Konfessionelle Kämpfe im Irak

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    Re: Konfessionelle Kämpfe im Irak

    M.M.Hanel - 18.04.2007, 21:20

    Konfessionelle Kämpfe im Irak
    Konfessionelle Kämpfe im Irak : eine iranische Reflexion

    Autor: Der islamische Ingenieursverein, Iran, 29. Esfand 1385/20. März 2007
    Traductor: Übersetzt von Hamid Beheschti

    Url : http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=2449&lg=es

    Wurzeln der konfessionellen Kämpfe in der Region und Strategien zur Verhinderung von gewaltsamen Auseinandersetzungen und zur Verwirklichung der islamischen Einheit



    Im Iran hat sich ein intellektueller religiöser Zirkel, „Der islamische Ingenieursverein“, des Themas angenommen, es analysiert und Auswege aus diesen Kämpfen gesucht.



    1 – Der aktuelle Konflikt
    Nach Israels Niederlage im 33-tägigen Libanonkrieg, dem Sieg amerikanischer Demokraten in den Kongresswahlen und der verschärften Auseinandersetzung um die iranische Atomfrage ist der irakische Bürgerkrieg und speziell die konfessionelle Konfrontation zwischen Sunniten und Schiiten in eine neue Etappe eingetreten. Die meisten arabischen Staaten haben, im Einklang mit Al Kaida, offiziell die sunnitischen Gruppen, die gegen die von der irakischen Mehrheit gewählte Regierung opponieren, unterstützt. Diese Unterstützung erstreckt sich außer im politischen und medialen Bereich auch finanziell und durch die Versorgung mit Waffen. In der Propaganda arabischer Regierungen und westlicher Staaten, insbesondere Amerikas, wird dem Iran vorgeworfen, schiitische Milizen (Jeisch al Mahdi) mit Waffen zu versorgen und auszubilden. Um den Druck auf Iran zu erhöhen, wurde eine Front aus arabischen Staaten (bestehend aus Saudi Arabien, Ägypten, Jordanien und …) aufgebaut und die Sicherheit von iranischen Bürgern und offiziellen Vertretern des Landes im Irak gefährdet. Dieser Vorgang verschärft die konfessionellen Kämpfe zwischen Schiiten und Sunniten in der Region, zerstört Leib und Leben der Bevölkerung und untergräbt die islamische Toleranz.



    2 – Einige Stellungnahmen- Um dem irakischen Bürgerkrieg entgegen zu wirken und der Gewalt ein Ende zu bereiten, rief der Generalsekretär der islamischen Konferenz in Oktober 2006 einige sunnitische und schiitische Gelehrte des Landes zu einer Beratung zusammen. Sie verabschiedeten eine 10- Punkte-Erklärung, bekannt als Mekka Erklärung. Diese besagt:
    Die sunnitischen und schiitischen Gelehrten Iraks gemeinsam mit dem Generalsekretär der islamischen Konferenz verweisen auf die Grundzüge des Korans, auf die islamische Lehre, sowie auf die gefährliche Situation im Irak und ziehen daraus die Schlussfolgerung:
    - dass die Gemeinsamkeiten zwischen der schiitischen und sunnitischen Konfessionen größer sei als ihre Differenzen und
    - dass ihre Differenzen sich ausschließlich auf ihre Sichtweise und Blickwinkel beziehen und
    - dass keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen ihrer theologischen und fundamentalen Glaubensgrundsätze bestehe.
    Deshalb erlaube die islamische Rechtsschule niemandem Angehöriger anderer Konfessionen zu diskreditieren und als Ungläubige zu bezeichnen. Sie riefen weiterhin die verfeindeten Gruppen, ob Schiiten oder Sunniten, auf zur nationalen Versöhnung und zur Eintracht unter Muslimen. Sie sollten ihre konfessionellen und ethnischen Differenzen nicht vertiefen und ihre Emotionen eindämmen. Die Gelehrten baten schiitische und sunnitische Muslime darum, sich für die Unabhängigkeit und der Zusammenhalt ihres Landes sowie der Verwirklichung der Volkssouveränität zu einigen und für die Stärkung von Sicherheitskräften, der Politik und der Wirtschaft ihres Landes einzusetzen.



    - Im Gegenzug dazu veröffentlichten 38 der höchsten Gelehrten Saudi Arabiens am 7. Dezember 2006 eine Erklärung zur Unterstützung von sunnitischen Aufständischen im Irak. Sie riefen im Einklang mit Al Kaida alle Muslime auf, gegen die Koalition aus Schiiten und amerikanischen Aggressoren ihre sunnitischen Brüder politisch und militärisch zu unterstützen. Die Unterzeichner dieser Erklärung sind saudische Universitätsprofessoren, Mitglieder von juristischen Gremien, sowie der Erziehung und Bildung des Landes. Manche von ihnen gehören der Opposition an und wurden wiederholt verhört und bestraft.
    Die erwähnte Erklärung betont, dass die aufsässigen Schiiten und Iraner zusammen mit amerikanischen Besatzern und Kreuzzüglern die Sunniten im Irak foltern und ermorden und aus dem Land vertreiben, damit sich der „schiitische Bogen“(1) in der Region verwirklicht und damit durch die Schwächung von Sunniten die jüdische Besatzer unterstützt werden.



    - In seiner Stellungnahme vom 22. Januar 2007: „Die Notwendigkeit der Unterstützung für Sunniten im Irak“ wird Scheich Abdellah Ben Abdalrahman Al Jabrain besonders deutlich. Als Ratsmitglied des höchsten islamischen Rechtsgremiums und zuständig für Missionierung Saudi Arabiens verweist er in seiner Stellungnahme auf den Massenmord an Sunniten durch aufsässigen Schiiten im Irak, die den zweiten Nachfolger des Propheten Mohammad feindlich gegenüber stehen(2). Er kritisiert das Verhalten von Schiiten auf das Schärfste, besonders ihre extreme Verehrung der schiitischen Imame und ihr nicht islamisches Verhalten in den Prozessionszeremonien Aschuras und Tauas, wobei die Selbstgeißelung durch den Messerschlag auf den Kopf praktiziert wird. Das wird propagiert, obwohl wiederholt schiitische Gelehrte diese Praktiken kritisiert und Gläubige zu ihrer Unterlassung aufgefordert haben.



    - Weiterhin steht etwas in dieser Erklärung, das Sunniten gegen Schiiten hetzt, nämlich dass Schiiten davon ausgehen, Sunniten hätten den Koran manipuliert und daraus Stellen, die den schiitischen Imam Ali betreffen, weg gestrichen, obwohl auch diese Behauptung von vielen namhaften schiitischen Gelehrten wiederholt widerlegt ist. (s. z.B. Abolghasem Khoi, Al-Bayan fi Tafsir Al-Ghoran)



    - Man muss jedoch als Schiit zugeben, dass in unserer Gemeinschaft das Unislamische in Wort und Tat sehr verbreitet ist und sogar offizielle Medien (im Iran) frevelhaften und irreführenden Gedanken viel Platz einräumen.



    3 – Hintergründe und Dimensionen der irakischen Krise
    Zweifelsohne wurzelt die gegenwärtige irakische Geschichte auch in der Geschichte des Landes und in ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und mit der Entstehung von kleinen arabischen Staaten im Nahen Osten wurden sie von Sunniten regiert. Die politische Entwicklung Iraks in dieser Zeit war in Anbetracht seiner tribalistischen Eigenschaften stets mit Gewalt und gewaltsamen Umgangsformen durchsetzt, so dass nach jedem Putsch die vorherigen Machthaber grausam umgebracht wurden. Als Beleg hierfür sei der Putsch vom 15. Januar 1958 erwähnt, wobei Greueltaten an Noury Said, dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes und einer Reihe anderer Politiker verübt wurden, oder beim Putsch von General Aref 1963 wurde der damalige Ministerpräsident, General Ghassem, in einer tragischen Art liquidiert. Auch Saddam Hussein hatte viele Menschen, sogar aus seiner Verwandtschaft, grausam töten lassen.



    Nach der islamischen Revolution im Iran mussten die Völker beider Länder, Irans und Iraks; einen verheerenden Krieg hinnehmen, die ihnen menschlich und wirtschaftlich viel abverlangt und viel an ihren Reserven verzehrt hat. Dieser Krieg warf die islamische Revolution aus ihrer Bahn und desillusionierte viele Menschen. Letztendlich obsiegte der amerikanische Plan „der beidseitigen Verhinderung“, wodurch der Krieg ohne Sieger beendet werden sollte. Dann aber wurde der irakisch-kuwaitische Krieg vorbereitet, welcher zur militärischen Schwächung Iraks führte, der seine Stärke mit westlicher Unterstützung erlangt hatte. Ein anderes Ergebnis dieses Krieges bestand im totalen Verbrauch der wirtschaftlichen Potenz von Anrainer Staaten in militärischen Ausgaben, was der amerikanischen Rüstungsindustrie zugute kam.



    Die amerikanisch-britische Intervention in Irak im Jahre 2003 wurde dem irakischen Volk, den Anrainer Staaten, sowie dem amerikanischen Volk aufgezwungen. Obwohl dann im Irak im Laufe dieser 3 Jahre einige positive Entwicklungen einsetzten, wie die Durchführung von mehreren Wahlen und die Entstehung einer Verfassung, eines Parlaments und einer irakischen Regierung (in dieser krisenhaften Zeit), konnte sich die nationale Souveränität des Landes, sowie die Entstehung von Ruhe und Ordnung durch den Widerstand von Teilen der sunnitischen Bevölkerung ,die %20 der Iraker ausmachen, nicht durchsetzen. An diesem Widerstand sind insbesondere die Reste der Bath-Partei beteiligt, unterstützt von ausländischen Kräften, wie Al Kaida und einige arabische Staaten, während andere Kräfte, die an die Verlängerung der Krise interessiert sind, wie Israel und manche westliche Staaten, ihre Agenten dort einsetzen.



    4 – Die neue amerikanische Strategie
    Nach dem Sieg von Demokraten in den beiden amerikanischen Kammern und nach der Veröffentlichung des Baker-Hamilton Berichtes, der zur Beendigung der amerikanischen Intervention im Irak führen sollte, hat die Bush Administration eine neue Strategie zur Bewältigung der irakischen Krise vorbereitet, dessen Hauptachse in der Zunahme des Drucks auf den Iran besteht. Dieser Strategie nach haben sich manche arabische Staaten der Region gegen den Iran vereinigt. Mit dem Vorwand, dass der Iran seine Hände im Irak im Spiel hat, haben sie die Festnahme und Ermordung von iranischen Bürgern durch Amerikaner befürwortet.



    5 – Die Wurzeln konfessioneller Kämpfe
    Die Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten ist Teil der historischen Entwicklung in den islamischen Ländern. In den letzten 200 Jahren haben stets die Kolonialmächte die Politik von „teile und herrsche“ benutzt und zwischen den Konfessionen und Ethnien Zwietracht gesät, um dann ihre eigene Interessen durchzusetzen. Sie haben sogar neue Sekten entstehen lassen, wodurch sich die religiöse Zwietracht verstärkt hat. Die Verbreitung von Aberglauben und schiitischen Übertreibungen, die Entstehung von Bahaismus im Iran, Kadiani in Pakistan und Wahabismus in Saudi Arabien ist Teil dieses Vorgangs, der Hand in Hand mit dem Hochschaukeln von konfessionellen Emotionen einhergeht.



    In der heutigen Zeit sehen die Länder der nördlichen Halbkugel, insbesondere die Industriestaaten Europas und die USA, beunruhigt von der Verbreitung der islamischen Bewegung in der Welt, als den besten Weg zu deren Verhinderung einmal die Stärkung von Aberglaube, die Verletzung von religiösen Emotionen und Stärkung von gewaltsamen Umgangsformen unter den Muslimen, was in der heutigen Zeit in den islamischen Ländern von Sunniten und Schiiten beobachtet wird. Der andere Weg ist die Provokation von religiösen Gefühlen, die wir zurzeit feststellen. Die Unverfrorenheit in der Verhöhnung des Propheten in Form von Geschichten und Karikaturen, aber auch was Papst Benedikt der 16. äußerte, können als Teil dieser Strategie erfasst werden. In diesem Rahmen kann die Zunahme von konfessionellen Kämpfen zwischen Schiiten und Sunniten im Irak und das Beharren auf der Entstehung einer Front arabischer Staaten gegen den Iran verstanden werden.




    * * * * * *




    Nach dieser analytischen Betrachtung beschreibt das Papier, wie diesen Konflikten zu begegnen ist. Dort sind nach einer kurzen und allgemeinen Nennung einiger islamischen Prinzipien Empfehlungen aus dem islamischen Kodex genannt, die solche Konflikte eindämmen und zur islamischen Eintracht beitragen sollen.



    Anmerkungen des Übersetzers
    1 – Der ausgedachte Bogen von Libanon über Irak bis Iran wird von der Gefolgschaft Amerikas in die Diskussion eingebracht und will dadurch eine Gefahr für Sunniten durch Schiiten dargestellt sehen. Siehe hierzu:
    http://www.bargozide.de/Jange-mazhabi.htm
    http://www.ansarnews.com/?usr=news/detail&nid=70
    http://www.isna.ir/Main/NewsView.aspx?ID=News-760196&Lang=P
    http://www.meisami.com/Cheshm/Other%20Articles/Zarif.htm



    2 – Dies geht zurück auf ursächliche Differenzen zwischen Schiiten und Sunniten, die die rechtmäßige Nachfolgerschaft des Propheten betraf.



    --------------------------------------------------------------------------------


    Originalquelle : http://www.mizannews.com/default.asp?nid=1142
    Erste Veöffentlichung in http://www.iran-dialogkreis.de/
    Übersetzt aus dem Farsi ins Deutsche von Hamid Beheschti für Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung unterliegt dem Copyleft für jeden nicht-kommerziellen Gebrauch : sie kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor als auch die Quelle genannt werden.
    URL dieses Artikels : http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=2449&lg=de



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