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Re: Effi Briest als Theaterstück in Heilbronn
Alexiel - 15.02.2007, 15:46Effi Briest als Theaterstück in Heilbronn
Also, auch wenn das hier eigentlich Filmkritiken sind, eine Kritik zum Thema Theater passt hier bestimmt auch rein...^^
Ich weiß jetzt nicht, wer von euch 'Effi Briest' von Fontane gelsen hat, aber ich glaub bei dir, Daniel, war's auch Abilektüre. Naja, irgendso eine Japanerin hat in HN jedenfalls beschlossen, dass es an der Zeit ist, Fontanes 'Effi' auf die Bühne zu übertragen. Und da es bei meiner Stufe Prüfungslektüre ist, sind wir 13er nicht um hin gekommen uns die Inszenierung im Theater anzuschauen. Letzte Woche am Do. waren also alle 13er vom TG vormittags im Theater.
Also ich fand es einfach nur schrecklich. Wo fang ich an? Bei der Inszenierung wurde viel Wert auf das wesentliche gelegt. Übertragen heißt das, dass etliche Charakter weggestrichen wurden. Roswitha, die im Roman erst gegen mitte bis ende von Effis Zeit in Kessin eingeführt wird, ist schon anfang an von der Kessiner Zeit da. Die Kostüme sind teilweise einfach nur nicht angebracht. Unangebracht waren ebenfalls einige Rollenbesetzungen! Krampas, der im Roman als Frauenheld dargestellt wird und eigentlich gutaussehend sein sollte, bis auf eine Schußverltzung an der Schulter, wird von einem Mann gespielt, der einen riesigen Bierbauch und einen von diesen bling-bling Ohrsteckern hat. Vielleicht könnte man das noch verzeihen, wenn er wenigstens gut gespielt hatte, aber es kam einfach nur übertrieben und voll proletenhaft rüber. Dann gibt es ja noch den Herrn Kruse. Warum der nicht gestrichen worden ist, ist mir wirklich ein Rätsel... Text hat er sogut wie keinen gehabt, und wie er ausgestattet worden ist! Sah viel eher wie ein Rocker aus, wo gleich auf sein Motorrad springt und abdüst! Und die ganze Zeit einen Zahnstocher im Mundwinkel! Hat meiner Meinung nach gar nix mit der Romanfigur an sich. Weiter geht's mit Johanna, der Haushälterin. Sie sollte wohl die kühle Blonde darstellen, ging aber irgendwie völlig in die Hose. Die hat die ganze Zeit nur verkniffen geguckt und mich an Kim aus Verliebt in Berlin erinnert, wie sie rumstolziert ist und gesprochen hat, vielleicht ihr Idol? Am schlimmsten fand ich bei ihr aber noch, dass sie sich in einer Szene eine Tischlampe geschnappt hat und mit der Luftgitarre gespielt hat und dabei gesungen hat: It's a heart ache nothing then a heart ache... Anscheinend zur verdeutlichung, was sie für Innstetten empfindet... Trotzdem hat sowas doch nix da drin zu suchen wenn ich mir die Theaterversion von Effi Briest anschauen will!
Machen wir mal mit Innstetten, Effis Ehemann, weiter. Warum der Gute Mann Schauspieler von Beruf ist, versteh ich bis jetzt noch nicht ganz. Er muss wirklich gute Verbindungen zu jemanden in der Theaterbranche haben, ansonsten kann ich mir das nicht erklären. Innstetten soll ja Gefühlskalt sein, aber ob man das am besten rüber bringt in dem man die ganze Zeit in der selben Pose bleibt und so eintönig wie möglich spricht bezweifle ich. Eine ebenfalls voll,kommen vermurgste Besetzung war Gieshübler, ein Apotheker, der im Roman einen lieben, netten etwas älteren Apotheker darstellt, der für Effi sowas wie ein väterlicher Freund ist, der sie verehrt, aber keines Wegs zum Stalker mutiert, der ihr hinterher spioniert und mit Blumen auflauert und dann enttäuscht ist, weil Effi am Strand mit Krampas flirtet. Und auch wie man ihn angezogen hat, einfach furchtbar, einen Pollunder und Stoffhose in zwei sich völlig widersprechenden Farben. Der Mann sah einfach wie ein verpeilter Psychopath aus, aber nicht wie Gieshübler! :evil:
Effis Mutter! Einfach nur kälte und eifersucht, dass die Tochter Innstetten heiratet, denn sie, die Mutter geliebt hat, aber nicht geheiratet hat, weil er noch keine Karriere hatte, wobei Effi ihn nur geheiratet hat, weil die Frau Mama sie dazu gedrengt hat. Jedenfalls kam die Mutter zu kalt und verbittert rüber. Irgendwie voll wie Sophie von Bramberg aus Verliebt in Berlin!
Zuletzt Effi. Was soll ich zu ihr sagen außer: Aargh! Wie kann man nur? Die Frau war das gegenteil von der Effi, wie ich sie mir auf grund des Romans vorgestellt hatte! Wenn wir mal von der falschen Haarfarbe absehen, hat sie Effi übertrieben kindlich gespielt. Natürlich ist Effi kindllich, aber nicht so dermasen. Dann hat sich Effi förmlich an Krampas rangeschmissen, was ja auch falsch ist. sie sträubt sich ja zu erst und dann wieder so übertrieben! Am schlimmsten fand ich ja noch, als plötzlich, ich glaub es war von Nelly Furtado (oder wie auch immer die Gute geschrieben wird), ein Song eingespielt wird und Effi mit Headbanging und irgendwelchen Tanzeinlagen anfängt. Hat doch da gar nix zu suchen!
Achso, Anni, Effis Kind ist einmal kurz vorgekommen, aber sonst auch nicht, keine Ahnung warum das so gemacht worden ist, aber hab eh keine Ahnung was sich die Regiseurin dabei gedacht hat.
Nach der Pause wollt ich nur noch einschlafen! Leider hab ich's nicht geschaft. Naja, war irgendwas gut an dem Stück? Die Bühne war schräg, hinten also höher als vorne, das war gut gemacht und Wüllersdorf, ein Freund von Innstetten, war wirklich gut bestzt. Er hat die Rolle gut gespielt und es war zum einzigsten mal in 2 Stunden klar worum es grade geht.
Hätte sich jemand das Theaterstück angeschaut, der NICHT den Roman gelesen hat, hätte er hinterher wohl kaum verstanden worum es dabei gerade eben ging. Meiner Meinung nach hätte sich Fontane im Grab umgedreht, wenn er das hätte sehen können. Wäre Effi Briest eine Komödie und keine Tragodie wär es noch einiger Maßen akzeptabel gewesn, aber so war es einfach nur schrecklich. An einigen Stellen zu sehr auf den Dialog konzentriet, blieb das schauspielerische völlig auf der Strecke.
Vielleicht würde euch dieses Stück gefallen, wenn ihr nicht wert auf genaue Umsetzung von Roman zu Theaterstück legt und es euch wichtig ist, dass man an einigen Stellen lachen kann, sei es nun wegen dem schlechtem Schauspiel, oder weil es gerade eine Tanzeinlage gibt.
Natürlich kann man bei einem ca. 300 seitigem Roman nicht alle Figuren übernehmen, aber besser wäre es auf jeden Fall gegangen.
1,5 von 10 Punkten, wegen Wüllersdorf und der schrägen Bühne. Ansonsten -5 Punkte.
Re: Effi Briest als Theaterstück in Heilbronn
Avatorian - 15.02.2007, 22:34
argh, da hat uns unsere Deutschlehrerin damals mit dem DDR Film ja wirklich etwas gutes getan. Aus den 70iger Jahren war er, und auch eine sehr schöne und liebevolle Umsetzung des Romans.
Also falls du, um dich besser aufs Deutschabi vorbereiten zu können, etwas suchst, das den Roman in Bilder fasst, dann kann ich diesen Film nur empfehlen (vielleicht verstaubt er ja sogar im Schularchiv bei euch).
In der Grundschule war ich auch einmal in einem ähnlich schlechten Theaterstück....ich mag es nicht, wenn Werke "modern" im Theater dargestellt werden.
Auf dem Gymnasium waren wir dann damals in Stuttgart in Kabale und Liebe. Ebenfalls eine moderne Fassung. Doch zum glück hatte sich der Produzent zurückgehalten und die Personen lediglich modern eingekleidet, sowie die Dialoge in ein modernes Deutsch gefasst. Da bin ich sehr froh nicht in so einem Stück wie du gelandet zu sein :).
Re: Effi Briest als Theaterstück in Heilbronn
Alexiel - 19.03.2007, 14:50
Wie heißt denn der Film? Einfach 'Effi Briest'?
Also in Kabale & Liebe waren wir auch in der 12., aber in Heidelberg. Das Stück hat mir jetzt auch nicht soo gut gefallen, aber es ging wirklich noch. Ganz anders als Effi....
Übrigens, die Darstellerin von Effi war au in unserem Schultheaterstück 'Du sollst leben'. Und anscheinend fand sie uns richtig gut für Laien. Meiner Meinung nach hat sie dann noch nicht auf unserer Schulhomepage meine Kritik an dem Theaterstück gelesen... lol
Aber zurück zum Abi vorbereiten. Ich werd in Deutsch wahrscheinlich den Essay nehmen. Wir haben am Do. eine Deutscharbeit geschrieben und da hab ich das jetzt mal getestet. Kommt jetzt halt drauf an, wie mein Deutschleherer meinen Aufsatz bewertet. Je nachdem nehm ich den Essay oder nicht.
Aber des wird schon ^^
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