Das, was man Glückseeligkeit nennt...

Arabergestüt Al-Bahid - Forum
Verfügbare Informationen zu "Das, was man Glückseeligkeit nennt..."

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Phoebe - Anna - Bibs - Claire
  • Forum: Arabergestüt Al-Bahid - Forum
  • Forenbeschreibung: Arabergestüt Al-Bahid - Forum
  • aus dem Unterforum: Phoebe
  • Antworten: 6
  • Forum gestartet am: Sonntag 26.11.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Das, was man Glückseeligkeit nennt...
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 1 Monat, 28 Tagen, 11 Stunden, 35 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Das, was man Glückseeligkeit nennt..."

    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Phoebe - 12.03.2007, 21:10

    Das, was man Glückseeligkeit nennt...
    Der Zufall wollte es, dass ich genau an einem Tag, wo ich einmal nicht auf dem Hof war, um mich um meine Lieblinge zu kümmern von der Freudenbotschaft erfuhr. Ich war mit Claire und Caro auf einer Pferdemesse, 50 km entfernt von Al Bahid. Dort beobachteten wir eine Pferdevorführung der Araber aus Deutschland. Gezeigt wurden zwei bildschöne Rapphengste, Araber-Berber, in Original Marokkanischer Showausrüstung. Wir verfolgten gebannt ihre eleganten Bewegungen, während sie ihre atemberaubenden Dressurmanöver mit solch spielerischer Leichtigkeit ausführten, dass jeder, der sich diesem Anblick hingab, vollkommen in der Welt der Pferde versank. So erging es auch Caro, Claire und mir. Bebannt stützten wir uns auf den Holzzaun, der den Platz der Vorführung begrenzte, und verfolgten jede Bewegung von Pferd und Reiter andächtig. In diesem Moment klingelte mein Handy. Der typische Klingelton des Twisterd Nerve ließ mich erschreckt hochfahren, so versunken war ich in dieser Welt der Pferde. Ich trat beiseite und tastete in meiner Tasche nach dem Telefon. „Hallo?“, flüsterte ich ganz leise in den Hörer um die Umstehenden nicht mit dem Telefonat zu belästigen, denn auch sie waren völlig weggetreten. „Phoebe? Ich bin´s Anna! Du glaubst gar nicht was passiert ist, deine Stute hat früher gefohlt. Farasha hat uns ein bildschönes Pferdemädchen geschenkt.“ Mein Mund öffnete, meine Augen weiteten sich und fröhlich brüllte ich ins Telefon. „Das ist Ja TOLL!“ In diesem Moment bekam ich von den Leuten um mich herum unzählige „PSSTs“ zugeflüstert. „Entschuldigung“, sagte ich leise und trat noch etwas weiter weg. „Wie konnte denn das Passieren, ich dachte sie fohlt frühestens in 2 Wochen!“ „Ja, sie hat letzte Nacht unbeaufsichtigt ihr Fohlen zur Welt gebracht. Aber es gab keine Komplikationen, du hättest es sehen müssen. Ein Bild für die Götter! Und wie soll die kleine heißen?“, fragte Anna neugierig und horchte auf eine Antwort. Ich überlegte nicht lange und sagte: “Ferdous, bedeutet Paradies!“ „Das passt zu der Kleinen“, sagte Anna „und wann seid ihr zu hause?“ „In ein paar Stunden, ich versuche Claire und Caro zu überreden, dass wir früher fahren. Ok, bis dann!“ „Bye!“ Ich legte auf. Fröhlich trat ich zu Caro und Claire die sich neugierig umwandten. „und, wer war das?“ „Anna“, sagte ich „Farasha hat gefohlt! Zwar zu früh aber das Fohlen ist kerngesund. Ein süßes Mädchen“ Claire und Caro umarmten mich gleichzeitig und freuten sich mit mir. „Das ist ja Irre, Toll, Geil, der Hammer“, total überschwänglich und euphorisch redeten sie durcheinander. Das erste Fohlen von Farasha, meinem Engel. In diesem Moment brachen die Araber-Berber vom Gestüt Azzayani ihre Vorführung ab. Die menge tobte und applaudierte laut, natürlich gaben auch wir unseren Teil dazu. Aber danach machten wir uns schnellstens auf den Weg, schlugen uns durchs Messegelände, das Meiste hatten wir schon am Tag zuvor sehen können, und als wir fast schon am Ausgang waren, drehte ich mich nach links um. Dort war ein Großer Pferdestand, wo auch Fohlensachen zu kaufen waren. Schmunzelnd zupfte ich an Claires Jacke und winkte Caro zurück. Natürlich bringe ich den beiden etwas mit. Ist doch Ehrensache, oder!, fragte ich scherzhaft und wühlte mich erst mal durch eine Kiste mit Mini-Halftern. Ich fand ein ganz besonders schönes. Ein kleines Rotes, mit goldenen Pferdchen drauf, zwar etwas kitschig, aber egal. Auf jeden Fall sprangen noch eine weiche Schmusebürste und eine extra Portion Pferdeleckerlies für Farasha raus. Ich bezahlte und dann eilten wir zum Ausgang. Während wir über den Parkplatz zu unserem Auto gingen, scherzten wir noch umher. Über die Vorstellung und über dies und jenes. Und über das Turnier, das nun vor der Tür stand. Natürlich hatte ich Exeptional Fire gemeldet. Und ich freute mich wahnsinnig darauf. Doch nun stand erst mal der kleine Neuankömmling im Vordergrund. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern worüber wir im Auto alles gesprochen haben, es war wahnsinnig hektisch. Über die Autobahn und mit dem flotten Jeep unterm Hintern brauchten wir komischer Weise fast halb so viel zeit wie auf der Hinfahrt, ja ja es stimmt schon, nach hause läuft das Pferdchen immer am schnellsten. Natürlich spielte auch die Vorfreude auf das Kleine Fohlen eine große Rolle, ich war wahnsinnig gespannt. Schließlich war diese Anpaarung wirklich etwas für Genießer. Meine Goldstute Farasha mit dem perfekten Exterieur und dem wunderbaren Charakter, und der wunderhübsche westerntalentierte Hengst von Bibs. Flamingo. Ein wunderbarer Fuchshengst, der sich unter dem Sattel gab, als sei er dafür geboren. Wir brauchten etwa eine knappe halbe Stunde bis wir das Haupttor von Al Bahid erspähten. Ich drosselte zwar das Tempo, doch ich fuhr schon etwas zügiger den breiten Kiesweg entlang. Auf dem Parkplatz stellte ich den Wagen ab. Vor der Sonne hatten sich nun einige Wolken gebildet und es schien als stünde es kurz vor einem Wolkenbruch. Doch alles was mich interessierte, waren meine beiden Lieblinge, die zwei Stuten. Ohne dass Claire und Caro nur ansatzweise mit mir Schritthalten hätten können, eilte ich zu den Stallungen. Anna quatierte die trächtigen Stuten immer um. In größere Boxen, wo sie genug Platz und Ruhe hatten um ihre Fohlen zur Welt zu bringen. In so einer Box stand auch Farasha. Es war eine riesige Box, so groß wie zwei auf Al Bahid, und die Boxen hier waren nicht sonderlich klein. Andächtig öffnete ich die knarrende Stalltür und atmete die Pferdeluft ein. Direkt in der ersten Stutenfohlen-Box vorne links konnte ich etwas Weißes sehen. Doch als Farasha das klicken meiner Schuhe hörte schreckte sie auf. Ihr Kopf schnellte hoch, sie musterte mich und schnaubte leise. Flüsternd und vorsichtig trat ich an die Box „Na mein Mädchen, da hast du mir aber einen schrecken eingejagt, hatte deine Süße es so eilig?“, fragte ich die Schimmelstute, während ich über ihren Kopf strich. Dann sah ich es. Direkt hinter dem weißen Körper der stute drängte sich etwas Dunkelbraunes. Das kleine Stütchen schritt unter dem Schutz der Mutter vorbei und streckte vorsichtig seine Nüstern mir entgegen. Mit zittrigen Fingern streckte ich ihr meine Hand entgegen und tastete nach der weichen Fohlenschnauze. Samtweich und warm. Farasha beobachtete neugierig und aufmerksam jede Bewegung, voller Mutterliebe. Doch sie wusste, dass sie von mir keinerlei Gefahr zu erwarten hatte. Also ließ sie es auch zu, dass meine Hände langsam den kleinen Fohlenhals entlang glitten und schließlich auch den Rücken berührten. Fardous fand das ganze ziemlich interessant, mit spitzen Öhrchen folgte ihr kopf meiner Hand und mit blitzenden Fohlenaugen musterte sie schließlich auch Caro und Claire, die nun, etwas später als ich den Stall betraten. „die ist ja süß“, sagte Caro mit zusammengekniffenen Augen und einer piepsigen Stimme. „so eine goldige. Richtig hübsch, so wie die Mama!“, fügte Claire hinzu und beide reckten ihre Hälse über die etwas erhöhte Boxentür um die kleine zu begutachten. Doch soviel Trubel kannte die kleine noch nicht, zögerlich trat sie einige Schritte zurück und flehmte mit gerecktem Kopf. Über diesem Moment lag ein Zauber, ein unbeschreibliches Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks. Einige Minuten standen wir still und stumm da und musterten die Kleine andächtig. Die hatte sich schnell an die neugierigen Blicke und die fremden Gesichter gewöhnt, tastete nun nach dem Euter der Mutter und schlürfte genüsslich die kraftspendende Muttermilch. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen einige Fotos zu machen, ohne Blitz versteht sich! Wir wollten die kleine ja nicht mit Sternchen in den Augen sehen. Nach einigen Minuten schwang die Stalltür auf und Anna, die Besitzerin von Al Bahid kam durch das Große Tor herein. „Na? Da haben wir ein weiteres hübsches Pferdekind, nicht? Haltet ihr die Kleine schon auf Trab?“, fragte Anna lachend als sie zu uns an die Boxentür trat. „Ach was, wir doch nicht!“, schmunzelte Claire und rollte mit den Augen. Caro schüttelte den Kopf und sagte:“Ja was denkst du denn. Für uns sind Fohlen doch was ganz normales!“, mit betonter Ironie in der Stimme und mit der Hand eine abwertende Geste machend. „Und wie gefällt sie dir?“, fragte Anna neugierig. „Gefallen? Soll das ein Scherz sein? Die kleine ist super süß. Ich bin noch voll fasziniert. Und wie süß sie trinkt, wie süß sie hüpft....“ „ Ja ja nun bist du auch Pferde-Fohlen-Mami-Besitzerin...“, sagte Anna und klopfte mir auf die Schulter. „Übrigens, draußen braut sich ein Gewitter zusammen, ich würde´ euch nicht raten, noch in den Busch zu reiten! Und was hast du vor mit deinen Beiden Süßen?“, fragte Anna neugierig. Ich schüttelte den Kopf: “Nein, heute lass ich sie zufrieden. Das schlechte Wetter kommt mir gerade recht. Ich geh in die Box und putz gleich Farasha und die Kleine versuch ich auch etwas abzustauben. Sieht ja wüst aus!“, mit einem Seitenblick auf das putzige Fohlen, das sich nun gerade auf drei starksigen Beinen hinter dem Ohr kratzte und dabei fast das Gleichgewicht verlor. Inzwischen öffnete Anna die Stalltür, erst jetzt bemerkten wir, dass es draußen schon begann mächtig zu schütten. Dicke fette Tropfen bollerten auf das reetgedeckte Haupthaus und den Pferdestall. Richtige Pfützen hatten sich bereits auf dem Hof gebildet und Anna zog sich ihre Kapuze über und eilte schnell in das Reiterstübchen. „Tja, dann lassen wir dich mal mit deiner Kleinen alleine, obwohl es echt schwer fällt sich von ihr zu trennen!“, sagte Caro und ließ sich nur mit Mühe von Claire von der Boxentür wegziehen bevor die beiden ebenfalls über den Hof ins Reiterstübchen sprinteten. Ich hingegen, begann mit Dauergrinsen im Gesicht, Farasha zu putzen. Als ich das erste Mal in der Box der beiden stand, war bei Fardous nicht ein Hauch von Angst zu spüren, nein im Gegenteil! Fidel und Neugierig stolzierte das Fohlen um mich herum und stupste mich an, knabberte an meiner Jacke und verschwand immer wieder hinter Farasha. Zum Ersten mal war Farasha jetzt im Vordergrund. Es war immerhin enorm kraftraubend für die Stute gewesen, so ein Fohlen zur Welt zu bringen. Doch die Stute stand relativ munter in der Box, knabberte an Heuhalmen und fraß ihr Mineralfutter für säugende Stuten. Ich hatte Anna gebeten ihr dieses Futter bereitzustellen und sie hatte natürlich dran gedacht. Nun begann ich die stute von ihrem Schmutz zu befreien. Abgesehen von den Liegeflecken, dem Stroh und dem angetrockneten Schweiß war sie ja blitzblank. *räusper* Nein, sie war total schmuddelig und ich hatte Spaß daran die Stute jetzt mal ordentlich herauszuputzen und zu verwöhnen. Ich wusch die Augen noch aus und verlas Schweif und Mähne. Ja sogar die Hufe fettete ich ein, ganz zu schweigen von den übrigen Betüddeleien und den Leckerlies, die ich meinem Liebling zu steckte. Die Stute war ein einmaliges Sportpferd, dessen Begabung in der Military lag. Sie hatte schon einige Preise gewonnen und sie liebte das Gelände. Ich war gespannt, wie sich diese Veranlagung auf Fardous auswirkte. Das Fohlen versprach ein 1a Pferd zu werden. Mit TTouch verwöhnte ich dann die liebe stute, die zufrieden an einigen Heuhalmen knabberte. Nach etwas gut 1 1/2 war ich fertig und das Exemplar purer Reinheit stand vor mir. Sie hätte Werbung für Meister Proper machen können so schneeweiß war die Stute wieder geworden. Zufrieden wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und band mir meinen Pferdeschwanz neu. Perfekt! Danach hockte ich mich in der Box hin und hielt Fardous vorsichtig die Schmusebürste vor die Nase. Neugierig streckte sie ihre Nase aus und begutachtete das Ding vorsichtig. Ja, sie ließ es sogar zu das ich mit der weißen bürste den Schmutz aus ihrem Fohlenfell bürsten konnte. Den Rest machte ich mit der Hand. Es war ein tolles Gefühl, das das Fohli so offen an neue Dinge heran ging. Schließlich beschloss ich das traute Mutter-Fohlen – Glück nicht länger zu stören und schloss vorsichtig die Boxentür. Dann huschte ich ebenfalls durch den pladdernden Regen ins Reiterstübchen, wo bereits einige Girls von Al Bahid bei Tee, Kaffee, Kakao und Keksen beisammen saßen. „Ah, das ist ja die neue glückliche Fohlenbesitzerin“ hörte ich Nenana sagen als ich mich auf das Sofa plumpsen ließ. In diesem Moment flog die Tür des Stübchens auf und eine Gestalt im Regenponcho stand im Türrahmen. Im ersten Moment fuhren wir alle erschrocken hoch, doch dann erkannten wir Kadda, die vor einigen Stunden eine große Tour im Busch unternehmen wollte. Fluchend feuerte sie ihre Reitsachen in die Ecke. „So ein Mist-Wetter, so eine üble Sch...Hätte das nicht ein paar Stunden warten können“, fluchte sie und knöpfte ihren Poncho auf, der anscheinend nicht viel genützt hatte, denn auch ihre Reithose war komplett durchnässt. Natürlich wurde sie von unserem Stubengirl fürsorglich betreut, in dem sie eine warme Decke und einen heißen Tee bekam. Mitleidige Blicke entgegenwerfend schauten wir Kadda an, die nun auch noch begann zu niesen. „Na ja, irgendwie bin ich gerade voll motiviert!“, sagte ich und sprang auf. Leerte mit einem großen Schluck meine Kakao-Tasse und öffnete die Stübchentür. Vorsichtig streckte ich meinen Kopf nach draußen und hielt prüfend eine Hand in die Luft. Na Gott sei dank, dachte ich und eilte über den Hof zum Pferdestall. Dort stand bereits mein anderer Liebling Fire, der dieses Defizit an Aufmerksamkeit deutlich bemängelte. Er trabte in seiner Box auf und ab und bollerte von Zeit zu Zeit gegen die Boxentür. „Was geht denn mit dir!“, rief ich durch den Stall und eilte mit schnellen Schritten auf den Hengst zu, der sich als er meine Stimme hörte zwar beruhigte, aber immer noch unruhig hin und her sprang. Mit erhobenen Zeigefinger ging ich auf ihn zu:“Das darfst du aber nicht mein Süßer. Nein, Nein, Nein!!! Böses Pferdchen!“, sagte ich mahnend und öffnete vorsichtig die Boxentür. Der schicke Hengst stand jetzt stocksteif da und reckte langsam seinen Kopf mir entgegen. Vorsichtig strich ich ihm über die Nüstern, hinauf zu Stirn und über die Mähne. Er bließ mir seinen warmen Atem entgegen und spielte mit den Ohren. Während er seinen Schweif hin und her schlug. „Na, Spatz, das Gelände fällt ja heute flach. Was hältst du von ein bisschen Springen?“, fragte ich. Ihm schien alles recht zu sein, was ihn vor dem Boxendasein erlöste. Es war die Hölle für den Hengst. Er hatte eine ausgeprägte Persönlichkeit und eine sehr feine Antenne was um ihn herum vorging. Er analysierte die Menschen wie ein Detektiv und verhielt sich dem entsprechend. Es war jedes Mal faszinierend, er spiegelte meine Launen, mein Temperament und meine Lebensfreude wieder. Deswegen liebte ich den Hengst heiß und innig, trotz seiner üblen Spinnereien. Ich zwängte mich durch die Boxentür und legte dem Hengst das Halfter. Willig ließ er sich von mir wenig später aus der Box führen und auf den Hof bringen. Seine frisch beschlagenen Hufe klapperten auf dem sauberen, asphaltierten Boden der Stallgasse in dem gewohnten Klick-Klack Klick-Klack Klick-Klack. Nenana hatte als Schmiedin ganze Arbeit geleistet. Die Hufe waren sauber abgefeilt und die Eisen perfekt angepasst. Auch da erwies sich wieder Fire´s feines Gespür für Menschen. Während er bei Männern öfters Zicken machte, ließ er sich gestern von Nenana willig alles gefallen. Ich war sehr stolz auf ihn. Ihn würde ich um kein Geld auf der Welt eintauschen. Auf dem überdachten Putzplatz angekommen, bänzelte ich den Führstrick des Hengstes fest und raste in die Sattelkammer um Putzzeug, Springsattel und Trense zu holen. Denn heute war Springen dran, und zwar vom Feinsten! Der Hengst war zwar in absoluter Topform, dennoch um regelmäßiges Training kommt selbst ein Hochleistungspferd nicht herum. Hochleistungspferd vom Himmel gefallen??? Nein, so wie er jetzt ist war er vorher nicht. Ich ersteigerte ihn mit 4 Jahren auf einer Auktion und schon da erwies er sich als schwierig und kraftraubend. Er bekam bei mir seine Grundausbildung und auch ich führte ihn durch die schwierigen Klassen. Doch unsere ersten gemeinsamen Turniere waren der Horror! Vom abrupten Stehen bleiben über Wälzen mit Reiter bis zum Verlassen des Platzes inmitten der Prüfung. Fire hatte das alles so oft gebracht. Dennoch hab ich mich strikt geweigert ihn mit Kandaren, Sporen und Gerten zu Recht zu stutzen. Im Gegenteil, ich steckte immer mehr arbeit herein und verbrachte jede freie Minute mit ihm. Langsam waren die Fronten geklärt und manche Richter, die uns heute auf einem Turnier sehen und uns von damals kennen wundern sich und staunen Bauklötze. Dass was der Hengst geworden ist, nenne ich ein Traumpferd. Sicher hatte er einige Macken, wer hat das nicht?, aber er glich das aus durch sein unglaubliches Potenzial und ein treues Pferd, das mit dem richtigen Reiter durchs Feuer geht. Und das meine ich wörtlich! All diesen Gedanken hing ich nach, während ich sorgfältig das Fell meines Lieblings von Staub und Schmutz befreite, die Fesselbeugen säuberte und den Schweif verlas. Fire knabberte derweil gelangweilt an dem Führstrick herum und warf ab und an einen Blick um sich herum. Besonders als Annas Stute Rissalma vorbei geführt wurde. Fire, typisch Hengst, flehmte und stieß ein schrilles Wiehern aus, schlug mit dem Schweif und tänzelte umher. Rissalma stolzierte wie auf dem Catwalk an meinem Fuchs vorbei, der sich kaum wieder einkriegte. „Du, Rosenkavalier!“, scherzte ich und stieß den Hengst bei Seite. Vorsichtig legte ich das Gelpad auf den Rücken des Hengstes und ließ den Springsattel darüber gleiten. Der teure Stübben-Sattel passte perfekt auf das Fell des Dunkelfuchses. Faszinierend sah er aus. Nachdem ich auch noch die Gamaschen angelegt hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen mit meiner Digi-Cam ein Foto zu machen. Er sah einfach viel zu süß aus, hoch aufgerichtet, voller Anspannung den Schweif erhoben, die glasklaren Augen blickten aufmerksam in die Kamera. Knips! Mit ein bisschen (viel) Fantasie, sah man Fire auf dem Foto lächeln. Aber nun gut, scherz beiseite, jetzt geht’s an die Arbeit. Vorsichtig griff ich nach den Zügeln des Hengstes und machte mich auf den Weg. Ich zog den Sattelgurt nach und schwang mich dann auf den Hengst, der etwas nervös zappelte. Auch das Stillstehen, war eines der Dinge, die Fire erst lernen musste. Doch jetzt bis auf ein nervöses Hin- und herzappeln des Kopfes, das ich ihm nicht abgewöhnen konnte, stand er bilderbuchhaft still. Mit durchhängenden Zügeln ließ ich den Hengst den breiten Kiesweg entlang zum Springplatz schreiten. Dieser war nah am Wald angelegt und viele Bäume spendeten Pferd und Reiter Schatten und erfrischende Kühle. Schon von weiter Ferne sah ich Claire, die mit ihrem schneeweißen Araberhengst No Limit über die Hindernisse flog. Auch Fire hatte mit seinen Argus-Augen das Pferd samt Reiterin erspäht und spielte mit den Ohren. Andächtig blieben wir vor dem Koppelzaun stehen und sahen zu wie No Limit die letzte Kombi sprang. Der Hengst hatte ebenfalls viel Potenzial und gab mit seiner Reiterin ein wunderbares Bild ab. Als Claire in einen lockeren Trab wechselte, leichttrabend, rief ich lachend:“Tor frei, bitte!“, nach alter Schule! *g* Claire lachte und nickte:“Ist Frei!“ Vom Pferd aus öffnete ich das weiße Gatter, und ließ Fire hindurch schreiten, und auch das Schließen klappte ohne dass ich absteigen hätte müssen. Das war eine Lektion, die ich Fire scherzhafter Weise mal im Trail-Parcours trainieren ließ und es klappte gut. Claire drosselte das Tempo, ließ ihr Pferd in den Schritt fallen und platzierte sich neben mir. „Na auch schon hier!“ – „Bist du geflogen?“, fragte ich verwundert. „Vorhin noch im Reiterstübchen und jetzt schon hier???“ Sie zuckte mit den Schultern und himmelte:“Tja, ich bin ein Multisupertalent!“ Ungläubig zog ich die Augenbrauen hoch und darauf hin erwiderte sie:“Quatsch, ich habe ihn im Schnellverfahren aufgesattelt, da ich gleich schon wieder weg muss. Und wir sind auch nur ein paar Sprünge gegangen.“ „Aha!“, sagte ich und klopfte Fire den Hals. Er war damit beschäftigt Claires Pferd zu necken, er zwickte ihn immer wieder in die Schulter und den Hals. Doch er schien nicht sehr begeistert, wich hin und wieder mit dem Kopf aus und schlug mit dem Schweif. Wir quatschten über dies und das und natürlich auch über das anstehende Turnier. Da Fire in solcher Topform war hatte ich ihn für mehrere Turniere gemeldet. Zuerst auf Al Bahid und dann das Eröffnungsturnier, den Springcup und das Dressurturnier auf dem TS Vanilla. Ich erzählte ihr davon und sie wirkte beeindruckt. „Mutest du dir und dem Pferd nicht zu viel zu?“, fragte sie skeptisch. „Oh nein, der Hengst hat so viel Power könnte noch mehr gehen. Außerdem hab ich nur für 1-2 Prüfungen genannt.“, entgegnete ich. Zustimmend nickte Claire. „Na los, Schluss jetzt mit dem Smalltalk, wir müssen arbeiten, sagte ich, schnalzte mit der Zunge und trieb Fire an. Er richtete sich auf und begann schnaubend zu traben. Leichttrabend, immer am Zaun entlang nahmen wir die ersten Runden, danach um die Hindernisse herum und nach der üblen langatmigen und zumal auch langweiligen Gymnastisierungsphase begann ich den Hengst zu versammeln. Ich saß aus und spielte an den Zügeln. Willig bog der Hengst langsam den Hals und begann auf dem Gebiss herum zu kauen. Noch einen kurzen Galopp, einen Versammelte wohlgemerkt, ich galoppierte im Slalom durch den Stangenwald. Mittlerweile erkämpfte sich auch die Sonne wieder ihren weg und ließ ihre warmen Strahlen auf dem Platz nieder. Endlich begann ich mit dem Springen. Ich nahm Fire auf, stellte ihn noch mal zusammen und peilte das erste Hindernis an. Voller Spannung mit gespitzten Ohren machte der Hengst einige verkürzte Galoppsprünge und sprang in beachtlichen Abstand ab. Sicher setzte er auf und ich steuerte auf das nächste Hindernis zu. Ein Oxer! Etwas Spannung aufbauen, und Tempo, und zack. Mit einem gewaltigen Satz flog der Hengst über den Oxer. In die nächste Kombination kamen wir etwas ungünstig rein. Ich hatte die Entfernung falsch abgeschätzt und Fire rettete mit einem atemberaubenden Manöver. Er machte einen Mini-Galoppsprung und sprang fast im 90 Grad Winkel vom Boden ab. Wie durch ein Wunder blieb die Stange liegen, bei nächstem Hindernis allerdings kamen wir zu flach und die oberste Stange fiel uns zum Opfer. Doch das war nicht weiter schlimm. Weiter! Gott sei dank war Fire keines der Pferde, die vor Wassergräben Angst hatten. Fire liebte das feuchte Element. Sicher rüber über den Wassergraben und dann noch 5 weitere Hindernisse. 8 Fehler waren es schließlich, die ich verbuchte, 0 Fehler beim zweiten, 4 beim dritten und der letzte wieder 0 Fehler. Mit diesem Ergebnis war ich vollends zufrieden. Ich ließ den Hengst ausgaloppieren lockerte die Zügel und lobte ihn ausgiebig. Schnaubend galoppierte er losgelassen. Claire hatte derweil No Limit abgesattelt und schwang sich auf seinen blanken Rücken und machte sich zurück auf den Weg zum Gestüt. Ich schaute in den Himmel, blieb stehen und blickte in die Sonne. Kurz vor dem Sonnenuntergang war ihr Energielevel gesunken und es war ein traumhaftes Bild, wie sie die umstehenden Bäume in sanftes Goldlicht tauchte. „Na was meinst du, noch einen kurzen Spatzierritt im Busch!?“, fragte ich Exeptional Fire, der schon wieder munter schnaubte.Er war sehr geschwitzt, aber ein kleiner Abschluss Spazierritt kann ja nicht schaden. Ich lockerte den Sattelgurt des Hengstes, öffnete das Tor und ließ ihn durchs Tor gehen. Mit wippenden Kopf stolzierte der Hengst den Kiesweg entlang und warf blicke auf die umstehenden und grasenden Pferde. Dort stand auch ein besonders hübscher Junghengst. Der zweieinhalbjährige Carino. Ein Pinto-Araber der schicksten Sorte. Ich hatte bereits mit Anna gesprochen, reserviert war er schon und ich konnte es kaum erwarten dieses Prachtstück mein Eigen nennen zu dürfen. Er trabte ausgelassen umher und spielte und tobte mit den Anderen Junghengsten. Alle hatten eins gemeinsam: Sie waren die Perfektion von Eleganz, Anmut und Schönheit. Als wir die Hofauffahrt entlang schritten fuhr Nenana mit ihrem Auto vorbei. Sie winkte freundlich und brauste davon. Auf dem Hof angekommen sprang ich ab, nahm dem schicken Hengst den Sattel ab. Fire tänzelte noch etwas unruhig hin und her, wie es so seine Art war, bis ich den Sattel endlich in Sicherheit gebracht hatte. Mit einem Volti-Sprung schwang ich mich auf den Blanken Pferderücken. Ich ließ meine Beine den geschmeidigen Körper des Hengstes umklammern und richtete mich auf. „Auf, auf, mein Schatz, in den Busch!“, kommandierte ich schmunzelnd und lenkte ihn vom Hof. Ich bog in einen sonnenbeschienenen Waldweg ein. Der Untergrund, weicher Waldboden, erlaubte mir etwas zu traben, allerdings nur Leichttraben. Ich wollte Fire nicht noch mehr fordern, er hatte für heute seinen Sold bezahlt. Oh ja, Leichttraben ohne Sattel, das ist gut für die Muskulatur, dachte ich mir, während ich im Takt der Pferdebewegung aufstand und mich hinsetzte. Fire schien diese Auszeit nach getaner Arbeit voll zu genießen. Aufgeweckt und munter machte er den Hals lang, entspannte sich und trabte leichtfüßig den Weg entlang. Schmunzelnd schaute ich auf den Hengst, ja du bist mein Goldstück, ein Stück vom Glück. Nach 20 Minuten, denn länger dauerte unser Spatzierritt nicht, waren wir wieder auf dem Gestüt angekommen. Ich nahm einige Schleichwege und kam hinter der Reithalle wieder heraus. Ich sprang von meinem Hengst ab und führte ihn den Rest des Weges in den Stall. Dort nahm ich ihm die Trense ab und gönnte ihm einige Minuten unter dem Solarium, während ich sein Spezialfutter zubereitete. Mash! Der Hengst ließ sich von den warmen strahlen entspannen und döste. Ein Bild der Zufriedenheit. Nach einigen Minuten führte ich ihn wieder aus dem Solarium hervor und brachte ihn in seine Box, wo ich ihm das Mash vorsetzte und ihm noch einige Möhrchen zusteckte. Dann verließ ich schmunzelnd den Stall. Natürlich wollte ich noch einmal nach Fardous sehen, doch als ich an der Box ankam, blieb ich erstaunt stehen. Die Box war leer. Etwas Irritiert trat ich rückwärts aus dem Stall und blickte mich suchend um. Da sah ich sie. Auf dem großen Graspaddock neben dem Dressurplatz tobte eine weiße Stute mit ihrem Fohlen, glücklich lächelnd trat ich an den Holzzaun und stützte mich auf ihn. Es war ein Bild für die Götter. Die Bewegungen des weißen Pferdes und daneben das kleine auf seinen starksigen langen Beinen herumspringende Fohlen. Wie eines der großen, spielte sie mit den Vorderhufen, streckte sie nach vorne und ließ sie an ihrem Kopf vorbei gleiten, schnappte nach dem schlagenden schweif der Mutter und so trabten die beiden über die sonnenbeschienene Wiese. Seufzend schaute ich den Beiden zu. Schade dass ich keinen Camcorder dabei hatte und nahm mir fest vor an den nächsten Tagen an eine zu denken. Da die Stallburschen von der foulenerfahrenen Anna genaue Anweisungen bekamen konnte ich darauf vertrauen, dass sie meine beiden Lieblinge zu gegebener Zeit wieder in den warmen schützenden Stall brachten. Und so verließ ich schließlich den Hof, nicht zuletzt ohne vorher Farasha noch einige Äpfelchen und das Fohlen mit vielen extra Liebkosungen verwöhnt zu haben. Als ich zuhause ankam viel ich todmüde ins Bett. Schließlich war es schon halb acht. Und fast den ganzen tag hab ich auf dem Gestüt verbracht. Nun war der Akku leer. Selig umarmte ich mein Kissen und schlummerte bald ein. In meinen Träumen sprang ein energiegeladener Exeptional Fire durch die Wolken, eine süße Farasha knabberte an einigen Blümchen und eine kleine quirlige Pferdedame namens Fardous sprang von Schäfchenwolke zu Schäfchenwolke. Das war mein Traum und ich denke man versteht auch warum?!

    - Finish



    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Anna - 12.03.2007, 22:58


    Oh wow - gigantomanisch!! Mehr muss ich glaub ich nicht sagen, doer? Der wahnsinn!!!!



    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Bibs - 14.03.2007, 17:03


    der ist echt hammermegageil! :shock: :shock:



    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Phoebe - 14.03.2007, 21:23


    *g* Es freut mich, dass der Bericht euch gefällt. Hat verdammt lang gedauert, aber ich bin voll zufrieden..... :D



    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Claire - 15.03.2007, 17:09


    Woooow, der ist einfach gigantisch! :shock: Und danke fürs Einbauen!



    Re: Das, was man Glückseeligkeit nennt...

    Anna - 15.03.2007, 17:26


    *gg* Phoebe wär ich auch!



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Arabergestüt Al-Bahid - Forum

    freudloser Sieg - gepostet von Anna am Donnerstag 27.09.2007
    Doppelter Nachwuchs und der rest der Rasselbande - gepostet von DaniMaus am Donnerstag 21.12.2006
    Alles außer rand und band - gepostet von Ivy am Montag 27.08.2007
    Marc zieht ein und besuch einer alten Freundin - gepostet von DaniMaus am Dienstag 06.03.2007
    Der große Kobold - Wanderritt - gepostet von Kadda am Donnerstag 10.05.2007
    Kadda - gepostet von Kadda am Dienstag 24.07.2007
    Viele Pferde gleich viel Arbeit! - gepostet von Bibs am Samstag 13.10.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Das, was man Glückseeligkeit nennt..."

    Vor dem Doppel Mixturnier -So bereitet man sich vor- - Erol (Mittwoch 08.03.2006)
    was worüber man nachdenken sollte - Jonas (Mittwoch 09.05.2007)
    Sou geats uan wenn man zuviel CS geitet lol - -[NBP]--Raptor- (Montag 21.02.2005)
    Wieviele Forenmitglieder braucht man ... - Tf3 G3X Gecko (Freitag 11.11.2005)
    Wie man Gunslinger wird - yuichan (Donnerstag 29.03.2007)
    Hollow Man - PrimalFreak (Samstag 12.03.2005)
    Wie findet man den/die Richtige/n? - Anonymous (Mittwoch 11.05.2005)
    was ist zu tun wenn man angegriffen wird - Mjolner (Freitag 12.05.2006)
    Da kann man nur lachen - Erol (Dienstag 07.03.2006)
    Das hatt man davon! - Anonymous (Freitag 14.01.2005)