Der Turmraum

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    Re: Der Turmraum

    Der Teufel - 05.05.2007, 23:47

    Der Turmraum
    pp: Lestats Anwesen in Paris

    Armand und Marius erreichten das große Anwesen, welches Lestat Armand vor einigen Jahren überlassen hatte, und der dunkelhaarige Vampir führte seinen Mentor durch einen langen Korridor hindurch in einen großen eleganten Wohnraum.
    Es war ein gemütliches Zimmer mit zahlreichen Sitzgelegenheiten, einem Kamin, sogar ein Klavier stand dort in der Ecke, auf dem Armand wohl hin und wieder spielen mochte.
    "Hast du Hunger?" Fragte der jüngere der beiden Vampire fürsorglich, aber Marius schüttelte den Kopf.
    "Nein, danke. Ich möchte nichts." Erwiderte er leise und Armand respektierte diese Entscheidung.
    „Aber du kannst ruhigen Gewissens jagen gehen.“ Fügte er hinzu, ohne den anderen Vampir anzusehen.
    „Ich werde hier bleiben.“
    Armand lächelte sanft und schüttelte den Kopf.
    „Nichts da. Du glaubst doch nicht, dass du mich so schnell wieder loswirst?“
    Er sah Marius an, und wusste, dass der Vampir unter normalen Umständen lächeln würde, den Kopf leicht schütteln würde, und dann etwas in der Art von „Einen Versuch war es ja wohl wert…“ von sich geben würde, aber heute blieb er einfach stumm.
    „Möchtest du…. Reden?“ Fragte Armand ein wenig unsicher, denn selbst in der Zeit, als sie noch zusammen durch die Ewigkeit getingelt waren, hatten sie nie sonderlich viel miteinander gesprochen.
    Armand war nie der Zuhörer gewesen, den Marius sich gewünscht hatte, aber es hatte andere Dinge gegeben, die er ihm hatte geben können.
    Doch nun im Moment… war es schwer, denn das, was Armand zu geben hatte, wollte Marius nicht annehmen, und das, was Marius wünschte, konnte Armand ihm nicht geben.
    Marius schüttelte unmerklich den Kopf und so glitt Armand lautlos auf das Klavier zu, um sich auf dem Schemel davor niederzulassen.
    Er wusste, dass Marius die Musik liebte, so wie er alles liebte, was mit den Künsten zu tun hatte.
    Er legte die Finger auf die Tasten, und sogleich erklang eine leise, wehmütige Musik.
    Armand schloss die Augen, und ließ sich von der Melodie, die er erzeugte, treiben, wie auf einer Welle.
    Sein Oberkörper wiegte sich langsam hin und her, während er sich von der Musik tragen ließ, als sein Können, seine Kunstfertigkeit, und die Worte, die er nicht sagen konnte, in dieses Stück legte, das nirgendwo aufgeschrieben stand und in diesem Augenblick für Marius zusammengesetzt wurde.
    Ich liebe dich, Marius.
    Und ich brauche dich.
    Ich will dir helfen.
    Aber du hast dich mir noch nie geöffnet.
    Wie soll ich dich erreichen, da wo du bist, wenn du mich von dir weist?
    Marius schwieg einfach nur, während er den Klängen lauschte die sich in die Luft ergossen, und von ihr zu ihm getragen wurde, doch seine Gedanken weilten noch immer in der Ferne.
    Er sah den Schatten nicht, der sich plötzlich an einer Wandseite zusammenzog und er bemerkte auch nicht, wie es in dem Raum kälter wurde.
    Eine Gestalt, mehr Schatten den Mensch bewegte sich auf den blonden Vampir zu, und erst als er sich ihm auf wenige Schritte genähert hatte, nahm er gefestigte Form an.
    Der Tod hielt oft auf ähnliche Art und Weise Einzug, doch Marius wusste instinktiv, dass dieser Besucher nichts mit dem Tod gemein hatte.
    ‚Marius.’ Sagte er leise, und strich ihm über die Wange.
    „Wer bist du?“
    ‚Was glaubst du wer ich bin?’
    „Jemand, der nicht gut für mich ist.“
    „Was sagst du da? Mit wem sprichst du, Marius?“ Armand hatte damit aufgehört zu spielen, und seine dunklen Augen richteten sich auf den Vampir, der ruhig auf dem Stuhl saß und vor sich hinbrabbelte.
    ‚Glaubst du das wirklich?’
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll.“
    ‚Vielleicht gibt es nichts, woran man glauben kann.’ Luzifer strich ihm sanft mit der Hand durch das blonde Haar, und Marius spürte die Hitze, die von dieser Geste ausging, obgleich die Haut der Hand ebenso kühl war wie die des Vampirs.
    Dieses Wesen vor ihm war Feuer und Asche, es war Verführung und Verderben. Und Erlösung und Verdammnis zugleich.
    „Du bist…“ Begann Marius brach dann aber ab. Er brauchte es nicht aussprechen. Er wusste es einfach.
    ‚Ich bin, wonach du dich sehnst. Ich bin der ewige Friede, der dir nie vergönnt sein wird. Ich bin die Erlösung, die einer Seele wie deiner niemals zu Teil werden wird.’
    Der Teufel schlang seine Arme um den Oberkörper des Vampirs, und senkte die Lippen an dessen Ohr.
    ‚Dir allerdings… möchte ich ein Geschenk machen, Marius.’ Fuhr die sanfte, verführerische Stimme des Höllenfürsten fort.
    ‚Ich bitte dir an, worauf kein Unsterblicher jemals hoffen durfte.’ Luzifer hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt, und als er nun auf den Vampir einsprach, kam scheinbar kein Ton aus seinem Mund, obwohl seine Lippen sich bewegten.
    Marius Augen weiteten sich einen Moment lang, und er blickte zu Armand, der ihn fragend ansah, aber die Anwesenheit Luzifers gar nicht zu bemerken schien.
    Satansjünger. Aber keinen blassen Schimmer davon, wann Satan leibhaftig anwesend war! Pah!
    „Dein Angebot ist verlockend.“ Erwiderte Marius ruhig, und es klang so, als würde er sich tatsächlich danach verzehren.
    „Aber nach allem, was ich von dir weiß, weiß ich auch, dass du immer eine Gegenleistung verlangst. Was also willst du von mir?“
    Luzifer löste sich von ihm und lächelte sanft.
    ‚Nichts, was mir nicht schon gehören würde.’
    Marius versank in Schweigen, und Luzifer ließ ihm die Zeit, die er brauchte um nachzudenken.
    Er war bereits überzeugt davon, seinen Willen zu erhalten, so wie er davon überzeugt war, dass alles so kommen würde, wie er es sich wünschte.
    „Welches Angebot?" Fragte Armand, und runzelte verwirrt die Stirn.
    „Marius… verlierst du jetzt den Verstand? Mit wem sprichst du?“ Er näherte sich seinem Mentor mit schnellen, geschmeidigen Schritte, und versuchte ihn zu berühren, aber ehe er Marius berührte, zog er seine Hand automatisch wieder zurück.
    ‚Sieh ihn dir an…’ Sagte Luzifer leise, und befand sich plötzlich hinter dem dunkelhaarigen Vampir, legte ihm die Hand auf die Schulter, und er roch in recht menschlicher Manier an seinem Haar.
    ‚Er hat nicht den blassesten Schimmer, was hier geschieht. Er glaubte, mir zu dienen, und doch fühlt er nicht, dass ich ihm nahe bin… und es wird ewig so sein. Amadeo… Andrei… wird nichts spüren. Er wird gleichgültig durch die Zeit gehen. Und er wird vergehen. Und du weißt das. Du hast ihn dazu verdammt.’
    Marius schwieg noch immer doch in den blauen Augen blitzte es wieder.
    „Ich weiß nicht, wieso du tust, was du tust. Aber ich weiß, dass du mir nicht anbieten würdest, was du mir angeboten hast, wenn du nicht auch so bekommen würdest, was du willst.“
    ‚Was willst du mir damit sagen Marius?’ Luzifers Stimme klang mit einem Male nicht mehr so verführerisch und dunkel wie zuvor und in seine Züge schlich sich unbewegte Kälte.
    „Dass ich dein Angebot ablehnen muss.“ Erwiderte der blonde Vampir ruhig, und in den kobaltblauen Augen blitzte es.
    Er mochte niedergeschlagen sein, und von seinem Schmerz überwältigt werden. Aber seinen Verstand und seinen Scharfsinn hatte er nicht eingebüßt.
    „Wenn du dir nehmen könntest, was du haben wolltest, würdest du es einfach tun, und nicht versuchen, mich mit falschen Versprechungen zu locken. So verzweifelt bin ich nicht, dass ich mich freiwillig in deine Hänge begebe.“
    In Luzifers Augen flackerte höllisches Feuer auf und das glatte Gesicht des Mannes verzerrte sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einer wütenden Fratze.
    Dann bekam er sich wieder in den Griff.
    ‚Du wirst dir noch wünschen, mein Angebot nicht ausgeschlagen zu haben.’ Zischte er, bevor er noch einmal mit der Hand über das Gesicht des Vampirs fuhr, und sich dann langsam in einer Flammensäule auflöste.
    „Wir werden sehen.“ Murmelte Marius leise, und er entspannte sich ein wenig.
    Sein Blick wanderte zu Armand, der ihn noch immer zutiefst beunruhigt ansah.
    Dann hob er ihm seine Hand entgegen, und drückte sie.
    „Sorge dich nicht meinetwegen, Armand.“ Sagte er sanft. „Du verschwendest nur unnötig deine Energie.“
    Armand seufzte leise, und ließ sich auf die Lehne des Sessels sinken.
    „Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Marius.“ Sagte er leise, und ließ seinen Kopf gegen den seines Mentors sinken.
    „Ich weiß, Amadeo. Ich weiß.“ Erwiderte Marius, griff behutsam nach der Hand seines Schützlings und schloss sie in die seine.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 04.10.2007, 22:21


    "Wer war er, Marius?" Fragte Armand leise nach einigen Minuten, die sie so verharrt hatten.
    "Ich weißt, du hattest schon gesagt, er war ein guter Freund... aber... nie hat dich etwas so aus der Fassung gebracht. Nie hat dich etwas so aus der Bahn geworfen. Nicht einmal, als wir in Venedig überfallen wurden." Sagte der dunkelhaarige Vampir leise, löste sich von Marius und sah diesen stumm an.
    In den bernsteinfarbenen Augen schimmerte es voller Zuneigung, aber auch ein wenig verständnislos.
    Wie sollte er auch verstehen, wenn Marius nicht darüber sprach?

    Der alte Vampir seufzte und die kobaltblauen Augen sahen noch immer stumpf aus, und trugen tiefe Trauer in sich.
    "Mithras." Wiederholte er leise, erhob sich von dem Sessel und begann damit in dem Raum auf und ab zu schreiten.
    "Mithras war mein Lehrer in vielen Dingen. Er hat mir Werte vermittelt... mir gezeigt, dass man auch über den Horizont hinaussehen kann... und mir die Augen geöffnet für die Schönheit der Welt. Und für die Schönheit der Nacht."
    Marius blickte zu Armand und bemerkte, dass dieser ihn aufmerksam ansah.
    "Ohne Mithras wäre ich verloren gewesen, damals, vor über zweitausend Jahren." Schloss er schließlich und Armand nickte ein klein wenig.
    "Dann ist dein Verlust umso größer." Merkte er an.
    "Warum hast du Mithras nie erwähnt?" Fragte er neugierig aber die Märchenstunde war vorüber.
    Und Marius nicht gewillt mehr zu erzählen.
    "Du hast mich nie nach ihm gefragt." Gab er abweisend zur Antwort und Armand begriff, dass es besser war das Thema zu wechseln.

    "Lass mich... dir helfen, ihn zu vergessen." Sagte der junge Vampir, merkte aber, dass die Worte ungünstig gewählt waren.
    "Lass mich dir helfen, deinen Schmerz zu vergessen."
    Armand hatte sich mit geschmeidigen Bewegungen erhoben und war zu Marius getreten.
    Er genoß es, dem Vampir endlich wieder nahe sein zu können, und er sah nun endlich seine Chance, ihm wieder so nahe zu sein, wie er es sich schon seit Jahrzehnten wünschte.
    Armand griff nach Marius' Hand und bedeckte sie mit einem sanften Kuss.
    Seine andere Hand legte sich auf die Brust seines Geliebten und Armand öffnete geschickt die obersten Knöpfe seines Hemdes.
    "Lass mich... nur machen." Er presste seine Lippen auf Marius' und spürte dessen kalten Lippen.

    Tatsächlich erwiderte Marius seinen Annäherungsversuch zunächst.
    Armand lächelte in den Kuss hinein und seine Hände glitten über Marius' roten Samtmantel.
    Er streifte ihm das Kleidungsstück ab, doch noch bevor Armand seine Hände unter Marius Hemd schieben konnte, schob der Vampir ihn vorsichtig von sich weg.
    "Es tut mir leid, Armand." Sagte er leise und die bernsteinfarbenen Augen weiteten sich.
    "Nein. Nein, nein, nein, Marius!" Entfuhr es seinem ehemaligen Schüler.
    "Weise mich nicht schon wieder ab. Was muss ich denn tun, dass du mich endlich willst? Begehrst du mich nicht?! Bin ich dir so zuwider?"
    Marius hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen, aber Armand ignorierte die Geste, legte seine Hand um Marius Handgelenk und nahm den Arm des Vampires herunter.
    "Du wirst es nicht verstehen." Erklärte Marius leise und noch während er sprach, wusste er, dass er recht behalten würde.
    Armand würde es nicht verstehen.
    Und er würde nicht locker lassen.
    Und Marius war nicht in der Stimmung zu streiten.
    "Aber ich will dich verstehen. Ich will nichts mehr als dich zu begreifen...."
    Armand griff erneut nach dem Hemd, legte seine Arme um Marius Hals und küsste ihn erneut....



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 04.10.2007, 22:56


    pp: Limbus

    Der Tod war nie fort gewesen... und doch gleichsam auch nicht anwesend. Jetzt aber trat erneut aus dem Schatten heraus, umringten ihn finstere, züngelnde Flammen und zogen sich dann wieder zurück.
    Aber er war nicht alleine gekommen.

    Marius, der uralte Vampir, der für die Mächte von außerhalb empfänglich war, hob den Kopf- obwohl er gerade sicherlich dringenderes zu tun gehabt hätte und musterte ihn mit Schmerz und Kälte auf den Zügen.
    Links neben dem Tod aber war eine Gestalt gekleidet in Licht erschienen, rechts der schwarzgefiederte Azrael, der lässig an der Wand angelehnt dastand.

    "Reist du inzwischen mit Gefolge?" fragte Marius ohne die Lippen zu bewegen und seine Stimme klang traurig und resigniert.
    "Ich reise nicht. Und brauche kein Gefolge. Sie sind hier, um mich zu richten." entgegnete er ebenfalls ohne die Lippen zu bewegen und in seinen Augen leuchteten die Sterne auf und verglühten dann.
    "Dich richten? Welchen Grund sollten sie dafür haben den zu richten, der selbst richtet!" erklang Marius' Stimme bitter in seinem Geist.
    "Ich richte nicht. Ich bin eine Konsequenz."
    "Das ist ein Richtspruch auch."
    "Ja, aber ich bin nicht der, der ihn ausspricht... ich bin das, was sein Klang bedeutet."
    Marius sah ihn an und schüttelte resigniert den Kopf, Armand vollkommen ignorierend.
    "Ich verstehe dich nicht..."

    Der Tod setzte sich in Bewegung, während der junge Mann mit dem hellen Haar, das gesponnenem Gold glich, jeder seiner Gesten mit klarem Blick folgte und Azrael eher gelangweilt in Richtung Kamin sah.
    Wohin der Tod sich bewegte, da gerieten die Schatten in Aufruhr und glichen dunklen Flammen, die mal nach links und mal nach rechts schlugen. Seine Schritte waren nicht zu hören und doch schien der Boden unter ihnen zu erzittern.
    "Keiner tut das." sagte der Tod emotionslos und zog eine Augenbraue hoch. "Aber es ist angenehmer mich nun zu verabscheuen, da ich ein Gesicht habe, mh?"
    Marius sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    "Ich verabscheue dich nicht... ich betrauere einen Freund... der von dir geholt worden ist. Ich bin nicht wie du, Damian. Ich empfinde. Ich fühle. Und der Schmerz, der mir zugefügt worden ist, zerreißt mich schier. Du warst es, der Mithras zuletzt gehalten hat. Wie soll ich da keine Trauer empfinden, wenn ich dich sehe?"
    "Ich werde noch öfter jene holen, die du liebst, Marius."
    "Und ich werde jedes Mal um sie trauern..." Der Vampir sah ihn an. "Was aber nicht bedeutet, dass ich dich hasse. Aber du bringst mir Schmerz. Und ich weiß, was das ist."

    Damian nickte und senkte den Blick ein wenig, um Marius besser ansehen zu können.
    Wie auf ein stummes Kommando hin setzten sich die beiden Entitäten in Bewegung und glitten ohne dass sie den Boden berührten auf ihn zu.
    "Der Herr sei mein Zeuge."
    "Der Morgenstern sei mein Zeuge." klang es aus zwei Kehlen gleichzeitig, während die beiden erneut neben Damian stehen blieben.

    "Mithras..." begann der Tod und ohne sein Zutun öffneten sich seine Arme, näherte sich der eine Azrael und der andere dem Heerführer der himmlischen Krieger, Michael.
    "Ist nicht..."
    Bilder strömten in Marius' Bewusstsein und spiegelten die letzte Unterhaltung der beiden miteinander wider. Eine Grabkammer. Mithras, der ihm abriet zu tun, was er tat. Damian, der schweigend seinen Weg ging.

    "Tot."

    Einen Moment lang herrschte Stille, dann schnellten jeweils eine Hand der beiden Entitäten vor und schlossen sich um Damians Handgelenke. Eine rote und eine weiße Runenkette leuchteten auf und brannten sich tief in die makellose Haut des Todes, dessen Gesicht keine Regung zeigte, während sich göttlicher und teuflischer Richtspruch in seine Haut fraßen.
    Sie streckten die Hände erneut aus und Damian flog einige Meter nach vorne, um in einem Meer aus Schatten zu landen.
    "Erwarte Seine Gnade."
    "Erwarte Seine Strafe." ertönten die beiden Stimmen erneut und langsam wandten sich die Engel ab.
    Der Tod blieb einen Moment lang auf der Erde liegen, bevor er in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine kam und sich langsam von den Schatten um sich herum einhüllen ließ.
    Er hatte seine Pflicht als Konsequenz getan.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 05.10.2007, 01:06


    Es dauerte einen Moment, bis Marius realisierte, was Damians Worte und Bilder für ihn bedeuteten.

    Mithras war nicht tot.
    Er lebte!

    Erleichterung ergriff das untote Herz des Vampirs und er spürte eine Woge von Hitze durch seinen Körper wallen,
    Mithras lebte!
    Schnell machte Marius Armands Hände ab, die sich noch immer in sein Hemd krallten.
    "Halt, warte... geh nicht!" Bat er Damian ohne zu wissen, ob der Tod seiner Bitte folgen würde.
    Es war eigentlich ja auch geradezu lächerlich.
    "Bitte... bleib." Sagte er freundlich und die blauen Augen glitzerten.
    Richter. Richtspruch. Konsequenz.
    Warum hatte Damian ihm das mitgeteilt?
    Der Tod empfand kein Mitleid. Kein Mitgefühl. Keine Trauer.
    Aber auch keine Freude, keine Erleichterung oder gar Zuneigung.
    Welchen Grund also hatte Damian, ihm diese Mitteilung zu machen?
    Es konnte ihm doch egal sein, ob er, Marius verzweifelte.
    Ob er ein Gefangener seines eigenen Schmerzes, seiner eigenen Trauer war.

    Armands Gesicht verfinsterte sich.
    Er kapierte nicht, was hier abging, aber es gefiel ihm nicht.
    Störte ihn in seinem Vorhaben.
    Warum konnte er nicht einmal mit Marius alleine sein, in seinem EIGENEN Haus?!
    "Würdest du uns alleine lassen?" Bat Marius ihn sanft und in den bernsteinfarbenen Augen begann es wütend zu funkeln.
    "Euch alleine lassen? In meinem eigenen Haus meinst du?" Fragte er patzig, doch noch bevor er etwas hinzufügen konnte, hatte Marius sich beriets zu ihm heruntergebeugt, um ihn zu leidenschatlich zu küssen.
    "Ja, ich bitte dich darumm mir dein Haus nur für diese eine Nacht als Domizil zu überlassen. Alleine."
    Armand schnappte nach Atem.
    Damit hatte er nicht gerechnet und er sah ein wenig verdattert aus.

    "Ich... mh... " Seine Zunge befeuchtete seine Lippen, ganz so, als wolle er nach dem Geschmack kosten, den Marius dort hinterlassen hatte.
    "Wenn es dein Wunsch ist..." Meinte er und Marius nickte und strich ihm über das Haar.
    Armand umarmte ihn geschwind, und schickte sich dann tatsächlich an zu gehen, ganz wie Marius ihn gebeten hatte.
    Es verstrichen einige Sekunden, dann war Marius mit Damian alleine.
    Er betrachtete den Körper des Todes eine Weile eingehend.
    Damian hatte sich nicht bewegt, war stehengeblieben, woe er war, als Marius ihn gebeten hatte, zu bleiben.
    "Du... hast mir etwas gesagt, was ich nicht wissen sollte." Mutmaßte Marius aus den geschehenen Ereingissen heraus.
    "Warum hast du das getan? Und... was wird jetzt mit dir geschehen?" Fragte er, doch es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen.



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 05.10.2007, 11:18


    Damian ließ die Schatten langsam um sich herum wieder verschwinden und in ihre natürliche Form zurückgleiten. Er lauschte Marius' Worten, auch denen, die er mit Armand wechselte und nahm schließlich die an ihn gerichteten Fragen wahr.

    "Ich folge einer Linie eines Geflechts. Und lasse viele andere unberührt. Ich suche einen Weg, der viele andere Wege ist. Und verlasse Wege, die viele andere sind. Ich bin wie... eine Kugel, der man einst einen Impuls gegeben hat... und wo sie sich hin bewegt, werden Dinge in Bewegung gesetzt, ohne dass sie Teil dieser Bewegung ist."
    Damian wandte den Blick ab und begann langsam damit auf seine schwebende Weise durch den Raum zu gehen.

    "Diese Frage... hat mir dein Freund Mithras auch schon einmal gestellt." Damian hielt inne. "Vielleicht... bin ich der Zufall, den Gott und Teufel so hassen. Vielleicht bin ich das, was sie nicht berechnen können. Vielleicht bin ich das, was bleiben wird, wenn ihre Herrschaft vergangen sein wird. Unberechenbarkeit. Ich bin eine Konsequenz... aber wer der Initiator war, wissen nur die höheren Mächte... jene, die nicht personifiziert und damit menschlich und damit fehlerhaft sind."

    Damians Augen wirkten ein bisschen weniger schimmernd und sein Gang ein bisschen weniger elegant. Er hatte die weiten Ärmel des Samtmantels über seine Handgelenke geschlagen, doch als Marius auf ihn zutrat und vorsichtig danach griff, ließ er ihn gewähren.
    "Wieso... bist du eigentlich... warm?" fragte der Vampir, während er unendlich sanft jene Ärmel zurückschlug und mit seinen Daumen vorsichtig über die leuchtenden, tief eingebrannten Runen fuhr.
    "Weil ich in jeder Sekunde meiner Existenz vielen anderen Existenzen ihre Wärme nehme. Sie sie mir... schenken... weil sie begreifen, dass all das, wovor sie sich immer gefürchtet haben, eigentlich etwas ist, das sie aus ihrer Sicht heraus bedauern sollten."

    Marius sah ihn mit schimmernden blauen Augen an.
    "Was wird mit dir geschehen?"
    "Viel... und alles wird mit Strafe zu tun haben."
    Damian lächelte nicht und seine Augen schimmerten im kalten, emotionslosen Licht der Sterne.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 05.10.2007, 11:52


    Marius schwieg, sah den Tod an und dachte über dessen Worte nach.
    Bestrafung.
    Das klang nach Schmerz.
    Konnte man dem Tod Schmerz zufügen?
    Konnte man den Tod bestrafen?
    Und würde es nicht letzten Endes wieder der Tod sein, der über jene richteten, die ihn straften?
    Das Gesicht des Todes wirkte starr, maskenhaft und kalt, und Marius begriff, warum die Menschen sich vor ihm fürchten mochten.
    Warum auch Unsterbliche ihn mieden.
    Der Tod konnte ein jedem von ihnen gefährlich werden, wenn auch anders, als den Sterblichen.

    Der Tod war nicht das, was sie am Ende ihres Weges erwartete, weil ihr Weg kein Ende kannte.
    Und doch begleitete sie der Tod das ganze Wegstück, sammelte jene ein, die sie ihm überließen und ohne dass sie es wussten waren sie niemals alleine.
    Und wenn dann der Tag kam, und sie sich zu einsam fühlten, und sich nach der ewigen Leere und Kälte sehnten, dann würde er dort sein und seine Arme um sie schließen, und es würde doch ein Ende geben.
    Marius begriff es noch immer nicht.
    Warum ließ Damian sich für sie bestrafen?
    Gut, natürlich, auch diese Bestrafung bedeutete dem Tod letzten Endes nichts.
    Aber wofür tat er es dann, wenn nichts eine Bedeutung hatte?
    Marius wusste dass diese Gedanken zu nichts führen würde, denn er drehte sich im Kreis.
    Das war auch der Grund, warum der Tod so schwer zu begreifen war.
    Er war nicht fassbar für Sterbliche.
    Und auch für Unsterbliche nicht einfach zu verstehen.

    "Ich danke dir." Sagte er schließlich leise und seine Hände wanderten vorsichtig an dem Ärmel des Mantels hinauf.
    Er war weich und sehr viel zarter als alles was von Menschenhand geschaffen werden konnte.
    Und doch war alles nur eine Illusion die für kurze Zeit Form annahm.
    Er konnte den Tod berühren doch eigentlich war Damian gar nicht da.
    Und war es doch.
    "Du ziehst mich an... mit allem was du tust... und bist... und nicht bist... und gleichzeitig weiß ich dass... es gefährlich ist, mich dir nähern zu wollen." Marius lächelte ein klein wenig. "Das verwirrt mich. Und verwirrt mich auch gleichzeitig nicht."



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 05.10.2007, 12:22


    Damian spürte Marius' Verlangen und seine gleichzeitige Ablehnung. Er hatte sie schon gespürt und würde sie wieder spüren. Die Hände des Vampirs glitten über die Ärmel seines Samtmantels, waren zaghaft und ein wenig unsicher, aber auch neugierig und erfahren.
    "Es ist niemals gefährlich sich mir zu nähern... in deinem Fall... denn ich habe keine Macht über dich... solange du mich nicht rufst."
    "Aber ich rufe dich, Damian..." wisperte Marius. "Dich... mit deinen blauen Augen und deinem silbrigen Haar..."
    Damian legte seine Hände über Marius'. "Aber du rufst mich nicht, weil du mit mir tanzen willst."
    Er streichelte die Finger des Vampirs vorsichtig und wollte sich dann wieder von ihm lösen, doch Marius hielt ihn fest und sah ihm tief in die blauen Augen. Der Tod sah in ihnen die Furcht, aber auch das Verlangen ihm nahe zu sein.
    "Was wird geschehen... wenn ich dich jetzt nicht gehen lasse?" fragte Marius leise. "Werde ich mich... danach immer nach dir vezehren?"
    Der Tod sah ihn an. "Du wirst mich nie wieder vergessen."
    "Das habe ich nie..."flüsterte der Vampir und zog den zierlichen Körper an sich, fuhr mit seinen Händen über den Rücken und die Schultern des vermeintlich jungen Mannes.
    Damians warme Hände glitten unter seinen Mantel und fuhren die Linien und Konturen des unsterblichen Körpers nach, welche sich unter dem dünnen Hemdstoff abzeichneten.
    "Meine Leidenschaft wird dir nicht nur Freude bringen... sondern auch Schmerz... weil ich weiß, was du begehrst, aber selbst kein Begehren empfinde."
    Marius schloss die Augen und nahm den Kopf ein wenig zurück.
    "Alleine diese Berührung bedeutet mir mehr... als alles andere."
    Damian hielt inne und hob die Hände, um sie Marius auf die Wangen zu legen und ihn anzusehen.
    "Ich kann dir ein winziges Bisschen Wärme und Leben schenken." sagte er leise und benutzte seine silbrige Stimme. "Wenn du es wünschst... aber du wirst diese Nacht nie wieder vergessen. Mit all ihrem Sehnen... und all deiner Leidenschaft."



    Re: Der Turmraum

    Marius - 06.10.2007, 01:33


    Marius hielt inne und ließ Damians Worte auf sich wirken.
    Mit all seinem Sehnen und all seiner Leidenschaft.
    Er begriff was Damian ihm damit zu sagen versuchte.
    Wenn er sein Glück in dieser einen Nacht fand, würde er es danach niemals wieder so erleben.
    Niemals wieder.
    Aber ihm würde diese ebenso schöne wie schmerzhafte Erinnerung bleiben, und Erinnerungen waren ohnehin alles, was am Ende eines unsterblichen Lebens für die Unsterblichen blieb.
    "Ich wünsche es." Sagte er schließlich und seine Stimme klang rauh und belegt.
    Seine Hände legten sich auf Damians Schultern und ohne zu fragen streifte er ihm den schwarzen Mantel ab.
    "Auch wenn das heißt... dass ich bis zum Ende meiner Tage an dich denken werde. Und an diese Nacht."

    Seine Finger begannen Damians Schulter vorsichtig zu massieren, doch der Tod nahm ihm die Führung schnell ab.
    Damian wandte sich in seinem Arm um, sah ihn an und der Blick mit dem er ihn betrachtete, jagte dem uralten Vampir einen eisigen, aber nicht unangenehmen Schauder durch den Körper.
    Anstatt etwas zu sagen, zog Damian ihn an sich, und als er seine Lippen auf Marius' presste, spürte der Vampir, dass sie warm waren, so wie alles an Damians Körper.
    Die Hitze sprang von Damian auf Marius über und für den Vampir war diese Wärme ungewöhnlich, einer lange vergessenen, lange entbehrten Erfahrung gleich.
    Geschah das hier wirklich?
    Oder träumte er?
    Er konnte es nicht genau sagen.
    Aber er wünschte sich nichts mehr, als diesen Moment zu erleben, und ihn in den schillernsten Farben in Erinnerung zu behalten.

    Sein Kuss wurde hungriger, und als Damian ihn sanft von sich wegschob ließ Marius es nur sehr widerwillig zu, dass der Tod sich von ihm löste.
    "Weist du mich zurück?" Fragte er verblüfft aber Damian schüttelte sachte den Kopf.
    "Nein." Entgegnete er, und er lächelte.
    Die Vorhänge des Turmzimmers fielen auf einen unausgesprochenen Befehl hin zu, und die Decken des Bettes schoben sich wie von Geisterhand zurück.
    Dann wandte Damian sich ihm wieder zu, und als er ihn dieses Mal küsste, war es anders als zuvor.
    Der Tod schien all seine Gefühle in sich aufgenommen zu haben, und auch wenn es nicht sein konnte, kam es Marius vor als ginge von Damian ein Feuer aus, von dem der Vampir nicht wusste, ob er ihm gewachsen war.



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 06.10.2007, 02:46


    Der Stoff seiner schwarzen Kleidung schimmerte sacht in dem gedämpften Licht des Feuers aus dem Kamin. Damian betrachtete Marius eingehend, aber wie immer ohne eine Regung im Blick. Er schritt langsam um den Vampir herum, blieb ihm schließlich im Rücken stehen und legte seine Hände auf seine Schultern. Der Tod neigte den Kopf ein wenig und hauchte einen flüchtigen Kuss auf die ungeschützte Haut des Halses, ließ seine Hände über die Brust wandern und schlang schließlich einen Arm um die Hüften des Vampirs. Seine zierliche Hand lag gespreizt auf der Kleidung des Unsterblichen und mit sanftem Druck zog Damian den schlanken Körper näher an sich. Er spürte das Spiel von Muskeln und Sehnen unter dem dünnen Stoff hindurch und seine übernatürlich sensiblen Finger nahmen jede noch so winzige Regung wahr und in sich auf.
    Marius legte eine Hand auf die seine und der Tod sah wie der Vampir den Kopf ein wenig nach vorne neigte. "Du bist warm..." flüsterte er. "Fast wie die Menschen..."
    Damian erwiderte nichts darauf, sondern hauchte ihm nur einen weiteren Kuss auf das blonde Haar, welches ihm in den Nacken fiel. Der Tod bewegte seine Finger nur um ein weniges und wusste doch, dass es ausreichte, die Hitze in dem Vampir zu schüren. Er ahnte, was Marius sich wünschte, wie er berührt werden wollte und Damian verflocht jene Sehnsüchte des Vampirs mit dem Wissen darum wie man Leidenschaft entfachen und hinauszögern konnte. So erkundeten seine Finger jeden Zentimeter der stoffbedeckten Haut, die die Fläche der Hand bedeckte, bewegten sich aber kaum und erst als Marius' Griff fester wurde, hielt der Tod erneut inne. Er spürte den Kampf des Unsterblichen, das Herbeisehnen jener Hitze, die ihn lebendig werden ließ und die gleichzeitige Furcht davor, ihr nicht gewachsen zu sein. Es war ein süßer, aber gleichsam qualvoller Kampf und Damian würde dafür sorgen, dass er noch eine Weile anhalten würde.

    Marius ergriff seine Hand und drehte sich unter seinem Arm hindurch, so dass er dem Tod wieder gegenüber stand. Er berührte vorsichtig sein Gesicht und in seinen Augen schimmerte es sehnsüchtig, aber auch zuneigungsvoll.
    Damian legte ihm seine Hände auf die Brust und wehrte sich nicht dagegen, als Marius ihn erneut in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Der Vampir hungerte nach seiner Wärme und die Intensität, mit der er ihn an sich zog, sprach Bände.
    Langsam begann der Tod das Hemd des Unsterblichen zu öffnen und ließ es schließlich mit einem Rascheln zu Boden gleiten. Seine Finger glitten geschickt über die kalte Haut und überall dort, wo er Marius berührte, hinterließ seine Wärme ein Echo und schenkte ihm die Illusion von Leben. Der Vampir schloss die Augen und seine Züge verzerrten sich kurz, bevor er den Tod erneut leidenschaftlich an sich zog und fest in seine Arme schloss, mit seinen Händen über den Rücken und durch das silbrig blonde Haar glitt ohne sich darum zu scheren, dass es Damian vermutlich nichts bedeutete.

    Der Tod ließ ihn gewähren und begann dann von Neuem Marius' Körper mit seinen Händen zu erkunden, sie über die Haut und schließlich zu seinen Hüften gleiten zu lassen. Der Vampir atmete scharf ein, obwohl er es natürlich nicht musste, als Damian seine Hände unter den Stoff gleiten ließ, die Hose öffnete und sie ebenfalls langsam zu Boden fiel.
    Damian zog ihn an sich und während Marius die Arme um ihn schlang, ließ er seine eigene Kleidung verschwinden, so dass Haut Haut berührte und Kälte auf Wärme traf. Der Vampir seufzte auf und seine Hände fuhren leidenschaftlicher und fordernder über den zierlichen, vermeintlich menschlichen Körper. Noch immer lagen Sehnsucht und Furcht im Kampf miteinander und Marius gab einen gleichsam flehentlichen wie leidenschaftlichen Laut von sich. Damian lächelte ein wenig und seine Hände begannen sanft über Marius' Hüften zu wandern. Der Körper des Vampirs erschauderte und der Unsterbliche atmete zischend aus, als die Finger zärtlich und vorsichtig jene empfindlichen Bereiche seines Körpers berührten und streichelten.
    "Damian..." brachte er mit rauer Stimme hervor und erneut hielt der Tod in seinen Bewegungen inne, lächelte noch einmal und dirigierte Marius dann sanft in Richtung des großen Bettes...



    Re: Der Turmraum

    Marius - 06.10.2007, 16:47


    Der Moment verflog und Marius ließ sich ohne Gegenwehr zu dem großen Bett mit dem schwarzen Himmel darüber ziehen.
    Dami setzte ihm den Zeigefinger auf die Brust und stieß sanft dagegen, so dass Marius einem dürren Ast im Wind gleich auf das Bett fiel.
    Binnen weniger Sekundenbruchteile war Damian über ihm und der Vampir hier den Atem an - was ihm nichts ausmachte, da er ohnehin nicht atmete.
    "Ich..." Hauchte er leise, doch mehr Worte bekam er nicht hervor, als Damian bereits erneut seine Lippen auf Marius' presste.
    Er öffnete leicht den Mund und ließ zu dass die Zunge seines Liebhabers in seinen Mund drang.
    Es war ein Kuss voller Süße und leidenschaft und es war lange her, dass Marius sich so hatte küssen lassen.
    Er wusste nicht, ob er überhaupt jemals so gefühlt hatte, jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern.
    Warme Hände kreisten über seine Brust, fuhren durch sein Haar und Dami löste sich sanft von ihm, sah ihn an, und biss dann zärtlich in Marius Unterlippe, was Marius lächeln ließ.
    Da sollte doch nochmal jemand sagen, der Tod hatte keinen Biss!

    Das Brennen in seinem Inneren wurde schmerzhaft und Marius entfuhr ein leises Stöhnen, als Damian ihn an einer besonders empfindlichen Stelle berührte.
    Noch konnte der Vampir es kaum fassen, wollte auch gar nicht darüber nachdenken, ob das hier wirklich geschah oder sich womöglich nur in seiner Fantasie abspielte.
    Dazu war es zu schön.
    Mit Damian hier zu zu sein, in diesem Bett, ihn zu küssen und zu halten, das war die Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte, aller innerer Triebe.
    Damians Lippen wanderten über den Hals und den Oberkörper des unsterblichen Mannes, während die feinen Finger zärtlich über die weiche Haut seiner Oberschenkel strich.
    Marius hatte das Gefühl, als würde er gleich den Verstand verlieren.
    Wolllust und Leidenschaft begannen ihn zu beherrschen, seine Hände krallten sich in die dunklen, kühlen Laken des Bettes.
    Er biss sich auf die Lippe, so dass sie blutete, doch er störte sich nicht daran.

    Damian hingegen bemerkte es, sah ihn an und der Vampir wusste nicht, was es war, das in den blauen Augen in jenem Moment geschrieben stand.
    Vorsichtig näherte sich Damian ihm, küsste ihn erneut und saugte sanft das wenige vergossene Blut von Marius' Haut.
    Ein Kribbeln erfüllte den Körper des Vampirs und er seufzte leise auf, bevor Damian langsam wieder an seinem Körper herunterglitt und ihm mehr und mehr Verlangen schenkte.
    "Ich kann nicht...." flüsterte Marius erregt und Damian hielt inne und sah auf.
    "... nicht länger warten..." Setzte er unter Anstrengung hinzu, und die Züge des Todes umspielte ein wissendes Lächeln, als er behutsam seine Hände um Marius Hüften schwang, ihn sanft liebkoste, und ihn dann sachte, aber bestimmt zur Seite drehte...



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 06.10.2007, 17:33


    Damian drehte Marius langsam zur Seite. Er spürte das unterdrückte Zittern des Vampirs unter seinen Finger und hörte das leise, leidenschaftliche Stöhnen, welches er ausstieß, als er seine Hand sanft über seinen Bauch streichen ließ.
    "Damian... bitte..." flüsterte Marius und seine Finger schlossen sich fest um Damians, um ihn in seiner Bewegung innehalten zu lassen.
    Der Tod lächelte ein wenig mehr und näherte sich Marius' Nacken. Während er zärtlich in ihn eindrang, verließ ein kaum hörbares Hauchen seine blassen, aber warmen Lippen und er hörte wie der Vampir aufseuzte.
    "Es ist... lange her, dass jemand auf diese Weise..." wisperte er und Damian küsste ihn sanft in den Nacken.
    "Ich weiß, Marius... und deswegen wird es dir umso mehr gefallen."
    Damian streichelte ihn erneut und begann sich dann langsam zu bewegen. Es reichte, um Marius' Leidenschaft zu verstärken, aber nicht um ihn zu erlösen und der Vampir krümmte sich in seinen Armen.
    Seine Hand presste Damians Finger fest zusammen und die Züge des Unsterblichen verzerrten sich. Er keuchte auf und versuchte sich unter Kontrolle zu behalten, doch Damains sanfte Bewegungen verhießen immer mehr und mehr Hitze in seinem eigentlich kalten Körper.

    Der Tod lächelte, küsste Marius noch einmal auf das blonde Haar und drang vorsichtig ein wenig tiefer in ihn ein. Das Winden des unsterblichen Körpers wurde heftiger und Marius stöhnte auf, während er versuchte seine Leidenschaft zu zügeln.
    "Warte..." brachte er hervor. "Ich möchte nicht..."
    Damian hielt inne und hörte Marius aufseufzen. "Ich sehne mich... nach dir und kann es doch kaum ertragen..."
    Der Tod lächelte und als seine Finger sich jetzt bewegten, streichelten sie ihn liebevoll, aber nicht um seine Leidenschaft neu anzufachen.
    "Ich möchte dich... berühren..." flüsterte Marius. "Auch wenn es dir nichts bedeutet... ich möchte mir vorstellen wie..."
    Der Tod nickte und löste sich vorsichtig von ihm. Marius sah ihn mit vor Leidenschaft geweiteten Augen an. Seine Wangen hatten tatsächlich einen winzigen Hauch von Rot angenommen und er hatte einiges der Wärme angenommen, die Damian ihm geschenkt hatte. Leidenschaftlich begann Marius Damians Körper zu berühren. Seine Hände fuhren zuerst sanft, dann immer fordernder über die glatte, warme Haut und sie unter sich zu spüren, erfüllte Marius mit einer anderen, wundervollen Leidenschaft. Damian war perfekt, wunderschön, makellos und heute Nacht sein!
    "Du bist so wunderschön..." flüsterte Marius rau und schien nicht genug davon zu bekommen, ihn mit seinen Lippen zu kosten und seinen Fingern zu ertasten.

    Schließlich aber schloss Damian seine Hände um Marius' und zog ihn an sich.
    "Liebe mich..." flüsterte Marius leise und Damian presste zur Antwort seine Lippen fest auf die des Vampirs. Er drehte sich und Marius, drückte den Unsterblichen fest in die kühlen Laken. Marius' Betrachtung seines Körpers hatte die Leidenschaft ein wenig verändert und ruhiger werden lassen, doch Damians Lippen und Finger entfachten sie schnell von Neuem. Zunge, Lippen und Hände wanderten über Marius' Körper. Er wusste einen Sekundenbruchteil vor Marius, wo dieser berührt werden wollte und erfüllte ihm jeden Wunsch, bevor er ihn artikulieren konnte. Der Vampir keuchte schließlich erneut auf und sah Damian liebevoll aber auch flehentlich an.
    Zum zweiten Mal drehte der Tod ihn sanft auf die Seite, umfasste mit einer Hand Marius' Hüfte und drang erneut in ihn ein. Dieses Mal begann er augenblicklich sich zu bewegen und hörte Marius leidenschaftlich seinen Namen flüstern.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 06.10.2007, 18:57


    Es war lange her... es war so verdammt lange her...!
    Marius seufzte tief.
    Damian griff nach seiner Hand und drückte sie, ohne in seinen Bewegungen inne zu halten.
    Blut rannte flüssigem Feuer gleich durch seine Adern und Venen und der Vampir keuchte, als seine Gefühle ihn zu überwältigen drohten.
    Er fühlte die intensiver, heftiger werdenden Bewegungen Damians, spürte ihn in sich, und allein der Gedanke daran ließ ihn ein weiteres Mal aufstöhnen.
    Marius gab sich ihm hin, mit allem, was er war, mit allem was ihm ausmachte, und mit jeder Faser seines unsterblichen Körpers.
    Leben durchströmte ihn, ließ seine Wangen glühen und ihn hastig nach Atem schnappen, obwohl er nicht zu atmen brauchte.
    Dami presste ihn fester an sich und Marius hielt es kaum noch aus, als Damians Bewegungen kräftiger wurden und er mehr von ihm forderte.
    Marius' Lippen verließ ein unartikulierter Laut und sein Körper spannte sich kurz an.

    Der Tod küsste ihn in den Nacken, aber es hatte nichts mit dem kalten Todeskuss zu tun, als den man es sich vorstellen mochte.
    Der Kuss war voller Sanftheit und Hitze und für diese wenigen kurzen Momente machte Marius sich nichts daraus, dass der Tod selbst nichts empfand.
    Damian schenkte ihm die Illusion, dass er ihn liebte, wenigstens für diese eine Nacht auch wenn danach nichts mehr so sein würde wie zuvor.
    Zumindest für Marius nicht.
    Damians Hände formten sich zu kleinen Krallen und gruben sich tief in Marius Haut.
    Der Körper des Vampirs bäumte sich auf und er stieß ein sehnsuchtsvolles Stöhnen aus.
    "Gleich..." Flüsterte Damian leise und Marius schloss die Augen.
    Er verlangte nach Damian und diese Verlangen wurde größer und intensiver mit jeder Sekunde die Verstrich.

    Die Qual, die Dami ihm auferlegte wurde unerträglich und Marius wünschte sich nicht sehnlicher, als dass er ihn erlöste, hoffte jedoch gleichzeitig dass dieser Moment niemals vorüberging.
    Wann hatte er das letzte Mal Gefühle von solcher Intensivität gehabt?
    Wann hatte er sich das letzte Mal einem Mann hingegeben?
    Damians Finger fuhren über die weiße Haut und hinterließen tiefrote Spuren daraus, doch der phsyische Schmerz, den er verursachte, steigerte Marius' Verlangen nur noch mehr.
    Der Vampir begann sich zu bewegen, fand sich ohne Mühe in den Rhythmus hinein, den Damian vorgab und je tiefer er in ihn vordrang umso sehnlicher wünschte sich Marius, dass dieser Moment niemals zu Ende ging.
    Er seufzte auf, versuchte sich unter ihm zu winden, doch jede noch so kleine Bewegung bescherte ihm nur noch mehr Leidenschaft.
    Wieder biss er sich auf die Lippen, krallte er seine Finger in die Decken, während er versuchte, sich unter Kontrolle zu halten.
    Umsonst.
    Damians Hände wanderten tiefer, berührten ihn zärtlich und rau zugleich und der Vampir spürte, wie ihm die Kontrolle endgültig entglitt.



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 06.10.2007, 19:24


    Damian spürte wie Marius sich seinem Rhythmus anpasste und die Qual in dem Vampir sich zurückzuhalten.
    "Ich möchte nicht, dass es vorbei geht..." keuchte Marius leise. "Aber..."
    Der Unsterbliche stöhnte flehentlich und leidenschaftlich auf und Damian nickte sacht. Er wusste, dass er dieses Spiel von Leidenschaft und Qual die ganze Nacht über hätte aufrecht erhalten können, doch je länger er es tat, desto mehr nahm die Qual Überhand und wurde es gefährlich für Marius, dem er versprochen hatte, dass er sich nicht nach ihm verzehren würde. Das Versprechen konnte nur halten, wenn er ihn erlöste.
    "Damian!" rief Marius leidenschaftlich und der Tod veränderte den Rhythmus um ein winziges Bisschen. Marius schrie auf, doch Damian presste ihn mit seiner Hand fest an sich, formte die Finger zu einer Klaue, die leidenschaftlich über die inzwischen warme Haut des Unsterblichen fuhr und wusste, dass Marius' Züge sich verzerrten, während er ihn erlöste. Die Hand des Vampirs schloss sich fest um seine und Marius schrie erneut auf, während er in den Armen des Todes erschauderte, sich aufbäumte und erneut erschauderte.
    Heftig keuchend sank er auf dem Bett zusammen und seufzte leise, während Damian ihn sanft streichelte.
    "Bitte..." flüsterte er und Damian verharrte, wo er war, schenkte ihm noch ein wenig Intimität und Nähe und löste sich erst von ihm, als Marius' leises Seufzen verstummte.
    Der Vampir blieb mit geschlossenen Augen minutenlang regungslos liegen, während sich seine Brust hob und senkte.
    "Oh, Damian..." flüsterte er und drehte sich, um den Tod anzusehen. Er hob die Hand und berührte seine Wange.
    "Warum nur kannst du nicht fühlen... ich würde dir so gerne nur einen winzigen Teil von dem zurückgeben, was du mir gegeben hast..."
    Damian sank neben ihm auf das Bett. Er zog eine Decke über Marius' Körper und blieb selbst unbedeckt liegen, so dass der Vampir ihn weiterhin betrachten konnte.
    Er streckte die Hand aus und strich Marius eine Haarsträhne aus der Stirn. Der Vampir schloss entspannt die Augen.
    "Du hattest Recht... ich werde diese Nacht nie vergessen..." wisperte er und hob die Decke an. "Komm zu mir..."
    Der Tod tat ihm den Gefallen und Marius legte seine Arme um ihn.
    "Bleib...bitte."
    "Das werde ich." erklang Damians Stimme in seinem Geist und der Vampir lächelte.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 06.10.2007, 19:58


    Er ließ sich in die Kissen zurücksinken, nahm Damians Hand, die um seinen Oberkörper geschlungen war, in seine eigene und drückte sie sanft, bevor er die Augen schloss, und dem Nachhall seiner Gefühle lauschte.
    Neben ihm fühlte er Damians Brust sich heben und senken, obwohl auch der Tod nicht zu atmen brauchte.
    Es war so schön gewesen.
    Und die Befriedigung, die Damian ihm geschenkt hatte, war mit nichts zu vergleichen, was er jemals erfahren hatte.
    Seine Anwesenheit hier, jetzt bei ihm, beruhigte ihn und schenkte ihm Frieden.
    Obwohl Marius sich im Grunde nicht erschöpft fühlen durfte, tat er es dennoch.
    Diese Erschöpfung war ebenso süß wie alles andere, das Dami ihm in dieser Nacht geschenkt hatte, und schnell driftete Marius ab, verloren sich seine Gedanken und versank er in einen tiefen Schlaf.

    Die Vorhänge des Raumes waren zugezogen, so dass kein einziger Sonnenschein in ihn hereinfallen konnte, wenn der neue Morgen anbrach.
    Wie es den meisten Vampiren zu eigen war, hörte Marius auf zu atmen, sobald der Schlaf ihn übermannt hatte und mehr denn je wirkte er wie ein Körper, den das Leben längst verlassen hatte.
    Und doch würde er wieder erwachen, sobald die Sonne hinter dem Horizont versank und die Nacht würde ihm gehören... und jede Nacht, bis zum Ende aller Nächte würde gefüllt sein von seiner Präsenz, die sich nicht auslöschen ließ.
    Marius schlief tief und fest, aber nicht traumlos.
    Bilder erfüllten seinen Geist, die sein schlafendes Bewusstsein nicht einzuordnen vermochte.

    Eine hübsche junge Frau mit dunklem Haar und ebenso dunklen Augen.
    In ihrer Hand hielt sie ein Kleinod, das Marius nur zu bekannt vorkam.
    Es war eine silberne Kette mit einem filigranen, sternförmigen Anhänger.
    Er gehörte Mithras, doch die Sterbliche hatte Marius nie zuvor gesehen.
    Ihrem Bild folgte die Stimme Lestats, der seinen Namen flüsterte.
    Dann verschlang Feuer die Szene, und aus dem Feuer heraus trat ein Mann mit einem ebenso schönen, wie strengen und grausamem Gesicht.
    Das dunkle Haar war zurückgenommen, und die fast schwarzen Haare glühten boshaft.
    Auf ein Schnippen seines Fingers erschien ein schwarzes Kreuz neben ihm an dem eine Person hing.
    Bevor er jedoch erkennen konnte, wer es war, löste sich auch dieses Bild wieder auf, wurde zu schwarzem Rauch, und es wurde dunkel um ihn herum.

    Marius schlug die Augen auf.
    Schwärze umgab ihn, aber der Vampir konnte sie ohne Probleme durchdringen.
    Er spürte eine flüchtige Bewegung an seinem Arm und wandte sich um.
    Damian saß neben ihm und betrachtete ihn stumm.
    Marius nahm an, dass er den ganzen Tag über dort gesessen hatte.
    "Guten Abend." Begrüßte der Vampir ihn, und seine Stimme war noch immer von Glück durchtränkt, als er zufrieden lächelte.



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 06.10.2007, 21:09


    Damian drehte den Kopf ein wenig und sah Marius an, als dieser ihn grüßte. Er fand in den Augen des Vampirs die Erinnerung an vergangene Nacht und das Schimmern in ihnen verriet ihm mehr als tausend Worte.
    "Guten Abend." entgegnete er, an menschliche und vampirische Konversationsformen angepasst. Der Schatten hatte ihn erneut eingekleidet und der samtweiche, wunderschöne Stoff seiner Tunika und Hose schimmerte sacht in dem spärlichen Licht des Feuers im Kamin. Damian bewegte sacht seine schlanke Hand und die Schatten changierten auf seiner weißen Haut. Er wusste, dass Marius sie ergreifen würde, Sekundenbruchteile bevor er es tat.
    Kühle Finger schlossen sich um seine und der Mann sah ihm in die blauen Augen. Er suchte und forschte nach etwas, begriff aber, dass er keine Antwort finden würde und erlöste sich mit einem Lächeln.
    Keine Fragen, ob Damian wirklich nichts gespürt hatte. Denn dem war so. Und es würde sich nichts daran ändern.

    Marius stützte seinen Kopf auf eine Hand und sah Damian mit einem Lächeln auf den Lippen an. "Du siehst so aus, als ob du gerne ein wenig durch den Raum schreiten würdest..."
    "Gerne..." sagte Damian emotionslos und erhob sich geschmeidig vom Bett. "Das ist relativ."
    Seine Bewegungen waren kraftvoll und elegant, die Tunika wurde im Nu von einem Mantel aus Samt überdeckt und jener schimmerte sachte im gedämpften Licht. Der Tod wirkte geheimnisvoll, unnahbar und für Marius nun auch sehr anziehend.
    Seine schlanken Finger glitten über Möbel, Holz, Stoff und Stein und er schien es nicht müde zu werden, jedes Detail über seine Berührung in sich aufzunehmen, obwohl es ihm nichts bedeutete.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 07.10.2007, 00:42


    "Warst du die ganze Zeit hier?" Fragte Marius leise, obgleich er auch die Antwort auf diese Frage kannte.
    Es war so wie mit vielen Dingen.
    Man tat sie aus Gewohnheit.
    Fragte aus Gewohnheit.
    Sprach aus Gewohnheit.
    Sie schätzten und pflegten ihre Gewohnheiten, weil sie alles waren, was sie im Wandel der Zeit hatten und doch, so hatte Marius begriffen, mussten sie sie hin und wieder ablegen oder verändern, wenn sie in dieser Welt bestehen wollten, für die hastige Veränderungen und Schnelllebigkeit zum Markenzeichen geworden waren.
    Der Vampir schälte sich langsam aus den Decken und warf sich einen roten Abendrock über, den er lediglich mit einem weichen Stoffgürtel um die Hüfte zusammenschnürte.
    Dann erhob er sich um zum Kamin hinüber zu schreiten, wo er in einem kleinen Kessel Wasser aufsetzte.

    "In deiner Gegenwart ist alles relativ." Knüpfte er schließlich an Damians Worte an.
    "Und dennoch werde ich daran festhalten, dir so zu begegnen, wie ich glaube, dass es richtig ist. So wie es für mich richtig ist." Erklärte er ihm, während er zwei Tassen aus einem Regal nahm.
    Außerdem störte es den Tod ohnehin nicht.
    Marius lächelte bei dem Gedanken, und sah Damian an.
    Er wirkte so versunken, so weit fort und doch war er hier.
    Und auch wenn es für den Tod nichts besonderes sein mochte, so machte allein Marius' Erinnerungen an die vergangene Nacht alles schöner und einzigartiger und auch wenn es nicht stimmen mochte, so entstand für ihn die Illusion, für ihn mehr zu sein, als für andere.

    Der Vampir wusste, dass es nur einen Grund gab, dass Damian ihn und andere Unsterbliche aufsuchte.
    Es war nicht das Verlangen nach Nähe oder das Gefühl von Zuneigung, sondern vielmehr etwas, dass man mit der Gewohnheit der Vampire vergleichen konnte.
    Das Sehnen nach Beständigkeit, auch wenn der Tod kein Sehnen empfand.
    Sie waren da und sie würden bleiben.
    Selbst wenn auch das im Angesicht des Todes nur relativ sein konnte.
    "Ich werde dir niemals wieder so nahe sein, oder?" Fragte er leise, als er das heiße Wasser vom Feuer nahm und es auf die Tassen verteilte, von denen er eine Damian in die Hand gab.
    Er hatte mit dem Feuer gespielt.
    Beim nächsten Mal würde er brennen.
    Auch dazu brauchte er Damians Antwort nicht.
    Er hatte zuvor gewusst, auf was er sich eingelassen hatte, und er war dankbar und zufrieden mit dem, was er hatte erfahren dürfen.



    Re: Der Turmraum

    Der Tod - 07.10.2007, 01:08


    Damian wanderte weiterhin durch den Raum und es schien, als würde er gar nicht erst eine Antwort auf die Fragen geben, die der Vampir ihm gestellt hatte. Schließlich aber blieb der Tod stehen und sah den Unsterblichen an.
    "Das nächste Mal wird das letzte Mal sein." sagte er und keine Emotion schwang in seiner Stimme mit.
    Sein Blick blieb an einem Bild hängen und versunken sah er es an, sah wie die Farben verblassten und abblätterten, die Leinwand zerfiel und auf dem Boden zu Staub wurde.

    Langsam wandte er sich ab und nahm seine Wanderung wieder auf, bevor Marius ihm eine Tasse in die Hand drückte und der Tod sich dazu entschloss, sich auf dem Sofa niederzulassen und seine Füße unter dem weiten Mantel zu verstecken. Er kostete den Tee ohne ihn zu schmecken oder seine Wärme zu fühlen und sah durch den Dampf über die Tasse hinweg, Marius mit seinen sternengleichen Augen an.

    "Ja, ich war die ganze Zeit über hier." setzte er schließlich hinzu und nahm noch einen weiteren Schluck des heißen Getränks.



    Re: Der Turmraum

    Der Teufel - 07.10.2007, 01:48


    Marius nickte abgehackt.
    Er hatte es zuvor gewusst.
    Der Vampir ließ sich in einem der Sessel nieder und schlug die Beine übereinander, während er den Tee an seine Lippen führte.
    Zwar war er es bei ihm mit dem Tee ähnlich wie bei dem Tod mit allem anderen - er brauchte ihn nicht, spürte seine Wärme zwar, schmeckte aber kaum die Minze, die sich darin befand.
    Nur eines gab es, was seinen Hunger oder seinen Durst stillen konnte, und weder Wein, noch Tee, noch sonst ein Getränk konnte ihm da helfen.
    Das Blut der Menschen alleine war es, das ihn nährte und ihm kurzzeitigen Frieden bescherte.
    In der letzten Nacht war er nicht auf die Jagd gegangen.
    In der Nacht davor allerdings schon. Gemeinsam mit Armand.
    Er konnte eine Weile ohne ein Opfer auskommen und hin und wieder legte er sich eine eigene kleine Fastenzeit auf.
    Jahrelang konnten sie regunglos in der Erde liegen, und nichts tun aber Marius mochte diese Form der Existenz nicht.
    Er hatte einmal sehr lange in der Erde gelegen, mehrere Jahrzehnte, vielleicht auch ein oder zwei Jahrhunderte, er wusste es nicht genau.
    Seither hatte er nicht mehr zugelassen, dass es noch einmal geschah.

    Noch während er darüber nachdachte, spürte er plötzlich, wie sich etwas änderte.
    Seine Augen trafen auf Damians, und die sternengleichen Augen schimmerten eigentümlich.
    „Was ist los?“ fragte Marius leise und er klang besorgt.
    „Ich weiß es nicht, aber irgendetwas… stimmt nicht.“
    Jetzt begann Marius es auch zu fühlen. Er spürte eine entsetzliche Kälte sein Haus erfüllen. Die Schatten schienen sich in einem unsichtbaren Griff zu winden und tausend Stimmen erhoben sich zu einem Chor kreischender Gesänge.
    Plötzlich schlangen sich zwei Arme um den Tod und rissen ihn von Marius fort.
    „Kleiner Damian, edler Tod… jetzt gehörst du mir!“
    Hinter Damian war ein hochgewachsener Mann entstanden, dessen Züge der Inbegriff von schöner Grausamkeit waren. Das schwarze Haar war zurückgenommen und seine Blässe unterstrich die Schärfe des Gesichts. Der Griff seiner schlanken Hände war unbarmherzig.
    „Du weißt, dass du ihm nichts bedeutest?“ fragte der Höllenfürst Marius ruhig, während er seinen Blick noch auf Damian gerichtet hielt, der sich gar nicht erst zur Wehr setzte.
    „Nicht, dass das etwas Persönliches wäre, Marius, es liegt einfach daran, dass er der Tod ist.“
    „Hör mal, ich bin keine Höllenmacht oder ähnliches, aber deshalb bin ich nicht blöd, verstehst du?“ sagte der Vampir übertrieben ruhig. Seine Augen aber funkelten in unterdrückter Verachtung.
    „Schön, dass ihr wenigstens vorher darüber gesprochen habt… das hätte sonst zu Komplikationen führen können. Aber eigentlich interessiert es mich auch nicht, was dieser kleine Wicht empfindet oder auch nicht empfindet… nur seine Haltung lässt zu wünschen übrig…“
    Der Blick der stechenden, unendlich grausamen Augen richtete sich auf Marius. „Eine Schwäche für deinesgleichen hat er. Verachtungswürdig, wie ich meine, wenn er zu meiner Rechten sitzen könnte… aber nein, Herr Tod hat keine Lust mir gefällig zu sein. Daher muss ich wohl einen etwas anderen Ton anschlagen…“

    Luzifer griff in das goldblonde Haar und riss Damians Kopf nach oben, so dass er gezwungen war Marius anzusehen.
    „Präge sie dir ein, diese schönen, kalten Züge.“ Lächelte er eisig.
    „Als Künstler dürftest du das durchaus können… du wirst sie nie wieder sehen.“
    Er lächelte ein wenig mehr.
    „Und ich weiß, dass dir das wehtut. Das wiederum… finde ich höchst amüsant.“
    Er beugte sich zu Damian.
    „Am Ende tanzt du mit allen, mh? Du entfachst in ihnen allen eine Sehnsucht, die sie eines Tages umbringen wird…“ Er küsste ihn sanft, bevor er fortfuhr.
    „Höchst ineffektiv. Azrael wird dir vormachen, wie es richtig geht.“
    „Ich werde am Ende mit allen tanzen,“ Sagte Damian ruhig.
    „Mit Azrael… Michael… Gabriel… und dir.“
    Hass verzerrte die Züge des Höllenfürsten und schwarzer Nebel entstand um ihn herum.
    Er streckte die Hand aus, und in ihr entstand ein Dolch, dessen Griff mit edlen Steinen verziert war.
    Die Klinge war gewellt, und zweiseitig geschliffen.
    Auf dem kalten Stahl waren fremdartige Runen eingeritzt, die rot zu glühen begannen, als der Tod den Dolch in Händen hielt.
    Wieder legte sich ein gehässiges Grinsen auf Luzifers Züge, als er den Dolch sichtbar für Marius und Damian in die Höhe hielt.
    Damians Augen weiteten sich, und doch schien es ihn kalt zu lassen.
    Marius hob verwirrt eine Augenbraue.
    Drehte Luzifer jetzt völlig durch?
    Versuchte er etwa, den Tod zu erdolchen?
    Lächerlich.
    „Das wirst du nicht! Niemals! Jetzt gehörst du MIR!“
    Die dunklen Augen begannen zu glühen und schließlich brannten zwei grauenhafte Feuer in ihnen, die jeden, der diesem Blick begegnete, zu verzehren drohten.
    Luzifer ließ ein grausames Lachen von sich hören, bevor er den Dolch in Damians Brust stieß.
    Die Züge des Todes verzerrten sich vor Schmerz, und er riss die blauen Augen weit auf, obwohl kein Laut über seine Lippen kam.
    Der Körper sackte kraftlos in sich zusammen und das Licht der Sterne verließ die Augen, in denen die Ewigkeit geschrieben stand.

    „Eure Zeit neigt sich dem Ende zu, Marius de Romanus. Für die Menschen ist die unendliche Nacht angebrochen. Für euch aber soll es nie wieder dunkel werden!“
    Wieder glitt das Lächeln auf seine Züge.
    „Und das hier ist nur der Anfang!“
    Seine Hand glitt sanft über Damians Gesicht und aus den Augen des Todes wich auch der letzte Glanz, der darin gestanden hatte bevor sie sich schlossen und der Körper in den Armen des Höllenfürsten zusammensank. Luzifer hob ihn hoch und sah Marius ein letztes Mal spöttisch an.
    „Nicht weinen, Unsterblicher… es könnte sein, dass jemand anderes kommt, um dich zu trösten.“
    Mit einem infernalischen Lachen wich die Präsenz Luzifers aus Marius’ Heim und der uralte Vampir war wieder vollkommen alleine in dem Haus, das noch immer von einer höllischen Kälte durchzogen war.

    tbc: Luzifer & Dami: Höllenschlund

    * Mit freundlicher Erlaubnis des Todes und seiner Autorin



    Re: Der Turmraum

    Marius - 07.10.2007, 13:46


    Marius sank langsam in den Stuhl, der ihm an nächsten stand.
    In den blauen Augen glitzerte es, und Kälte hielt sein Herz schmerzhaft umklammert.
    Man nahm an, dass es in der Hölle heiß war, doch Marius war fast sicher, dass dort viel eher Eiszeit regierte, oder das Feuer, welches dort brannte, zumindest nicht heiß, sondern viel eher eisig kalt war.
    Es nahm den Menschen die Hoffnung auf Erlösung und trieb sie in die Verzweiflung.
    "Damian..." Flüsterte der Vampir leise, und ein unangenehmes Kribbeln ließ ihn erschaudern.
    Er erinnerte sich an den Ausdruck, mit welchem Damian ihn zuletzt angesehen hatte.
    Erinnerte sich an das hübsche, perfekte Gesicht, welches sich vor Schmerzen verzerrt hatte, und daran, dass der Tod eigentlich keinen Schmerz empfinden konnte, und Marius sich deshalb eigentlich auch nicht zu sorgen brauchte.
    Trotzdem hatte dieses Bild sich in seine Gedanken eingebrannt, und es fiel ihm schwer anzunehmen, dass es dem Tod wirklich nichts ausmachte.
    Und, einmal ganz davon abgesehen, dass sein geliebter Damian sich nun in Luzifers Händen befand, gab es da auch noch ein ganz anderes Problem.
    Wenn Luzifer nun Recht behielt, und Azrael Damians Aufgabe übernahm, dann bedeutete das wahrscheinlich, dass sie alle in einen Krieg gezogen würde... oder sich zumindest vorsehen mussten!
    Wieder und wieder kreisten seine Gedanken um die selben zwei Dinge, wünschte sich der Vampir, blutige Tränen vergießen zu können, und vermochte es doch nicht.
    Er erhob sich, und ging langsam in dem Raum auf und ab.

    Er fand keine Ruhe mehr, dachte immer wieder darüber nach, wie man es anstellen musste, Damian zu befreien - man konnte ja nicht einfach in die Hölle spazieren, und ihn wieder einsammeln!
    Es musste eine andere Lösung geben.
    Aber wie bewegte man man den Teufel dazu, mit einem zu reden, ohne sich gleich komplett in seine Hände zu begeben?
    Der Vampir wusste es nicht. Und er wusste auch nicht, weshalb ihn das alles so mitnahm. Damian war der Tod! Was sollte selbst eine Macht wie der Teufel ihm anhaben können? Damian stand außerhalb jeglicher Gesetze, war sein eigener Herr und doch nur Konsequenz anderer.
    Aber nach allem, was er über den Tod erfahren hatte, konnte man ihm nichts tun, war er unantastbar, konnte keinerlei Gefühle empfinden. Worüber machte er sich also Sorgen?
    Marius sank erschöpft in einen der Sessel und hob den Kopf. Bald würde der Morgen grauen, was bedeutete, dass er sich zurückziehen musste.
    „Damian…“ flüsterte er. Der Tod hatte ihn gewarnt, hatte gesagt, dass jene Nacht ihm keine Erlösung, sondern nur Leidenschaft schenken würde und er hatte Recht gehabt. Selbst jetzt sehnte er sich nach der Anwesenheit des Mannes, obwohl er wusste, dass Damian niemals seine Gefühle erwidern würde.
    Vielleicht aber war er ihm deshalb so wichtig.



    Re: Der Turmraum

    Der Teufel - 07.10.2007, 13:46


    pp: Thronsaal des Teufel

    „Das ist ganz schön albern, Marius. Selbst für jemanden wie dich.“
    Der Vampir hob erschrocken den Kopf und sah vor sich einen wunderschönen Mann mit grausamen Zügen. Er war in einen schwarzen Anzug gekleidet, hatte die Beine übereinander geschlagen und hielt ein Glas mit tiefrotem Wein in der Hand.
    Vor Marius saß der Teufel.
    „Du!“ rief Marius und fuhr hoch. „Wie kannst du es wagen… wo ist Damian?“
    Der Teufel betrachtete ihn eingehend und mit einem arroganten Lächeln auf den Lippen.
    „Interessant, dass du fragst…“ sagte der schöne Mann und lehnte sich ein wenig zurück.
    „Weißt du, weshalb mir Umbrifer so gegen den Strich geht?“ begann er und Marius schauderte. Das klang nicht besonders vielversprechend.
    „Er hat eine Art Schwäche für euch… so weit der Tod eine Schwäche haben kann.“
    „Damian hat weder Schwächen noch Stärken.“ Sagte Marius dumpf und sah den Mann an. Er erhob sich mit katzenhaften Bewegungen und begann in einer perversen Ähnlichkeit zum Tod durch den Raum zu wandeln.

    „Nun, sagen wir, er hat keine… aber ihr gebt ihm eine Wahl. Ihr gehört mir… sobald ihr sterbt.“ Der Teufel sah ihn mit glühenden Augen an. „Eigentlich wäre es kein Problem für Damian euch ein für alle Male den Garaus zu machen… du hast gestern Nacht erlebt, über welche… verborgenen Talente er verfügt. Die Sehnsucht in euch zu wecken in seine Arme zu sinken, wäre ein Leichtes für ihn.“ Der Teufel hielt inne und drehte in einer ratlosen Geste die Handflächen nach außen.
    „Aber er tut es nicht… und weißt du, warum? Weil er eure Unsterblichkeit… in sich erkennt… ihr vergeht nicht, während er euch ansieht. In euch sieht er nicht das Ende des Weges. Ihr seid Beständigkeit in einer Welt, die nur aus Vergänglichkeit besteht. Schön für ihn. Pech für mich.“
    Der Teufel nahm seinen Weg wieder auf.
    „Na und? Pech für dich ist gut für mich.“ Entgegnete Marius.
    „Mhhh, meinst du? Auch das ist interessant…“
    Der Teufel blieb stehen und sah Marius mit einem Funkeln in den Augen an.

    „Damians Zuneigung zu euresgleichen war Grund für mich genug, einzugreifen. Was mir durchaus erlaubt ist, da ihr ja mir gehört und ich ein Recht auf euch habe… welches er mir verweigert.“
    „Niemand hat ein Recht auf uns!“ zischte Marius wütend, doch der Teufel belächelte ihn nur.
    „Wie du meinst.“ Sagte er überheblich und wandte sich ab.
    „Wie dem auch sei… ich hatte mir gedacht, dass Damian sich in meinem Thronsaal ganz hervorragend machen würde… aber dann kam mir die Idee… dir eine kleine Freude zu machen… und das gefiel mir glatt viel besser, als mir eine zu machen…“
    Der Teufel schnippte mit den Fingern und Marius hob den Kopf, als die Schatten an der Wand sich zu bewegen begannen. Sie kletterten in die Höhe, formten eine schwarze Fläche und zogen sich dann wieder zurück. Was blieb ließ Marius wanken, einige Schritte nach vorne taumeln und ungläubig die Hände ausstrecken.
    An einem umgedrehten Kreuz aus Schwärze hing der Tod. Seine Hände waren mit Nägeln durchstoßen, seine Füße ebenfalls. Das Gesicht war maskenhaft und weiß, die blauen Augen geöffnet und weit, aber kein Licht leuchtete in ihnen.
    „Schön, nicht?“ fragte der Teufel und stellte sich neben das Kreuz. Wie ein Dozent an der Universität begann er zu beschreiben:
    „Ich habe mich haargenau an die Christie Kreuzigung gehalten… nur die Dornenkrone und die Lanzenwunden hielt ich für zu theatralisch… ich habe mir etwas anderes ausgedacht… das erkläre ich dir gleich… Gefällt dir das Blut um die Wunden herum? Ich habe es nur für dich hinzugefügt… du weißt sicher, dass Damian selbst nicht bluten kann… aber ich fand, dass es so schöner aussähe…“
    Nachdenklich sah der Teufel zu Marius und legte den Kopf ein wenig auf die Seite.
    „Mhhh… vielleicht wäre er dir so… lieber?“ Im nächsten Moment war Damians schwarze Kleidung verschwunden und er hing vollkommen nackt an dem schwarzen Kreuz.
    „Du schaust so schockiert? Gefällt dir nicht, was du siehst? Gestern Nacht hieltest du diesen Körper noch für das Perfekteste auf der ganzen Welt.“ fragte der Teufel und Marius stieß einen leisen Schrei aus.
    „Hör auf! Hör auf damit!“ rief er verzweifelt und spürte den Schmerz von Damians Demütigung in seinem Herz schreien. Den Tod selbst würde es nicht stören, aber Marius quälte es ihn so zu sehen.
    „Lass es…“ wisperte Marius.
    „Nicht gut?“ fragte der Teufel und schmollte kurz. „Oh, warte… ich weiß, was dich stört…“
    Seine Hand fuhr fast liebevoll über den flachen Bauch des Todes und schließlich umfasste er den Griff eines Dolches, den er in den Körper des Mannes hineingestoßen hatte.
    „Das… ist der Dolch des Schmerzes. Eigentlich darf ich ihn nicht einsetzen… aber die Regeln, die für ihn gelten, haben den Tod nicht eingeschlossen. Weißt du, was er tut? Nein? Ich erkläre es dir gerne… er hält für Damian die Zeit an… und zwar genau in dem Moment, in welchem ich ihn in diesen Zustand gebracht habe.“
    Die Augen des Teufels leuchteten auf und er fixierte Marius, während er die Hände wieder sinken ließ.
    „Tausend gekreuzigte Menschen.. und Damian erinnert sich an jeden einzelnen von ihnen in dem Moment, als man ihre Hände und Füße durchbohrt hat… das wäre eigentlich kein Problem, da er das im selben Augenblick auch wieder vergisst…das aber… habe ich ihm genommen. Ergo… leidet der Tod wahre Höllenqualen.“
    Der Teufel sah ihn an und hob lächelnd eine Hand vor den Mund. „Höllenqualen? Wie unpassend… die Hölle ist doch so schön…“
    Der Blick des Teufels wurde brennend und stechend.
    „Er leidet wegen dir! Wegen deines Amadeos! Wegen deiner Pandora! Wegen Markus Corvinus. Wegen Dracula. Und wegen all der anderen Unsterblichen, die für ihn die Beständigkeit bedeuten. Schön, nicht wahr? Ich finde das sehr schön…“
    Marius schwankte und mit leichenblassem Gesicht sank er vor dem Kreuz auf die Knie und streckte die Hände nach dem Gesicht des Todes aus, welches regungslos und doch verändert im Gegensatz zu früher in die Leere blickte.
    „Ich wusste, dass du dich freuen würdest!“ freute sich der Teufel.
    „Du darfst ihn behalten… und er wird in jedem deiner Domizile auftauchen, an das du sich bewegst… Service des Hauses.. ach so… wir hatten uns noch nicht geeinigt… Mit Klamotten? Oder ohne?“
    „Bitte lass ihn gehen…“ wisperte Marius und berührte das maskenhafte, kalte Gesicht.
    „Mhhhhh… nein.“
    „Und wenn ich mit dir gehe?“
    „Uiiii, das ist ein Angebot, Marius…! Das gefällt mir…. Aber nein.“
    „Nein?“[/b] wisperte der Unsterbliche verzweifelt. „Aber…“
    „Du hältst dich für sehr wichtig oder? Das ist typisch für euch.“
    Marius senkte den Blick.
    „Lass ihn frei!“
    „Nein. Und weißt du was? Ich habe noch eine tolle Nachricht für dich… Damians Urlaubsvertretung ist sehr arbeitswütig… heißt Azrael… ah, ja richtig ihr kennt euch ja schon… Nun ja… er wird euch das Fürchten lehren… glaub mir.“
    Marius sah ihn an.
    „Ich werde ihn bekämpfen!“ rief er. „Und ich werde dich bekämpfen! Mit allen Mitteln, die ich habe!“
    „Beeindruckend viele im Vergleich zu mir, ich weiß.“
    „Auch du bist nicht unfehlbar! Auch du wirst eines Tages verlieren! Und ich werde Damian helfen…“
    „Du klingst wie ein albernes Kind.“ Sagte der Teufel abfällig.
    „Hör auf herumzujammern und fang ja nicht an zu heulen! Das ist erbärmlich!“
    „Du wirst erleben, dass ich weit mehr bin als ein jammerndes Kind!“ zischte Marius und kam wieder auf die Füße, funkelte den Teufel an und sagte dann leise: „Raus! Raus hier!“
    Der Teufel sah den Vampir beleidigt an.
    „Unhöflicher Flegel… aber meinetwegen… ich habe ohnehin alles gesagt, was ich wollte…“
    Der Teufel prostete ihm mit seinem Glas zu und war im nächsten Moment verschwunden.
    Marius blieb mit dem grausamen Kunstwerk alleine und wagte es nicht den Kopf zu heben, um Damian anzusehen.
    „Mein…“ Der Vampir stockte und schluckte, wusste nicht, ob es angebracht war. „Liebster… du hast mir etwas gegeben… obwohl du es nicht durftest…“ Langsam hob er den Kopf.
    „Aber vielleicht… kann mir das jetzt helfen.“
    Marius zog sich langsam in Richtung der Schatten zurück, behielt das Kreuz im Blick und empfand tiefen und bohrenden Schmerz, während er den blauen Augen entgegen sah.
    Noch Heute Nacht würde er aufbrechen.
    Und sich Hilfe suchen.
    Bei dem weisesten Vampir, den er kannte.
    Mithras von Troja.



    Re: Der Turmraum

    Marius - 07.10.2007, 21:36


    Marius wartete nicht länger.
    Er streifte sich den roten Samtmantel über, steckte einige Dinge ein, von denen er glaubte, sie noch brauchen zu können und wandte sich dann zur Türe um.
    Als er die Türe öffnete, sah er sich überraschenderweise Armand gegenüber, der wohl gerade beabsichtigt hatte anzuklopfen.
    "Ähh... guten Abend, Marius..." Sagte Armand verblüfft, als er in das kalte Gesicht und die noch sehr viel kälteren blauen Augen sah.
    "Armand..." Marius wirkte im ersten Moment ein wenig verwirrt, so als habe er den Vampir hier eigentlich nicht erwartet - und das, obwohl es sein Haus war.
    "Ich.. entschuldige mich..." Bat er schließlich und machte Anstalten an ihm vorbeizutreten.

    "Was... wo willst du hin? Was hast du vor? Und... was ist passiert?" Fragte der dunkelhaarige Vampir als er merkte, dass etwas nicht stimmte, doch er erhielt keine Antwort von seinem Schöpfer.
    "Marius!" Rief er ihm nach und tatsächlich hielt der blonde Römer noch einmal inne.
    "Es sind... Dinge passiert, Armand. Beunruhigende Dinge." Gab er ihm zur Antwort, und dass er wütend, aber auch besorgt war, konnte der Vampir deutlich ausmachen.
    "Wie... wie meinst du das?"Fragte er verwirrt und er sah es in Marius Augen traurig aufblitzen.
    "Ich meine, dass du dich in Acht nehmen sollst. Wir... sagen wir es so... Luzifer hat... die Jagd auf uns eröffnet... ich werde das jetzt wieder... hinbiegen... irgendwie... Pass auf dich auf, Amadeo, hörst du? Pass auf dich auf." Damit wandte er sich um, um in der Dunkelheit zu verschwinden, und einen ratlosen Armand in einem leeren Turmzimmer zurückzulassen, an dessen Wand an einem schwarzen Kreuz ein entkleideter Tod hing und Höllenqualen litt.

    tbc: Marius: Königreich England; Katakomben und so.



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