Technik vs. Emotion

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    Re: Technik vs. Emotion

    Octaviane - 18.12.2006, 17:14

    Technik vs. Emotion
    Hallo ihr Lieben,

    gestern habe ich auf einer Weihnachtsfeier (bei der ich mal wieder so richtig schön zur Gitarre "gröhlen" konnte und mich entschlossen habe, einfach Country-Star zu werden, wenn das mit der Opernkarriere nicht klappt ;-) ) mit einem Gitarristen unterhalten und wir kamen natürlich auf das Thema Musik zu sprechen.

    Er meint - und da stimme ich ihm weitestgehend zu - dass die richtige Leidenschaft wichtiger ist als eine perfekte Technik. Bitte nicht missverstehen, aus stimmhygienischen Gründen bin ich durchaus für eine fundierte Technik, aber verzeiht einem ein Publikum nicht viel eher ein paar technische Unzulänglichkeiten, wenn ansonsten "der Funke überspringt"?

    Mein Gesprächspartner meinte zumindest, dass man, wenn der Spaß am Musik beim Publikum ankommt, man sogar alte Damen für E-Gitarre begeistern kann.

    Mich würde interessieren, wie ihr zu dem Thema steht

    LG

    Octaviane



    Re: Technik vs. Emotion

    Anonymous - 18.12.2006, 18:14


    Ich bin ganz Deiner Meinung und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mcih immer so verrückt mache mit den technischen Details und dann manchmal das vergesse, das viel wichtiger ist: wie wirkt mein Gesang auf die Leute. :?:
    Natürlich merkt ein Publikum, wenn man krumm und schief singt, seine Töne in der Höhe nciht hat und aus dem letzten Loch pfeift, das ist ganz logisch. Also halbwegs singen sollte man schon vorher können, bevor man sich vor die Leute stellt. :kaffee
    Aber erst recht merken sie, wenn man nciht in der Lage ist, vor lauter Technik und Perfektionismus auch den Mut zu haben, mal danebenzugreifen und Ausdruck zuzulassen.
    Meiner Erfahrung nach sind da die nichtklassischen Sänger einfach viel lockerer und absolut im Vorteil.
    Nicht, dass die keine Technik brauchen, das ist nicht das Problem.
    Aber sie setzen sich viel leicihter drüber weg und kein Mensch nimmt das übel, weil ihre Stücke ihnen mehr Freiheit lassen und nicht akademisch vorgenormt sind wie unsere Arien.
    Als ich noch ohne jeden Gesangsuntericht in einer Band gesungen habe, hatte ich bedeutend weniger Lampenfieber und war viel lockerer vor Auftritten als heute.
    Und danach sehne ich mich manchmal wirklich zurück. :sad:
    Auch wenn mir andererseits all die Arien, die ich MIT Gesangsuntericht anfange zu lernen, so kostbar sind, dass ich nciht mehr darauf verzichten könnte.
    Aber ich denke, wer eine Stimme mit ienem schönen Timbre hat, das an sich schon anspricht und die Leute emotional mitnimmt, der kann sich durchaus auch technische Makel leisten und hat trotzdem Erfolg.
    Als Zuhörer von anderen Sängern geht es mir auch so: einer, dessen Stimme mir schon an sich gefällt und der mich bewegt, dessen Fehler überhöre ich glatt. Ein Anderer, dessen Stimme ich nicht mag muss schon perfekt singen, um wenigstens Respekt zu bekommen.
    Ungerecht, aber so ist es.
    Canti :hearts:



    Re: Technik vs. Emotion

    Octaviane - 18.12.2006, 18:31


    Ja, vielleicht liegt dieser "technische Perfektionismus" auch daran, dass klassische Musik oft auf so ein gekünsteltes Podest gestellt wird und dabei außer Acht gelassen wird, dass Musik in erster Linie Freude machen soll und das Miteinander fördern soll.

    Ich denke auch, dass nicht-klassische Sänger in Punkto Lockerheit oftmals einen Vorteil haben und ich habe daher beschlossen, neben meinem Hauptgesangslehrer auch noch hin und wieder zu meiner alten Lehrerin zu gehen, um da das moderne Repertoire zu erarbeiten. Zum einen möchte ich vielseitig bleiben (auuch wenn die Klassik immer mein Hauptaugenmerk sein wird), zum anderen meine ich, dass die eine Stilrichtung durchaus von der anderen profitieren kann.

    Mein recht betagter GL wird mir wohl nicht sagen, dass man bei Bach oder Mozart an Rap oder den "Groove" denken soll, aber irgendwie hilft das in rhythmischer Hinsicht in der Tat ...

    Und nein, ich rappe nicht zu Mozart :grin:

    LG

    Octaviane



    Re: Technik vs. Emotion

    dola - 19.12.2006, 00:16


    Octaviane hat folgendes geschrieben: Und nein, ich rappe nicht zu Mozart :grin:

    LG

    Octaviane

    Vielleicht würde es ihm gefallen? Rock me, Amadeus, hatten wir doch auch schon!! :pfeif:

    Zurück zum Thema:

    Mir ging es auch so, dass ich vor der Ausbildung ziemlich hemdsärmlig drauflos gesungen habe mit einem unerschütterlichen, aber so nicht immer gerechtfertigten Bewustsein, dass dies, was ich da tue, selbstverständlich stimmt, bis ich mal gemerkt habe, dass ich ganz schön zuweilen in die Tiefe gedrückt habe.
    :sad:

    Dagegen hilft der Gesangsunterricht auf jeden Fall und vom stimmlichen Aspekt her ist er eher eine Befreiung.

    Die Koordination mit dem Klavier stellt sich allerdings erstmal schon zuweilen als :n125: heraus und ich finde das bei der sog. U - Musik auch nicht immer leichter.

    Ich glaube aber, dass gerade der Anspruch, mit den Gestaltungsmöglickeiten der wachsenden Stimme auch gute Musik machen, zu wollen,steigt, egal, in welchem Genre, und dass dies der Grund ist, warum einfach immer genauer auf die Perfektion geachtet wird.

    LG

    dola



    Re: Technik vs. Emotion

    Anonymous - 19.12.2006, 00:46


    Im Klassikbereich benötigt man sicher eine solide Technik und Emotion, um das Publikum zu begeistern. Die Aussage, mit etwas weniger Technik ginge es auch, würde ich hier nicht unterschreiben. Emotion hin oder her, wenn die Intonation überwiegend nicht stimmt oder die Höhe nicht sitzt, macht mir das Zuhören keinen Spaß.

    Was die U-Musik angeht, da werden die technischen Unzulänglichkeiten eh von einem guten Tontechniker locker ausgebügelt......

    Und ein Klientel, das die Arbeit, die hinter einer solide ausgebildeten Stimme steckt, nicht erkennt, will ich gar nicht auf meine Seite ziehen. :d_neinnein: Die sollen weiter Helmut Lotti feiern......... :ruhe:

    LG
    mezzo



    Re: Technik vs. Emotion

    Octaviane - 19.12.2006, 11:24


    Hallo,

    ich habe nicht davon geredet, dass man die Technik vollkommen vernachlässigen soll - und wenn jemand permanent daneben singt nützt auch die beste "Performance" nichts ... zudem sollte jeder Künstler danach streben, die bestmögliche Leistung zu bringen - es geht mir eher darum, dass zuviel Perfektionm eine gewisse Steifheit mitbringt , was sich dann wieder kontraproduktiv auswirkt.

    Ein anderes Thema wäre vielleicht, wie und ob man bestimmte Publikums (Publikümmer?) für Genres begeistern kann, zu denen sie bislang noch keinen Zugang hatten.

    LG

    Octaviane



    Re: Technik vs. Emotion

    Anonymous - 19.12.2006, 13:27


    Ich wuerde jetzt auch nicht sagen, dass man die Technik "vernachlaessigen" sollte, weder im einen noch im anderen Bereich, abr darum ging es ja auch nicht ...

    Wohl kann ich sagen, dass ich die Lockerheit und den Mut zum "haesslichen" Ton (und mit letzterem meine ich jetzt durchaus, dass das nicht zufaellig ist und als Unzulanglichkeit gewertet werden soll, sondern einfach dem klassischen Ideal widerspricht) im modernen Gesang sehr befreiend und hilfreich finde.

    Wer "nur" schoen, sprich technisch einwandfrei, aber inhaltsleer und seelenlos, singt, erzeugt in mir gar nix. Da kann ich es schon eher verzeihen, wenn jemand ein guter Performer ist oder mich emotional anruehrt und da mal ein Ton daneben geht. Das soll aber keine Entschuldigung sein, dass man nicht arbeiten muss, wenn man modernes Repertoire singt.

    Was ich aber ganz schlimm finde: Wenn Leute mit klassischer Ausbildung modernes Repertoire mit klassischer Stimme singen und dann auch noch stocksteif dabei rumstehen. Ich kann doch z.B. nicht "Big Spender" singen, ohne dabei eine dicke Show abzuziehen, da gehoert einfach ein knappes Kleidchen und Tschakka-Tschakka zu, wenn Ihr versteht, was ich meine ;-)
    Oder aber, wenn es hilft, modernes Repertoire zu singen, um lockerer und freier zu werden, sollte man sich gut ueberlegen, ob man das noch authentisch genug kann, um es auch oeffentlich auf der Buehne zu tun. Umgekehrt natuerlich genauso: Wenn Popsaenger Opernarien schmettern, tut das ja in aller Regel auch meist ziemlich weh :ruhe:

    Dann: Improvisation! Was ich schon an klassisch ausgebildeten Saengern verzweifelt bin, die echt nicht in der Lage sind, einen modernen Song zu interpretieren. Da wird stur das gesungen, was in den Noten steht - macht man doch bei Opernarien auch so :roll:
    Ein Pop- oder Musicalsong ist aber keine Opernarie, und da gehoert Freiheit in der Interpretation unbedingt dazu, sonst wird es sterbenslangweilig. Gut, nicht jeder ist ein geborener Improvisationskuenstler, aber gewisse Grundlagen kann man auch da lernen. Vielleicht ist das aber eine gewisse Unsicherheit, dass man ploetzlich harmonisch danebenliegen koennte oder so - keine Ahnung. Letzteres laesst sich einfach vermeiden, wenn man einigermassen musikalisch ist und weiss, wie der Song sich harmonisch aufbaut, von daher verstehe ich das nicht ...

    Angst vor Kontrollverlust? :roll: :roll: :roll:



    Re: Technik vs. Emotion

    Octaviane - 19.12.2006, 14:03


    Liebe Eponine,

    ich kann natürlich nur aus meiner Sicht/Erfahrung sprechen und sagen, dass bei mir da sicher auch zum gewissen Teil die Angst vor dem Kontrollverslust mitspielt. Und dann die Scheu, wirklich aus mir heraus zu kommen (was mir so manchesmal auch im klassischen Gesang ein Bein stellt).

    Daher möchte ich aber auch (unter Anleitung) Musical und andere "moderne" Gernes singen, eben um über diesen Weg mehr Lockerheit auch für die Klassik zu erlangen. Eine DVD meines letzten Auftritts mit dem Konzert hat mir mal wieder gezeigt, dass ich im Bereich "Auftritt" doch noch einiges zu verbessern habe und da eine gewisse Schüchternheit/Unsicherheit noch überwinden muss.

    Natürlich werde ich manche Songs nie singen, eben weil sie sich mit meiner "klassischen" Stimme blöd anhören würden und ich das Belting nicht gelernt habe. Aber bei "modernem" Gesang singe ich auch automatisch nicht so opernhaft, vorausgesetzt, die Stücke sind nicht zu hoch gesetzt.

    Zum Punkt "hässlich" singen, kann ich sagen, dass ich mich da auch erst überwinden musste, habe ich doch eigentlich den Anspruch immer "schön" zu singen - als ich mich aber erstmal drauf eingelassen hatte, hat's richtig Spaß gemacht ...

    LG

    Octaviane



    Re: Technik vs. Emotion

    Anonymous - 19.12.2006, 14:16


    Hallo Octaviane,

    also, unser "Girls of the night" fand ich immer ziemlich gut :bravo: , leider haben wir es ja nie aufgefuehrt (aber was nicht ist, kann ja noch werden ;-) )

    Immer ran an die Buletten :tanzen



    Re: Technik vs. Emotion

    Octaviane - 19.12.2006, 15:15


    Na ,das hoffe ich doch, dass das mal was wird :dafür:

    Derzeit versuche ich mich ja an "Bring on the men" ;-) Wobei Du da dann doch die passendere Besetzung bist :kuss: (bitte nicht missverstehen ;-) )

    Grüßle

    Octaviane



    Re: Technik vs. Emotion

    Anonymous - 19.12.2006, 15:33


    Da bin ich voellig schmerzfrei :lol: :lol: :lol:

    Vielleicht "beehre" ich Euch damit bei naechster Gelegenheit ja noch ;-)

    :kuss:



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