Die Personifikation Gottes

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    Re: Die Personifikation Gottes

    mpoetschik - 30.11.2006, 10:21

    Die Personifikation Gottes
    Zunaechst die Definition des Wortes Personifikation:
    Zitat: Die Personifikation, fictio personae oder Prosopopoiia (griech. prosopon poeìn = eine Maske aufsetzen) ist eine rhetorische Figur, die Tieren, Pflanzen, Gegenständen, toten Personen oder abstrakten Wesenheiten eine Stimme gibt oder menschliche Züge verleiht. Im allgemeineren Sinne spricht man auch von Anthropomorphismus. Eine erweiterte Personifikation nennt man auch Allegorie.

    Die Definition des Wortes Gott:
    Zitat: Das Wort Gott steht in seinem allgemeinen Sinn als Gattungs- bzw. Sammelbegriff für transzendente (d.h. die erfahrbare Welt – auf welche Weise auch immer – übersteigende) Mächte, die ihrerseits Einfluss auf das Leben in der für uns erfahrbaren Welt nehmen. An einen Gott oder mehrere Götter glauben, heißt dann, (1) die Existenz bzw. Wirksamkeit einer solchen Macht bzw. solcher Mächte anzunehmen sowie (2) sein Leben auf diese göttliche Macht bzw. diese göttlichen Mächte in der Welt hin zu orientieren.
    In einem übertragenen Sinn kann das Wort Gott generell für alles stehen, was einzelnen Menschen letzte Lebensorientierung ist („dies oder jenes ist sein/ihr Gott“). Das jeweils mit unterschiedlichen Bedeutungen gefüllte Wort Gott steht dann für miteinander konkurrierende Lebensorientierungen, unter denen die einzelnen Gottesvorstellungen ihren Platz suchen und ihre je spezifische Art des Gottesglaubens auszudrücken haben.
    Kurz, per definitionem ist also Gott eine Macht.
    Diese Definition steht im Einklang mit dem Anfang des 2. Gebotes Moses':
    Zitat: Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, ... von dem was oben im Himmel...ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht...(Ex 20,4-6 und Dtn 5,8-10)
    Auch der Islam kennt eine solche abstrakte Formulierung Gottes:
    Zitat: Die 99 Namen Allahs (arabisch: Asma'u llahi l-husna) werden als Synonym für Allah verwendet.
    In einem Hadith sagte der Prophet Mohammed:
    Wahrlich, Allah hat neunundneunzig Namen, einen weniger als hundert. Wer sie aufzählt geht ins Paradies. (Sahih Buchary Ausg. 3, Band 50, Nr. 894)
    Auch wenn es an dieser Stelle nicht belegbar ist, so meine ich mich zu erinnern, das die zahl 99 in der arabischen Symbolik fuer Unendlich steht. Sollte dies der Fall sein, so entspraeche diese Annahme der von Moses, sowie der Definition Gottes, so wie sie allgemein gueltig ist.

    Jedoch ist ein solcher abstrakter Begriff Gottes als abstrakte Macht den Menschen nicht handlich genug.
    So heisst es dann auch im weiteren Verlauf des 2. Gebotes dann auch: "Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetaten der Väter heimsucht ..., aber Barmherzigkeit erweist ..."
    Tatsaechlich wird hier genaugenommen innerhalb eines Gebotes das Gebot selbst wiederlegt, denn wenn ich auf Gott die menschlichen Eigenschaften "eifernd" und "Barmherzig" projeziere, mache ich mir damit bereits ein Bild ueber Gott.

    Dies ist eine zutieft menschliche Schwaeche, denn Personifikationen finden im Alltag staendig statt.
    Sie sind ein notwendiger didaktischer Schritt zur Artikulation von Situationen, die anders nicht beschreibbar sind.
    Beispiel:
    „Jetzt lacht das Glück uns an / bald donnern die Beschwerden.“
    (Andreas Gryphius)

    „Natur schläft — ihr Odem steht,
    Ihre grünen Locken hangen schwer,
    Nur auf und nieder ihr Pulsschlag geht
    Ungehemmt im heiligen Meer.“
    (Annette von Droste-Hülshoff)

    Weitere Beispiele:
    „Der Dollarkurs liegt am Boden.“
    „Der Tag verabschiedet sich.“

    Das eigentliche Problem, das allerdings in Religionen aus der Personifikation Gottes entsteht, ist die zutiefst aberglaeubische Vorstellung irgendwo ueber den Wolken wuerde ein alter Mann mit goldenem Heiligenschein ueber dem Kopf, mit weissem Bart, in weissem Gewand, Sandalen tragend ein heiliges Buch in der Hand halten und guetige Worte sprechen.
    Im Islam existiert sogar ein Gott den man fuerchten und dienen muss, der Respekt und bedingungslose Treue verlangt und der ueber Leben, Krankheit und Tod des Glaeubigen herscht, ganz so wie ein "Master" zu seinen Sklaven.*
    Alleine im letzten Satz haben wir Gott 5 menschliche Eigenschaften zugesprochen: fuerchten, dienen, respektieren, Treue und Herrschaft.
    Alleine deshalb zeugt ein solcher Satz von tiefsten Aberglauben.

    *Ich mache den Vergleich bewusst, um das hoechst irdische (Ohn)machtpotential hinter einer solchen Haltung aufzuzeigen.
    Ein glaeubiger Mensch wird solche demuetigende Verhaltensweise internalisieren (und damit zu einem hohen Masse seine eigene Wuerde ueber Bord werfen) und ist deshalb relativ einfach zu fuehren.

    Was also ist Gott?
    Wikipedia schreibt Gott ist eine Macht. Sehr gut formuliert.
    Es wird bewusst offengelassen, wie sich diese Macht aeussert, denn wir Menschen wissen es nicht.
    Gott kann bis dato nicht bewiesen werden, also wissen wir auch nicht ob und wenn ja, welche Eigenschaften Gott hat.

    LG
    Martin



    Re: Die Personifikation Gottes

    Parazone - 30.11.2006, 22:21


    Hallo Martin

    Zitat: Dies ist eine zutieft menschliche Schwaeche, denn Personifikationen finden im Alltag staendig statt.

    Ich glaube das dies eine Eigenschaft des menschlichen Gehirns ist, von dem nur wenige Ahnung besitzen. Von der die Zukunft noch einiges zutage fördert, wenn man forscht u. forschen lässt.
    Gehirne müssen verlässlich reagieren, um Alltagssituationen bewältigen zu können.
    Sie können nicht mal so od. anders reagieren sondern folgen immer denselben angelernten wie angeborenen Mustern.
    Selbst die Unabkehrbarkeit ist solch ein Muster u. nur das Wissen darüber lässt vieles erhellen. Hilft allerdings wenig bei der Lösung. Milliarden von Individuen u. jeder geht seinen Weg. Alleine schafft das natürlich niemand u. so rottet man sich zusammen um gemeinsam, mit mehr od. weniger Abstichen, sein Dasein zu rechtfertigen, sich Bestättigen zu lassen, um Lob zu erhaschen. Letztendlich um sich besser zu fühlen. Angriffe abzuwehren. Einen versiegelten Geist ist damit jedoch noch lange nicht beizukommen. Im Gegenteil, die Scheuklappen werden weiter zu gezogen u. gerade DAS ist tief menschlich stark verankert.
    Wobei anderswo dieser Umstand bereits bekannt u. gerade dort eben die Post abgeht wo innovatives Gedankengut erlaubt u. erwünscht.


    Zitat: Was also ist Gott?
    Wikipedia schreibt Gott ist eine Macht. Sehr gut formuliert.

    Ich würde sagen: Gott ist jemanden`s Macht. Mächte sind verschieden katalogisiert. Es gibt so viele davon.
    Wird diese „jemanden´s“ Macht beiseite gestellt, ist derjenige arbeitslos. Dagegen wehrt sich derjenige natürlich.
    Wer Gottes Macht zu nützen weiß, lebt gut - über kurz od. lang, wird bewundert, fördert die Selbstsicherheit.
    Kein professioneller Gläubiger (Papst, Bischof, Imame, Gelehrte, Mönch, …) jeglicher Glaubensrichtung würde seinen Irrtum eingestehen od. öffentlich kundtun. Ausgenommen der normale Gläubige, wobei Ausahmen gibt es immer. Jedoch in der Regel ist beharren die Devise. Auf biegen u. Brechen, wenn nötig mit Gewalt u. als Antwort regiert die vollkommene rationale Erklärung der Betroffenen.
    Denn rein Erkenntnis getriebenes Handeln ist eigentlich gegen die Natur. Es überwiegt stets der persönliche Nutzen bei Antworten.

    Wer sich die Personifizierung Gottes am plausibelsten zunutze bringt, besitzt wahrlich Macht.
    Eigenartig ist nur das gerade "die" dem neuen Gedankengut d. Wissensgesellschaft feindlich bzw. mit Ablehnung gegenüberstehen (u. keine hellhörigkeit empfacht**). Weil sie ihre Macht dadurch gefährdet sehen. Ihre Anhänger währen ebenso wieder bei null u. die Sinnfrage beginnt von Neuen.

    Das ist natürlich eine atheistische Sichtweise - erfolgt nach einem persönlich getriebenen Muster.

    **Hiebei besteht großteils ein Psychoanalytischer Defizit der bei Kenntnis mehr Verständnis beinhalten würde.
    Nicht weil Antworten dadurch riesig klarer werden sondern durch deren Komplexität Bescheidenheit ausgelöst würde.

    LG



    Re: Die Personifikation Gottes

    mpoetschik - 01.12.2006, 07:50


    Hallo Parazone,

    Zitat: Ich glaube das dies eine Eigenschaft des menschlichen Gehirns ist, von dem nur wenige Ahnung besitzen. Von der die Zukunft noch einiges zutage fördert, wenn man forscht u. forschen lässt.
    Gehirne müssen verlässlich reagieren, um Alltagssituationen bewältigen zu können.
    Sie können nicht mal so od. anders reagieren sondern folgen immer denselben angelernten wie angeborenen Mustern.
    Ich stimme dir vollkommen zu!

    Zitat: Selbst die Unabkehrbarkeit ist solch ein Muster u. nur das Wissen darüber lässt vieles erhellen. Hilft allerdings wenig bei der Lösung. Milliarden von Individuen u. jeder geht seinen Weg. Alleine schafft das natürlich niemand u. so rottet man sich zusammen um gemeinsam, mit mehr od. weniger Abstichen, sein Dasein zu rechtfertigen, sich Bestättigen zu lassen, um Lob zu erhaschen. Letztendlich um sich besser zu fühlen. Angriffe abzuwehren. Einen versiegelten Geist ist damit jedoch noch lange nicht beizukommen. Im Gegenteil, die Scheuklappen werden weiter zu gezogen u. gerade DAS ist tief menschlich stark verankert.
    Das Zuziehen der Scheuklappen ist menschlich. Allerdings.

    Zitat: Wobei anderswo dieser Umstand bereits bekannt u. gerade dort eben die Post abgeht wo innovatives Gedankengut erlaubt u. erwünscht.
    Doch wie bekommt man die Menschen in die Welt des innovativen Gedankengutes?
    Durch Neugier!
    Neugieriges Fragen ist ein Trieb des Menschen. Er darf niemals gebrochen werden!
    Jede Frage eines Kindes muss erlaubt sein, ja gefoerdert werden.
    Jede Frage eines Erwachsenen darf nicht sanktioniert werden.
    Das Suchen, das Forschen nach Antworten, so sie denn nicht bekannt und einsichtig (plausibel) sind, ist eine logische Konsequenz der Neugier.
    Auch gesundes Misstrauen gegen vorgefertigte Antworten (z.B. gegen Patentrezepte) fuert zu oft zu innovativem Denken.

    Es ist der falsch verstandene Stolz der Befragten, der es ihnen nicht erlaubt "Weiss ich nicht! Versuche selber eine Antwort zu finden!" zu sagen. Zo oft kommt stattdessen ein hochaggressives "Frage nicht so dummes Zeug!" oder "Das ist eben so!".
    Dieses sind IMHO ein grosser Fehler und sogar ein klarer Verstoss gegen die Wuerde des Fragenden.

    Zitat: Ich würde sagen: Gott ist jemanden`s Macht. Mächte sind verschieden katalogisiert. Es gibt so viele davon.
    Wird diese „jemanden´s“ Macht beiseite gestellt, ist derjenige arbeitslos. Dagegen wehrt sich derjenige natürlich.
    Richtig, ich stimme zu!

    Zitat: Wer Gottes Macht zu nützen weiß, lebt gut - über kurz od. lang, wird bewundert, fördert die Selbstsicherheit.
    Kein professioneller Gläubiger (Papst, Bischof, Imame, Gelehrte, Mönch, …) jeglicher Glaubensrichtung würde seinen Irrtum eingestehen od. öffentlich kundtun.
    So er ihn wirklich selbst erkennt. Ich bin nicht sicher, wie hoch dieser Prozentsatz ist.
    Dafuer fehlen mir zuviele Infos.

    Zitat: Ausgenommen der normale Gläubige, wobei Ausahmen gibt es immer. Jedoch in der Regel ist beharren die Devise. Auf biegen u. Brechen, wenn nötig mit Gewalt
    Ja, leider. Hier hat die Aufklaerung versagt. Muss man leider so sagen. :(

    Zitat: u. als Antwort regiert die vollkommene rationale Erklärung der Betroffenen.
    Denn rein Erkenntnis getriebenes Handeln ist eigentlich gegen die Natur.
    Es überwiegt stets der persönliche Nutzen bei Antworten.
    Hmm, kannst du das naeher ausfuehren?
    Dieser Gedanke ist mir nicht klar.

    Zitat: Wer sich die Personifizierung Gottes am plausibelsten zunutze bringt, besitzt wahrlich Macht.
    Richtig. das hat sogar die US Regierung erkannt.

    Zitat: Eigenartig ist nur das gerade "die" dem neuen Gedankengut d. Wissensgesellschaft feindlich bzw. mit Ablehnung gegenüberstehen (u. keine hellhörigkeit empfacht**). Weil sie ihre Macht dadurch gefährdet sehen. Ihre Anhänger währen ebenso wieder bei null u. die Sinnfrage beginnt von Neuen.
    Richtig.
    Das ist ein schwieriges Problem. Mitte des letzen Jahrhunderts wurde von vielen Gott fuer tod erklaert. Daraufhin entstanden eine unglaublich grosse Anzahl von Sekten, die oft sogar radikaler in ihren Ansichten waren, als die etablierten Religionen.
    Daher liegt der Schluss nahe, das Menschen per se nicht ohne Religion existieren koennen.
    Demnach reicht eine einfache Demontage keinesfalls aus, sondern es muessen alternative Glaubenskonzepte geschaffen werden, die in Einklang mit erkenntnistheoretischen Grundlagen stehen.
    Vieleicht ist die "Wissenschaftsglaeubigkeit" eine Alternative.
    Alledings nicht in diesem Sinne:...
    Zitat: Wissenschaftsgläubigkeit schädigt sowohl die Wissenschaft wie die menschliche Gesellschaft und damit jeden schwer. Erkenntnis hat den Zweck, möglichst passend einzuschätzen, wie verhalten werden soll, und ist daher oft mit Mühe verbunden. Schwierig zu erreichende Erkenntnis bedarf wissenschaftjicher Forschung. Normale Menschen scheuen die Mühe schwieriger Erkenntnisgewinnung und möchten lieber etwas vorgesetzt bekommen, an das sie, ohne zweifeln zu müssen, klipp und klar glauben können. Dies Bedürfnis wird seit langem durch Regeln befriedigt. Da manche religiösen Aussagen wissenschaftlich widerlegt wurden, wurde unser Glauben erschüttert und ging vielen verloren, so daß ein Bedarf nach Religionsersatz entstand, der in der Wissenschaft, die manches, bisher keineswegs alles, besser erforschen, erkennen und erklären kann, gefunden wurde. Der glaubenswiuige Normalbürger glaubt seitdem an das, was ein anerkannter Wissennschaftler als vielleicht zutreffende Hypothese äußerte, als an eine vermeintlich erwiesene Tatsache. Diesen Humbug fördern manche Wissenschaftler noch dadurch, daß sie ihre Meinungen als Tatsachen suggerieren, wodurch sich eine anerkannte offizielle Wissenschaft ergibt, die sich gegen wissenschaftlich unerläßlich nötige Kritik sperrt. So werden wissenschaftliche Irrtümer herrschend und entfalten verheerende Wirkungen. Um ihnen bewußt entgegenzutreten, prägte der schweizer Physiker Walter Heitler den Begriff: Wissenschaftsgläubigkeit.

    Lit.:H. Kaegelmann: Einschätzung und Irrtumskorrektur. 52 S. S. 17,18. K.
    ...sondern in den Glauben daran, dass Wissenschaft (die Philosophie natuerlich eingeschlossen) irgendwann die Sinnfrage loesen kann.
    Und der Glauben daran, dass das Zugeben etwas nicht zu wissen, keine Verletzung des eigenen Stolzes bedeutet.
    Denn bereits Sokrates sagte sinngemaess, Ich weiss, dass ich nichts weiss.

    Zitat: Das ist natürlich eine atheistische Sichtweise - erfolgt nach einem persönlich getriebenen Muster.
    **Hiebei besteht großteils ein Psychoanalytischer Defizit der bei Kenntnis mehr Verständnis beinhalten würde.
    Nicht weil Antworten dadurch riesig klarer werden sondern durch deren Komplexität Bescheidenheit ausgelöst würde.
    Ebenfalls Zustimmung von mir hier.

    LG
    Martin



    Re: Die Personifikation Gottes

    Parazone - 02.12.2006, 02:28


    Hallo Martin

    Zitat: u. als Antwort regiert die vollkommene rationale Erklärung der Betroffenen.

    Z.B. bei vielen orthodoxen Muslimen tritt dieses Phänomen tatsächlich gehäuft auf.
    Ein gläubiger Mensch wird dir stets eine für ihn einleuchtende Erklärung geben, egal wie fragwürdig diese erscheint u. deren Anhänger stimmen zu. Das ist immer wieder faszinierend in Foren zu beobachten.
    Dieses Phänomen betrifft eigentlich jeden der nicht von sich selbst behauptet: „Nix ist fix“ od. "Ich weiß das ich nichts weiß" (Aristoteles).
    Ist auch der Grund, weshalb ich wissenschaftliche Ansichten bevorzuge, die lassen immer ein Hintertürchen offen. Ist doch vernünftig.


    Zitat: Denn rein Erkenntnis getriebenes Handeln ist eigentlich gegen die Natur.
    Es überwiegt stets der persönliche Nutzen bei Antworten.

    Reine Erkenntnis ist, zum Beispiel wenn ich im Lehnstuhl sitze u. Spinoza lese.
    Spinoza meinte ja, Mathematik ist Geometrie, DAS will ich gerne verstehen.
    Das ist rein Erkenntnis getrieben.
    Meistens ist es ja so, das der persönliche Nutzen im Vordergrund steht.
    Für mich ist das Überwiegen des Persönlichen Nutzen Naturgesetz. Bei Tieren ebenso wie beim Menschen.
    Gravierende Ausnahmen nennt man wohl „Wunder“. :roll:

    Zitat: Vieleicht ist die "Wissenschaftsglaeubigkeit" eine Alternative.
    Hm, eigentlich darf man das ja gar nicht so sagen aber Wissenschaft ist ja auch nicht nur objektiv, sondern dient möglichst dem eigenen persönlichen Nutzen.
    Wobei, die Prüfkriterien global verteilt schon streng sind u. das zw. einer Hypothese u. einer in sich schlüssige Theorie Welten liegen, dürfte für den Normalbürger nicht so schwer sein.


    Zitat: Daher liegt der Schluss nahe, das Menschen per se nicht ohne Religion existieren koennen.

    Dies traf Anfangs auf mich sicher zu.
    In jungen Jahren hab ich einen inneren Kampf mit mir ausgefochten, da mein Umfeld religiös geprägt war u. z.T. noch ist. Der Religionsunterricht in meiner Schule versuchte ja, mich in ihre Richtung zu zwingen. Das hab ich mir gemerkt!
    Vielleicht lieg ich ja falsch aber bis jetzt bin ich ganz gut mit meiner Entscheidung zum schwachen Agnostiker ganz gut gefahren u. hab keinerlei Ängste mehr auszustehen. Schwanken tu ich noch zw. Agnostiker u. Atheist. Wobei Atheist die radikalere Einstellung ist u. eigentlich nicht logisch.
    Naja, wenn sich Raustellen sollte das das Universum ein in sich abgeschlossenes System ist, welche Aufgaben bleiben dann noch für einen Schöpfer. Wobei – ändern würde sich dadurch nichts wie du schon mal wo geschrieben hast.
    Letztendlich bin ich selbst für mich verantwortlich; ich entscheide u. das ist gut so.

    LG



    Re: Die Personifikation Gottes

    mpoetschik - 02.12.2006, 05:03


    Hallo Parazone,

    Ist immer wieder gut zu lesen, wenn jemand die eigene Weltanschauung weitgehend teilt. :)
    Danke dafuer!

    Zitat: Ein gläubiger Mensch wird dir stets eine für ihn einleuchtende Erklärung geben, egal wie fragwürdig diese erscheint u. deren Anhänger stimmen zu. Das ist immer wieder faszinierend in Foren zu beobachten.
    Ja, ein klassisches Massenphaenomen. Unglaublich aber wahr.
    Ich selbst wuerde eine solche Erklaerung vor allem dann, wenn sie sehr fragwuerdig ist, jedoch nicht als vollkommen rational bezeichenen, sondern eher irrational da Ratio ja hier eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

    Zitat: Dieses Phänomen betrifft eigentlich jeden der nicht von sich selbst behauptet: „Nix ist fix“ od. "Ich weiß das ich nichts weiß" (Aristoteles).
    War das nicht Sokrates? ;)

    Zitat: Ist auch der Grund, weshalb ich wissenschaftliche Ansichten bevorzuge, die lassen immer ein Hintertürchen offen. Ist doch vernünftig.
    Richtig. Wissenschaft ist fortschreitend. Sie kommt der Erklaerung der Wirklichkeit immer naeher, aber ob sie diese jemals vollkommen erklaeren kann ist unklar.
    Aber mal ganz unter uns schwachen Agnostikern, ich gebe der Menschheit noch so 500 Jahre, dann, glaube ich, werden wir es koennen.

    Zitat: Denn rein Erkenntnis getriebenes Handeln ist eigentlich gegen die Natur.
    Es überwiegt stets der persönliche Nutzen bei Antworten.
    Das ist natuerlich. Gewinn an reiner Erkenntnis ist ein Luxus, den sich nur wenige leisten koennen und in der Vergangenheit konnten.
    Aber dennoch halte ich persoenlich ihn fuer einen ueberaus grossen persoenlichen Gewinn.
    Das moeglichst vollkommene Verstehen der Welt, das Befriedigen aller Neugier, moeglichst aller "Warum-Fragen", ist ein heres Ziel, das ich hoeher schaetze als alles Geld dieser Erde.

    Zitat: Reine Erkenntnis ist, zum Beispiel wenn ich im Lehnstuhl sitze u. Spinoza lese.
    Spinoza meinte ja, Mathematik ist Geometrie, DAS will ich gerne verstehen.
    Sehr interessant, sollte ich wohl auch mal lesen.
    Spontan faellt mir dazu eine Wechselwirkung ein Geometrie<->Mathematik<->Geometrie (Topologie)
    Denn auch unvorstellbare Geometrien (n-dimensionale Raeume) werden ja ausschliesslich mathematisch beschrieben.

    Auch Spinozas Methaphysik ist interessant:
    Zitat: Einer der Hauptgedanken bei Spinoza ist, dass Gott in allem Seienden vorhanden ist. Es ist geläufig, diese Theorie Pantheismus zu nennen (vom Griechischen „pan”: alles und von „theos”: Gott). Da der Mensch seit jeher nach vollkommener Erkenntnis strebt, muss es sein Ziel sein, eins mit Gott zu werden, da dieser vollkommen ist. Da Gott in allem ist, muss daher das Ziel des Menschen sein, eins mit der Natur zu werden; wenn man dies erreicht, erreicht man die höchste Form der Existenz.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Spinoza

    Dazu...
    Zitat: Pantheismus (griechisch pan = „alles, ganz“; theós = „Gott“) bedeutet, die Gottheit bzw. „das Göttliche“ in allen Erscheinungen der Welt zu sehen (Allgottglaube). Dies kann sich entweder in der Ansicht ausdrücken, dass alles in der Welt „von Gott erfüllt“ ist (schwacher Pantheismus) oder in der Ansicht, dass das Universum gleichbedeutend mit Gott sei (starker Pantheismus).

    Pantheisten der zweiten Sorte glauben an keinen persönlichen oder personifizierten Gott, sondern sehen die ganze Welt, vom Makro- bis zum Mikrokosmos, als „göttlich“ an. Die Entdeckungen der Naturwissenschaft über die aus menschlicher Sicht unvorstellbare Größe des Universums, die Wunder der Biologie oder die Vorgänge der Quantenphysik untermauern das Empfinden der Ehrfurcht und des Erstaunens gegenüber diesen Naturerscheinungen. Als Folge dieser Ehrfurcht bringen Pantheisten oft der Natur besonderen Respekt entgegen und setzen sich für den Naturschutz ein, um die Vielfalt des Lebens und seine Gesundheit zu bewahren...
    Der Pantheismus ist keine Religion, sondern eine Weltanschauung, da er keine Religionsstifter, Religionsgemeinschaften, heiligen Schriften, Institutionen, Rituale oder Dogmen kennt. Auch sind die religiösen Ver- und Gebote unvereinbar mit den Naturgesetzen, die der Pantheismus auf ein "Gott" genanntes Höchstes Gesetz zurückzuführen sucht, so Platon im Begriff der "dynamis" und Aristoteles in dem des "Demiurg (Unbewegter Beweger)". Verschiedene Vertreter des Pantheismus haben durchaus unterschiedliche Hypothesen und Theorien entwickelt.

    Zitat: Das ist rein Erkenntnis getrieben.
    Meistens ist es ja so, das der persönliche Nutzen im Vordergrund steht.
    Für mich ist das Überwiegen des Persönlichen Nutzen Naturgesetz.
    Ist nicht Erkenntnisgewinn ein persoenlicher Nutzen?

    Zitat: Bei Tieren ebenso wie beim Menschen.
    Gravierende Ausnahmen nennt man wohl „Wunder“.
    Also ohne Ausnahme. :D

    Zitat: Vieleicht ist die "Wissenschaftsglaeubigkeit" eine Alternative.
    Hm, eigentlich darf man das ja gar nicht so sagen aber Wissenschaft ist ja auch nicht nur objektiv, sondern dient möglichst dem eigenen persönlichen Nutzen.
    Natuerlich! Dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.
    Trotzdem hat die Erkenntnistheorie der Wissenschaft einen Riegel in Bezug auf Unwahrheiten vorgeschoben.
    Kein Beweis wird als solcher anerkannt, wenn er nicht diesem strengen Regelwerk standhaelt.

    Zitat: Wobei, die Prüfkriterien global verteilt schon streng sind u. das zw. einer Hypothese u. einer in sich schlüssige Theorie Welten liegen, dürfte für den Normalbürger nicht so schwer sein.
    Erstunlicherweise doch! Auch das zeigen ja die Foren schoen! Die meisten Menschen wollen nur das glauben, was eh ihre vorgefasste Meinung bestaetigt. Da wiegt schnell eine Hypothese mehr als eine schlüssige Theorie.
    Gustave Le Bon hat dazu folgendes geschrieben:
    Zitat: Man darf nicht glauben, eine Idee könne durch den Beweis ihrer Richtigkeit selbst bei gebildeten Geistern Wirkungen erzielen. Man wird davon überzeugt, wenn man sieht, wie wenig Einfluss die klarste Beweisführung auf die Mehrzahl der Menschen hat. Der unumstößliche Beweis kann von einem geübten Zuschauer angenommen worden sein, aber das Unbewusste in ihm wird ihn schnell zu seinen ursprünglichen Anschauungen zurückführen.
    Sehen wir ihn nach einigen Tagen wieder, wird er aufs Neue mit genau denselben Worten seine Einwände vorbringen.

    Auch Schopenhauer hat in seiner "eristischen Dialektik" geschrieben: "Alle Argumente, die sich an den Verstand und nicht an das Gefühl richten, haben keinen Sinn."
    Dies bestaetigt auch jedes Management Training.
    Traurig aber wahr.

    Zitat: Zitat: Daher liegt der Schluss nahe, das Menschen per se nicht ohne Religion existieren koennen. Dies traf Anfangs auf mich sicher zu.
    In jungen Jahren hab ich einen inneren Kampf mit mir ausgefochten, da mein Umfeld religiös geprägt war u. z.T. noch ist. Der Religionsunterricht in meiner Schule versuchte ja, mich in ihre Richtung zu zwingen. Das hab ich mir gemerkt!
    Vielleicht lieg ich ja falsch aber bis jetzt bin ich ganz gut mit meiner Entscheidung zum schwachen Agnostiker ganz gut gefahren u. hab keinerlei Ängste mehr auszustehen.
    Geht mir aehnlich.

    Zitat: Schwanken tu ich noch zw. Agnostiker u. Atheist. Wobei Atheist die radikalere Einstellung ist u. eigentlich nicht logisch.
    Mit der Selbstbezeichnung Atheist tue ich mich auch sehr schwer.
    Zumal ich eine sehr abstrakte Vorstellung von Gott habe, die zumindest zur Zeit in etwa so aussieht:
    Gott/Allah/Manitou/ usw.. = Theorie of Everything = M-Theorie

    Falls einmal diese Theorie schluessig bewiesen ist, ist Gott als der Designergott bewiesen.
    Dann bleibt nichts Mythisches mehr, ausser in den Koepfen der (meisten) Menschen.

    Zitat: Naja, wenn sich Raustellen sollte das das Universum ein in sich abgeschlossenes System ist, welche Aufgaben bleiben dann noch für einen Schöpfer. Wobei – ändern würde sich dadurch nichts wie du schon mal wo geschrieben hast.
    Genau! LeBon hat nun einmal leider Recht.

    Zitat: Letztendlich bin ich selbst für mich verantwortlich; ich entscheide u. das ist gut so.
    Ist zwar richtig, aber wir alle sind abhaengig von Entscheidungen anderer, so irrational sie auch sein moegen.
    Deshalb leiste ich meinen winzig kleinen Beitrag in Form von Apologetik, wo immer ich kannn.

    LG
    Martin



    Re: Die Personifikation Gottes

    Parazone - 02.12.2006, 11:13


    Hallo Martin

    Zitat: War das nicht Sokrates?

    Ups!


    Zitat: Sehr interessant, sollte ich wohl auch mal lesen.

    Ich auch. Hab keine Ahnung, was Spinoza da meint.
    War mir noch nicht wichtig zu lesen, weil ich eben keinen Nutzen darin fand. (Werd ich aber ändern, irgendwann)
    Und wenn ein Mensch keinen Nutzen in etwas findet, tut er es normal nicht.

    Parazone hat folgendes geschrieben: Denn rein Erkenntnis getriebenes Handeln ist eigentlich gegen die Natur.
    Es überwiegt stets der persönliche Nutzen bei Antworten.


    Zitat: Ist nicht Erkenntnisgewinn ein persoenlicher Nutzen?

    Schon, aber allein vom persönlichen Nutzen lässt sich schwer leben.
    Erst, wenn ich gut lebe, mir um das Brot von Morgen keine Sorgen machen muss hab ich Muse u. den nötigen Mut mir neuen Erkenntnisgewinn anzueignen.
    Schiebt die Natur nicht zuvor einen Riegel vor?
    Wenn ich Spinoza lese u. verstehe bringt mir das kein Benzin in den Tank.
    Lese ich Magazine, die mich beruflich weiterbringen od. festigen, bringt mir das einen Kontostand.
    Ein Gläubiger ließt ja auch nur die Sachen von der er meint das sie ihn weiterbringen u. worin er einen persönlichen Nutzen sieht. Mir ist in muslimischen Foren noch kein orthodoxer Gläubiger begegnet der bereit wäre Spinoza zu lesen (ist mal eine subjektive Annahme), also seine Zeit für reine Erkenntnis zu opfern – wie ich sie verstehe.
    Den würde er verstehen währe seine Orthodoxie gefährdet u. deshalb tut er es nicht.


    Der Bauer in dritte Welt Länder, der abends vom Feld nach Hause kehrt, hat keinen Kopf für philosophische Gedanken.
    Er isst, schläft u. hofft das Morgen die Sonne scheint. Tag für Tag. Einziges Ziel: Überleben. Experimente werden vermieden, zu viel steht auf dem Spiel.

    So seh ich das. Lieg ich da so weit daneben. :?:

    LG



    Re: Die Personifikation Gottes

    mpoetschik - 02.12.2006, 11:34


    Hallo Parazone

    Zitat: Schon, aber allein vom persönlichen Nutzen lässt sich schwer leben.
    Erst, wenn ich gut lebe, mir um das Brot von Morgen keine Sorgen machen muss hab ich Muse u. den nötigen Mut mir neuen Erkenntnisgewinn anzueignen.
    Voelig richtig. Wie ich schrieb: Gewinn an reiner Erkenntnis ist ein Luxus, den sich nur wenige leisten koennen und in der Vergangenheit konnten.

    Zitat: Mir ist in muslimischen Foren noch kein orthodoxer Gläubiger begegnet der bereit wäre Spinoza zu lesen (ist mal eine subjektive Annahme), also seine Zeit für reine Erkenntnis zu opfern – wie ich sie verstehe.
    Den würde er verstehen währe seine Orthodoxie gefährdet u. deshalb tut er es nicht.
    Vermutlich wuerde er anfangen zu lesen und dann das Buch wegen Blasphemie in die Ecke werfen.

    Zitat: Der Bauer in dritte Welt Länder, der abends vom Feld nach Hause kehrt, hat keinen Kopf für philosophische Gedanken.
    Er isst, schläft u. hofft das Morgen die Sonne scheint. Tag für Tag. Einziges Ziel: Überleben. Experimente werden vermieden, zu viel steht auf dem Spiel.
    So seh ich das. Lieg ich da so weit daneben.
    Keineswegs, 100% Zustimmung

    LG
    Martin



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