Nihilismus

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    Re: Nihilismus

    Wölfin - 05.02.2007, 15:27

    Nihilismus
    Mich zieht es zum Nihilismus.

    Nihilismus bezeichnet eine Weltanschauung, die eine vorfindbare Sinnhaftigkeit der Welt bestreitet. Objektive Erkenntnismöglichkeit und feststehende Wahrheiten werden verneint. Es werden keine absoluten Werte oder Normen und somit auch keine allgemeingültige Moral anerkannt. Eine Moral wird nur so weit vertreten, als man dem Minimum an Anstand entspricht, den die Gesellschaft verlangt. Im Grunde denkt man morallos. Nihilismus wurde historisch nicht selten als Vorwurf zur Verleumdung und Diffamierung Andersdenkender wie Galileo Galilei und anderer vermeintlicher „Ketzer“ eingesetzt.
    So steht es in Wikipedia.

    Vorfindbare Sinnhaftigkeit heißt doch, dass sich Sinnhaftigkeit nicht finden lässt, wohl aber, dass es eine geben könnte.
    Nihilismus könnte auch Narrismus sein. Narrismus – meine Worterfindung! Ich habe eben ein Wort erfunden?
    Und warum Narrismus? Weil es die Narren sind, die weder leugnen, noch beweisen können.

    Nein, mich zieht es nicht zum Nihilismus. Nicht wirklich.
    Dennoch sage ich gerne, wie es bereits Sokrates getan hat: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
    Gehört das auch zum Nihilismus? Eher zum Narrismus!

    Was weiß ich? Weiß ich, dass ich lebe? Ich nehme vielleicht wahr, dass ich lebe, aber ich weiß es nicht. Ich könnte genauso gut irgendeine programmierte Maschine mit der Wahrnehmung eines Menschen sein. Eine Maschine, die wie ein Mensch wahrnimmt, obwohl es in Wirklichkeit keine Menschen gibt.
    Ich könnte auch nur ein Gehirn sein, an dem Außerirdische herumbasteln und mich das wahrnehmen lassen, was ich nun mal wahrnehme.
    Aber auch das kann ich nicht wissen, weil ich nicht über mich selbst hinausgehen kann.

    Ich weiß nicht einmal, ob es wirklich ein Ich gibt, - ob es MICH gibt.
    Zu schade aber auch, dass ich nicht mehr in den Zustand zurückgehen kann, als ich neugeboren wurde. Was habe ich damals wahrgenommen, als ich noch keine Sprache kannte und noch nichts von der Welt wahrnahm.
    Blödsinn! Die Welt, was war das damals für mich? Wahrnehmung hat es damals sicher schon gegeben. Es war eben eine kleine Weltwahrnehmung, - nur knapp über das Gitterbettchen hinaus, wenn das Gesicht von Mama, Papa oder anderen neugierigen Menschen sich über mich neigte, um den kleinen Wonnebrocken anzusehen. „Wusste“ ich damals, dass ich Gesichter wahrnehme?

    Oft denke ich, wenn es keine Sprache geben würde, würde es auch kein Denken geben und die Welt wäre gar nicht da.
    Es heißt ja, wir sind die Schöpfer unserer Welt. Aber das kommt mir doch sehr überheblich vor. Als ob uns die Welt brauchen würde, um zu sein! Die Welt war schon ohne uns, - und ich glaube, damals ging es ihr um einiges besser.
    Don Juan, der indianische, toltekische Lehrer von Carlos Castaneda sagte, wann immer wir aufhören, mit uns selbst sprechen (wenn wir nichts denken), ist die Welt so wie sie sein sollte.
    Zen-Lehrer sagen was Ähnliches. Eine Blume ist eine Blume. Eine Blume ist keine Blume. Eine Blume ist eine Blume. Die zweite Blume ist verschieden von der ersten. Sie ist die echte Blume, ohne Benennung, ohne Symbole. Sie ist einfach, - so wie alles ist. Es liegt an der Sprache, dass die zweite Blume noch immer Blume genannt wird. Eigentlich müsste der dritte Satz nur „ist“ lauten.

    Nein, ich bin kein Nihilist. Sogar mit Doppelverneinung. Nein, kein. Wie könnte ich auch, wenn es ICH nicht gibt? Ich bin!
    Don Juan sagt auch, es kostet Unmengen von Energie, über sich selbst nachzudenken. Mag sein, - aber ich sage, es ist sinnlos, über sich selbst nachzudenken. Wie kann ich über etwas nachdenken, das es gar nicht gibt?
    Damit meine ich, es gibt kein einzelnes Ich, denn Ich ist Wahrnehmung. Ich ist alles, was es gibt. Nur das Ich gibt es nicht. Alles andere gibt es, da es ja wahrgenommen wird – von mir. Aber das – von mir – nehme ich nicht wahr. Ich nehme auch das Ich nicht wahr, - aber alles andere nehme ich wahr. Ich nehme meine Hände wahr, - meinen gesamten Körper, wenn er berührt oder schmerzt. Aber ein Ich kann ich nicht wahrnehmen. Ich bin nicht mein Körper. Ich bin nicht das, was ich wahrnehme. Ich kann nicht über das Ich hinausgehen, also kann ich das Ich nicht wahrnehmen.

    Jeder benennt sich mit Ich, - mit demselben Ich wie ich. Ich ist immer dasselbe. Wahrscheinlich gibt es deshalb das Wort „wir“. Nein, sicher nicht!
    Es wäre nur logisch zu denken, dass, wenn es ein Ich gibt, dass es dann auch ein Du geben muss, denn ein Ich alleine wäre kein Ich. Es sei denn, es gibt mehrere Ichs. Und die gibt es anscheinend. Und sie alle haben andere Ichs gegenüber. Verwirrend?

    Was, wenn es nur ein einziges Ich gibt, das wahrnimmt? Ein Ich, das von allen Seiten wahrnimmt? Ein multidimensionales Ich?
    Nein, ich spreche nicht von Gott. Niemals! Denn Gott ist auch nur ein Ich, - ein Gegenüber, ein Wort, ein Ding, eine Vorstellung aus dem Ich.

    Wieder Don Juan! Wie er Tonal und Nagual beschreibt. Das Tonal ist die Welt, wie wir sie wahrnehmen. Über das Tonal können wir jederzeit sprechen. Es ist die Welt der Erklärungen, der Logik. Es ist die Welt, in der alles enthalten ist. Über das Nagual lässt sich nicht sprechen. Das Nagual lässt sich nur wahrnehmen. Nicht einmal „Gott“ ist im Nagual enthalten. Wäre er das, könnten wir nicht über „Gott“ sprechen. So gesehen ist das Ich auch nicht im Nagual enthalten.
    Don Juan sagt, Tonal und Nagual sind das einzige wahre Paar. Als Neugeborene bestehen wir aus Tonal und Nagual. Erst, wenn wir die Erklärung der Welt über uns ergehen lassen, schrumpft das Nagual und wir werden immer mehr Tonal, bis vom Nagual nichts mehr übrig bleibt.

    Vielleicht sollte ich für immer zu reden und zu schreiben aufhören. Es ist ja alles so sinnlos. Von diesem Standpunkt aus ist es sicher so. Aber ich rede gerne, und ich schreibe auch gerne. Und so gibt es auch etwas, was ich nicht so gerne tue. Trotzdem tue ich es, weil ich es für notwendig halte. Ich?
    Nur nicht zu weit ausschweifen und nur nicht die Schuld dem System oder der Gesellschaft geben! Das System, das uns von Anfang an zu allem zwingt, - uns in ein Leben zwängt, ohne uns zu fragen, ob wir das auch so wollen. Nichts und niemand kann mich zu etwas zwingen, was ich nicht will. Es ist nur so, - die Konsequenzen MUSS ich tragen. Ja, MUSS! Ich hasse dieses Müssen. Ja, ich hasse es wirklich! Aber es ändert sich nichts daran. Ob ich es liebe oder ob ich es hasse, es ist das, was es ist.
    Ich könnte jederzeit aussteigen und alles hinter mir lassen. Aber das will ich ja auch nicht, weil es einerseits sehr bequem ist, in diesem System zu leben.
    Und selbst wenn einmal alles perfekt sein sollte, was ohnehin nie vorkommen kann, wird es noch etwas perfekteres geben. Es kann also nie alles perfekt sein.

    Mir fällt eben die Geschichte vom Zen-Meister ein, dem die Nachbarstochter ein Baby angehängt hat, das aber sicher nicht von ihm war. Die Mutter brachte das Neugeborene zum Meister und sagte, wenn er schon ein Kind zeugt, dann soll er es auch aufziehen. „Wenn du das so sagst, wird es schon so sein“, sagte der Meister lächelnd und kümmerte sich liebevoll um das Kleine. Einige Zeit später tat es der Tochter leid und sie sagte die Wahrheit, dass das Kind gar nicht vom Meister ist, sondern von einem Mann, den sie schützen wollte. Also ging sie mit ihrer Mutter abermals zum Zen-Meister und verlangte das Kind zurück. Und wieder sagte er: „Wenn du das so sagst, wird es schon so sein“ und legte das Kind in die Arme der Mutter.

    Zumindest so ähnlich geht die Geschichte, die ich jetzt mit meinen eigenen Worten zitierte. Der Meister, der zu allem ja und amen sagt. Und das nicht nur völlig ungerührt, denn er kümmerte sich sehr liebevoll um das Baby. Tat es ihm nicht weh, als er es wieder hergeben musste? Nun, vielleicht wusste er, dass es kein Ich gibt, - kein wirkliches Gegenüber?

    Seltsame Gedanken, die heute das Bewusstsein offenbaren…



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