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Re: Die Einsamkeit der Gummipuppe
Jimi Hendrix - 09.08.2007, 15:38Die Einsamkeit der Gummipuppe
Gummipuppen sind ein Standard im Erotikhandel. Dabei verkaufen sie sich gar nicht besonders gut. Eine kleine Geschichte über Fatima Fong und Banging Bonita
Den ersten näheren Kontakt mit einer Gummipuppe hatte ich am Rande eines Rapkonzertes. Der Künstler hatte Geburtstag und bekam neben Penisbrille und Riesenkondomen auch Fatima Fong geschenkt: eine aufblasbare Liebesgefährtin größeren Ausmaßes, mit hängenden Brüsten, fleischigen Rundungen sowie «drei saftigen Löchern». Sie wurde aufgepumpt und gehörte fortan zur Crew.
Verstohlen betrachtete ich das Gesicht mit dem aufgerissenen Mund, der am Rand übrigens so kratzig ist wie die Schweißnähte von Schwimmflügeln. «Tut man sich an den Rändern nicht weh?», fragte ich einen der harten Jungs später. Er habe so was noch nie benutzt, antwortete der kurz, zog die rechte Augenbraue hoch und verschwand. Und tatsächlich: Fatima Fong wurde - so weit ich das beobachten konnte - in der restlichen Zeit ausschließlich für Ballspiele und als Sitzkissen benutzt.
In einem groß angelegten Werbegag hat eine Bielefelder Firma mit guten Verbindungen nach Asien in dieser Woche diverse Pressevertreter mit Erotikpaketen versorgt und dabei auch Netzeitung.de bedacht. Im Karton enthalten sind Liebeskugeln, Dildos mit Wechselaufsätzen sowie auch eine Gummipuppe mit dem klingenden Namen Banging Bonita. Die ist blond, großbusig, hat natürlich den Mund offen, kneift dabei schelmisch ein Auge zu und trägt sogar Strümpfe.
Trotzdem lassen die Kolleginnen und Kollegen sie links liegen und nehmen lieber den Rest der Erotikware mit. Oder sie spielen mit dem Luftkissen-Verpackungsmaterial, das sie mit lautem Knallen zum Platzen bringen. Ein Geräusch, das Banging Bonita auch in unaufgepumptem Zustand in Todespanik versetzen dürfte. Nimmt eigentlich niemand Gummipuppen ernst?
Spaßfaktor oder Seemannsbraut
«Gummipuppen sind hauptsächlich ein Spaßprodukt», sagt eine Sprecherin von «Beate Uhse» auf Anfrage von Netzeitung.de. «Der Normalverbraucher geht nicht wegen einer Gummipuppe in den Sexshop.» Deshalb seien die Stückzahlen auch nicht besonders hoch, und das Erotikunternehmen habe die eigene Produktion eingestellt. Natürlich gebe es auch Kunden, die diesen Ersatz wirklich brauchten, aber die wollen dann hochwertiges Material, so die Auskunft. Da hat Banging Bonitas Schwimmflügelhaut natürlich schlechte Chancen.
Das war früher mal anders: Der großen Schwester von Fatima Fong, Banging Bonita, Lara Soft, Saucy Sally, Valentina Italia, Muzuki Cherry Pie und Army Amy wurde große Leidenschaft entgegen gebracht. Dabei war sie sogar aus Holz.
Der Legende nach kommt die aufpumpbare Lusthilfe seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf hoher See zum Einsatz, aber auch in Gefängnissen, auf Bohrinseln und in Kasernen, eben da, wo Frauen fehlen. Allerdings fehlt es dort auch an Intimsphäre, sowohl zum Pumpen als auch zum Penetrieren. Die zur Ur-Gummipuppe gekürte «Seemannsbraut» ist also wohl eher Seemannsgarn.
Vibration soweit gewünscht
Die See-Experten vom Magazin «Mare» wissen mehr: «Wahr dagegen ist, dass es auf indischen Schiffen Frauenfiguren aus Holz mit beweglichen Armen gab. Immerhin zweierlei hatten sie mit Gummipuppen gemeinsam: Sie waren lebensgroß und trieben in den Wellen, wenn sie versehentlich über Bord gingen.» Exkurse über mögliche Inspirationen für das Märchen der Seejungfrauen müssen an dieser Stelle entfallen.
Tatsächlich ist es so, dass die Gummifrau aus Amerika stammt und dort vor allem eines ist: naturgetreu. Zum Beispiel in Las Vegas gibt es deshalb äußerst profitable Unternehmen, die die gewünschte Traumfrau in Detailarbeit herstellen, ganz ohne Luftpumpe, dafür mit Hautgefühl, Echthaar und Vibration - soweit gewünscht. Allerdings haben die Wesen von Cyborgasmatrix mit Banging Bonita und Fatima Fong ungefähr so viel zu tun wie ein Rechenschieber mit einem Apple-Compute
Zuguterletzt kann man der Gummivariante immerhin zu Gute halten, dass sie preiswert, leichter zu transportieren und zu lagern, also unauffälliger ist. Und außerdem: Wer kann schon von sich behaupten, von Frank Zappa besungen worden zu sein: «You know me and my rubber girl/ We get along really swell/ We never argue/ Three holes, no waiting» («Little Rubber Girl», 1978)
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