Bericht Extrastark Nürnberg

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    Re: Bericht Extrastark Nürnberg

    Ezaron - 20.03.2007, 14:40

    Bericht Extrastark Nürnberg
    Hoffnungsfunken im Flur

    Nein, es gibt nicht nur schlimme und beängstigende Nachrichten von Nürnbergers Hauptschulen. Manche Institute sorgen auch für positive Zeichen, für Hoffnungsfunken in einer düsteren Realität. An der Ludwig-Uhland-Schule zum Beispiel haben 27 Jugendliche aus drei achten und einer neunten Klasse den Jugendstil-Flur im dritten Stock renoviert.
    "Ich bin jetzt schon ein wenig stolz auf das, was wir geschafft haben", sagt die 13-jährige Mathilde Poaty beim Blick auf die ockerfarbenen Schulwände und die in violetter Farbe gehaltenen Türbögen. Wie ihre 26 Mitstreiter hat auch sie mehrere Nachmittage dafür investiert, 900 Quadratmeter ihrer Schule auf Vordermann zu bringen. Die ungewöhnliche Aktion fand im Rahmen des Projekts "Extrastark" statt, das seit 2005 an der Ludwig-Uhland-Schule läuft. Die auf drei Jahre angelegte Initiative wurde von der Evangelischen Jugend Nürnberg ins Leben gerufen und wird mit 230 000 Euro von der Aktion Mensch unterstützt.
    In Zeiten, in denen 80 Prozent der Hauptschüler keine Lehrstelle bekommen, habe sich die Kirche einzumischen in gesellschaftspolitische Fragestellungen, sagte Dekanatsjugendpfarrer Thomas Kaffenberger zu den Schülern, für die sich ihr freiwilliges Engagement später vielleicht einmal lohnen wird: Immerhin bekamen sie den so genannten "Aktivpass", den sie ihrer Bewerbung beilegen können.
    Im Rahmen von "Extrastark" fanden an der Uhland-Schule schon verschiedene Aktionen statt. "Vor einem halben Jahr", sagt Schulleiter Dietmar Heinl, "kamen die Schüler dann zu mir und fragten, ob sie nicht auch mal was hier vor Ort für unsere Schule tun könnten." Es entwickelte sich die Idee, den dritten Stock neu zu streichen. Die Schüler bekamen im Germanischen Nationalmuseum eine Einführung über den Jugendstil, durften die Farben selbst auswählen und das Streichen im Berufsbildungszentrum im Nordostpark an Übungswänden üben. Wegen Bedenken der Denkmalschutzbehörde stand das Projekt kurzzeitig auf der Klippe – doch letztendlich machten sich die Schüler, unterstützt von „Extrastark“-Projektleiterin Daniela Fiebrig, dem Stuckateurmeister und Maler Sebastian Herdlicka und Wolfgang Schobert, dem Koordinator der Handwerkskammer für Schulprojekte, ans Werk.
    „Anfangs war mir schon etwas mulmig zumute“, erinnerte sich Mathilde Poaty. Immerhin mussten die Schüler auf Rollgerüsten in luftigen Höhen streichen. Letzlich haben sie und ihre Mitstreiter die Aufgabe aber gemeistert. Und für die 13-jährige Achtklässlerin ist der Beruf des Malers durchaus zu einer Perspektive für spätere Bewerbungen geworden.
    Trotz des „Extrastark“-Projekts und der Tatsache, dass die Uhlandschule überdurchschnittlich viele Absolventen auf dem Ausbildungsmarkt unterbringt, warnt Schulleiter Heinl davor, sein Institut als „eine Insel der Glückseligkeit“ zu betrachten: „Wir haben die selben Probleme wie die anderen Hauptschulen auch.“ Die Dinge, die an der Herschel-Schule vorgefallen sind, hätten ihn nicht überrascht: Die Hauptschüler kapieren zunehmend, dass sie die Verlierer sind.“ Daraus erwächst, so Heinl, immer mehr die Bereitschaft zu Gewalt und Bandenbildung.
    Heinl glaubt, dass die Hauptschule in ihrer klassischen Form kaum zu retten ist. „Wir müssen die Kinder auch nachmittags bei uns haben, damit wir auf sie einwirken können“, sagt der 59-Jährige, der der Uhland-Schule schon seit 1987 vorsteht. Folgerichtig möchte er seine Schule ab September in eine gebundene Ganztagsschule mit Mittagspause umbauen. Dafür müsste allerdings eine Mensa errichtet werden.

    Marco Puschner



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