Trautes Heim

27. April 1455

Alane saß auf der Veranda und wartete auf ihren Mann. Starkimarm war zwei Tage lang fort gewesen - ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Sie freute sich darauf, ihn wieder in die Arme zu nehmen, seine Nähe zu spüren. In seiner Gegenwart fühlte sie sich immer glücklich und geborgen.

Vor Alane stand ein frischgebackener Apfelkuchen. Der Tee war schon aufgebrüht. Sicher würde Starkimarm jeden Moment nach Hause kommen.

Ungeduldig schaute sie den Weg entlang, ob sie ihn nicht schon sehen konnte.

Als Alane Starkimarm dann endlich kommen sah, sah er müde und unzufrieden aus. Offensichtlich war nicht alles so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte.

Alane sprang auf, lief ihrem Mann entgegen und schlang ihre Arme um seinen Hals.

Wie gut, dass Du wieder da bist. Ich habe Dich so sehr vermisst.

Sie küsste Starkimarm lange und zärtlich.

Aber Du siehst nicht wirklich gut aus, Liebster. Komm - setzt Dich zu mir auf die Veranda. Trink einen Tee und iss ein Stück Kuchen. Und dann erzählst Du mir, was los ist ...

Alane ergriff Starkimarms Hand, um ihn hinter sich herzuziehen.

Alleine Alanes Anblick reichte um seine Laune zu heben, dazu ihre aufmunternden Worte und ihre Führsorglichkeit, was brauchte ein Mann mehr.

Starkimarm setzte sich zu Alane, und kostete ihren Kuchen, der vorzüglich schmeckte.

Die Entwicklung im Lande ist beunruhigend, ich war zu feig mich der Herausforderung zu stellen bzw. hab ich geglaubt jemand anderer, jemand mit mehr Kompromissbereitschaft könnte das Problem mit der Kirche lösen.

Es tut mir leid, dir diese Bürde aufgelastet zu haben, aber ich denke auch, dir ist etwas bewusster geworden, wo meine Bewehgründe lagen. Die Kirche spielt verrückt, ein Kampf gegen sie ist schlecht für uns alle, aber ihr freie Hand zu lassen ist für mich das größere Übel. Zu meiner Zeit war das Königsamt neu, du hast mittlerweile den erforderlichen Rückhalt, ich hätte ihn wahrscheinlich auch gehabt, war es mir nur nicht bewusst.
Das Volk braucht dich, mehr denn je, bleibe dir treu, bei deinen Entscheidungen.

Starkimarm blickte Alane sorgenvoll an.

Ich liebe dich, und ich leide sehr darunter, dass du meinetwegen all diese Sorgen hast.

Der erste Gedanke, die erste Idee ist fast immer richtig, wie hätten auf uns hören sollen, und nach Frankreich gehen oder sonst wohin reisen sollen.

Er gab Alanes zeihen nach und neigte sich zu ihr, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben.

Alane erwiderte Starkimarms Kuss. Dann sah sie ihn ernst an und antwortete:

Du hast Recht - es sind schwierige Zeiten. Zu viel muss erst erarbeitet werden. Zu viele denken immer noch vor allem an ihren eigenen Vorteil.

Aber mach Dir um mich keine Sorgen, Liebster. Ich bin glücklich - hab ich doch Dich und ein Amt, das mich täglich vor neue Herausforderungen stellt. Ich denke sogar, dass das aktuelle Problem zwischen Hera & Basti und der Kirche mir bei meiner Arbeit helfen kann. Es ist ein Anstoss für die längst überfällige Diskussion mit der Kirche.

Plötzlich wirkte Alane verlegen.

Das Königsamt bedeutet viel Streß, das stimmt. Doch habe ich auch festgestellt, dass es mir durchaus Spaß macht, Macht zu haben und diese auch einzusetzen.

Drum schau mich nicht so sorgenvoll an. Ich würde es nicht anders haben wollen im Moment. Doch freue ich mich darauf bald mit Dir durch unsere Grafschaft zu reisen - und später vielleicht auch einmal nach Frankreich.

Nun lass es uns einfach genießen, dass wir uns mal wieder Zeit nehmen, hier zusammen zu sitzen.

Alane sah ihrem Mann tief in die Augen und küsste ihn wieder.