Der Wintergarten

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    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 08.10.2006, 19:43

    Der Wintergarten
    Es handelt sich dabei um einen gemütlichen, in Braun gehaltenen Wintergarten, der sich hervorragend dazu eignet sich zum Frühstück zu versammeln.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 09.10.2006, 11:13


    pp: Spieleinstieg

    Irgendwann während er geschlafen hatte, war Andrew unruhig geworden. Er hatte selbstverständlich nicht ausmachen können, woher die Unruhe stammte, doch sobald der Wissenschaftler sich von seiner Schwäche hatte befreien können, war er aufgestanden und hatte sich angekleidet.

    Inzwischen hatte Richards Butler dafür gesorgt, dass einige seiner persönlichen Sachen, aber vor allem Kleidung engetroffen war und so trug Andrew nun einen hellgrauen Cashmere-Anzug, der nicht nur angemessen elegant, sondern vor allem bequem war und den inzwischen recht zerbrechlichen Körper hervorragend vor Kälte schützen konnte.

    Das dunkelbraune Haar hatte er zurückgenommen und gab so den Blick auf seine feinen, aber im Moment wie gemeißelt wirkenden Züge frei. Die hellen Augen waren noch immer trüber als sie es sein sollten, doch Andrew arbeitete verbissen daran, all das was er jetzt besaß zu behalten. Was auch immer ihn befallen haben mochte, es würde kein leichtes Spiel haben. Hielt man ihn für gewöhnlich für sanftmütig, so verbarg sich hinter dieser vermeintlich weichen Schale ein ungezügelter und manchmal erschreckend unnachgiebiger Wille.

    Als sein Freund jetzt in Begleitung von Mrs. Jenings den Raum betrat, spürte Andrew seine Unruhe zunehmen. Es verwunderte ihn zwar nicht, dass die Frau die Ursache dafür war, aber dafür die Tatsache, dass sie selbst offensichtlich nichts dafür konnte.
    Andrews scharfer Blick sah sie an und gleichzeitig durch sie hindurch.
    Er sah Schatten, wo keine waren und fühlte eine Kälte in den Raum kriechen, die derjenigen, welche er in sich trug nicht unähnlich war.
    Mrs. Jenings hatte wohl auch eine Begegnung der Dritten Art gehabt...

    Andrew erhob sich langsam und sah den beiden Menschen entgegen, bevor er Richard zunickte und ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zu legen vermochte und Mrs. Jenings wie es sich gehörte die Hand hinhielt.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 09.10.2006, 12:08


    pp: Salon (Richard & Gilli)

    Richard betrat Seite an Seite mit Gillian den Raum, zog seinen Arm allerdings zurück, als Andrew sich erhob, und die Dame zu begrüßen.
    Die grünen Augen musterten Andrew prüfend, bevor er ganz offenbar zu dem Schluss kam, dass es dem Mann durchaus gut genug ging, um das Bett meiden zu können.

    Davon einmal abgesehen beruhigte es ihn, dass Andrew von alleine die Initiative ergriff, am Leben wieder teilzuhaben.
    Er lächelte selbstzufrieden, als er bemerkte, dass sein Freund wieder seine eigenen Kleider trug - offensichtlich waren sie endlich angekommen, und wie immer hatte es außer der Dienerschaft niemand bemerkt.
    So wie es sein sollte.

    Der Okkultist deutete zu dem Stuhl, auf welchem Frederick noch vor wenigen Stunden gesessen hatte, und bot ihn Gillian an, während er selbst auf dem dritten Stuhl Platz nahm.
    Er musterte Andrew ein weiteres Mal, und wandte sich dann dem Teeservice zu.
    Es war überflüssig, Andrew mitzuteilen, dass er besser aussah, oder dass es ihn freute, zu sehen, dass er langsam wieder auf die Beine kam, also sparte Richard sich dergleichen.
    "Tee?" Fragte er ohne aufzusehen in die Runde, während er die erste Tasse füllte.



    Re: Der Wintergarten

    Gillian Jenings - 09.10.2006, 15:34


    Gillian ergriff die dargebotene Hand und ließ sich nicht anmerken, dass sie die Kälte der Finger überraschte. Der Händedruck jedoch war kräftig, aber nicht zu fest, was sie bei einem Arzt auch verwundert hätte. Meistens wussten sie wie viel Kraft sie wie aufwenden mussten, um genau die Mitte zu treffen.

    "Tee?" fragte Richard, nachdem sie sich gesetzt hatte, ohne aufzusehen.
    "Ja." antwortete sie und wartete ab, bis der Okkultist ihr eine Tasse gereicht hatte. Dann schlug sie die Beine übereinander und nippte an dem heißen Getränk, um die beiden Herren über den Rand hinweg mustern zu können. Richards Blick blieb gewohnt scharf, auch wenn er noch stechender wirkte als normal und Simmons schien sie nachdenklich zu prüfen.
    Hatte sie etwas verpasst?

    Gillian zog also auffordernd eine Augenbraue hoch und blickte zurück, während sie die Tasse zurück auf die Untertasse sinken ließ und wartete.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 09.10.2006, 15:45


    Andrew spürte, dass von dieser Frau "etwas" ausging, doch was es war, begriff der logisch denkende Wissenschaftler nicht. Es hatte nichts mit ihrer einnehmenden Aura zu tun, sondern handelte sich eher um eine Art Reststrahlung von etwas Dunklem und Bösem.

    "Ja, bitte." entgegnete er Richard, der ohne sie anzusehen Tee ausschenkte. Während Mrs. Jenings ihren bereits in Empfang genommen hatte, lehnte sich Andrew vor, um den seinigen aus Richards Händen zu nehmen.

    Als auch der Okkultist zum Sitzen gekommen war, legte sich Schweigen über die drei Menschen, wobei Mrs. Jenings auffordernd zu ihnen sah, als ob sie sich eine Erklärung erbitten würde.
    Was Andrew selbstverständlich zu dem Punkt brachte zu fragen, eine Erklärung worauf?

    "Was ist passiert?" fragte der Wissenschaftler schließlich direkt und fixierte die Frau vor sich. Sie lächelte amüsiert.

    "Woher wissen Sie, dass überhaupt etwas passiert ist?" fragte Gillian mit ihrer rauchigen Stimme und die dunklen Augen glitzerten belustigt.

    "Ich weiß es."

    Ihr Lächeln verblasste ein wenig und das Glitzern in den Augen wurde berechnend.
    "Meine Kutsche befand sich auf dem Rückweg, als sie von... etwas attackiert wurde. Ich kann Ihnen nicht sagen, was es gewesen ist... aber vielleicht WISSEN Sie das auch?" erkundigte sie sich spitz.

    Andrew schwieg.
    Vielleicht wusste er es. Vielleicht auch nicht. Und wenn er es wusste, sollte er es sagen? Obwohl er es nicht wissen durfte?

    "Eventuell..." setzte er an und besaß dann doch nicht den Mut auszusprechen, was er eigentlich hatte sagen wollen. "Raubtiere? Wölfe? Ähnlich denen von gestern Nacht?"



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 09.10.2006, 18:32


    Richard, der sich in seinem Stuhl zurückgelegt hatte, betrachte die kurze Szene zwischen Gillian und Andrew mit leichtem Amusement.
    Es war interessant, zu sehen, was Menschen alles vermuten konnten, wenn sie andere nur lange genug beobachteten.

    Andrews Verstand war schon immer sehr scharfsinnig gewesen, doch zu erkennen, dass Gillian ähnliches passiert war wie ihnen - und trotz Andrews Ausweichender Antwort wusste er, dass sein Freund zu genau diesem Schluss gekommen war.

    Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, und schweigend führte er seine Tasse an den Mund um an dem Tee zu nippen.

    Der Okkultist bemerkte das Glitzern in Gillians Augen, und wusste, dass sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben würde.
    Ganz zu schweigen davon, dass sie alle drei wussten, dass es nicht Wölfe gewesen waren, die sie angegriffen hatten.

    "Am hellichten Nachmittag, Andrew?" Warf er leise, aber bestimmt ein.
    Er schüttelte leicht den Kopf.
    "Glaube ich nicht." Erwiderte er langsam, machte allerdings auch keine Anstalten, eine bessere Erklärung zu benennen, was ganz einfach daran lag, dass er keine hatte.
    Noch nicht.

    Nachdenklich sah er seine Freund an, während er im Geiste erneut durchzugehen versuchte, was er zwischenzeitlich herausgefunden hatte.
    Und ihm fiel ganz nebenbei ein, dass er immer noch nach einem passenden Ritual suchte, um Andrew gegen diverse besitzergreifende, körperlöse, dämonische Präsenzen abzuschirmen.

    Seine Augen bohrten sich in die seines Freundes, als könnte er die Antworten auf seine Fragen dort finden, doch alles, was er entdeckte, war Verwirrung.
    Was wusste Andrew, was sie nicht wussten, und noch viel wichtiger, warum wusste er es?
    Auch dafür gab es verschiedene Möglichkeiten der Erklärung, und binnen Sekunden begann Richard sie durchzuspielen, und wieder zu verwerfen.

    Restwissen der dämonischen Präsenz, die seinen Körper in Besitz genommen hatte?
    Erinnerungen in seinem Unterbewusstsein, für die besagte Präsenz ebenfalls verantwortlich war?
    Oder stand er vielleicht unter einem Bann?
    Möglicherweise infiltrierten diese Wesen auch Andrews Geist.
    Gaben ihm Informationen, die keine waren, um herauszufinden, wieviel sie wussten?

    Richards Augen verengten sich ein wenig, während er diese letzte Möglichkeit aus seinen Gedanken zu verbannen versuchte.
    Vertrauen.
    In diesem Falle wollte er nicht zweifeln, sondern vertrauen, und doch fühlte er, wie es ihm schwer fiel, jetzt, da er diesen Gedanken einmal gefasst hatte.

    Er wandte sich langsam wieder Gillian zu, die Andrew aus berechnenden, blauen Augen heraus fixierte.
    "Ich nehme nicht an, dass du über Nacht bleiben möchtest." Sagte er, und lächelte erneut spöttisch, wartete aber ihre Antwort ab, bevor er fortfuhr.



    Re: Der Wintergarten

    Gillian Jenings - 09.10.2006, 19:34


    Gillian lächelte spöttisch und lehnte sich zurück.
    „Nein, ich werde selbstverständlich nicht über Nacht bleiben. Immerhin gibt es Regeln, die zu befolgen ich mich entschieden habe.“
    Ihre Augen glitzerten. Sie beide wussten, dass es nichts gab, was sie tun musste, doch Gillian hatte beschlossen sich nicht alle Freiheiten ihres eigenwilligen Geistes zu gestatten und züchtig jeden Abend zu ihrem Ehemann zurückzukehren ersparte ihr eine Menge unnötiges Gerede, dessen sie sich nicht erwehren wollte.
    Simmons schien ihnen nicht zuzuhören. Sein Blick wirkte nachdenklich und als er sich erhob, den Tee unangerührt zur Seite stellte und aus dem verglasten Gerüst sah, welches den Wintergarten darstellte, schlich sich ein selbstzufriedenes Lächeln auf ihre Züge.
    Er wusste etwas, traute sich aber nicht die Karten auf den Tisch zu legen.
    Angst, Doktor Simmons?
    Zu Recht wie ich meine!
    „Ich glaube aber auch nicht, dass…“ Ihre Fingerspitzen strichen über den Rand der Tasse, während sie Richard erneut fixierte und nun ihrerseits Simmons bewusst ignorierte. „Du wirklich mit einer anderen Antwort gerechnet hast, nicht wahr? Daher dürfte für meine Rückreise inzwischen Sorge getragen werden. Oder…“ Sie erhob sich geschmeidig und trat mit der alten aufreizenden Eleganz zum Kamin. „Sollte ich mich derart in dir getäuscht haben?“
    Gillian wandte sich um, denn sie verspürte eine Abneigung dagegen Richard im Rücken zu haben, sondern bevorzugte es nach dem heutigen Erlebnis alles und jeden im Blick zu behalten.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 09.10.2006, 22:33


    Richard gestattete sich ein kurzes Grinsen und nickte dann leicht.
    "Ich habe einen Boten zu deinem.... Gatten... geschickt." Erklärte er während er Gillian ansah. "Um ihn davon zu unterrichten, dass du dich verspäten wirst."
    Er stellte die Teetasse wieder ab, und legte den Silberlöffel auf die Untertasse.

    "Meine Kutsche steht selbstverständlich jederzeit zu deiner Verfügung." Fügte er dann hinzu, wodurch er deutlich machte, dass sie den Zeitpunkt ihrer Abreise selbst wählen konnte.
    Er wollte eigentlich noch fortfahren, würde dann allerdings durch ein merkwürdiges und unbehagliches Kribbeln in seinen Fingerspitzen davon abgehalten.

    Irritiert sah er auf, als sämtliche seiner inneren Alarmsirenen zu schrillen begannen, und die blassgrünen Augen richteten sich auf Andrew, konnten die Quelle dieses beklemmenden Gefühles allerdings nicht ausmachen.
    Er kniff die Augen zusammen, aber das Kribbeln wollte nicht nachlassen.
    All seine Sinne sagten ihm deutlich, dass etwas anders war... nicht so, wie es sein sollte.
    Energien, die nicht zusammenpassten, wie er es zu sagen pflegte.
    "Andrew?" Fragte er vorsichtig, während er sich langsam aufrichtete, und den Rücken seines Freundes fixierte.
    Möglicherweise bildete er es sich nur ein, aber ihm war so, als sei die Temperatur in dem kleinen gläsernen Anbau plötzlich rapide gefallen.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 09.10.2006, 23:22


    Andrew lauschte dem Gespräch der beiden Menschen nur mit einem Ohr. Er war unruhig und gleichzeitig sicher, eine Entscheidung treffen zu müssen. Jetzt.

    Seine Hand legte sich unbewusst auf seinen Bauch und er fragte sich einen Moment lang, welches Sein für welche Gedanken zuständig war. Er spürte die fremde Präsenz inzwischen deutlich in sich. Andrew konnte nicht erklären, wieso das erst jetzt der Fall war und nicht schon früher eingesetzt hatte, doch er wusste keine Antwort. Er hatte eine Reihe von Veränderungen an sich festgestellt. Sie reichten von Wissen, das er nicht haben sollte über eine schnellere Auffassungsgabe und die Fähigkeiten dieses "Etwas" bedingt spüren zu können.
    Ein Teil seiner Persönlichkeit nahm den Umstand gelassen und irgendwie ergeben hin. Er spürte, dass er dagegen nichts tun konnte. Ohne dass sie hätten eingreifen können, war etwas in Gang gesetzt worden, das sie noch nicht verstanden. Andrew aber hatte eines begriffen. Wenn jemand es bemerken und verstehen konnte, dann waren es diese fünf Menschen, die ihm nahestanden oder ihn in den letzten Wochen umgeben hatten.

    Der andere Teil seiner Persönlichkeit begehrte gegen all diese Überlegungen auf und schrie nach Antworten, die seine Angst lindern würden. Die Welt, die er kannte, brach um ihn herum auseinander und löste sich in Nichts auf. Sein Verstand flüsterte ihm jedoch zu, dass wenn er nur alles abstreiten und ignorieren würde, er die Chance bekäme in sein altes Leben zurückzukehren.
    Sein altes Leben.
    Ohne Lisa?
    Eine Entscheidung musste gefällt werden.

    "Es war einer der Weißen Krieger." sagte Andrew endlich, nachdem Richards Stimme verklungen war.
    Er wandte sich um. Es gab kein Zurück mehr. Es gab kein altes Leben mehr. Es gab nur noch die Chance sich damit abzufinden, dass sich alles verändert hatte.

    "Ich kann euch... Ihnen..." Er sah zu Gillian, die eine ungeduldige Handbewegung machte. "Nicht erklären, wer uns gegenüber steht oder warum... was er oder sie hier will oder warum... sich alles verändert hat. Ich weiß nur, dass... seine Geschöpfe des Tages riesigen Raben oder Krähen gleichen. Ähnlich wie die Fledermausleiche sind sie... zu groß... und zu bösartig um... real... um... normal zu sein."

    Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Schädel.

    "Simmons!" schrie Gillian und im nächsten Augenblick durchbrach eine gestaltgewordene Erklärung Andrews die Fensterscheibe und fegte durch den Raum.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 09.10.2006, 23:45


    Richard reagierte sofort.
    Er stieß Gillian sanft, aber bestimmt in Richtung Boden, bevor er selbst auf Andrew zusprang, diesen allerdings nicht erreichte, da ein überdimensional proportionierter Vogel ihm den Weg abschnitt.
    Das Tier riss den Schnabel auf, und stieß ein markerschütterndes Krächzen aus, welches Richard das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    Boshafte, rote Augen funkelten ihn an, als das Vieh seine Schwingen ausbreitete, und der Mann gewahrte die großen, scharfen Klauen die aus den Beinen des Wesens ragten.
    Er versuchte, nach links auszuweichen, doch der Vogel sah das Manöver ganz offenbar voraus, schlug mit den Flügeln, und schnitt ihm erneut den Weg ab.
    Richard stolperte rückwärts, um dem bezahnten Schnabel zu entgehen, der nach ihm pickte.
    Ein gezielter Flügelschlag schmetterte ihn gegen den Kamin, und Richard spürte einen unschönen Schmerz, als ihm schlagartig alle Luft aus seiner Lunge gepresst wurde.
    Nur langsam kam er wieder auf die Beine, doch in den grünen Augen glitzerte es verärgert.
    Er streckte die Hand aus, und zog eine kleine Eisenstange aus der Vorrichtung vor dem Kamin, die eigentlich dazu da war, die brennenden Holzscheite zu wenden.
    Die untere Spitze hielt er einige Sekunden lang in die glühende Kohle, bevor er die Eisenstange wieder herauszog, nach vorne stürzte, und sie im linken Auge der Kreatur versenkte.
    Der Vogel schrie wütend auf, wirbelte herum, aber dieses Mal war Richard schneller.
    Er duckte sich unter einem Flügelschlag hinweg, und hieb mit dem glühenden Eisen auf die Beine des Vogels ein.
    Flatternd erhob sich das Federvieh in die Lüfte.
    Richard glaubte ein heiseres, aber boshaftes Lachen zu hören, als die Krähe auf die zerbrochene Glasscheibe zuflatterte und er schüttelte leicht den Kopf.
    "So nicht." Knurrte er, nahm einen der Zierdegen von der Wand, und schleuderte ihn hinter dem Vogeltier her.
    Zu seiner Überraschung traf er recht gut.
    Der Degen durchbohrte Unterbauch und Kehle des Wesens, so dass es mit einem gluckernden Laut zu Boden fiel, und dort reglos liegenblieb.
    Erstaunt hob Richard eine Augenbraue, äußerte sich allerdings nicht dazu.
    Er reichte Gillian die Hand, um ihr wieder aufzuhelfen, und griff sich dann selbst an die Schläfe, als er bemerkte, dass irgendetwas seine Wange heruntertroff.
    Blut?
    Oh ja, großartig.
    Er zog ein dunkles Taschentuch hervor, und tupfte die Stelle vorsichtig damit ab.
    "Der weißen Krieger?" Nahm er das Gespräch auf, sah Andrew skeptisch an, nur um gleich darauf an seinem Freund vorbei auf das Federvieh zuzuschreiten.
    Die blassgrünen Augen musterten den Vogel mit unverhohlener Neugier und vorsichtig umkreiste er das Wesen, während er versuchte, sich jede Einzelheit einzuprägen, ganz so als befürchte er, das Tier könne sich gleich in einen Haufen Aschen - oder vielleicht dunklen Schleim - verwandeln.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 10.10.2006, 00:11


    "Exakt." sagte Andrew, dem das Wesen ganz offensichtlich nicht im Geringsten fremd erschien.
    "Sie heißen so, weil sie für die Arbeit am Tag zuständig sind. Für die Arbeit im weißen Licht."

    Gillian hatte sich wieder erhoben und ihre dunklen Augen glitzerten fasziniert. Sie bewegte sich elegant um die Stühle herum und warf den einen oder anderen Blick auf das Wesen, während ihre Hand geradezu versunken eine Strähne aus ihrem Gesicht strich. Selbst jetzt strahlte sie mit jeder Faser ihres Körpers eine Anziehungskraft aus, die ihresgleichen suchte.

    "Arbeit?" fragte sie leise und sah Andrew an. "Was meinen Sie damit?"

    "Diese Wesen existieren nur, um Tod und Terror für ihren Meister zu verbreiten. Glaube ich..."
    Andrews Züge verzerrten sich kurz vor Anstrengung, während er sich zu konzentrieren versuchte.

    "Meister?" fragte Gillian spöttisch lächelnd. "Denjenigen der Dunkelheit?"

    "Exakt." brachte Andrew atemlos hervor.
    Ihr Lächeln wurde ein wenig herablassender.
    "Sie reden für einen Wissenschaftler eine Menge Blödsinn, Sir."

    Andrews Augen blitzten auf.
    "Ich sage, was ich weiß und das ist im Moment zwar nicht allumfassend, aber mehr als Sie begriffen haben. Ich, für meinen Teil, bin mir sicher, dass es nur einen Weg gibt, diesen ganzen Mist anzugehen."

    Andrew näherte sich ihr mit raubtierhaften Bewegungen und Gillians Augen verengten sich.
    "Der da wäre?" fragte sie nach.
    "Zu begreifen, dass die Dinge sich geändert haben. Sie werden feststellen, dass das auf Sie... mich... und einige andere Menschen zutrifft... Es sind Veränderungen zum Guten... sie sollen helfen..."

    "Doktor Simmons?" fragte Gillian und streckte eine Hand aus, doch bevor sie ihn berühren konnte, hatte er sich erneut, wenn auch ein wenig blasser, abgewandt.

    "Ich kann nicht erklären, warum ich dieses fremde Wissen habe." sagte er ruhig, doch die Anwesenden begriffen, dass der eigentliche Sinn eine stumme Bitte war. "Aber ich glaube... dass dieses Wissen mitzuteilen ein Weg ist uns allen zu helfen."

    Und ich hoffe, dass ihr mir euer Vertrauen oder zumindest eure Aufmerksamkeit, Mrs. Jenings, nicht entzieht, sondern im Gegenteil die Führung übernehmen lasst.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 10.10.2006, 10:07


    Richard hatte während des kurzen Wortwechsels geschwiegen, und beiden nur halb seine Aufmerksamkeit geschenkt, während er das Ding auf seinem Fußboden studiert hatte.

    Trotzdem nahm er jedes einzelne Wort auf, welches Andrew von sich gab, um es mit dem, was er sah und wusste zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.

    Handelte es sich bei diesen überproportionierten Vögeln also um das Pendant überdimensionierter Fledermäuse...
    Das war interessant, aber gleichzeitig auch beängstigend, und Richard wusste, dass der Wintergarten in den nächsten Tagen und Wochen tabu sein würde, da es den Wesen offenbar nicht schwerfiel, die Glasscheiben zu durchbrechen, um sich auf sie zu stürzen.

    Was ihn zu der Frage führte, warum diese Wesen hinter ihnen allen her waren.
    Oder.... hatten sie es womöglich nur auf Andrew abgesehen?
    Richard schüttelte unmerklich den Kopf.
    Nein. Schließlich war Gillian ebenfalls angegriffen worden.
    Und dieser Vogel eben schien sich auch nicht wirklich für Andrew interessiert, sondern ihn vieleher ignoriert zu haben.
    Warum also verfolgten diese Wesen sie?
    Was war es, dass sie für Fledermäuse, Krähen, und denjenigen, der sie befehligte so gefährlich machte?
    Seine Finger knacksten leise, als er sie knetete, um die Kälte in ihnen zu vertreiben.
    Er ging in die Hocke, und berührte das geflügelte Etwas mit den Fingerkuppen.
    Schwarzes Blut troff auf seine Finger, und neugierig starrte Richard auf seine Finger.
    Nun, es wurde von Minute zu Minute interessanter, und er musste zugeben, dass es ihn reizte, dieses dunkle Rätsel zu lösen.
    Er wandte den Blick wieder Gillian und Andrew zu, als habe er jetzt erst gemerkt, dass sie verstummt waren, und durchbrach die Stille mit ernster Stimme, doch wie üblich zierte ein Lächeln seine Lippen.

    "Davon einmal abgesehen ist dein Wissen alles was wir haben." Erwiderte er.
    Und er würde sich nicht vor dem fürchten, was Andrew zu sagen hatte.
    Und sich von seinem Freund abzuwenden oder ihm gar Misstrauen entgegen zu bringen kam erst recht nicht in Frage.
    Was Gillian widerum tat, war ihre Sache... obwohl Richard natürlich hoffte, dass sie sich nicht vor ihnen verschließen würde.
    Denn ob sie wollte oder nicht, er vermutete, dass sie längst Teil dieser Sache war.
    Warum auch sonst der Angriff?



    Re: Der Wintergarten

    Gillian Jenings - 10.10.2006, 11:21


    Die raubtierhaften Bewegungen wollten nicht recht zi Simmons passen, den mit einem braven Lamm zu vergleichen sie sich angewöhnt hatte. Ganz gleich, was er tat, er tat es immer mit einer Sanftheit in Stimme und Gestik, die sie höchst erheitert hatte, zumal ihm selbst dieser Umstand nicht einmal auffiel.

    Dass er ihr hier und jetzt allerdings immer wieder Paroli bot- sie erinnerte sich an ihr erstes Treffen- reizte sie eher in einem negativen Sinne. Auch Richard fraß ihr nicht aus der Hand, sie konnte ihn nicht hundertprozentig einschätzen, aber sie glaubte zumindest zu wissen, welche Hebel sie umlegen musste, um auf eine Ebene zu kommen, wo sie sich ebenbürtig waren. Simmons jedoch entzog sich ihr einfach.
    Konnte es tatsächlich sein, dass dieser analytische Geist nichts anderes mehr sah?!

    "So. Veränderungen. Na, wenn Sie das sagen...!" warf sie in die beginnende Stille und raffte den Rock des Kleides.
    "Wenn es den Herren nichts ausmacht, werde ich mich jetzt nach Hause begeben. Ich habe über... Veränderungen nachzudenken." sagte sie spöttisch und sah innerlich amüsiert wie Simmons resigniert den Kopf schüttelte. Er war wirklich leicht zu durchschauen. Zu direkt. Zu ehrlich. Das würde ihn eines Tages den Kopf kosten.

    Die blaugrünen Augen fixierten sie und mit einer seltsam tonlosen Stimme verabschiedete der Wissenschaftler sich von ihr, um dann auf einen der Stühle zu sinken und gedankenverloren das Wesen auf dem Boden anzustarren.
    Vielleicht sollte der Mann sich lieber um sich selbst kümmern.

    Gillian sah Richard abwartend an, während ihre Hände ein letztes Mal über die Stuhllehne strichen und sie darauf wartete, dass er sie zur Tür begleiten würde.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 10.10.2006, 12:56


    Richard gewahrte den spitzen und leicht spöttischen Tonfall in Gillians Stimme, und er gefiel ihm nicht.
    Er wusste allerdings auch, dass jetzt sicher nicht der geeignete Augenblick war, das anzumerken.
    Auf eine Art konnte er ihre Verwirrung verstehen.
    Ihnen allen war die Kontrolle entglitten, über die Ereignisse, die sie nicht zu beeinflussen vermochten.
    Vielleicht brauchte Gillian tatsächlich ersteinmal Ruhe, und die Möglichkeit zu begreifen, was geschah.

    Er kannte ähnliches Verhalten von sich selbst.
    Spott und Sarkasmus waren mächtige, aber auch gefährliche Verbündete, und doch unschlagbar darin, einen verwirrten oder unsicheren Verstand nach außen hin zu schützen.

    Er nickte unmerklich, streifte Andrew, der sich erschöpft in seinem Stuhl niedergelassen hatte, mit seinem Blick, und trat dann auf Gillian zu, die ihn abwartend ansah.

    Er bot ihr erneut seinen Arm an, und nachdem sie sich untergeharkt hatte, schenkte er ihr ein schiefes Lächeln.
    "Natürlich." Sagte er, bevor er sie aus dem Anbau in den großen Korridor dirigierte.
    Obwohl er nichts hinzufügte, machte dieses eine, kleine Wort, und die Art, wie er es aussprach klar, dass ihn Gillian amüsierte, er aber andererseits wohl eine Vorstellung von dem hatte, was dahinter stehen konnte.

    Der Butler kam ihnen bereits entgegen, und auf seinen Armen trug er etwas warmes, weiches, das er Richard überreichte, und wobei es sich, wie sich gleich herausstellte, um ein Cape handelte.
    Richard breitete das gefütterte, dunkle Cape aus, und schlang es dann behutsam um Gillians Schultern.
    Vorsichtig zupfte er einige wenige rote Strähnen darunter hervor, so dass das lange, rote Haar auf den dunklen, schwarzen Umhang fiel und nicht darunter verborgen lag.
    Einmal mehr stieg ihm der sinnliche Geruch von Gillians Parfum in die Nase, und er spürte, wie es immer schwerer wurde, sich davon loszureißen.
    Trotzdem trat er nun einen Schritt zurück, um ein wenig Distanz zwischen sie zu bringen, als wolle er sich für den Gedanken, den er eben noch gehegt hatte, schelten.
    Der Butler öffnete derweil die Haustür, und Richard sah sich einmal mehr den feinen, anmutigen Zügen Gillian Jenings gegenüber, die ihn interessiert zu mustern schien.
    Richard begegnete ihrem Blick, aber er konnte spüren, wie sie allein durch die Art, wie sie ihn ansah, sein Innerstes in Aufruhr versetzen konnte.
    Das Schlimme dabei war nur, dass er noch wusste, ob es ihm Angst machen, oder gefallen sollte.



    Re: Der Wintergarten

    Gillian Jenings - 10.10.2006, 23:05


    Gillian fixierte Richard und ihre dunklen Augen glitzerten, während sie ihn nachdenklich betrachtete. Ein kleines Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt, doch es hatte nicht unbedingt etwas Sanftes an sich. Vielmehr unterstrich und verstärkte es ihre gleichsam gefährliche wie nahezu unbegreiflich starke Anziehungskraft.

    "Dann wollen wir doch einmal sehen, wie weit ich dieses Mal komme." sagte sie mit ihrer samtenen Stimme und senkte die Lider ein wenig, so dass das Glitzern der Augen stärker wurde.

    "Ich werde mich... noch ein wenig mit diversen Kriegern beschäftigen. Vielleicht finde ich etwas..." sagte sie und sah Richard dann wieder direkt an, während sie ein paar Schritte zur Seite trat und eine Hand auf den Griff der Haustür legte.

    tbc: Haustür und so



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 10.10.2006, 23:22


    Richard nickte unmerklich, während er Gillian ansah.
    Manchmal hatte er das Gefühl, als sähe diese Frau viel tiefer in sein Inneres, als es ihm bewusst war, und er mochte den Gedanken nicht.

    Dennoch war es ein Risiko, welches er einging.
    Gillian zu meiden war keine Alternative.
    Sie zog ihn so sicher an, wie Fliegen von Licht angezogen wurden, und obwohl sie unberechenbar und unnahbar erschien, war es genau das, was für ihn den Reiz ausmachte.

    Diese Frau faszinierte ihn, gab ihm Rätsel auf, und beide spielten sie ein Spiel, welches sich als gefährlich herausstellen konnte.
    Und würde, wenn sie sich zu nahe kamen.

    "Ein Reiter wird die Kutsche begleiten." Teilte er ihr mit, und versuchte dabei normal zu klingen, aber ganz gelingen wollte es ihm nicht.
    "Damit dürfte die Fahr dieses Mal kein Problem werden." Fügte er hinzu, und die blassgrünen Augen musterten Gillian einmal mehr.

    Und sollte es wider Erwarten abermals Probleme geben, wird meine Tür für dich offen stehen... und nicht nur sie..!

    Gillian trat nach draußen, und Richard entließ sie in die Obhut seines Kutschers, während er die Türe wieder schloss, kurz inne hielt, und sich dann wieder in den dunklen Korridor zurückzog, völlig eigenen Gedanken nachhing, und schließlich wieder den Wintergarten, und damit Andrew erreichte.

    tbc: Wintergarten.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 10.10.2006, 23:40


    Andrew beobachtete stumm wie sich die Bediensteten um die Leiche kümmerten und sicherlich in Richards Sinne unterbrachten.
    Schließlich erhob er sich und schritt von dem Stuhl fort in Richtung des zertrümmerten Fensters. Er achtete darauf auf keine der Scherben zu treten und als er nach unten sah, um den nötigen Blick für seine Vorsicht aufzubringen, spiegelte er sich in dem Glas, so dass unzählige Gesichter seiner selbst zu ihm aufblickten.

    Die Bediensteten versuchten ihn so wenig wie möglich zu stören, während sie um ihn herum das Chaos lichteten, doch der Wissenschaftler hatte nicht vor, ihnen aus dem Weg zu gehen. Er hob den Kopf und sah mit unbewegten, ernsten Zügen nach draußen, wo sich der Himmel zu bedecken begann und die ersten Schneeflocken sanft zur Erde tanzten.

    Andrew spürte einen Widerwillen in sich aufsteigen zu tun, was er tat, doch er wusste, dass es nicht sein eigener war. Dem Wesen in ihm missfiel, was seine blaugrünen Augen sahen, sein vernunftbegabter Verstand dachte.

    Andrew jedoch blieb unbewegt stehen und ließ zu, dass ein kalter Windhauch eine Strähne seines Haares löste und ihm in das unbewegte Gesicht wehte. Er verharrte noch einige Sekunden länger, eine unbewegte menschliche Statue, die stumm beobachtete wie die Zeit an ihr vorüberzog und das Privileg genoss niemals eingreifen zu müssen.

    Schließlich jedoch wandte er sich wieder ab und schritt zu dem Stuhl zurück, um sich darauf niederzulassen und nach der Teetasse zu greifen. Zwar war der Tee nicht mehr heiß, aber warm und das würde genügen, um die beginnenden Krämpfe zu unterdrücken.

    Andrew entspannte sich ein wenig und lockerte seine Sehnen und Muskeln. Als Richard zurückkehrte, schaffte er es sogar ein warmes Lächeln auf seine Züge zu legen, das so echt war wie er selbst und damit auch seine Augen zum Glitzern brachte.



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 11.10.2006, 00:09


    Richard kehrte in den kleinen Wintergarten zurück, und sah nun zum ersten mal wieder auf, seit er Gillian verabschiedet hatte.

    Gleich beim Eintreten bemerkte er, dass die zerbrochenen Glasscheiben vom Boden aufgesammelt und weggebracht worden waren.

    Einzig und alleine das Loch in der gläsernen Außenhülle erinnerte an die Vorfälle von vor wenigen Minuten (Wie logisch ist es eigentlich, einen Kamin in einem gläsernen Wintergarten zu haben? :P).

    Als er kurz inne hielt, um sich zu orientierte, entdeckte er Andrew, der mittlererweile wieder auf einem Stuhl Platz genommen hatte.
    In seiner Hand befand sich die inzwischen wahrscheinlich nur noch als lauwarm zu bezeichnende Teetasse und auf sein Gesicht schlich sich ein aufrichtiges Lächeln.

    Andrew musterte ihn kurz bedächtig von der Türschwelle aus, bis er das Lächeln vorsichtig erwiderte und er sich ihm näherte, um sich zu ihm zu setzen.
    "Ich schätze, unsere nächste Teaparty wird im Salon stattfinden müssen..." Sagte er belustigt, um die drückende Stille zu überbrücken, die sich zwischen sie gelegt hatte.

    Es war ein merkwürdiges Spiel manchmal.
    Da kannte er Andrew nun schon ewig, und doch wusste er im richtigen Augenblick selten die richtigen Worte, weswegen er es vorzog, zu schweigen. Oder, wie jetzt, Smalltalk zu betreiben.
    Es tat weh, war aber besser, als Unsicherheit.
    Besser, als Verletzlichkeit.
    Und besser, als etwas falsches zu sagen.



    Re: Der Wintergarten

    Andrew Simmons - 11.10.2006, 11:13


    Andrews Lächeln blieb und er nickte sacht. "Damit könntest du wohl Recht haben."

    Er hatte die Diskrepanz zwischen Richards Lächeln und seinen Worten wohl vernommen, doch im Laufe der Jahre hatte er sich daran gewöhnt. Der eine Abend während ihrer Studienzeit hatte noch immer Macht über sie und der Riss, der entstanden war, würde sich wohl nie wieder schließen. Es waren einfach plötzlich zwei Welten aufeinander geprallt, die nicht zusammen hatten passen wollen. Richard jedoch hatte die besseren Waffen gehabt. Sein Sarkasmus und seine Überzeugung von sich selbst waren eine undurchlässige Schale gewesen, die zu knacken Andrew nicht gestattet gewesen war. So hatte er dabei zusehen müssen wie Richard sich auf seinen eigenen Weg begab, ohne den seinigen zu respektieren.

    Andrew hatte ein wenig Zeit gebraucht, um das zu begreifen. Er hatte auch Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass wenn man ein Freund war, man den anderen ohne an sich selbst zu denken, ziehen lassen musste.
    Er hatte die Zeit bekommen. Die Explosion in dem Laboratorium der Universität hatte sie ihm verschafft.

    Richard hatte sich stets vorgeworfen nicht da gewesen zu sein, als es passierte, da sie nur Stunden zuvor ihre letzte Auseinandersetzung seit der Zeit gehabt hatten und damit der Plan gemeinsam an der Substanz weiter zu arbeiten gescheitert war. Andrew jedoch hatte diese Vorwürfe nie verstanden. Wenn man forschte, gewann man oder verlor man. Er war froh, dass Richard nicht anwesend gewesen war, sonst hätte es ihn vermutlich auch erwischt.

    Seitdem jedoch wurde sein Freund von einem Grauen geschüttelt und war von einer Unsicherheit in Bezug auf seine Person befallen, die ihn unnahbar und kalt wirken ließ. Andrew hatte so oft versucht mit ihm darüber zu reden, doch seine Worte waren an dem Schmerz der Schuld abgeperlt wie Wasser an einer Schicht Wachs. Er war froh um jeden kleinen Sieg gewesen, den er errungen hatte. Dass er jetzt wieder in die blassen Augen sehen durfte, war mehr als er vor einigen Jahren noch zu erreichen gehofft hatte.

    Es war ein tragisches Duett, das sie spielten. Andrew wusste, dass Richard sich nichts sehnlicher wünschte, als sich selbst zu verstehen und zu begreifen, wieso Sarkasmus und Arroganz letztendlich ihn beherrschten und nicht er sie, doch jedes Mal, wenn er ansetzte ihm dabei zu helfen, schien alles nur noch schlimmer zu werden.

    Schließlich hatte Andrew akzeptiert, dass es nur einen Menschen gab, der Richard helfen konnte und dieser Mensch nicht seinen Namen trug.
    Die Jahre verstrichen und wie durch ein Wunder war eine schmale, wackelige Verbindung ihrer Freundschaft geblieben. Ob sie durch die neuesten Ereignisse jedoch zertrennt oder gestärkt wurde, das wusste Andrew nicht.

    Ein eisiger Windhauch streifte seinen Nacken und Andrew hatte alle Mühe sich nicht anmerken zu lassen, wie die Kälte in ihm ihn dazu bringen wollte aufzustehen, aus dem Haus zu fliehen und sich... irgendwohin zu begeben. Der Ruf wurde immer stärker und die Wut der Präsenz in ihm immer größer. Andrew hätte gegrinst, wäre das auch nur einen Moment lang erheiternd gewesen. Er konnte unheimlich stur sein, wenn er wollte.

    "Lass uns lieber... wo anders hingehen... wo es nicht so zugig ist." sagte er und ein kleines Lächeln stahl sich doch auf seine Lippen, als er spürte wie die Präsenz ob dieses Vorschlags noch zorniger wurde.
    Hehehe!

    Andrew erhob sich langsam und ignorierte die schmerzhafte Kälte, die sich in ihm ausbreitete. Er hatte inzwischen so viel hingenommen, da würde er auch damit fertig werden.
    Sein Gesicht gewann ein wenig an Jugendlichkeit zurück, als er erneut lächelnd hinzusetzte: "Und noch ein wenig Tee wäre sicherlich nicht verkehrt."



    Re: Der Wintergarten

    Richard Concord - 11.10.2006, 12:33


    Richard bemerkte, wie Andrew ihn musterte, und stellte sich unwillkürlich die Frage, was er wohl sehen mochte, wenn er ihn ansah.
    Er wusste, wie er nach außen hin wirkte.
    Was andere Leute in ihm sahen.

    Aber er wusste nicht, wollte nicht vermuten, was Andrew dachte.
    Sie waren sich einmal sehr nahe gewesen, und umso schmerzlicher war es nun für Richard, zu sehen wie Andrew litt, ohne das er ihm helfen konnte.
    Er wollte für Andrew da sein, aber er brachte es nicht einmal zu Stande, ihm die Hand auf die Schulter zu legen, und ihm tröstliche Worte zu sagen!
    Stattdessen war das einzige, was er tun konnte, ihm nah zu sein, und zu schweigen, denn mehr hatte er nicht zu geben.
    Warum konnte er sich verflucht noch eins nicht selbst überwinden?
    Warum konnte er nicht die Kraft aufbringen, die er brauchte um einem Freund - seinem besten Freund - zu helfen, wenn dieser ihn brauchte?
    Und warum war es ihn nicht möglich, die Unsicherheit abzustreifen, die ihn gefangen hielt, und handlungsunfähig machte?
    Richard hasste diesen Zug an sich, und doch war ihm bewusst, dass er sich nicht daraus befreien konnte.
    Und bevor ihm das gelang würde die Beziehung zwischen Andrew und ihm bleiben, wie sie war.
    Zerbrechlich.

    Richard nickte leicht und lenkte seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.
    Er sah Andrew an, und lächelte einen kurzen Augenblick wehmütig, bevor Spott und Arroganz sein Gesicht erneut überschatteten.
    "Ja." Erwiderte er. Er erhob sich langsam und sah dann zu Andrew, der es ihm gleich tat.
    "Die Bibliothek?" Fragte er hob eine Augenbraue und musterte seinen Freund.
    "Oder doch lieber der Salon?" Schlug er vor, während er auf die Tür zusteuerte.
    Der Butler kam ihm bereits entgegen um den Tee abzuräumen, und Richard wies ihn mit leiser Stimme an, ihnen einen erneuten Tee zuzubereiten, bevor er sich wieder nach Andrew umsah, der ihm langsam, aber dafür entschlossen folgte.
    Richard konnte sehen, dass er einen innerlichen Kampf ausfocht, auch wenn er keine Ahnung hatte, gegen wen oder was.
    Fakt war, dass er wahrscheinlich nochmals eine hübsche, kleine, schwarze Schlange zu Gesicht bekommen würde, und dieses Mal beabsichtigte er sie lebend zu bekommen. Da war es schön und gut, wenn Andrew das Mistding ein wenig ärgerte.
    Einmal davon abgesehen, dass Richard keinerlei Schutzvorkehrungen für das Haus treffen konnte, bevor Andrew seinen... was auch immer nicht losgeworden war.

    Richard war zwar nicht für seine Geduld bekannt, doch in diesen einem speziellen Fall würde er warten.
    Bis es soweit war.
    Und dann würde er handeln.

    tbc: Kleiner Salon (Richie & Andy)



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