Februar mit der Rotschimmelin

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    Re: Februar mit der Rotschimmelin

    Loa - 20.02.2007, 23:03

    Februar mit der Rotschimmelin
    "Meine Güte Loa, siehst du scheiße aus", staunte Stine nicht schlecht, als ich heute Morgen in die Küche geschlurft kam. "Danke, das hör ich immer gerne", krächzte ich, ließ mich auf einen Stuhl plumpsen und massierte mir die Schläfen. Das war doch mal wieder so typisch, den ganzen Winter bin ich gesund und sobald es dann ein bisschen wärmer wird.. :rolleyes: "Heftig ey, ich hätte nie gedacht, dass man so Augenringe haben kann", gluckste Stine und grinste. Ich bedachte sie mit einem bösen Blick und wollte gerade zurückkontern, als sich ein Hustenanfall anbahnte und ich erstmal in bellendes Gekeuche verfiel. "Echt sexy Loa, vor allem mit dem Schleim dazu, hm", machte Stine und wich der Gabel lachend aus, die ich nach ihr warf xD Stine verschwand unter der Dusche und so konnte ich wenigstens meinen Kaffee in Ruhe trinken. Misu rollte sich auf meinem Schoß ein und leistete mir Gesellschaft. Mittlerweile ließ ich meine Schönheit nun auch raus und wenn sie sich auf dem Holztisch im Garten in der Sonne rekelte, machte es das Idyllenbild perfekt ^^
    Nachdem ich gefrühstückt hatte, schlurfte ich mit dickem Kopf hoch in mein Zimmer und blickte in den Spiegel. Stine hatte recht, ich sah echt fürchterlich aus *seufz* Meine Nase war rot und geschwollen, meine Augenlider dick und meine krächzende Stimme leistete auch noch ihren Beitrag.. kurzum: Ich sah einfach richtig krank aus. Während ich unseren Haushaltsschrank nach Medizin durchsuchte, kam Stine in Stallklamotten runtergehüpft. "Hey Rudolf, ich geh jetzt in den Stall Liliana ein bisschen ärgern.. do you need something?" "Ja nee", antwortete ich und verschwand mit meinem Kopf fast im Schrank. "Ja nee? Was soll denn das für ne Antwort sein? Komm mir jetzt ja nicht mit deinem "Oxýmoron" an oder so, das is nämlich einfach nur Humbuk.. entweder ja oder nee, aber ja nee? Das is genauso, wie wenn ich dich frage: Eis oder Schirmchen und du sagst ja..", plapperte Stine wild gestikulierend vor sich hin. Ich tauchte aus dem Schrank auf, Hustensaft und Nasenspray in der Hand, sprang von der Anrichte und betrachtete Stine eine Weile. "Okay, okay.. Ich habs ja kapiert", lachte ich und drückte mich dann nochmal genauer aus. "Ja, geh nur und nein, ich brauche nichts.." "Schon besser, aber warum "Ja geh nur"? Dazu brauch ich doch kein Kommentar, das war in meiner Frage doch gar nicht enthalten. Das stand überhaupt nicht zur Debatte! Ich wäre gegangen, ob du was gebraucht hättest oder nicht, du kannst dir doch nicht rausnehmen, dadrauf zu antworten..", entrüstete sich Stine, während ich sie brav nickend an den Schultern zur Tür schob, diese öffnete, Stine raus schob und sie hinter ihr schloss xD "So, das wäre erledigt", grinste ich und lachte, als ich Stine immer noch weiter brabbeln hörte xD "Nie wieder ohne sie", dachte ich grinsend, während ich mit einer Packung Taschentücher, Wasser und der eben gefundenen Medizin in mein Zimmer taperte und mich dann erst noch mit einem Buch in mein Bett bequemte. Krank sein hat doch irgendwo seine Vorteile, man braucht nämlich kein schlechtes Gewissen haben, wenn man einfach mal nichts tut ^^ Irgendwann wurde mir es dann aber doch langweilig. "Ach Misu..", seufzte ich, während ich meine Glückskatze hinter den Ohren kraulte und in das helle Grau des Himmels blickte. Ich dachte an die Zeit, die ich nun schon hier war und lächelte bei dem Gedanken an Mo. Dann kehrten die Erinnerungen an Frankfurt zurück. Diese große, hässliche Stadt, die ich doch so über alles geliebt hatte, doch in der ich mich am Ende so fehl am Platz fühlte.. "Ich bin schon echt ein komischer Mensch. Da passiert eine gravierende Sache in meinem Leben und schon krempel ich mein ganzes Leben um.. oder sagen wir, schmeiß es hin", murmelte ich gedankenverloren und blickte in die gelbschimmernden Augen meiner Katze, die mich ruhig betrachtete. Ich dümpelte noch ein bisschen in meinem Gedankenstrom, strich dann Misu ein letztes Mal über den Kopf und stand auf, um duschen zu gehen. Eine halbe Stunde später trat ich dick eingemummelt aus dem Haus. Meine Nase war immer noch geschwollen und auch mein Husten hörte sich furchtbar an, doch immerhin sah ich nun etwas fitter aus und die Heiserkeit hatte sich außer einem kleinen Krächzen aus meiner Stimme zurückgezogen ^^ Leise summend schob ich wie immer mein Fahrrad durch unser kleines Törchen und schwang mich dann aufs Rad. Die kühle Luft spielte angenehm mit meinen braunen Locken und ich musste unwillkürlich lächeln. Genau diese Gefühl hatte ich in Frankfurt vermisst, ohne zu wissen, wie ich es in Worte kleiden sollte. Ich ließ mein Blick über die alten und knorrigen Bäume wandern, die ihre kahlen Äste majestätisch in die Luft streckten. Stine stimmte diese Nacktheit immer melancholisch, während ich diese Macht, diese Aura, die von Bäumen zu kommen schien, einfach nur immer wieder bewundern konnte *schwärm* ^^ Obwohl heute nicht die Sonne schien und der Himmel trist grau war, verspürte ich doch eine Änderung. Die Luft schien milder, zärtlicher geworden und während die Gebäude von Golden Rose vor mir auftauchten, hatte ich unweigerlich das Gefühl, dass der Frühling nicht mehr lange auf sich warten ließ ^^
    Gutgelaunt stellte ich mein Fahrrad ab, nieste dann erstmal ne kräftige Runde und stiefelte dann naseputzend über den Hof, wodurch ich gleich die Aufmerksamkeit von Luna und Oakley auf mich lenkte xD "Euch zwei entgeht echt nichts", grinste ich und kraulte die beiden kurz. Allerdings ließen sich die zwei nicht so leicht abwimmeln und erst nachdem sie mich ausgiebig des Kraulens genötigt hatten, durfte ich gehen -.- xD Ich schaute als erstes im Stübchen vorbei, doch da das leer und am Schwarzen Brett auch nichts Neues war, taperte ich bald darauf in Richtung Offenstall für Hengste. Erstaunt blieb ich stehen, als ich nicht wie erwartet meinen schwarzen Hengst erblickte, sondern einen wunderschönen falbenen Connemarahengst. Von meinem Schwarzen war keine Spur. "Wer bist du und was hast du mit Mo gemacht?", fragte ich den Hengst grinsend, der neugierig auf mich zukam und mir mit geblähten Nüstern seinen hübschen Kopf entgegenstreckte. Ich ließ den echt wunderschönen Kerl an meiner Hand schnobern und gerade als ich begonnen hatte, mich mit diesem Ersatz anzufreunden, streckte ein schwarzer Hengst seinen edlen Kopf hinter dem Unterstand hervor, blubberte und kam im schwebenden Trab, mit erhobenem Schweif auf uns zu. Dieser Anblick verzauberte mich mal wieder so vollkommen, dass ich keine weiteren Fragen stellte und meinen schwarzen Hengst einfach nur kraulte ^^ Die zwei schienen sich gut zu verstehen und das kurze Auftauchen von Sakura klärte mich dann auch über Namen des eleganten Connemarahengstes auf ^^ Ich war der Meinung, dass McGammon mit seiner doch ruhigeren Art meinem aufbrausenden Testosteron-Schnösel nur gut tun konnte und war beruhigt, dass Mo nun endlich Gesellschaft hatte ^^ Sakura und ich quatschten eine Weile über die beiden und allgemein über Hengste, während wir Mo und McGammon beobachteten. "Ich muss dann auch mal.. das Tierheim wartet", verabschiedete sich Sakura irgendwann mit einem Lächeln. "Ja okay.. Machs gut und lass dich nicht anknabbern", grinste ich und wandte mich wieder den zwei wunderschönen Geschöpfen vor mir zu. Nach einer halben Ewigkeit erwachte ich aus meinen Gedanken und wandte mich nun endlich zum Gehen, denn schließlich wollte ich heute zum ersten Mal richtig meine Problemstute besuchen. Ich war bis jetzt nur jeden Tag bei ihr gewesen, um ihr Futter zu bringen und ihren Unterstand zu misten, wobei ich sie so gut wie nie zu Gesicht bekommen hatte. Während ich den kleinen Trampelpfad an den Koppeln entlang zu ihrem Offenstall entlangging, ruhte mein Blick auf den friedlich grasenden Pferden, auf den leicht entspannt pendelden Schweifen und auf der Ruhe, die dieses Bild verströmte. An der Rotschimmelin war nichts ruhig. Ihr Körper schien immer auf Trab zu sein, ruhelos, angstvoll, verstört. Ich seufzte und dachte an die feingliedrige Stute, die keine Identität zu haben schien, die ihr Wesen in unbarmherzigen Flammen verloren hatte. Mich wurmte es, das ich so gar keinen Anhaltspunkt hatte, ich wusste einfach nichts. Die Hoffnungslosigkeit nagte an mir und energisch versuchte ich dieses Gefühl zu verdrängen, als der Offenstall vor mir auftauchte. Da stand sie. Ihr verhärmter Körper zeigte trotz den Mahlen und dem abgestumpften Fell Zeichen von einst einmaliger Schönheit und Kraft. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob Feuer bei einer so stolzen, anmutigen Stute so etwas anrichten konnte. Konnten Flammen so ein Wesen brechen? "Nein", dachte ich, "aber wir Menschen gepaart mit Flammen können es". Wut, die ich nur zu gut kannte, stieg in mir auf, während ich einfach nur da stand und sie beobachtete. Wut, auf diese Grausamkeit der Menschen, zu denen ich mich manchmal ganz und gar nicht zugehörig fühlte. Was war ein Mensch? Formte uns unsere Umwelt oder unsere Gene? Ich dachte an Menschen, die bei Wölfen aufgewachsen waren und die man irgendwann gefangen und gezwungen hatte, als Menschen zu leben. Kamala und Amala, die Wolfskinder, die rohes Fleisch aßen, auf allen vieren liefen und keine Angst vor der Dunkelheit hatten, waren im Alter von 3 und 16 tot, gestorben bei dem Versuch, sie in die menschliche Gesellschaft einzugliedern. Ich seufzte und betrachtete die eingefallenen Flanken der Stute. Was ging in ihr vor? Was dachte, was fühlte sie? Bei Tieren war es anders.. Pferde blieben Flucht- und Herdentiere, egal wo sie geboren wurden. Katzen fingen irgendwann Mäuse, ob man sie nun im Wald aussetzte oder sie in einer Großstadt aufwuchsen. Lag darin der Schlüssel? Sicherlich, nur ich war ein Mensch und würde niemals wie ein Pferd fühlen können, so sehr ich es mir auch manchmal wünschte. Ich seufzte und die Hoffnungslosigkeit keimte wieder in mir auf. Ich musste einfach versuchen, einen Draht zu ihr aufzubauen, als Mensch. Pferde ließen sich nicht täuschen und ich war schon lange von diesen "Pferdeflüster"-Geschichten runter, die mich noch vor ein paar Monaten vollkommen fasziniert hatten. Monty Robert und Pat Parelli, die ich einst bewundert hatte, stand ich nun mit Skepsis gegenüber. Ich schüttelte den Kopf, da ich erneut Wut hochkochen spürte und ich mochte jetzt nicht mehr. Ich mochte nicht mehr aus mir treten und alles differenziert und mit einem wachen Blick betrachten, jetzt wollte ich einfach erst mal wieder Loa sein, die sich an einem Anblick eines Baumes so erfüllt fühlt, wie ein Kind. Mit einem Lächeln schlüpfte ich durch den Zaun und seufzte, als die wunderschöne Rotschimmelin in hellster Panik davonstob, mistete dann ihren Unterstand, säuberte den Trog, gab ihr Futter und überprüfte die Selbsttränke. Zärtlich strich ich über das grobe Holt des Unterstands, trat in die Dämmerung und sah am Ende der angrenzenden, großen Wiese die zitternde Gestalt der Stute. "Bis morgen... Ja, bis morgen", flüsterte ich leise, schlüpfte durch den Zaun und als ich auf dem Hof ankam, schien ich in einer anderen Welt gewesen zu sein.



    Re: Februar mit der Rotschimmelin

    Anna - 28.02.2007, 18:58


    keine Frage... gibt hierfür 500 € ^^ :respekt:



    Re: Februar mit der Rotschimmelin

    Loa - 27.03.2007, 21:25

    Der Abschied
    Die Sonne schien hell und warm auf mich hinunter, als ich mein Fahrrad durch das Hoftor von Golden Rose schob und es bei den ein oder zwei Gefährten, die hier ebenfalls schon standen, abstellte. Glücklich blinzelte ich ich der Sonne entgegen, blickte in den fast wolkenfreien Himmel und seufzte zufrieden. Endlich Frühling. Wie ich diese Jahreszeit doch liebte und mich jedes Jahr erneut von ihr verzaubern ließ ^^ Mit einem breiten Lächeln taperte ich über den Hof und erblickte die drei grasenden Hofhengste auf einer saftig grünen Wiese. Mit einer Verzauberung ließ ich meinen Blick über Golden Rose golden schimmerndes Fell gleiten, über den muskulösen Hals und den entspannt pendelnden Schweif und blieb schließlich an den feinen Ohren hängen. Der Quarter verzückte mich einfach jeden Tag von Neuem :P "Na der hats dir aber angetan", ertönte plötzlich eine grinsende Stimme neben mir und ich schreckte aus meinem Zauber auf und blickte geradewegs in das Gesicht von Anna. "Wem nicht?", fragte ich und seufzte verzückt. "Hoffnungslos.. einfach nur echt hoffnungslos", sagte sie kopfschüttelnd und rollte mit den Augen, "naja, solange es nicht so Ausmaße annimmt wie bei Mira.." Nun musste auch ich grinsen. Mira hatte sich in jedes zweite Pferd verliebt, was ihr unter die Nase gekommen war und das waren eine Menge gewesen xD "Hach ja, ich vermisse Sonnenstein. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir mit ihr den Unterstand für Cloud und Xandor gebaut haben?", sagte ich erinnerungsseelig und lächelte. "Das werde ich nie vergessen.. und eure Müllsäckenaktion auch nicht", lachte Anna und stupste mich an. Wir quatschten noch ein bisschen über alte Zeiten und holten uns währenddessen einen Kaffee und setzten uns dann auf eine Wiese in die Sonne. "Wo wir schon bei Sonnenstein sind... wo ist eigentlich Stine?", fragte ich Anna, "sie ist doch nicht krank oder so?" "Nein, die ist mit Liliana und Ajami ausreiten, warum krank?" "Weil sie mich schlafen hat lassen. Naja, vielleicht haben auch mal Stines einen sozialen Tag", ich grinste und Anna gluckste. Unser Gespräch wurde erst unterbrochen, als Oakley stolz an uns vorbeitrabte und etwas im Maul hatte, was eine große Ähnlichkeit mit Annas einem Reitstiefel hatte. Anna guckte Oakley mit offenem Mund nach, drehte sich dann mit einem :eek:-Blick zu mir um und rannte dann Oakley fluchend hinterher xD "Ich sag ihr immer, dass sie ihren Spint abschließen soll, aber wer eben nicht hören will, muss fühlen..", murmelte ich lachend in mich hinein, brachte dann die zwei Tassen zurück ins Stübchen, studierte kurz das Schwarze Brett und trat dann wieder auf den sonnenüberfluteten Hof. Das Wetter war echt unglaublich verlockend und fröhlich summend taperte ich nun erstmal zum Offenstall für Hengste, wo mein Schwarzer ja residierte :P Die Sonne ließ sein schwarzes Fell erstrahlen und sein Anblick haute mich mal wieder vollends um ^^ Nachdem ich mich wieder etwas gefangen und mich von seinem Anblick losreißen konnte, schlüpfte ich durch den Zaun und machte die zwei mit einem "Hey Jungs" auf mich aufmerksam ^^ Mo spitzte temperamentvoll die Ohren und McGammon blubberte leise und äppelte dann erstmal xD Ich kraulte den Falben lachend und steuerte dann auf meinen Hengst zu, der mir pompös seinen wunderschönen Kopf entgegenstreckte und mir dann freundlich heiße Luft ins Gesicht prustete. Fast ehrfürchtig kraulte ich meinen Schwarzen ein bisschen am Hals und kriegte einfach dieses Lächeln nicht mehr aus meinem Gesicht. "So Jungs, ihr kommt jetzt auf die Weide", beschloss ich dann kurzerhand. McGammon und Mo waren beide auf der großen Hengstkoppel untergebracht und ich glaubte nicht, dass Sakura etwas dagegen hätte, wenn ich McGammon mitnahm. Der Kleine wäre hier ja sonst im Stall alleine ;) Also pilgerte ich erstmal in die Sattelkammer der Mitglieder, krallte mir dort Mos und McGammons Halfter und brachte auch gleich Mistzeug mit, denn das stand als nächstes an. Ich streifte den zwein also die Halfter über, kratzte ihnen die Hufe aus und brachte sie dann auf die Koppel und sobald ich die Halfter von ihren hübschen Kopfen genommen hatte, vollführten sie eine fast synchrone Hinterhandwendung und preschten in leichtem und schwebendem Galopp über die weitläufige Weide. Ein herrliches Bild und ich stand noch eine ganze Weile einfach da und beobachtete meinen Schwarzen und die anderen Schönheiten. Die Halfter ließ ich am Koppeleingang liegen und ging dann erstmal den Unterstand misten und den Paddock abäppeln. Gerade hatte ich das ganze Mistzeug weggebracht, als eine mir nur zu bekannte Stimme hinter mir ertönte. "Hey du Olle, was tust du?" Ich drehte mich grinsend zu Stine um, die anscheinend mit Liliana gerade auf dem Weg zur Weide war. Ajami kam fröhlich auf mich zugesprungen und ich wuschelte die süße Hündin ordentlich durch. "Und wie wars im Wald? Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?", fragte ich Stine, während ich Ajami die Ohren kraulte. "Ach, abgesehen von den üblichen Verdächtigen nichts, aber ich bin stark dafür, dass wir demnächst einen Ausritt machen. Alleine ist das langweilig. Ich hab keine Lust, die ganze Zeit mit mir selbst zu reden, weil die Uschi von einem Pferd ja keine Reaktionen zeigt". An dieser Stelle warf Stine Liliana einen düsteren Blick zu, die dennoch weiterhin zufrieden durch die Gegend guckte. Ich grinste und nickte dann. Wer noch nie einen Ausritt mit Stine gemacht hatte, hatte eindeutig was im Leben verpasst ^^ Liliana drängelte so langsam und da ich jetzt eh erstmal zu der Rotschimmelin wollte, trennten sich unsere Wege. Ich ging herzhaft lachend (Stine hatte daraus natürlich wieder eine dramatische Szene mit weißem Taschentuch gemacht xD) das Mistzeug wegbringen und wappnete mich dann für einen weiteren Näherungsversuch, als das tägliche Füttern, Misten und Reden. Ein bedrückendes Gefühl legte sich auf mein Herz, als ich mal wieder den schmalen Pfad zu ihrem Offenstall entlangging. Obwohl die Sonne weiterhin so warm vom Himmel schien, fröstelte ich plötzlich und eine Hoffnungslosigkeit überfiel mich, als ich die verhärmte Statur der Rotschimmelin endlich erkannte. Wie sollte ich ihr helfen? Ich seufzte leise und trat an den Offenstallzaun, legte meine Hände auf einen Pfahl und betrachtete sie ausgiebig. Es hatte sich absolut nichts geändert. Keine Anzeichen des Erkennes, keine Anzeichen von irgendwas außer der tiefsitzenden Angst und Verständnislosigkeit und dabei kam ich nun schon seit einer ganzen Zeit jeden Morgen und Abend, um ihr Futter zu bringen. Ich schüttelte leise den Kopf und stützte mein Kinn auf meine Hände, die immer noch auf dem Pfahl ruhten. Die Sonne schien mir angenehm auf den Rücken und wieder einmal fragte ich mich, ob es das Richtige gewesen war, sie meiner anzunehmen. Vielleicht hatte ich doch noch nicht genug erlebt oder erfahren, um solchen Pferden helfen zu können, vielleicht war es vorher eine Illusion gewesen. Nein, dass dann nun doch wieder nicht, aber ich hatte damals eine ganz andere Einstellung vertreten und wenn ich heute darüber nachdachte, überkam mich ein unbekannter Zorn. Nicht nur über mich selbst und meine Blindheit, sondern mal wieder über uns Menschen. Warum meinten manche, dass Pferde so einfach gestrickt waren, dass sie einem innerhalb weniger Minuten blind vertrauten? Wie konnte ich nur dumm gewesen sein, dies Glauben zu schenken. Wütend hätte ich am liebsten gegen den Zaunpfahl getreten. Klar, ich hatte mich nach so etwas gesehnt. Jeder Mensch, der mit Pferden zu tun hat und den Zauber dieser Geschöpfe kennengelernt hat, hat wohl diesen Wunsch, dass einem eines dieser unglaublichen, starken und unbändigen Tiere vertraut, doch warum war ich versucht gewesen, alles zu glauben, was dies versprach? Ich seufzte. Da hatten wir einmal den richtigen Weg gefunden, nämlich mit Pferden eine Beziehung aufzubauen, den Wunsch dazu überhaupt zu haben und was machten wir? Gingen es mit komplett falschen Mittel an. Wütend blickte ich wieder zur Rotschimmelin, die ruhelos und witternd am Ende der Wiese stand und zu mir herüberblickte. Ihre Sonne ließ die Narben und das verstaubte Fell noch makanter aussehen und dennoch war sie so unglaublich schön. Ich seufzte tief und spürte, wie mein Zorn abflaute. Ich hatte nun endlich meinen richtigen Weg mit Pferden gefunden. Vielleicht würde sich hier und da noch etwas ändern, aber nach all dem langen Ausprobieren hatte ich endlich das Gefühl meine Methode gefunden zu haben. Allerdings war das noch nicht lange her und ich hatte diese noch nicht so wirklich erforschen, ausleben können. Vielleicht war es deswegen einfach zu früh gewesen, die Arbeit als Pferdeflüsterin erneut aufzunehmen. Ich wollte sie erst entdecken, ausprobieren und das vielleicht nicht gerade an einem traumatisierten Pferd. Erst einmal brauchte ich ein ehrliches Feetback eines gesunden Pferdes (mein Schwarzer als Sensibelchen war da ein guter Kandidat ;)), bevor ich mich mit Erfahrung und Ahnung an ein Problempferd machte. Mo würde mir klar zeigen, wenn ihm etwas nicht gefiel, die Rotschimmelin würde in helle Panik verfallen und alles, was ich bis dahin aufgebaut hätte, wäre weg, mit einem klitzkleinen Fehler. Mein Beschluss stand also fest. Vorerst würde ich mich von der Rotschimmelin wohl verabschieden müssen. Es fiel mir nicht leicht, doch vielleicht würde ich mich ja eines Tages wieder um sie kümmern, wenn ich dazu mehr gewappnet war. Meine Gedanken ebbten ab und ich schaute sie eine ganze Weile einfach nur mit leerem Kopf an. Mein Blick glitt über jede Partie ihres Körpers und ich versuchte mit ihm das, was ich mit meinen Händen nicht konnte. Sie berühren. Ich seufzte irgendwann schwer, richtete mich auf und mit einem letzten Blick auf die einst wunderschöne Stute wandte ich mich um und pilgerte zum Hof zurück, um Anna aufzusuchen. Mit der Hoffnung, der Rotschimmelin irgendwann wirklich helfen zu können, breitete sich auch wieder ein kleines Lächeln auf meinen Lippen aus und vielleicht konnte ich das füttern und misten ja weiterhin übernehmen. Mein Schritt wurde noch ein bisschen beschwingter und als ich den Hof betrat und die sonnenbeschienen, alten und wunderschönen Gebäude in mein Blickfeld traten, wurde mir komisch bewusst, dass es die einzig richtige Entscheidung gewesen war - jedenfalls vorerst...



    Re: Februar mit der Rotschimmelin

    Anna - 31.03.2007, 19:01


    blubb... ohne Worte... 500 € :mrgreen:



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