen in den auf Goa-Partys häufig installierten Schwarzlicht-Dekorationen gespielt wird. Diese häufig verwendeten Varianten werden mit einem kleinen Sandsack oder einem Tennisball am Ende einer Schnur oder Kette befestigt und auch mit bunten Bändern aus normalem Stoff versehen (auch als Drachenschwanz oder Schweif bezeichnet). Daneben werden auch relativ einfache Poi, z. B. aus Tennisbällen oder Leuchtbällen in langen Socken oder aufgeschnittenen Strumpfhosen verwendet, die als Socken-Poi bezeichnet werden.

    Kognitionsentwicklung
    Schon länger bekannt ist, dass eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit unmittelbar mit Intelligenz zusammenhängt. Bereits eine Studie der Forscher Reed und Jensen 1993 zeigte, dass die Intelligenz eine negative Korrelation mit der Reaktionszeit aufweist, d.h. Probanden mit guter Reaktionsfähigkeit hatten hohe Intelligenz.
    Jonglage, und damit auch das Spinning, aktiviert durch das abwechselnde Arbeiten mit linker und rechter Hand und das Überkreuzen der Gesichtsmitte beide Gehirnhälften. Es werden neue Verknüpfungen gebildet, neue „Nervenstraßen“ gebaut, die bei regelmäßiger Beschäftigung mit Poi spielen ausgebaut werden können. Diese neuangelegten Nervenbahnen können hilfreich sein beim Erlernen anderer Inhalte oder Fertigkeiten, wie dem Spielen eines Instruments, lesen und schreiben oder im Beruf. Das Kindesalter ist die wichtigste Prägephase des Gehirns. Bittmann (2002) belegt jedoch erstmals, dass die Entwicklung des Gehirns durch körperliche Aktivität zeitlebens beeinflusst wird und damit auch dessen Funktionsweise. Und obwohl die neuronale Plastizität in der Kindheit am höchsten ausgeprägt ist, sind auch zirkuspädagogische Wirkungsweisen auf die motorische und kognitive Entwicklung belegt. Poi spielen fördert neben der Reaktionsfähigkeit darüber hinaus die Beidhändigkeit und die für eine kognitive Leistungssteigerung so wichtige die Auge-Hand-Koordination. Das gilt allgemein auch für die einfache Form der Jonglage mit Bällen und wurde in einer Studie der Universitäten Regensburg und Jena nachgewiesen.
    Doch auch auf einem anderen Feld finden sich interessante Ansätze. In seinem Buch »Zen in der Kunst des Jonglierens« beschreibt Dave Finnigan, ein weltweit bekannter Jongleur, seine Erfahrungen während eines mehrmonatigen Jongliercamps in einem ehemaligen taiwanesischen Kloster. Ziel des Jonglierens ist es, ein Muster aufrecht zu erhalten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei im Loslassen: Statt mit den Augen den Bällen zu folgen schauen gute Jongleure dorthin, wo die Bälle beim Flug ihren höchsten Punkt erreichen oder, wie im Falle des Poi-Spiels, versuchen die durch die Fliehkraft merkliche Position des Poi zu in der Führhand zu erspüren. Mit der Zeit lernt der Spieler, die Bälle mit dieser Information blind zu führen und vertraut auf die Gesetze der Physik, die genau vorschreiben, welchen weiteren Weg der Ball nehmen wird.
    Jonglieren kann so zu einer speziellen Form von Meditation werden: Man konzentriert seine gesamte Aufmerksamkeit auf ein mehr oder weniger einfaches, dafür aber vollkommen periodisches und meist sehr symmetrisches Muster, das man völlig kontrollieren kann. Zum Vorausplanen oder Zurückschauen bleibt keine Gelegenheit, wenn man an der Grenze seiner Fähigkeiten jongliert muss man sich voll auf das Muster und dessen aktuellen Zustand konzentrieren. So ist es möglich, sich eine Zeit lang gedanklich völlig aus dem Alltag zu bewegen und innere Ruhe zu entwickeln.

    Gefahren
    Übungspoi stellen kein ernsthaftes Verletzungsrisiko dar. Da hochwertige Poi mit Ketten befestigt sind, bergen diese zwar ein minimales Risiko von Kratzwunden, dies allerdings nur, wenn es sich nicht um Kugelketten, sondern um gelötete Gliederketten handelt, die durch ungeübte Führung in Körperkontakt kommen und bei leichter Bekleidung zu oberflächlichen Kratzern führen können. Zudem ist auch bei vielen Spielgeräten das Gewicht am Ende aus harten Materialien gefertigt (insb. LED-Poi), was bei sehr hoher Spielgeschwindigkeit ein gewisses Risiko für Prellungen bei Körpertreffern darstellt. Anfänger erleiden grundsätzlich Körpertreffer, die je nach Spieltempo mehr oder weniger schmerzhaft sein können. Besonders schmerzhaft kann dabei die sog. „Butterfly-Figur“ für Männer werden, da die Gewichte ca. den Abstand von Drehpunkt zu Genital, bzw. rückwärts den Abstand Drehpunkt zu Gesicht haben. Daher wird Anfängern von erfahrenen Poi-Spielern geraten, mit weichen, leichten Poi zu beginnen und die Drehgeschwindigkeit niedrig zu halten. Dies habe auch ein schöneres Bild durch ein besseres Spielgefühl zur Folge.
    Feuerpoi gehören hingegen zu den gefährlicheren artistischen Sportarten. Es besteht insbesondere bei Feuerpoi, die von Anfängern gespielt werden, eine zum Teil hohe Verletzungsgefahr für Spieler und Publikum. Allerdings sei das Feuerspiel nach Aussage langjähriger Poi-Spieler bei Beachtung der Sicherheitsbestimmungen nicht ganz so gefährlich, wie es den Anschein hat, da die Verweilzeit bei einem Körperkontakt nicht lang genug sei, um Verbrennungen zu verursachen. Es könne allerdings vorkommen, dass sich brennende Poi unglücklich über dem Spieler treffen und herabfallen oder das austretende brennende Fluid die Haare in Brand steckt. Daher sollte nur mit tropfnassen Haaren oder Kopfbedeckung Feuerpoi gespielt werden. Auch zuviel Brennstoff, der durch die Fliehkräfte ausgeschleudert wird, kann zu ernsten Verbrennungen bei Spieler und Publikum führen. Aus diesem Grund werden die Performance-Geräte vor dem Spiel von verantwortungsbewussten Spielern mit einem Gummihandschuh ausgewrungen und nass abgedreht, um überschüssiges Lampenöl vor dem Anzünden zu entfernen. Dadurch vermeidet man zusätzlich einen rutschigen Boden und Umweltschädigungen an Rasenflächen.
    Grundsätzlich empfiehlt sich beim Spiel mit Feuer-Poi eine Grundausstattung von Löscheimer, einer tropfnassen Löschdecke sowie eines überprüften Kohlendioxidlöschers oder Schaumlöschers, außerdem Brandsalbe und Verbandmaterial. Von (ABC) Pulver-Löschmitteln ist bei Personenbrand aus Gründen der Verkrustung des Löschmittels auf der Haut dringend abzuraten. Spieler, die mit Feuer-Poi auftreten möchten, sollten sich daher unbedingt um entsprechende Vorsorge und einen Helfer bemühen, der das Publikum auf Distanz hält und bei einem Zwischenfall sachkundig und routiniert eingreift bzw. zuruft, z. B. wenn kleine Brandherde an der Kleidung evtl. vom Spieler selbst nicht rechtzeitig erkannt und ausgeschlagen werden. Aus diesen und weiteren rechtlichen und gesundheitlichen Gründen ist das Feuerspiel nur für geübte Spieler mit langer Erfahrung (über 200 h) und sicherer Führung zu empfehlen, selbst wenn die einfachen Figuren scheinbar bereits beherrscht werden.
    Die getragene Kleidung sollte unbedingt frei von Kunststoffen sein, weil diese leichter entflammbar sind als Baumwolle oder Leinen.
    Eine Sachkundeprüfung für Feuerkünstler zum Umgang mit Brandmitteln und den speziellen Eigenarten der Spielgeräte ist derzeit in Europa nicht möglich.

    Namen
    Als Gattungsbegriff für die Übungs-Poi mit Drachenschwanz hat sich z.T. der von der Firma "Active People" verwendete Produktname Kiwido etabliert. Ein weiterer Name für Poi ist der vor allem im spanischen Sprachraum gebräuchliche Begriff Carioca. Sehr vereinzelt wird vor allem für das Spiel mit Kindern oder älteren Menschen im deutschsprachigen Raum auch mit eingedeutschten Begriffen für die Figuren gearbeitet. So z.B. duch Klaus Scheuermann, dessen Bücher durchgängig von ihm geprägte Eigennamen verwenden.

    Bilder


    Übungspois


    Feuerpois


    Butterfly-Figur mit Feuerpoi


    Spinning mit brennenden Pois


    Flower-Figur mit Leucht-Poi (Knicklichtern)



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum www.baden-brennt.ch

    18.07.2007 Mittwoch - gepostet von Vergil am Montag 16.07.2007
    08.08.2007 Mittwoch - gepostet von Lupus am Mittwoch 08.08.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Beschrieb / Gefahren"

    Gefahren in FaVo - Anonymous (Donnerstag 03.06.2004)
    Diabolo Beschrieb - Lupus (Donnerstag 19.07.2007)
    Gefahren in einem Dungeon (Fallen und das Unsichtbare) - Tornuto-Fan (Freitag 20.07.2007)
    Gefahren durch Spoton Präparate/Halsbänder und Co. - Rexy (Freitag 20.07.2007)
    Das Internet! Achte auf ihre Gefahren - KTW (Samstag 21.07.2007)
    Ich bin gefahren worden ^^ - Dooleys (Dienstag 26.10.2004)
    Es ist angerichtet: Heli ala Carte - Sniping-Jack (Montag 14.07.2008)
    Gefahren und Krankheiten beim Kinderstrich - ferizajlikja (Montag 17.01.2005)
    zu schnell gefahren - AuSWagner1209 (Samstag 11.08.2007)
    Magie Gefahren - Venus (Donnerstag 02.06.2005)