Verrauchter, kleiner Saal

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    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 28.02.2007, 23:27

    Verrauchter, kleiner Saal
    pp: Strassen

    Kaum war Frederick eingetreten, wurde auch die Tür hinter ihm geschlossen und verriegelt. Man zog es vor lieber kein Aufsehen zu erregen und jegliche Störung zu vermeiden, wofür die Kundschaft wiederum sehr dankbar war.

    Frederick ging den langen Korridor entlang und konnte bereits den Duft des Opiums ausmachen, der ihm entgegenschlug. Er schob den schmutzigen Vorhang zur Seite und betrat schließlich einen Saal, der in dem schwachen Schein der Gaslaternen und dem Rauch, der alles verschleierte, beinahe gespenstisch wirkte.
    Zu dieser Zeit waren noch nicht viele Menschen hier und Frederick zog sich in eine der Ecken zurück, um ungestört zu bleiben.
    Er ließ sich auf der schmutzigen Matratze nieder und nahm von einem jungen Kerl eine lange, dünne Pfeife entgegen.

    Frederick vermied es die Menschen um sich herum näher zu betrachten, denn dabei fiel ihm jedes Mal seine eigene Schwäche auf.
    Er hatte bereits versucht vom Opium loszukommen, doch es war vergebens. Es zog ihn immer wieder hierher und auch wenn der leblose, verschleierte Blick der Leute hier drin auf Außenstehende beunruhigend wirken musste, war ihm dies alles doch so vertraut und zugleich auch ein Teil von ihm selbst geworden.

    Frederick nahm die Pfeife und beugte sich über eine Lampe, die neben seiner Matratze auf dem Holzboden stand um sie zu entzünden.
    Es genügten nur einige wenige Züge und Fredericks Körper sank langsam auf die Matratze zurück. Er schloss die Augen und fühlte, wie das Opium seinen Körper in Besitz nahm und in seinen Geist eindrang.
    Alle Erinnerungen schienen sich aufzulösen und den Blick auf einen Ort freizugeben, der aus süßem Vergessen bestand.
    Und das Beste daran war, es hatte gerade erst begonnen.

    ooC: Danke für die Opiumhöhle, der Freddy weiß es zu schätzen. ;-)



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 27.08.2007, 18:51


    pp: Foyer / Eingangsbereich.

    Richard passierte den Eingangsbereich, kaum dass der kleine Mann mit dem blonden Haar ihm den Weg freigemacht hatte, und schritt ohne ihn weiter zu beachten in die angegebene Richtung.
    Er folgte dem Korridor, und gelangte in einen großen unübersichtlichen Raum, der von Rauch vernebelt war.
    Das Licht war nur gedämpft, und überall lagen Menschen herum, einige von ihnen völlig weggetreten, andere stöhnten leise, aber eines war dennoch klar:
    Es war ein Bild des Jammers und des Elends und wenn Richard ehrlich war, dann fand er es zutiefst abstoßend.
    Wie konnte man sich so gehen lassen?
    Wie konnte man alles wegwerfen, was man hatte, für soetwas?
    Okay, zugegeben, die meisten der Menschen hier hatten vermutlich einfach nichts.
    Ihre Leben waren ebenso wertlos wie ihre Persönlichkeiten, und es trauerte ihnen wohl kaum einer nach, wenn sie langsam vor sich hinsiechten, und irgendwann einfach nicht mehr aufwachten.

    Richard zückte ein Taschentuch (Man mag es kaum glauben, ein WEIßES Taschentuch) und hielt es sich vor den Mund.
    Man konnte schließlich nicht genau wissen, an welchen Krankheiten all der Abschaum hier litt, und es wunderte ihn nur wenig, dass sich Krankheiten und Seuchen in Etablissements wie diesen geradezu rasend verbreiteten.
    Er suchte sich fein säuberlich seinen Weg zwischen den Halbleichen hindurch und achtete peinlich genau darauf, mit keinem dieser Menschen in Berührung zu kommen, sah sich aber gleichzeitig nach einer Spur seines Freundes um.
    Unter dem gemeinen Volk das hier in dem großen Raum kreuz und quer auf dem Boden lag schien er jedenfalls nicht zu sein, und so ging er weiter, noch immer heimlich hoffend, dass Bellman ihn belogen hatte und Frederick nicht hier war.
    Andererseits hatte er die Panik in Bellmans Augen gesehen, und er kannte sich selbst und den Eindruck den er bei anderen hinterließ zu gut um anzunehmen, dass der Mann es tatsächlich gewagt hatte, ihn anzulügen.
    Er gelangte in einen etwas schmaleren Raum, der zahlreiche Nischen barg, und die meisten von ihnen waren mit Stofftüchern verhangen, um den Kunden wenigstens die Illusion von Privatsphäre zu suggerieren.
    Schweigend ging Richard von einer Nische zur nächsten, schob die Stoffbahnen beiseite, und warf einen Blick auf die Menschen, die sich dahinter befanden.
    Es war ekelerregend, und der Gestank kaum auszuhalten.
    Warum taten sich Menschen derlei Dinge wissentlich an?
    Es war ja nicht so, dass Richard niemals mit Opium oder Absinth herumexperimentiert hatte, oder er nicht ab und an nach letzterem Griff.
    Aber so etwas....
    Niemals!

    Gerade als die Hoffnung, dass Frederick nicht hier war, erneut begann in ihm aufzukeimen, schob er eine weitere Stoffbahn beiseite.
    Nur um dort ebenjenen Freund liegen zu sehen, nachdem er bereits gesucht hatte.
    Fredericks Augen waren geweitet, glasig, und in seiner Hand lag eine lange Pfeife.
    Der Mann schien zwar wach, aber nicht bei Bewusstsein zu sein, und so sehr sich Richard auch um ihn sorgte, wallte im gleichen Augenblick Zorn in ihm auf.
    "Frederick!" Sagte er laut, aber Resnick reagierte nicht gleich.
    "Frederick!" Wiederholte Richard, diesmal lauter, strenger, aber als der Mann erneut nicht reagierte, verpasste er ihm eine schallende Ohrfeige.
    Entweder das oder ein Eimer Wasser sollten helfen. Aber Wasser war keines da, und die Ohrfeige ohnehin unangenehmer und schmerzhafter.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 27.08.2007, 19:24


    Frederick wusste nicht wie lange er schon dort gelegen hatte. Es war ihm auch vollkommen egal.
    Es war ein herrliches Gefühl. Angenehm warm und tröstlich und am liebsten wäre er nie mehr wieder aus dieser Geborgenheit zurückgekehrt, in den Zustand, der ihm viel zu wider war.
    In eine Realität, die nur aus Gewalt und Verbrechen bestand und von der er die Nase voll hatte.
    In den Moment, die er hier im Drachen verbrachte, hatte er aufgehört zu existieren und war zurückgekehrt an einen besseren Ort, von den ihn keiner verdrängte und an dem ihn seine Probleme und die Eindrücke des Alltags nicht mehr aufspüren konnten.
    Frederick Resnick war in einem Zustand der vollkommenen Zufriedenheit angelangt und er wäre glücklich darüber gewesen, wenn er diesen Moment noch weiter hätte auskosten dürfen, doch dem war nicht so.
    Von irgendwoher, weit weg, hörte er plötzlich seinen Namen, doch er schenkte dem allem keine Beachtung.
    Er schloss die Augen und wandte sich zur Seite, als könnte er damit verhindern, in die kalte Realität zurückzukehren.
    Doch irgendetwas oder besser gesagt, irgendwer schien etwas dagegen zu haben.
    Plötzlich fühlte Frederick einen Schmerz an seiner linken Wange, woraufhin er langsam die Augen aufschlug und versuchte sich zu orientieren.
    Es gelang ihm nicht.
    Noch immer war es dunkel, doch über ihn löste sich der Umriss eines dunklen Schattens heraus.
    Aus zusammengekniffenen Augen blickte Frederick nach oben zu der Gestalt und fragte dann „Bellman……sind…sind Sie das? Ich habe Ihnen gesagt Sie sollen mich nicht stören…Urlaub und so. Verschwinden Sie.“
    Mit diesen Worten wandte er sich von der Gestalt ab und schloss die Augen.
    Er wollte schlafen, nichts als schlafen und dabei träumen.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 27.08.2007, 19:35


    Richard sah, wie Frederick sich bewegte, die Augen aufschlug, blinzelte, irgendetwas von sich gab und sich dann umdrehte, offenbar dazu entschlossen ihn zu ignorieren.
    "Frederick!" Zischte Richard erneut, packte den Mann am Kragen und zwang ihn dazu, ihn anzusehen.
    "Komm gefälligst zu dir!" Sagte er schneidend, als er aber sah, dass Worte allein erneut nichts zu helfen schienen, verpasste er seinem Freund erneut eine Ohrfeige - diesmal auf die andere Wange.
    Vielleicht sollte er doch den Eimer Wasser....?
    Noch immer sah Resnick nur verwirrt drein, schien ihn nicht zu erkennen, und keine Ahnung zu haben, wer er war, oder dass er nicht Bellman war.
    Richard zog ihn ein wenig unsanft in eine sitzende Position, warf einen Blick auf die Pfeife und schlußfolgerte dann richtig, dass sein Freund auf Opium war.

    "Ich rede mit dir, hörst du?" Als Frederick wieder nur verwirrt blinzelte und ganz offensichtlich in anderen Gefilden zu schwelgen schien, entschied Richard ihm eine dritte Ohrfeige zu verpassen, und tatsächlich schien die Behandlung langsam Wirkung zu zeigen.
    "Steh auf." Forderte Richard harsch, und nahm wieder voller Abscheu das Taschentuch vor den Mund.
    Wie konnte er nur?
    Wie konnte er sich so gehenlassen?
    Und warum?
    War er so verzweifelt? So desillusioniert?
    Kein Wunder, sah der Inspektor von Mal zu Mal schlechter aus!



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 27.08.2007, 20:06


    Anscheinend war Bellman an diesem Tag energischer als sonst, denn auch wenn Frederick sich zur Wand gedreht hatte, wollte sein Assistent keine Ruhe geben.
    Unsanft wurde er am Kragen gepackt und umgedreht und erst jetzt merkte Frederick, dass an Bellman irgendetwas nicht stimmte.
    Der Mann vor ihm war schmäler gebaut und auch nicht so behäbig und als der Inspektor sich auf die Stimme seines Gegenübers konzentrierte, dämmerte ihm langsam, wer da vor ihm stand.

    Trotzdem brauchte er noch einen Moment, um die Eindrücke zu verarbeiten.
    In der Zwischenzeit bekam er nochmals eine Ohrfeige, die, zugegeben weh tat, aber ihn doch ein wenig klarer im Kopf werden ließ.
    Er versuchte Richards Hände von seinem Kragen zu lösen, doch sein Freund schien darauf nur noch ein wenig barscher zu reagieren und brachte ihn dabei in eine, mehr oder weniger, sitzende Position.

    „Was ist los?“ fragte Frederick noch immer leicht verwirrt und blickte zu dem Schatten empor. „Was….was willst du hier?“

    Fredericks Stimme klang belegt und sogar ein wenig vorwurfsvoll, als wäre diese Unterbrechung eine bodenlose Frechheit.
    In diesem Augenblick spürte er auch keinerlei Scham für das, was er hier tat. Im Gegenteil, er fühlte sich sogar im Recht hier zu sein und die Störung war ziemlich unangebracht.
    Er hatte bezahlt und wollte daher auch den Rausch der Droge bis zur letzten Sekunde auskosten.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 27.08.2007, 21:17


    "Was ich hier will?" Fragte Richard mühsam beherrscht.
    Immerhin schien es als würde Frederick langsam klare Gedanken fassen können - das war gut!
    "Ich habe dich gesucht." Erklärte er schließlich, darauf bedacht, Frederick bei Klarheit zu erhalten.
    "Ich wollte mit dir über deinen Fall sprechen. Und wo finde ich dich? Hier." Er hatte das Taschentuch wieder herunter genommen, und sah sich angewidert um.
    "Hier unter Abschaum, Zuhältern und anderen Junkies." Er richtete seinen Blick wieder auf Frederick und musterte ihn.
    Die müden und abgekämpften Züge, das ausgezehrte, leere Gesicht.
    Frederick war nicht das erste Mal hier, das wurde Richard in diesem Moment bewusst.
    Er musste hier regelmäßig herkommen und Bellman hatte davon gewusst und den Mund gehalten.
    Er hatte Frederick mit offenen Augen ins Verderben laufen lassen.
    Aber, wenn er ehrlich war, hatten Andrew und er auch nichts anderes gemacht.

    Genaugenommen war es bei ihnen sogar schlimmer, denn sie beide hatten Freddys Zustand allein seiner Arbeit zugeschrieben.
    "Warum tust du dir das an? Warum drangsalierst du dich selbst so?" Fragte er und die grünen Augen blitzten verständnislos.
    Er verstand es nicht. Frederick war erfolgreich.
    Und in der Position die er inne hatte durchaus angesehen, auch wenn er wohl nie an die Oberste Gesellschaft heranreichen würde (Aber wer tat das schon?!)
    Er hatte doch im Grunde alles, was er im Leben brauchte... warum also flüchtete er sich hier her?
    Warum riskierte er alles, setzte er alles auf's Spiel?
    Es half doch nichts, wegzulaufen!
    Er wünschte sich, einfach die Hand nach Frederick ausstrecken zu können und ihn hier wegzubringen, aber so einfach war es nicht.
    Frederick war ein erwachsener Mann, und Richard nicht der Typ Mensch, der sich um andere sorgte.

    Überhaupt war ihre Freundschaft, so denn man ihre Beziehung so nennen wollte, zutiefst komisch.
    Sie kannten sich, aber Richard war sich nicht einmal sicher, ob sie sich wirklich leiden mochten, denn zu oft gerieten sie aneinander.
    Andrew war schon von jeher eine Art Bindeglied zwischen ihnen gewesen, und dennoch musste Richard zugeben, dass er eigentlich mehr Zeit mit Frederick verbrachte, als mich Andrew.
    Und dass er Fredericks Gesellschaft zeitweise sogar sehr genoß.
    Und das wiederum führte ihn dazu, dass es wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht war, wenn sie alle zusammen wegfuhren.
    Was er Frederick... später mitteilen würde.
    Ohne Widerrede zu dulden.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 27.08.2007, 21:47


    Frederick begriff nur langsam, wovon Richard da überhaupt sprach. Er hatte seine Gedanken vollkommen ausgeblendet gehabt und nun war es sehr mühsam in die Realität zurückzufinden.
    Noch immer saß der Inspektor gegen die Wand gelehnt dort und hatte nun die Augen geschlossen. Er fühlte sich dadurch ein wenig besser, da das abrupte Aufsetzen ihm Übelkeit bescherte.

    „Fall? Was für ein Fall? Wovon redest du?“ wollte er von Richard wissen. Im selben Moment dämmerte ihm jedoch, worüber der Schatten mit ihm sprach.
    Frederick konnte sich daran erinnern, dass er Richard am Morgen dieses Tages einen Umschlag gegeben hatte, in welchem die Einzelheiten einer Mordserie enthalten waren, die die Londoner Polizei gerade in Atem hielt.
    Ein wichtiger Fall, wie Frederick schien, doch im Augenblick nicht wichtig genug, um ihn vom Boden hochzukriegen.
    „Ach ja, der Fall…..kannst du mir deine Gedanken schriftlicht zukommen lassen? Im Moment ist es ein….wenig ungünstig.“

    Er ließ den Kopf gegen die kühle Mauer in seinem Rücken sinken und dachte für ein paar Sekunden nach.
    Mit keiner Erklärung würde er Richard verständlich machen können, warum er hier war und weshalb er sich dieses Elend antat.
    Er wusste es im Grunde ja selbst kaum und wollte auch am liebsten gar nicht darüber nachdenken.
    Diese Zeiten waren lange vorüber, stattdessen nahm er die Tatsache einfach so hin wie sie war. Er war tief gesunken und doch konnte er nichts anderes tun, als darüber nachzudenken, wie er nun Richard dazu bekam, ihn in Ruhe hier liegen zu lassen.

    Doch Frederick kannte diesen Mann schon viel zu lange und wusste, dass sich Richard nicht so einfach mit ein paar Worten abspeisen lassen würde.
    Er konnte seinen abfälligen Blick auf sich spüren und sich auch vorstellen, was er nun von ihm denken musste.
    Frederick verübelte ihm das nicht, vielleicht hätte er in einer ähnlichen Lage genauso reagiert.
    Er konnte ihm keine Antwort auf seine Frage geben.
    Nicht jetzt, nicht hier.
    Er musste erst einmal klar im Kopf werden und das war schwierig, zwischen dem Opiumduft, der in der Luft lag.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 27.08.2007, 22:27


    "Könnte ich, sehe ich aber nicht ein, da ich es dir ohnehin nochmals ausführlich erklären müsste." Gab Richard zur Antwort, und maß Frederick erneut mit skeptischem Blick.
    Frederick schien zwar wieder zu sich zu kommen, war aber offenbar noch immer nicht so ganz wieder da.
    "Komm." Sagte er schließlich, und seine Stimme klang nicht mehr halb so scharf wie zuvor, auch wenn sie alles andere als freundlich war.
    "Du musst erstmal hier raus. Dann können wir reden." Er griff ihm ungefragt unter die Arme, und zog ihn auf die Beine.
    Frederick stand wackelig dort, hatte Probleme mit der Balance und Richard fürchtete schon, er würde wieder umkippen.
    Wieso gab Frederick seine Kontrolle auf diese erbärmliche Art und Weise weg?
    Was versuchte er denn zu betäuben?

    Er merkte, dass Frederick sich dagegen sträubte ihm einfach so nach draußen zu folgen, aber Richard war das egal.
    In solchen Dingen hatte er glücklicherweise soviel Einfühlungsvermögen wie ein Kieselstein - sprich gar keines, und so fielen ihm der verklärte unwillige Blick seines Freundes zwar auf, aber er ignorierte ihn, wie er vieles ignorierte, das ihm nicht passte.
    "Meine Kutsche steht draußen." Teilte er ihm mit, und erneut hob er sich kurz das unpassende weiße Taschentuch an den Mund.
    Blieb nur zu hoffen, dass all diese armen Kreaturen hier keinerlei ansteckenden Krankheiten an sie herantrugen.

    Mann, wenn wunderte es eigentlich, dass Freddy ständig krank aussah, wenn er seine Freiheit in diesen Infektionspoolen verbrachte?
    Als er merkte, wie Frederick noch immer zögerte, sah er sich um, und entdeckte einen Menschen, der offensichtlich hier arbeitete.
    Er winkte ihn zu ihnen heran.
    "Es gibt noch mehr, das ich gerne mit dir besprechen würde, aber dazu brauche ich dich wach und bei klarem Verstand." Erklärte er ihm, und als der andere Mensch angekommen war, steckte er ihm eine Pfundnote zu, und bedeutete ihm, Frederick unter die Arme zu greifen, bevor dieser noch zusammenklappte, oder sich womöglich übergab, denn so blass und schlecht wie er im Moment aussah, schloss Richard das nicht aus.
    Er hatte zwar nur zwei Semester Anatomie an der Universität gehabt, aber DAS konnte er dennoch einschätzen.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 27.08.2007, 22:56


    Genau das hatte Frederick kommen gesehen. Richard würde seinen Willen in dieser Sache durchsetzten und ihn hier rauszerren.
    Frederick wollte zunächst nicht, doch gab schließlich doch nach.
    Als sein Freund ihn auf die Beine zog, wurde ihm augenblicklich wieder übel und er musste für einen kurzen Moment die Augen schließen, um sich nicht zu übergeben.
    Nach einer Weile war sein Magen jedoch so an die Situation angepasst, dass er die nächsten Schritte wagen konnte und langsam folgte Frederick seinem Freund in den Saal.
    Hier war die Luft ebenfalls voller Opiumrauch, doch der war nicht mehr so stark und konzentriert wie in der kleinen abgetrennten Nische, in der Richard ihn gefunden hatte.

    Sie bewegten sich durch den Raum, Richtung Ausgang und je näher sie diesem kamen, umso mehr merkte Frederick, wie seine Lebensgeister wieder erwachten.
    Zumindest konnte er aufrecht gehen, ohne dass der Junge neben ihm mit ihm umfiel. Das war schon mal ein großer Fortschritt, fand Frederick.
    Es konnte noch nicht lange her sein, dass er das Opium geraucht hatte, denn er fühlte sich benommener als sonst.
    An den anderen Tagen hatte er immer genügend Zeit gehabt, um sich wieder von dem Rausch zu erholen, doch Richard hatte ihn dermaßen überrumpelt, dass er im ersten Moment gar nicht gewusst hatte, wo genau er denn nun war.

    „Was ist heute für ein Tag?“ fragte er, nur um ganz sicher zu gehen, dass er mit seinen Überlegungen richtig lag.
    In der Zwischenzeit waren sie auch bereits vor der Tür angelangt (tbc: Tür und Foyer) und Frederick atmete tief durch, während er sich gegen die Hausmauer lehnte und zwar ganz ohne jegliche Hilfe.
    „Hallo Henry.“ grüßte er dann den Kutscher, weil dieser ihm einen merkwürdigen Blick zuwarf und holte dann eine Zigarette aus seiner Jacke hervor.
    Mit leicht zittriger Hand entzündete er ein Streichholz und führte es zur Zigarette.
    „Worüber willst du denn noch mit mir reden? Muss ganz schön dringend sein.“



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 27.08.2007, 23:23


    "Ist es eigentlich nicht." Antwortete Richard, der neben Frederick hinaus in die grelle Herbstsonne getreten war.
    Er gab offen zu, dass er wahrscheinlich nicht so ganz hier her passte, in seinem schwarzen, langen Mantel mit den schwarzen Lederhandschuhen und dem Stock aus dunklem Holz.
    Sein Haar schimmerte im Sonnenlicht und sah aus, als würde jede einzelne Strähne in dunkles Blut getaucht, wann immer Licht darauf schien, und das allein hielt die Menschen schon davon ab, sich ihm zu nähern.

    "Wir haben Mittwoch." Erklärte er anschließend, sah kurz zu Henry, sprach den Kutscher allerdings nicht an.
    "Stört dich das nicht, dass du alles um dich herum vergisst? Du solltest dich mal sehen. Das Bild das du bietest ist erbärmlich. Mehr als das sogar." Richard schüttelte leicht den Kopf.
    Was genau war eigentlich Fredericks Problem?
    "Ich hab Andrew bei einem Arzt abgesetzt. Aber eigentlich hätte ich wohl dich genausogut bei ihm absetzen können. Du brauchst Hilfe, Frederick. Bist du dir dessen bewusst?"
    Er musterte ihn von oben bis unten.
    Die frische Luft hatte zwar zumindest in sofern geholfen, als er nun ein wenig mehr Farbe im Gesicht hatte, und nicht mehr von Übelkeit übermannt zu werden schien, aber wirklich besser sah er noch lange nicht aus.

    Richard kannte die Wirkungen - und Nebenwirkungen von Opium, und nur zu gerne hätte er sie Frederick an den Kopf geworfen.
    Nur war es wohl kaum an ihm, das zu tun.
    "Es gibt mehrere... Dinge zu besprechen." Fuhr er schließlich fort, auch wenn das Thema Opium damit noch längst nicht vom Tisch war.
    "Allerdings würde ich es vorziehen, sie irgendwo zu besprechen, wo es außer uns niemand hört."
    Er nickte zu seiner Kutsche herüber, und machte sich auch gleich daran, sie zu besteigen, während er darauf wartete, dass Frederick ihm folgte.



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Frederick Resnick - 27.08.2007, 23:46


    „Erspar mir das bitte. Das bringt ja doch nichts.“ sagte Frederick und hob abwehrend die Hände.
    Er hatte bereits unzählige Standpauken von Bellman bekommen, dem die ganze Sache wohl noch weniger Sorgen bereiten sollte. Doch Bellman steckte seine Nase vornehmlich in jede Angelegenheit, die nicht zu seinem Aufgabengebiet gehörten, wodurch Frederick bereits den einen oder anderen unschönen Kommentar von ihm mitgeteilt bekommen hatte.

    Von Bellman konnte er das ertragen, nicht jedoch von Richard.
    Der Okkultist war keinesfalls verweichlicht. Er hatte in seinem Leben bereits viel kennen gelernt und konnte deshalb kaum noch überrascht werden.
    Da sollte es doch ein Leichtes für Richard sein, diese neue Wahrheit hinzunehmen und einfach darüber zu schweigen.
    Damit würde vieles vereinfacht werden und genau das war es, was Frederick wollte.
    Einfache, klare Strukturen in seinem Leben. Ohne viel Gefühlsduselei und dem ganzen Drumherum.

    Frederick fuhr sich mit der Hand durch sein strähniges Haar und nahm noch ein paar Züge von der Zigarette, bevor er sie auf den Boden warf.
    Die frische Luft hatte ihm gut getan und mittlerweile fühlte er sich auch wieder fast normal. Als er sich von der Mauer abstieß hatte er kurz Probleme gradeaus zu gehen, doch das legte sich nach ein paar Schritten.
    Er war wieder der Alte oder zumindest fast.
    Frederick fühlte sich sehr müde und ausgelaugt, doch zumindest war das Übelkeitsgefühl verschwunden.
    Er setzte sich in die Kutsche, möglichst nah zum Fenster, das einen Spalt weit offen war.

    Erwartungsvoll blickte er Richard an. Es musste sich doch um irgendetwas Bedeutsames drehen, schließlich hätte der Okkultist sonst nicht den ganzen Weg bis hierher in Kauf genommen.
    „Also erzähl, was ist los? Über was genau wolltest du mit mir reden?“



    Re: Verrauchter, kleiner Saal

    Richard Concord - 28.08.2007, 00:02


    Die Türe schloss sich, als die beiden Männer in die Kutsche eingestiegen waren und Henry nahm wieder auf dem Kutschbock platz und schnalzte mit der Zunge, woraufhin sich das Rappgespann in Bewegung setzte.
    Frederick hatte sich gegenüber von Richard gesetzt, so dass sie sich während der Fahrt und ihrem Gespräch ansehen konnten.
    Der Okkultist musterte seinen Freund schweigend, wie er es in den vergangenen Minuten schon häufiger getan hatte und obgleich ihm zahlreiche Dinge eingefallen wären, die er ihm vermutlich an den Kopf hätte werden oder ins Gewissen hätte reden sollen schwieg er.
    Im Moment brachte es wohl tatsächlich nichts.
    Und schon gar nicht aus seinem Munde.
    Sollte Andrew Frederick über das aufklären, was er da riskierte, und über die Folgen, die das für ihn bedeuten konnte.
    Vielleicht hörte Frederick ja auf ihn.

    Richard stand es nicht zu, sich einzumischen, auch wenn diese Entwicklung selbstverständlich auch ihn beunruhigte, und er das nicht gut heißen konnte.
    Viel ärgerlicher war er eigentlich über die Tatsache, dass Frederick mit solchem Abschaum herumhing... und ER selbst seinen Fuß dorthinsetzen musste, um den Kriminologen zu FINDEN!
    "Mehrere Dinge." Erklärte er schließlich kurzangebunden, und schwieg anschließend, während die Kutsche sich in Bewegung setzte.
    Richards Blick glitt zwischen dunklen Vorhängen hindurch nach draußen, und er sah herbstliches Lauf von einigen Bäumen fallen.
    "Bezüglich deines Falles... wäre es möglich, dass ich mir die Leichen ansehe?" Hakte er nach und sah Frederick dabei fest in die Augen.
    Generell war es nicht gestattet, sich Leichen anzusehen, wenn man nichts mit den Fällen zu tun hatte. Selbst als Ermittler musste man aufpassen was man tat, und sie nach Möglichkeit nicht berühren, weil man sonst als Leichenschänder in Verruf kommen konnte.
    In Richards Fall war es noch ein wenig komplizierter.
    Er musste aufpassen, dass man ihm nicht vorwarf, die Leichen wieder zum Leben erwecken zu wollen.

    "Das wäre hilfreich, und könnte meine Theorien untermauern. Wenn ich richtig liege, habe ich möglicherweise eine Spur für dich."
    Richard lehnte sich in die Polster zurück, und sein Gesicht verschwand fast gänzlich im Schatten und nur das Glitzern der blassgrünen Augen verriet, dass er Frederick weiterhin durchdringend ansah.



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