Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule

BSK Forum
Verfügbare Informationen zu "Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: office
  • Forum: BSK Forum
  • Forenbeschreibung: Forum der Budnesschülerkonferenz
  • aus dem Unterforum: Beschlüsse
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Freitag 27.10.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 6 Monaten, 11 Tagen, 6 Stunden, 18 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule"

    Re: Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule

    office - 31.10.2006, 14:32

    Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule
    1 Einleitung

    Auf der vierten Tagung des Plenums der Bundesschülerkonferenz (BSK) vom 20. Mai bis zum 22. Mai 2005 in Rostock-Warnemünde hat die AG 1 sich mit dem Thema „Ganztägig lernen - Eine neue Schul- und Lernkultur?“ beschäftigt. Aus den Positionen der einzelnen Länder ist nach einer längeren Diskussion ein Konzept entstanden, das die Ideen, Vorschläge und Visionen der BSK formuliert und in diesem Dokument dargelegt werden soll.

    2 Was ist eine Ganztagsschule?

    2.1 Grunddefinition von Kultusministerkonferenz und Bundesministerium für Bildung und Forschung

    Die (KMK) hat als Grundvoraussetzung für Ganztagsschulen beschlossen, dass förderungswürdig ist, wer an wenigstens drei Nachmittagen ein Betreuungsangebot bis 17:00 Uhr anbietet, das in Absprache mit der Schulleitung stattfindet und deren Verantwortung steht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BmBF) konkretisierte daraufhin diese Vorgaben und führte eine offene und eine gebundene Form der Ganztagsschulen ein.


    Offene Form: „[Sie] orientiert sich an der klassischen Unterrichtsstruktur der Halbtagsschule und bietet nach dem Mittagessen ein freiwilliges Nachmittagsprogramm. Die Betreuung übernehmen Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte wie Erzieher und Sozialpädagogen. Oftmals werden außerschulische Partner wie Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe und Vertreter von lokalen Vereinen eingebunden. Jeweils zu Beginn des Schuljahres entscheiden die Eltern, ob ihre Kinder das Ganztagsangebot wahrnehmen.“ [1]

    Gebundene Form: „Der Unterricht findet auf den ganzen Tag verteilt statt, die klassische Einteilung in 45-Minuten-Einheiten kann aufgelöst werden. Unterricht und Freizeit, gemeinsames und individuelles Lernen, Phasen der Konzentration und der Entspannung wechseln sich ab. Das gesamte Tagesprogramm - auch rhythmisierter Tagesablauf genannt - ist für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Fachlehrer, Sozialpädagogen und außerschulische Partner aus Vereinen, Jugendhilfe oder Ausbildungsbetrieben arbeiten in der Schule zusammen.“ [1]

    2.2 Die Ganztagsschule aus Sicht der Bundesschülerkonferenz

    Die Bundesschülerkonferenz (BSK) hält die o.g. Definitionen für nicht ausreichend. Insbesondere die Definition der KMK schöpft das Potenzial des Begriffs „Ganztagsschule“ nicht aus. Vielmehr impliziert sie lediglich eine organisatorische Grundlage und lässt gerade ein pädagogisches Konzept vermissen. Eine schlechte Schule, die ganztägig organisiert ist, ist eine ganztägig schlechte Schule. Die Motivation von Schülerinnen und Schülern nimmt unter solchen Voraussetzungen weiter ab. Daher muss das Ziel sein, eine bessere Ganztagsschule zu errichten. Folgende Kriterien sind hierfür entscheidend:

    Gestaltung der Schule als Lebensraum: Dies kann beispielsweise architektonisch erfolgen, aber auch nur einzelne Raumänderungen betreffen. So sind z.B. Lerninseln, Bibliotheken oder Grünpflanzen (zur Verbesserung des Raumklimas und zur Schaffung von Erholungsräumen) denkbar.

    Rhythmisierung des Schulalltags: Dies kann beispielsweise durch die Aussetzung des 45-Minuten-Taktes verwirklicht werden.

    Studienwerkstatt: Freiräume in der Stundentafel könnten als Fragestunden eingerichtet werden, in denen Schülerinnen und Schüler mit ihren Fachlehrkräften offene Probleme klären, in den Verarbeitungsphasen also Rat der Lehrkraft einholen können. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Lehrerinnen und Lehrer während ihrer unterrichtsfreien Arbeitszeit (UFAZ) in der Schule bleiben und ansprechbar sein müssen.

    Schulisches Pädagogikkonzept: Die Schulen erstellen ein Schulprogramm, welches die Akzente der Schule verdeutlicht (z.B. naturwissenschaftliches oder sprachliches Gymnasium). Ein solches Konzept kann nur funktionieren, wenn es auch im Schulalltag gelebt wird, z.B. durch fächerübergreifenden Unterricht (Kochkurs in spanischer Sprache an einer sprachlich geprägten Schule).

    Schulklima: Eine angenehme Arbeitsatmosphäre kann nur erreicht werden, wenn alle am Schulleben Beteiligten sich an der Schule wohl fühlen. Dies kann beispielsweise erreicht werden, wenn Beratungsdienste (wie z.B. Schulpsychologen oder -sozialarbeiter) und medizinische Dienste, sowie Gewalt- und Suchtpräventionsprogramme in den Schulen installiert werden. Auch ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schülerschaft kann zu einer erheblichen Verbesserung des Schulklimas führen.

    Stärkung der Schulautonomie: Den einzelnen Schulen müssen mehr Gestaltungsspielräume eingeräumt werden, damit sie Stärken ausbauen und Schwächen abbauen können. Um dies verwirklichen zu können, müssen den Schulen mehr Rechte eingeräumt werden.

    Stärkung der Autonomie der Schülerinnen und Schüler:

    Schülerinnen und Schüler sollen ihre temporalen Freiräume selbst ausgestalten. Zum Beispiel durch gegenseitige Unterstützung bei der Bewältigung der Hausaufgaben oder durch eigenorganisierte Erholungsphasen.

    Fördern von individueller Bildung: Bildung an Ganztagsschulen soll auf die Bedürfnisse der einzelnen Schülerin / des einzelnen Schülers eingehen. Zum Beispiel kann der Frontalunterricht durch projekt- und praxisorientierten Unterricht ersetzt werden. Das aktive und eigenverantwortliche Lernen muss für die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund stehen.

    Sicherstellen von gesunder Schulspeisung: Jede Schülerin / jeder Schüler soll die Möglichkeit erhalten, eine warme Mittagsmahlzeit zu sich zu nehmen. Dies beinhaltet auch, dass sie gesund und damit abwechslungsreich ist. DieSchule soll auf die Rücksichtnahme auf verschiedene Essgewohnheiten hinwirken. Eine Ganztagsschule, die diese Kriterien erfüllt, entspricht dem Anspruch, den die Bundesschülerkonferenz an eine Ganztagsschule stellt. Etwas Anderes stellt nur ein „Weiter so“ bzw. Länger so“ dar. Die BSK weist auch darauf hin, dass eine Ganztagsschule in offener Form - bietet sie ein umfangreiches, gut organisiertes und vielfältiges Betreuungsangebot - eine anzustrebende Variante der Ganztagsschule sein kann. Nicht nur, weil die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler an dem Ganztagsangebot optional ist, bietet gerade sie einen weiten Freiraum für Schülerinnen und Schüler, sowie deren Eltern zur außerschulischen zeitlichen Gestaltung.

    3 Aktueller Stand bei Ganztagsschulen

    Die BSK nimmt wahr, dass ein Großteil der Ganztagsschulen lediglich die alten Strukturen an wenigstens zwei Nachmittagen um ein Betreuungsangebot bis 16:00 Uhr ergänzt, um förderungswürdig zu werden. Hierbei werden die Mindestanforderungen häufig nicht einmal durch Unterricht, sondern durch Arbeitsgemeinschaften, Eltern oder außerschulische Organisationen (z.B. Vereine) gedeckt, was keinen grundsätzlichen Wechsel in der Politik der Schule bedeutet. Damit widerspricht der aktuelle Stand den von der BSK formulierten Aspekten.
    Diverse Umfragen belegen, dass die Schülerinnen und Schüler der neu geschaffenen Ganztagsschulen häufig gar nicht über den neuen Schulstatus informiert sind. Das bestätigt, dass die Schülerinnen und Schüler spüren, ob eine tatsächliche Veränderung in der Schul- und Lernkultur stattfindet oder nur einige Unterrichtsstunden Nachmittags an den Vormittagsunterricht angehängt werden.

    4 Ganztagsschule als eine Lösung

    Das Programm „Ganztägig Lernen“ ist als Reaktion auf PISA 2000 aufgelegt worden, um die offen gelegten Bildungsdefizite zu beheben. Dieser Ansatz ist zu unterstützen, jedoch geht er nicht weit genug. Wie oben aufgezeigt, kann die unzureichende Definition der KMK nicht als Allheilmittel der Bildungsmisere angesehen werden. Höchstens kann eine bessere Ganztagsschule eine Möglichkeit darstellen Auch sie ist allerdings nur ein Teil der Lösung. Des Weiteren sind Veränderungen im Schulumfeld und -alltag nötig. Auch die neuen Medien müssen dringend mit einbezogen werden, damit Schulen Innovationswerkstätten werden können. Für einen erfolgreichen Wissenserwerb müssen sicherlich auch neue Lernmethoden entwickelt und umgesetzt werden.

    5 Beteiligung an Ganztagsschulen

    Der Erziehungsauftrag einer jeden Schule ist es, den Schülerinnen und Schülern ein demokratisches Grundverständnis zu vermitteln. Dieser Ansatz wird durch das Projekt „Demokratie lernen und leben“ von der Bund-Länder-Kommission bekräftigt und von der BSK konsequent umgesetzt.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum BSK Forum

    Leitlinien der BSK zur Hochschulfinazierung - gepostet von office am Dienstag 31.10.2006
    Durchführung des BSK-EU-Kongresses - gepostet von Michael am Mittwoch 15.11.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Leitlinien der BSK zur Ganztagsschule"

    BSK banner Center - Slayersoldier (Montag 16.01.2006)
    Leitlinien der BSK zur Hochschulfinazierung - office (Dienstag 31.10.2006)
    BsK-Treffen 14. - 16.09.2007 - timo (Donnerstag 09.08.2007)
    Durchführung des BSK-EU-Kongresses - Michael (Mittwoch 15.11.2006)
    neue Leitlinien für die Diagnostik und Therapie der Endo - Kiwi79 (Donnerstag 28.12.2006)
    Leitlinien der BSK zur Vorschulische Bildung - office (Dienstag 31.10.2006)
    Leitlinien der BSK zum Thema Sportunterricht - office (Dienstag 31.10.2006)
    Leitlinien für den Einsatz von GnRH-Analoga - phoenix (Samstag 03.06.2006)